Pläne

Details

Adresse
Heim-Platz 1, 8001 Zürich, Schweiz
Architektur
David Chipperfield
Mitarbeit Architektur
Partner: David Chipperfield, Christoph Felger (Design lead), Harald Müller
Projektleitung: Hans Krause (Wettbewerb), Barbara Koller (Lph 1 – 5), Jan Parth (Lph 5, Künstlerische Oberleitung). Markus Bauer (stellvertretender Projektleiter, 2009 – 2014), Robert Westphal (stellvertretender Projektleiter, 2015 – 2020)
Projektteam: Wolfgang Baumeister, Leander Bulst, Beate Dauth, Kristen Finke, Pavel Frank, Anne Hengst, Ludwig Jahn, Frithjof Kahl, Guido Kappius, Jan-Philipp Neuer, Mariska Rohde, Diana Schaffrannek, Eva-Maria Stadelmann, Marc Warrington; Grafik, Visualisierung: Konrad Basan, Dalia Liksaite, Maude Orban, Ken Polster, Antonia Schlegel, Simon Wiesmaier, Ute Zscharnt
Wettbewerbsteam: Ivan Dimitrov, Kristen Finke, Annette Flohrschütz, Pavel Frank, Gesche Gerber, Peter von Matuschka, Sebastian von Oppen, Mariska Rohde, Franziska Rusch, Lilli Scherner, Lani Tran Duc, Marc Warrington; Grafik, Visualisierung: Dalia Liksaite, Antonia Schlegel, Ute Zscharnt
Bauherrschaft
Stadt Zürich
Tragwerksplanung
Ingenieurgruppe Bauen, dsp
Landschaftsarchitektur
Wirtz International, KOLB Landschaftsarchitektur
örtliche Bauaufsicht
B+P Baurealisation
Mitarbeit ÖBA
David Michel, Christian Gruober
Brandschutz
Gruner AG
Fotografie
NOSHE
Weitere Konsulent:innen
Bauherrenvertreter: Einfache Gesellschaft Kunsthaus Erweiterung – EGKE
Gesamtleitung: Niels Hochuli, Dreicon AG, Zürich
Gebäudetechnik: Polke, Ziege, von Moos AG, Zürich; Hefti. Hess. Martignoni. Holding AG, Aarau
Brandschutzgutachter: Gruner AG, Basel; ContiSwiss, Zürich
Fassadenplanung: Emmer Pfenninger Partner AG, Münchenstein
Lichtplanung Kunstlicht: matí AG Lichtgestaltung, Adliswil
Lichtplanung Tageslicht: Institut für Tageslichttechnik, Stuttgart
Signaletik: L2M3 Kommunikationsdesign GmbH, Stuttgart
Maßnahme
Erweiterung
Wettbewerb
2008
Planung
2009
Ausführung
2015 - 2020
Eröffnung
2021
Bruttogeschossfläche
23.300 m²

Ausführende Firmen

Fassade: Staudtcarrera AG, Zwingen, Schweiz (Liesberger Jura-Kalkstein,
Betonwerkstein); Sottas AG, Bulle, Schweiz (Fenster); AGC Glass Europe, Louvain-La-Neuve, Belgien (Glas)
Sichtbeton: Marti AG, Zürich, Schweiz
Böden: Lauster Steinbau GmbH, Stuttgart, Deutschland (Krastaler Marmor); Wimmer Gmbh, Töging am Inn, Deutschland (Eichenparkett); GDM Parkette, Uster, Schweiz (Parkettverlegung)
Ausstattung: Baur Metallbau AG, Mettmenstetten, Schweiz
(Messingwandbekleidungen, Handläufe)
Einbauten: Bau- & Holzwerker AG, Zürich, Schweiz (Infotresen); Teamplan Josef Meyer GmbH, Nordhorn, Deutschland
(Schreinerarbeiten Garderoben); Glaeser Wogg AG, Baden, Schweiz (Schreinerarbeiten Bar); Pfister Ladenbau AG, Worb, Schweiz (Schreinerarbeiten Shop)
Leuchten: BEGA, Menden, Deutschland (Große Halle); Viabizzuno srl, Bentivoglio, Italien (Bar, Shop)
Möbel: Minotti, Meda, Italien (Sitzbänke Ausstellungsbereich); Horgenglarus, Glarus, Schweiz (Stühle Bar); Fritz Hansen, Allerød, Dänemark (Stühle Festsaal)
Textilien: Kvadrat, Ebeltoft, Dänemark

