Der Architekturpreis wurden am 25. November in der Linzer Tabakfabrik an drei „zukunftsweisende und innovative Lebensorte“ vergeben. Die Vorsitzende Kathrin Aste erklärte, dass die Jury die Einreichungskategorien (Wohnen und Bildungsbau sowie Sonderpreis für Kommunalbau) während ihrer Beratungen aufgelöst habe. Bei der Begutachtung sei klar geworden: „Die guten Projekte entzogen sich der Festlegung auf eine bestimmte Nutzung oder Typologie. Stattdessen sind sie vielschichtige Bauwerke, in denen Lernen, Wohnen, Kultur, Essen, sprich das Leben zusammenkommt.“
Der Daidalos wurde nach 2012 zum zweiten Mal vergeben: Knapp 90 Einreichungen gab es heuer. „Das zeigt, dass der Daidalos funktioniert“, sagten die Juryvorsitzende Kathrin Aste und ihre Kollegen in dem Gremium, Lorenz Potocnik und Simon Speigner.
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Presseschau
„Daidalos“ für gebaute Zukunft in Altmünster, Haid und Feldkirchen
(SUBTITLE) Drei herausragende Bauwerke wurden mit Oberösterreichs Architekturpreis ausgezeichnet.
Mit rund 90 hochwertigen Einreichungen hat der von den OÖNachrichten initiierte Architekturpreis Daidalos heuer erneut bewiesen, dass er funktioniert und...
Mit rund 90 hochwertigen Einreichungen hat der von den OÖNachrichten initiierte Architekturpreis Daidalos heuer erneut bewiesen, dass er funktioniert und...
Mit rund 90 hochwertigen Einreichungen hat der von den OÖNachrichten initiierte Architekturpreis Daidalos heuer erneut bewiesen, dass er funktioniert und Sinn macht. Die Vielfalt der Projekte stellt ein umfassendes Abbild der oberösterreichischen Architekturproduktion dar.
Bei der genaueren Begutachtung traten die ursprünglich gewählten Einreichungskategorien Wohn-, Bildungs- und Kommunalbau für die Fachjury aber weitgehend in den Hintergrund. Stattdessen wurden in einem zweitägigen Juryprozess „zukunftsweisende und innovative Lebensorte“ prämiert. Alle drei Preisträger sind Schulen, jedoch weit mehr als normale Bildungsbauten. Gemeinsam haben sie ihren innovativen Charakter. Alle drei bieten Lösungen und Konzepte für unsere Gesellschaft im Wandel.
„Lehrer und Schüler haben mitgefiebert“, sagt die Wiener Architektin Hemma Fasch von Fasch & Fuchs, einem der drei ausgezeichneten Architekturbüros, im Rückblick auf einen jahrelangen Prozess. Die Anstrengungen aller Beteiligten haben sich ausgezahlt beim Schul- und Kulturzentrum in Feldkirchen/Donau. Ähnlich offene Schulen kennt man vor allem aus Skandinavien und Kopenhagen.
Die Entstehungsgeschichte begann 2005 mit der Umsetzung des Kulturzentrums und endet vorläufig mit dem Um- und Zubau für die Schule. In Summe ist eine lebendige Mischung entstanden, die dem 5000-Einwohner-Ort einen neuen Mittelpunkt schenkt. Konsequent nach Prinzipien des offenen Lernens konzipiert, erinnert im ganzen Komplex nichts an eine herkömmliche Schule. Gänge gibt es praktisch nicht. Stattdessen organisiert sich alles um den zentralen, über mehrere Geschoße reichenden Veranstaltungsort. Jeder Unterrichtsraum ist von außen einsehbar. Gegessen wird in der Aula und im Garten.
Dank der Überlagerungen und Offenheit kommt ein Gefühl von Kinder-Uni oder Campus auf. Diese Architektur bietet einen großartigen Rahmen für die neuesten Erkenntnisse der Pädagogik. Hier wurde von allen Beteiligten ein mutiger Schritt nach vorne gemacht.
