Pläne

Details

Adresse
Südtiroler Platz 2, 8020 Graz, Österreich
Mitarbeit Architektur
Niels Jonkhans (Design Architekt), Mathias Osterhage, Marcos Cruz
Tragwerksplanung
Bollinger+Grohmann
Fotografie
Paul Ott
Weitere Konsulent:innen
Licht- und Medienfassade BIX: realities united, Berlin (D)
Planung
2000 - 2002
Ausführung
2002 - 2003

Ausführende Firmen

Fassade: SFLTechnologies GmbH, Stallhofen (A)
Doppelt gerundete Acrylglas Panele: Zeiler GmbH
Stahlkonstrukution: SFL
Ventilation: Gravivent, TROX
Innenhaut: Morroxutti

Preise und Auszeichnungen

Publikationen

Presseschau

31. Januar 2004Der Standard

Bildräume

Fängt utopisches Bauen dort an, wo es blasig wird und Neonröhren hinter der Fassade pulsieren?

Fängt utopisches Bauen dort an, wo es blasig wird und Neonröhren hinter der Fassade pulsieren?

Das Kunsthaus Graz, ein Werk von Peter Cook und Colin Fournier, realisiert ebenfalls vom Büro Architektur Consult, stieß im ALBUM (27.9.2003) auf scharfe Kritik. Aber bemerkenswert ist die Medientauglichkeit des „Friendly Alien“. Wie die Cover zeigen, leistet es als Trägerrakete für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft gute Dienste. Archplus beschäftigt sich in der Doppelnummer mit der Zukunft der Architekturproduktion. Das ist eigentlich immer das Thema, doch dieses Mal lautet die Devise „Bildet Netzwerke!“, und das ist mal ein wirklich interessanter Ansatz. Du, die in redaktionelle Turbulenzen geratene Schweizer Zeitschrift für Qualitätsfeuilletonisten, lässt die Avantgarde auf wundervollen Fotostrecken entspannt vorüberziehen. Wenn einer die Zukunft kennt, dann John Jerde, der amerikanische Shopping-Spezialist, dem Dietmar Steiner eine Reportage widmet.

25. Oktober 2003Markus Mittringer
Der Standard

Blaue Blase fertig, passende Kunst gesucht

Schon „Einbildung - Das Wahrnehmen in der Kunst“, die erste Schau im Grazer Kunsthaus, zeigt, dass es einigermaßen schwierig werden wird, aus der blauen Blase einen brauchbaren und variablen Kunstraum abzuleiten. Andernorts hätte man im Folgenden die Kunst besprochen.

Schon „Einbildung - Das Wahrnehmen in der Kunst“, die erste Schau im Grazer Kunsthaus, zeigt, dass es einigermaßen schwierig werden wird, aus der blauen Blase einen brauchbaren und variablen Kunstraum abzuleiten. Andernorts hätte man im Folgenden die Kunst besprochen.

Einmal in die Jahre gekommen, wollen ältere Gebäude immer wieder einmal radikal gesäubert werden, heißt, von nachträglichen, im Lauf der Zeit oft wuchernden Einbauten befreit, wieder in den Urzustand zurückversetzt werden. Oft passiert das aus praktischen Erwägungen, oft ist so eine Radikalkur, genauso wie der Zubau vorweg, schlicht von Tagesmoden bestimmt.

Beim Kunsthaus Graz ist das anders: Es ist als Substanz brandneu, basiert aber auf einer optimistischen Idee aus den 60er-Jahren oder auch auf jenen Überlegungen zum Ausstellungsraum, die Friedrich Kiesler noch viel früher entwickelt hat. Das neue Kunsthaus Graz muss, um als Ausstellungsraum überhaupt erst bespielbar zu sein, gleich vorweg mit allerhand Ein- und Anbauten versehen werden.

Mit Stellwänden, Verschlägen und Kobeln musste ihm Direktor Peter Pakesch erst einmal ein Fassungsvermögen zimmern lassen, um Kunst, im konkreten Fall viel Flachware, überhaupt unter- und vor allem anbringen zu können. Weil: Wo kein Flecken gerader Wand, da lässt sich ohne besondere Vorrichtungen (vergl. Kieslers Vorschläge, die Bilder durch Arme gehalten vor den gekrümmten Flächen quasi schweben zu lassen) nichts anbringen. Dasselbe gilt im Übrigen für Projektionen: Auch dafür müssen künftig Ausstellung für Ausstellung eigens kostenintensiv Wände aufgezogen werden.

Zu diesen Basisschwierigkeiten kommt die Nebensächlichkeit, dass es für nicht selbsttätig leuchtende Kunst in den amorphen Gewölben an der Mur (man sieht sie bedauerlicherweise von innen nicht) schlicht zu dunkel ist. Aber Sponsoren sei Dank kann man alles nachjustieren. Und bevor man sich jetzt schon die Frage stellt, ob denn diese Präsentationsbedingungen den einzelnen Objekten gerecht werden, ist die Frage beantwortet, ob denn die Wände und Kobel die Architektur stören würden.

Ja! Jetzt teilen die sicherheitsbewusst massiv verbauten Schlitze für die Rolltreppen die beiden Ausstellungsebenen ohnehin schon brachial in Hälften, und dann steht auf den mageren verbliebenen Freiflächen auch noch inständig eine Barriere im Weg, um einen Blick so weit schweifen zu lassen, dass man dessen Strecke bezogen auf die Architektur auch als Achse bezeichnen könnte.


Maßkunsthaus

Man muss sich den durch die Einbauten evozierten Effekt in etwa so vorstellen, als könnte ein auf Eventgastronomie spezialisierter Baumeister ohne ökonomische Einschränkungen seiner Fantasie kreativ freien Lauf lassen und eine Raststätte als artifizielles Durcheinander von Themenwirten gestalten. In der oberen Ausstellungsebene - der mit den neonverstärkten Lichteinlass-Nozzles - schwebt über dem verunglückten Haufendorf dann noch ein Himmel voller fremder Galaxien.

Sicher, es wird sich Kunst finden - oder eher extra anfertigen lassen -, die mit all dem ordentlich zurechtkommt, und Pakesch hat ja seine Eröffnungschau Einbildung - Das Wahrnehmen in der Kunst als erste einer langen Reihe von Ausstellungen definiert, die versuchen werden, Grundlagen für dieses architektonische Experiment zu erarbeiten. Die Angst, der fortwährend erzwungene Raumbezug könnte die Möglichkeiten eines Hauses für permanent wechselnde Präsentationen zu sehr einschränken, es schlichtweg rasch fad werden lassen, in jeder Schau Peter Cook und Colin Fournier zum Thema zu haben - diese Angst konnte die Einbildung jedenfalls nicht lindern.

Eine Schau, die im besten Sinn ordentlich gemacht ist, das Thema der Perzeption variantenreich anreißt, eine Schau, die als Einführung in Grundlagen der Kunstbetrachtung ebenso für ein breites Publikum geeignet wie ob der Qualität einzelner Arbeiten auch Spezialisten zu befriedigen im Stande ist.

Wenn aber dann doch zwangsläufig die zugleich einströmenden Wahrnehmungen von Schauraum und Schaustück schmerzlich kollidieren, sei ein Besuch in Olafur Eliassons Rundum-Lichtraum anempfohlen: Das ist eine entspannende Lichttherapie für den gestressten internationalen Kunstfreund. Harmlos und schön. Oder ein Irren in Gianni Colombos Spazio Elastica - einem Nachbau, begründet durch die glaubwürdige Versicherung, man hätte das Original schon bei der legendären Grazer Trigon '67 zukunftsweisend gefunden.


[Bis 18 1. 2004
www.kunsthausgraz.at]

23. Oktober 2003Thomas Trenkler
Der Standard

„Die Räume sind eine Herausforderung“

(SUBTITLE) Kunsthaus Graz

Als Intendant des Landesmuseums Joanneum ist Peter Pakesch auch Chef des Kunsthauses. Über die Tücken der „blauen Blase“ und die ersten Ausstellungen, die im Konnex mit der Architektur stehen, sprach er mit Thomas Trenkler.

Als Intendant des Landesmuseums Joanneum ist Peter Pakesch auch Chef des Kunsthauses. Über die Tücken der „blauen Blase“ und die ersten Ausstellungen, die im Konnex mit der Architektur stehen, sprach er mit Thomas Trenkler.

Standard: Die Architektur des Grazer Kunsthauses wurde in den Medien großteils sehr negativ beurteilt, vor allem was die Ausgestaltung der Innenräume anbelangt. Und gerade die müssen Sie als Chef des Kunsthauses bespielen. Kein leichtes Unterfangen, oder?

Pakesch: Aber eine große Herausforderung - und von Tag zu Tag spannender! Bisher lassen die Räume sehr viel Spielraum zu und eröffnen ungewohnte Möglichkeiten. Ich glaube, wir können für Überraschungen sorgen.

STANDARD: Inwiefern? Um Tafelbilder präsentieren zu können, brauchen Sie doch Stellwände, weil es keine einzige plane Wand gibt. Wie viele Laufmeter mussten Sie denn für die erste Ausstellung in den Kuppelsaal und die darunter liegende Ebene aufstellen?

Pakesch: Leider habe ich die genaue Zahl nicht parat. Der untere Raum wird durch die Wände strukturiert. Im oberen Raum kommen wir mit ganz wenig Elementen aus. Dieser Bereich eignet sich ohnehin mehr für Skulpturen und Rauminstallationen. Glücklicherweise haben wir für die erste Ausstellung spektakuläre große Werke von Liz Larner, Anthony Caro und Ernesto Neto bekommen können.

STANDARD: Das Kunsthaus sollte eigentlich eine semitransparente Hülle haben. Doch der Kuppelsaal ist alles andere denn lichtdurchflutet: Trotz der „Nozzles“, die den Raum dominieren, herrscht eine recht düstere Stimmung vor.

Pakesch: Ja, ohne zusätzliche Beleuchtung geht es nicht. Das Kunsthaus ist kein Tageslichtmuseum. Eine transparente Hülle hätte kein akzeptables Raumklima gestattet. Und die Bauzeit hätte viel länger sein müssen. Technologisch war man offenbar noch nicht so weit. Und man hätte sich noch weiter von einer Verwendbarkeit des Raumes für Ausstellungen entfernt.

STANDARD: Gerade der „space 01“ soll in der Anfangsphase von Künstlern wie Sol LeWitt vermessen bzw. erprobt werden. Welche Erkenntnisse schweben Ihnen denn vor?

Pakesch: Sol LeWitt wird eine große Skulptur oder Installation schaffen. Er ist zeitlich durchaus mit der Idee der Architekten verbunden, aber er besetzt nicht eine idealistisch-utopistische Position, sondern eine sehr pragmatische, fast materialistische. Für beide Ebenen gilt, dass ich den Künstlern und ihren Werken besonders vertraue. Derzeit kann man erleben, wie sehr sich der Raum durch die Präsenz von Liz Larners 2001 verändert hat. Hier spielt eine große Skulptur die Decke an die Wand. Für den unteren Raum erhalten wir in Einbildung mit den Bildern von Sarah Morris, Richard Kriesche, Bridget Riley und einer Installation von Angela Bulloch bestimmte Durchblicke, die den Raum richtig verändern. Das soll sich danach mit der Personale Vera Lutter fortsetzen: Ihre raumgroßen Lochkamera-Fotos geben der Architektur neue Dimensionen.

STANDARD: In der Ausstellung „Einbildung“ werden auch Werke der im Jahr 2001 verstorbenen Helga Philipp zu sehen sein, die seit den 60er-Jahren ihrem Weg treu blieb. Wollen Sie mit dieser Op-Art auch eine Verbindung zur Architektur herstellen, die ebenfalls auf Konzepten der 60er fußt?

Pakesch: Natürlich gibt es hier eine starke Verbindung zu den 60er-Jahren. Das wird von der Architektur vorgegeben, aber auch von der Logik der Grazer Kunstsituation. Mit Wilfried Skreiner, dem langjährigen Leiter der Neuen Galerie, und vor allem mit seiner Ausstellung trigon'67 wurden wichtige Schritte in die Internationalität gesetzt. Ganz stolz bin ich darauf, dass wir den spazio elastico von Gianni Colombo aus der trigon'67 rekonstruieren konnten. Dabei handelt es sich um ein ganz bedeutendes Werk. Von hier die Verbindung zu den Jungen wie Esther Stocker, Olafur Eliasson, Sarah Morris und so weiter zu schließen ist spannend.