Publikationen

Links

Künsthaus Zürich
http://www.kunsthaus.ch

Presseschau

11. Dezember 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Nur das städtische Leben, nicht die Kunst allein kann diese Leere füllen: Das Kunsthaus Zürich hat seine Flächen verdoppelt

David Chipperfields Erweiterungsbau fasziniert dank seinen Zwischenräumen, im Innern des Museums genauso wie im Stadtraum.

David Chipperfields Erweiterungsbau fasziniert dank seinen Zwischenräumen, im Innern des Museums genauso wie im Stadtraum.

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03. April 2017Dorothee Vögeli
Neue Zürcher Zeitung

Chipperfields Konzept konkretisiert sich

(SUBTITLE) Kunsthaus-Erweiterung Zürich

Erstmals hat die Bauherrschaft der Zürcher Kunsthaus-Erweiterung die Öffentlichkeit zu einem Baustellenbesuch eingeladen. Vorstellungskraft war gefragt.

Erstmals hat die Bauherrschaft der Zürcher Kunsthaus-Erweiterung die Öffentlichkeit zu einem Baustellenbesuch eingeladen. Vorstellungskraft war gefragt.

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09. November 2012Roman Hollenstein
Neue Zürcher Zeitung

Schöne Räume für Zürichs Kunst

(SUBTITLE) Gedanken zur Architektur

Mit monumentalem Auftritt wird die von David Chipperfield geplante Kunsthauserweiterung dereinst den Heimplatz dominieren. Im Innern aber will sie die Besucher mit fein proportionierten und sorgfältig detaillierten Räumen für Kunst vom Impressionismus bis heute überraschen.

Mit monumentalem Auftritt wird die von David Chipperfield geplante Kunsthauserweiterung dereinst den Heimplatz dominieren. Im Innern aber will sie die Besucher mit fein proportionierten und sorgfältig detaillierten Räumen für Kunst vom Impressionismus bis heute überraschen.

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08. November 2012Samuel Herzog
Neue Zürcher Zeitung

Die Weichen richtig stellen

(SUBTITLE) Abstimmung Kunsthaus

Am 25. November stimmt die Stadt Zürich über eine geplante Erweiterung ihres Kunsthauses ab. Im Vorfeld kursieren Vorstellungen dieser neuen Institution, die nicht jedermanns Sache sind. Es geht indes bei der Abstimmung nicht um diese Visionen, sondern darum, für eine weitere Zukunft die Weichen richtig zu stellen.

Am 25. November stimmt die Stadt Zürich über eine geplante Erweiterung ihres Kunsthauses ab. Im Vorfeld kursieren Vorstellungen dieser neuen Institution, die nicht jedermanns Sache sind. Es geht indes bei der Abstimmung nicht um diese Visionen, sondern darum, für eine weitere Zukunft die Weichen richtig zu stellen.

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16. Januar 2009Ivo Bösch
hochparterre

Zürichs Kunstpalazzo

Das Resultat vieler Vorgaben und Bedingungen: Stein setzt sich durch gegen Glas. Und das alte Kunsthaus muss kuschen.

Das Resultat vieler Vorgaben und Bedingungen: Stein setzt sich durch gegen Glas. Und das alte Kunsthaus muss kuschen.

