Pläne

Details

Adresse
Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz, Österreich
Mitarbeit Architektur
Anita Emele, Urs Borner, Markus Stalder, Markus von Grünigen
Bauherrschaft
Neue Galerie-Errichtungs GmbH
Tragwerksplanung
Rolf Johann, Peter Platzer
Weitere Konsulent:innen
HLS-Planung: Gruenberg & Partner AG, CH-Zürich (CH); Wagner & Partner, Linz
Elektro-Planung: Kuratli, Hausmann + Partner, Dietikon (CH); Wagner & Partner, Linz
Bauphysik: Wolfgang Hebenstreit, Gutenstein
Fassadenplanung: Ertl GmbH, Oftering
Fassadenstatik: Klaus Bieregger, Buchkirchen
Tageslichtplanung: Institut für Tageslichttechnik, Stuttgart (D)
Lichtplanung: Hahn Lichtplanung, Sindelfingen (D); Zumtobel Staff, Zürich (CH), Linz
Sicherheitstechnik: Peter Waldenberger, Hochfilzen Dorf
Planung
1998 - 2003
Ausführung
2000 - 2003

Preise und Auszeichnungen

Publikationen

Archfoto

Genereller introtext zu Archfoto der von nextroom geschrieben wird.

Presseschau

11. Oktober 2003Markus Rohrhofer
Der Standard

Lentos, das „illegale“ Linzer Blendwerk

Weil sie sich von der Glasfassade des Kunstmuseums Lentos geblendet fühlt, hat eine Anrainerin Klage erhoben - und Recht bekommen. Der Verwaltungsgerichtshof hat nun die Baubewilligung aufgehoben. Die Klägerin fordert Schadensersatz.

Weil sie sich von der Glasfassade des Kunstmuseums Lentos geblendet fühlt, hat eine Anrainerin Klage erhoben - und Recht bekommen. Der Verwaltungsgerichtshof hat nun die Baubewilligung aufgehoben. Die Klägerin fordert Schadensersatz.

Linz - Gerade jetzt, wo sich das neue Linzer Kunstmuseum Lentos als Wahrzeichen der oberösterreichischen Landeshauptstadt etabliert hat, wirft Justitia kuriose Schatten auf die gläserne Fassade des außergewöhnlichen Baus. Fünf Monate nach der Eröffnung des Millionenprojekts hat der österreichische Verwaltungsgerichtshof die Baubewilligung aufgehoben - die neue Kunstmeile steht somit ab sofort „illegal“ an den Ufern der Donau.

Grund für die kuriose Entscheidung ist die Klage einer Anrainerin, die in unmittelbarer Nähe des Lentos wohnt und vor allem der gläsernen Haut - die nächtens auch noch farblich variiert - wenig Positives abgewinnen kann. Schon während der Bauphase befürchtete die Frau angesichts der 130 Meter langen Glasfläche spätere Einschränkungen ihrer Wohnqualität, etwa „durch eine Hitzebestrahlung im Sommer, störende Blendungseffekte oder eine verstärkte Lärmbelästigung durch eine Echowirkung“, und wandte sich besorgt an die Stadt Linz als Baubehörde erster Instanz.

In einem nachfolgenden Baubewilligungsverfahren wurde der Frau aber keine Parteienstellung zuerkannt. Von der modernen Kunst geblendet, wählte die Frau daraufhin den Rechtsweg und wandte sich an den Linzer Anwalt Alfred Windhager. Dieser reichte nach einer Begutachtung die Klage an den Verwaltungsgerichtshof weiter. Ein Urteil gab jetzt der Anrainerin Recht: Da die Frau innerhalb der vorgeschriebenen 50 Meter-Zone wohnt, hätte man in diesem Fall eine Parteienstellung genauer prüfen müssen, so der Schiedsspruch.

„Natürlich verlangen wir jetzt nicht den Abriss des Lentos - das wäre irrsinnig -, aber meine Mandantin hat auf alle Fälle Anspruch auf einen entsprechenden Schadensersatz“, erklärt Windhager.

Vonseiten der Stadt Linz steht man der Sache gelassen gegenüber: Man werde nun aufgrund des aktuellen Urteils die „Frage des Parteienstellung erneut überprüfen“, erklärt die Leiterin des Bauamtes der Stadt Linz, Martina Steiniger. Wäre dann diese nach neuer Überprüfung doch gegeben, müssten konkrete Gutachten erstellt werden. „Wird dabei eine Beeinträchtigung für die klagende Anrainerin festgestellt, muss man sich Maßnahmen - etwa Sichtblenden - am Lentos überlegen“, so Steininger.

22. Mai 2003Romana Ring
OÖNachrichten

Das Haus mit dem spiegelnden Glaskleid

Architektur bedarf mehr als „nur“ eines guten Architekten, respektive Architektenteams. Dass das neue Kunstmuseum der Stadt Linz, das Lentos, als Siegerprojekt...

Architektur bedarf mehr als „nur“ eines guten Architekten, respektive Architektenteams. Dass das neue Kunstmuseum der Stadt Linz, das Lentos, als Siegerprojekt...

Architektur bedarf mehr als „nur“ eines guten Architekten, respektive Architektenteams. Dass das neue Kunstmuseum der Stadt Linz, das Lentos, als Siegerprojekt eines europaweit ausgeschriebenen Architektenwettbewerbes realisiert wurde, ist der korrekten Vorgangsweise der Stadt als Auftraggeberin zu verdanken. Und die von diversen Zwischenrufen unbehelligte Fertigstellung des Baus als zeitlich und budgetär genaue Punktlandung verdanken wir ebenso dem kulturellen Engagement der Auftraggeberseite - die zudem die heikle Aufgabe der Bauüberwachung selbst übernommen hat - wie dem Können der Architekten, dem Züricher Architekturbüro Weber + Hofer AG.

Linz ist mit seinem Kulturverständnis, seiner Kompetenz und nicht zuletzt mit seiner Macht so lange hinter dem Projekt gestanden, bis es zur Freude aller eröffnet werden konnte.

