Pläne

Details

Adresse
Arsenalstraße 1, 1030 Wien, Österreich
Architektur
Adolf Krischanitz
Mitarbeit Architektur
Luciano Parodi (PL); Wettbewerb: Florian Zierer;
Vorentwurf: Karin Triendl (PL), Anna Dabernig;
Ausführung: Jana Raudnitzky, Felix Siegrist;
Mithelfer: Daniel Sutovsky, Fuchs Andreas, Lana Alex Sanders, Ess Julia, Just Stefan, Haid Dirk, Hauke Gregor, Saipi Nargjil, Stanek Sophie
Planungsvorgänger
Karl Schwanzer
Bauherrschaft
Burghauptmannschaft Österreich, Österreichische Galerie Belvedere
Mitarbeit Tragwerksplanung
Martin Fabian, Kamila Schwarz, Matthias Kaminsky
Haustechnik
Walter Naderer
Brandschutz
IMS-Brandrat GmbH
Fotografie
Wolfgang Thaler
Weitere Konsulent:innen
Beleuchtung: LTK Kaltenbäck GmbH
Küchenplaner: Lebisch
Sicherheitsplaner: G4S
Wettbewerb
2003
Planung
2007
Ausführung
2008 - 2012
Grundstücksfläche
7.831 m²
Bruttogeschossfläche
9.805 m²
Nutzfläche
6.825 m²
Baukosten
15,0 Mio EUR

Architekturwettbewerb

Das Projekt ist aus dem Verfahren Erneuerung und Erweiterung des Museums des 20. Jahrhunderts hervorgegangen

1. Rang, Gewinner
1. Stufe

Publikationen

architektur.aktuell 5/2012 - Matthias Boeckl
werk, bauen wohnen 10-12 - Klaus-Jürgen Bauer

In nextroom dokumentiert:
Metamorphose, Ausstellen, Konradin Medien GmbH, Leinfelden-Echterdingen 2012.

siehe auch

Museum des 20. Jahrhunderts: von Karl Schwanzer, 1962, Wien (A)

Archbau

Genereller introtext zu Archbau der von nextroom geschrieben wird.

Presseschau

29. November 2011Patricia Grzonka
Neue Zürcher Zeitung

Welche Geschichte!

(SUBTITLE) Ein Schlüsselbau der Wiener Nachkriegsmoderne wurde zum Museum des 21. Jahrhunderts umgebaut

Nach einer dreijährigen Umbauphase wurde Karl Schwanzers ehemaliger Weltausstellungspavillon in Wien vor wenigen Tagen als 21er Haus dem Betrieb übergeben. Nach den Plänen von Adolf Krischanitz entstand ein unterirdisch erweiterter moderner Museumsbau.

Nach einer dreijährigen Umbauphase wurde Karl Schwanzers ehemaliger Weltausstellungspavillon in Wien vor wenigen Tagen als 21er Haus dem Betrieb übergeben. Nach den Plänen von Adolf Krischanitz entstand ein unterirdisch erweiterter moderner Museumsbau.

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12. November 2011Wojciech Czaja
Der Standard

Das Jahrhunderthaus

Am Dienstag wird das neue 21er Haus eröffnet. Spaziergang durch eine wiederbelebte Ikone der Moderne.

Am Dienstag wird das neue 21er Haus eröffnet. Spaziergang durch eine wiederbelebte Ikone der Moderne.

Die Bauarbeiter knien am Boden und klopfen die letzten Pflastersteine in den Kies. An der Fassade des kleinen Büroturms müssen noch ein paar Blechpaneele montiert werden. Und im großen Ausstellungsraum stehen Ausstellungsmonteure und Künstler ratlos in der Gegend herum und kratzen sich am Kopf. Bis kommenden Dienstag, so wird versichert, soll alles fertig sein. Dann nämlich wird das 20er Haus im Schweizer Garten als so genanntes 21er Haus zum dritten Mal eröffnet.

Rückblick: Begonnen hatte alles als Ausstellungspavillon auf der Expo 1958 in Brüssel. Aus einem Architekturwettbewerb, an dem etwa auch Oswald Haerdtl, Otto Niedermoser und Erich Boltensterin teilgenommen hatten, ging der erst 39-jährige Karl Schwanzer als Sieger hervor.

