Pläne

Details

Adresse
Südring 207, 9020 Klagenfurt, Österreich
Bauherrschaft
Stadt Klagenfurt
Tragwerksplanung
SPIRK + Partner
Weitere Konsulent:innen
Brandschutzplanung: IBS Institut für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung Gmbh
Gastroplanung VIP: PlanQuadrat Gastronomie- & Kältetechnik
Generalunternehmer: Porr AG – Alpine Mayreder Gmbh
Haustechnik: is Industrial Services Gmbh
Haustechnik BKZ: IGD Gebäudetechnik HKLS
Sportanlagen: SV f. Sportanlagenbau
Stahlbau (Ausführung): NCA Container- und Anlagenbau Gmbh
Stahlbaustatik: Praher Schuster ZT-GmbH
Statik: Spirk & Partner ZT Gmbh
Verkehrsplanung: CCE Ziviltechniker GmbH
Windgutachten: Wacker Ingenieure
Wettbewerb
2005
Planung
2005
Ausführung
2006 - 2007
Grundstücksfläche
116.127 m²
Nutzfläche
20.522 m²

Nachhaltigkeit

Materialwahl
Stahl-Glaskonstruktion, Stahlbeton, Überwiegende Verwendung von HFKW-freien Dämmstoffen, Vermeidung von PVC für Fenster, Türen, Vermeidung von PVC im Innenausbau

Ausführende Firmen

Generalunternehmer: Porr AG - Alpine Mayreder GmbH

Preise und Auszeichnungen

2009 IOC/IAKS Award in der Kategorie Stadiums 2008 Kärntner Landesbaupreis, Anerkennungspreis

Presseschau

26. März 2005Bernhard Hafner
Wolfgang Feyferlik
Der Standard

Planen und ausführen

(SUBTITLE) Lehren aus dem EM-Stadionprojekt

Die Trennung von Planung und Ausführung ist eines der Fundamente architektonischen Schaffens. Sie befreit die programmatisch-gestalterische Arbeit von...

Die Trennung von Planung und Ausführung ist eines der Fundamente architektonischen Schaffens. Sie befreit die programmatisch-gestalterische Arbeit von...

Die Trennung von Planung und Ausführung ist eines der Fundamente architektonischen Schaffens. Sie befreit die programmatisch-gestalterische Arbeit von freiberuflichen Architekten und Ingenieuren von Logistik, Leistungsfähigkeit und der Optimierung der Kosten der Errichtung durch Unternehmen. So bekommt der Bauherr das bestmögliche Produkt: den besten, aus einem großen Angebot von Bietern gewählten Entwurf und den kompetentesten Ausführenden.

Bei der Ausführung geht es für den Unternehmer darum, ein bereits geplantes Produkt mit Kostengunst und Gewinn zu realisieren. Dafür soll der Preiswettbewerb sorgen. Der vom Ausführenden gewählte Planer geht nach anderen Gesichtspunkten vor als der selbstständige Architekt oder Ingenieur. Er ist Auftragnehmer und eine Art von Subunternehmer. In der Ausführung wirkt sich die Trennung von Planung und Errichtung positiv aus: Immer noch hat der Architekt die Aufgabe, die Qualität des von ihm geplanten Werkes zu beaufsichtigen und zu sichern.

Der Unterschied zeigt sich auch in der Art des Wettbewerbs, dem sich beide stellen. Architekten sprechen von einem Architekturwettbewerb, in dem sie eine geistig-schöpferische Leistung erbringen, die von gleich Qualifizierten begutachtet werden. Ausführende sprechen von Preisanboten eines Kostenwettbewerbes, eines Tender. Wenn nicht Mängel der Erfüllung von Vertragsbedingungen bestehen, gewinnt der Billigstbieter. Dort werden Planungen mit Planungen verglichen, hier Kosten mit Kosten.