STANDARD: Sie erhalten 4,2 Millionen Euro jährlich vom Land Steiermark und der Stadt Graz - für alles: Gebäudeerhaltung, Betriebskosten, Personal und Ausstellungen. Wird das Budget ausreichen?

Pakesch: Bezüglich der Betriebskosten gibt es zwar recht präzise Schätzungen, aber natürlich noch einige Unsicherheitsfaktoren. Wenn wir eine gute Zahl an Sponsoren finden, wird das Budget ausreichen. Ich würde mir wünschen, ich hätte in den anderen Abteilungen des Joanneums ähnliche finanzielle Möglichkeiten und einen ähnlichen Zugang zu Sponsoren.

STANDARD: Die Kinderzone „space 03“ ist ein mit dunklem Kunststoffboden ausgelegtes, beinahe fensterloses und recht niedriges „Loch“. Werden genervte Eltern ihren Kindern künftig nicht drohen: „Wenn du schlimm bist, kommst du ins Kunsthaus!“?

Pakesch: Ich glaube, es wird das Gegenteil der Fall sein: „Wenn du schlimm bist, darfst du nicht ins Kunsthaus!“ Der Raum bietet ein hohes Maß an Geborgenheit, viele Besucher sind begeistert. Wir sind eben dabei, diesen Bereich einzurichten und eigene Programme zu entwickeln. Für Kinder gibt es aber auch einiges in der Ausstellung Einbildung zu sehen und zu entdecken.

STANDARD: Mit Peter Weibel, dem Chefkurator der Neuen Galerie, kuratieren Sie eine Schau über kinetische Kunst.

Pakesch: Ja, für den Herbst 2004 als zweite große Ausstellung über beide Ebenen in Zusammenarbeit mit dem Musée Jean Tinguely in Basel: Nach der Wahrnehmung wird es um die Bewegung gehen. Wir wollen einen Bogen von den späten 60ern bis in die Gegenwart spannen und haben bereits einige Künstler mit Projekten beauftragt, zum Beispiel Thomas Baumann und Jeppe Hein. Aber natürlich wird Tinguely eine wichtige Rolle spielen. Parallel dazu ist auch eine Ausstellung zum Thema in der Neuen Galerie geplant.

03. Oktober 2003Markus Mittringer
Der Standard

„Man muss Künstler finden, die kämpfen können“

(SUBTITLE) Der erste Jour fixe im Grazer Kunsthaus galt der Architektur des „Friendly Alien“

Der venezianische Architekturtheoretiker Marco De Michelis kam zum ersten „Kunsthaus Jour fixe“ nach Graz. Thema der vom Standard mitveranstalteten Diskussionsreihe war das „Friendly Alien“ selbst. Davor schilderte er erste Eindrücke.

Der venezianische Architekturtheoretiker Marco De Michelis kam zum ersten „Kunsthaus Jour fixe“ nach Graz. Thema der vom Standard mitveranstalteten Diskussionsreihe war das „Friendly Alien“ selbst. Davor schilderte er erste Eindrücke.

Er kam nach Graz, ohne sich vorher Fragen gestellt zu haben. Marco de Michelis, Dekan der Architekturfakultät von Venedig und bis 2003 Professor an der Bauhaus-Universität Weimar, war aber hochgradig neugierig. Immerhin gab es das erste Gebäude zu besichtigen, das Peter Cook, ein weltberühmter Architekt, mit 66 vorlegt.

Und? „Positiv, städtebaulich witzig, weich, nicht so aggressiv, ein Ball. Es wirkt temporär, wie eine Installation, aufgeblasen, und in zwei Wochen geht die Luft aus und alles verschwindet. Jetzt gilt es zu warten, wie ein festeres städtisches Bild entstehen wird.“

Die Transparenz schätzt De Michelis, die Inszenierung, den Sog nach oben, den zwingenden Parcours, den die Rolltreppen vorgeben. Fraglich erscheint ihm der unterschiedliche Charakter der beiden Ausstellungsebenen. Hier beginnt dann wieder die ewige Diskussion um die „White Box“. Der neutrale Raum hat sich zwar als funktionsfähig erwiesen, aber als endgültige Lösung möchte De Michelis ihn nicht zementiert wissen. Das wäre auch historisch nicht haltbar: „Alte Museen waren auch nie neutral. Die Kunst musste immer eine Dialektik entwickeln. Wir haben alle wunderbare Ausstellungen gesehen in Räumen, die total schwer zu bespielen sind. Und langweilige in weißen Boxen. Die erste Etage in Graz kann da auch Impulse geben. Skeptisch bin ich bezüglich des oberen Raums. Da haben sich die Architekten überschätzt. Das Beleuchtungssystem sieht aus wie eine Installation von Lucio Fontana. Da muss man schon jemanden finden, der in der Lage ist, dagegen zu kämpfen. Sol LeWitt, der 2004 dort ausstellen wird, sollte aber genug Quadratisches liefern, um gegen den oberen Raum zu boxen.“

Das Grazer Kunsthaus sei „sympathisch naiv“, voller Details, die architektonisch nicht richtig zu Ende gedacht wurden, der Preis eben für eine Planung in „jugendlich-unkritischem Optimismus“. Und: „Ein bisschen alt ist es geboren, auf erstaunliche Weise nicht aktuell. Obwohl ich es nicht als spät realisiertes Werk von archigram sehe. Aber es ist in diesem Zeitgeist der 70er-Jahre“.

Herzog/de Meuron oder Zumthor, diese „so genannten Minimalisten“ der jüngeren Generation, verteidigt De Michelis das Naive, „sind so seriös, sie dramatisieren jedes Problem, jedes Detail wird zu einem Dilemma hochstilisiert. Etwa Bregenz ist von ungeheuerer Härte. In Graz ist alles spielerisch, dass ist eine Qualität.“

Ob man anstatt von Spielerisch nicht auch von einem zu großen Kompromiss zwischen Entwurf und Realität sprechen könnte? „Es braucht doch diese besonderen Technologien nicht. Man muss damit aufhören, immer Raketen bauen zu wollen. Wer behauptet, er würde Raketentechnologie benutzen wie Foster oder Rogers, der ästhetisiert doch nur den Traum einer Moderne. Das ist marktorientiert, da geht es doch nur darum, den Leuten vorzugaukeln, dass die Fabriken nicht schmutzig, sondern so sauber sind wie eine Waschmaschine, und so sehen sie dann auch aus.“

Könnte es sein, dass der Hang zu spektakulären Entwürfen am Wettbewerbssystem selbst liegt, daran, dass jeder die Jury um jeden Preis zu beeindrucken sucht? „Die Physiologie des Wettbewerbs ist: Wenn du gewinnen willst, darfst du nur eine klare Idee liefern, für mehr haben die Preisrichter keine Zeit, man gewinnt mit einer Leitidee. Und die bleibt zu oft auch die einzige des Gebäudes.“


Hose zu klein

Und in Wien, wo dem MuseumsQuartier auch ein Wettbewerb voraus ging? „Ich habe nie verstanden, warum man das gemacht hat, brauchte man etwas so Zentrales? Die Architekten haben fein gearbeitet, aber es ist ein bisschen langweilig und ein bisschen zu dick. Es ist ein Gebäude Größe 54 in einem Paar Hosen Größe 48.“

Und die begehrteste Baugrube der Welt, „Ground Zero“, kann man so etwas einfach ausschreiben? „Eindeutig nein. Am Bewerb haben einige der besten Architekten der Welt - Amerikas - teilgenommen und einige der intelligentesten. Und der Entwurf von Liebeskind ist so katastrophal im Vergleich zum Jüdisches Museum in Berlin oder dem Museum in Osnabrück. Wenn die Metaphern, wie hier das Jahr der Unabhängigkeitserklärung, nicht aus dem Bauch des Architekten kommen, sondern aus Politik und Berechnung erwachsen, kommt es zu einer Tragödie wie der geplanten.“

01. Oktober 2003Paul Jandl
Neue Zürcher Zeitung

Das blaue Leuchten

(SUBTITLE) Das Grazer Kunsthaus ist eröffnet

Lange haben die politischen Debatten gedauert, zwei Standorte wurden verworfen, jetzt ist das Grazer Kunsthaus fertig. Nach knapp zwei Jahren Bauzeit eröffnet Graz sein seit den fünfziger Jahren wichtigstes architektonisches Projekt.

Lange haben die politischen Debatten gedauert, zwei Standorte wurden verworfen, jetzt ist das Grazer Kunsthaus fertig. Nach knapp zwei Jahren Bauzeit eröffnet Graz sein seit den fünfziger Jahren wichtigstes architektonisches Projekt.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

29. September 2003Thomas Trenkler
Der Standard

Zangengeburt eines Außerirdischen

Am Freitag wurde die Fertigstellung des Grazer Kunsthauses gefeiert

Am Freitag wurde die Fertigstellung des Grazer Kunsthauses gefeiert

Mit dem Grazer Kunsthaus, das in Windeseile fertig gestellt und am Freitag mit zwei Pressekonferenzen, die Festakten glichen, eröffnet wurde, sei er, sagte der Architekt Colin Fournier, „zu 80 Prozent“ zufrieden. Und im Flüsterton gestand der eine oder andere ein, dass Ute Woltron mit ihrer harschen Kritik am Bauwerk (siehe ALBUM vom 20. September) durchaus auch Recht habe. Aber mehr sei, meinte Herfried Peyker vom Team Architektur Consult, das mit der Planung beauftragt worden war, nicht möglich gewesen: „Schwadronieren über Utopien ist leicht, sie umzusetzen jedoch nicht.“

Im April 2000 hatte die Jury einstimmig die „Blaue Blase“ zum Sieger des Architekturwettbewerbs gekürt. Und was Cook/Fournier damals versprachen, klang überwältigend: Das Material der Haut könne je nach Bedarf das Licht einlassen oder aussperren, wie ein Chamäleon die Farbe wechseln. Zu ebener Erde werde es eine „unendliche Bar“ geben, in der bekrönenden „Needle“ ein Restaurant.

Doch nichts davon wurde Wirklichkeit (auch wenn der Pressetext nach wie vor behauptet, die Tageslichtöffnungen, „Nozzles“, würden für eine „optimale Beleuchtungssituation“ sorgen). Denn für reale Probleme wie Rauchabzug, Fluchtwege, Brandschutz hatten die britischen Architekten keine Lösungen parat. Und so konnten die Erwartungen, die sie geschürt hatten, nicht ganz erfüllt werden. Angesichts der „Zangengeburt“ (Peyker) sei das Ergebnis aber hervorragend. Zumal die Kosten so gut wie nicht überschritten wurden: Das Kunsthaus wird maximal 40,5 Millionen Euro gekostet haben.

Die Misstöne überhörte man daher wohlgelaunt. Frau Landeshauptfrau Waltraud Klasnic sprach von einem „Meisterwerk der Architektur“, das noch viele Generationen begeistern werde, Bürgermeister Siegfried Nagl (VP) von einem „idealen Experimentierfeld“ für Künstler und Kuratoren. Den Begriff „Bubble“ findet er nicht völlig geglückt, weil eine Blase theoretisch auch platzen könne: Er spricht lieber von einer „Kunstwolke“, die sich auf Graz gelegt habe und befruchtenden Regen bringe.

Die Sozialdemokraten propagieren hingegen den Ausdruck „Kunst-Igel“: Sie hießen in Inseraten das Kunsthaus „Willkommen“ - obwohl sie 2001 die Finanzierung des Bauwerks im Gemeinderat ablehnten (zusammen mit den meisten Freiheitlichen).

Eberhard Schrempf, Vizeintendant von Graz 2003, wiederum sprach freudig vom „Friendly Alien“, das gelandet sei. Und Fournier zeigte sich zufrieden, dass diese Bezeichnung, die von ihm und Cook stammt, breit angenommen wurde. Er dankte für die Courage und Graz 2003, denn ohne das Kulturhauptstadtjahr wäre das Kunsthaus wohl nicht realisiert worden.

Auch der Wiener Museumsexperte Dieter Bogner, der als Berater fungierte, lobte das Gebäude: Es ziehe die Menschen an, ziehe sie herein - und der „Travellator“, das Laufband, ziehe sie hinauf zu den Ausstellungsebenen. Diese zu bespielen stelle eine Herausforderung dar, sagte Peter Pakesch, der als Intendant des Landesmuseums Joanneum auch Chef des Kunsthauses ist. Ob er dieser gewachsen ist, zeigt sich am 25. Oktober mit der Eröffnung der Themenschau Einbildung.

