Details

Adresse
Solothurnstrasse 102, 2504 Biel, Schweiz
Mitarbeit Architektur
Zeno Vogel
Fotografie
Georg Aerni
Weitere Konsulent:innen
Fassadenentwicklung: Holzbau Remund
Funktion
Bildung
Planung
1990
Ausführung
1995 - 1999

Ausführende Firmen

Deckenelemente: Lignatur AG
Holzbau: ARGE SISH Biel

Publikationen

Presseschau

15. September 2002Karin Tschavgova
zuschnitt

Konstruktion und Fassade

Die bestehenden Schulbauten mit Werkhallen und Lagerschuppen der Hochschule in Biel sollten erweitert werden. Die Architekten Conzett, Bronzini, Gartmann fügten südlich des Areals die neuen Werkhallen direkt an den Bestand an. Als Gegenpol entstand ein viergeschoßiges, kubisches Lehrgebäude. Der 94 m lange und 17 m hohe Holzbau hebt sich von den flachen Nachbarbauten als markantes Zeichen ab. Das Flachdach kragt weit aus und bildet den Wetterschutz der Holzkonstruktion und der vorgehängten Eichenholzfassade. Der Erschließungskern wurde in Beton ausgeführt, die Schuleinheiten sind als selbsttragende Holzkonstruktion ausgeführt. In den Klassenzimmern sind verschiedene Holzarten für die Oberflächen verwendet worden. Bei allen Gebäudeteilen wurden Holz und Beton je nach konstruktiver Eigenschaft optimal zusammengefügt.
Die Hochschule für Holzwirtschaft wurde mit dem »Prix Lignum 1999« ausgezeichnet.

Die bestehenden Schulbauten mit Werkhallen und Lagerschuppen der Hochschule in Biel sollten erweitert werden. Die Architekten Conzett, Bronzini, Gartmann fügten südlich des Areals die neuen Werkhallen direkt an den Bestand an. Als Gegenpol entstand ein viergeschoßiges, kubisches Lehrgebäude. Der 94 m lange und 17 m hohe Holzbau hebt sich von den flachen Nachbarbauten als markantes Zeichen ab. Das Flachdach kragt weit aus und bildet den Wetterschutz der Holzkonstruktion und der vorgehängten Eichenholzfassade. Der Erschließungskern wurde in Beton ausgeführt, die Schuleinheiten sind als selbsttragende Holzkonstruktion ausgeführt. In den Klassenzimmern sind verschiedene Holzarten für die Oberflächen verwendet worden. Bei allen Gebäudeteilen wurden Holz und Beton je nach konstruktiver Eigenschaft optimal zusammengefügt.
Die Hochschule für Holzwirtschaft wurde mit dem »Prix Lignum 1999« ausgezeichnet.

Es hängt vom Wissen und der Vorbildung der Betrachter ab, ob sie die Tragwirkung der Fassade richtig interpretieren. Wer in der Tradition der Moderne in jedem Bau eine Trennung in Traggerüst und Füllung vermutet, könnte aus der Betrachtung von Sockelzone und Attikageschoß den Eindruck erhalten, die Außenwand des Lehrgebäudes sei ein Skelettbau, weil von der Tragkonstruktion einzig die Auflagerpunkte über der Fundation und die voluminösen Stützen der Dachbinder sichtbar sind. Tatsächlich entspricht die Tragstruktur dieser Außenwand aber genau dem, was man sieht, nämlich einer flächigen, tragenden Wand, die wie eine durchlöcherte Scheibe wirkt.

Die Öffnungen in der Fassade zeichnen in ihren übergroßen Dimensionen das dahinter liegende Wandelement ab, welches zugleich allseitig als Fensteranschlag dient und im Brüstungsbereich als Überzug für die darunterliegende Decke wirkt. Auf diese Weise ist es möglich, große ungeteilte Fenster einzusetzen, deren Proportionen nicht mehr vom engen Abstand eines Ständers diktiert werden, sondern von ihrer Beziehung zu den großen Räumen.

Die Außenfassaden bestehen aus auf die Konstruktion angeschlagenen Platten aus unbehandelter Eiche. Alle äußeren Wände der Schulräume sind wegen der Scheibenwirkung in der Lage, als kontinuierliche Auflager der Deckenelemente zu dienen. Dies ermöglicht es auch, die Decken der Balkonräume direkt von Klasse zu Klasse zu spannen. Die Tragrichtung verläuft dabei parallel zur Fassade, also rechtwinkelig zu der der Decken in den Klassen. Damit ist eine von stützenden Elementen freie Verbindung der inneren Erschließung mit dem Außenraum möglich, der Raum »fließt« ungehindert ins Innere des Gebäudes.