Viel Spielraum blieb den Architekten nicht. Die Planungsämter hatten zur Vorbereitung des Wettbewerbs ganze Arbeit geleistet. Als Bauplatz hatten sie ein Quadrat gegenüber dem Kunsthaus, auf der andern Seite des Heimplatzes, auserkoren. Für die Turnhallen, die abgerissen werden sollen, setzt sich nur noch der Heimatschutz ein. Die interessante Aufgabe aber, am Konglomerat des Kunsthauses weiterzubauen, war im Wettbewerb von vornherein ausgeschlossen.
Von Karl Moser 1910 erbaut und 1925 erweitert, von den Gebrüdern Pfister 1958 und von Müller & Blumer 1976 erweitert, beschäftigte das Kunsthaus von 1997 bis 2005 auch noch Sam Architekten (Schnebli Manz) mit der Gesamtsanierung. Der Jurybericht fasst diesen Sachzwang positiv zusammen: «Damit wurde die Basis geschaffen für die nun zu planende Erweiterung.»

Mehr als einen Anbau wünscht sich Kunsthausdirektor Christoph Becker. Der Neubau soll zusammen mit dem sanierten Kunsthaus das Neue Kunsthaus formen, so die Worte Beckers. Den Widerspruch, aus zwei getrennten Gebäuden eins zu machen, hatten die Architekten aufzulösen.

Heimplatz muß warten

Einzig ein unterirdischer Gang wird den 150 Millionen Franken teuren Neubau mit dem Mutterhaus verbinden, auch das war eine Vorgabe des Wettbewerbs. Doch der Heimplatz selbst war nicht Gegenstand des Wettbewerbs. Seine Neugestaltung schreibt die Stadt — wenn überhaupt — später aus.
Sonst aber arbeiteten die städtischen Ämter emsig. Sie organisierten 2006 einen Workshop, an dem drei Architektenteams teilnehmen durften. Aus dem Bericht «Vorabklärungen zum Projektwettbewerb» flossen weitere Bedingungen ins Wettbewerbsprogramm ein. Selbst ein Energiekonzept stand den Architekten während des Wettbewerbs zur Verfügung. Es kam zum Schluss, dass der Bedarf nach Kälte dreimal höher sein wird als nach Wärme und dass eine grosse thermische Trägheit notwendig wird, um im Winter nicht tags kühlen und nachts heizen zu müssen. Und es prophezeite, dass ein Drittel des Stroms für Beleuchtung gebraucht werde. Deshalb hatten die Architekten für viel Tageslicht zu sorgen.

Auch der Kanton Zürich redet mit und hat einen Masterplan für das Hochschulgebiet ausarbeiten lassen. Vom Heimplatz bis zur Haldenbachstrasse sieht dieser Entwicklungsplan die Rämistrasse als eine Bildungs- und Kulturmeile. Er legt fest, dass der Kunsthausneubau den Heimplatz räumlich fasst und dass der Freiraum zwischen Erweiterung und alter Kantonsschule als öffentlicher Garten der Kunst genutzt werden soll.

Die meisten der zwanzig Wettbewerbs-Architekten hielten sich brav an die Vorgaben. Denn sie hatten schon die Präqualifikation mit 214 Büros überstanden und deshalb einen Auftrag zu verlieren und nicht einen Wettbewerb zu gewinnen.

Im Gegensatz zu einem selektiven Verfahren riskiert der Architekt in einem offenen Projektwettbewerb mehr. Der Bund Schweizer Architekten (BSA) kritisierte übrigens im Vorfeld das Verfahren ungewöhnlich scharf. Er erinnerte an die goldene Regel: Je öffentlicher die Aufgabe, desto offener das Verfahren. Gefruchtet hat der Appell des Vorstands der BSA-Ortsgruppe Zürich allerdings wenig, trotz der vielen BSA-Mitglieder in der Jury und im Teilnehmerfeld.

Klötze, Klötze, Klötze

Als einziger Preisträger verletzte Roger Diener den Perimeter mit einem länglichen, quer zum Heimplatz gestellten Bau. Damit schuf er eine grosse Terrasse mit Freitreppe entlang der Rämistrasse. Sie sieht im Modell grosszügiger aus als in den Plänen. Guter Städtebau mit zu wenig architektonischem Fleisch am Knochen, urteilte die Jury und belohnte den verhalten Mutigen mit einem Ankauf, aber nicht mit einem Rang.