Nicht am Podium sitzen durfte bei der Pressekonferenz Christine Frisinghelli, die mit ihrer Camera Austria ebenfalls ins Kunsthaus, in das Eiserne Haus, einzieht. Sie lächelte. Denn sie hat nicht nur den schönsten Raum, sondern eröffnet bereits am 3. Oktober - mit Positionen japanischer Fotografie, einer Koproduktion mit Graz 2003.

Dieses Wochenende steht das Kunsthaus der Bevölkerung offen. Aber nur jenen 10.800, die ein Gratis-Zeitticket ergattern konnten.

27. September 2003Karin Tschavgova
Spectrum

Klappen dicht gemacht

Intergalaktisch sind 40 Jahre gar nichts, doch jetzt,wo der „Friendly Alien“ als gebaute Vision der Sechzigerjahre gelandet ist, wirkt er stark gealtert. Zur Eröffnung des neuen Grazer Kunsthauses.

Intergalaktisch sind 40 Jahre gar nichts, doch jetzt,wo der „Friendly Alien“ als gebaute Vision der Sechzigerjahre gelandet ist, wirkt er stark gealtert. Zur Eröffnung des neuen Grazer Kunsthauses.

Die Geschichte ist ungerecht. Man nehme die Kunstgeschichte: Widrige Produktionsbedingungen für Künstler werden nur dann thematisiert, wenn diese trotzdem ein Meisterwerk hervorgebracht haben. Die Architekturgeschichte wiederum ist nur interessiert an den Umständen, unter denen ein Bauwerk entstanden ist, wenn sie spektakulär sind und eine gute Story abgeben, etwa der Selbstmord eines Planers.

Soll ein Bauwerk in die Annalen der Architekturgeschichte aufgenommen werden, so muss es ohne Wenn und Aber für sich bestehen können. Es sollte aus sich heraus sprechen und seine Qualitäten im Idealfall bar jeder Vermittlung sicht- und spürbar machen. Das ist hart, denn jedes Bauwerk hat seine spezifische Entstehungsgeschichte, die es formt. Die Konfrontation kühner Träume, vager Vorstellungen und hoher Ansprüche mit der Pragmatik des Bauens, eben den „Umständen“, erzeugt Reibungsverluste. Ein Realisierungsprozess unterliegt nicht nur den Gesetzen der Schwerkraft und der Bauphysik, funktionellen Anforderungen, der Bauordnung, dem Brandschutz und anderen Sicherheitsbestimmungen - wer heute baut, sieht sich auch immer stärker zeitlichem und finanziellem Druck ausgesetzt.

Das neue Grazer Kunsthaus, ein Entwurf der britischen Architekten Peter Cook und Colin Fournier, wird dieses Wochenende eröffnet. Nach umfassender medialer Vorbereitung und einem enormen Interesse am Baufortschritt sind die Erwartungen an die Anziehungskraft der „Blauen Blase“ hoch gesteckt. Man rechnet in den ersten beiden Tagen mit bis zu 40.000 Besuchern, die das auffällige Gebäude am rechten Mur-Ufer endlich auch innen kennen lernen wollen. Wenige von ihnen werden wissen, dass das, was sie zu sehen bekommen, dem ursprünglich vorgelegten Entwurf in wesentlichen Punkten nicht mehr entspricht. Wer kennt schon das Wettbewerbsprojekt, und wenn, wer konnte sich unter einer „zweischaligen Membrane, deren äußere teflonbeschichtet und durchscheinend ist“, als Hülle für das fremd anmutende, schwebende Objekt etwas vorstellen, wer verstehen, was „eine Fassade (ist), die den Eindruck einer soliden Konstruktion vermittelt, ohne es wirklich zu sein“ (Projektbeschreibung der Jury)? Was sich jedoch in der Erinnerung vieler festgesetzt hat, ist die wiederholte Rede des Architekten von der intelligenten weichen Haut der Bubble, die in der Dunkelheit nach außen strahlen sollte.

Diese Haut ist im Reibungsprozess ihrer Umsetzung zur dicken, undurchsichtigen Hornhaut mutiert, zur bauphysikalisch opportunen Panzerhülle, wie sie jedem geförderten Wohnbau zur Ehre gereichen würde. Die transparenten Flächenanteile der Fassade, Sichtkontakte und Tageslichtspender zugleich, wurden weitgehend gestrichen, unter anderem der zumindest diskutierenswerten Logik des österreichweit agierenden Museumsberaters Dieter Bogner folgend. Es ist also keine Rede mehr vom nächtlichen Strahlen, auch nicht, nachdem man der Wetterschutzhülle eine weitere, höchst aufwändige Schicht aus 1280 gebogenen blaugrauen Acrylglasscheiben vorgesetzt hat. Sie soll, unterstützt durch annähernd tausend runde Neonröhren, die zwischen den Platten und der Dachhaut sitzen, jenes Leuchten imaginieren, das aus dem Bauwerk kommen hätte können. Materialstärke und Farbe der Platten, vielleicht auch der dunkle Folienhintergrund, dämpfen die Lichtwirkung der computergesteuerten Medienfassade erheblich. Und ist diese nicht aktiviert, so zeigt sich das nächtliche Kunsthaus im Straßenraum als schwarzes, schlafschweres Gebilde auf einem unbeleuchtet massig wirkenden Sockel.

Was es auch nicht mehr ist: ein dreigeschoßiger Innenraum (Juryprotokoll) als Volumen, das seine Wölbungen und Ausbuchtungen überall spüren lässt. Jede der drei Ebenen ist nun in sich abgeschlossen. Wo Glas gedacht war, um Blickbeziehungen herzustellen, ist die in jeder Hinsicht billigere Beton- oder Rigipsvariante zum Zug gekommen. Auch die oberste Ausstellungsebene, die durch 15 riesige rüsselförmige Öffnungen, die Nozzels, mit Tageslicht erhellt werden sollte, hat in der Bauzeit einige Metamorphosen mitgemacht. Anfangs grottenbahnartig schwarz gefärbt und düster verhängt, erschien sie dann, nach dem Einsetzen der kreisrunden Nordlicht-Verglasungen und der Innenskin, freundlich hell, später mit Sonnenschutzlamellen enttäuschend verdüstert. Letztlich scheint die Absicht der Tageslichtgestaltung durch die Installation von je sieben Lichtringen in den Trichtern der Nozzels ad absurdum geführt.

Einiges an Abstrichen beim Experiment, den „Friendly Alien“ leichtfüßig zur Landung zu bringen, offenbart sich nur dem, der das nun vorliegende Ergebnis mit dem höchst ambitionierten Ausgangsprodukt vergleicht. Eine durchlässige Erdgeschoß-zone als Erweiterung des öffentlichen Stadtraums blieb, angesichts der schon im Wettbewerb verlangten Nutzungen, unrealistische Vorstellung der Architekten. Was auch dem Laien auffallen wird: dass das „Eiserne Haus“, das in den Entwurf integriert werden musste, zwar vorbildlich restauriert und in seinen Originalzustand versetzt wurde, sein Herzstück aber, die oberste Ebene des ehemaligen Café Meran, durch unschöne, hypertrophe Raumeinbauten in Proportion und Transparenz zerstört wurde. Als ob das Zeitschriftenarchiv der „Camera Austria“, die diesen Teil mit Fotoausstellungen bespielen wird, nicht auch in intelligenten Möbeln Platz finden hätte können. Das ist nur eines von vielen unausgegorenen, im äußerst knappen Zeithorizont bei zu geringem Budget nicht adäquat gelösten Details. Den Gesamteindruck des Bauwerks, seine Wirkung als „Eyecatcher“ im Grazer Stadtraum, können sie nicht schmälern.

An Erklärungen für die nicht wirklich geglückte Umsetzung des Grazer Kunsthau-ses in der Form der Papier gebliebenen
Architekturproduktion der Gruppen archi-gram, superstudio, Haus Rucker & Co und Cedric Price aus den Sechzigerjahren mangelt es nicht. Während Siege jedoch immer mehrere Väter haben, ist der Buhmann immer nur einer - der andere. Während den einen mangelnde Bauerfahrung vorgeworfen wird, werden die örtlichen Planer, die den Architekten vom Bauherrn zur Seite gestellt wurden, der uninspirierten Umsetzung eines außergewöhnlichen Entwurfs bezichtigt. Tatsächlich sind Schuldzuweisungen meist einseitig und oberflächlich. Das zeitlich und finanziell atemberaubend eng geschnürte Korsett als Vorgabe des Bauherrn scheinen alle Seiten als notwendiges Übel hinzunehmen, dabei steckt genau darin die Ursache des Nicht-ganz-Gelingens.

Wenn man den Anspruch erhebt, das ultimative Bauwerk zu errichten - und das taten alle, einschließlich der politischen Ziehväter des Siegerprojekts -, dann muss man auch bereit sein, die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Die Angemessenheit der Mittel bedeutet in diesem Fall, das Ziel zu erreichen.

Nur wer Fragen neu stellt, kommt zu neuen Antworten. Mit pragmatischem Denken finden sich keine innovativen Lösungen, genauso wenig, wie damit die Reise zum Mars gelingen kann. Eine Hoffnung bleibt: Auch Aliens landen in der Architekturgeschichte. Oder?

27. September 2003ORF.at

Was bleibt vom utopischen Entwurf?

Nach viel Skepsis, Kritik, aber auch Lob wird am Wochenende das Kunsthaus Graz eröffnet.

Nach viel Skepsis, Kritik, aber auch Lob wird am Wochenende das Kunsthaus Graz eröffnet.

Eine blau schimmernde Blase mitten in der Stadt: Am rechten Ufer der Mur zwischen all den Barockbauten, klassizistischen Gebäuden und schmucklosen Nachkriegshäusern gegenüber der Altstadt wirkt das extravagante neue Kunsthaus Graz wie ein Fremdkörper.


Neugier und Skepsis

Spitznamen wie „Wildschwein“ und „Kunst-UFO“ verdeutlichen die Neugier und Skepsis der Grazer gegenüber dem Bau, der nach der Eröffnung am Wochenende zeitgenössische Kunst in der steirischen Hauptstadt präsentieren wird.


Freundliche blaue Blase

Die Londoner Architekten Colin Fournier und Robert Cook haben ihren Entwurf „Friendly Alien“ getauft - freundlicher Fremdling/Außerirdischer. Das blasenförmige Gebilde mit den nach oben gerichteten, warzenförmigen Röhren erinnert an frühe Science-Fiction-Filme und an biologische Strukturen.

Ein „Haus des Abenteuers und der Überraschungen, das immer neue Blickwinkel und Perspektiven öffnet“, sollte entstehen, beschreibt Fournier seine Arbeit. „Wir möchten die Menschen zum Lächeln bringen“, fasst Cook zusammen.


Veränderungen am Entwurf

Veränderungen am Bau haben in den letzten Monaten jedoch weniger Lächeln als Kontroversen in Politik und Bevölkerung ausgelöst.

Besonders die Korrekturen an der Außenhaut sind Anlass für Kritik. Die transparent geplante Blase ist auf Wunsch der Kuratoren, die durch das einfallende Licht eine Beschädigung der Exponate befürchtet hatten, undurchsichtig geworden und von einer halb transparenten blauen zweiten Schicht umgeben.


1.200 „Hautschuppen“

Diese neue Haut besteht außerdem aus über 1.200 Acrylglasplatten und nicht wie geplant aus wenigen, 100 Quadratmeter großen Laminatstücken. Sie kann auch nicht wie im ursprünglichen Konzept angedacht chamäleonartig ihre Farbe ändern.

Und auch die so genannten „Nozzels“, organische Hautausstülpungen am Dach, die ursprünglich dem Licht hätten folgen sollen, wurden in einer billigeren, starren Variante umgesetzt. Der Grund: Geldmangel. Dabei musste die Stadt kürzlich sogar zusätzliche zwei Millionen bewilligen, um den Bau überhaupt fertig stellen zu können.


Grundidee nicht umgesetzt?

Das „Friendly Alien“ sei jetzt „nur noch die Ahnung der Idee, die einmal dahinter steckte“, kritisiert Ute Woltron im „Standard“.

„Diese Idee des Fließenden, Transluzenten, des Raumgewoges und des Amorphen ging zu Grunde“, weil die Faktoren Zeit, Kosten und technische Machbarkeit nicht berücksichtigt wurden.


„Nicht schön anzuschauen“

Der raffinierte Entwurf von Fournier und Cook habe sich als optimistische, nicht umsetzbare Gedankenspielerei entpuppt, so Woltron.