Lediglich 35 Millionen Schilling kostete der Österreich-Pavillon damals. Ein Bruchteil dessen, was andere Nationen für ihre gebauten Visitenkarten ausgaben. Der Grund: Leichtbauweise aus Stahl, Heraklith, Kunststoff, Holz und Glas, modulare Konstruktion, Aufbau und Abbau in nur wenigen Wochen. Die zeitgenössische, clevere Konstruktion brachte dem Österreich-Pavillon am Ende den Grand Prix 1958 ein.

Nach Ablauf der Weltausstellung sollte das Gebäude in Wien aufgestellt und als Museum moderner Kunst weitergenutzt werden. Infrage kamen drei Grundstücke in der Innenstadt: Freihausviertel beim Naschmarkt, Schottentor und Albertina. Doch schließlich landete das neu aufgebaute 20er Haus im Schweizer Garten, im Abseits zwischen Südbahnhof und Arsenal.

Zwei Jahre dauerte der Wiederaufbau, den Schwanzer selbst betreute. Das Holz wurde gegen Beton getauscht, der Kunststoff gegen Klinker, das Heraklith gegen Glas. Bei der Eröffnung am 21. September 1962 jubelten die Medien und titelten von einem Einbruch in die Wiener Museumstradition, von einer neuartigen Atmosphäre, als begäbe man sich auf exterritorialen Boden. Die darauffolgenden Ausstellungen - von Schüttaktionen bis zum Riesenbillard von Haus-Rucker-Co - bestätigten das 20er Haus als Hort für Visionen.

Doch dann war Schluss. 2001 musste das marode 20er Haus aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Gefahr in Verzug. Seitdem gammelte das Juwel der Moderne vor sich hin. Der Stahlbau rostete. Der Beton schimmelte. Im Innenraum standen die Pfützen. 2003 beschloss die Burghauptmannschaft, das Museum zu revitalisieren, und schrieb einen EU-weiten Wettbewerb aus. Der Wiener Architekt Adolf Krischanitz, selbst ein Schüler Schwanzers, konnte das Verfahren für sich gewinnen.

„Das Haus hat eine bewegte Geschichte hinter sich“, meint Krischanitz. „Ich bin froh, dass sich die Eigentümer dazu überwinden konnten, das längst schon baufällige Haus zu sanieren. Ich glaube, in dieser Form hat es eine Revitalisierung der Moderne noch nie zuvor gegeben.“

Recht hat er. Minutiös machten sich Architekten, Denkmalpfleger und Restauratoren an die Dokumentation des Gebäudes, protokollierten jeden Türgriff, nahmen Maße an Fensterprofilen, Glasfassaden und Steinbelägen, fotografierten Oberflächen und Details und extrahierten ganze Wandteile und Stahlknoten, um diese - Millimeter für Millimeter - im Bundesdenkmalamt wieder aufzubauen und für Studienzwecke zu archivieren.

Eine Ode an das Original

„Die Lebensdauer des Hauses war längst erreicht“, erinnert sich Martina Griesser-Stermscheg, wissenschaftliche Institutsmitarbeiterin im Fachbereich Objektrestaurierung, Universität für angewandte Kunst. „Trotzdem waren einige bauliche Originaldetails Schwanzers in einem sehr guten Zustand. Und diese Teile galt es zu erhalten und nach Möglichkeit wieder einzubauen.“

Obwohl das 20er Haus zum Höhepunkt der Umbauarbeiten nur noch ein nacktes Gerippe aus einigen wenigen Stahlpylonen war, konnten viele Bauteile wiederverwendet werden. Andere wurden originalgetreu nachgebaut. Wiederum andere wurden in Anlehnung an Schwanzers Pläne und Skizzen neu konstruiert und so detailliert, dass sie zwar optisch dem Original entsprechen, brandschutztechnisch und bauphysikalisch jedoch die neuesten Stückln spielen.

Nebenbei wurde die Nutzfläche durch unterirdische Archive, Restaurant und neue Büroräumlichkeiten, die in einem separaten, sechsstöckigen Türmchen (siehe Foto) neben dem 20er Haus untergebracht sind, vervierfacht.