12 500 Quadratmeter für die Kunst auf 5500 Quadratmetern unterzubringen, führt zu ähnlichen Lösungen: zu Klötzen. Alle Projekte im von der Zürcher Kunstgesellschaft, der Stiftung Kunsthaus und der Stadt Zürich veranstalteten Wettbewerb sind etwas zu gross geraten — die Vorprojekte gingen von mehr Räumen in den Untergeschossen aus. Die 19-köpfige Jury (11 davon Fachpreisrichter) entschied sich knapp für den Bau von David Chipperfield und gegen den von Gigon / Guyer.

Der Graben in der Jury verlief nicht zwischen Architekten und Sachpreisrichtern. Es ging um verschiedene Auffassungen von Architektur. Das Steinerne von Chipperfield setzte sich gegen das Gläserne von Gigon / Guyer durch. Das zweitrangierte Projekt versuchte, sich ganz schweizerisch mit Ausschnitten am Volumen an die Situation anzupassen. Anders der Brite: Er stellt ein schnörkelloses Volumen hin, einen Palazzo. Stünde er in Florenz, dann wärs eher der Palazzo Strozzi als der Palazzo Pitti, also ein grosser Bau mit vielleicht absichtlich zu wenig Umgebung. Die Jury meint, der Bau sprenge mit seinen Dimensionen die im Quartier üblichen Massstäbe, und empfiehlt das oberirdische Volumen zu verkleinern. Im Wettbewerb sprach man noch vom Museum des 21. Jahrhunderts, das entstehen sollte. Doch der grosse Wurf fehlt unter den 20 Projekten. Dafür gabs zu viele Bedingungen.

Kommentar profaner Tempel versus sakrales Warenhaus

Wie sieht ein Kunsthaus aus? Jetzt wissen wirs: Ein mächtiger Kubus mit Steinfassade, die Fenster mit senkrechten Lamellen verschleiert, innen eine durch alle Geschosse gehende Halle, oben Oberlichtlichtsäle, unten Seitenlicht, eine brauchbare innere Organisation, das alles hatten wir schon. Das «Museum des 21. Jahrhunderts» gleicht dem des 19. David Chipperfields neues Kunsthaus ist brav und konventionell. Keine Experimente beim Projekt, das Umfeld ist schon schwierig genug.

Haben alle gemerkt, wie dominant und monumental dieser Quader ist? Nach aussen geschlossen sendet er die Botschaft aus: Ich bin eine Majestät. Er ist der Eckstein der geplanten Bildungs- und Kulturmeile, ein städtebauliches Schwergewicht, dem sich das bestehende Kunsthaus unterordnen muss. Die stumme Masse erzeugt durch ihr Gewicht eine stille Würde. So sieht die Monumentalität heute aus. Chipperfield behauptet den Vorrang des Museums als öffentlicher, genauer als wertvoller, weil wertvermittelnder Bau. Die Kunst ist das andere, sie braucht ein Weihegefäss. Das Museum ist ein profaner Tempel.
Der zweite Preis von Gigon / Guyer sagt: Ich bin ein Republikaner. Das grosse Volumen wird aus einzelnen Baukörpern zusammengesetzt, vielgliedrig versucht der Riesenbau kleiner zu wirken als er ist. Seine Haut leuchtet. Der zweite Preis will nicht Würde, sondern Interesse wecken, will einladen, offen sein. So sieht die prä-tentiöse Bescheidenheit heute aus. Sie behauptet die besondere Selbstverständlichkeit des Museums. Die Kunst ist Wahrnehmung, sie braucht ein Schauhaus. Das Museum ist ein sakrales Warenhaus.