„Eigentlich wie ein großer Bauernhof“, sagt Architekt Josef Fink spontan zum von ihm entworfenen Agrarbildungszentrum in Altmünster und bringt es in einem Satz auf den Punkt, warum es sich um einen Lebensort handelt: „Hier leben, lernen und arbeiten Schüler und Lehrer unter einem Dach und das in einer Atmosphäre, in der man sich wohlfühlt“.
Das Architekturbüro Fink Thurnher sitzt in Bregenz, das Ergebnis ist so etwas wie ein Vorarlberger Wissenstransfer. Das Gebäude wurde bereits mehrmals ausgezeichnet: Für seine Nachhaltigkeit, als „Lernwelt“, für die vorbildhafte Bauherrenschaft und nicht zuletzt als Holzbau. 2007 aus einem Wettbewerb hervorgegangen, errichteten die Architekten ein zukunftsweisendes Bauwerk. Der Passivhausstandard und die hohen Anstrengungen um ökologische Kriterien verstehen sich bei den Vorarlbergern fast schon von selbst. Eine Solaranlage auf dem Dach bereitet Warmwasser auf, eine Hackschnitzelanlage spendet Wärme, es gibt eine Photovoltaikanlage, mechanische Be- und Entlüftung gekoppelt mit Wärmerückgewinnung. Gedämmt wurde mit Schafwolle und Zellulose, und für die WC-Spülungen wird Regenwasser verwendet.
Der ganze Bau ist von Holz dominiert. Das kann bald einmal zu viel werden, hier aber nicht, weil die eingesetzte heimische Weißtanne in unterschiedlichsten Formen, hochwertig und meist unbehandelt verarbeitet wurde. Alles wirkt so gar nicht wie in einer Schule, sondern hell, angenehm und wie in einem guten Hotel.
„Es ist von Anfang an ein Miteinander gewesen“, betont der Vorchdorfer Architekt Raimund Dickinger (Dickinger und Ramoni in Vorchdorf und Innsbruck) und fügt noch gleich eine dringende Bitte an Bauherren an: „Lasst’s die Architekten ein bissl galoppieren, dann kommt was Besseres raus.“ Bei der Landwirtschaftlichen Fachschule Ritzlhof in Haid durften sie das offensichtlich.
Herausragende Lernwelt
Diese landwirtschaftliche Schule ist Ausbildungsstätte und zum Teil Wohnort für 600 Schüler. Der bereits mit dem Bauherrenpreis ausgezeichnete Zubau duckt sich zurückhaltend und elegant ins Gelände. Ein unterirdischer Gang verbindet ihn mit dem denkmalgeschützten Bestand. Ein Atrium und Mehrzwecksaal bilden den zentralen Innenhof. Unterrichtsräume, Bibliothek, Foyer und Garderobe ordnen sich gut übersichtlich drumherum.
Der Sockel ist aus Sichtbeton, alles darüber wurde aus Holz gebaut. Die Erscheinung ist entsprechend filigran und schlicht wie ein Pavillon. Alles ist sehr hell, Farbe wurde in dem von Holz dominierten Bau nur sparsam eingesetzt. Der Ausblick in die Landschaft und umgekehrt die Einblicke in die Schule prägen die Raumstimmung. Insgesamt ist das scheinbar Unmögliche gelungen: Eine herausragende und trotzdem ganz diskrete Lernwelt.
Die besten Bauwerke Oberösterreichs
„Jaaaa!“ Fred Hofbauer schrie seine Freude auf der Bühne der Daidalos-Preisverleihung heraus. Der Geschäftsführer des Wiener Architektenbüros Fasch & Fuchs und seine Kollegen sind einer der drei Gewinner des oberösterreichischen Architekturpreises Daidalos.