„Die freundlichen Grazer begannen zu hudeln, der Außerirdische zu trudeln, das Resultat steht nun bruchgelandet am Murufer, und das ist nicht schön anzuschauen.“


Ein Bauwerk zum Streicheln

Ganz anders sieht das der britische Architekturjournalist Tom Dyckhoff in der Londoner „Times“. Er beschreibt die blaue Blase als „unwiderstehlich“: „Sie bringt zum Schmunzeln. Sie will, dass man sie streichelt.“

Auch Intendant Peter Pakesch ist zufrieden. Für ihn ist das Kunsthaus ein „Wunderbauwerk“: „Das Gebäude hat enorme Offenheit und Eigenwilligkeit, darin liegt das ungeheuer Spannende.“


Run auf Zählkarten

Die Grazer interessieren sich jedenfalls trotz aller Kontroversen für ihr neues Wahrzeichen. Innerhalb von wenigen Stunden waren am Montag die rund 11.000 Gratis-Zählkarten für die Eröffnung am Wochenende vergeben.

Die Besucher können das „Friendly Alien“ in voller Pracht erleben. Am Mittwoch wurden die letzten blauen Acrylglasplatten der Außenhaut montiert. Zuletzt hatte es Bedenken gegeben, dass sich die Fertigstellung verzögern könnte, da jedes Element einzeln und nach Maß angefertigt werden musste.


Aufwendiger Röhrenwechsel

Möglicherweise müssen die Platten aber zumindest teilweise schon bald wieder abmontiert werden: Sollten die unmittelbar darunter liegenden Leuchtstoffröhren doch nicht die erwartete Lebensdauer von zehn bis zwölf Jahren haben, müssen Teile der Außenverkleidung zum Röhrenwechsel wieder heruntergenommen werden.

27. September 2003ORF.at

Intendant erkundet „Dynamik der Räume“

Kunsthaus-Leiter Peter Pakesch plant drei bis vier Ausstellungen jährlich.

Kunsthaus-Leiter Peter Pakesch plant drei bis vier Ausstellungen jährlich.

Peter Pakesch, Leiter des steirischen Landesmuseums Joanneum, ist künftig für die Inhalte im neuen Kunsthaus Graz verantwortlich.

Der Intendant will auf den zwei Ebenen in der Blase mit insgesamt rund 2.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche den Schwerpunkt auf Medienkunst, Fotografie, Design und Architektur legen.

Dabei besitzt das Haus keine eigene Sammlung, sondern wird jährlich in Kooperation mit anderen Häusern drei bis vier Wechselausstellungen zeigen.


„Völlig andere Vorgaben“

Das Haus selbst sei so spannend, weil es über „völlig andere Vorgaben“ als andere Museen verfüge, so Pakesch. Er leitete zuletzt sieben Jahre lang die Kunsthalle Basel, „eine Schachtel mit Oberlicht“ und geraden Wänden.

Das neue Kunsthaus zeichnet sich dagegen vor allem durch „enorme Offenheit“ aus. „Wir müssen die Dynamik der Räume erst erkunden“, so der Intendant.


Blick nach Südosten

Wie das Gebäude zeigt sich auch das inhaltliche Konzept als eine Klammer zwischen einstigen Utopien und heutiger Machbarkeit. Als internationale Institution soll das Kunsthaus auch seine Lage im Südosten Österreichs kreativ nutzen und den Blick in Richtung Zagreb, Laibach und Venedig werfen.

Damit greift Pakesch auf eine Initiative des in den 60er Jahren entstandenen Forums Stadtpark zurück, das wichtige Impulse in der Diskussion über Gegenwartskunst setzte: Unter dem Titel „Trigon“ wurde über den Eisernen Vorhang hinweg Kunst aus den Nachbarländern präsentiert.


Fotografie im Eisernen Haus

Als zweiter Bewohner zieht die Camera Austria in das denkmalgeschützte Eiserne Haus ein, das die Front zur futuristischen Blase bildet.

Die ebenfalls aus dem Forum Stadtpark hervorgegangene Institution unter Leitung von Christine Frisinghelli hat sich seit den späten 70er Jahren in Ausstellungen und mit der gleichnamigen Zeitschrift als Forschungsinstitution etabliert.

Sie thematisiert vor allem gesellschaftliche und medientheoretische Fragen in Zusammenhang mit Fotografie.


Fotos aus Japan und Algerien

Nach der Eröffnungsschau mit japanischer Fotografie zeigt die Camera Austria von November an erstmals die dokumentarischen Aufnahmen des französischen Soziologen Pierre Bourdieu (1930-2002) während des Kolonialkrieges in Algerien.


Parcours durch die Wahrnehmung

Die erste Ausstellung im Haupthaus widmet sich unter dem Titel „Einbildung“ ab 25. Oktober der Wahrnehmung in der Kunst.

Dafür werden auf der einen Ebene Stellwände errichtet, im oberen Raum sollen eher Skulpturen präsentiert werden. Die Schau umreißt Pakesch als „Parcours, was sich Künstler in den letzten 40 Jahren zum Thema Wahrnehmung gedacht haben“.

27. September 2003Denise Leising
Die Presse

Besucheransturm

(SUBTITLE) Kunsthaus Graz

11.000 Besucher drängten am Wochenende ins Grazer Kunsthaus. Das Äußere gefällt fast allen, am Innenleben scheiden sich die Geister.

11.000 Besucher drängten am Wochenende ins Grazer Kunsthaus. Das Äußere gefällt fast allen, am Innenleben scheiden sich die Geister.

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26. September 2003ORF.at

Ein elitärer Populist

„Man will etwas Modernes, es soll aber nicht allzu sichtbar sein“, so Cook über das Dilemma in Österreich bei öffentlichen Architektur-
Debatten.

„Man will etwas Modernes, es soll aber nicht allzu sichtbar sein“, so Cook über das Dilemma in Österreich bei öffentlichen Architektur-
Debatten.

Vor drei Jahren konnte der britische Architekt Peter Cook den Wettbewerb für das Grazer Kunsthaus für sich entscheiden. Damals entschied die international besetze Jury klar für seinen Entwurf.

Das Siegerprojekt von Peter Cook und Colin Fournier (London) sei ein „Kunsthaus im wahrsten Sinn des Wortes“ und ein „Markzeichen in der Stadt“, der Graz wieder den Anschluss an die internationale Architekturszene bringe, lautete sinngemäß die Begründung der Jury.


Nur ein Siegerprojekt

Anders als ursprünglich geplant wurden nicht drei Siegerprojekte und drei Ankäufe realisiert, sondern unter den 102 eingereichten Projekten nur ein Siegerprojekt ausgelobt und dafür acht Ankäufe durchgeführt. Das Siegerprojekt war mit 514.000 Schilling dotiert, die Ankäufe erhielten je 154.000 Schilling.


Cooks Kunsthaus

Cooks Projekt, das nach außen als organische oder sphärische Hülle aus Kunststofflaminat in Erscheinung tritt und mittels einer Glasbrücke mit dem alten Eisernen Haus verbunden ist, hält sich sehr genau an die baulichen Vorgaben.

Die Bruttogeschoßfläche beträgt 9.000 Quadratmeter, die Ausstellungsfläche 1.800 Quadratmeter. Das neue Haus, das optisch wenig mit einem konventionellen Haus zu tun hat und eher eine flache Blase mit Warzen darstellt, besteht im Wesentlichen aus zwei Ebenen, von denen die eine lichtdurchflutet, die andere künstlich beleuchtet sein wird. Cook ist Mitbegründer der „Spacelap Cook/Fournier GmbH Graz“, die zur Umsetzung des Projektes eingerichtet wurde.


Auch bei Schlossbergprojekt beworben

Cook hatte sich auch beim Vorgänger-Wettbewerb für das Kunsthaus am Standort Schloßberg beworben, war damals aber nicht in die engere Wahl gekommen. Sein Projekt wurde als zu exzentrisch ausgeschieden.


Bekannt durch Konzeptionelles

Peter Cook, Jahrgang 1936, wurde in London geboren und lebt und arbeitet dort. Er ist Leiter der Bartlett School of Architecture UCL (University College London). Zu seinen umfangreichen Publikationen zählen u.a. „The Power of Contemporary architecture“, „Experimental Architecture“, „The Primer“, „Six Conversations“, „Architecture, Action and Plan“ und „New Spirit in Architecture“.

Bekannt wurde er durch seine konzeptionellen Arbeiten „Plug-in City“ und „Instant City“. In Zusammenarbeit mit Christine Hawley baute er den Wohnkomplex „Lützowplatz“ in Berlin und die Kantine der Staedelschule in Frankfurt.


Goldmedaille des Royal Institute

Mit Hawley gewann er den Wettbewerb zum Museum Pfaffenburg in Österreich (wurde nicht gebaut). Als Mitglied von ARCHIGRAM erhielt er gemeinsam mit W. Chalk , R. Heron, D. Green, M. Webb und D. Crompton 2002 die Goldmedaille des Royal Institute of British Architects (RIBA).


Österreich soll nach Osten schauen

Bei den Alpbacher Architekturgesprächen im Vorjahr rief der Planer des viel diskutierten Grazer Kunsthauses Politiker und Stadtplaner in Österreich auf, sich stärker an aktuellen Entwicklungen in den osteuropäischen Reformstaaten zu orientieren.

Gerade Wien sollte dies in Hinblick auf seine Brückenfunktion nach Osteuropa verstärkt tun, sagte Cook am Samstag bei den Alpbacher Architekturgesprächen. „Warum gibt man Leuten aus dem Osten keine Plattform?“, fragte der Architekt. „Im Osten schauen alle nach Wien und sind schon etwas frustriert.“


Paris als Vorbild

Wien sollte sich auch ein Vorbild an Paris nehmen, sagte Cook, der die französische Hauptstadt mit einer „zähen alten Dame“ verglich, die auch ein Centre Pompidou verkrafte. „Innsbruck und Graz sind eher alte Koketten“, so Cook damals.


„Showbusiness - darum geht es immer“

Bei der damaligen Diskussion über „Architektur und öffentlichen Geschmack“ bezeichnete sich Cook selbst ironisch als „elitären Populisten“. „Showbusiness - darum geht es immer“, so der Architekt. Dies habe etwa der Architekt des Guggenheim-Museum in Bilbao (Spanien), Frank Gehry, erfolgreich demonstriert.

Dass er mit seinem Plan für das Grazer Kunsthaus den ersten Preis erhalten habe, freue ihn zwar, so Cook, sei aber eigentlich eine „bürgerliche Falle“. Mittlerweile seien Umfragen zufolge 51 Prozent der Bewohner für den Neubau und 37 Prozent dagegen. Cook: „Graz ist irgendwie wie Disneyland. Es tut so, als wäre es eine barocke Stadt und verdient eigentlich Geld durch studentische Bevölkerung und durch die Automobilindustrie.“

26. September 2003ORF.at

Anspielungen auf Utopien

Als internationale Institution soll das Kunsthaus Graz auch seine Lage im Südosten Österreichs kreativ nutzen und den Blick nach Zagreb, Ljubljana und Venedig richten.

Als internationale Institution soll das Kunsthaus Graz auch seine Lage im Südosten Österreichs kreativ nutzen und den Blick nach Zagreb, Ljubljana und Venedig richten.

Die diversen Spötteleien über das neue Kunsthaus spiegeln gleichermaßen Neugier und Skepsis der Menschen gegenüber dem spektakulären Bau, der in der steirischen Hauptstadt künftig zeitgenössische Kunst präsentieren wird.

Eine blau schimmernde Blase erhebt sich über einer gläsernen Basis. In der Dämmerung flackern Lichtspiele über die gewölbte Fassade. Wie ein Fremdkörper wirkt der Bau am rechten Ufer der Mur zwischen all den Barockbauten, historistischen Gebäuden und schmucklosen Nachkriegsbauten gegenüber der Altstadt.


Der „Friendly Alien“

Als Fremdkörper ist er auch gedacht: „Friendly Alien“ (Freundlicher Fremdling) nennen die Londoner Architekten den Entwurf, mit dem sie den 1999 ausgeschriebenen Wettbewerb um das Kunstprojekt zum Programm der Kulturhauptstadt Europas 2003 für sich entscheiden konnten.

Fournier und Cook, der 1960 die einflussreiche britische Architekten-Gruppe „Archigram“ mitgegründet hatte, spielen mit der organischen Form des Gebäudes auf Utopien der 60er Jahre an. Das blasenförmige Gebilde mit den nach oben gerichteten, warzenförmigen Röhren erinnert an frühe Science-Fiction-Filme oder auch an biologische Strukturen, wie sie unter dem Mikroskop erscheinen.