Es ist, als hätte die Reduktion auf eine große prägnante Form positiv disziplinierende Wirkung ausgeübt. Denn das Lentos ist sich selbst vom Entwurf bis zur Eröffnung treu geblieben. Keine nachträglich erdachten „Verbesserungen“, aber auch keine „spät entdeckten Notwendigkeiten“ stören die reine Geometrie des langgestreckten Bügels, der da auf seinem Betonsockel am Donauufer ruht.

Die gläserne Außenhaut hält, was das Wettbewerbsmodell an Abstraktion versprochen hat. Darüber hinaus aber kann sie hier an der Kante zwischen der Stadt und dem Fluss etwas leisten, das die modebewussten Schwestern in den Innenstädten kaum zustande bringen: sie spiegelt den Himmel, das Wasser, das Grün des Donauparks in die tausendfach auf das Glas gedampften Schriftzüge aufgelöst wider. Sie legt dem Haus ein Kleid aus Landschaft an und lässt die Stadt den Atem des Flusses schöpfen.

Der Park lädt wieder zum Flanieren ein, und auch er hat seine Einladung sehr knapp gefasst. Weg, Wiese, Wasser, von einigen streng geometrischen Körpern in Spannung gehalten, ergeben im Wechsel von Transparenz, Durchblick und Spiegelung die unmittelbar sinnliche Inszenierung einer Stadt und ihres Kunstmuseums.

Im Inneren des Gebäudes klingt das Thema ein weiteres Mal an: die - diesmal im Dienste der Kunst weitgehend zurückgenommene - Raumhülle im Zwiegespräch mit Ausschnitten der Stadtlandschaft. Doch wäre es nicht gelungen, das fragile Gleichgewicht von radikaler Vereinfachung und Subtilität zu halten, hätte nicht bereits das Wettbewerbsprojekt die künstlerischen, wissenschaftlichen und organisatorischen Anliegen der künftigen Nutzer realisiert. Das gesamte Obergeschoss des Stahlbetonbaues wird über eine großflächige Glasdecke und nach einem ausgeklügelten, computergesteuerten System hauptsächlich mit Tageslicht belichtet und bietet so eine ideale Ausstellungsfläche für die Sammlung des Hauses.

Die Speicher hingegen, die Werkstätten, die Bibliothek sowie die Ausstellungsräume für lichtempfindliche Exponate befinden sich im hochwassersicheren Untergeschoss. So bleiben für das Erdgeschoss jene Nutzungen, die in ihrem Wechsel die Beziehung zwischen der Stadt und dem Museum begründen. Foyer, Auditorium, museumspädagogische Räume, Restaurant und nicht zuletzt jene Lücke, die aus dem Gebäude ein Signal macht und einen Rahmen für alles, was man an Perspektiven hineinzustellen wünscht.

19. Mai 2003Der Standard

Neue Blicke auf die Stadt

Sein Haus versuche die Balance zwischen städtebaulichem Akzent und Unterstützung der gezeigten Kunst zu halten, sagt Lentos-Architekten Jürg Weber im Interview.

Sein Haus versuche die Balance zwischen städtebaulichem Akzent und Unterstützung der gezeigten Kunst zu halten, sagt Lentos-Architekten Jürg Weber im Interview.

Frage: Herr Architekt Weber, am Sonntag wurde das Linzer Kunstmuseum Lentos eröffnet. Zu Baubeginn gab es viele Skeptiker in Linz. In den letzten Wochen hat sich das Klima völlig umgekehrt. Nun stehen bereits viele Leute mit großen Augen vor dem Haus. Für einen Architekten muss ja schon allein der Bauplatz ein Traum gewesen sein.

Jürg Weber: Die Abwicklung einer Baustelle ist natürlich etwas vom Spannendsten für mich, was es überhaupt gibt. Wenn man sieht, was es wird, was man davor nur im Kopf hatte - das ist schon eine sehr große Freude und auch eine große Befriedigung.

Frage: Sie haben einen einmaligen Bauplatz in Mitteleuropa bekommen, direkt an der Donau in Linz, einer Stadt, die durch wenige Bauten definiert ist, die Sie weiter definieren konnten.

Weber: Das ist richtig. Ich bin mir bewusst, dass dies wahrscheinlich der schönste Standort in meiner Karriere war oder sein wird. Es war dadurch auch eine große Herausforderung für mich. Man steht natürlich voll im Rampenlicht mit diesem Bau, das heißt er wird sehr kritisch beurteilt. Und man muss diese Erwartungen dann auch erfüllen. An der Stelle des jetzigen Lentos war ein Park. Wenn ich ein Haus in einen Park stelle, dann zerstöre ich einen Teil dieses Parks. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass Haus und Park eine Einheit werden, dass sie sich gegenseitig ergänzen. Es war auch sehr wichtig, dass die Stadtsilhouette von Linz durch diesen Neubau bereichert wird, dass das Gebäude diese Silhouette nicht stört und das Volumen sehr abgewogen ist.

Frage: Mit dem Lentos werden die Museumsbesucher auch völlig neue Blicke auf Linz haben. Nicht nur, dass sich die Stadt im Glas der Museums-Fassade spiegelt, sondern das Haus selbst gibt neue Blicke auf die Stadt frei.

Weber: Ein Museum ist eigentlich ein Haus, das erlebt wird, indem man es durchwandert. Es soll nicht nur ein Kunstgenuss sein, das Wandern an sich soll dem Besucher etwas bieten. Diese Ausblicke, dieses Entdecken der Stadt, ist natürlich ein ganz wesentlicher Bestandteil des Konzeptes.

Frage: Es gibt verschiedene Konzepte, wie man ein Museum baut. Man kann ein Museum um Kunst herum bauen, oder man kann ein Museum für die Kunst bauen, bei dem aber der Bau das Wichtigere ist. Beim Lentos hat man den Eindruck, dass das Haus „eher“ zurückhaltend ist.