„Jaaaa!“ Fred Hofbauer schrie seine Freude auf der Bühne der Daidalos-Preisverleihung heraus. Der Geschäftsführer des Wiener Architektenbüros Fasch & Fuchs und seine Kollegen sind einer der drei Gewinner des oberösterreichischen Architekturpreises Daidalos.
Bei der stimmungsvollen Gala am Dienstagabend in der Linzer Tabakfabrik mit rund 200 Gästen kamen die Emotionen hoch.
Der Daidalos wurde nach 2012 zum zweiten Mal vergeben und war wieder ein voller Erfolg: Knapp 90 Einreichungen gab es heuer. „Das zeigt, dass der Daidalos funktioniert“, sagten die Juryvorsitzende Kathrin Aste und ihre Kollegen in dem Gremium, Lorenz Potocnik und Simon Speigner.
Die OÖNachrichten haben mit der Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten den Daidalos ins Leben gerufen. Partner sind das afo architekturforum oberösterreich, Energie AG Power Solutions, Land Oberösterreich, Hypo Oberösterreich und Generali.
Geplanter Lebensraum sei wichtig für Wohlbefinden und Weiterkommen in der Gesellschaft, sagte der Ziviltechnikerkammer-Präsident Rudolf Kolbe: „Wir nehmen für uns in Anspruch, qualitativ hochwertig zu bauen.“
Agrar- und Gemeinde-Landesrat Max Hiegelsberger betonte: „Bauen ist Zeitsprache.“ Warum es keinen Architekturlandesrat gebe? „Sowohl der Bau- als auch der Gemeinde- und Kulturreferent – alle setzen sich mit Architektur auseinander.“
Die Daidalos-Partner konnten von aktuellen oder jüngst abgeschlossenen Projekten erzählen. OÖN-Herausgeber Rudolf A. Cuturi berichtete vom laufenden Bau der Promenaden-Galerien. Acht Jahre habe man darauf hingearbeitet. Nun gehe er davon aus, dass es ein „sehr gutes Projekt mit nachhaltiger Architektur“ werde.
Ausblick schafft Weitblick
Die Hypo Oberösterreich hat ihre Zentrale an der Landstraße umgebaut und saniert. Dabei sei es sowohl um ein „einladendes Entrée“ für die Kunden als auch um angenehme Arbeitsplätze für die Mitarbeiter gegangen, sagte Generaldirektor Andreas Mitterlehner.
Unmittelbar vor dem Umzug in den Power Tower der Energie AG steht Klaus Dorninger, Geschäftsführer der Energie AG Power Solutions: „Wir freuen uns“, sagte Dorninger, der die „herausragende Architektur“ des Gebäudes betonte.
Generali-Regionaldirektor Reinhard Pohn hat in seinem Büro in der Zentrale an der Donaulände eine der schönsten Szenerien von Linz vor sich. „Der Ausblick vom Schloss über den Pöstlingberg bis zur Tabakfabrik schafft Weitblick“, sagte Pohn.
Drei Bildungsbauten gewinnen
Die Vorsitzende Kathrin Aste erklärte, dass die Jury, wie berichtet, die Einreichungskategorien (Wohnen und Bildungsbau sowie Sonderpreis für Kommunalbau) während ihrer Beratungen aufgelöst habe. Bei der Begutachtung sei klar geworden: „Die guten Projekte entzogen sich der Festlegung auf eine bestimmte Nutzung oder Typologie. Stattdessen sind sie vielschichtige Bauwerke, in denen Lernen, Wohnen, Kultur, Essen, sprich das Leben zusammenkommt.“
Der Architekturpreis wurde an drei „zukunftsweisende und innovative Lebensorte“ vergeben. So kam es, dass drei Bildungsbauten gewonnen haben.
Ländliche Zukunft, innere Wärme und zwei Häuschen am Hang
(SUBTITLE) Daidalos: Aus neun nominierten Projekten werden drei ausgezeichnet
Zum diesjährigen OÖN-Architekturpreis Daidalos wurden 89 Projekte eingereicht. Die Qualität war sehr hoch. Heute stellen wir die letzten drei der neun nominierten Projekte vor.
