07. Dezember 2012 - Architekturzentrum Wien
(SUBTITLE) Vormals Museum des 20. Jahrhunderts
2003 schrieb die Republik Österreich, vertreten von der Burghauptmannschaft Österreich, einen EU-weiten, offenen, zweistufigen Wettbewerb zur Sanierung und Erweiterung des 20er Hauses aus, den Adolf Krischanitz mit seinem Entwurf für sich entscheiden konnte.Ein Hauptaugenmerk in Krischanitz’ Entwurf liegt auf der städtebaulichen Komponente. Die mangelhafte Präsenz des Bestandes an der Arsenalstraße hebt er auf, indem er den vorgelagerten Bereich zu einem Atrium absenkt. Fassade und Zugangsbrücke determinieren einen Zwischenraum, der die landschaftliche Fassung des Bauwerks nachhaltig beeinflusst. Durch die Freilegung des Untergeschosses wird dieses aufgewertet und vielseitig bespiel- und nutzbar: Räume für die Schausammlung der Wotruba-Stiftung, Café-Restaurant mit Gastgarten und Kinderatelier. In einem zweiten Untergeschoss findet die Artothek des Bundes ihre neue Heimstätte.
In der Breite des Vorhofes wird der Anlage ein sechsgeschossiger Turm beigestellt, der den erweiterten Bedarf an Flächen für Büros und Verwaltung abdeckt und gleichzeitig weithin sichtbar als Signal wirkt. Der Turm ist mit dem Bestand lediglich unterirdisch verbunden. Seine Fassade zitiert der Raster in der Hülle des 21er Hauses.
Als übergeordnetes Ziel galt, das als eines der Sinnbilder kultureller Entwicklung der Nachkriegszeit bekannt gewordene Bauwerk in seiner charakteristischen Erscheinungsform zu bewahren. Es gehe nicht um das Material, den manifesten Baukörper an sich, so Krischanitz, sondern um den Raum, der durch die Hülle des 21er Hauses generiert wird. Diese Qualität gilt es zu erhalten, um der Kunst im Milieu der Leichtigkeit und Luftigkeit Atem zu geben. Im zentralen Bestand erfolgten Adaptierungen, die sowohl den heute geltenden Normen als auch den geänderten Anforderungen der Museumsbetreiber an das Gebäude entsprechen. An Stelle der Drahtglas-Elemente befindet sich heute Sicherheitsglas mit aufgedrucktem Gittermuster, welches das Drahtglas imitiert. Die Deckenpaneele im Eingangsbereich – seinerzeit ein Massenprodukt im unteren Preissegment – wurden nach Maß nachproduziert, weil diese Art von Paneelen heute nicht mehr hergestellt wird. Vielleicht heben die Besucher beim nächsten Besuch den Blick zur Decke und würdigen auch dieses Detail der Rekonstruktion.
Nicht alle Renovierungsmaßnahmen konnten so nahe am Original erfolgen. Wo sich zuvor offene Geländerbrüstungen befanden, müssen heute Glaspaneele vor Abstürzen schützen. Auch die Brüstungshöhe des Geländers im ersten Stock musste adaptiert werden, da die geltende Bauordnung ein höheres Geländer vorschreibt. Der Architekt Adolf Krischanitz fand eine Lösung, die den offenen Raumeindruck nicht einschränkt. Die erforderlichen zusätzlichen Zentimeter wurden nicht in der Vertikalen sondern in der Horizontalen ergänzt, indem das Geländer in den Raum hinein vergrößert wurde und damit den Sicherheitsanforderungen entspricht. Details wie diese lassen keinen Zweifel daran, wie sehr Adolf Krischanitz den Entwurf Karl Schwanzers achtet und schätzt.
Eine maßgebliche Veränderung ist der zeitgemäßen Bespielung des Hauses geschuldet. Das Obergeschoss bietet vollklimatisierte Ausstellungsflächen, während das Erdgeschoss, die monumentale Mittelhalle mit Sicht auf den Schweizer Garten, zu einem Veranstaltungsraum multifunktionaler Prägung aufgerüstet wurde. Das 21er Haus kann – so wie andere Museen auch – während der Abendstunden als Veranstaltungslocation gebucht werden. Diese Nutzung stellt eine unverzichtbare Einnahmequelle für Museen dar. Für Veranstaltungen gelten strenge Auflagen, insbesondere den Brandschutz betreffend. Diese Mehrfachnutzung bedeutete das Ende der formidablen Freitreppen, die einst in den ersten Stock führten. Heute wird der Besucher durch eingehauste Stiegenaufgänge in den ersten Stock geschleust. (Text: Martina Frühwirth nach einem Text des Architekten)