Weber: Ja, ich sehe meinen Bau wesentlich zurückhaltender, als das, was Cook in Graz jetzt baut. Ich denke schon, dass das Haus in erster Linie dienen muss, es muss der Funktion dienen. Von den Ausstellungssälen her ist es ein ganz konventionelles Haus, das heißt, wir nehmen uns ganz zurück gegenüber der Kunst. Ich denke aber, dass das Gebäude insgesamt mit dem Durchblick, also der Skulpturenhalle, dann doch eine Zeichenhaftigkeit gewinnt. Ich hoffe, dass ich eine starke Präsenz, einen starken Ausdruck gefunden habe und trotzdem der Kunst ganz optimal dienen kann.

Frage: Haben Sie sich vorgestellt, dass das Lentos zu so einem wichtigen Signalpunkt in der gesamten Stadt wird?

Weber: Der Architekt baut ja eigentlich immer zwei Sachen: Er stellt Räume für eine bestimmte Nutzung her und er baut aber auch immer einen Teil der Stadt. Mit diesem ausgezeichneten Standort hat man natürlich auch die Stadt ganz wesentlich verändert und mitgebaut.

19. Mai 2003ORF.at

„Nach vorne blicken“

Das neue Linzer Lentos-Museum beherbert die Kunstsammlung der „Neuen Galerie“, die bis vergangenen März im Stadtteil Urfahr untergebracht war.

Das neue Linzer Lentos-Museum beherbert die Kunstsammlung der „Neuen Galerie“, die bis vergangenen März im Stadtteil Urfahr untergebracht war.

„Ich begrüße das ungebrochene Bekenntnis der hier Verantwortlichen für Kunst und Kultur, auch in budgetär schwierigen Zeiten nach vorne zu blicken, ohne die Tradition zu verleugnen“ - dies erklärte Bundespräsident Thomas Klestil am Sonntagvormittag bei der Eröffnung des neuen Kunstmuseums „Lentos“ in Linz.

Was heute zum „Kunstkanon“ zähle, sei zu seiner Zeit neu, irritierend oder nur schwer verständlich gewesen, so Klestil, „Wir müssen daher heute danach trachten, der zeitgenössischen Kunst die Möglichkeit zu bieten, sich optimal zu entfalten“. Freilich gehe es nicht darum, das Neue als solches schon für prinzipiell besser und förderungswürdiger zu halten als arrivierte Kunst oder Künstler. Und weiters sagte der Bundespräsident: „Althergebrachtes und Tradition nicht zu verleugnen und Neues zuzulassen und zu fördern, das ist der Weg, den es zu gehen gilt. Und Linz ist ein gutes Beispiel dafür“.


„Großen Tag für die Kunst in Linz“

Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (V) bezeichnete die Eröffnung des Lentos als großen Tag für die Kunst in Linz, in Oberösterreich und angesichts der bevorstehenden EU-Erweiterung für die gesamte Kulturregion Mitteleuropas. Im Hinblick auf die Diskussionen um ein neues Musiktheater in Linz trat Pühringer dafür ein, diese Frage aus dem Wahlkampf für die Landtags- und Gemeinderatswahlen am 28. September heraus zu halten, „damit dieses wichtige Projekt nicht noch einmal populistischer Politik geopfert“ werde.

In nur 29 Monaten Bauzeit wurde das Kunstmuseum Lentos unter der Ägide des Schweizer Architektenbüros Weber+Hofer AG fertig gestellt: 130 Meter lang, knapp 30 Meter breit, zwei Stockwerke hoch und eine asymmetrisch angeordnete Skulpturenhalle, die völlig neue Durchblicke auf das Donauufer und den Pöstlingberg ermöglicht.

So liegt das Lentos wie ein „gläsernes Schiff“ in Linz vor Anker, wartend nur darauf, mit der international beachteten Kunstsammlung sukzessive „auslaufen“ zu können. Der Name des Museums kommt aus dem Keltischen und bedeutet soviel wie „biegsam“ oder „gekrümmt“ - auch im Sinn von „an der Biegung des Flusses“.


Ein adäquater Rahmen

1.320 Werke aus den Bereichen Malerei, Skulptur und Objektkunst, 10.000 Arbeiten auf Papier und rund 500 Beispiele künstlerischer Fotografie wurden seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs angekauft, gesammelt und bis März 2003 in der „Neuen Galerie“ der Stadt Linz präsentiert.

Mit dem Lentos erhalten diese Exponate jetzt einen adäquaten Rahmen, freut sich Lentos-Direktor Peter Baum, für den sich mit „seinem“ Museum ein Lebenstraum erfüllt hat.


Rundgang

Wer das Haus betritt, bemerkt sofort zwei, 40 Meter lange, Panoramafenster, die einen Blick auf die Donau und auf die Stadt ermöglichen. Was der Besucher nicht sieht: Unterirdisch sind die Bibliothek, das Lager, die grafische Sammlung und Werkstätten untergebracht. Natürlich, auf Grund der Nähe zur Donau, hochwassersicher konstruiert.

Das Herzstück des Hauses ist die 840 Quadratmeter dimensionierte „große Halle“, überdacht mit einer durchgehenden Glasdecke, die so viel Tageslicht ins Innere strömen lässt, dass auf künstliche Beleuchtung weitestgehend verzichtet werden kann. In diesem Raum werden die Wechselausstellungen stattfinden. Die ständige Sammlung wird in elf angrenzenden Kammern präsentiert.


Der Architekt

„Es ist mir bewusst, dass dies wahrscheinlich der schönste Standort in meiner Karriere war oder sein wird“, meint Architekt Jürg Weber, der für das Lentos verantwortlich zeichnet. Deshalb sei es auch sehr wichtig für ihn gewesen, das Stadtbild von Linz nicht zu „zerstören“, sondern zu bereichern.