Zum diesjährigen OÖN-Architekturpreis Daidalos wurden 89 Projekte eingereicht. Die Qualität war sehr hoch. Heute stellen wir die letzten drei der neun nominierten Projekte vor.
Das Agrarbildungszentrum in Altmünster wurde bereits oft ausgezeichnet: für seine Nachhaltigkeit, als „Lernwelt“, für die vorbildhafte Bauherrenschaft und nicht zuletzt als Holzbau. Und das zu Recht: 2007 aus einem Wettbewerb hervorgegangen, errichteten Fink Thurnher Architekten aus Bregenz hier 2011 ein zukunftsweisendes Bauwerk. Durch die Zusammenlegung der landwirtschaftlichen Schulen Altmünster und Weyregg wurde es erforderlich, das bestehende Gebäude zu erweitern.
270 junge Menschen lernen und wohnen nun hier. Sie werden praktisch und theoretisch für das Leben als (Nebenerwerbs-)Bauer ausgebildet. Wie bei einem „Vierkanter“ bildet der zentrale Innenhof das Zentrum der Schule. Der Bau ist von Holz dominiert. Das kann bald einmal zu viel werden, hier aber nicht, weil die eingesetzte heimische Weißtanne in unterschiedlichsten Formen, hochwertig und meist unbehandelt, verarbeitet wurde.
Alles wirkt hell, angenehm – wie im guten Hotel. Der Passivhausstandard und die hohen Anstrengungen um ökologische Kriterien verstehen sich bei den Vorarlbergern fast von selbst: Eine Solaranlage auf dem Dach bereitet Warmwasser auf, eine Hackschnitzelanlage spendet Wärme, es gibt eine Photovoltaikanlage, mechanische Be- und Entlüftung gekoppelt mit Wärmerückgewinnung. Gedämmt wurde mit Schafwolle und Zellulose, für die WC-Spülungen wird Regenwasser verwendet.
Kühle Betonkiste?
Auch das Haus Wichert ist nominiert. Wenn Architekten für sich selbst bauen, entsteht oft ein Haus, das in seiner Klarheit ein Manifest darstellt. In dieser Konstellation können sie exakt ihre Vorstellungen umsetzen.
Im Fall des Hauses Wichert und des Architekturbüros 1 handelt es sich nur auf den ersten Blick um eine kühle Betonkiste. Im Gegenteil, das Haus öffnet sich im Inneren und strahlt Wärme aus.
Die gute Raumaufteilung und die eingesetzten Materialien wie unbehandeltes Holz für Böden und Möbel lassen eine sehr wohnliche Atmosphäre entstehen. Betreten wird das Haus am Pöstlingberg in der mittleren Ebene, durch einen sehr hohen Raum ohne unmittelbar erkennbare Funktion.
Von Büro bis Spielzimmer oder Raum für Feste ist hier alles möglich. Zurzeit wird er von den Söhnen genutzt. In Zukunft vielleicht als Homeoffice. Unter anderem ist es diese Unbestimmtheit der Räume, die das Haus so flexibel und robust für die Zukunft macht. Der eigentliche Wohnbereich liegt im offen verbundenen Obergeschoß. Hier wird gekocht, gegessen und zusammengesessen. Im „Untergeschoß“ befinden sich Schlafzimmer und Nebenräume.
Zur Straße schirmt sich das Haus mit einer Mauer ab. Diese schafft auf dem engen und steilen Grundstück einen kleinen, ebenen Innenhof. Dieser wichtige Aufenthaltsbereich zwischen Eingang und Straße ist intim und wirkt wie ein nach oben hin offenes Wohnzimmer. Fließend gehen hier Außen und Innen ineinander über. Die Gestaltung, Bepflanzung und der Abstand der Mauer geben aber auch nach außen, also zur Straße hin, etwas her. Hier wird nicht einfach egoistisch Eigentum abgeschirmt, sondern etwas an die Öffentlichkeit zurückgegeben.
