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Artikel 12

24. Juni 2014Ernst P. Strobl
Salzburger Nachrichten

Auf einen Kaffee mit Hans Hollein

Wenn ein Gesamtkünstler der Architektur seine Ideen ausbreitet, gibt es vieles zu entdecken.

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10. Mai 2014Paulus Manker
Der Standard

Vom Überleben nach dem Tod

1996 drehte der Schauspieler, Regisseur und Autor Paulus Manker die TV-Dokumentation „Alles ist Architektur: Porträt Hans Hollein“, hier bei Aufnahmen vor Holleins Vulkanmuseum in der Auvergne.

1996 drehte der Schauspieler, Regisseur und Autor Paulus Manker die TV-Dokumentation „Alles ist Architektur: Porträt Hans Hollein“, hier bei Aufnahmen vor Holleins Vulkanmuseum in der Auvergne.

Vergangenen Montag wurde Hans Hollein, Architekt, Künstler, Designer und Denker, in Wien zu Grabe getragen. Der Schauspieler Paulus Manker hielt die Abschiedsrede für seinen Freund. Ein Auszug.

Hohe Gitter, Taxushecken, Wappen, nimmermehr vergoldet. Knarrend öffnen sich die Tore. Auf dem glatt geschornen Rasen liegen ziemlich gleiche Schatten. Zweige wölben sich zur Kuppel. Zweige neigen sich zur Nische. Also spielen wir Theater, spielen unsre eignen Stücke, frühgereift und zart und traurig. Die Komödie unsrer Seele, unsres Fühlens heut und gestern. Böser Dinge - hübsche Formel. Manche hören zu, nicht alle, manche träumen, manche lachen. Manche essen Eis. Nelken wiegen sich im Winde, hochgestielte weiße Nelken, wie ein Schwarm von weißen Faltern. Und ein Bologneserhündchen bellt verwundert einen Pfau an.

Das ist ein Gedicht über das Belvedere von Hugo von Hofmannsthal. Das Belvedere - wo Hans Hollein aufgewachsen ist. Gegenüber, an der Ecke zur Prinz-Eugen-Straße. Das Belvedere war sein erstes architektonisches Erlebnis. Kein schlechter Einstieg für ein Architektenleben. Der große Teich hatte es ihm angetan. Warum? Weil unter dem Teich Wiens Funkleitzentrale für die Flugabwehr untergebracht war.

„Wir graben uns auch in die Erde“, lautete einer von Holleins frühen Texten über die Zukunft der Architektur (1965): „Alles, was nicht an der Oberfläche sein muss, kann in der Erde verschwinden, um so kostbares freies Land für die Menschen zu bewahren. So nähern wir uns der Zeit der vollkommen geschlossenen Umgebung, oberirdisch, unterirdisch, ober Wasser und unter Wasser, wie sie heute schon in Polarstationen, künstlichen Inseln im Meer, Flugzeugträgern, vorausgeahnt sind, autarke Einheiten, die überleiten zur Station, zur Stadt im Weltraum. Diese Einheiten werden auch mobil sein können, wir haben das mobile Haus, wir werden mobile Städte haben.“

Was Hollein seit je faszinierte: Die Größe, die Weite, Amerika. Er studierte in Chicago bei Mies van der Rohe und in Berkeley; und er unternahm mehrmals Autofahrten von New York an die Westküste, nur um das für einen Europäer unbekannte Gefühl der grenzenlosen Weite, des stundenlangen Geradeausfahrens zu erleben.

In Europa können Sie nicht sieben Stunden geradeaus fahren, da kommt nach zehn Minuten spätestens eine Kurve, und nach drei Stunden kommt ein anderes Land mit einer anderen Sprache. In Amerika nicht. Die Faszination des Technischen, die Weite, die Weltraumfahrt: Das waren seine Propheten. Als er 1966 für das Kerzengeschäft Retti am Kohlmarkt den amerikanischen Reynolds Award bekam, konnte er sich aussuchen, was er sich in Amerika anschauen wollte. Er wünschte sich Cape Canaveral, die Raketenabschussbasis, dort vor allem das Rocket Assembly Building, den damals größten gebauten Innenraum der Architektur.

Retti war 1965 Holleins erster Auftrag, ein winziges Geschäft auf nur vierzehn Quadratmetern, eine kostbare und präzise Metallschachtel aus Aluminium und Spiegel. Mit Retti schuf er ein gebautes Manifest. Er hat bei der nur drei Meter breiten Fassade die Tür noch einmal fast auf Schlitzbreite verschmälert, so schmal es nur ging, um beim Eintreten in den kleinen Raum doch noch das Gefühl der Öffnung, der Weite zu erzeugen. Er musste das Projekt mehrere Male einreichen, es gab Debatten, ob man es nicht überhaupt ganz abreißen soll - na, Wien eben. Für diesen Laden, der ungefähr 450.000 Schilling Herstellungskosten hatte, bekam er den mit 25.000 Dollar dotierten Reynolds Award. 650.000 Schilling: Mehr als der ganze Retti gekostet hatte. Das überzeugte die Leute: Wenn der Hollein dafür 25.000 Dollar kriegt, na gut, dann lassen wir's stehen.

Neue Schule des Sehens

Als der Mensch sich vom Boden erhob, fing er an zu bauen. Er schichtete ein paar Steine auf. Schlug einen Pfahl ein. Grub ein Loch. Architektur begann. An heiligen Stellen setzte er kultische Zeichen, er baute sakrale Gebilde. Er markierte Brennpunkte menschlicher Aktivitäten. Die Stadt entstand. Stadt ist die ureigenste Schöpfung des Menschen. Sie ist die Verkörperung seines Wollens, seiner Wünsche, seiner geistigen Kraft und Macht. (Hollein 1963)

Die Verbindung von Wohn- und Kultstätten, von oben und unten, ließ in Hollein früh den Wunsch nach einer Architektur wachsen, die durch eine Vielzahl von Wegen, Treppen und Rampen zur Landschaft für alle wird. Er realisierte sich diesen Wunsch 1982 in Mönchengladbach und passte sein Museum für moderne Kunst so präzise in einen Berg ein, dass es wie eine Abfolge geschwungener Reisterrassen aussieht. Dieser Weltklassebau ist eine fließende Folge von Raumerlebnissen, mit Sackgassen und Treppen, Durchblicken und Einblicken.