In einem Generalübernehmerverfahren ist das anders. Architekten sind ausgeschlossen, da sie weder ausführungsberechtigt sind noch wirtschaftlich-finanzielle Kriterien erfüllen können. Nur wenige können in so einem Fall im Auftrag des Ausführenden als eine Art von Subunternehmer wirken. Wie aber soll die Qualität der Planungen unterschiedlicher Bieter beurteilt werden, wenn diese Teil von Kostenangeboten sind? Kosten sind einfach zu vergleichen, aber Planungen? Darunter leiden Durchsichtigkeit des Prozesses und Qualität des Ergebnisses. Die Bequemlichkeit des Auftraggebers, alles in einer Hand zu sehen, wiegt dieses Manko nicht auf: Auch Bauherr zu sein, ist eine große und wichtige Aufgabe. Er bekommt nicht nur etwas von seinen Auftragnehmern sondern auch für sein Engagement.

In unserem kulturellen Verständnis bedeutet Bauen die Planung als geistig-schöpferische Leistung von der Ausführung zu trennen. Imagination und, nicht selten, Utopie stehen im Vordergrund, nicht die Kostenoptimierung für die Firmenbilanz. Erst mit dieser Trennung werden Verfahren durchsichtig, qualitätssichernd und kostenbewusst. Planungen sollen mit Planungen verglichen werden und Kosten und Leistungsfähigkeit von Unternehmen miteinander; in beiden Fällen sozusagen Äpfel mit Äpfeln, nicht Äpfel mit Birnen.

Die Geschichte um das EM-Stadion in Klagenfurt zeigt die Problematik auf. Zwei Architekten gingen wegen des Generalübernehmerverfahrens vor den Bundesvergabeausschuss. Einmal, weil Architekten als nicht Ausführungsberechtigte von der Teilnahme ausgeschlossen sind, zum andern, weil auf Verfahrensmängel aufmerksam gemacht werden sollte. Der erste Klagegrund wurde abgewiesen - die Berufung läuft -, die aufgezeigten Verfahrensmängel aber wurden bestätigt.

Sie zeigen jetzt Folgen, die den Bau infrage stellen, und es gab, wie erwartet, keine Beschleunigung der Projektabwicklung. Jetzt gibt es Klagen ausgeschiedener Bewerber gegen den Auslober. Bewerber, „die am lautesten Unterpreis schrien“ haben sich „nach Veröffentlichung der Angebote in der Kärntner Woche auf unserem Preis eingependelt“, so Porr-Chef Horst Pöchhacker im STANDARD-Interview: So unumstößlich sind also auch Kostenangebote nicht.

Über die Qualität der Planungen der Bieter verlautet nichts: Ihre Qualität scheint „selbstverständlich“ zu sein. Worum aber geht es dann? Für den Unternehmer geht es um einen Großauftrag, von dem er sich Gewinn und Prestige verspricht; für den Auslober um die zeitgerechte Fertigstellung des Stadions, die er durch die Wahl eines Sonderverfahrens gesichert meinte. Worum geht es den Österreichern, die das Geld zur Verfügung stellen und in deren Auftrag die Politik einen Job zu erfüllen hat? Da die Entscheidung, bauen zu wollen, gefallen ist, geht es auch ihnen um die Errichtung des Stadions.

Unser Kulturverständnis verlangt, dass Entscheidungen durchsichtig und im Sinne von Qualität getroffen werden. Dies ist am ehesten durch die Trennung von Planung und Ausführung statt dem Begehen eines Weges mit vermeintlich geringsten Widerständen gewährleistet. Wer gegen diesen Weg ist, so meint der Porr-Chef, habe „entweder nicht die Zufriedenheit der Kunden im Auge oder zu wenig Kompetenz“.

Wer solche Pauschalurteile ausspricht, zeigt mangelndes Verständnis im Umgang mit öffentlichen Interessen oder setzt seine Zufriedenheit gleich jener des öffentlichen Auftraggebers. Eigentlich eine maßlose Selbstüberschätzung. Wir alle hoffen, dass das Stadion fristgerecht fertig gestellt wird. In Zukunft aber bitte anders: Nicht nur Verfahrensmängel vermeiden, sondern Planung und Ausführung trennen. Alle wollen Architektur. Sie sollen sie auch kriegen - mit Architekten, die nicht nur im Auftrag von Bietern im Preiswettbewerb planen können.

Bernhard Hafner und Wolfgang Feyferlik sind Architekten in Graz. Letzterer ist einer der Kläger gegen den Auslober.