Der erste Preis ist ein später, heimlicher Verwandter des Kunstmuseums Basel. Eine Querelle des Anciens et des Modernes liegt in der Luft wie damals, als Christ und Bonatz sich 1932 gegen Hans Schmidt durchsetzten. Das löste eine Monumen-talitätsdebatte aus, jetzt ist in Zürich eine fällig. Wie sieht ein öffentlicher Bau mit «gehobener Bestimmung» aus, braucht ein Kunsthaus Würde? Wenn ja, was verleiht sie? Der Stein oder das Glas? Ob David Chipperfield das «Museum des 21. Jahrhunderts» gefunden hat, ist fraglich, ein funktionierndes, Würde aus-strahlendes hingegen fand er sicher. Trotzdem, zwischen Schwellenangst und Würde ist ein ziemlicher Spalt. Der will erst gefüllt sein.



verknüpfte Zeitschriften
hochparterre 2009-01|02

15. Januar 2009Axel Simon
Bauwelt

Erweiterung Kunsthaus Zürich

Mit Spannung wurde das Ergebnis des wichtigsten Schweizer Wettbewerbs 2008, die Erweiterung des Kunsthauses Zürich, erwartet. Der siegreiche Entwurf von...

Mit Spannung wurde das Ergebnis des wichtigsten Schweizer Wettbewerbs 2008, die Erweiterung des Kunsthauses Zürich, erwartet. Der siegreiche Entwurf von David Chipperfield ist – wie sollte es anders sein – ein „gemäßigter“ Monolith. Vollständigen Artikel anssehen



verknüpfte Zeitschriften
Bauwelt 2009|01-02 Das erste Haus zum 6. Mal

10. November 2008Neue Zürcher Zeitung

Schnörkelloser Kunstpalazzo

(SUBTITLE) Erster Eindruck vom Erweiterungsbau für das Zürcher Kunsthaus von David Chipperfield

Der englische Architekt David Chipperfield hat den Wettbewerb für den Erweiterungsbau des Kunsthauses Zürich gewonnen, wie am Freitag bekannt wurde. Ein am Wochenende vorzeitig veröffentlichter Computer-Entwurf des Bauprojekts vermittelt einen ersten Eindruck davon, wie der Heimplatz in Zukunft aussehen könnte.

Der englische Architekt David Chipperfield hat den Wettbewerb für den Erweiterungsbau des Kunsthauses Zürich gewonnen, wie am Freitag bekannt wurde. Ein am Wochenende vorzeitig veröffentlichter Computer-Entwurf des Bauprojekts vermittelt einen ersten Eindruck davon, wie der Heimplatz in Zukunft aussehen könnte.

phi. Understatement mag zwar eine britische Tugend sein, gewiss aber ist sie auch eine zürcherische. So gibt sich der am Freitag bekanntgewordene Sieger-Entwurf des Londoner Architekten David Chipperfield für den geplanten Erweiterungsbau des Kunsthauses Zürich ganz ohne Stararchitektur-Allüren. Vielmehr zeichnet sich der helle, steinerne Quader durch geradezu protestantische Schlichtheit, Strenge und Bescheidenheit aus – alles Eigenschaften, die in der Zwinglistadt, wo man zwar vielleicht manchmal klotzt, aber doch auf keinen Fall protzt, geschätzt werden.

Entfernt erinnert der Steinquader mit seinen grossen, von Stabwerk verkleideten Fensteröffnungen an einen Renaissance-Palazzo mit archaisierenden Zügen. Trotz solchen architekturhistorischen Rückgriffen dekliniert der eigenständige Bau aber das Bestehende fort in die Zukunft: Der minimalistische Monolith nimmt nämlich in der Farbe des Gesteins wie in der Fassadenstruktur Elemente des jetzigen Kunsthauskomplexes, mit dem er unterirdisch verbunden werden soll, auf. Dadurch tritt er in einen Dialog mit den dominierenden Bauten am Heimplatz und verhilft diesem zu einer gewissen urbanen Geschlossenheit.

Der Platz würde zum Platz

Mit dem Schauspielhaus im Osten, dem Moser-Bau im Süden und dem Bührle-Balken im Westen, der ein Tor zur Altstadt bildet, fehlte dem Platz bisher nämlich eine klarere Struktur allein gegen Norden hin. Dort macht jetzt der Heimplatz durch das Areal der Kantonsschule und ihre Turnhallen und Baracken einen etwas provisorischen Eindruck. Dies, obwohl die beiden vor kurzem aus dem Schutzinventar entlassenen Hallen aus den Jahren 1881 und 1902 ihrerseits ein stimmiges Ensemble mit dem weiter nördlich am Hang gelegenen Gebäude der Alten Kantonsschule bilden.