Hollein wollte keine lineare Aufreihung der Räume, sondern eine Fülle überraschender Rundgänge, die nicht von museumspädagogischen Vorgaben bestimmt sind, sondern frei, anarchisch, fantasievoll. Dieses Plädoyer für eine völlig neue Schule des Sehens begründete eine völlig neue Form von Museumsarchitektur. Hollein wurde dafür mit dem Pritzker-Preis, dem Nobelpreis für Architektur, ausgezeichnet.

Ein kongenialer Mitstreiter wie der Museumsdirektor von Mönchengladbach fehlte ihm beim Guggenheim- Museum in Salzburg. Für seinen Wettbewerbsbeitrag erhielt er 1990 zwar den ersten Platz, aber sein bahnbrechender Entwurf wurde nicht gebaut, er wurde vom Salzburger Landeshauptmann verhindert. Schade. Sträflich. Dieses unterirdische Felsmuseum hätte auch Österreich die Chance gegeben, ein wirkliches Jahrhundertprojekt zu verwirklichen.

Hier fand Hollein erst spät einen Bauherrn, der sich bedingungslos zu ihm bekannte: Bürgermeister Helmut Zilk setzte in der Manier des aufgeklärten Absolutismus das Haas-Haus am Wiener Stephansplatz durch. Bei einer Preisverleihung sagte Hollein einmal: „Danke für die Auszeichnung, aber ich möchte als Architekt nicht nur für das Ansehen Österreichs etwas tun, sondern auch für das Aussehen.“ Beim Haas-Haus ist ihm das wahrlich gelungen.

Traum und Wirklichkeit hieß eine Ausstellung, in der Hollein die Zeit um 1900 zelebrierte. Aber es ist unmöglich, Traum und Wirklichkeit in dieser Stadt zu trennen, Fantasie und Realität als Gegensätze zu sehen. Was ist wirklich? Was ist Traum? Sigmund Freud gibt darauf Antwort - und Hans Hollein. Er entlarvt die Unzuverlässigkeit der Realität. Er verfremdet, täuscht, transformiert, schockiert, verwundet.

2002 baute er in der Auvergne das Vulkanmuseum: ein dramatisch inszenierter Abstieg zum Mittelpunkt der Erde, wie in Dantes Inferno. Wie ein versunkener Ozeanriese gräbt sich das Museum ins Erdinnere, am Fuße des Puy de Dome, auf 1000 Metern Höhe, inmitten erloschener Vulkane. Man steigt 45 Meter hinab in den Abgrund, in unterirdische Zonen, in einen Krater, in den Lavastrom hineingebaut, durch tropische Gärten und vulkanische Untergangsszenarios, um am Ende aus dem Inferno wieder ans Tageslicht zu treten. Indem Hollein mit seinem Gebäude unter die Erde wandert, nähert er sich auch der Zone des Todes an.

Transformationen nannte er Mitte der 1960er-Jahre eine Reihe von Collagen, in denen technische Objekte in die Landschaft montiert wurden. Ein Flugzeugträger etwa, der wie eine utopische Arche Noah in der unberührten Natur gestrandet zu sein schien, als ganze Stadt, ein Rolls-Royce-Kühlergrill oder ein Kaffeeservice, als monumentale Gebäude deklariert. Das Große und das Kleine sind keine Gegensätze mehr, nur Eckpunkte eines unbegrenzten Reichtums an Variationen des Maßstabs.

So einen Flugzeugträger ließ er Mitte der 90er-Jahre in Frankfurt am Main stranden: Sein Museum für Moderne Kunst wirkt, als sei ein Objekt aus seinen Fotomontagen unerklärlicherweise in der Stadt vor Anker gegangen und dringe in Keilform in das urbane Gewebe ein, um ihm eine geistige und visuelle Wunde zuzufügen. Hollein war ein Schamane und todbringender Erzähler, der einschnitt und durchbohrte und sich daran begeisterte, dem Körper der Stadt Dolchstöße zuzufügen.

Gleichzeitig mit den Transformationen befasste er sich mit der Frage autarker Minimalräume und definierte Raumkapseln und Raumanzüge als perfekte Behausungen. Als er auf der Biennale in Paris nur einen Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung bekam, beschloss er: „Ich stelle eine Telefonzelle auf und rüste sie als minimale Behausung aus, ich habe in dieser Zelle die wichtigsten Dinge fürs Leben und Überleben angeordnet. Wenn ich nicht mehr lebe, kann ich diese Zelle als Sarg verwenden.“

Wandler zwischen Welten

Wir müssen die Architektur vom Bauen befreien! war sein Credo. oder Architekten müssen aufhören, nur in Bauwerken zu denken! und Alles ist Architektur - der berühmte Satz von 1967. Hollein war immer Künstler und Architekt, ein Wandler zwischen den Welten. Gebautes sollte ästhetischen, sogar kultischen Ansprüchen genauso genügen wie Gemälde, Skulpturen, Gralskelche oder Monstranzen.