22. März 2005Werner Rosenberger
Kurier

Architektur für Massen

Ob das Stadion in Klagenfurt nach den jüngsten Einsprüchen noch rechtzeitig für die Fußball-Europameisterschaft 2008 gebaut werden kann, wissen die Götter. Albert Wimmer, der das Siegerprojekt entworfen hat, ist optimistisch, aber enthält sich dazu strikt jeden Kommentars.

Ob das Stadion in Klagenfurt nach den jüngsten Einsprüchen noch rechtzeitig für die Fußball-Europameisterschaft 2008 gebaut werden kann, wissen die Götter. Albert Wimmer, der das Siegerprojekt entworfen hat, ist optimistisch, aber enthält sich dazu strikt jeden Kommentars.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Kurier“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

12. März 2005Oliver Elser
Der Standard

Best- und Billigsträume

Den Zusammenprall der Baugiganten Porr und Strabag hätte Peter Gattermann, der Vorsitzende der Vergabekommission für das Klagenfurter EM-Stadion, sich...

Den Zusammenprall der Baugiganten Porr und Strabag hätte Peter Gattermann, der Vorsitzende der Vergabekommission für das Klagenfurter EM-Stadion, sich...

Den Zusammenprall der Baugiganten Porr und Strabag hätte Peter Gattermann, der Vorsitzende der Vergabekommission für das Klagenfurter EM-Stadion, sich lieber erspart. Denn es sei gar keine Frage gewesen, wer den besseren Entwurf abgegeben hätte, so Gattermann im Gespräch mit dem STANDARD. Dass in der ganzen Skandalgeschichte nur über Baufirmen und Kosten, nicht aber über die Architektur gesprochen wurde, sei doch absurd. Die Porr hätte ja keineswegs das billigste, sondern das beste Angebot vorgelegt. Gattermann ist überzeugt, dass ein Architekturwettbewerb das geeignetere Verfahren gewesen wäre. Man weiß zwar mittlerweile, dass der Wiener Architekt Albert Wimmer auf dem Porr-Pferd durchs Ziel geritten ist, aber wer die Namen der anderen Entwerfer hören will, stößt auf Schweigen. Zu erfahren ist immerhin, dass die anderen Architekten durchweg schwache Leistungen erbracht haben, darunter auch ein deutsches Büro, das den Stadion- und Hallenbau zu seinen Spezialitäten zählt. Nur Wimmer habe die Jury überzeugt, wie der Rückbau von EM-Größe (Nachtansicht) auf Normalbetrieb (Tagansicht) ohne gestalterische Einbußen abgewickelt werden kann. Was die anderen vorgeschlagen haben, werden wir vielleicht nie erfahren.

12. März 2005Claudia Ruff
Elisabeth Steiner
Der Standard

Strabag beeinsprucht Stadion-Vergabe

Die Strabag bekämpft den Zuschlag an die Porr beim Bau des EM-Stadions in Klagenfurt und will eine einstweilige Verfügung erwirken. Damit wäre die Fußball-EM 2008 akut gefährdet, sagte der Vorsitzende der Vergabekommission, Peter Gattermann, zum Standard.

Die Strabag bekämpft den Zuschlag an die Porr beim Bau des EM-Stadions in Klagenfurt und will eine einstweilige Verfügung erwirken. Damit wäre die Fußball-EM 2008 akut gefährdet, sagte der Vorsitzende der Vergabekommission, Peter Gattermann, zum Standard.

Die bei der Vergabe des EM-Stadions in Klagenfurt unterlegene Bietergemeinschaft Strabag/Siemens/HTB will mithilfe von drei Anwaltskanzleien erreichen, dass die Zuschlagserteilung an die Porr/Alpine zurückgenommen wird und es zu einer „neuen objektiven Bewertung aller Angebote kommt“. Das kündigte der Anwalt, Ralf Pock, am Freitag in Wien an. In den nächsten Tagen werden daher zwei Nachprüfungsanträge gestellt. Der eine zielt darauf ab, der Porr den Auftrag wieder zu entziehen, und der andere richtet sich gegen das Ausscheiden der Strabag aus dem Bieterverfahren, sagte Anwalt Michael Breitenfeld.

Mit den Einsprüchen beim unabhängigen Verwaltungssenat in Klagenfurt und der Bundesvergabekommission wollen die Anwälte eine einstweilige Verfügung von zwei Monaten erwirken, innerhalb derer die Behörden entscheiden müssen. Kommen sie mit der Beeinspruchung des Verfahrens nicht durch, so wurde von Anwalt Helmrich Bornheim bereits eine Schadenersatzklage „im zweistelligen Millionenbereich“ in Aussicht gestellt.

