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Texte

16. Mai 2014Jacques Herzog
Neue Zürcher Zeitung

Stadt und Nicht-Stadt Schweiz

Inspiriert von Lucius Burckhards 1961 verfasstem Aufsatz «Wo und wie wohnen wir morgen?», soll der Dialog zwischen den beiden fiktiven Gesprächspartnern «Agglo» und «Stadt» die urbanen Entwicklungsszenarien der Schweiz erhellen. Anstoss dazu gab die Abstimmung über die Masseneinwanderungsinitiative.

Inspiriert von Lucius Burckhards 1961 verfasstem Aufsatz «Wo und wie wohnen wir morgen?», soll der Dialog zwischen den beiden fiktiven Gesprächspartnern «Agglo» und «Stadt» die urbanen Entwicklungsszenarien der Schweiz erhellen. Anstoss dazu gab die Abstimmung über die Masseneinwanderungsinitiative.

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27. Dezember 2008Jacques Herzog
Neue Zürcher Zeitung

Ein grosser Lehrmeister

Dem Schweizer Architekten Dolf Schnebli zum 80. Geburtstag

Dem Schweizer Architekten Dolf Schnebli zum 80. Geburtstag

Dolf Schnebli feiert heute seinen 80. Geburtstag. Seit mehr als 50 Jahren leistet er als Architekt und Architekturprofessor einen wesentlichen Beitrag zur Schweizer Architektur von heute. Dieser Beitrag besteht aus wichtigen Gebäuden wie dem Gymnasium in Locarno oder dem Gartenbad in Wohlen, beide aus den sechziger Jahren, bis hin zum Swiss-Re-Gebäude in Zürich Brunau oder dem Bau der Architekturfakultät der ETH Lausanne, beide aus der Zeit um 2000. Wichtig ist auch Schneblis Beitrag zur architektonischen Streitkultur im Lande – zuletzt manifest bei der Zürcher Debatte um das vom Stimmvolk abgelehnte neue Kongresszentrum. Noch wichtiger, aus unserer Sicht, die wir davon direkt profitieren konnten, war sein Beitrag als Lehrer an der ETH von 1969 bis 1994. Schnebli war der letzte grosse Lehrmeister am «Poly», der letzte, der wie ein Patron den Spirit an der Schule prägen konnte, so wie dies heute leider nicht mehr möglich ist, trotz – oder wegen – der vielen klingenden Namen, die dort jetzt unterrichten. Sein Lehren war stets sehr didaktisch geprägt, moralisierend und provozierend. Sein Moralismus richtete den Finger auf die zunehmenden Fehlentwicklungen im Verhältnis Bauproduktion - Architekt - Gesellschaft.

Dolf ist bis heute provokativ, jedes Mal, wenn uns ein paar Zeilen von ihm erreichen. Er hat eine eigene, spezifisch architektonische Sicht auf die Dinge. Seine Sicht ist stets persönlich, und vielleicht gerade deshalb erreichte sie uns als junge Studenten viel eher als eine allgemeine Lehre. Uns schleppte er vor den Isenheimer Altar in Colmar, wo wir die malerische Freiheit Matthias Grünewalds entdecken konnten. Er versuchte jedem Einzelnen sein eigenes Sehen zu vermitteln, deshalb sind die vielen, die bei ihm studierten, auch so verschieden herausgekommen und machen selbst so unterschiedliche Architektur. Viele Architekten, die heute irgendwo in der Schweiz praktizieren, profitierten von ihm, darunter viele mit bekanntem Namen – welcher andere Lehrer hat je so viel erreicht?