Geplantes Dazwischen
Ebenfalls nominiert ist ein Objekt, an dem interessant ist, dass es aus zwei Häuschen besteht. Die schwierige Lage am sehr steilen Hang und zwischen anderen Häusern wurde von den architypen aus Linz genial gelöst: Statt eines großen schmiegen sich zwei kleine, unterirdisch miteinander verbundene Häuser an den Hang.
Geschickt zueinander gesetzt, entsteht dadurch ein wertvoller, geschützter und grüner Zwischenraum. Der sonst so peinlich gesuchte Abstand zum Nachbarn wird nachrangig, der Mehrwert entsteht im sorgfältig geplanten Dazwischen.
In einer Linzer Randlage, die sich zunehmend entwickelt und immer voller mit brutalen, architektonisch minderwertigen Eingriffen wird, ist das Haus Y2 eine starke und gleichzeitig diskrete Aussage.
Dieser genaue und sorgfältige Umgang mit dem Gelände und den Nachbarn ist außen und innen ganz stark zu spüren. Dazu gehört auch ein sehr hoher bauökologischer Anspruch. Das ganze Haus besteht aus Holz, die Innenwände sind mit Ton verputzt.
Die zwei Häuschen stellen in Wirklichkeit eine neue Typologie dar, die durchaus modellhaften Charakter hat. Stellen Sie sich einfach einen ganzen Hang – in diesem Fall den Rehgraben – mit hundert solcher Häuschen vor. Das wäre eine gelungene Siedlung mit Vorbildcharakter.
Die drei Sieger des heurigen Daidalos-Architekturpreises werden bei der großen Abschlussgala am 25. November in der Linzer Tabakfabrik ausgezeichnet.
Zukunftsweisende Lebensorte in Oberösterreich
Zum diesjährigen Daidalos-Preis wurden insgesamt 89 Projekte eingereicht. Und alle Projekte zusammengefasst betrachtet, war die Qualität ähnlich hoch wie vor zwei Jahren.
Zum diesjährigen Daidalos-Preis wurden insgesamt 89 Projekte eingereicht. Und alle Projekte zusammengefasst betrachtet, war die Qualität ähnlich hoch wie vor zwei Jahren.
Trotzdem war die Auswahl herausfordernder, weil die Kategorien so unterschiedlich gute Objekte beinhalteten. Im Bereich der Bildung und des Kommunalbaus haben die vergangenen vier Jahre überraschend interessante und zukunftsweisende Um- und Neubauten hervorgebracht. Im Gegensatz dazu scheint der institutionelle Wohnbau in einer gewaltigen Krise zu stecken.
Die ursprünglich gewählten Einreichungskategorien Wohn-, Bildungs- und Kommunalbau traten bei der genaueren Begutachtung dann auch weitgehend in den Hintergrund. Die guten Projekte hatten nämlich eines gemeinsam: Sie entzogen sich der Festlegung auf eine bestimmte Nutzung oder eine bestimmte Typologie. Stattdessen stellen sie vielschichtige Bauwerke dar, in denen Lehren, Lernen, Wohnen, Spielen, Kultur, Essen – sprich das Leben zusammenkommt. Weil der Daidalos-Architekturpreis auf der Suche nach genau solchen gesellschaftlich innovativen Projekten ist, hat sich die Jury entschlossen, die üblichen Kategorien aufzulösen und aus den neun nominierten Projekten die drei „zukunftsweisendsten Lebensorte“ zu nominieren. Und von diesen Orten, an denen man Zukunft spüren kann, sind in Oberösterreich einige wirklich herausragende entstanden.