Was die Strabag so erzürnt: Ihr Hauptangebot sowie ihre fünf Nebenangebote (Breitenfeld) wurden - wie die von drei weiteren Bietern - ausgeschieden und der Bewertungskommission nicht vorgelegt. Die Begründung war eine „nicht nachvollziehbare“ Kostenreduktion von zuletzt 10,70 Prozent. Das Erstangebot der Strabag lag bei 68 Mio. Euro. „Dass muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, unser Angebot wurde nicht vorgelegt“, sagte Pock und schließt daraus, dass die Entscheidung der Kommission pro Porr „nicht einstimmig war“. Begründete wurde das Ausscheiden mit „haarstreubenden Scheinargumenten“. Pock weiter: „Das Ergebnis der Bewertungskommission war schlicht und ergreifend eine Farce.“ Auf die Frage, woher er wisse, dass auch die Angebote von drei weiteren Bieter ausgeschieden wurden, meinte Pock: „Das wissen wir von unserem Klienten, und woher der die Infos hat, weiß ich nicht.“

Anders als die Strabag fehle im Porr-Angebot auch die Garantie einer durchgehenden Bespielbarkeit für den FC Kärnten während der Bauzeit. Dieser Kostenvorteil von drei Mio. Euro müsse auf das Angebot der Porr aufgeschlagen werden, behauptet Pock. Außerdem fehlten im Angebot der Porr der Nachweis der Subunternehmer. Rechtswidrig sei zudem, dass der Porr-Architekt Albert Wimmer „vor und nach Einleitung des Vergabeverfahrens als Architekt für die Auftraggeberseite tätig war“. Pocks Resümee: „Das Ergebnis war vorprogrammiert, massive Gründe sprechen gegen das Porr-Angebot.“ „Das Angebot unserer Klientin ist preislich günstiger als jenes der behaupteten Bestbieterin.“ Bornhelm: „Die Vergabe hier war einzigartig, so gravierende Verstöße gegen das Europarecht habe ich noch nie erlebt.“

Haider: Habe „gewarnt“

Schützenhilfe erhält die Strabag von Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider. „Ein Einspruch steht jedem Bieter zu, auch der Strabag.“ Er spielt den Ball nun dem Bauherrn, der Stadt Klagenfurt zu: „Wir haben gewarnt. Jetzt hat Bürgermeister Harald Scheucher Handlungsbedarf.“ Offenbar soll dieser zu einer Teilung des Auftrages bewogen werden. Im Gespräch mit dem STANDARD macht Scheucher aber neuerlich klar, dass er daran keineswegs denke: „Eine Jury aus hochkarätigen Experten hat entschieden und mit zehn zu null eine deutliche Sprache gesprochen.“ Und Scheucher weiter: „Ich fordere Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner auf, mir die Erlaubnis zu geben, das Strabag-Modell veröffentlichen zu dürfen. Damit kann jeder den Unterschied der beiden Projekte beurteilen.“

Der Vorsitzende der Vergabekommission, Peter Gattermann, weist die Anschuldigungen der Strabag-Anwälte „auf das Entschiedenste“ zurück: „Hier will ein Verlierer, ein eindeutiges Votum madig machen.“ „Unsere Vorgabe war nicht das Billigst-, sondern das Bestbieterprinzip.“ Und Bestbieter sei eindeutig die Porr/Alpine. „Ich lade Fachleute und Architektenkammer ein, das zu beurteilen.“ Zum hohen Preisnachlass der Strabag meinte Gatterman, es sei eine Vorgabe der Obergutachter Aicher & Holoubek gewesen, dass Preisnachlässe glaubwürdig begründet sein müssten, um versuchtem Preisdumping Einhalt zu gebieten. Zur Androhung einer einstweiligen Verfügung und einer möglichen Neuauflage des Vergabeverfahrens meint Gattermann: „Jede Zeitverzögerung führt dazu, dass die EM akut gefährdet wird.“ Allerdings sei es „schon seltsam, wie die streng vertraulichen Details“ der Vergabeentscheidung an die Strabag-Anwälte gelangen konnten. Das Vergabeprotokoll werde nämlich erst kommenden Montag veröffentlicht. „Da muss wohl ein Informant aus der Jury unterwegs gewesen sein.“ Die Porr wollte die Vorwürfen nicht kommentieren.