Lentos bei Nacht

Aber nicht nur bei Tag ist das Lentos ein Blickfang, sondern auch in der Nacht: Hinter der äußeren Glasfassade ließ Weber zahlreiche Leuchten integrieren, die das Kunstmuseum bei besonderen Anlässen in ein außergewöhnliches Licht rücken.


Finanzierung ohne Bund

Rund 33 Millionen Euro hat das Kunstmuseum Lentos gekostet. Den Großteil finanzierte die Stadt Linz, etwa 20 Prozent das Land Oberösterreich und etwa zehn Prozent kamen von Sponsoren. Dass der Bund sich auch trotz mehrmaligen Urgierens nicht zu einer Mitfinanzierung überreden ließ, ist für Bürgermeister Franz Dobusch (SPÖ) enttäuschend. Man habe deshalb zur Eröffnung auch keine Bundespolitiker eingeladen, so Dobusch.

Man werde sich auch nicht in den Sand werfen, um Geld zu bekommen. „Ich glaube, wenn man nichts zahlt und wenn man grundsätzlich das Projekt ablehnt, wird man von dieser Seite auch Verständnis dafür haben, dass man nicht eingeladen wird. Abstauben alleine ist zu wenig“, meinte Dobusch in einem ORF-Interview.

19. Mai 2003Andreas Hutter
Neue Zürcher Zeitung

Ein gläsernes Kunstschiff an der Donau

Eröffnung des „Lentos“-Museums in Linz

Eröffnung des „Lentos“-Museums in Linz

Ein leuchtender Baukörper, der sich nachts in der Donau spiegelt und tagsüber eins wird mit der Stadt - diese Vision schwebte dem heute 53-jährigen Zürcher Architekten Jürg Weber von Weber und Hofer vor, als er sich 1998, in einem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb für ein neues Kunstmuseum im österreichischen Linz, gegen 218 Konkurrenten durchsetzte. Fünf Jahre und 29 Monate Bauzeit später hat das 33 Millionen Euro teure «Lentos», in welchem nun die auf moderne Kunst spezialisierte Neue Galerie der 200 000 Einwohner zählenden Donaustadt eingezogen ist, die Linzer Silhouette entscheidend verändert. Es ist so klar und markant geraten wie jenes Klavierstück des US-Minimalisten Philip Glass, das bei der gestrigen Eröffnung uraufgeführt wurde. Schiffsähnlich liegt der 130 Meter lange, schlanke Betonkörper am Ufer der Donau, im Norden vom Wasser umspült, im Süden von Park umschlossen. Er wird gleichsam an der Lände festgemacht von zwei übermannshohen roten Kuben, den vorgelagerten Ausgängen der Tiefgarage. Eine übergestülpte, halbtransparente Glashaut verbindet das dreigeschossige Haus mit seiner Umgebung, ja löst es, je nach Witterung, durch Spiegelung fast darin auf. Nachts rücken Hunderte von in die Fassade integrierten Leuchten das Museum in ein besonderes Licht, je nach Anlass in wechselnden Farben.

Mit dem Lentos rückt die Stadt an die Donau heran. Im Verein mit dem Konzertpalast Brucknerhaus, dem AEC (Heimstatt des Computerkunstfestivals Ars Electronica), dem literarisch ausgerichteten Stifterhaus und der Kunstuniversität soll es eine zunehmend Gestalt annehmende Kulturmeile am Fluss formen. Urbanen Aktivitäten wird die Möglichkeit eröffnet, sich an die Donaupromenade auszuweiten, und sei es nur durch das im «West End» des Hauses eingerichtete Café mit Aussichtsterrasse. Eine weitere Funktion erfüllt der entscheidende architektonische Kniff: die in einer Länge von 60 Metern aus dem Kubus herausgeschnittene offene Vorhalle, die als Entrée dient. Sie eröffnet neue Durchsichten auf die Donau und die Hügel nördlich der Stadt.

Postkartenblicke wie diese ergeben sich auch durch wenige, präzise gesetzte Fenster im Obergeschoss, das Ausstellungen vorbehalten ist. Elf zusammen 800 Quadratmeter grosse, in Abfolge begehbare Kammern für die ständige Sammlung sowie ein 40 Meter langer und 21 Meter breiter Saal für Sonderausstellungen nutzen das Oberlicht, das durch eine der europaweit grössten Glasdecken dringt: Dieses fällt bis November auf «das Beste der Grossformate aus eigener Sammlung», wie Direktor Peter Baum erklärt. Konnten doch viele dieser sperrigen Kunstwerke in der bisher in einem Geschäftshochhaus versteckten Neuen Galerie aus Platzmangel nicht gezeigt werden: «Rouge sur blanc» von 1960 etwa, das zehn Meter lange Hauptwerk des österreichischen Avantgardisten Markus Prachensky.

Insgesamt können 250 Werke aus den letzten 150 Jahren und damit ein respektables Stück Wegs der Moderne durchwandert werden: Ensembles aus der Zeit des Jugendstils und des Expressionismus, österreichische Malerei der Zwischenkriegszeit, mitteleuropäische Kunst nach 1945, Informel und Pop-Art. Bekannte Namen fehlen dabei nicht: Je zwei Werke von Klimt und Schiele, drei von Kokoschka, weiter Bilder von Karel Appel, Andy Warhol, Keith Haring, Arnulf Rainer sind anzutreffen, aber auch Arbeiten von Alfred Kubin - mit einer Retrospektive über den visionären Zeichner wurde die Neue Galerie 1947 ins Leben gerufen. 1500 Gemälde, Skulpturen und Objekte sowie 10 000 Druckgrafiken und Fotos umfasst die Sammlung heute, deren Grundstock Bestände des Berliner Kunsthändlers Wolfgang Gurlitt (1888-1965) bildeten. Neben Österreich und Ungarn, dessen Avantgardisten hier studiert werden können, ist heute übrigens noch ein Land überdurchschnittlich darin vertreten: die Schweiz, mit Künstlern wie Daniel Spoerri, Franz Gertsch oder Gianfredo Camesi.