Kindergarten: Frech und frisch
Der Kindergarten in der Solar City von X-Architekten (Linz/ Wien) ist ein vorbildhafter Erlebnisraum für Kinder und Betreuer. Es handelt sich um einen reinen Holzbau in Niedrigstenergiebauweise. Das Grundstück liegt am Übergang der Wohnbebauungen zu der künstlich angelegten Landschaft rund um den Weikerlsee. Alle Gruppenräume orientieren sich ins Grüne und nach Süden. Beste natürliche Belichtung versteht sich damit von selbst. Im Inneren gibt es keine Gänge im herkömmlichen Sinn. Stattdessen sind die Erschließungsflächen so angelegt, dass sie in den Pausen und bei Schlechtwetter voll genutzt werden können. Mittendrin ist der multifunktionale „Marktplatz“, der als Zentrum dient. Hier wird gegessen, hier kann aber auch die Krabbelstube erweitert werden und hier finden auch die größeren Treffen statt.
Die zeltartige Dachform unterstreicht den verspielten Charakter des Hauses, im Inneren variieren dadurch überall die Raumhöhen.
Geduckt im Gelände
Die Landwirtschaftliche Berufs- und Fachschule für Garten und Landschaftsbau „Ritzlhof“ in Haid ist Ausbildungsstätte und zum Teil Wohnort für jährlich ca. 600 Schüler. Der bereits mit dem Bauherrenpreis ausgezeichnete Bau wurde von den Architekten Raimund Dickinger und Mario Ramoni entworfen. Der Zubau duckt sich ins Gelände, schafft gleichzeitig einen neuen Eingang zum bestehenden denkmalgeschützten Schulkomplex. Ein unterirdischer Gang verbindet Alt- mit Neubau. Typologisch folgt der Zubau dem bestehenden Gutshof. Ähnlich einem hier üblichen Vierkanter bilden ein Atrium und ein Mehrzwecksaal den zentralen Innenhof. Unterrichtsräume, Bibliothek, Foyer und Garderobe ordnen sich drumherum.
Auf dem mit Sichtbeton ausgeführten Sockel des Untergeschosses bildet der filigrane Holzbau eine pavillonartige Struktur. Alles ist sehr hell, Farbe wurde in dem von Holz dominierten Bau nur wo nötig eingesetzt, der Blick in die Landschaft bzw. auch im Gegenzug die Einblicke von außen in die Schule prägen die Raumstimmung. Bei einer Ausbildung, die sich größtenteils draußen abspielt, sehr stimmig.
Kopenhagen in Feldkirchen
Einen „langen Prozess“ nennen die Architekten Fasch&Fuchs aus Wien die Entstehungsgeschichte des neuen Schul- und Kulturzentrums in Feldkirchen. Dieser begann 2005 mit der Umsetzung des Kulturzentrums und endet vorläufig mit dem Um- und Zubau für die Schule. In Summe ist ein lebendiges Hybrid entstanden, das noch dazu dem Ort einen ganz neuen Mittelpunkt schenkt.
Konsequent nach Prinzipien des offenen Lernens konzipiert, erinnert im ganzen Komplex nichts an eine herkömmliche Schule. Gänge gibt es praktisch nicht. Stattdessen organisiert sich alles um den zentralen, über mehrere Geschosse laufenden Veranstaltungsort. Jeder Unterrichtsraum ist von außen einsehbar.
Gegessen wir in der Aula und im Garten. Dank der Überlagerungen und Offenheit kommt ein Gefühl von Kinder-Universität und Campus auf. Kinder sitzen in ihren individuellen Lernkojen und grüßen den vorübergehenden, neugierigen Besucher nur kurz. Dann wird konzentriert weitergearbeitet.
Diese Architektur bietet den besten Rahmen für die neuesten Erkenntnisse der Pädagogik. Hier wurde von allen Beteiligten ein mutiger Schritt nach vorne gemacht. Ähnlich offene Schulen kennt man derzeit vor allem aus Skandinavien und insbesondere aus Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen.
„Jeder Einzelne kann sich den Stadtraum aneignen“
Die OÖNachrichten haben mit der Leiterin des Architekturforum Oberösterreich (afo) Gabriele Kaiser und dem Obmann des afo-Vorstands Christoph Weidinger über 20 Jahre afo, Interaktion im städtischen Raum und die Herausforderungen an modernen Schulbau gesprochen.