Medienfassade als Charakteristikum

Ein ganz besonders wertvolles Charakteristikum des Kunsthauses wird die BIX-Medienfassade sein. Nach einem Konzept der Berliner Gruppe „realities:united“ werden in jedem Fassaden-Element mehrere kreisförmige Leuchtstoffröhren integriert.

Mit ihrer Hilfe wird die blaue Blase der Fassade zu einem Low-Resolution-Bildschirm von urbaner Größe, der sich für einfache Bildsequenzen und für vielfältige Textabläufe eignet. Das bedeutet ein außergewöhnliches Medium für die Kunst und deren Vermittlung. Und die Möglichkeiten sind vielfältig - und für Partner wie etwa Medien und Sponsoren von großem Interesse.


Kontroversen um Korrekturen

In den letzten Monaten haben Korrekturen und Veränderungen am Bau Kontroversen ausgelöst. Die transparent geplante Blase ist auf Wunsch der Kuratoren undurchsichtig geworden und von einer halb transparenten blauen zweiten Haut umgeben worden.

Die Kuratoren hatten befürchtet, dass das einfallende direkte Licht die Exponate schädigen und die Sichtverhältnisse stören könnte. Prompt gab es Aufregung um den erwarteten „schwebenden Bunker“.


Unmut über höhere Kosten

Zudem sorgte die Verteuerung des Projekts, das ursprünglich mit einem Budget von 38 Millionen Euro ausgestattet war und nun rund zwei Millionen Euro mehr kosten wird, für Unmut.

Außerdem sind die Arbeiten wenige Tage vor dem Eröffnungstermin noch nicht abgeschlossen. Doch die Betreiber sind zuversichtlich, dass das neue Museum bald die Sympathien von Einwohnern und Besuchern gewinnen wird.


Die Schwerpunkte

Intendant Peter Pakesch, Leiter des steirischen Landesmuseums Joanneum, ist künftig für die Inhalte des Kunsthauses verantwortlich. Er will auf den zwei Ebenen des Hauses mit insgesamt rund 2.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche den Schwerpunkt auf Medienkunst, Fotografie, Design und Architektur legen.

Das Museum besitzt keine eigene Sammlung, sondern wird jährlich in Kooperation mit anderen Häusern drei bis vier Wechselausstellungen zeigen. Wie das Gebäude, so zeigt sich auch das inhaltliche Konzept als eine Klammer zwischen einstigen Utopien und heutiger Machbarkeit.


Eine junge Geschichte

Gegenwartskunst auf internationalem Niveau hat in Graz zwar eine intensive, jedoch in dieser Form nicht sehr lange Geschichte. Sie umfasst etwa die letzten 40 Jahre.

Die Gründung des „Forum Stadtpark“, die Entwicklung von „Trigon“, die Aufbrüche der Grazer Architektur sowie die Präsenz des „steirischen herbstes“ sind wichtige Bezugspunkte. Hier können - aufbauend u.a. auf der Tätigkeit der „Neuen Galerie“ - noch Kompetenzen für künftige Visionen entwickelt werden.


Breit gefächerte Möglichkeiten

Die offenen Ausstellungsflächen und das architektonische Konzept des Kunsthauses ermöglichen eine flexible Bespielung und Nutzung. Und die Ausstattung gewährleistet den Umgang mit allen modernen Medien.


Schaffung eines Kunstclusters

Das Programm des Museums soll durch die Vielzahl der Aktivitäten
bestimmt werden:

So werden „Camera Austria“ und das Medienkunstlabor eine ähnlich starke Rolle spielen, wie andere Institutionen, die nun in die Häuser Mariahilferstraße 2 und 4 einziehen können. Die übergeordnete Idee ist die Schaffung eines Knotenpunkts, eines so genannten Kunstclusters des Zeitgenössischen.

26. September 2003ORF.at

Eröffnung mit Eintönen

Bereits vor der Fertigstellung erfreut sich das Kunsthaus großen Interesses: Seit November des Vorjahres wurde es von mehr als 10.000 Besuchern besichtigt.

Bereits vor der Fertigstellung erfreut sich das Kunsthaus großen Interesses: Seit November des Vorjahres wurde es von mehr als 10.000 Besuchern besichtigt.

Kunst-UFO, blaue Blase, Igel unterm Rasenmäher - die Beinamen, die Passanten dem neu entstehenden Bauwerk verpassen, sind zahlreich und nicht immer freundlich. An diesem Wochenende ist es nun soweit: Dann lädt das „Open Kunsthaus“ in Graz, das künftig zeitgenössische Kunst präsentieren wird, zum Besuch ein.

An den beiden Tagen wird der spektakuläre Bau, ein Werk der Architekten Robert Cook und Colin Fournier, für alle Besucher zum experimentellen Erlebnis: In einer geführten Begehung werden Räume akustisch und visuell spürbar gemacht und vermessen. Die erste Ausstellung „Einbildung - Das Wahrnehmen in der Kunst“ wird vom 25. Oktober an gezeigt. Parallel dazu wird eine Schau mit japanischer Fotografie zu sehen sein.


Neuhaus-Klangfeld & Lüber-Performance

So wird Max Neuhaus unter dem Motto „Time Piece Graz, 2003“ rund um das neue Kunsthaus ein Klangfeld abstecken und so eine zweite, akustische Hülle schaffen. Damit scheint der Bau selbst zu kommunizieren und mit der Stadt in Beziehung zu treten.

Heinrich Lüber wird im „Space 04“ mit seiner Performance die Besucher begrüßen: Drehend kreist sein Körper um die eigene Achse, misst die Höhe der Eingangssituation und - gleich einer tickenden Uhr - die Zeit des Betrachters.


Ablinger und Ritsch

Unter dem Titel „Weiss /Weisslich 27“ kreiert Peter Ablinger im „Space 02“ einen akustischen Farbfächer: Verschiedene Töne können durch ein Schreiten im Raum einzeln wahrgenommen werden. Zusammen bilden sie einen Mischton, vergleichbar mit der Farbe Weiss.

Bei Winfried Ritschs „ComputeR - Musik - Experimente“ misst ein Computersystem Räume und kreiert daraus Musik.


Meinhart und „realities:united“

Der Grazer Komponist und Musiker Günter Meinhart ist mit „music-art-concrete“ am Südtirolerplatz (11.00-18.00 Uhr) vertreten. Er wird Kurz-Performances anhand von Hans Kuppelwiesers „concrete art“-Skulptur entwickeln.

Und am Samstagabend (ab 19.30 Uhr) werden „realities:united“, die Designer der Medienfassade, über die Außenhaut mit der Stadt Graz in Verbindung treten.


Weitere Künstler

Weiters wird Samstagabend der deutsche Multimedia-Künstler Karsten Nicolai mit der Komposition „sync bix“ Bild, Ton und Architektur zusammenführen.

Und im „Space 04“ laden „les vipères“ zur fête: Ambient und Dance-Sound werden die Nacht der Grazer Kunsthaus-Eröffnung begleiten.


Sensationeller Ansturm

Und das Kunsthaus Graz kann sich bereits jetzt über den bevorstehenden sensationellen Ansturm freuen: So sind die (kostenlosen) Zeitkarten für die Führungen am Eröffnungs-Wochenende bereits alle vergeben.

Das Interesse war so groß, dass bereits am ersten Tag der Ticketausgabe alle verfügbaren Karten vergeben wurden. Aus Sicherheitsgründen können aber keine zusätzlichen Führungen angeboten werden. Dennoch eine gute Nachricht für jene, die leer ausgegangen sind: Alle Aktionen im Außenbereich des Kunsthauses werden für alle Interessierten wahrnehmbar sein.


Weitere Führungen

Im Zeitraum zwischen dem Eröffnungs-Wochenende und der Eröffnung der ersten Ausstellung „Einbildung“ am 25. Oktober wird es die Möglichkeit geben, im Rahmen von Führungen Teilbereiche des Kunsthauses zu besuchen.


Verstärkung der Verkehrsbetriebe

Aus Sicherheitsgründen wird der Lendkai am Eröffnungs-Wochenende durchgehend gesperrt. Daher nehmen die Grazer Verkehrsbetriebe Verstärkungen des Straßenbahn- und Busbetriebes vor.


„Camera Austria“ zeigt japanische Fotografie

Die „Camera Austria“ wird am 3. Oktober ihre neuen Räume im „Eisernen Haus“ mit der Ausstellung „Positionen japanischer Fotografie“, die bis 2. November gezeigt wird, eröffnen.

Das „medien.KUNSTLABOR Graz“, das von Medienkünstler Franz Xaver betrieben wird, öffnet am 23. Oktober seine Pforten.


„Einbildung“ - die erste Schau

Feierlich eröffnet wird das Grazer Kunsthaus mit der Ausstellung „Einbildung - Das Wahrnehmen in der Kunst“ am 25. Oktober. Thema ist die Wahrnehmung, das Wissen um sie, sowie die Bedingungen, denen sie unterliegt.

Im Hauptteil der Schau, die bis 18. Jänner 2004 zu sehen ist, werden die Besucher in ein Feld von Installationen, Fotografien, Gemälden und Skulpturen tauchen, die die Aufmerksamkeit des Betrachters thematisieren. Gezeigt werden Werke von u.a. Alberto Biasi (I), Angela Bulloch (CDN), Jan Dibbets (NL), Olafur Eliasson (IS), Elsworth Kelly (USA), Liz Larner (USA), Sarah Morris (USA), Max Neuhaus (USA), Bridget Riley (GB), Henryk Stazewski (PL) und Esther Stocker (I).

24. September 2003Die Presse

Kunsthaus fertig

(SUBTITLE) Graz

Die Bauarbeiten wurden schneller als erwartet abgeschlossen - gerade rechtzeitig zur Eröffnung.

Die Bauarbeiten wurden schneller als erwartet abgeschlossen - gerade rechtzeitig zur Eröffnung.

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22. September 2003Ute Woltron
Der Standard

Space-Barbies Sarkophag

„Friendly Alien“ nennen die Architekten Peter Cook und Colin Fournier ihr Kunsthaus Graz, das kommenden Samstag zwar noch nicht fertig ist, aber sicherheitshalber eröffnet wird - und bereits heftige Kontroversen auslöst. Vom Galaktischen, sagt Ute Woltron, blieb kaum eine Spur, der Extraterrestrische verröchelte beim Eintritt in die irdische Biosphäre an seiner Eigenlast.

„Friendly Alien“ nennen die Architekten Peter Cook und Colin Fournier ihr Kunsthaus Graz, das kommenden Samstag zwar noch nicht fertig ist, aber sicherheitshalber eröffnet wird - und bereits heftige Kontroversen auslöst. Vom Galaktischen, sagt Ute Woltron, blieb kaum eine Spur, der Extraterrestrische verröchelte beim Eintritt in die irdische Biosphäre an seiner Eigenlast.

Graz ist ein sehr erdnahes Städtchen. Nicht zu groß, nicht zu klein. Alt und schön gewachsen, die neuen Architekturen fast immer sorgfältig und gut gemacht. Die Leute: Lustig, vital, freundlich.

Einen „Freundlichen Außerirdischen“ wollten sie denn auch in ihrer Mitte aufnehmen, ein Kunsthaus der besonderen Art. Unternommen hatte man bereits mehrere Anläufe, die Zeit wurde langsam knapp. 2003 stand im Zeichen der Kunst und der Kultur, der Außerirdische sollte rechtzeitig in diesem festlichen Jahr landen, als einer der Höhepunkte gewissermaßen. Die freundlichen Grazer begannen zu hudeln, der Außerirdische zu trudeln, das Resultat steht nun bruchgelandet am Murufer, und das ist nicht schön anzuschauen.

Das Kunsthaus Graz, entworfen von den britischen Architekten Peter Cook und Colin Fournier, ausgeführt von einer ganzen Planer-, Architekten- und Krisenmanagementriege, ist in jetzt quasi fertig gestelltem Zustand nur noch die Ahnung der Idee, die einmal dahinter steckte.

Diese Idee des Fließenden, Transluzenten, des Raumgewoges und des Amorphen ging zugrunde, weil man die wichtigsten Faktoren jedes Transportes durch den Raum in der Alien-Euphorie außer Acht ließ: die der Zeit, der Kosten und nicht zuletzt der Möglichkeiten.