„Leicht war der Umbau nicht“, blickt Luciano Parodi, Projektleiter im Büro Krischanitz, auf die Baustelle zurück. „Wir mussten ziemlich stark in die Bausubstanz eingreifen, aber ich würde sagen, dass uns eine gute Balance gelungen ist.“ Und rechnet vor: „Wir konnten rund 60 Prozent des baulichen Bestandes, dafür aber rund 95 Prozent der Atmosphäre und räumlichen Qualität erhalten.“

In gewohnter industrieller Rohheit erstrahlt der neue Innenraum. Stahl blieb Stahl. Stein blieb Stein. Gummiboden blieb Gummiboden. Wo früher eine Fassade mit bauphysikalischen Horrorwerten montiert war, prangt nun eine selbstentwickelte Thermofassade aus Kathedralglas. Dank Vlies und Kapillaranlage wird der Lichteinfall von allen Himmelsrichtungen diffus gestreut. Besser kann die Lichtstimmung in einem Museum nicht sein. Parodi: „Die Wirkung ist genau so, wie wir uns das erhofft haben.“

Details wie diese schlummern zuhauf im neuen 21er Haus, wie das Museum von nun an heißen wird. Und der Architekt kommt gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus, wenn er von der Widerstandsheizung in den Stahlträgern, von den zersägten und neu zusammengefügten Profilen in der Fassade und von den neuen Brandschutzmaßnahmen erzählt.

So fällt im Brandfall etwa ein feuerfester Stahlvorhang von der Decke, der das Untergeschoß von der Galerie trennt und so einen Brandüberschlag verhindert. Ein Glücksgriff. Denn einzig und allein aufgrund dieses innovativen Produkts, das erst kürzlich zertifiziert und für den Markt zugelassen wurde, konnte die Qualität des offenen Ausstellungsraumes erhalten werden. Krischanitz: „Ich bin froh, dass das gelungen ist, denn nur in einem Milieu der Leichtigkeit und Luftigkeit kann Kunst artgerecht atmen.“

Raum schwierig zu bespielen

Diese Meinung teilt auch die zuständige Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco. „Das ist ein Ein-Raum-Museum, und es ist, was es ist. Es ist ein hervorragend saniertes Denkmal der Moderne. Und ich bin mir dessen bewusst, dass es eine Herausforderung sein wird, diesen reizvollen Raum zu bespielen.“

Rund 32 Millionen Euro wurden in die Revitalisierung von Karl Schwanzers Ikone investiert. Aus dem einst notdürftig adaptierten Provisorium ist ein vollwertiges Museum des 21. Jahrhunderts geworden. Ob der visionäre Charakter der Fünfziger- und Sechzigerjahre auch auf Ebene der Ausstellungen weitergetragen werden wird, bleibt abzuwarten. Doch wie schrieb einst Schwanzer in seinem Buch Architektur aus Leidenschaft? „Im Risiko liegt die Bejahung der Entwicklung.“

21. September 2011Thomas Trenkler
Der Standard

Kein Geld fürs 21er-Haus

(SUBTITLE) Der Schwanzer-Pavillon erstrahlt nun neu

Wien - Man könnte von einem Schildbürgerstreich sprechen: Um knapp 32 Millionen Euro wurde das ehemalige 20er-Haus in den letzten vier Jahren renoviert...

Wien - Man könnte von einem Schildbürgerstreich sprechen: Um knapp 32 Millionen Euro wurde das ehemalige 20er-Haus in den letzten vier Jahren renoviert...

Wien - Man könnte von einem Schildbürgerstreich sprechen: Um knapp 32 Millionen Euro wurde das ehemalige 20er-Haus in den letzten vier Jahren renoviert und ausgebaut; Geld für den Betrieb des gläsernen Pavillons, der nun 21er-Haus heißt, hat man aber bisher nicht eingeplant. Den möglichen Fragen der Journalisten stellte sich Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) nicht: Obwohl es sich „um eines der größten Kulturinfrastrukturprojekte der letzten Jahrzehnte“ gehandelt habe, sagte sie die Teilnahme an der Pressekonferenz am Dienstag kurzfristig ab - wegen eines anderen Termins.

Belvedere-Chefin Agnes Husslein, die Hausherrin, und Architekt Adolf Krischanitz ließen sich die Laune dennoch nicht verderben. Sie bejubelten die Fertigstellung der Bauarbeiten just an jenen Tag, an dem vor 49 Jahren Karl Schwanzers Pavillon für die Brüsseler Weltausstellung 1958 als Museum moderner Kunst im Schweizer Garten eröffnet worden war. Die Aura blieb erhalten, auch wenn die Treppen aus Brandschutzgründen eingehaust werden mussten.