Ich war immer der Meinung, Hollein sollte Mozarts Zauberflöte ausstatten. Aber er machte überhaupt nur einmal, vor fast 35 Jahren ein Bühnenbild, für Schnitzlers Komödie der Verführung am Burgtheater - der Beginn unserer Freundschaft. Viele seiner Bauten sind eigentlich Bühnenbilder von einem Meister der architektonischen Inszenierung. Er führt immer vor Augen, dass es bei Architektur nicht nur um Funktionalität geht, sondern um das sinnliche Verstehen von Räumen, um Farben, Formen, Proportionen, Materialien. Um Fühlen, Hören, Riechen. Im Grunde war Hollein ein Funktionalist. Nur wehrte er sich immer gegen den zu eingeschränkten Funktionalismusbegriff, der sich primär auf physische Phänomene beschränkt und auf quantifizierbare Aspekte des Bauens. Quadratmeter, Lichteinfall, Kubikmeter, Lux, aber keinerlei Rücksichtnahme auf psychologische Erfordernisse, psychische Funktionen. Es geht in der Architektur um das Überleben. Das Überleben während des Lebens und das Überleben nach dem Leben, nach dem Tod. Das waren für ihn die zwei Grundinitiativen, Architektur zu machen: Dass Architektur auf der einen Seite etwas Rituelles, Sakrales ist, auf der anderen Seite ein Mittel zur Erhaltung der Körperwärme. Zwischen diesen zwei Polen entwickelte sich durch Jahrtausende das Bauen zur Architektur.

1972 inszenierte Hollein im Österreichischen Pavillon auf der Venedig-Biennale einen klinisch weißen Raum mit Objektsymbolen für die Stationen des Lebens von der Wiege bis zur Bahre: Werk und Verhalten. Leben und Tod. Alltägliche Situationen. Im Innenraum Bett, Stuhl, Tisch. Durch die enge Pforte in der durchbrochenen Wand ein Holzsteg hinaus zum Kanal. Dort lag, aufgebahrt unter einem weißem Zeltdach, eine verschnürte menschliche Gestalt. Unter diesem Katafalk war ein Floß mit einem leeren weißen Stuhl vor Anker gegangen.

Floß und Pfahlbau bildeten die architektonischen Zeichen für das Ende einer Lebensreise. Der Zugang zwischen Tod und Leben, zwischen Licht und Finsternis ist typisch für alle positiven Riten des Totemismus: Der Tod ist Höhepunkt des Lebens und wird in der Gemeinschaft durch das Opfer und durch das Errichten von Totems wachgehalten. Hans Hollein erschuf neue Kultobjekte: Todessehnsüchte, Todesängste, Todesfreuden. Was die Architektur fast verlernt hat, stellte er neu zur Diskussion: Die Auseinandersetzung mit der Krankheit, der Wunde, dem Tod.

„Aufbauen - und Aushöhlen“: Seit seinem Studienaufenthalt in Chicago war er fasziniert von Wolkenkratzern, vom Errichten von Signalen. Gleichzeitig aber auch vom Eingraben, von der Raumgewinnung im Felsen oder Erdreich. In dieses Erdreich haben wir heute eine Grube gegraben, um Hans Hollein selbst hineinzulegen.

Ich möchte zum Schluss noch einmal auf Hugo von Hofmannsthal kommen. Ich habe das Gedicht ein wenig paraphrasiert. Als Gruß an Hans, als Ausblick, als „Belvedere“, als ein Willkomm in eine andere Welt: Tiefe Gruben, hohe Türme. Häuser, immer mehr vergoldet. Säle neigen sich zur Nische. Banken wölben sich zur Kuppel. Hoch, am Haas-Haus, tönen Geigen und Trompeten, und sie scheinen den Gedanken eines Architekten zu entströmen, der rings schmunzelnd auf dem Dache sitzt - und zeichnet. Schöner Dinge - krasse Formel. Seines Fühlens heut und gestern, die Komödien seiner Seele. Türme wiegen sich im Winde, hoch gestählte gläserne Türme, wie ein Schwarm von weißen Falken. Und Hans Hollein schaut verwundert seine Stadt an.

25. April 2014Wojciech Czaja
Der Standard

Architekt Hans Hollein gestorben

Der international tätige Avantgardist hinterlässt ein reichhaltiges Lebenswerk

Der international tätige Avantgardist hinterlässt ein reichhaltiges Lebenswerk

Bei seinem allerersten Bauprojekt musste er die Pläne siebenmal umzeichnen und den Baupolizisten um den Finger wickeln: Das Kerzengeschäft Retti am Kohlmarkt sei einer Stadt wie Wien einfach nicht zuzumuten, hieß es damals seitens der Behörde. „Schließlich habe ich eine Minimaleinreichung im Maßstab 1:100 gemacht“, erinnerte sich Hans Hollein später: „Das wurde genehmigt, weil man darauf nichts Genaues erkennen konnte.“

Seit der Eröffnung des 16 Quadratmeter großen Kerzengeschäfts 1965 ist ein gewaltiges OEvre an Bauten, Möbeln, Kunstwerken, Bühnenbildern, Ausstellungsgestaltungen und zahlreichen theoretischen Schriften entstanden. Gestern, Donnerstag, ist der österreichische Architekt und Universalkünstler Hans Hollein, der am 30. März noch seinen 80. Geburtstag feierte, nach langer, schwerer Krankheit in den Morgenstunden gestorben.

„Als meisterhafter Architekt, inspirierender Lehrer, Visionär und Vordenker“, wie ihn Kunst- und Kulturminister Josef Ostermayer (SP) in seiner gestrigen Presseaussendung bezeichnete, habe Hollein einen wichtigen Grundstein für ein neues Bewusstsein in der Baukunst gelegt. Dieser Grundstein war Fundament für die Wiener Avantgarde der 1960er- und 1970er-Jahre.