Als die beiden Architekten im April 2000 den Architekturwettbewerb Kunsthaus Graz mit ihrem spektakulären bläulichen Blasengebilde gewannen, erklärte Colin Fournier dem STANDARD gegenüber noch hoffnungsfroh: „Die Form und das Design des Objektes sind eigentlich simpel, dafür haben wir alle Raffinesse in die Haut gelegt.“

Bedauerlicherweise erwiesen sich diese Raffinessen als optimistische Gedankenspielerei, aber als nicht umsetzbar. Jedenfalls nicht bis 2003. Bei gleichzeitiger Beibehaltung simpler Form und simplen Designs blieb dabei freilich recht wenig übrig.

Material und Konstruktion dieses Gebäudes hätten eins sein sollen: Die Hülle war als mehrschichtiges, in sich gekrümmtes Laminat geplant, als Haut, die in bis zu 100 Quadratmeter große Stücke hätte gegossen werden sollen, ein Material, aus dem normalerweise Segelyachten gebaut werden. Fournier damals: „In dieses Material können auch innen und außen Displays eingegossen werden sowie alle erforderlichen Leitungen.“ Transluzent hätte diese Haut sein sollen, oder dann wieder blickdicht, jedenfalls veränderbar, auch in ihrer Farbe.

Nichts dergleichen hat die Landung des Hauses überlebt. Die Gnade des Fernblicks vom anderen Murufer und des Herbstes, der die Blätter noch nicht abgeworfen hat und damit sanft die Sockelzone verhüllt, lässt noch hoffen. Das quallige Konstrukt fügt sich vom Schlossberg aus betrachtet recht interessant in die umgebende alte Dachlandschaft ein. Doch jeder Schritt näher offenbart größere Qual.

Die vormals so elegant geplante Haut wurde zur Schuppenoberfläche fragmentiert. 1280 in sich gekrümmte Acrylglasscheiben, von denen keine der anderen gleicht, bedecken den Leib. Keine Frage, hier wurde aufwändigste technische Meisterarbeit geleistet, doch was bringt sie? Hinter dieser Schicht schichtet es sich weiter, und zwar in Stahl und Folie und anderen Materialien, sodass die Innenräume zu zappendusteren Höhlen degradieren.

Der Alien wird in sich zum Troglodyt. Da nutzen auch die so genannten „Nossels“ nichts, diese fetten schneckenfühlerartigen Ausstülpungen in der Dachhaut. Wozu die gut sind, kann heute eigentlich keiner mehr so recht sagen, denn auch am wolkenlosen, strahlenden Herbsttag fällt kaum Licht in den darunter liegenden Ausstellungsraum. Die angekündigten Nossel-Spielereien mit allerlei Linsen, die das Licht bündeln und je nach Bedarf hätten disziplinieren sollen, wurden aus Geldmangel nicht umgesetzt.

Doch schon bevor der Besucher in dieses kleine Reich der Finsternis eindringt, springt ihn erst einmal die formale Katastrophe des Sockelbereichs nachgerade mit Wut an. Was oben blasenartig rundlich in Acryl quillt, ruht unten auf scharf facettiertem Glas. Auf der dem Murufer abgewandten Seite wächst der Sockel erst in gebogenen Stahlplatten empor, mündet in plane Glasscheiben, wächst zur Blase aus - der gebaute Beweis dafür, dass die Not nicht immer zur Tugend wird. Irgendwie wirkt das Ganze so, als ob Space-Barbie auf einem Sarkophag kalter deutscher Bankarchitektur zu Grabe getragen würde.

Immerhin hat man sich bemüht, die Blase auch im Foyer spürbar zu machen: Sie setzt sich über den Köpfen der Besucher fort, eine lange Rolltreppe führt in ihr Inneres. An dieser Stelle hält man erstmals inne und hofft angesichts der offen liegenden Acrylschuppen, dass die Stadt Graz ein eigenes Kunsthaus-Budget für die laufenden Wartungsarbeiten eingerichtet hat.

Denn wie diese Dinger innenflächig zu putzen sein werden ist eine interessante Frage für sich. Und unter den Außenschuppen befinden sich Hunderte Leuchtstoffröhren, die das Konstrukt abends zum Glühen bringen sollen. Ihre Lebensdauer ist mit sieben Jahren begrenzt. Auswechseln kann man sie nur, indem die Platten abmontiert werden - ein enormer Aufwand beim Glühbirnenwechseln.

Von diesen düsteren Gedanken umwölkt gleitet man über die Rolltreppe gemächlich in den ersten Ausstellungsraum, über den es wenig zu sagen gibt. Die Blase ist hier nicht spürbar, die Innenwände wurden mit dunkelgrauen, in Dreiecken aufgerasterten Stahlgewebepaneelen überzogen. Für eine echte Innenhaut reichte einmal mehr das Geld nicht. Eine verloren wirkende, ebenfalls dreieckige Fensteröffnung stellt den einzigen Bezug zur Grazer Außenwelt dar. Sie zu schließen und das Ding in eine Black Bubble zu verwandeln dürfte kein Problem darstellen.

Über den oben gelegenen Ausstellungsraum gibt es letztlich ebenfalls wenig zu sagen. Ein bisschen rundlich, absolut düster, alles grau in grau und stahlnetzbespannt. Bis auf die Nossels. Wo die sich auszustülpen beginnen, endet die Bespannung. Hier liegen die Stahlrippen kläglich offen. Was soll man sagen, das Geld hat nicht gereicht.

Dem Besucher bleibt wenig mehr als die Flucht in den - nur von innen betrachtet - einzig schönen Raum. Der heißt Chillout-Zone und befindet sich murseits als schmale Glasnadel in die Blase eingeschoben über den Baumwipfeln. Der Blick ist fantastisch, Graz eine Pracht. Hier kann verweilen, wer von Kunst und Blaseninnerem genug hat. Kaffee gibt's keinen, die Bar ist anderswo. Und so fesch der Raum mit Blick von innen ist: Von außen betrachtet ist die „Nadel“ in der Blase formal unverständlich, überflüssig, störend.

Peter Pakesch wird als Intendant des Joanneum das neue Haus nun denn bespielen. Er habe Erfahrung mit schwierigen Räumlichkeiten, meint er, und er freue sich auf die Herausforderung. Die Grazer werden in ihrem Kunsthaus sicherlich manch schöne Ausstellung betrachten dürfen, doch diese Möglichkeit hätten sie in anders gestalteten Häusern mindestens ebenso gut gehabt. Wahrscheinlich sogar besser.

Was die Baukosten anbelangt, so bewegte man sich trotz konstruktiver Herausforderungen sonder Zahl im vorgegebenen Rahmen, nach derzeitiger Sicht belaufen sie sich auf 37,5 Millionen Euro (netto und vor Schlussrechnung).

Fazit: Das Experiment Kunsthaus wurde durchgeführt, gelingen wollte es nicht. Konzept und tatsächliche Umsetzung klaffen zu weit auseinander, das Visionäre in der Architektur blieb außerirdisch, es zerschellte an den Grenzen irdischer Umsetzbarkeit. Darum wird Graz von Bilbao, dessen Effekt man sich so erhoffte, wohl weit entfernt bleiben.


[Ute Woltron ist Kommunikationsleiterin der Bundesimmobiliengesellschaft BIG.]

19. September 2003Ute Baumhackl
Die Presse

Weichteil der Architektur

In Graz wird am nächsten Wochenende das Kunsthaus von Peter Cook und Colin Fournier eröffnet. Eine fantastische Kreation. Und ein Bau, der zum Experimentieren einladen will, sagt Architekt Fournier.

In Graz wird am nächsten Wochenende das Kunsthaus von Peter Cook und Colin Fournier eröffnet. Eine fantastische Kreation. Und ein Bau, der zum Experimentieren einladen will, sagt Architekt Fournier.

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30. Juni 2003Colette M. Schmidt
Der Standard

Im Bauch des Kunsthauses

Die blaue Blase nimmt auch in ihrem Inneren seltsame Formen an.

Die blaue Blase nimmt auch in ihrem Inneren seltsame Formen an.

Graz - „Friendly Alien“, „Trinkerleber“, „Eislutscher“ oder schlicht „Blase“ - die Grazer haben schon einige Namen für ihr neues Kunsthaus, das im September eröffnet wird. Das gigantische blaue Organ mit seinen „Nozzles“, wie die Architekten Peter Cook und Colin Fournier die fühlerartigen Fenster nennen, quillt aus der Rückseite des denkmalgeschützten Eisernen Hauses.


„Neutrale Ikone“

„Es gibt Museen, die durch ihr ikonenhaftes Äußeres auffallen, andere halten sich durch neutrale Grundrisse zugunsten der gezeigten Exponate zurück“, erklärt Kunsthaus-Architekt Fournier bei einer Baustellenführung durch die „Bubble“. Das Grazer Kunsthaus will beide Ansprüche erfüllen. Zudem musste man die 1848 errichtete, denkmalgeschützte Gusseisenkonstruktion, das Eiserne Haus, durch die so genannte „Needle“ mit dem neuen Teil verbinden. Diese ragt wie eine ausgestreckte Zunge in luftigen Höhen aus der Blase, ist aber noch nicht begehbar.

Das Eiserne Haus erstrahlt dank aufwändiger Restaurierung in neuem Glanz. In der jahrelang von Witterungseinflüssen beschädigten Fassade, deren ursprüngliche Schönheit nun wieder sichtbar ist, liegt auch der Haupteingang des Kunsthauses am Südtiroler Platz. Durch ihn führten Fournier und der ausführende Architekt Herfried Peyker am Samstag in die bereits begehbaren Teile des Neubaus.

Der noch nicht fertig gestellte „Travelator“, ein Fließband für Menschen, wie man es von Flughäfen kennt, durchstößt im Erdgeschoß, wo sich ein Café befinden wird, die Haut der Blase. Er führt in die verschiedenen Ausstellungsebenen: Im „Kinderbauch“, wie das Geschoß für Kinder- und Jugendarbeit heißt, fühlen sich Erwachsene der Decke recht nah. Aus der 900 Quadratmeter großen Ausstellungsebene darüber führt ein Steg ins zweite Obergeschoß des Eisernen Hauses, die neue Heimat der Camera Austria.

In der obersten Ebene, einer 1100 Quadratmeter großen kuppelförmigen Halle, kann man ausschließlich durch die nach Norden gerichteten „Nozzles“ in den Himmel blicken. Denn eine vollständig transparente Außenhaut war weder „machbar noch geplant“, betont Peyker. Ein Fühler ist genau auf den Uhrturm samt Schatten gerichtet.

17. Juli 2001Denise Leising
Der Standard

Kunsthaus Graz: Der große Krach

Kritik an den Architekten Cook und Fournier

Kritik an den Architekten Cook und Fournier

Graz - Mit einem Spektakel - einer „virtuellen Sprengung“ der nicht denkmalgeschützten Teile des Eisernen Hauses in Graz - wurde Ende letzter Woche der offizielle Baubeginn für das Kunsthaus markiert. Es war ein ziemlicher Krach.

Einen ziemlichen Krach gab es zuvor auch zwischen den beiden Planergruppen, der Grazer Architektur Consult (Peyker/Eisenköck/Domenig) und den Wettbewerbsgewinnern Peter Cook / Colin Fournier aus London. Nur mit Mühe konnte ein Eklat vermieden werden. Eine zeitgerechte Eröffnung im Frühherbst 2003 scheint indessen immer unwahrscheinlicher.

Günther Domenig bestätigt gegenüber dem STANDARD: „Wir wollten vor 14 Tagen endgültig aussteigen.“ Auf heftiges Zureden der Bauherrschaft, der obersten Rathauspolitiker, sei das Trio schließlich zum Einlenken bereit gewesen, weil die Bedingung, die Gesamtverantwortung zu erhalten, anstandslos erfüllt wurde. Zur neuen Struktur gehört auch ein neuer Name: Künftig wird unter „Arge Kunsthaus Planung“ operiert. Architektur Consult und Spacelab, wie sich das Grazer Büro der Briten nannte, gibt es nun nicht mehr.

Vieles wäre reibungsloser gelaufen, hätte sich Peter Cook mehr um das Projekt gekümmert, meint Domenig. Der Stararchitekt hätte aber alles Colin Fournier überlassen, und von diesem seien die Probleme ausgegangen: „Er war auch unehrlich“, so der gebürtige Kärntner, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt. Vor Beginn der von der Stadt geforderten Kooperation hätte Fournier prominente Grazer Architekten gegeneinander ausgespielt, zudem soll er unlängst verlangt haben, dass Architektur Consult nicht als gleichwertiger Partner auftreten dürfe.