[Das Museum Lentos ist täglich ausser dienstags von 10 bis 18 Uhr (donnerstags 10 bis 22 Uhr) geöffnet (www.lentos.at).]

19. Mai 2003ORF.at

Das Publikum fördern und fordern

„Ich glaube, dass wir über Jahrzehnte hinaus für die Stadt und weit über sie hinaus in ihrer Wirkung für kultur- und kunstinteressierte Menschen etwas geschaffen haben, das Hand und Fuß hat“, so Peter Baum.

„Ich glaube, dass wir über Jahrzehnte hinaus für die Stadt und weit über sie hinaus in ihrer Wirkung für kultur- und kunstinteressierte Menschen etwas geschaffen haben, das Hand und Fuß hat“, so Peter Baum.

Frage: Herr Direktor Baum, Sie haben ein neues, großes Haus bekommen, in dem nicht nur 3.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung stehen, in dem hervorragende Lagerbedingungen herrschen und die Transportwege optimiert wurden, sondern Sie haben jetzt auch den markantesten Bau in Linz.

Peter Baum: Es ist ein Bau für alle, markant, städtebaulich hervorragend - und vor allem eben als Museumsbau für diesen Zweck geeignet. Das sind Faktoren, die die Arbeit sehr begünstigen. Wir können nun erstmals unsere Schätze in adäquater Umgebung präsentieren, in sinnvollen Zusammenhängen, in interessanten Konfrontationen inhaltlicher, visueller, ästhetischer Natur, was immer man eben mit gutem Material machen kann. Das Publikum wird hier in seiner sinnlichen Bereitschaft gefördert - aber auch gefordert.

Frage: Ein großes Thema in der Malerei ist das Licht. Das Licht ist und war auch ein großes Thema beim Bau des Lentos.

Baum: Das ist ganz, ganz entscheidend gewesen. Wir haben uns eigentlich an eine gute Erfahrung aus dem 19. Jahrhundert gehalten. Architekt Weber hat das Oberlicht so realisiert, wie wir uns das vorstellten. Der Ausstellungsbereich mit seinen zwölf Räumen ist ein reines Tageslichtgeschoss. Das Obergeschoss ist nur für Kunstwerke und hier wird in erster Linie Tageslicht verwendet. Nur dann, wenn es dunkel wird oder wenn zu wenig Tageslicht wäre, wird tageslichtähnliches Kunstlicht zugeführt.

Frage: Wenn man durch die Ausstellungsräume geht, gibt es immer wieder auch Ausblicke auf die Stadt - die Stadt als Gemälde.

Baum: Ja, man kann die Stadt neu, gleichsam durch einen Rahmen blickend. Schon die große Vorhalle lässt diesen Effekt zu, aber auch die großen Panoramafenster. Und im Ausstellungsbereich selbst sind es nur drei ganz kleine Schlitze, durch die das Innen-Außen gewahrt bleibt. Einen ähnlichen Effekt gibt es bei der großen Glasdecke, die nicht lastend, sondern ganz leicht und transparent wirkt.

Frage: Als erste Ausstellung werden Sie die Gemäldeschätze aus der Sammlung Gurlitt zeigen, die u. a. Klimt, Kokoschka und Schiele beinhaltet. Sie haben die Räume thematisch und nicht chronologisch aufgebaut.

Baum: Es gibt einige Themen, die gleichsam die Malereigeschichte hindurch dominierten. Da ist das Porträt - im Wandel der Zeiten, 150 Jahre Spannweite. Die Landschaft ist als ähnliches Phänomen zu sehen. Aber es gibt auch stilistische Zusammenfassungen, mitunter auch ohne inhaltlichen, formalen oder stilbildenden Zusammenhang großer Konfrontationen wie im Hauptraum. Ein anderes Thema, neben den zwei monografischen Räumen für Nitsch und Herbert Beyer, ist das Paradies. Dort hängen nun Lüpertz, Attersee, Scheidl und Dorfer friedlich vereint.

Frage: Der Bau wurde in 29 Monaten realisiert und hat rund 33 Millionen Euro gekostet. Das Land Oberösterreich hat sich beteiligt, den Großteil hat die Stadt Linz bezahlt. Dem Bund war das Lentos aber keinen Euro wert.

Baum: Ja, das ist eine etwas seltsame Einstellung bei den Verantwortlichen der Bundesregierung. Ich glaube, auch in Hinsicht auf Vergleichsbeispiele, dass dies nicht richtig war. Der Bund könnte ja seine Meinung noch revidieren, aber natürlich in einem entsprechenden Ausmaß. Sonst wäre es nichts anderes als ein taktisch nachgezogenes Almosen. Aber wichtig war, dass in Linz die Bereitschaft so stark formiert werden konnte, dass man mit Hilfe der Stadt, dem Zuschuss des Landes, sowie einiger Sponsoren - es ist ja immerhin ein Zehntel der Bausumme von Privaten, Firmen und Banken gespendet und gestiftet worden - und einem sehr klugen Finanzierungssystem dieses Haus so rasch und so solide gebaut werden konnte. Und auch da hat man nicht nur Vernunft, sondern auch sehr, sehr großes Geschick bewiesen.

Frage: Sie werden wahrscheinlich nächstes, spätestens übernächstes Jahr in Pension gehen. Hat sich nun Ihr Lebenstraum erfüllt?

Baum: Wenn schon, dann hat man sicherlich nur ein Mal in der Berufskarriere als Museumsleiter die Chance, ein neues Haus zu bekommen. Der Wunsch bestand ja bereits lange, also auch schon bei meinen Vorgängern. Aber, dass es jetzt in dieser Art und Weise Wirklichkeit wurde, freut mich natürlich ganz besonders.

17. Mai 2003Wojciech Czaja
Spectrum

Schweizer Kiste mit Loch

In der Nacht leuchtet es in allen Farben, bei Tag nimmt es sich so weit zurück, dass seine Textur nur noch Spiegel ist: Lentos, das neue Linzer Kunsthaus. Zur Eröffnung am 18. Mai: eine Begehung.