„Wir müssen die Architektur vom Bauen befreien“, forderte Hollein, der an der Wiener Akademie der bildenden Künste in der Meisterklasse Clemens Holzmeisters studiert hatte, damals. Gemeinsam mit seinen Zeitgenossen Friedensreich Hundertwasser, Markus Prachensky, Walter Pichler und Arnulf Rainer mischte er die Wiener Kunstszene auf. Mit seinen Auftritten, Manifesten und Streitschriften protestierte er gegen den nüchternen Funktionalismus der Nachkriegsarchitektur und noch mehr gegen den konventionellen Kunstbetrieb.

Auch die Kollegen der eigenen Bauzunft verschonte er nicht: „Architekten müssen aufhören, nur in Bauwerken zu denken!“

Zu seinen bekanntesten visionären Entwürfen, die über den Tellerrand des klassischen Bauens reichten, zählen Flugzeugträger in der Landschaft (1964), Schattenberg Castle (1963), ein zur monströsen Burg entwachsener Rolls-Royce-Kühlergrill, sowie das Mobile Büro (1969), eine pneumatische Bürozelle aus Kunststoff, in der es sich der junge Baukünstler mit Reißbrett und Telefon bequem machte. Das aufblasbare Gehäuse war Prototyp einer provisorischen, transportablen Behausung und kam auch unserer heutigen Lebens- und Arbeitskultur um einige Jahrzehnte zuvor.

Gesamtkunstwerke

Real und ihrer Zeit voraus waren Holleins frühe Bauten wie das Schmuckgeschäft Schullin in Wien (1973), das Österreichische Verkehrsbüro im Opernringhof (1976), das 1987 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zerstört wurde, sowie das international viel beachtete Städtische Museum Abteiberg in Mönchengladbach. Das 1982 eröffnete Kunstmuseum für Werke namhafter bildender Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts ist ein Gesamtkunstwerk, in dem Hollein erstmals mit den Elementen einer Architektur spielte, die später unter dem Begriff Postmoderne in die Geschichte eingehen sollte.

1990 wurde sein Haas-Haus am Stephansplatz eröffnet. Das aus Stein und Glas gebaute Manifest, in dessen gewölbten Fassaden sich das Wiener Wahrzeichen spiegelt, spaltete die Wiener Bevölkerung in Liebhaber und Hasser. Bis heute gilt das Haas-Haus als zeitgenössischer Konterpart in einem von der Unesco geschützten Weltkulturerbe. Es folgten Schul- und Bürobauten, diverse Museen wie etwa das Niederösterreichische Landesmuseum in St. Pölten oder das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt sowie das Flugdach auf der Rampe der Albertina.

„Es kann nicht jedes Projekt eine Weihnachtsgans sein“, bemerkte Hans Hollein dazu einmal im Gespräch mit dem Standard. „Manchmal hat man nach einigen Jahren Arbeit eben nur ein warmes Würstl vor sich am Teller liegen. Aber alles ist wichtig. Und die Albertina ist in ihrer Gesamtheit ganz bestimmt eine Weihnachtsgans, auch wenn manche Teile davon eher ein Würstl sind.“

Internationale Erfolge

Die Weihnachtsgänse der letzten Jahre entstanden fast ausschließlich außerhalb Österreichs, so wie das Headquarter der Interbank Lima im Peru (2001), die Centrum Bank in Liechtenstein (2002) oder der 2002 eröffnete Vulcania-Erlebnispark in Saint-Ours-les-Roches in der Auvergne. Der Museumscampus mit seinem unverwechselbaren golden schimmernden Vulkankegel sorgte weltweit für Aufsehen.

Sein 1967 formulierter Leitsatz „Alles ist Architektur“ zog sich wie ein Wahlslogan durch sein Schaffen. Für Arthur Schnitzlers Komödie der Verführung (1980) am Wiener Burgtheater zeichnete er das Bühnenbild, für Traum und Wirklichkeit im Wiener Künstlerhaus (1985) lieferte er die Ausstellungsgestaltung. Zuletzt realisierte er vor dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe eine spektakuläre Arbeit aus 1960, indem er ein paar ausrangierte VW-Käfer zu einem Car Building stapelte. Es ist die letzte dokumentierte Arbeit Holleins, der 1985, als bisher einziger Österreicher, mit dem renommierten Pritzker-Preis ausgezeichnet wurde.

„Ich habe mich nie als Teil der Avantgarde erachtet“, sagte Hollein im Rückblick auf sein Leben. „Ich habe einfach nur auf meine eigene Art versucht, in die Zukunft zu blicken.“ Dieser Blick zeichnet Visionäre aus und reicht weiter als seine eigene Existenz.

Am 5.5. eröffnet die Galerie Ulysses, Opernring 21, die Ausstellung „Hans Hollein“. Ab 25.6. zeigt das Mak eine umfangreiche Rückschau auf Holleins Lebenswerk.

25. April 2014Peter Grubmüller
OÖNachrichten

Hans Hollein: Österreichs Weltstar der Architektur

Er war alles in einem: Architekt, Künstler, Ausstellungsgestalter, Designer. „Alles ist Architektur“, bestimmte Hans Hollein 1966. Der Weltstar unter den...

Er war alles in einem: Architekt, Künstler, Ausstellungsgestalter, Designer. „Alles ist Architektur“, bestimmte Hans Hollein 1966. Der Weltstar unter den...

Er war alles in einem: Architekt, Künstler, Ausstellungsgestalter, Designer. „Alles ist Architektur“, bestimmte Hans Hollein 1966. Der Weltstar unter den Raumkünstlern und Österreichs einziger Pritzker-Preisträger (die weltweit wichtigste Auszeichnung für Architekten) starb gestern nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren in Wien.

Als Hollein Mitte der sechziger Jahre in Wien das Kerzengeschäft „Retti“ baute, wurde er eher als Zaubermeister denn als Architekt gefeiert. Architektur für die Sinne wollte er kreieren. Daher schuf er ein halbes Jahrzehnt später das Juweliergeschäft Schullin mit glitzerndem Interieur, das illusionäre Räumlichkeit, Irritationen und kultische Verführungskraft der Warenwelt erzeugte.