Die OÖNachrichten haben mit der Leiterin des Architekturforum Oberösterreich (afo) Gabriele Kaiser und dem Obmann des afo-Vorstands Christoph Weidinger über 20 Jahre afo, Interaktion im städtischen Raum und die Herausforderungen an modernen Schulbau gesprochen.
OÖNachrichten: Der Daidalos wird in den Kategorien Bildungsbauten und Wohnbauten vergeben. Was macht gute Schularchitektur aus? Gibt es Beispiele in Oberösterreich?
Kaiser: Die landwirtschaftliche Fachschule in Altmünster ist sehr interessant, weil hier die Gänge und Foyers zu Begegnungszonen und Aufenthaltsräumen werden. Die Schüler verbringen dort sogar ihre Freizeit. Das Aufbrechen der Klassen wird im Schulbau ein zunehmend wichtiges Thema. Je mehr „Fuchsbau“, desto besser. Weidinger: Solche Aufenthaltsbereiche sind wichtig für die Begegnung der Schüler.
Ist Interaktion auch für Stadtarchitektur ein Thema?
Kaiser: Die Stadt gehört jedem Einzelnen, jeder kann sich Stadtraum aneignen, es müssen nur Angebote geschaffen werden. Am New Yorker Times Square wurden mit färbigem Asphaltbelag Veränderungen des Verkehrs vorgenommen und Sitzgelegenheiten mit WLAN geschaffen. Das wurde stark angenommen. Das Bedürfnis der Menschen, die Straße zurückzugewinnen, ist da.
Was macht einen auszeichnungswürdigen Wohnbau aus?
Weidinger: Auch im Wohnbau geht es um Begegnungsbereiche. In Wohnräumen soll es durchmischte Bereiche geben. Auch die Einbettung der Außenräume ist wichtig. Kaiser: In Oberösterreich ist die Gartenstadt Puchenau einzigartig für ihre Dichte bei gleichzeitigen Freiräumen. Schade, dass daran nie angeknüpft worden ist.
Das afo feiert zwanzigjähriges Bestehen. Was hat sich seit 1994 in Oberösterreichs Architektur verändert?
Kaiser: Die Wahrnehmung der Architekturszene hat sich verändert. Früher hat es nur das „Architekturbundesland“ Vorarlberg gegeben. Mittlerweile sind für den jährlichen Bauherrenpreis immer auch Projekte aus Oberösterreich nominiert. Allerdings haben sich die Bedingungen für Architekten nicht verbessert. Gerade in finanziell schwierigen Zeiten muss man um die Architektur kämpfen.
Was sind die größten Probleme von Architektur heute?
Kaiser: Die Branche hat mit einer Überreglementierung zu kämpfen. Zu starre Vorschriften führen zu Stagnation. Natürlich ist etwa das Energiethema wichtig, aber man kann das nicht nur über Normen lösen. Weidinger: Der Verhandlungsspielraum ist eng. Alle Beteiligten müssten bereiter sein, innovativen Wohnbau zu schaffen.
Sie entscheiden über die Sieger des Architekturpreises Daidalos
(SUBTITLE) Zweite Auflage kann erneut mit einer hochkarätigen Jury aufwarten.
Zum zweiten Mal vergeben die OÖNachrichten gemeinsam mit der Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten, OÖ. Gas-Wärme, Hypo Oberösterreich, Generali,...
Zum zweiten Mal vergeben die OÖNachrichten gemeinsam mit der Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten, OÖ. Gas-Wärme, Hypo Oberösterreich, Generali,...
Zum zweiten Mal vergeben die OÖNachrichten gemeinsam mit der Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten, OÖ. Gas-Wärme, Hypo Oberösterreich, Generali, dem Land Oberösterreich und afo architekturforum oberösterreich den Architekturpreis Daidalos.