In der Nacht leuchtet es in allen Farben, bei Tag nimmt es sich so weit zurück, dass seine Textur nur noch Spiegel ist: Lentos, das neue Linzer Kunsthaus. Zur Eröffnung am 18. Mai: eine Begehung.

Graz darf alles, Wien ist anders, in Linz aber beginnt's. Während man sich bisher über die dämli che Phonetik des Werbeslogans permanent den Kopf zerbrochen hatte, was denn da eigentlich beginne, gibt es seit kurzem eine erste zufrieden stellende Antwort. „Das Lentos ist mittlerweile der wichtigste Punkt in der Stadt geworden“, erklärt Bürgermeister Franz Dobusch. Museumsdirektor Peter Baum schwärmt von der „wunderbaren Leuchtmöglichkeit im Sinne eines Juwels“, unterm Strich aber ist bald klar, dass der neue Solitär an der Donau eine Diskussion ausgelöst hat, die sich im internationalen Wettbewerb behaupten wird können.

Am 16. November 1998 wird nach einem zweistufigen Wettbewerbsverfahren aus 219 Beiträgen der Sieger bestimmt. Das Projekt mit der Nummer 212 wird zur Realisierung empfohlen. Im Vergleich zwischen dem Siegerprojekt und dem heutigen, fertig gestellten Gebäude fällt auf, dass die Zürcher Architekten Weber + Hofer ihren Entwurf konsequent durchziehen konnten, ohne den Sex-Appeal des neuen Museums im Zuge der Planung geschmälert zu haben. Und das ist bei Wettbewerbsprojekten im öffentlichen Bereich keine Selbstverständlichkeit.

Die architektonische Hülle als Behältnis für die Kunst ist in einigen Landeshauptstädten bereits Thema qualitativ tief greifender Auseinandersetzungen geworden. Das Kunsthaus Bregenz von Peter Zumthor, das Kunsthaus Graz von Cook & Fournier, das noch heuer eröffnen wird, und nun das neue Lentos in Linz, spezialisiert auf Malerei des 20. Jahrhunderts, Grafik und Fotografie. (Lentos ist der keltische Name für Linz und bedeutet „an der Krümmung des Flusses liegend“, die kantige Alliteration macht das neue Museum zum Brandname.) Im Gegenzug: In Wien hat man zwar das außergewöhnliche MUMOK, wäre aber froh, wenn es nicht so wäre - denn anstatt sich auf einen normativen Diskurs über Museumsarchitektur einzulassen, überlegt man sich lieber, wie man am besten kreisrunde Bullaugen in die Sockel historischer Gebäude einschneiden kann. Der Deckmantel für die praktizierte Still-alive-Postmoderne ist der viel zitierte Bildungsauftrag, der in Wien offensichtlich gewichtiger ausfällt als anderswo - Beteiligung des Bundes am Bau des Lentos: null Euro.

Architekt Jürg Webers Trostpflaster: „Linz hat sich in politischer Hinsicht als so dynamisch herausgestellt - ein Mitspracherecht des Bundes hätte die ganze Abwicklung möglicherweise nur verkompliziert.“ Und so finanzierte man die „Schweizer Kiste mit Durchblick“, wie Direktor Baum das Konzept umreißt, aus Land, Stadt sowie privaten und öffentlichen Sponsorengeldern. Projektkosten: 33 Millionen Euro, Bauzeit: 29 Monate. Was macht die Schweizer Kiste also aus? „Wenn man das mit der bildenden Kunst vergleichen würde“, so der Architekt, „würde ich sagen, es ist Minimal Art, also die Reduktion auf das absolut Notwendigste.“ Im konkreten Fall ist das Notwendigste ein quaderförmiger Bau, der auf einer Länge von 130 Metern das vorrangige Wettbewerbsgebiet komplett ausfüllt. Die äußerste Hülle, das sind bedruckte Glasplatten. Das Loch in der Kubatur ist das Endergebnis einer städtebaulichen Überlegung: „Linz hat eine sehr schöne Stadtsilhouette, bei so einem niedrigen Gebäude ist es aber schwierig, zu diesem Stadtbild beizutragen.“ Anstatt mit dem Bauwerk also einen weiteren Hügel in der Skyline zu produzieren, haben Weber + Hofer das Gebäude zu einem Donaufenster reduziert, durch das sie auf die bereits vorhandene Skyline verweisen. Das eingefangene Bild im Panoramaformat zeigt die Kirchtürme im Stadtteil Urfahr, den Hintergrund bildet der mächtige Pöstlingberg. Oder anders: den Inhalt des Museums metaphorisch nach außen gekehrt, nichts anderes als eine zeitgenössische Antwort auf die Fotografie, Größe XXL.

Die Spannweite dieses schwebenden Balkens beträgt stolze 60 Meter, weit und breit keine Säule. Allein schon auf Grund der temperaturbedingten Materialausdehnung zwischen Sommer und Winter war es notwendig, den schwebenden Gebäudeteil als Brücke auszubilden. Wie ein riesiges Vierkantrohr aus Stahlbeton liegt das Galeriegeschoß wie auf Brückenpfeilern auf. Und zwar ohne das statische System jemals zum Selbstzweck zu erklären, wie es in der zeitgenössischen Architektur mittlerweile zum guten Ton gehört.