Chipperfield setzte denn wohl bewusst auf einen städtischen Ort am Heimplatz und bietet mit seinem Entwurf auch durchaus Hand für eine allfällige zukünftige Gestaltung eines öffentlichen Platzes. So zeigt es jedenfalls das computersimulierte Bild des Architekten: Dort ist die Strasse vor dem Kunsthaus verschwunden und durch einen durchgehenden Platz ersetzt worden, der auch die Pavillon-Insel einbezieht.

Noch liegt dies aber in ferner Zukunft. Die Vorgaben für den Wettbewerb verlangten explizit einen Entwurf, der ohne Veränderungen der bestehenden Verkehrssituation realisierbar sein sollte. An einer Pressekonferenz am 15. Dezember werden neben Chipperfields Sieger-Entwurf schliesslich auch alle anderen 20 Projekte der Öffentlichkeit vorgestellt. Dann erst kann auch Chipperfields offenbar mit grosser Mehrheit ausgewähltes Projekt genauer beurteilt werden. Die Stadt ihrerseits sei jedenfalls vom Entwurf fürs Erste überzeugt, wie Urs Spinner vom Städtischen Hochbaudepartement bestätigt.

Noch lange nicht gebaut

Bis zur Realisierung im Jahr 2015, dem Jahr, in dem der Neubau bezogen werden soll, ist es aber noch ein rechtes Wegstück. Die Planung fürs Kunsthaus ist zwar bereits im Richtplan eingetragen. Es kann aber gut sein, dass sich der Stadtzürcher Heimatschutz nochmals gegen das Erweiterungsprojekt stemmt und eine Instanz weiterzieht, auch wenn die Baurekurskommission seine Einsprache im September abgelehnt hat. Und dann müssen schliesslich noch die Stimmberechtigten über die Kunsthaus-Erweiterung abstimmen. Von den rund 150 Millionen Franken soll immerhin die Hälfte durch die öffentliche Hand (Stadt und Kanton) beigesteuert werden, die andere Hälfte will man von privater Seite her finanzieren. Wie generös aber im Klima der gegenwärtigen Wirtschaftskrise Banken und Versicherungen noch sein werden, die Museumsdirektor Christoph Becker im vergangenen Sommer bereits im Boot zu haben glaubte, wird sich auch noch weisen müssen.

09. November 2008Gerhard Mack
Neue Zürcher Zeitung

Steinkiste für die Kunst

Der Londoner Architekt David Chipperfield gewinnt den Wettbewerb für die Erweiterung des Zürcher Kunsthauses.

Der Londoner Architekt David Chipperfield gewinnt den Wettbewerb für die Erweiterung des Zürcher Kunsthauses.

Das neue Kunsthaus ist kein lichter Kristall, der in die Stadt ausstrahlt, sondern ein steinerner Quader, der sich nach aussen abschliesst und selbst da, wo grosse Fenster die Fassade öffnen, das gemauerte Kleid mit einem Stabwerk fortsetzt. So sieht es der Entwurf vor, mit dem David Chipperfield am Freitag den Wettbewerb um die Erweiterung des Kunsthauses Zürich für sich entscheiden konnte. Auf den beiden Computerbildern, die uns vorliegen, markiert der im internationalen Museumsbau erfahrene, 1953 in London geborene Brite mit einem wuchtigen Bau den Strassenraum. Während der Heimplatz sich vorher in das Areal vor der alten Kantonsschule mit den beiden bis vor kurzem geschützten historischen Kunsthallen verflüchtigte, wird nun zwischen dem bestehenden Gebäude-Ensemble des Kunsthauses und dem Erweiterungsbau erstmals wirklich ein städtischer Ort skizziert.