09. März 2005Oliver Elser
Der Standard

„Zwei Stadien in einem“

Der Architekt Albert Wimmer erläutert seinen Entwurf für das Klagenfurter Stadion

Der Architekt Albert Wimmer erläutert seinen Entwurf für das Klagenfurter Stadion

Es wird langsam Zeit, ihn den österreichischen Stadion-Experten zu nennen. Für Architekt Albert Wimmer ist der Bau des Klagenfurter Stadions bereits die dritte Arena, die in seinem Wiener Büro geplant wird. Er war bereits in Salzburg und Innsbruck tätig, bezeichnet die drei Stadien aber im Gespräch mit dem STANDARD als jeweils „einzigartige Aufgabenstellungen“.

Während in Innsbruck und Salzburg zunächst Bauten für eine Besucherzahl von jeweils rund 18.000 Fans entstanden, die bis zur Europameisterschaft noch aufgestockt werden müssen, wird das Klagenfurter Stadion gleich von Beginn an 30.000 Zuschauer aufnehmen können. Diese Größe wird für die drei Klagenfurter EM-Vorrundenspiele benötigt. Danach aber wäre es viel zu groß und wird daher auf 12.000 Plätze zurückgebaut.

Diesen Prozess der kontrollierten Schrumpfung zu bewältigen ist nicht nur eine gestalterische, sondern auch eine logistische Aufgabe. Denn es wäre, so Wimmer, nicht nur „enttäuschend, wenn das Stadium nach der EM nur noch halb so groß ist“, sondern auch, wenn für die demontierten Teile keine weitere Verwendung gefunden werden könnte.

Das Stadion ist daher so angelegt, dass sich aus den Bauteilen, die nur für die EM-Spiele benötigt werden, ein zweites Stadion bauen lässt. Über einen möglichen Standort weiß Wimmer noch nichts zu sagen, für ihn zählt zunächst nur, dass es überhaupt möglich ist, diese Form von „Nachhaltigkeit“ zu realisieren. Die Wiederverwertbarkeit betrifft vor allem die Tribünen. Da sie aus Stahl konstruiert sind, können sie anderorts wieder aufgestellt werden.

Ob zur Europameisterschaft, oder danach - das Stadion steht unter einem hohen Verwertungsdruck. In der langen Rampe, die sich durch einen Park in die Zuschauerbereiche hineinzieht, sieht der Architekt nicht nur einen Naherholungsraum. Hier soll bei Veranstaltungen „Geld eingespielt werden“, etwa durch Verkaufs- oder Verpflegungsstände.

Eine Entwicklung wie in Deutschland oder der Schweiz, wo Sportstadien mit Shoppingmalls kombiniert werden um ihre wirtschaftliche Basis zu verbreitern, hält Wimmer zwar für interessant, „aber dafür hat Klagenfurt nicht das Potenzial“. Stattdessen wird dem Fußball-Kessel ein Ballsportzentrum und eine Fußballakademie zugeordnet. Diese sollen für zusätzliche Auslastung sorgen.

Finden Konzerte oder andere Veranstaltungen statt, wird der Rasen einfach abgedeckt. „Die Lösung, den Rasen wie auf einem Tablett herauszufahren um dadurch angeblich flexibel zu sein hat sich nicht bewährt“, so der Architekt.

Er träumt davon, dass sich das Stadion zu einem öffentlichen Ort entwickelt, „ähnlich einem Marktplatz“. Wenigstens zur EM dürfte dieser Wunsch in Erfüllung gehen.

09. März 2005Elisabeth Steiner
Der Standard

„Die sind alleine potent genug“

Er glaube nicht, dass der Bestbieter für das Klagenfurter EM-Stadion, die Porr/Alpine, den Auftrag mit der Strabag teilen will, sagt Bürgermeister Harald Scheucher (VP) im Gespräch mit Elisabeth Steiner.