Bürgermeister Dobusch erinnert sich, wie während des Baus über den Stahlbetonkasten noch geschimpft wurde, aber „es hat einen großen Wandel in der Akzeptanz des Bauwerks gegeben“. Kein Wunder, denn seitdem hat sich auch einiges geändert. Diese Veränderung ist neben dem markanten Durchblicksfenster schließlich zur zweiten Visitenkarte des Lentos geworden: eine umgebende homogene Glashülle, die über den gesamten Baukörper gezogen wird. In einem Abstand von 80 Zentimetern zur Wand sind insgesamt 1800 Verbundsicherheitsgläser punktgehaltert. Wozu das Ganze? Ein ausgefuchstes, aber simples Manöver, wie man aus der zwar dreidimensionalen „Schweizer Kiste“, die an jeder Seite letztendlich dann aber doch nur zweidimensional ist, einen skulpturalen Baukörper machen kann, der auch in der Fläche noch Raum erzeugen kann. Ein Spiel mit Oberflächen und Oberflächlichkeiten also: 35.000 Mal ist der Schriftzug „kunstmuseum lentos“ in einer total reflektierenden Chromfolie angebracht. Aus der Nähe betrachtet, spiegelt man sich zwischen den Buchstaben in der diffusen Art und Weise, wie man das aus Schaufenstern kennt. In den spiegelnden Buchstaben aber kann man sich selbst und das reflektierte Stadtleben hinter sich dann genauer unter die Lupe nehmen.

Auf die Stadt übertragen, ergibt das nicht nur eine Vielschichtigkeit der Hülle, sondern auch eine der Erscheinungsformen: In der Nacht leuchtet das Gebäude wie ein diszipliniertes Feuerwerk in allen erdenklichen Farben und Helligkeiten. Am Tag hingegen gibt sich der Bau abweisend. Oder aber das Sonnenlicht wirft den Schatten der Chrombuchstaben auf die dahinter liegende dunkelgraue Ebene und erzeugt Tiefenschärfe. Oder - und das ist der subtilste Minimalismus am neuen Linzer Kunstmuseum - der Bau nimmt sich so weit zurück, dass seine Textur nur noch Spiegel für die Umgebung ist.

Jürg Weber: „Bauen ist nicht nur das Herstellen von Räumen, sondern ist immer auch ein Bauen der Stadt.“ Mit dem neuen Lentos ist ein Raum für Kunst geschaffen worden, der in sich stimmig und ruhig genug ist, um die Kunst Kunst sein zu lassen. Der Aspekt der Kunst ist vielmehr in den Außenraum getragen worden, um im Zwischenspiel verschiedenartiger „Bilder“ den österreichischen Städtebau um eine neue Facette zu bereichern.

22. März 2003Markus Mittringer
Der Standard

Ein strahlendes Wahrzeichen für die Kunst

Nach dem keltischen Wort für „Flusskrümmung“ wurde das neue Linzer Museum moderner Kunst benannt: Lentos. Das am Donauufer gelegene Haus ist beinahe fertig gestellt. Es rückt die Innenstadt näher an den Fluss, „verbindet“ auf grandiose Weise Hauptplatz und Brucknerhaus.

Nach dem keltischen Wort für „Flusskrümmung“ wurde das neue Linzer Museum moderner Kunst benannt: Lentos. Das am Donauufer gelegene Haus ist beinahe fertig gestellt. Es rückt die Innenstadt näher an den Fluss, „verbindet“ auf grandiose Weise Hauptplatz und Brucknerhaus.

Linz - Wenn mit 18. Mai das „Lentos - Kunstmuseum Linz“ eröffnet, wird kein Vertreter des Bundes ein „Gesichtsbad“ nehmen. Wozu auch? Kein Cent des Bundes steckt im Neubau. „Die sollen uns gern haben“, gibt sich der Linzer SP-Bürgermeister Franz Dobusch anlässlich der Präsentation des (fast) fertigen Museums am Donauufer empört.

All seine diesbezüglichen Reisen nach Wien „waren das Benzin nicht wert“, die Antwort monoton gleich lautend: „Kein Geld!“ „Die Wien-Lastigkeit der Bundesmuseen ist unerträglich“, ergänzt (ÖVP-) Vizebürgermeister und Kulturstadtrat Reinhard Dyk, bevor Lentos-Direktor Peter Baum „die Art und Weise, wie der Bund sich abputzt“, als schlicht „unerträglich“ charakterisiert. Also wird „nur“ der Bundespräsident eröffnen.

Finanziert und in den letzten 29 Monaten errichtet wurde das Museum trotzdem. 33 Millionen Euro hat der 8000-Quadratmeter-Bau (davon 2700 Quadratmeter reine Ausstellungsfläche) gekostet. Rund 7,3 Millionen Euro steuerte das Land bei, knapp drei Millionen konnten über Sponsoren aufgebracht werden. Der Rest entfällt auf die Stadt Linz, wobei der Verkauf der ehemaligen Museumsräume der Neuen Galerie der Stadt Linz im Geschäftszentrum Lentia rund 2,5 Millionen Euro erbrachte, der Hauptteil der Summe über ein Finanzierungsmodell auf 20 Jahre aufgebracht wird. Zum Vergleich: Das Grazer Kunsthaus, das mit 43,6 Millionen Euro budgetiert ist, wovon der Bund ein Drittel beisteuert, kommt bei einer Bruttogeschoßfläche von 9000 Quadratmetern auf 2100 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

Der 130 Meter lange Baukörper des Schweizer Architekten Jürg Weber rückt das Linzer Stadtzentrum unmittelbar an den Fluss. Eine 60 Meter lange offene Skulpturenhalle ist dem Bau eingeschnitten und rahmt ihrerseits den gegenüberliegenden Stadtteil Urfahr mitsamt dem Linzer Wahrzeichen Pöstlingberg.


Variable Erscheinung

Je nach Distanz, Blickwinkel und Lichteinwirkung zeigt sich das Lentos außen reflektierend oder durchscheinend. Der ganze Bau ist mit einer semitransparenten Glashülle überzogen, unzählige Male wiederholt sich - in Chrom aufgedampft - der Schriftzug „Kunstmuseum Lentos“. In der Schrift spiegelt sich die Umgebung wider, die Freistellen lassen die anthrazitgraue Fassade durchscheinen. Nachts kann das Haus durch Leuchten hinter der äußeren Glasfassade in verschiedenen Farben und Intensitäten zum Strahlen gebracht werden.