Im Österreichischen Verkehrsbüro am Opernring (1978) trieb er seinen Hang zur Bildhaftigkeit an die Spitze. Wenn der abgedroschene Begriff von der „Erlebnisarchitektur“ irgendwann Sinn hatte, dann bei Hollein: Die Gruppe der Palmbäume aus Metall, die mit der Gefahr des Kitsches spielen, sollte Assoziationen mit Exotik wecken. Danach bog Hollein in eine andere Richtung ab: In Mönchengladbach errichtete er auf dem Abteiberg ein Kunstmuseum als Architekturlandschaft – mit einer turmartigen Stadtkrone für die Verwaltung und einer Gruppe quadratischer Hallen, die er in die Mulde des Hangs hineinsetzte. Diese Auseinandersetzung mit Container-Architektur trug Hollein 1985 – auf dem Höhepunkt seines Schaffens – den Pritzker-Preis ein.

Unnachahmliche Handschrift

„Er war international bedeutsamer als in Österreich“, sagt Roland Gnaiger, Leiter des Architektur-Instituts der Linzer Kunstuni. Holleins Handschrift sei nicht nachzuahmen gewesen, „ohne in ein billiges Epigonentum abzugleiten“, sagt Gnaiger. Zusammen mit Wilhelm Holzbauer und Gustav Peichl habe er eine Art Starprinzip in der heimischen Architektur eingeführt.

Als Hollein im März 80 wurde, hielt Medienkünstler Peter Weibel die Laudatio, die beiden waren über Jahrzehnte befreundet. „Er hat von Andy Warhol bis Otto Mühl alles mit Architektur in Verbindung gesetzt“, sagt Weibel im Gespräch mit den OÖNachrichten. Selbst Joseph Beuys habe Ende der 60er Jahre versucht, Hollein zu einer Professur in Düsseldorf zu überreden. Weibel: „Das ist damals an den anderen Professoren gescheitert, die ihn nicht als Künstler, sondern nur als Architekten gesehen haben – was für ein Unsinn.“ Allerdings bescherte ihm das Beuys-Zertifikat „Hollein ist ein Künstler“ andere Funktionen. Er vertrat Österreich bei der Kunstbiennale 1972 in Venedig, ebendort wurde er Direktor der Architektur-Biennale und Kunstbiennale-Kommissär für Österreich. „Es war das einzige Mal, dass wir uns für zwei, drei Minuten nicht gut verstanden haben – als er erfuhr, dass 1993 ich Österreich-Kommissär wurde“, sagt Weibel.

Seine Studenten piesackte Hollein mit legendärer Detailverliebtheit. „Er war zweifellos der wichtigste österreichische Architekt der Nachkriegszeit, durch ihn hat Architektur gesellschaftliche und politische Bedeutung bekommen, aber er strotzte auch vor Arroganz und Selbstbewusstsein“, sagt Dietmar Steiner, Direktor des Wiener Architekturzentrums. Ein von Arbeit Besessener war er obendrein. Steiner: „Als er ein Bankgebäude in Lima gebaut hat, ist er sicher 25 Mal hingeflogen, um alles zu kontrollieren. Er hat sich auf dieser Baustelle sogar das Bein gebrochen, aber er ist immer wieder hin.“

Hans Hollein

Hollein kam am 30. März 1934 in Wien zur Welt. Er studierte bei Clemens Holzmeister. Nach dem Diplom 1956 an der Wiener Akademie der bildenden Künste studierte er in den USA, ab 1964 betrieb er ein Architekturbüro. Er baute unter anderem in New York (Richard L. Feigen Gallery 1969), in Mönchengladbach (Städtisches Museum, 1970–1972), in Teheran (Museum für Glas und Keramik, 1977/78), in Frankfurt (Museum für Moderne Kunst, 1991) und in Clermont-Ferrand („Vulcania“-Museum, 2002). Holleins Sohn Max ist Museumsdirektor in Frankfurt, seine Tochter Lilli ist Leiterin der Vienna Design Week.

24. April 2014Paul Andreas
Neue Zürcher Zeitung

Genialer Formenzauberer

Der Wiener Architekt und Pritzkerpreisträger Hans Hollein hat wie kein anderer die österreichische Architektur erneuert. Am 24. April ist er kurz nach seinem 80. Geburtstag in Wien gestorben.

Der Wiener Architekt und Pritzkerpreisträger Hans Hollein hat wie kein anderer die österreichische Architektur erneuert. Am 24. April ist er kurz nach seinem 80. Geburtstag in Wien gestorben.

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29. März 2014Franziska Leeb
Spectrum

Besessen, treibend, kämpfend

In den 1960er-Jahren begann er, die Welt der Architektur nach Österreich und österreichische Architektur in die Welt zu tragen. Diesen Sonntag wird Hans Hollein 80 Jahre alt.

In den 1960er-Jahren begann er, die Welt der Architektur nach Österreich und österreichische Architektur in die Welt zu tragen. Diesen Sonntag wird Hans Hollein 80 Jahre alt.

Diese Beiträge sind spärlichst! Die österreichische Architektur ist in die Fußnoten verdrängt. Während die Tätigkeit der österreichischen Architekten vor 1938 in durchwegs allen einschlägigen Publikationen als äußerst bemerkenswert empfunden wird, (?) findet man offensichtlich, dass später wenig Erwähnenswertes geschah.“ Diese Feststellung traf Hans Hollein, damals knapp über 30, im Jahr 1965, und er selbst trug schließlich wesentlich dazu bei, dass sich dies änderte, Österreich im Diskurs der Architektur-Avantgarde wieder eine Rolle zu spielen begann und zugleich internationale Tendenzen hierzulande publik wurden. Aus diesem Grund soll an dieser Stelle anlässlich seines 80. Geburtstages seine bis heute nachwirkende Rolle als Impulsgeber gewürdigt werden.