Die offizielle Eröffnung erfolgt erst am 15. November - mit der Ausstellung Schöne Aussichten. Dann soll auch der neue Büroturm verglast und das Restaurant eingerichtet sein. Ob es auch 2012 Ausstellungen geben wird können, ist fraglich. Die jährlichen Kosten beziffert Husslein mit 4,3 Millionen Euro. Schöne Aussichten also.

09. September 2011Andrea Schurian
Der Standard

Agnes Husslein: „Wir bekommen eine herrliche Plattform“

Das Belvedere expandiert in die Gegenwart - Am 20. September wird im 21er Haus der BC21-Art Award vergeben, im November die erste Ausstellung eröffnet. Direktorin Agnes Husslein erzählt Andrea Schurian von ihren Plänen

Das Belvedere expandiert in die Gegenwart - Am 20. September wird im 21er Haus der BC21-Art Award vergeben, im November die erste Ausstellung eröffnet. Direktorin Agnes Husslein erzählt Andrea Schurian von ihren Plänen

STANDARD: Als 20er Haus gehörte der Pavillon einmal zum Museum für Moderne Kunst; nun heißt es 21er Haus und gehört zur Österreichischen Galerie Belvedere. Was unterscheidet es noch von früher?

Husslein: Karl Schwanzers Ausstellungspavillon ist eines der besten Bauwerke der späten 50er-Jahre, hinreißend in seiner Transparenz, ein österreichisches Architekturjuwel, das Adolf Krischanitz wirklich erstklassig renoviert und adaptiert hat. Wir haben, das ist neu, zwei Untergeschosse errichtet, in die u.a. die Wotruba-Stiftung und die Artothek des Bundes einziehen werden. Das Restaurant wird von Krischanitz und Hermann Czech, der Shop als Kunstintervention von Bernhard Cella gestaltet. Außerdem werden wir das Kino aus den 1960er-Jahren revitalisieren; es gibt Pläne, mit Wiener Filminstitutionen zu kooperieren.

STANDARD: Wie werden Sie Ihr neues Haus inhaltlich positionieren?

Husslein: Natürlich haben wir uns eindringlich damit beschäftigt, wie wir das 20er Haus ins 21. Jahrhundert überführen. Für die Eröffnung am 15. November haben wir unter anderem Künstlerinnen und Künstler eingeladen, sich mit der Architektur, der Stahl-Glas-Konstruktion des Hauses und seiner Transparenz auseinanderzusetzen. Es wird etwa eine Intervention von Marcus Geiger geben; eine Soundinstallation von Florian Hecker, aber auch eine Lichtinstallation von Lucio Fontana. Und im Obergeschoss werden Künstlerräume gezeigt.

STANDARD: Künstler richten das Museum ein - ähnlich wie Mitte der 80er-Jahre im Mak?

Husslein: Nein. Wir greifen auf Künstler zurück, die sich einerseits mit der Architektur und andererseits mit dem Phänomen Museum auseinandergesetzt haben. Einer dieser Künstlerräume wird etwa von Franz West sein, andere von Christoph Schlingensief und Christian Philipp Müller. Auch von Oswald Oberhuber wird es einen geben, er hat sich schon in den 70er-Jahren künstlerisch mit den Aufgaben eines Museums beschäftigt. Für die Ausstellung danach greifen wir ganz bewusst auf eine wichtige 20er-Haus-Ausstellung Harald Szeemanns zum Thema Gesamtkunstwerk zurück.

STANDARD: Zeigen Sie ausschließlich österreichische Künstler?

Husslein: Nein. Mir ist wichtig, den Diskurs zu zeigen, unterschiedliche, auch internationale Positionen. Wir bekommen eine notwendige und herrliche Plattform für zeitgenössische Kunst. In der oberen Etage wollen wir ab Frühsommer nächsten Jahres unsere Sammelbestände präsentieren, wieder im internationalen Kontext.

STANDARD: Wodurch unterscheiden Sie sich denn dann vom Mumok?