Er, der Lehrer, hat selbst ein ausgesprochen gelehriges Verhältnis zur Welt, vor allem der Welt der Architektur, wo er Le Corbusier dazu auserkoren hat, durch Werk, Schrift und Malerei Vorbild zu sein und direkte Anleitung zu liefern für Bautypologien, Einsatz von Farbe, Detailbearbeitung und Lichtführung. Das Oberlicht – überhaupt ein Lieblingskind der Architekturmoderne, und so auch von Schnebli – wurde nicht nur im Museumsbau eingesetzt, sondern es feierte auch im Kirchenbau, in Gemeindehäusern, in Hallenbädern, in Einfamilienhäusern und natürlich in Schulhäusern einen Triumphzug, der von Le Corbusier ausging und nicht etwa von Mies van der Rohe, dem anderen grossen Meister der Moderne. Bei einigen der wichtigsten Gebäude von Schnebli war das Oberlicht gar Leitmotiv, angefangen bei seinem frühen Gymnasium in Locarno (1960–63), einem der Meisterwerke in seinem Schaffen. Obwohl gerade Locarno nicht so sehr ein «corbusisches» Modell verkörpert, kann man schon dort erkennen, dass Dolf sich der mediterranen Kultur des grossen Meisters aus dem Jura eher verbunden fühlte als der nordischen – heute würde man sagen, der globalisierten – Kultur von Mies, dessen abstrahierte Architektursprache sich in den sechziger Jahren weltweit als Sprache der Moderne durchsetzte. Mies' Architektur konnte nicht nur sehr poetisch sein, sondern sie wurde auch zum Mainstream – ein Spagat, welchen Le Corbusier nie schaffte, obwohl grosse Lehrer wie Dolf Schnebli stets das Potenzial seines Werks zur Schaffung einer allgemeinverbindlichen Sprache betonten und förderten. Das, was Dolf an den Dingen dieser Welt bis heute fasziniert, ist das Didaktisch-Modellhafte, aber auch stets das Provokativ-Sperrige, das sich dann eben dem Mainstream entzieht.

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2008.12.27



verknüpfte Akteure
Schnebli Dolf

Publikationen

Bauwerke

Artikel 12

20. Juli 2013Ulf Meyer
Neue Zürcher Zeitung

«Très difficile»

Das Architekturbüro Herzog & de Meuron feiert weltweit Erfolge. Ausgerechnet um die Basler Projekte aber gab es jüngst einigen Wirbel: Die Messehalle und der Roche-Turm werden wegen ihrer städtebaulichen Dominanz kritisiert. Über das Bauen im eigenen Land und vieles mehr sprach Ulf Meyer mit Jacques Herzog.

Das Architekturbüro Herzog & de Meuron feiert weltweit Erfolge. Ausgerechnet um die Basler Projekte aber gab es jüngst einigen Wirbel: Die Messehalle und der Roche-Turm werden wegen ihrer städtebaulichen Dominanz kritisiert. Über das Bauen im eigenen Land und vieles mehr sprach Ulf Meyer mit Jacques Herzog.

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08. September 2009Rahel Marti
hochparterre

Das Krisenorakel

Jacques Herzog über die Wirtschaftskrise, die noch keine ist. Dazu ein Blick auf die Lage im Baugewerbe und eine Notiz in eigener Sache.

Jacques Herzog über die Wirtschaftskrise, die noch keine ist. Dazu ein Blick auf die Lage im Baugewerbe und eine Notiz in eigener Sache.

Jacques Herzog, Sie bauen rund um die Welt und sind den Schwankungen der globalen Wirtschaft ausgesetzt. Bedroht die Krise das Unternehmen Herzog & de Meuron?
Die Situation ist sehr widersprüchlich. Spanien zum Beispiel trifft die Krise hart, aber kürzlich haben wir ausgerechnet dort den Vertrag für den grössten Auftrag unterschrieben, den wir je erhalten haben: den Bau des neuen Hauptquartiers der Bank BBVA in Madrid. Gestoppt wurden nur wenige Projekte. In den USA ist das private Fundraising eingebrochen, was unser Projekt für das Miami Art Museum in Frage zu stellen schien. Jetzt sieht es aber gut aus für den Bau. Der Staat hat soeben den Baukredit bewilligt.

Ihre Mitarbeiterzahl liegt seit einiger Zeit bei 330. Worauf führen Sie die Stabilität zurück?
Seit Jahren sind wir zurückhaltend beim Annehmen von Aufträgen und haben viel mehr ab- als zugesagt, in den letzten Jahren auch einige Anfragen aus Russland. Wir könnten heute 600 Mitarbeitende haben — aber genau diese 300 zusätzlichen Arbeitsplätze wären nun in Gefahr. Wir prüfen jede Anfrage und recherchieren, wie seriös und nachhaltig die Angebote sind. Nur wenn ein Projekt auch finanziell solid und die Bauherrschaft gut aufgestellt ist, sagen wir zu.

Was lernen Sie aus der Krisenstimmung?
Wenn es etwas zu lernen gibt, dann die Idee der Zurückhaltung, der Beschränkung und des Verzichts auf das «immer mehr». Das tönt zwar moralisch. Aber es ist die Wahrheit.