„Cook hingegen hat nie intrigiert, er war uns gegenüber immer sehr zurückhaltend“, lobt Domenig - um den Briten im selben Atemzug aber heftig zu tadeln: „Ich kann nicht verstehen, warum Cook nicht wenigstens einen Monat nach Graz kommt, um mit Fournier gemeinsam die wesentlichen Details zu entwickeln.“ Es würden nach wie vor grundlegende Entscheidungen hinsichtlich der Materialien und der Beschaffenheit der Haut fehlen (gerüchteweise weiß man noch immer nicht genau, ob für die blaue Blase Acryl oder Plexiglas verwendet werden soll).

Zudem sei der Budgetrahmen von 600 Millionen Schilling um 50 Millionen überzogen worden, die aber irgendwo eingespart werden müssten. Domenig erachtet daher die Gefahr, dass das Kunsthaus nicht bis Herbst 2003 fertig werde, als „sehr groß“.

Dennoch scheint es nun aber Zug um Zug zu gehen. Am Montag fand die Bauverhandlung statt; mit den ersten Abbrucharbeiten am Eisernen Haus, dessen denkmalgeschützte Fassade stehen bleibt, wurde begonnen. Auch bei den Behördenverfahren sollte es keine Verzögerungen geben, ist Kultur- und Finanzstadtrat Siegfried Nagl (VP) optimistisch. An die Querschüsse der FP hinsichtlich der Finanzierung habe er sich bereits gewöhnt: „200 Millionen Schilling hat uns der Bund zugesagt - und wir werden sie auch bekommen.“

29. November 2000Denise Leising
Der Standard

FP steht zum Grazer Kunsthaus

SP-Stingl: Eröffnung spätestens 2003 - Bauvorarbeiten überfällig

SP-Stingl: Eröffnung spätestens 2003 - Bauvorarbeiten überfällig

Graz - Mit einem klaren Ja stellen sich die Grazer Freiheitlichen hinter das geplante Kunsthaus. Außer Streit stünde der jetzige Standort beim Eisernen Haus am rechten Murufer, erklärte Vizebürgermeister Peter Weinmeister. Die Bedenken der Vergangenheit hätten nicht dem Projekt selbst, sondern dem Standort im und am Schlossberg gegolten, ruft der Grazer FP-Stadtparteichef in Erinnerung. Die auf freiheitliche Initiative hin durchgeführte Volksbefragung hatte 84 Prozent ablehnende Stimmen gebracht.

„Die Aufgeregtheiten um die Fertigstellung des Kunsthauses sind völlig überflüssig“, meldet sich nun auch der Grazer Bürgermeister Alfred Stingl (SP) in der neu entflammten Diskussion zu Wort. Das Projekt ist auf Schiene und wird spätestens im Herbst 2003 eröffnet werden, gab sich das Stadtoberhaupt dem STANDARD gegenüber überzeugt. Er zweifle nicht daran, dass das Land Steiermark bis zur Gemeinderatssitzung am 17. Jänner 2001 eine gültige Finanzierungszusage „zusammenbringt“ und dass auch der Bund sein Scherflein dazu beitrage. Woher die 200 Millionen Schilling (14,5 Mio. ) kommen, sei ihm egal.

Kopfzerbrechen bereiten Stingl nicht nur die so gut wie nicht vorhandene Bauvorbereitung des britischen Architektenduos Peter Cook/Colin Fournier. Nun wurde ihnen eine Frist gesetzt: Erhält das Partnerbüro Domenig/Eisenköck/Peyker den Generalplan nicht bis 5. 12., wird das Projekt neu ausgeschrieben. Kultur-Landesrat Gerhard Hirschmann (VP) zeigte sich entsetzt: Er habe erst vor einer Woche erfahren, dass es keine vorbereitenden Arbeiten gäbe.

Am Donnerstag wird die SP im Gemeinderat Klarheit über Machbarkeit und Finanzierbarkeit des Kunsthauses einfordern. Einzig die Grünen, die Kritik an den politischen Machtspielen der roten und schwarzen Fraktionen üben, bangen um das Projekt.

08. April 2000Thomas Trenkler
Der Standard

Durchsichtige Haut, bekrönende Nadel

Peter Cook und Colin Fournier gewinnen den Grazer Kunsthaus-Wettbewerb. Entscheidung für das Projekt „Skin and pin“ fiel einstimmig

Peter Cook und Colin Fournier gewinnen den Grazer Kunsthaus-Wettbewerb. Entscheidung für das Projekt „Skin and pin“ fiel einstimmig

Schon vor zwei Jahren hatte sich das britische Architektenteam Peter Cook/ Colin Fournier am Wettbewerb für ein Grazer Kunsthaus (damals war der Standort im/ am Schloßberg auserkoren worden) teilgenommen. Doch das exzentrische Projekt fand keine Zustimmung der Jury. Auch die nachträglichen Interventionen von Peter Weibel, damals Direktor der Neuen Galerie, fruchteten nichts.

Nun aber, im Zuge des Kulturstadtjahres 2003, wurde ein neuer Anlauf unternommen, in Graz ein Kunsthaus zu errichten - diesmal auf der anderen Seite der Mur unter Einbeziehung des denkmalgeschützen Eisernen Hauses. Stararchitekt Cook und sein Partner versuchten ihr Glück erneut. Und hatten Erfolg: Die neunköpfige Jury unter dem Vorsitz von Volker Giencke wählte ihren Entwurf einstimmig zum Sieger.

Am Donnerstag hatte man aus den über 100 eingereichten Projekten die 16 besten bestimmt. Prominente österreichische Architekten wie Hans Hollein, Klaus Kada, Eilfried Huth und Wolf D. Prix von Coop Himmelb(l)au vermochten mit ihren Vorschlägen nicht zu überzeugen. Am Freitag schließlich nominierte die Jury - u. a. Klaus Gartler, Kjetil T. Thorsen, Odile Decq, Harald Szeemann, Kasper König, Dieter Bogner, Wolfgang Lorenz und STANDARD-Chefredakteur Gerfried Sperl - den Sieger und acht Ankäufe. Prominente Architekten wie Zaha Hadid und Tom Mayne gelangten in die letzte Auswahl.

Bei der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz, an der auch Bürgermeister Alfred Stingl und Kulturstadtrat Helmut Strobl teilnahmen, lobte die französische Architektin Odile Decq die Stadt Graz „für den Mut, sowohl den Architekten als auch der Jury soviel Freiheit gegeben zu haben“. Daher sei eine hohe Qualität erzielt worden, was bei den letzten Wettbewerben auf europäischem Niveau nicht immer der Fall gewesen sei. Szeemann, der 1999 die Biennale in Venedig ausrichtete, betonte, das Cook-Projekt werde modernen Ausstellungserfordernissen gerecht.

Ein großer Vorteil des Entwurfes liegt darin, dass er sowohl mit den Raumvorgaben zurecht kommt, als auch im Kostenlimit von 280 Millionen bleibt. Das Projekt arbeitet mit modernster Baustofftechnologie und bietet als besonderen Gag ein Kaffeehaus an, das wie eine Nadel über das Eiserne Haus hinausragt.

Strobl gab bekannt, Landeshauptfrau Waltraud Klasnic habe mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel vereinbart, dass der Bund für die Kulturhauptstadt definitiv 450 Millionen bereitstellen werde. Graz sollte nun, nach jahrelangen Querelen, wieder Teil der europäischen Architektur-und Kunsthauslandschaft werden.

07. April 2000Joseph Schimmer
ORF.at

Alles wird gut

In den 60er Jahren wollte Peter Cook und seine Gruppe „Archigram“ den Städten noch Beine machen - wortwörtlich. Vierzig Jahre später macht Peter Cook noch immer spektakuläre Architektur. In Graz baut er nun das Kunsthaus, wie die Jury am Freitag bekannt gegeben hat.

In den 60er Jahren wollte Peter Cook und seine Gruppe „Archigram“ den Städten noch Beine machen - wortwörtlich. Vierzig Jahre später macht Peter Cook noch immer spektakuläre Architektur. In Graz baut er nun das Kunsthaus, wie die Jury am Freitag bekannt gegeben hat.

Nach mehr als zehnjährigen Diskussionen, nach finanziellen Querelen in letzter Sekunde wendet sich nun doch alles zum Guten. Graz bekommt rechtzeitig zum Kulturhauptstadt-Jahr, 2003, qualitativ hochwertige Architektur und der Bund zahlt doch noch mit.

30. September 1999Denise Leising
Der Standard

Kunsthaus Graz: 200 Anmeldungen

Graz - Richard Rogers hat abgesagt, damit steht der Pariser Architekt Dominique Perrault als Juror für den Grazer Kunsthaus-Wettbewerb fest. Über 200 Anmeldungen...

Graz - Richard Rogers hat abgesagt, damit steht der Pariser Architekt Dominique Perrault als Juror für den Grazer Kunsthaus-Wettbewerb fest. Über 200 Anmeldungen...

Graz - Richard Rogers hat abgesagt, damit steht der Pariser Architekt Dominique Perrault als Juror für den Grazer Kunsthaus-Wettbewerb fest. Über 200 Anmeldungen für den Wettbewerb sind bereits eingelangt, weshalb die Anmeldefrist bis 8. Oktober verlängert wurde. Die Abgabe der Projekte soll bis Februar 2000 erfolgen, der Sieger spätestens Ende März feststehen.

Offen ist, ob es mit den Zuladungen internationaler Architekturgrößen klappen wird. Der Grazer Tourismusverband hat die Initiative ergriffen und stellt fünf bis zehn heimischen Architekten, denen es gelingt, einen Star zur Teilnahme zu bewegen, je 100.000 Schilling zur Verfügung. Coop Himmelb(l)au hat sich bereits angemeldet. Günther Domenig mit dem Bau des Kunsthauses zu beauftragen, wäre laut Wolf D. Prix die beste Lösung.

28. September 1999Denise Leising
Der Standard

Acht Männer und eine Frau

(SUBTITLE) Nach langer Nachdenk-Phase steht die Grazer Kunsthaus-Jury

Die junge Pariser Architektin Odile Dedq ist die einzige Frau in der Wettbewerbsjury für das Grazer Kunsthaus. Sie wurde von der steirischen Volkspartei,...

Die junge Pariser Architektin Odile Dedq ist die einzige Frau in der Wettbewerbsjury für das Grazer Kunsthaus. Sie wurde von der steirischen Volkspartei,...

Die junge Pariser Architektin Odile Dedq ist die einzige Frau in der Wettbewerbsjury für das Grazer Kunsthaus. Sie wurde von der steirischen Volkspartei, die als erste Wahl die italienische Stararchitektin Gae Aulenti ins Auge gefasst hatte, ins Rennen geschickt. Die Freiheitlichen verzichteten auf die Nominierung und überließen es Landeskulturreferent Peter Schachner, zwei Kandidaten auszuwählen. Wie erwartet sind dies Harald Szeemann und Kasper König.

Die Stadt Graz einigte sich, wie berichtet, auf Wolfgang Lorenz (Programmchef Kulturstadt 2003) und Dieter Bogner (Berater des Landesmuseums Joanneum), als Dritter im Bunde ist der Architekt Klaus Gartler dazugekommen. Die Bundesingenieurkammer der Architekten entsendet den Grazer Volker Giencke, den Norweger Kjetil Thorsten (er gehört zu dem vom Grazer Christoph Kapeller angeführten Team, das die neue Bibliothek von Alexandria realisiert) sowie den Briten Richard Rogers und/oder den Pariser Dominique Perrault in die Jury. Wer von den beiden als Haupt- bzw. Ersatzmitglied fungiert, entscheidet sich in den nächsten Tagen.

Fest steht auch das Stadt-Land-Gremium, das die Rahmenbedingungen für das Kunsthaus, das Projekt Kulturstadt 2003 u. a. schaffen soll. Graz ist durch Bürgermeister Alfred Stingl sowie die Stadträte Tatjana Kaltenbeck (beide SP), Helmut Strobl und Siegfried Nagl (beide VP) sowie Margit Uray-Frick (FP) vertreten, die Steiermark durch Peter Schachner, Gerhard Wurm (beide SP), Gerhard Hirschmann, Hella Ranner (beide VP) sowie Michael Schmid (FP). Der Bund entsendet Kunststaatssekretär Peter Wittmann (SP) und Andreas Mailath-Pokorny.