Im Inneren des Hauses wird der „Panoramablick“ der Halle mit einem 40 Meter langen Fensterband erneut aufgenommen. Im Erdgeschoß finden sich Foyer, Shop, Gastronomie, Büroräume und eine großzügige Veranstaltungshalle. Unter der Erde sind die Lager, die Restaurationswerkstätten, die Bibliothek und weiters noch zwei Ausstellungsräume für lichtempfindliche Grafik und Fotografie untergebracht.

Das Obergeschoß ist Ausstellungstrakt und über die gesamte Länge durch eine durchgehende Glasdecke belichtet - so kann weit gehend auf Kunstlicht verzichtet werden. (Orientierungs-)Blicke ins Freie gestatten nur Schlitze im Bereich des Haupttreppenhauses. Zur Eröffnung zeigt sich die Etage zweigeteilt: Ein Trakt bleibt als 40 mal 21 Meter große Ausstellungshalle unverbaut, im zweiten bestimmen frei stehende Wände einen Rundgang durch elf Kammern.

Zur Eröffnung wird Direktor Peter Baum die ständige Sammlung des Lentos mit Schwerpunkten bei Jahrhundertwende und Expressionismus (Klimt und Kokoschka), österreichischer Malerei zwischen 1918 und 1938 (Egger-Lienz), Kunst nach '45, Informel, Abstraktem Expressionismus, geometrischer Abstraktion und Pop-Art, Neuer Malerei der 80er bis hin zu pluralistischen Tendenzen der Gegenwart präsentieren.

Aus den 1320 Exponaten an Malerei, Skulptur und Objektkunst wählt Baum einen Überblick mit u. a. Karel Appel, Stephan Balkenhol, Herbert Bayer, Christo, Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Maria Lassnig, Markus Lüpertz, Emil Schuhmacher und Andy Warhol. Ergänzt wird der Auftakt durch einen Querschnitt der Fotosammlung mit Arbeiten von Herbert Bayer über Mario Giacomelli, Inge Morath, Shirin Neshat bis Edward Streichen und Jan Saudek.

Im September wird Peter Baum exemplarische Zeichnungen und Lithografien aus der Kubin-Sammlung seines Hauses vorstellen. Und mit der Gruppenschau Paris 1945 bis 1965 rund um die „Ecole de Paris“ im Haus eine Abschiedsvorstellung geben. Anfang 2004 wird er, nach gut 30 Jahren als Direktor, das Lentos in Richtung Pension verlassen. Sein Nachfolger - die Ausschreibung sollte im Sommer stattfinden - wird eines der klarsten, logistisch bestens angelegten und auch schönsten Häuser nicht nur Österreichs übernehmen.

30. Dezember 2002Almuth Spiegler
Die Presse

Lentos an der Donau: Glänzendes Kleid für die Kunst

In Linz nimmt das Lentos-Kunstmuseum am Donauufer immer deutlicher Gestalt an. Am 18. Mai wird es eröffnet. „Die Presse“ bekam eine Exklusivführung vom Direktor der Neuen Galerie, Peter Baum.

In Linz nimmt das Lentos-Kunstmuseum am Donauufer immer deutlicher Gestalt an. Am 18. Mai wird es eröffnet. „Die Presse“ bekam eine Exklusivführung vom Direktor der Neuen Galerie, Peter Baum.

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18. Juni 1999Werner Thuswaldner
Salzburger Nachrichten

Ein „Lichtkörper“ an der Donau

Die Stadt Linz setzt kommendes Jahr die Reihe ihrer Kulturbauten mit einem neuen Museum fort

Die Stadt Linz setzt kommendes Jahr die Reihe ihrer Kulturbauten mit einem neuen Museum fort

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19. November 1998Der Standard

Die Neue Galerie der Stadt Linz wird zum „Donaumuseum“

Nach der Entscheidung für ein Opernhaus, beschloß die Stadt Linz gestern das nächste repräsentative Kulturprojekt. Die Gewinner des europaweiten Architekturwettbewerbs für das neue Donaumuseum-Neue Galerie der Stadt Linz kommen aus der Schweiz: Die Weber und Hofer AG aus Zürich.

Nach der Entscheidung für ein Opernhaus, beschloß die Stadt Linz gestern das nächste repräsentative Kulturprojekt. Die Gewinner des europaweiten Architekturwettbewerbs für das neue Donaumuseum-Neue Galerie der Stadt Linz kommen aus der Schweiz: Die Weber und Hofer AG aus Zürich.

Die Architekten Weber und Hofer sehen für das auf der Linzer Donauseite zwischen Brucknerhaus und Nibelungenbrücke vorgesehene neue Museum einen dreigeschoßigen Baukörper in Stahlbetonausführung vor.

Mit dem Neubau des Museums und dem neuen Standort am Linzer Ufer der Donau wolle man der Bedeutung der Neuen Galerie in der österreichischen Kunstszene gerecht werden, betonte Bürgermeister Franz Dobusch anläßlich der Präsentation des Projektes. Seit Jahrzehnten ist die Neue Galerie - nicht eben repräsentativ - im Geschäftskomplex Lentia 2000 untergebracht.

Rund 7.000 Quadratmeter Fläche werden Direktor Peter Baum künftig zur Verfügung stehen. Die Fassade wird eine semitransparente Glashülle bilden. Als Eingangsbereich dient ein weitläufiger Durchgang Richtung Donau, der gleichzeitig auch als offene Skulpturhalle genützt werden soll. Die Räume für die Sammlung und Sonderausstellungen werden sich im Obergeschoß befinden und brückenartig die offene Halle überspannen.

Das 350-Millionen-Schilling-Projekt werde, so Dobusch, in den nächsten fünf Monaten baureif und soll bis 2001 realisiert sein. Die Kosten teilen sich das Land Oberösterreich und die Stadt Linz, zehn Prozent soll der Verkauf der alten Räume abdecken.

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