David Chipperfield hat dieses Anliegen selbst in einem Gespräch mit dieser Zeitung hervorgehoben: «Für uns bestand die grösste Herausforderung darin, ein Gebäude zu entwerfen, das selbstverständlich die Anforderungen eines erstklassigen Museums erfüllt, das vor allem jedoch einen Bezug herstellt zu dem Platz davor und dem Park dahinter. Das Museum ist ein öffentliches Bindeglied.» Auf der Computersimulation für den Wettbewerb ist diese Idee, mit dem Neubau einen öffentlichen Ort zu schaffen, noch dadurch verstärkt, dass die Fahrstrasse, die derzeit das Kunsthaus von der Pavillon-Insel trennt, aufgehoben und die Fläche als durchgehender Platz gestaltet ist.

Dialog der Bauten

Chipperfield weiss, dass das Zukunftsmusik ist: «Die Vorgaben für den Wettbewerb forderten ganz klar, dass der Entwurf realisierbar sein muss ohne eine Veränderung der Verkehrssituation.» Gleichwohl deutet der Architekt darauf hin, dass «in längerer Sicht mit dem Platz etwas geschehen muss; der Verkehr muss reduziert oder ganz verlegt werden, damit ein urbaner Ort entstehen kann».

Diesem Ziel dient auch der Dialog des geplanten Erweiterungsbaus mit dem vorhandenen Gebäude. Dazu wollten die Architekten zum einen «dem neuen Gebäude eine palazzo-ähnliche Präsenz am Platz geben», sagt Chipperfield. Zum anderen tritt neben diese Anspielung an den Bautyp der italienischen Renaissance die Orientierung an Karl Mosers historischem Gebäude, dem der Londoner Architekt eine «starke eigene Qualität und Identität» zubilligt. «Wir haben direkte Bezugnahmen vermieden, wir verwenden aber einen ähnlichen Stein und versuchen eine Balance zwischen Massivität und Öffnung herzustellen, wie sie für das bestehende Gebäude charakteristisch ist.»

Die klotzartige, auf den Animationsbildern fast erdrückende Masse des Erweiterungsvorschlags, seine betonte Wendung nach innen, versteht Chipperfield als zeitgemässe Interpretation des Moser-Baus, die auch praktische Anforderungen berücksichtigt: «Museen tendieren dazu, geschlossene Orte zu sein, sie wollen die Kunstwerke beschützen; wir versuchen, dieses Bedürfnis mit Offenheit zu verbinden und zugleich auf Gewicht und Masse des bestehenden Baus Rücksicht zu nehmen.» Dieser Öffnung sollen grossformatige Fenster, ein grosszügiger Eingangsbereich und eine Café-Bar zum Heimplatz hin dienen.

Neben dem visuellen Dialog der Gebäude gibt es auch eine reale, unterirdische Verbindung. Sie ist «sehr knapp und direkt» gehalten, so wie die Ausschreibung es verlangte. Ausstellungsräume sind unter dem Heimplatz nicht vorgesehen. «Es sollte wohl nicht zu viel Geld unter der Erde verbaut werden», vermutet Chipperfield.

Das Kunsthaus erhält mit dieser Erweiterung keinen spektakulären Bau. Der Heimplatz wird nicht durch ein Stück ikonische Architektur gekrönt, um dessentwillen Touristen aus aller Welt anreisen werden. Das war, sofern sich Stadt und Kunsthaus überhaupt dazu geäussert haben, auch nicht beabsichtigt. Der Entwurf Chipperfields bietet – den Animationen nach – eine in ihrer Wucht selbstbewusste, in ihren vielen Bezugnahmen jedoch zugleich auch bescheidene Architektur.

Zurückhaltung

Der Brite hat diese Haltung des Understatements in anderen Materialien bereits in Entwürfen für das Folkwang-Museum in Essen, in seinem Masterplan für die Museumsinsel in Berlin sowie in dem Glashaus am Mississippi für das Figge Art Museum in Davenport (Iowa) entwickelt. Am nächsten kommt dem Zürcher Entwurf das Ensemble aus steinernen Kuben für das Liangzhu-Kultur-Museum in China.