Schwächt die Lage Ihre Position als Architekten?
Die Vertragsverhandlungen werden härter und aufwändiger. Die Juristen sind lange vor Beginn eines Projekts aktiv, denn die Bauherren wollen sich gegen alles und jeden absichern: Design to Cost, Design to Permit. Wir kriegen nur Geld, wenn unsere Entwürfe machbar, zahlbar und rechtsgültig sind.

Hilft der Name Herzog & de Meuron?
Bei der Auftragserteilung ist unsere Reputation gewichtig, aber bei den Vertragsverhandlungen hilft das wenig. Die Randbedingungen sind zu schwierig geworden.

Warum sind Architekten bezwingbar in Verhandlungen, warum erobern sie keine stärkere Position?
Weil wir Architekten an das Gute glauben — wir sind Weltverbesserer. Es ist zugleich Stärke wie Schwäche des Architekten, so lange zu arbeiten, bis er glaubt, zumindest gemäss eigener Wahrnehmung, das sei nun die optimale Lösung für die gestellte Bauaufgabe. Das ist Autorenarbeit. Sie ist aber in Gefahr. Uns umgeben immer mächtigere Strukturen, die das nicht interessiert. Investoren legen ihr Vermögen in Gebäuden an, damit das Vermögen wächst wie eine Pflanze.

Wie wird die Wirtschaftskrise die Architektur verändern?
Sie führt nicht automatisch zu einer besseren und nachhaltigeren Architektur — aber es werden einfachere und schnörkellosere Konzepte in den Vordergrund treten. Entscheidend ist das Verhältnis zwischen Bauherrschaft und Architekt; das ist unabhängig vom Boom oder der Krise. Architekten, die sich in einem Boom zu viel aufladen, sind nicht seriös — ihnen wird die Krise helfen zu verstehen, dass es sich lohnt, sich auf jede Aufgabe zu konzentrieren.

Aus Büros, die vorwiegend in der Schweiz bauen, hört man noch kaum von Sorgen. Findet die Schweizer Architektur einen Weg um die Krise herum?
Ein bisschen Krise hier wäre gar nicht schlecht — weil wir in der Schweiz dahin tendieren zu glauben, wir seien wegen unserer Tüchtigkeit stets von Krisen verschont. Die Geschichte der Architektur und der Städte ist aber geprägt von Krisen, Zerstörungen und Wandel. Wir können nicht erwarten, dass hier alles stets in geordneten Bahnen verläuft.


verknüpfte Zeitschriften
hochparterre 2009-09

Presseschau 12

16. Mai 2014Jacques Herzog
Neue Zürcher Zeitung

Stadt und Nicht-Stadt Schweiz

Inspiriert von Lucius Burckhards 1961 verfasstem Aufsatz «Wo und wie wohnen wir morgen?», soll der Dialog zwischen den beiden fiktiven Gesprächspartnern «Agglo» und «Stadt» die urbanen Entwicklungsszenarien der Schweiz erhellen. Anstoss dazu gab die Abstimmung über die Masseneinwanderungsinitiative.

Inspiriert von Lucius Burckhards 1961 verfasstem Aufsatz «Wo und wie wohnen wir morgen?», soll der Dialog zwischen den beiden fiktiven Gesprächspartnern «Agglo» und «Stadt» die urbanen Entwicklungsszenarien der Schweiz erhellen. Anstoss dazu gab die Abstimmung über die Masseneinwanderungsinitiative.

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27. Dezember 2008Jacques Herzog
Neue Zürcher Zeitung

Ein grosser Lehrmeister

Dem Schweizer Architekten Dolf Schnebli zum 80. Geburtstag

Dem Schweizer Architekten Dolf Schnebli zum 80. Geburtstag

Dolf Schnebli feiert heute seinen 80. Geburtstag. Seit mehr als 50 Jahren leistet er als Architekt und Architekturprofessor einen wesentlichen Beitrag zur Schweizer Architektur von heute. Dieser Beitrag besteht aus wichtigen Gebäuden wie dem Gymnasium in Locarno oder dem Gartenbad in Wohlen, beide aus den sechziger Jahren, bis hin zum Swiss-Re-Gebäude in Zürich Brunau oder dem Bau der Architekturfakultät der ETH Lausanne, beide aus der Zeit um 2000. Wichtig ist auch Schneblis Beitrag zur architektonischen Streitkultur im Lande – zuletzt manifest bei der Zürcher Debatte um das vom Stimmvolk abgelehnte neue Kongresszentrum. Noch wichtiger, aus unserer Sicht, die wir davon direkt profitieren konnten, war sein Beitrag als Lehrer an der ETH von 1969 bis 1994. Schnebli war der letzte grosse Lehrmeister am «Poly», der letzte, der wie ein Patron den Spirit an der Schule prägen konnte, so wie dies heute leider nicht mehr möglich ist, trotz – oder wegen – der vielen klingenden Namen, die dort jetzt unterrichten. Sein Lehren war stets sehr didaktisch geprägt, moralisierend und provozierend. Sein Moralismus richtete den Finger auf die zunehmenden Fehlentwicklungen im Verhältnis Bauproduktion - Architekt - Gesellschaft.