Husslein: Die Österreichische Museumsordnung weist jedem Museum eine ganz klare Aufgabe zu. Unsere lautet: Österreichische Kunst im internationalen Kontext vom Mittelalter bis heute. Daher erfülle ich eine vom Gesetz vorgesehene Position. Das Mumok hingegen ist das Museum für zeitgenössische internationale Kunst. Aber ich glaube, dass es für beide Museen genügend spannende Dinge zu tun gibt.

STANDARD: Wurde Ihr Budget parallel zu anwachsenden Aufgaben und Räumen angehoben?

Husslein: Nein, wir sind noch in Verhandlungen. Alles, was heuer stattfindet, kommt aus dem Belvedere-Budget. Für Oberes und Unteres Belvedere, Prunkstall, Research Center, Orangerie, Augarten Contemporary und jetzt 21er Haus kriegen wir mit 6,9 Millionen Euro Basisabgeltung die niedrigste aller Bundesmuseen, haben aber mit ca. 57 Prozent die höchste Eigendeckung. Noch haben wir keine schriftliche Zusage für eine Budgeterhöhung, aber eine mündliche Versicherung der Ministerin, dass wir dieses Haus bespielen werden können.

STANDARD: Wie schauen Ihre Budgetvorstellungen aus?

Husslein: Für die Bespielung des 21er Hauses haben wir einen zusätzlichen Bedarf von 4,5 Millionen Euro. Natürlich können Synergien mit dem Belvedere genutzt werden, so werden die beiden Kuratorinnen, die jetzt im Belvedere für Zeitgenössisches zuständig sind, das 21er Haus bespielen. Aber wir müssen Personal aufstocken, etwa im Sicherheitsbereich. Und unabhängig davon müssen wir die Sammlung erweitern, in den 1970er- und 1980er-Jahren wurde kaum gesammelt. Wunderbare Dauerleihgaben wie etwa aus der Sammlung Ploil decken auch den internationalen Kontext ab.

STANDARD: Haben Sie als Bauherrin das Umbaubudget eingehalten?

Husslein: Ja, darauf bin ich auch wirklich stolz! Die Kostenschätzungen wurden ja gemacht, als die wirtschaftliche Situation eine ganz andere war.

STANDARD: Zuletzt gab es heftige Erschütterungen in der Kunst- und Museumsszene. Fürchten Sie, dass diese auch Sie treffen könnten?

Husslein: Nein. Ich wurde ja schon geprüft, ehe ich noch richtig angefangen habe; wir haben ein hervorragendes Kuratorium. Und ich habe auch sofort das Vier- und Sechsaugenprinzip eingeführt. Alles wird korrekt abgewickelt. Aber prinzipiell möchte ich anmerken: Peter Noever hat viel für die österreichische Kunstszene geleistet. Mag sein, dass er zuletzt über die Stränge geschlagen hat, aber seine Meriten überwiegen bei weitem. Ich finde es scheußlich, wie man ihn behandelt. Zu den Anschuldigungen gegenüber Gerald Matt: Natürlich ist er gereist! Er kann die Ausstellungen ja nicht übers Telefon bekommen. Museumsdirektoren sind Botschafter ihrer Häuser. Wichtig ist das Ergebnis der Reisen, über die es Berichte und Protokolle geben muss.

STANDARD: Vor zwei Jahren wurde Ihr Vertrag um fünf Jahre verlängert. Wie lange sollte ein Museumsdirektor im Amt sein?

Husslein: Man muss es situationsbedingt sehen, aber grundsätzlich glaube ich, dass 15 Jahre eine Obergrenze sind. (Andrea Schurian, DER STANDARD - Printausgabe, 10./11. September 2011)

Agnes Husslein-Arco (57): war in leitenden Positionen u.a. bei Sothety's und Guggenheim Museum sowie Gründungsdirektorin des Salzburger Museums der Moderne. Seit 2007 ist sie Direktorin des Belvedere. Mit Katharina Schoeller gab sie nun im Verlag der Provinz „Das Belvedere. Genese eines Museums“ heraus.

13. August 2011Liesbeth Waechter-Böhm
Spectrum

Bauliche Zeitreise

Historisches, gelungen ins Heute geholt. Bestes Bauwerk bei der Weltausstellung 1958 in Brüssel, seit 2008 im Umbau: Das „20er Haus“ im Schweizergarten in Wien wurde zum „21er Haus“, mitsamt neuem Turm als Bürogebäude.