In der Zeit des pragmatischen Funktionalismus der Nachkriegszeit formierte sich eine Architektur-Avantgarde, die gegen eben diesen aufbegehrte. 1962 hielt Hans Hollein in der Galerie St. Stephan seinen grundlegenden Vortrag „Zurück zur Architektur“, in dem er zur Besinnung auf die elementaren Qualitäten der Architektur aufrief. 1964, in seinem ersten Jahr als selbstständiger Architekt, stieß er zur Zentralvereinigung der Architekten, die sich damals in einer Phase des Umbruchs und der Öffnung befand. Wie sich Architekt Franz Kiener, langjähriger Kassier der ZV erinnert, war Hans Hollein, den er als „absoluten Perfektionisten“ beschreibt, die treibende Kraft. Dank seiner frühen Kontakte in die USA, wo er am IIT in Chicago und an der University of California in Berkeley studierte, brachte er neue, einflussreiche Gedanken nach Wien. Die Zentralvereinigung hätte ohne Hollein wahrscheinlich einen etwas anderen Weg gemacht, meint Kiener heute. Die seit 1946 bestehende Vereinszeitschrift „Der Bau“ wurde von einem jungen Team bestehend aus Sokratis Dimitriou, Günther Feuerstein, Hans Hollein, Gustav Peichl und Walter Pichler völlig umgekrempelt und gehörte ab März 1965 sechs Jahre lang unter dem Titel „Bau“ zu den wesentlichsten Architekturmedien des Landes. Die erste Nummer war nach fünf Tagen vergriffen. Zu dieser Zeit entstand das Kerzengeschäft Retti auf dem Kohlmarkt, dessen Zweck „keine simple, mechanische Funktion, sondern Anlass zur Interpretation eines Vorgangs und zur Selbstdarstellung eines Architekten“, also „der erste Hollein“ sei, so Friedrich Achleitner damals.

1968 stand schließlich eine Ausgabe ganz im Zeichen von Holleins Manifest „Alles ist Architektur“. Architekten müssten aufhören, nur in Bauwerken zu denken, postulierte Hollein. Auf das Titelbild collagierte er ein den Stephansdom weit überragendes, riesiges Stück Emmentaler hinter ein Panoramafoto von Wien. „Lassen Sie Ihre Phantasie arbeiten und Ihren Assoziationen freien Lauf“ empfahl das Editorial, und es folgte eine Bildstrecke mit Abbildungen von Entwürfen von Hollein oder Haus-Rucker-Co, Werken von Künstlern wie Christo, Claes Oldenburg oder Marcel Duchamp sowie mit Modefotos, Zeitungsbildern und Computerzeichnungen, mit denen Hans Hollein das Ende der herkömmlichen Definition von Architektur ausrief. Der „Bau“ widmete sich aber auch – entgegen dem Geist der Zeit – historischen Vorbildern wie Rudolf M. Schindler, Friedrich Kiesler oder Adolf Loos.

1971, als die Proponenten zusehends nicht mehr in der Lage waren, die ehrenamtliche Redaktionsarbeit zu leisten, wurde der „Bau“ eingestellt. Hollein blieb weiter im Vorstand der ZV. Nachdem er bereits Ausstellungen im MOMA in New York und in der Chicagoer Richard Feigen Gallery, deren New Yorker Filiale er gestaltet hatte, gehabt hatte, wurde er 1972 mit der Rauminstallation „Werk und Verhalten, Leben und Tod“ Österreichs Vertreter bei der 36. Kunstbiennale in Venedig. Ab 1978 war er Kommissär des Österreich-Pavillons auf der Architekturbiennale, zu deren Direktor er 1996 bestellt wurde. Nach dem Tod Eugen Wörles im Jahr 1996 ging die Präsidentschaft der ZV auf Hollein über, eine Position, die er bis 2007 innehatte. Zu dieser Zeit war er längst das, was man einen „internationalen Stararchitekten“ nennt. Seit den 1960er-Jahren auch in der Lehre tätig, zunächst als Gastprofessor an verschiedenen amerikanischen Universitäten, später in Düsseldorf und schließlich als Meisterklassen-Leiter an der Universität für angewandte Kunst, erhielt er 1985 als bislang einziger Österreicher für sein umfangreiches und vielseitiges Œuvre den Pritzker-Preis. „Seine Grundeinstellung hat mir immer imponiert“, so Architekt Martin Kohlbauer. „An Hollein war nichts Nebuloses, es ging ihm stets um etwas, und einmal Begonnenes hat er mit Sorgfalt zu Ende geführt.“

Als einer, der keine Tages- und Nachtzeit gekannt habe, sei er als Einziger der berühmten Wiener Architekten immer bei vielen Veranstaltungen präsent und stets bestens informiert gewesen. Wie Kohlbauer bekam auch Marta Schreieck 1980 als Studentin die Gelegenheit, in den Vereinsräumlichkeiten in der Salvatorgasse ihre Arbeiten auszustellen. Seit sechs Jahren ist sie Holleins Nachfolgerin als Präsidentin. Als Studentin von Roland Rainer an der Akademie der bildenden Künste wurde sie von einer völlig konträren Schule geprägt. Hollein hat sie als ZV-Präsidenten schätzen gelernt. Sein Beitrag zur Internationalisierung sei nicht hoch genug zu würdigen: „Ich war immer beeindruckt von seiner Besessenheit, Intensität und Genauigkeit, wobei er durchaus Widerspruch vertragen hat.“

Zum fünften Geburtstag des „Bau“ bemerkte Hans Hollein über die Usance, Jubiläen zu begehen: „Daß irgendetwas vor 100 Jahren geschehen ist, bedeutet nicht unbedingt eine Stimulation . . . Deshalb hat es Bau nicht immer für nötig befunden, Jubiläen zu feiern“. Sein Achtziger wird dennoch zu Recht mehrmals Anlass zu Feierlichkeiten sein. Kommenden Donnerstag zollt ihm das Architekturzentrum Wien mit einem Festvortrag von Peter Weibel Tribut. Ab April richtet das Museum Abteiberg in Mönchengladbach seinem Entwerfer eine Ausstellung aus, im Juni folgt eine große Schau im Wiener MAK. Zur Einstimmung sei die Lektüre des „Bau“ und weiterer Schriften Hans Holleins besonders empfohlen.