Er glaube nicht, dass der Bestbieter für das Klagenfurter EM-Stadion, die Porr/Alpine, den Auftrag mit der Strabag teilen will, sagt Bürgermeister Harald Scheucher (VP) im Gespräch mit Elisabeth Steiner.

Standard: Die Porr ist jetzt definitiv Bestbieter. Sind Sie zufrieden?

Scheucher: Ich bin wahnsinnig erleichtert. Das ist jetzt ein Meilenstein in dieser langen und oft sehr unerfreulichen Geschichte um das Klagenfurter EM-Stadion. Jetzt sind wir in die Zielgerade eingebogen.

STANDARD: Was ist das Besondere am Porr-Modell?

Scheucher: Es ist ein tolles Projekt, schön und funktionell durchdacht. Es wird ein Anziehungspunkt der besonderen Art sein. Und es ist europaweit wegweisend für den Stadionbau. Wir können in Klagenfurt stolz darauf sein.

STANDARD: Es hat immer wieder Querschüsse seitens des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider gegen das Vergabeverfahren gegeben.

Scheucher: Ich ziehe vor den Mitgliedern der Vergabekommission den Hut. Sie haben trotz Unterstellungen, Verdächtigungen und Anschüttungen weitergemacht. Vor allem der Vorsitzende Peter Gattermann hat meine ganze Bewunderung. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir ein wirklich zukunftsweisendes und kostengünstiges Projekt erhalten.

STANDARD: Warum hat Haider das getan?

Scheucher: Ich denke, dass das Verfahren in die Luft gesprengt werden sollte. Diese Querschüsse haben uns sehr viel Zeit gekostet. Es wurde aber eindeutig von Obergutachtern festgestellt, dass es nur kleinere Verfahrensmängel gab, die keinen Grund für einen Verfahrensstopp ergeben hätten. Niemand hätte sich ausmalen könne, was passiert wäre, wenn es dazu gekommen wäre.

STANDARD: Befürchten Sie Schadenersatzklagen unterlegener Bieter?

Scheucher: Das kann ich aus heutiger Sicht noch nicht beurteilen. Ich will da wirklich nicht spekulieren. Warten wir einmal die 14-tägige Einspruchsfrist ab. Die Entscheidung ist, wie von den Gutachtern empfohlen, einstimmig getroffen worden. Und diese Entscheidung für die Porr ist schon sehr genau begründet. Da bin ich wirklich nicht aufgeregt.

STANDARD: Wäre für die Stadt eine Aufteilung des Auftrags - etwa mit der Strabag denkbar?

Scheucher: Das Siegerprojekt muss unter diesen festgelegten Konditionen und mit diesem Preis gebaut werden. Wenn also nach Auftragserteilung der Bestbieter meint, einen Partner hereinnehmen zu müssen, so kann er das nur im Einvernehmen mit dem Bauherrn, vertreten durch den Klagenfurter Gemeinderat tun. Aber die Bietergemeinschaft der Porr ist ein so potentes Unternehmen, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sie noch weitere Partner braucht.

STANDARD: Die nächste Hürde könnte die UVP werden. Erwarten Sie weitere Turbulenzen?

Scheucher: Die Stadt Klagenfurt wird raschest und präzise die Umweltverträglichkeitserklärung abgeben. Die Verantwortung für die UVP liegt beim Land und bei Landeshauptmann Haider.

ZUR PERSON:
Harald Scheucher (65), seit '97
Klagenfurter Bürgermeister

08. März 2005Elisabeth Steiner
Der Standard

Porr baut EM-Stadion in Klagenfurt

Die elfköpfige Vergabejury hat Montagnacht die Porr einstimmig zum Bestbieter beim Bau des Klagenfurter EM-Stadions erklärt. Die Vergabe drohte mehrmals zu platzen, weil Kärnten die Strabag favorisierte.

Die elfköpfige Vergabejury hat Montagnacht die Porr einstimmig zum Bestbieter beim Bau des Klagenfurter EM-Stadions erklärt. Die Vergabe drohte mehrmals zu platzen, weil Kärnten die Strabag favorisierte.

