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19. März 2005Hubertus Adam
Neue Zürcher Zeitung

Vom Brauen zum Bauen

(SUBTITLE) Neunutzung eines Denkmals der Moderne in Innsbruck

Weithin sichtbar erhebt sich das einstige Sudhaus des «Adambräu» von Lois Welzenbacher nahe dem Innsbrucker Hauptbahnhof. In dieser Inkunabel des Neuen Bauens befindet sich nun ein Architekturzentrum für den Westen Österreichs.

Weithin sichtbar erhebt sich das einstige Sudhaus des «Adambräu» von Lois Welzenbacher nahe dem Innsbrucker Hauptbahnhof. In dieser Inkunabel des Neuen Bauens befindet sich nun ein Architekturzentrum für den Westen Österreichs.

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verknüpfte Publikationen
reprint - Ein Lesebuch zu Architektur und Tirol

15. Februar 2005Nora G. Vorderwinkler
20er

Adambräu: Industriearchitektur umgenutzt

Mit dem Einzug des Archivs für Baukunst, Architektur und Ingenieurwesen der Universität Innsbruck und dem aut.architektur und tirol in den neuadaptierten Adambräu-Turm fiel der Startschuss für eine umfassende Auseinandersetzung mit dem aktuellen und historischen Architekturgeschehen Tirols. Mit dem neuen Architekturzentrum entstand eine fachliche Schnittstelle, deren inhaltliches Spannungsfeld zwischen Alt und Neu auch anhand ihres historischen Standortes selbst erfahrbar wird.

Mit dem Einzug des Archivs für Baukunst, Architektur und Ingenieurwesen der Universität Innsbruck und dem aut.architektur und tirol in den neuadaptierten Adambräu-Turm fiel der Startschuss für eine umfassende Auseinandersetzung mit dem aktuellen und historischen Architekturgeschehen Tirols. Mit dem neuen Architekturzentrum entstand eine fachliche Schnittstelle, deren inhaltliches Spannungsfeld zwischen Alt und Neu auch anhand ihres historischen Standortes selbst erfahrbar wird.

Der Brauturm aus dem Jahr 1931 rückt in seiner neuen Rolle als Zentrum für Architektur nicht zum ersten Mal in den Mittelpunkt des architektonischen Interesses. Schon zu seiner Entstehungszeit, als das Gebiet rund um die Brauerei stark im städtebaulichen Wandel begriffen war, wurde die Fertigstellung des modernen Baues mehrfach kommentiert. Nicht nur die neuartige, nüchterne Erscheinung des Industriebaues machte von sich sprechen, sondern auch seine für damalige Verhältnisse beachtliche Höhe von 34 Metern, die das Innsbrucker Stadtbild stark prägte. Die Innsbrucker Nachrichten vom 22. August 1931 bemerkten dazu: „In einigen Wochen wird Innsbrucks Wolkenkratzer 2 im fertigen Kleide zum Himmel ragen und seiner Bestimmung – wirtschaftsfördernd zu wirken – zugeführt werden. Und unsere unvergänglichen Bergriesen werden verständnisvoll ihre Fittiche darüber breiten.“ Schöpfer des Adambräu-Turmes war der Architekt Lois Welzenbacher. Im Tirol der Zwischenkriegszeit setzte dieser mit seinen Bauten – darunter auch das Verwaltungsgebäude der Städtischen Elektrizitätswerke (1926) und das Kurhotel Seeber in Hall (1930-32) – gestalterische Akzente im Geiste der modernen Bewegung.