Herzlichen Glückwunsch zum 80. Geburtstag!

29. März 2014Wojciech Czaja
Der Standard

Zwischen Weihnachtsgansarchitektur und Kunst

Morgen, Sonntag, feiert der Wiener Architekt Hans Hollein seinen 80. Geburtstag. Bis heute gilt der einzige heimische Pritzker-Preisträger als einer der prominentesten Vertreter der Postmoderne in Europa.

Morgen, Sonntag, feiert der Wiener Architekt Hans Hollein seinen 80. Geburtstag. Bis heute gilt der einzige heimische Pritzker-Preisträger als einer der prominentesten Vertreter der Postmoderne in Europa.

Die einen bezeichnen ihn als „einflussreichsten und international wichtigsten Architekten aus Österreich“ (Dietmar Steiner, Direktor des Architekturzentrums Wien), andere als „kreativsten, interessantesten und erfolgreichsten bildenden Künstler dieses Landes“ (Kollege Gustav Peichl). Bundespräsident Heinz Fischer spricht sogar von „einem der prominentesten Vertreter der postmodernen Architektur in Europa“.

Es handelt sich um als Komplimente getarnte Geburtstagswünsche. Denn der 1934 geborene Hans Hollein, der seit seinem millionenfach zitierten Sager „Alles ist Architektur“ in den 1960ern stets an der Kante zwischen Kunst und Architektur wandert, feiert morgen, Sonntag, mit leicht angeschlagener Gesundheit seinen 80. Geburtstag. Feiern wird er. Das ließ er via Familie ausrichten.

Zu Beginn von Holleins Laufbahn standen Manifeste und visionäre Entwürfe wie etwa Flugzeugträger in der Landschaft (1964), ein zur monströsen Burg aufgeblasener Rolls-Royce-Kühlergrill, oder Mobiles Büro (1969), eine sogar buchstäblich aufgeblasene Bürozelle aus Kunststoff, in der es sich Hollein mit Schoß-Schreibtisch und Skizzenblock bequem machte und sich darin nachhaltig effektvoll fotografieren ließ.

Mit seinen ersten realisierten Projekten - das Kerzengeschäft Retti am Kohlmarkt - musste er gegen einen nicht sonderlich zukunftsoffenen Magistrat ankämpfen. Sechs Entwürfe reichte er ein. Alle wurden sie abgelehnt. Erst beim siebenten Anlauf, bei dem er die Beamten mit winzigen Zeichnungen austrickste, bekam er die Baubewilligung erteilt. Der Startschuss für eine postmoderne Bautätigkeit, die bis heute fortdauert.

Neben dem Städtischen Museum Abteiberg in Mönchengladbach (1992), dem Haas-Haus (1990), dem Media-Tower am Donaukanal (2000), dem Niederösterreichischen Landesmuseum in St. Pölten (2002), der neuen Albertina-Rampe (2003), dem Saturn-Tower (2004) sind es vor allem Projekte im Ausland, die Hollein zuletzt beschäftigten, darunter etwa das Vulcania-Museum in der Auvergne, Wohnhochhäuer in Taipeh sowie das Headquarter der Interbank in Lima, Peru.

„Ich habe viel gebaut, und es kann nicht jedes Projekt eine Weihnachtsgans sein“, meinte Hollein vor wenigen Jahren. „Manchmal hat man eben nur ein warmes Würstl vor sich am Teller liegen.“ Ob er schon einmal etwas bereut habe? „Nicht den Bau von Würstln. Das passt schon. Aber vor vielen Jahren habe ich es abgelehnt, zusammen mit Frank Gehry die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles zu bauen. Aus heutiger Sicht war das ein Fehler.“

23. Februar 2012Angelika Fitz
Bauwelt

Das Hollein-Universum

„Alles ist Architektur“, verkündete Hans Hollein Ende der 60er Jahre. Nun versammelt eine Ausstellung in Graz die Belege eines Gesamtwerks, das dieser De­vise verpflichtet bleibt.

„Alles ist Architektur“, verkündete Hans Hollein Ende der 60er Jahre. Nun versammelt eine Ausstellung in Graz die Belege eines Gesamtwerks, das dieser De­vise verpflichtet bleibt.

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verknüpfte Zeitschriften
Bauwelt 2012|09 Kühlung aus der Tiefe

30. März 2009Carsten Krohn
Neue Zürcher Zeitung

«Alles ist Architektur»

Zu den bedeutendsten Bauten des Wiener Architekten Hans Hollein, der heute 75 Jahre alt wird, zählen die Museen in Mönchengladbach und Frankfurt. Jüngst hat er Wettbewerbe für einen Campus in Lima und einen Turm in Shenzhen gewonnen. Mit Hans Hollein sprach Carsten Krohn.

Zu den bedeutendsten Bauten des Wiener Architekten Hans Hollein, der heute 75 Jahre alt wird, zählen die Museen in Mönchengladbach und Frankfurt. Jüngst hat er Wettbewerbe für einen Campus in Lima und einen Turm in Shenzhen gewonnen. Mit Hans Hollein sprach Carsten Krohn.