Historisches, gelungen ins Heute geholt. Bestes Bauwerk bei der Weltausstellung 1958 in Brüssel, seit 2008 im Umbau: Das „20er Haus“ im Schweizergarten in Wien wurde zum „21er Haus“, mitsamt neuem Turm als Bürogebäude.

Er heißt jetzt „21er Haus“ und soll, einer optimistischen Presseinformation zufolge, am 20. September fertiggestellt sein, der denkmalgeschützte ehemalige Weltausstellungspavillon des Karl Schwanzer, den Adolf Krischanitz seit 2008 nicht nur generalsaniert, sondern flächenmäßig deutlich erweitert hat. Noch kann man sich diese Fertigstellung innerhalb einer Monatsfrist zwar schwer vorstellen, und in allen Teilen der neuen Anlage wird das auch nicht der Fall sein, aber Baustellen haben das so an sich, dass sie bis fast ganz zum Schluss unfertig und chaotisch wirken, um dann in letzter Sekunde doch noch zu mutieren.

Schwanzers auf der Weltausstellung in Belgien 1958 als bestes Bauwerk preisgekrönter Pavillon hat lange Jahre ein ziemlich trauriges Dasein gefristet. Die Zeiten, da jeder Wiener Kunstinteressierte ins „20er Haus“ pilgerte, um zeitgenössische Kunst sehen zu können, waren vorbei. Werner Hofmann und Alfred Schmeller hatten diese spannende Aufgabe in den Sechziger- und Siebzigerjahren noch erfüllt, als Ausstellungshaus des Museums Moderner Kunst im Palais Liechtenstein rückte es jedoch zunehmend an die Peripherie der Kunstrezeption. Und nach der Eröffnung des MUMOK im Museumsquartier schien seine Lebensfrist endgültig abgelaufen.

Diese düstere Perspektive wird sich schon bald, das darf man guten Gewissens prophezeien, in Wohlgefallen auflösen. Auch die Österreichische Galerie im Belvedere ist schließlich unter der Direktion Agnes Husslein-Arco in den Fokus des Interesses von Einheimischen und Touristen gerückt, das sollte für die österreichische Kunst seit 1945 ebenfalls gelingen. Und schließlich ist da noch die Wotruba-Stiftung – immerhin 500 Skulpturen aus Stein, Bronze und Gips, 2.500 Zeichnungen, 1.500 druckgrafische Blätter und 14 Ölbilder sowie die Artothek, die Kunstsammlung des Bundes, untergebracht in einem Schaudepot, das rund 33.000 Werken Raum bietet.

Damit ist der Schlüsselbegriff gefallen: Raum. Adolf Krischanitz, übrigens Schwanzer-Schüler, verfügt nicht nur über einen reichen Erfahrungsschatz im Umgang mit historischer, moderner Bausubstanz (Werkbundsiedlung, Secession), er ist vor allem ein Architekt der räumlichen Konzepte. Die heute immer so abgefeierte Handschriftlichkeit in der Architektur ist ihm gar kein Anliegen. Er denkt kontextuell und in räumlichen Kategorien, die Bedeutungen schaffen.

Für den Schwanzer-Pavillon hat das zur Folge, dass er zwar als Solitär besser dasteht denn je, dass er aber in ein visuell völlig sekundäres, räumliches Netzwerk eingebunden ist. Dieses Netzwerk schafft allerdings erst die Möglichkeit für einen zeitgemäßen Ausstellungsbetrieb.

Die Eingangssituation ist neu. Krischanitz hat das Untergeschoß ausgegraben, also sichtbar gemacht, man geht über eine Brücke ins Haus hinein. Der breite Graben, auf den man hinunterblickt, ist einerseits Erweiterung der dort situierten Wotruba-Stiftung, andererseits Terrasse für das Café/Restaurant. Letzteres wird Hermann Czech realisieren, und das kann man durchaus als eine späte Wiedergutmachung für den Sündenfall des MAK betrachten.

Krischanitz hat das Flächenpotenzial des Hauses praktisch vervierfacht, indem er zwei Untergeschoße ganz beziehungsweise teilweise nutzbar macht. Aber es ist keine Kellersituation, die er schafft, sehr intelligent gesetzte räumliche Einschnitte holen Licht in diese Bereiche. Das bedeutet, dass die beiden Skulpturengärten, die immer schon eine Qualität des Hauses waren, unten ausgehöhlt sind. Es bedeutet aber auch eine räumliche Komposition, die nicht gegen, sondern mit dem Geländeverlauf des Schweizergartens arbeitet.