(3) Jürg Conzett und Markus Peter, ebenda



verknüpfte Zeitschriften
zuschnitt 03 Flächige Vielfalt

15. September 2001Karin Tschavgova
zuschnitt

Bildhafte Abstraktion

Die bestehenden Schulbauten mit Werkhallen und Lagerschuppen der Hochschule in Biel sollten erweitert werden. Die Architekten Conzett, Bronzini, Gartmann fügten südlich des Areals die neuen Werkhallen direkt an den Bestand an. Als Gegenpol entstand ein viergeschoßiges, kubisches Lehrgebäude. Der 94 m lange und 17 m hohe Holzbau hebt sich von den flachen Nachbarbauten als markantes Zeichen ab. Das Flachdach kragt weit aus und bildet den Wetterschutz der Holzkonstruktion und der vorgehängten Eichenholzfassade. Der Erschließungskern wurde in Beton ausgeführt, die Schuleinheiten sind als selbsttragende Holzkonstruktion ausgeführt. In den Klassenzimmern sind verschiedene Holzarten für die Oberflächen verwendet worden. Bei allen Gebäudeteilen wurden Holz und Beton je nach konstruktiver Eigenschaft optimal zusammengefügt.
Die Hochschule für Holzwirtschaft wurde mit dem »Prix Lignum 1999« ausgezeichnet.

Die bestehenden Schulbauten mit Werkhallen und Lagerschuppen der Hochschule in Biel sollten erweitert werden. Die Architekten Conzett, Bronzini, Gartmann fügten südlich des Areals die neuen Werkhallen direkt an den Bestand an. Als Gegenpol entstand ein viergeschoßiges, kubisches Lehrgebäude. Der 94 m lange und 17 m hohe Holzbau hebt sich von den flachen Nachbarbauten als markantes Zeichen ab. Das Flachdach kragt weit aus und bildet den Wetterschutz der Holzkonstruktion und der vorgehängten Eichenholzfassade. Der Erschließungskern wurde in Beton ausgeführt, die Schuleinheiten sind als selbsttragende Holzkonstruktion ausgeführt. In den Klassenzimmern sind verschiedene Holzarten für die Oberflächen verwendet worden. Bei allen Gebäudeteilen wurden Holz und Beton je nach konstruktiver Eigenschaft optimal zusammengefügt.
Die Hochschule für Holzwirtschaft wurde mit dem »Prix Lignum 1999« ausgezeichnet.

Das Grundstück der Schweizerischen Hochschule für die Holzwirtschaft Biel liegt am Rand des Ortes direkt an der Hauptstraße. Eine Industriehalle, eine Wohnanlage, der Höhenzug des Juras und offene Felder bilden den Kontext. Hier sollte nach dem Willen der Bauherren die aus zweigeschoßigen Schulgebäuden mit flachen Giebeldächern sowie niedrigen Werkhallen und Lagerschuppen bestehende Anlage aus der Nachkriegszeit verdichtet werden. Mit zwei typologisch unterschiedlichen Eingriffen haben die Architekten das relativ große Raumprogramm auf dem engen Grundstück überzeugend untergebracht. Zum einen bauten sie die neuen Hallen der Verfahrenstechnik im südlichen Teil des Areals direkt an die bestehenden Werkhallen und verbanden so Alt und Neu zu einem grossen und flachen Bau. Als Gegenpol entstand ein viergeschoßiges, kubisches Lehrgebäude, das sich in seiner Mächtigkeit abhebt von den niedrigen Nachbarbauten mit ihren Giebeldächern. Das Besondere an diesem 94 m langen und 17 m hohen Ankerpunkt im städtebaulichen Kontext ist, dass es sich dabei um einen Holzbau mit einem Erschließungskern aus Beton und einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade aus Eichenholz handelt.

Das dominante, weit auskragende Flachdach ist nicht nur eine formale Spielerei, sondern entscheidend für den Wetterschutz der Holzkonstruktion. Das Attikageschoß ist auf den Längsseiten um die Balkonschicht zurückversetzt. In den unteren drei Geschoßen durchbrechen auf beiden Hauptfassaden des Gebäudes eingezogene Terrassen die mit Fenstern horizontal strukturierten Wände und lassen das Tageslicht bis in die Erschließungszonen vordringen. In umgekehrter Richtung entstanden so Beziehungen aus dem Gebäude heraus in die Landschaft. Auf Kontraste als Kunstgriff setzen die Architekten im Inneren des neuen Lehrgebäudes. Auf der Ebene der Materialisierung tritt der rohe Beton der Korridore und Treppenhäuser in ein faszinierendes Wechselspiel mit den aus unterschiedlichen Holzarten gebildeten Oberflächen der Klassenzimmer und der übrigen Räume. Die Freude an Proportionen und präzisen Details bestimmt das ganze Gebäude.