Wie schon bei der ersten Auflage vor zwei Jahren, konnte eine hochkarätige Jury gewonnen werden, die über die Sieger in den einzelnen Kategorien entscheidet.
Vorsitzende der Jury ist Kathrin Aste. Die 44-jährige Mutter einer Tochter (18) lebt in Innsbruck und hat dort im Jahr 2000 ihr Diplom für Architektur abgeschlossen. 2005 gründete sie das Architekturbüro astearchitecture, das 2009 im gemeinsam mit Frank Ludin gegründeten Büro LAAC aufging.
LAAC entwickelt zeitgenössische architektonische Lösungen für urbane und landschaftliche Herausforderungen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Bearbeitung ökologischer Probleme. „Die Architektur entsteht aus ihrer Beziehung zur Umwelt und verbindet sich mit ihr“, sagt Aste.
Neben ihrer Tätigkeit im eigenen Unternehmen ist Aste Lehrbeauftragte an Instituten und Universitäten. Unter anderem ist sie Dozentin an der Universität Liechtenstein sowie Gastprofessorin an der Akademie der Bildenden Künste in Wien.
Neben Aste sitzt Simon Speigner (44) in der Jury. Er studierte Architektur an den Technischen Universitäten Graz und Wien. Seit 2001 führt Speigner sein eigenes Architekturbüro in Thalgau (Salzburg). Er beschäftigt sich vorwiegend mit dem Material Holz.
Den Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit erhielt Speigner 2010 für das Samer Mösl im Salzburger Stadtteil Gnigl. Das Projekt ist die größte mehrgeschoßige Passivwohnhausanlage in Österreich. Neben seinem Unternehmen sps-architekten unterrichtet Speigner seit 2005 an der Holz-Expositur der FH Salzburg in Kuchl.
Komplettiert wird die Daidalos-Jury mit dem OÖNachrichten-Architekturkritiker Lorenz Potocnik (42). Er lebt und arbeitet in Linz sowie Wien und ist auf prozessorientierte Projekte und Planungen im urbanen Umfeld spezialisiert. Potocnik hat an den Technischen Universitäten Wien und Delft (Niederlande) sowie in Portsmouth (Großbritannien) studiert. 2010 war er Mitgründer des Think&Do-Tanks „linzukunft“. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, die Stadt aus Eigeninitiative und in Form konkreter Projekte zu entwickeln. Potocnik ist Vater zweier Töchter (13 und 2 Jahre).
In diesen Kategorien kann man sich bewerben
Für zwei Hauptkategorien und einen Sonderpreis können sich Architekten heuer beim Daidalos bewerben:
Wohnen: Es werden herausragende Wohnbauprojekte in Oberösterreich gesucht, die zwischen 2010 und 2014 fertiggestellt wurden.
Bildung: Bildungsbauten wie Schulen, Kindergärten und Hochschulen mit besonderem architektonischen Konzept sind gesucht.
Kommunen: Der Sonderpreis Kommunalbauten wird unter der Patronanz von Gemeindelandesrat Max Hiegelsberger vergeben.
Bewerbung: Es braucht ein Poster in A1-Format in Form einer Rolle (nicht kaschiert). Darstellung im Hochformat (84,1 x 59,4 cm), um das Projekt nachvollziehbar zu machen. Das Poster muss zumindest zwei Projektfotos enthalten. Allfällige Fotorechte sind abzuklären und anzuführen. Das Plakat im Format PDF sowie die Projektfotos gesondert im Format JPG sind auf einem digitalen Datenträger beizulegen. Eine gesonderte Zusammenfassung der Idee in Textform (Projektbeschreibung, maximal 1500 Zeichen) ist erwünscht. Die Bewerbungsunterlagen nimmt die Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Oberösterreich und Salzburg entgegen: Kaarstraße 2/II, 4040 Linz, Kennwort: „Daidalos“. Einsendeschluss ist der 20.September.