Neben dem Schwanzer-Bau steht jetzt ein Turm. Er hat sechs Ebenen und genau die Proportion des neuen Tiefhofes, nur in die Höhe geklappt. Formal zitiert Krischanitz die Schwanzer-Fassade, bringt sich also nicht mit seiner individuellen Sprache ein. Trotzdem schafft er damit ein Signal, das öffentlich wirksam ist, das sich auch gegen die künftige Verbauung der Arsenalstraße – Zentralbahnhof und was die Stadtentwicklung in seinem Gefolge mit sich bringen wird – behaupten muss. Außerdem: Um einen zeitgemäßen Ausstellungsbetrieb abzuwickeln, dafür braucht man heutzutage auch Büros (und Mitarbeiter). Dafür war im alten „20er Haus“ nie Platz.

Es gibt also das Signal des Turms und die viel spannender inszenierte Eingangssituation in den Schwanzer-Bau. Damit rückt das Haus vor, es rückt ein Stück Richtung Öffentlichkeit, es kann von vornherein einen Bedeutungsbonus verbuchen. Und das ist vielleicht das größte Verdienst des Krischanitz-Konzepts.

Der Schwanzer-Bau selbst hat dem Architekten eine Fülle von Detailproblemen beschert. Es muss ein österreichisches Spezifikum sein, dass wir Gebäude immer so weit verfallen lassen, bis es zu einer Affäre wird, sie wieder instand zu setzen. Das beginnt bei den tragenden vier Stützen im Hauptraum, die den heutigen Erdbebensicherheitsbestimmungen nicht mehr entsprechen und (unsichtbar) verstärkt werden mussten. Es setzt sich bei den Gipsplatten für die Decke fort, die ein sehr kleinteiliges Rastermuster haben, das heute kein Mensch mehr macht. Sie wurden nachgegossen. Die Drahtverglasung des zentralen Raums gibt es ebenfalls nicht mehr, sie wäre gar nicht erlaubt; das Problem wurde mit einer Bedruckung gelöst. Die Fassadenverglasung, die für diesen wunderbar japanisch anmutenden Lichtfluss sorgt, konnte wärmetechnisch gar nichts. Sie besteht jetzt aus zwei Schichten Rohglas mit einer vier Zentimeter starken Dämmung aus Glasfaser dazwischen. Der Eindruck drinnen ist unverändert, die isolierende Wirkung ein Vielfaches. Der ursprüngliche Quarzitboden wird nun wiederhergestellt, er musste in China gekauft werden. So könnte man weiter fortfahren.

Und dazu kommen die Brandschutzbestimmungen. Der wesentlichste Eingriff von Krischanitz in den ursprünglichen Schwanzer-Entwurf bezieht sich daher auf die Treppen. Sie waren frei, offen, jetzt sind sie eingehaust. Aber das war die Voraussetzung, um das Einraumkonzept dieses Hauses erhalten zu können, noch ergänzt durch eine Brandschutzmaßnahme, bei der brandsichere Vorhänge aus der Decke fallen. Das ist eine relativ neue Entwicklung und war in diesem Fall gewissermaßen die Rettung. Es wäre sonst nicht möglich gewesen, das charakteristische räumliche Kontinuum des Schwanzer-Pavillons mit all seiner Offenheit in unsere Zeit herüberzuretten.

Wie gesagt, Krischanitz hat auf diesem Gebiet nach Werkbundsiedlung und Secession reichlich Erfahrung. Trotzdem dürfte es nicht allzu viele Architekten geben, die sich auf der Höhe ihrer eigenen Arbeit auf eine solche Zeitreise einlassen.

12. November 2010Thomas Trenkler
Der Standard

Ein Glaspalast für die Gegenwartskunst

Die erste Bauphase ist abgeschlossen: Am Mittwoch wurde das 20er-Haus dem Belvedere übergeben. Nun folgt der Innenausbau. Im September 2011 soll der Pavillon wiedereröffnet werden.

Die erste Bauphase ist abgeschlossen: Am Mittwoch wurde das 20er-Haus dem Belvedere übergeben. Nun folgt der Innenausbau. Im September 2011 soll der Pavillon wiedereröffnet werden.