Klagenfurt - Um 21.30 Uhr war es soweit: Nach zweitägigen Verhandlungen hat die Vergabekommission den bisherigen Best- und Billigstbieter, die Bietergemeinschaft Porr/Alpine zum Best- und Billigstbieter beim Bau des Klagenfurter EM-Stadions erkoren. Kommissions-Vorsitzender Peter Gattermann sagte zum STANDARD: „Die Porr hat das absolut beste Projekt, sie hat als einzige die Gesamtfläche, nämlich das Stadion und den Sportpark optimal bearbeitet. Das Projekt ist in seiner Gesamtkonzeption einzigartig und bahnbrechend im europäischen Stadionbau“. Zu möglichen Nebenabsprachen (die Stabag mit einem Teil am Auftrag zu beteiligen) meinte Gattermann, „das entscheidet der Bauherr (Klagenfurts Bürgermeister Harald Scheucher, Anm.,) in Abstimmung mit dem Bestbieter“.

Gattermann bezifferte die Gesamtkosten für das Projekt nun mit 59 Mio. Euro. Der Abstand zum Zweitplazierten sei „eindeutig“ gewesen. Heute, Dienstag, wird das Projekt im Klagenfurter Stadtsenat abgesegnet. Dann besteht eine 14-tägige Einspruchsfrist der unterlegenen Anbieter. Anschließend erfolgt die Umweltverträglichkeitsprüfung. Bis Frühling 2007 muss das Stadion fertig sein, damit die Fußball-EM 2008 über die Bühne gehen kann.

Der Schlussakt des Klagenfurter Stadion-Krimis ließ wie die vorangegangenen an Dramatik nichts zu wünschen übrig. Hermetisch abgeriegelt von jeder Öffentlichkeit - in einem zum Hochsicherheitstrakt umfunktionierten Magistratsgebäude - musste die elfköpfige Jury unter dem Vorsitz von Peter Gattermann die Vergabeentscheidung letztlich zwischen den beiden heimischen Baugiganten Porr und Strabag treffen, wobei letztere mit ihrem Angebot bisher nur an dritter Stelle gereiht war. Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner drohte zuletzt sogar mit einer Anfechtung der Vergabe sollte er nicht zum Zug kommen.

Ausgeschrieben war in Klagenfurt ein Generalverfahren. Das heißt, es mussten Architektur und Bauausführung gemeinsam angeboten werden. Bewertet wurde nach den Kriterien Architektur, Wirtschaftlichkeit, Technik, Funktionalität und Städtebaulichkeit. Insgesamt sechs Bieter hatten sich für den Auftrag beworben, der die Errichtung eines neuen Stadions mit 30.000 Sitzplätzen auf dem alten Standort im Klagenfurter Stadtteil Waidmannsdorf vorsieht. Die Kosten werden von Bund, Land Kärnten und der Stadt Klagenfurt gedrittelt.

Das Vergabeverfahren wurde von Anfang an heftig torpediert. Mehrmals stand es daher vor dem definitiven Aus und ebenso oft wurde versucht, es doch noch zu retten.

Als sich bereits kurze Zeit nach dem Beginn des Vergabeverfahrens die Porr als Best-und Billigstbieter herausstellte, begannen sofort Störmanöver seitens des Landes Kärnten. Landeshauptmann Jörg Haider favorisierte ein Konsortium um die Strabag. Ziemlich bald stand der Vorwurf der Schiebung wegen Haselsteiners Nähe zu Haider und dessen Kärntner FPÖ im Raum. Dabei soll es zu verbotenen Weitergabe von Bieterunterlagen bis hin zur illegalen Finanzierung der FPÖ gekommen sein. Was von Haider und Haselsteiner strikte zurückgewiesen wird.

Das Kommissionsmitglied Hermann Eisenköck, der das sogar schriftlich deponierte, musste seine Wahrnehmungen unter Androhung einer 20-Mio.-Euro-Klage von Haselsteiner zurücknehmen.

Als letzter Sprengversuch wurden sämtliche Bieterdetails in einer Kärntner Wochenzeitung veröffentlicht. Als Sprengmeister, der die Unterlagen weitergegeben haben soll, wurde der Klagenfurter Konzerthaus-Direktor und Intimus des Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider, Franz Widrich, vermutet, der das jedoch stets vehement bestritt. Er saß auch als einer von drei Landesvertretern in der Vergabekommission. Als Telefonprotokolle über Widrichs angeblichen Geheimnisverrat auftauchten, trat Haider die so genannte Abhöraffäre los.

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