Mit seinem gebauten Bekenntnis zur Sachlichkeit bezog der dem Deutschen Werkbund nahestehende Welzenbacher eine klare Stellung in der lange andauernden Formensuche der heimischen Industriearchitektur. Die Innovationskraft, die von Welzenbachers Schaffen ausging, prägte das kulturelle Geschehen in solchem Maße, dass sein Werk 1932 als einziger österreichischer Beitrag bei der Ausstellung „The International Style: Architecture since 1922“ im Museum of Modern Art in New York gezeigt wurde. Die zahlreichen architektonischen Veränderungen in der Landeshauptstadt während der 1920er und 1930er-Jahre verstärkten das öffentliche Interesse am aktuellen Baugeschehen. Dieses drückte sich unter anderem in der ungewöhnlich hohen Zahl an abgehaltenen Architekturwettbewerben aus, deren planerische Beiträge häufig Gegenstand öffentlicher Diskussionen war. Das unaufhaltsame Wachstum der Stadt beeinflusste auch die Umgebung rund um das Adambräu und führte zu einschneidenden städtebaulichen Veränderungen.

Bis ins Ende des 19. Jahrhunderts war dieser Teil Wiltens in seiner Funktion als Wirtschaftsstandort definiert. Zahlreiche Produktionsstätten, darunter Mühlen und Schmieden reihten sich hier aneinander und versorgten die Stadt mit ihren Produkten. Eine begünstigende Rolle für die Ansiedlung von Industrie spielte der Sillkanal, der einst entlang der heutigen Adamgasse verlief. Dieser versorgte die Fabriken und Gewerbebetriebe mit Wasserkraft. 1890 zählte man allein auf Wiltener Gebiet 25 Gewerbebetriebe an der „kleinen Sill“, wie der Kanal allgemein genannt wurde. Im Herzen dieses Industriegebietes wurde 1825 die vierte Brauerei Innsbrucks eingerichtet: das Adambräu. Nach seinem Gründer Franz Josef Adam benannt, war die Brauerei vorerst im historischen Ansitz Windegg und seinen Nebengebäuden untergebracht. Sein Ansuchen um die Braurechte begründete Adam damit, „daß bei der gegenwärtigen schlechten Qualität des hiesigen Bieres und bei der immer zunehmenden Consumtion desselben die Errichtung einer vierten Braustätte gewünscht sein müsse“. Als die späteren Besitzer mehr als ein Jahrhundert nach der Betriebsgründung Lois Welzenbacher mit dem Neubau des Sudhauses und des danebenliegenden Kühlschiffes beauftragten, wurde der Wunsch nach Qualitätssteigerung jedenfalls in architektonischer Hinsicht zweifelsfrei erfüllt. Um die Jahrhundertwende begannen Zinshäuser und neue Verkehrswege die alten Produktionsstätten zu ersetzen. Lange Zeit war das Adambräu die letzte produzierende Industriestätte in diesem Gebiet, bevor 1994 die Brautätigkeit endgültig eingestellt wurde.

Nach der Stillegung der Brauerei fand der Welzenbacherbau erneut Eingang in die Schlagzeilen. Auf dem Wiltener Industrie-Areal drohte nun dem letzten Relikt aus vergangenen Zeiten, gemeinsam mit der nahegelegenen Klosteranlage des Karmeliterinnenordens, der Abriss. In den Jahren zuvor waren mehrgeschoßige Wohnbauten bereits in bedrohliche Nähe dieser Altbestände gerückt, sodass das brachliegende, locker bebaute Adambräu-Areal schon bald zum Sanierungsgebiet erklärt wurde. Die Umwidmung des Gewerbegebietes sowie die Erarbeitung eines Bebauungsplanes waren schon im Gange, als im Juni 1995 der Denkmalbeirat der Stadt beschloss, das Sudhaus samt danebenliegendem Kühlschiff unter Denkmalschutz zu stellen. Da die Frage einer künftigen Nutzung zu diesem Zeitpunkt noch nicht geklärt war, wurden die Regeln einer denkmalgerechte Sanierung eher locker gehandhabt: Demnach sollte zwar die Hülle des Turmes gewahrt bleiben, auf die Erhaltung der übrigen Details wurde nicht explizit Wert gelegt. Es kann also rückblickend als glückliche Fügung gewertet werden, dass aus dem ehemaligen Brauereiturm ein Zentrum für Architektur wurde, und dass die künftigen Nutzer auf diese Art Einfluss auf die Sanierung nehmen konnten. Heute ist das Sudhaus weitestgehend in seiner Originalform erhalten.