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30. März 2009Andrea Schurian
Der Standard

Ein lebenslanger Grenzüberschreiter

Hans Hollein, österreichischer Baukünstler von Weltgeltung, feiert heute seinen 75. Geburtstag. Ans Aufhören denkt der Pritzker-Preis-Träger nicht. Im Gegenteil: In allen Erdteilen wird geplant und gebaut.

Hans Hollein, österreichischer Baukünstler von Weltgeltung, feiert heute seinen 75. Geburtstag. Ans Aufhören denkt der Pritzker-Preis-Träger nicht. Im Gegenteil: In allen Erdteilen wird geplant und gebaut.

Dass Kulturministerin Claudia Schmied und Wiens Planungsstadtrat Rudolf Schicker morgen zu einer Geburtstagsparty in seine „Wolke“ im Saturn Tower bitten: Ja, sagt Hans Hollein, das freut ihn sehr. Schließlich sei er von Österreich nicht gerade im Überschwang verwöhnt worden, zumindest nicht, wenn man es mit seiner internationalen Auftragslage vergleicht: Vor wenigen Wochen gewann er einen Wettbewerb in Shenzen; in Taipeh entstehen gerade neun Wohnhochhäuser am Rande des Mangrovenwaldes. In Lima sind, nach dem Headquarter einer Bank, eine Corporate University und ein Wolkenkratzer im Bau.

Sicher, zuletzt gab es auch in Österreich prestigeträchtige Aufträge, u. a. in St. Pölten das Niederösterreichische Landesmuseum; das Bürohaus „Die Welle“ am Wiener Stadtpark; der Saturn-Tower in der Donau-City. Doch noch in den 1980er-Jahren wurde das Haas-Haus am Stephansplatz heftig bekämpft. Dass es realisiert wurde, verdanke er, so Hollein, vor allem dem damaligen Bürgermeister Helmut Zilk.

„Das kann man Wien nicht zumuten“, habe es jedenfalls schon bei seinem allerersten Bauauftrag 1965 geheißen; sechs Entwürfe für das Kerzengeschäft Retti musste er im Magistrat einreichen, jeder wurde abgelehnt. „Schließlich habe ich eine Minimaleinreichung im Maßstab 1:100 gemacht; das wurde genehmigt, weil man nichts genau erkennen konnte.“

Der Laden am Graben war, im Vergleich zu seinen vielen Museen und Wolkenkratzern und Wohnhäusern und Bürotürmen in Asien, Europa, Nord- und Südamerika, die noch folgen sollten, wahrlich ein kleiner Auftrag. Aber für Hollein ein großer Erfolg: Ausgezeichnet mit dem Reynolds Memorial Award, wurde es zum vielbeachteten internationalen Architekturjuwel. „Das Preisgeld von 25.000 Dollar war höher als die Baukosten“, vergisst Hollein in keinem Interview vergnügt zu erwähnen. Damals, in den 60er-Jahren, erfand Hollein auch sein winzigstes Werk - die Architektur-Pille als eine Art Aufputschmittel für zeitgenössische Baukunst: „Man kann die Pille der Hagia Sophia schlucken und hat sie dann im Kopf.“

Hollein, einer der international gefragtesten Architekten, langjähriger Kunst-, später Architektur-Biennale-Kommissär für Venedig, ausgezeichnet u. a. mit dem Großen Österreichischen Staatspreis und - als einziger Österreicher - mit dem Pritzker-Preis, dem Nobelpreis für Architektur, ist ein lebenslanger Grenzüberschreiter. Erfolgreicher Ausstellungsmacher, Lehrer, Designer, Objektkünstler. Das Pariser Centre Pompidou hat 40 Holleins in der Sammlung, nicht viel weniger das MoMa in New York. Und Österreich? Da besitzt die Albertina genau eine kleine Skizze.

Auch deshalb freut sich Hollein über das Fest ihm zu Ehren.

25. März 2009Kurier

Architektur ist alles: Hans Hollein wird 75

Wolke und Welle, China und Lima: Der Wiener zählt weltweit zu den einflussreichsten und gefragtesten Architekten der Branche.

Wolke und Welle, China und Lima: Der Wiener zählt weltweit zu den einflussreichsten und gefragtesten Architekten der Branche.

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Profil

Bis 1956 Studium bei Clemens Holzmeister an der Wiener Akademie der bildenden Künste, 1958-64 am IIT Chicago und an der University of California, Berkeley; seit 1964 eigenes Büro in Wien.

1967 – 1976 Professor an der Akademie der bildenden Künste Düsseldorf und seit 1976 an der Hochschule für angewandte Kunst Wien. 1966 und 1984 Reynolds Memorial Award, 1979 Bard Award, 1974 Preis der Stadt Wien für Architektur, 1983 Großer österreichischer Staatspreis, 1985 The Pritzker Architecture Prize.

Bauten: Kerzengeschäft Retti, Wien, 1964-65; Richard Feigen Gallery, New York, 1969; Innenausstattungen für die Siemens AG, München, 1970-75; Juwelierläden Schullin I, 1972-74 und II, 1984, Wien; Volksschule Köhlergasse, Wien, 1977-90; Österreichisches Verkehrsbüro, Wien, 1980, Städtisches Museum Mönchengladbach, 1972-82; Museum moderner Kunst Frankfurt/Main, 1983-91; Haas-Haus, Wien, 1985-90; Projekte für Guggenheim-Museen in Salzburg, 1990 und Wien, 1993-94; Museum und Ausstellungshalle (Shedhalle), Kulturzentrum St. Pölten , 1992-97; Bank in Madrid, 1994; Vulkanmuseum Frankreich, 1994-; Schule Köhlergasse, Wien, 1984-90.

Publikationen

Bauwelt, , Bauverlag BV GmbH
Hans Hollein, Peter Weibel, Hatje Cantz Verlag

Auszeichnungen

ZV-Bauherrenpreis 2004, Preisträger, Albertina
ZV-Bauherrenpreis 2000, Preisträger, Generali Media Tower

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