Dolf ist bis heute provokativ, jedes Mal, wenn uns ein paar Zeilen von ihm erreichen. Er hat eine eigene, spezifisch architektonische Sicht auf die Dinge. Seine Sicht ist stets persönlich, und vielleicht gerade deshalb erreichte sie uns als junge Studenten viel eher als eine allgemeine Lehre. Uns schleppte er vor den Isenheimer Altar in Colmar, wo wir die malerische Freiheit Matthias Grünewalds entdecken konnten. Er versuchte jedem Einzelnen sein eigenes Sehen zu vermitteln, deshalb sind die vielen, die bei ihm studierten, auch so verschieden herausgekommen und machen selbst so unterschiedliche Architektur. Viele Architekten, die heute irgendwo in der Schweiz praktizieren, profitierten von ihm, darunter viele mit bekanntem Namen – welcher andere Lehrer hat je so viel erreicht?

Er, der Lehrer, hat selbst ein ausgesprochen gelehriges Verhältnis zur Welt, vor allem der Welt der Architektur, wo er Le Corbusier dazu auserkoren hat, durch Werk, Schrift und Malerei Vorbild zu sein und direkte Anleitung zu liefern für Bautypologien, Einsatz von Farbe, Detailbearbeitung und Lichtführung. Das Oberlicht – überhaupt ein Lieblingskind der Architekturmoderne, und so auch von Schnebli – wurde nicht nur im Museumsbau eingesetzt, sondern es feierte auch im Kirchenbau, in Gemeindehäusern, in Hallenbädern, in Einfamilienhäusern und natürlich in Schulhäusern einen Triumphzug, der von Le Corbusier ausging und nicht etwa von Mies van der Rohe, dem anderen grossen Meister der Moderne. Bei einigen der wichtigsten Gebäude von Schnebli war das Oberlicht gar Leitmotiv, angefangen bei seinem frühen Gymnasium in Locarno (1960–63), einem der Meisterwerke in seinem Schaffen. Obwohl gerade Locarno nicht so sehr ein «corbusisches» Modell verkörpert, kann man schon dort erkennen, dass Dolf sich der mediterranen Kultur des grossen Meisters aus dem Jura eher verbunden fühlte als der nordischen – heute würde man sagen, der globalisierten – Kultur von Mies, dessen abstrahierte Architektursprache sich in den sechziger Jahren weltweit als Sprache der Moderne durchsetzte. Mies' Architektur konnte nicht nur sehr poetisch sein, sondern sie wurde auch zum Mainstream – ein Spagat, welchen Le Corbusier nie schaffte, obwohl grosse Lehrer wie Dolf Schnebli stets das Potenzial seines Werks zur Schaffung einer allgemeinverbindlichen Sprache betonten und förderten. Das, was Dolf an den Dingen dieser Welt bis heute fasziniert, ist das Didaktisch-Modellhafte, aber auch stets das Provokativ-Sperrige, das sich dann eben dem Mainstream entzieht.

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2008.12.27



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Schnebli Dolf

Profil

1970 – 1975 Studium an der ETH-Zürich bei Aldo Rossi und Dolf Schnebli
1975 Architekturdiplom ETH-Zürich
1977 Assistenz bei Prof. Dolf Schnebli
1978 Bürogründung Herzog & de Meuron in Basel, Schweiz
1983 Gastprofessur Cornell University, Ithaca / N.Y., USA
1989 und seit 1994 Gastprofessur Harvard University, Cambridge / Mass., USA
2001 Ausgezeichnet mit dem Pritzker Architecture Prize, USA
Seit 2002 Professur am ETH Studio Basel – Institut Stadt der Gegenwart

Auszeichnungen

Constructive Alps 2020, Nominierung, Bergstation Chäserrugg
Beton 05, Anerkennung, Schaulager

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