Der „Beinahe-Abriss“ des Adambräu-Turmes macht deutlich, wie sehr die Bedeutung von Welzenbachers architektonischen Schaffen mit der Zeit in Vergessenheit geraten war. Die wieder aufgenommene Debatte hatte die Rettung weiterer Bauten zur Folge, die von Umbau- oder Abrissplänen bedroht waren. So gelang es etwa im Jahr 2000 dank einer privaten Initiative, das Turmhotel Seeber in Hall in seinem ursprünglichen Zustand zu erhalten. Da die Zahl der von Welzenbacher ausgeführten Bauten ohnehin nicht groß ist und bereits einige davon durch Kriegsschäden oder durch Abbruch unwiederbringlich verloren gegangen sind, kann der Erhaltung weiterer Werke nicht genug Bedeutung beigemessen werden. Die Geschichte des Brauturmes trägt vom Zeitpunkt seiner Entstehung an die Spuren einer lebendigen Architekturdebatte, die das enge Zusammenspiel gegenwärtiger Entwicklungen mit der Geschichte einer Stadt verdeutlicht.

Der Zeitpunkt der Eröffnung des Adambräus fällt günstig. Nachdem das Interesse an österreichischer Architektur bis vor wenigen Jahren auf Graz und Vorarlberg fokussiert war, ist der Funke nun auch nach Tirol übergesprungen. Der Aufschwung zeigt sich in der verstärkten Präsenz der Tiroler Architektur, die mit der Vorstellung zahlreicher heimischer Bauobjekte auf der Architekturbiennale von Venedig im vergangenen Jahr einen vorläufigen Höhepunkt erlangte. Mit der Entdeckung des Neuen geht die Erforschung der historischen Hintergründe einher. Sensible Bauaufgaben wie der Neubau der Berg Isel-Sprungschanze oder die Erschließung der Nordkettenbahn fordern eine historische Auseinandersetzung. Mit der räumlichen Nähe des Archivs für Baukunst zum aut entstanden ideale Voraussetzungen, um die fachliche Diskussion voranzutreiben und das Bewusstsein für architekturspezifische Themen zu beleben. Die Synergien, die durch dieses österreichweit einzigartige Zusammenspiel ausgelöst werden können, bieten eine große Chance für die Positionierung Innsbrucks auf dem kulturellen Feld.

22. Januar 2005Oliver Elser
Der Standard

Statt Bier lockt hier nun Baukunst

In Lois Welzenbachers Adambräu wird jetzt Architektur ausgestellt, diskutiert und gesammelt. Für die Restaurierung verantwortlich: Die Architekten Köberl, Giner und Wucherer.

In Lois Welzenbachers Adambräu wird jetzt Architektur ausgestellt, diskutiert und gesammelt. Für die Restaurierung verantwortlich: Die Architekten Köberl, Giner und Wucherer.

Der Architektur der Moderne wird nachgesagt, sie habe den „neuen Menschen“ als idealen Bewohner ihrer Reißbrettplanungen im Visier gehabt. Das Proletariat sollte seine schmuddeligen Ketten absprengen und in den weißen Gesundheitssiedlungen einer täglichen Reinigung durch Licht- und Luftbäder unterzogen werden. Doch das Glück der Massen ließ sich weitaus schwieriger organisieren als die handfesten Wettbewerbsvorteile, die mit einem viel weniger sozialistischen Betätigungsfeld verbunden waren. Immer wieder suchten Industrielle die Nähe zu den avantgardistischen Architekten, war doch einigen von ihnen schon zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts bewusst, dass ein gutes Gebäude das eigene Unternehmen in Schwung bringen kann. Nicht nur, indem das hehre Ziel „menschlicher Arbeitsplätze“ verwirklicht wird, sondern auch, weil die PR-Funktion moderner Fabriken sehr früh erkannt wurde. Eine der Ikonen der modernen Architektur, Walter Gropius' im Jahre 1911 begonnenes Fagus-Werk in Alfeld an der Leine, steht nicht zufällig an einer Bahnlinie. Der Produzent von Schuhleisten aus Birkenholz (lat. fagus) setzte auf die Werbewirkung seines Baus, sonst hätte Gropius diesen für ihn so wichtigen Auftrag wohl nie erhalten.