Zurückhaltung und Nüchternheit ist dem pragmatischen Geist Zürichs vielleicht auch angemessen. Visionen, herausragenden Setzungen begegnet man hier ohnehin mit Skepsis. Chipperfield hat das wohl gewusst; sein Entwurf fürs Kunsthaus vermeidet ebenso die auratische Aufladung, die er seinem Literaturmuseum der Moderne in Marbach mitgegeben hat, wie auch das Mondäne seiner mehrgeschossigen Schaubühne «Veles et Vents» für den America's Cup in Valencia. Was er vorschlägt, ist die bekannte Schweizer Kiste in Stein statt Beton.

Es wird interessant sein, zu sehen, wie sich Chipperfields Entwurf zu den Überlegungen verhält, welche die anderen 19 Bewerber angestellt haben, die im Frühjahr aus den 214 Teilnehmern der Präqualifikation ausgewählt wurden. Unter ihnen befanden sich so renommierte Bewerber wie Caruso St. John Architects aus London, Luis Mansilla & Emilio Tuñón und Josep Lluis Mateo aus Spanien sowie die Schweizer Diener & Diener, Gigon/Guyer und Meili & Peter. Alle 20 Projekte werden ab 15. Dezember der Öffentlichkeit vorgestellt. Erst dann lässt sich Chipperfields siegreicher Vorschlag über den ersten Augenschein hinaus beurteilen.

Immerhin war zu erfahren, dass die Qualitätsdichte der eingereichten Entwürfe so hoch war, dass die Jury mehrmals tagen musste. «Wir hatten sehr viele gute Projekte, die Jury hat des-halb sorgfältig diskutiert», sagte Urs Spinner vom städtischen Hochbaudepartement. Bis letzten Freitag konnten fünf Projekte ausgewählt werden, die den Erwartungen besonders entsprachen, so Björn Quellenberg, der Pressesprecher des Kunsthauses. Von diesen hoben sich wiederum zwei positiv ab. Wer im Kopf-an-Kopf-Rennen Chipperfield unterlag, war nicht zu erfahren. Der Engländer sei jedoch, so Spinner, «mit grosser Mehrheit gewählt» worden, und man sei auch seitens der Stadt «von der Qualität des Projekts überzeugt».

Wenn im Dezember die Diskussion um Chipperfields Erweiterungsprojekt mit der Wettbewerbspräsentation eröffnet ist, wird sich auch zeigen, welche Realisierungschancen es hat. Der Neubau soll 150 Millionen Franken plus Teuerung und die übliche Schwankungsbreite von 10 bis 15 Prozent kosten, die Hälfte will man privat, die andere Hälfte soll die öffentliche Hand erbringen. Eine Entscheidung über diesen Beitrag muss vors Volk. Das wird sich bei aller Liebe zur Kunst überlegen, ob es in der sich abzeichnenden Weltwirtschaftskrise zustimmt und unter welchen Bedingungen. Der Heimatschutz wird gegen den Abbruch der inzwischen aus dem Inventar geschützter Bauten entlassenen Turnhallen mobilisieren. Welchen Status die private Sammlung Bührle, die Chipperfield von aussen bruchlos ins Ganze einbindet, in der Kunstsammlung des Zürcher Gemeinwesens einmal einnehmen soll, ist der Öffentlichkeit bis dato ebenso unbekannt wie die interne Bespielung von Alt- und Neubau. Christoph Beckers flapsige Andeutung von vor einiger Zeit, das nicht Genehme (unter anderem die Schweizer Kunst) im alten Komplex zu versorgen und den Neubau als Plattform für grosse Auftritte zu nutzen, kann wohl nicht das letzte Wort gewesen sein.

Der Direktor würde damit zumindest beiseite setzen, was David Chipperfield bei seinem Entwurf zentral ist: den Dialog zwischen dem bestehenden Gebäudekomplex und seiner Erweiterung so sorgfältig auszutarieren, dass keiner dem anderen die Schau stiehlt. Der Masterplaner der Berliner Museumsinsel sieht, dass die Zukunft des Kunsthauses in einem Ensemble liegt, das den Heimplatz in einen grossen öffentlichen Raum, in ein urbanes Kulturforum einbindet. Dieses Potenzial nicht auch programmatisch zu nutzen, wäre eine vertane Chance.

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