24. August 1999Denise Leising
Der Standard

Graz: Mehrheit für Eisernes Haus

(SUBTITLE) Ende der Standort-Debatte zum Kunsthaus

Graz - Noch Montagmittag sah es so aus, als ob der von der FP-Landesrat Michael Schmid wieder ins Spiel gebrachte Standort Pfauengarten beim Grazer Karmeliterplatz...

Graz - Noch Montagmittag sah es so aus, als ob der von der FP-Landesrat Michael Schmid wieder ins Spiel gebrachte Standort Pfauengarten beim Grazer Karmeliterplatz...

Graz - Noch Montagmittag sah es so aus, als ob der von der FP-Landesrat Michael Schmid wieder ins Spiel gebrachte Standort Pfauengarten beim Grazer Karmeliterplatz für das Kunsthaus zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für den von Stadt-und Landespolitikern als ideal ausgerufenen Bauplatz Eisernes Haus am rechten Mur-Ufer werden könnte.

Zumal das von FP-Landesrat Michael Schmid vorgebrachte Argument, das seit langem baubewilligte Projekt der Wiener Architekten Schöffauer/Tschapeller für den Pfauengarten ließe sich problemlos bis Anfang 2003 realisieren, auch der VP-Fraktion (die vor Jahren gemeinsam mit FP und SP den Pfauengarten einstimmig im Landtag abgelehnt hatte) einleuchtete. Nur Landeshauptmann-Stellvertreter Peter Schachner-Blazizek wollte nicht vom Eisernen Haus, das bedauerlicherweise in der Samstag-Ausgabe des STANDARD als „Eisernes Tor“ bezeichnet wurde, abrücken. Sollte sich jedoch eine Mehrheit für den Pfauengarten finden, werde er dies respektieren.

Am Nachmittag herrschte dann aber endlich Klarheit: Aus dem von vielen befürchteten Deal zwischen FPÖ und ÖVP ist nichts geworden. Stattdessen einigten sich SPÖ und ÖVP nach einer turbulent verlaufenen Regierungssitzung auf den Standort Eisernes Haus. Die Vernunft habe gesiegt, freute sich Landeskulturreferent Schachner, der den Schwenk in einem Vier-Augen-Gespräch mit Landeshauptfrau Waltraud Klasnic herbeiführen konnte.

Bundeskanzler Viktor Klima, der am Montag in der Steiermark weilte, signalisierte derweilen die Bereitschaft, beim Kunsthaus mitzuzahlen, wenn das Kunsthaus 2003 integraler Bestandteil des Projektes „Kulturstadt Europas“ wird.

Als nächster Schritt wird nun ein aus Vertretern von Stadt und Land bestehende Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich mit inhaltlichen Fragen der einzelnen Konzepte, einem Raum- und Funktionsprogramm für das Kunsthaus als auch mit Fragen der Gesamtfinanzeirung auseinandersetzen soll.

04. August 1999Ulli Jantschner
Kurier

Ein Tempel für Zeitgenössisches

Kunsthaus Graz: Polit-Pfusch setzte 186 Architektenpläne in den Sand. Ob sich jetzt noch ein namhafter Baukünstler finden läßt, ist die Frage

Kunsthaus Graz: Polit-Pfusch setzte 186 Architektenpläne in den Sand. Ob sich jetzt noch ein namhafter Baukünstler finden läßt, ist die Frage

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04. August 1999Salzburger Nachrichten

Graz bekommt jetzt sein Kunsthaus

GRAZ (SN-m.b.). Nach der am Montag gefallenen Entscheidung, das Grazer Kunsthaus auf dem Standort „Eisernes Haus“ zu errichten, hat Kulturstadtrat Helmut...

GRAZ (SN-m.b.). Nach der am Montag gefallenen Entscheidung, das Grazer Kunsthaus auf dem Standort „Eisernes Haus“ zu errichten, hat Kulturstadtrat Helmut...

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03. August 1999Denise Leising
Der Standard

Das „Eiserne Haus“ wird zum Grazer Kunsthaus

(SUBTITLE) Der Optionsvertrag ist unterschrieben

Graz - Es ist vollbracht. Der Stadt Graz ist der entscheidende Durchbruch beim Standort Eisernes Haus für das Kunsthaus auf dem Areal der Brüder Lecher...

Graz - Es ist vollbracht. Der Stadt Graz ist der entscheidende Durchbruch beim Standort Eisernes Haus für das Kunsthaus auf dem Areal der Brüder Lecher...

Graz - Es ist vollbracht. Der Stadt Graz ist der entscheidende Durchbruch beim Standort Eisernes Haus für das Kunsthaus auf dem Areal der Brüder Lecher GesmbH geglückt. Die 20 Eigentümer der Gesellschaft sind letztlich nun doch mit dem Verkauf der Immobilie einverstanden. In langen, zähen und zum Teil heftigen Verhandlungen wurde ein Kaufpreis von 99 Millionen Schilling netto für insgesamt 3441 Quadratmeter Fläche ausgehandelt.

Details zu diesem vorläufigen Optionsvertrag gaben Bürgermeister Alfred Stingl und Finanzstadtrat Siegfried Nagl auf einer Pressekonferenz am Montag bekannt. So wird die Brüder Lechner Gesmbh von der Stadt Graz erworben und aus steuerrechtlichen Gründen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. An dieser AG sollen sich auch Bund und Land Steiermark mit je fünf Prozent beteiligen.

Zwei zum Gesamtkomplex gehörige Gebäude, das Palais Tinnfeld und ein Haus in der Mariahilferstraße werden für das künftige, 5000 Quadratmeter große Kunsthaus nicht benötigt und von der Stadt um rund 20 Millionen Schilling an die Firma Costa & Costa verkauft, die darin Büros und Wohnungen installiert. Die zu errichtetende Tiefgarage wird für 66 Jahre an die Firma Kastner & Öhler weitervermietet, die diese Garage vorfinanzieren und auch betreiben wird.


Drittelbeteiligung

Wie Bürgermeister Stingl betonte, wird nach wie vor eine Drittelbeteiligung von Stadt, Land Steiermark und Bund angestrebt. Vom Land Steiermark liege dazu bereits eine Zustimmung vor. Unbedingt nötig sei aber, so Stingl, dass das Land Steiermark noch vor der für 26. August anberaumten Sondersitzung des Gemeinderates, der ja über die Kaufsumme abstimmen muß, einen Grundsatzbeschluß fasst.

Denn jetzt sei es klar, dass die öffentliche Hand das Kunsthaus errichten und betreiben soll. Unbedingt angestrebt werden müsse ein Fertigstellungstermin des Kunsthauses am rechten Murufer bis zum Jahre 2003. Bauherr ist die Stadt Graz, die auch schon vor geraumer Zeit vorsichtige Vorbereitungen für einen europaweiten Wettbewerb treffen ließ. Ob Stararchitekten wie Frank Gehry, Norman Foster, Zaha Hadid, Jean Nouvel oder andere zugeladen werden - das wünscht sich u.a. die Hoteliervereinigung - ist derzeit noch offen. Die Stadt Graz hat für den Wettbewerb jedenfalls einige Millionen Schilling reserviert. Insgesamt wurden für die beiden gescheiterten Kunsthaus-Projekte im Pfauengarten und am/im Schloßberg fast 30 Millionen Schilling an Steuergeldern verschleudert.

02. August 1999Joseph Schimmer
ORF.at

Endlich zu Hause

Gebaut wird noch lange nicht, aber endlich will man definitiv wissen, wo es gebaut werden soll, das Grazer Kunsthaus. Zehn Jahre haben Stadt völlig unterschiedliche Projekte wurden bis zur Baureife getrieben und sind dann doch im letzten Moment gescheitert. Ein Überblick.

Gebaut wird noch lange nicht, aber endlich will man definitiv wissen, wo es gebaut werden soll, das Grazer Kunsthaus. Zehn Jahre haben Stadt völlig unterschiedliche Projekte wurden bis zur Baureife getrieben und sind dann doch im letzten Moment gescheitert. Ein Überblick.

01. August 1999Gerfried Sperl
Der Standard

Die Grazer Entscheidung

In Graz haben Stadt- und Landespolitiker in der kommenden Woche die letzte Chance, über Planung und Bau eines gültigen Symbols für die europäische Kulturrolle...

In Graz haben Stadt- und Landespolitiker in der kommenden Woche die letzte Chance, über Planung und Bau eines gültigen Symbols für die europäische Kulturrolle...

In Graz haben Stadt- und Landespolitiker in der kommenden Woche die letzte Chance, über Planung und Bau eines gültigen Symbols für die europäische Kulturrolle im Jahre 2003 zu entscheiden. Denn es ist state of the art, daß eine spektakuläre Architektur der Hebel für den Erfolg moderner Kulturevents ist. Beispiele gibt es genug. Das Guggenheim-Museum von Frank Gehry in Bilbao ist ein positives, das Museumsquartier in Wien ein negatives, was die Begleitumstände betrifft. Sogar Norman Fosters Berliner Glaskuppel ist ein Magnet.

Wie Frido Hütter kürzlich in der Kleinen Zeitung richtig bemerkte, haben kleinere Städte den Grazern vorgeführt, wie es gehen könnte. Peter Zumthors billiger, aber architektonisch eindrucksvoller Kasten in Bregenz steigert den Zulauf zur Kunst. Die Hälfte der Zuschauer kommt wegen des Gebäudes selbst. Was heißt: Nicht mehr die alte Architektur allein ist ein Hit, die neue wird es immer öfter.

Es muß kein Gehry-Bau sein, der da an der Mur das alte Lechner-Kaufhaus überstülpen könnte. Eine Zaha-Hadid-Kreation oder eine Coop-Himmelb(l)au-Utopie wären ebenso spannend, vor allem im Zusammenspiel mit der eventuellen Realisierung des Kada-Projekts für eine Halle auf dem Gelände der Grazer Messe.

Sicher ist nur, daß angesichts der Zeitknappheit rasch ein geladener Wettbewerb stattfinden müßte, an den sich eine extrem beschleunigte Bauzeit anschließen müßte. Sonst ist der Eröffnungstermin Mai oder Juni 2003 nicht zu halten. Im Anschuß daran könnte man in Ruhe diskutieren, was man mit der Stirn am Schloßberg macht: am besten eine Privatuniversität statt des Restaurants. Graz würde noch eine Kopfgeburt brauchen.

19. März 1997Denise Leising
Der Standard

Neue Grazer Kunsthaus- Variante

Die Grünen und das Liberale Forum sind sich einig: Graz braucht ein Kunsthaus, aber wenn, dann nur im Pfauengarten.

Die Grünen und das Liberale Forum sind sich einig: Graz braucht ein Kunsthaus, aber wenn, dann nur im Pfauengarten.

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18. März 1997Sokratis Dimitriou
Der Standard

Minen im Grazer Schloßberg

Oder: Megalomanie auf steirisch. Die bereits am Semmering manifest gewordene landesfürstliche Neigung zum überdimensional Unterirdischen soll neuerdings auch der Architektur zum Durchbruch verhelfen: Die Sprengtrupps stehen bereit, um jene Löcher in den Schloßberg zu reißen, die dereinst das Kunsthaus füllen sollen. Der renommierte Kunsthistoriker Sokratis Dimitriou wehrt sich gegen die „Wundergrotte“.

Oder: Megalomanie auf steirisch. Die bereits am Semmering manifest gewordene landesfürstliche Neigung zum überdimensional Unterirdischen soll neuerdings auch der Architektur zum Durchbruch verhelfen: Die Sprengtrupps stehen bereit, um jene Löcher in den Schloßberg zu reißen, die dereinst das Kunsthaus füllen sollen. Der renommierte Kunsthistoriker Sokratis Dimitriou wehrt sich gegen die „Wundergrotte“.

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01. März 1997Denise Leising
Der Standard

Kunsthaus Graz: Peter Weibel steigt aus

Höchst unzufrieden ist Peter Weibel, Chefkurator der Neuen Galerie, mit der Abwicklung des Architekturwettbewerbes für das Kunsthaus, das in Verbindung mit dem Museum im Grazer Schloßberg errichtet werden soll.

Höchst unzufrieden ist Peter Weibel, Chefkurator der Neuen Galerie, mit der Abwicklung des Architekturwettbewerbes für das Kunsthaus, das in Verbindung mit dem Museum im Grazer Schloßberg errichtet werden soll.

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01. Februar 1997Thomas Trenkler
Der Standard

Die Machbarkeit eines Mauselochs

Die Realisierungschancen für eine Kunsthalle am Grazer Schloßberg schwinden

Die Realisierungschancen für eine Kunsthalle am Grazer Schloßberg schwinden

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