Auch das „Adambräu“ in Innsbruck, geplant und erbaut zwischen 1926 und 1931 durch Lois Welzenbacher, sähe wohl anders aus, wenn es nicht in unmittelbarer Nähe zu den Gleisen des Innsbrucker Hauptbahnhofs errichtet worden wäre. So aber vereinigten sich Sachzwänge und Geltungsbedürfnis zu einem weithin sichtbaren Zeichen. Das Adambräu-Areal war bereits seit dem neunzehnten Jahrhundert der Standort der gleichnamigen Brauerei. Jahrzehnte später, als Welzenbacher für einige Neubauten angefragt wurde, war der Platz knapp geworden. Ein neues Sudhaus ließ sich nur noch als Hochhaus einfügen, in dem die sonst in die Breite gehenden Produktionsprozesse vertikal gestapelt werden, ein Novum in der Brauereiarchitektur. Doch Welzenbacher hatte nicht nur die Funktionsabläufe des Brauturms im Kopf. Für das in den Zügen vorbeifahrende Publikum, alles potenzielle Biertrinker, öffnete er die Wände des Hauses, um die blank polierten Kupferkessel hinter großzügigen Glasflächen in Szene zu setzen.

Nachdem 1989 zuerst die Braukessel verkauft und schließlich 1994 das gesamte Adambräu-Gelände vom neuen Besitzer, der Linzer Brauunion, stillgelegt wurde, war die Zukunft des Gebäudes höchst unsicher. Das Land Tirol hatte es abgelehnt, den Bau unter Denkmalschutz zu stellen, obwohl die herausragende Bedeutung Lois Welzenbachers für die Tiroler Architektur der Moderne und seine prägende Wirkung als Hochschullehrer in der Nachkriegszeit längst bekannt waren. Der Zufall wollte es, dass gleich zwei Innsbrucker Architekturinstitutionen auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten waren. Das Architekturforum unter der Leitung von Arno Ritter startete eine Rettungskampagne für das Brauhochhaus und schloss sich mit dem Archiv für Baukunst der Universität Innsbruck zusammen, das unter der Leitung von Professor Rainer Graefe die Nachlässe zahlreicher Tiroler Architekten verwahrt. Ritter konnte Friedrich Achleitner, der 1968 mit Ottokar Uhl eine Monografie über Welzenbacher verfasst hatte, für ein Gegengutachten gewinnen und legte gleich noch ein Nutzungskonzept vor, das vorsah, das Adambräu zum neuen Domizil für Architekturforum und Baukunstarchiv zu machen.

Der Plan ging auf. Doch erst verstrichen Jahre, in denen die Architekten Rainer Köberl, Thomas Giner und Erich Wucherer die Behörden erst mühsam überzeugen mussten, dass in dem Brauhochhaus auch Ausstellungsflächen, Archivräume, Büros und Seminarräume untergebracht werden können, ohne die Grundstruktur schwerwiegend zu verändern. Die verschiedenen Bereiche des Hauses finden jetzt zwanglos zu einer neuen Nutzung. Hinter der Glaswand befindet sich nun die „Lounge“ des Architekturforums, das sich zur Übersiedelung in „aut - Architektur und Tirol“ umbenannte. Über enge Stiegen und Stege, die sich einst um die technischen Einbauten herumschlängelten, gelangt man hinunter in die beiden Ausstellungsräume. Zur Eröffnung bleiben sie weitgehend leer. Die Ausstellung „vermessungen“ lässt dem Haus den Vortritt und beschränkt sich auf eine akustische und filmische Reise durch die Architektur.