1958 für die Weltausstellung in Brüssel nach den Plänen von Karl Schwanzer errichtet, war der gläserne Pavillon im Schweizergarten von 1962 bis 2001 als 20er-Haus das erste Museum moderner Kunst des Bundes. Seit 2002, nach dem Umzug des Mumok in das Museumsquartier, gehört das unter Denkmalschutz stehende Gebäude zum Belvedere.

Es konnte aber, dringend sanierungsbedürftig, nicht genutzt werden. Erst nach jahrelangen Verhandlungen schrieb die Burghauptmannschaft, für den Pavillon zuständig, einen Wettbewerb aus. Adolf Krischanitz, ein Schüler von Schwanzer, gewann ihn. Doch die Finanzierung, vor allem des neuen Büroturms, blieb weiter ungeklärt. Erst im Juni 2008 konnte mit dem Umbau begonnen werden. Das Wirtschaftsministerium steuerte für die erste Phase 11,3 Millionen Euro bei, das Kulturministerium 2,7 Millionen und die Wotruba-Stiftung, die mit ihrem Archiv und ihrer Sammlung einziehen wird, eine Million Euro.

Die unterirdisch gelegene Nutzfläche wurde von 1100 auf 5000 Quadratmeter erweitert, die Dach- und Fassadenflächen, die Stahltragwerkskonstruktion sowie die Ver- und Entsorgungseinrichtungen wurden saniert, zwei Flucht-Stiegenhäuser eingebaut.

Die erste Bauphase ist nun abgeschlossen. Am Mittwoch übergab die Burghauptmannschaft den Rohbau an Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco. In der zweiten Phase folgt der Innenausbau. Viel Zeit bleibt aber nicht: Husslein-Arco will die Dependance, die sich der österreichischen Kunst seit 1945 im internationalen Kontext widmen wird, am 20. September 2011 mit einer Ausstellung eröffnen, die sich künstlerisch mit der Geschichte des Pavillons beschäftigt: Genau 49 Jahre zuvor, am 20. September 1962, war das 20er-Haus seiner Bestimmung übergeben worden.

Für den Innenausbau sind etwa 16 Millionen Euro vonnöten. Deren sechs sind vorhanden, die fehlenden zehn Millionen wurden zwar zugesagt, aber noch nicht zugesichert. Husslein ist aber zuversichtlich: „Kulturministerin Claudia Schmied betonte mehrfach, wie wichtig ihr das Projekt ist.“

Nicht inkludiert in den Kosten ist der Bau des Büroturms: Das Belvedere hat ihn über Sponsoring zu finanzieren. Husslein-Arco glaubt, bis zur Eröffnung zumindest die Fassade realisieren zu können: „Das 20er-Haus braucht ein Zeichen.“ Ein Eyecatcher ist der Büroturm schon jetzt. Denn Marko Lulic erklärte das Gebäude in großen Lettern zum Museum of Revolution (siehe O-Ton). Des Widerspruchs, dass ein Museum der Gegenwartskunst im 21. Jahrhundert „20er-Haus“ heißt, ist sich die impulsive Direktorin bewusst. Die Marke sei aber sehr stark - und werde daher wohl nicht geändert.

Zur Verfügung stehen künftig 6825 Quadratmeter. Neben der Wotruba-Stiftung wird auch die Artothek des Bundes einziehen. Aber allein die reine Ausstellungsfläche für das Belvedere beträgt 2275 Quadratmeter. Diese zu bespielen kostet viel Geld. Zudem ist Miete zu zahlen. Husslein-Arco hofft daher auf eine Erhöhung der Basisabgeltung. Derzeit schaut es aber schlecht aus: Schmied gab bekannt, dass die Subvention 2011 nicht erhöht werden könne.

10. April 2009Jan Tabor
Salzburger Nachrichten

Eine quadratische Wolke aus Stahl

Unbeachtet, nur wenige Schritte vom Oberen Belvedere entfernt, spielt sich das wohl denkwürdigste Architekturspektakel des 20. Jahrhunderts in Wien noch einmal ab.

Unbeachtet, nur wenige Schritte vom Oberen Belvedere entfernt, spielt sich das wohl denkwürdigste Architekturspektakel des 20. Jahrhunderts in Wien noch einmal ab.

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