In den darüber liegenden Geschossen zeigt sich der Bau zugeknöpft, da dort die Silos der zu Malz verarbeiteten Gerste untergebracht waren. Das enge Kammersystem aus Stahlbeton wurde mit Diamantsägeblättern chirurgisch exakt aufgeschnitten und mit Gitterrostböden unterteilt, auf denen künftig die Planschränke des Architekturarchivs aufgestellt werden. So bleibt der Eindruck erhalten, dass dieses Haus einst in senkrechter Richtung von allem durchspült wurde, was das Reinheitsgebot zulässt. Über den Silos befindet sich hoch oben auf Ebene 6 der Ausstellungsraum des Baukunstarchivs, wo derzeit aus den eigenen Beständen ein Überblick zur Tiroler Architektur gezeigt wird, bei dem natürlich auch Zaha Hadid nicht fehlen fehlen darf.

17. Januar 2005Eva Male
Die Presse

Pläne statt Malz

Im Adambräu, einem Bau der klassischen Moderne, hat Innsbruck nun ein Haus der Architektur.

Im Adambräu, einem Bau der klassischen Moderne, hat Innsbruck nun ein Haus der Architektur.

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10. November 2004Der Standard

Eine Brauerei als Architekturzentrum

Innsbruck - Knapp 30 Meter hoch ist das 1926 von Lois Welzenbacher errichtete Sudhaus am Rande der Innsbrucker Innenstadt. Ein moderner Industriebau, entwickelt...

Innsbruck - Knapp 30 Meter hoch ist das 1926 von Lois Welzenbacher errichtete Sudhaus am Rande der Innsbrucker Innenstadt. Ein moderner Industriebau, entwickelt...

Innsbruck - Knapp 30 Meter hoch ist das 1926 von Lois Welzenbacher errichtete Sudhaus am Rande der Innsbrucker Innenstadt. Ein moderner Industriebau, entwickelt aus den Anforderungen des Produktionsprozesses. Als das Adambräu 1999 seine Produktion einstellte, drohte dem Gebäude trotz der Prominenz des Architekten die Spitzhacke.

Nach hartnäckigen Verhandlungen und Investitionen von 3,1 Mio. Euro wird dort nun ab Jänner 2005 ein Architekturzentrum seine Pforten öffnen, das vom inhaltlichen und räumlichen Konzept auch international keinen Vergleich zu scheuen haben wird.

Die unteren drei Etagen wird das vor zehn Jahren gegründete Architekturforum Tirol bespielen, das die Ausweitung von 180 auf 450 Quadratmeter gleich mit einer Namensänderung verbindet: „aut - Architektur und Tirol“. Arno Ritter bleibt dessen Leiter und will künftig neben dem Ausstellungsbetrieb verstärkt die Aufgaben eines Orts der Vernetzung und Diskussion wahrnehmen. Gänzlich neu ist das von der Uni Innsbruck in den fünf Etagen darüber auf knapp 900 Quadratmetern betriebene Architekturarchiv. Unter anderem sollen die Nachlässe der Tiroler Architekten Franz Baumann, Josef Lackner und Siegfried Mazagg sowie wahrscheinlich auch jener von Clemens Holzmeister der Forschung und einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Neben Architekturmodellen sollen auch Werke des Bauingenieurwesens (Kraftwerke, Seilbahnen) präsentiert werden, erklärt Rainer Graefe vom Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege.

Mit möglichst geringen Eingriffen haben die Innsbrucker Architekten Thomas Giner, Erich Wucherer und Rainer Köberl die Getreidesilos der Brauerei in Wissensspeicher verwandelt. Die Glasfront hinter der früher von der Straße aus sichtbar in kupfernen Kessel gebraut wurde, dient nun als großzügige Belichtung für die Ausstellungsräume. Äußerlich wurde das Gebäude weitgehend in seinen Originalzustand versetzt.

Nach den markanten Neubauten der jüngsten Vergangenheit (Sowi-Fakultät, Rathaus, Sprungschanze, Bahnhof) wird in Innsbruck nun auf andere Weise ein architektonisches Zeichen gesetzt.

27. Mai 2004Friedrich Achleitner
Der Standard

Ein Brauhaus wird zum Schauarchiv

Die architektonische Szene hat sich in Tirol in den letzten zehn Jahren radikal verändert, nicht zuletzt durch die intelligente und hartnäckige Arbeit...

Die architektonische Szene hat sich in Tirol in den letzten zehn Jahren radikal verändert, nicht zuletzt durch die intelligente und hartnäckige Arbeit...

Die architektonische Szene hat sich in Tirol in den letzten zehn Jahren radikal verändert, nicht zuletzt durch die intelligente und hartnäckige Arbeit des Architekturforums Tirol: Ausstellungen, Vorträge, Publikationen, Führungen zu Baustellen und beispielhaften Bauten, Betreuung von Gästen und ständige Präsenz in Sachen Architektur.

Nicht nur durch die „Bergisel-Schanze“ von Zaha Hadid hat Innsbruck ein neues Wahrzeichen bekommen. Mit der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Sowi der Architekten Henke und Schreieck wurde ein neuer vitaler Stadtraum geschaffen, der Bahnhof mausert sich zum attraktiven Entree in die Stadt.

Banken, Buchläden, Rathaus, Stadthäuser, Wohnanlagen, ja eine Krankenhauserweiterung und ein Umspannwerk der Stadtwerke zeigen Profil und reden im baukulturellen Angebot der Stadt mit.

Nicht anders auf dem Land: Hier wird die MPreis-Kette schon mehr mit Architekturpreisen als mit Lebensmitteln assoziiert. Es gibt Sport- und Ortszentren, Hotels und Kindergärten, die die Quälereien mit dem regionalen Baukitsch vergessen machen.

Sogar dem größten Tiroler Architekten des 20. Jahrhunderts, Lois Welzenbacher, wird im letzten Moment der verdiente Respekt erwiesen: Das Parkhotel in Hall in Tirol (ehemals Turmhotel Seeber) ist nicht nur vorbildlich revitalisiert, sondern hat mit respektvoller formaler Distanz einen kontrapunktischen Zwilling bekommen.

Architekturspeicher

Die interessanteste Baustelle ist in diesem Zusammenhang der Umbau eines weiteren Welzenbacher-Baus, das Sudhaus vom ehemaligen Adambräu in der Nähe des Bahnhofs.

Welzenbacher hatte eigentlich nur für den markanten technischen Turmbau eine visuell prägnante Hülle geschaffen, die sich im Stadtraum auf einem hohen architektonischen Niveau behauptet.

Der obere Teil des Baus war der Speicherung (Silos für Weizen, Malz etc.) und der Beförderung vorbehalten, während sich im unteren das Sudhaus mit riesigen Kupferkesseln befand. Hier wurde großzügig Einblick in den Brauprozess gewährt - saubere Produktion als Werbung.

Die Adaptierung des Gebäudes als Archiv der Architekturfakultät Innsbruck und als Sitz des Architekturforums Tirol transformiert den Baugedanken in einer eindrucksvollen Weise: In den oberen Teil des Baus kommt das Archiv, also die Sammlung des architektonischen Wissens (die Silos mutieren tatsächlich zu Archivräumen), im unteren Teil - in einer offenen, großzügigen, in versetzten Ebenen organisierten Raumgruppe - geschieht dessen Vermittlung und Ankoppelung an das Kulturleben der Stadt.

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