Das von den Ingenieuren Conzett, Bronzini, Gartmann aus Chur erarbeitete konstruktive Konzept nutzt beide Materialien, Holz und Beton, optimal. So wurden etwa die den Baukern umgebenden Schuleinheiten als selbsttragende Holzkonstruktion ausgebildet. Dadurch werden die Betondecken des Erschließungskerns nicht durch die Vertikallasten des Holzbaus belastet. Sie tragen primär sich selbst und wurden deshalb als vorgespannte Flachdecken mit großen Spannweiten erstellt. Das Lehrgebäude und die Werkhallen der Hochschule für die Holzwirtschaft sind sichtbarer Beleg dafür, dass ein Bau aus Holz auch im städtischen Kontext bestehen kann. (1)

Die konstruktiven Entscheidungen folgen nicht apriorischen Vorstellungen über neue Arten, mit Holz zu bauen, die verschiedenen Konstruktionen sind vielmehr nach ihrer Zweckmäßigkeit verwendet, pragmatisch, von Fall zu Fall, nicht dogmatisch. Die Architekten haben nicht konstruktive Einheitlichkeit angestrebt: Sie hätte sie zu Entscheidungen geführt, die nicht nur in der Wirklichkeit einer Konstruktion begründet sind. Wenn es trotzdem eine Einheitlichkeit gibt, so liegt sie in der Art, die Konstruktion zu denken, nicht in der Konstruktion selber, die sich daraus von Fall zu Fall ergibt. (2)

Für den bis ins Detail klugen Einsatz des Baustoffes Holz wurde die Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft mit dem »Prix Lignum 1999« ausgezeichnet.

(1) Christoph Affentranger
(2) Martin Steinmann aus: Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft, Biel Marcel Meili, Markus Peter mit Zeno Vogel Verlag Niggli AG, 2000



verknüpfte Zeitschriften
zuschnitt 03 Flächige Vielfalt

01. Oktober 1999Roman Hollenstein
NZZ-Folio

Das Haus als riesiges Holzmöbel

An einen Japanischen Tempel erinnert sie entfernt, die 17 Meter hohe Holzwand des neuen Lehrgebäudes der Schweizerischen Hochschule für die Holzwirtschaft an Biels westlicher Ausfallstrasse.

An einen Japanischen Tempel erinnert sie entfernt, die 17 Meter hohe Holzwand des neuen Lehrgebäudes der Schweizerischen Hochschule für die Holzwirtschaft an Biels westlicher Ausfallstrasse.

Kein Fenster durchbricht diese massstabslose, aus riesigen Paneelen bestehende Nordfassade. Die Westseite der 94 Meter langen Eichenkiste hingegen gleicht sich mit ihren grossen Fensterflächen und den loggienartigen Vertiefungen den Bretterstapeln der nahen Sägerei an. Dennoch fällt das Haus, das die Zürcher Architekten Meili & Peter mit Zeno Vogel und dem Churer Bauingenieur Jürg Conzett am Fuss steiler Jurahöhen realisiert haben, mit seinen gigantischen Dimensionen in der von Fabrikhallen, Wohnblocks und Strassenrampen geprägten Vorstadt aus dem Rahmen. All dem vielen Holz zum Trotz lässt es keine beschauliche Atmosphäre aufkommen.

Doch mit Beschaulichkeit identifiziert sich die Holzwirtschaft schon lange nicht mehr. Da an der Hochschule nicht nur rund 300 Studenten eingeschrieben sind, sondern auch Weiterbildungsseminarien und Workshops durchgeführt werden, lag es nahe, die jüngsten Innovationen auf dem Gebiet der Holzbautechnik im Lehrgebäude selbst zu thematisieren. Der zweibündige Schulbau besitzt einen vom Keller bis zur Attika reichenden monolithischen Erschliessungskern aus Stahlbeton mit Treppenhäusern, Warenlift und Nassbereichen. Daran angedockt sind in sich ausgesteifte Schulzimmertürme, die - auf einem modularen Rastersystem basierend - mit Rammpfählen aus Beton tief im Erdreich verankert sind. Die sechs Holzkörper sind durch Aussenterrassen, die bis zur Erschliessungszone vordringen und diese natürlich belichten, in den drei unteren Geschossen voneinander getrennt, werden im zurückversetzten Attikageschoss dann aber zusammengebunden.

Dem formalen und technischen Experiment des Schulbaus ging im Schaffen der Architekten und des Ingenieurs der vielbeachtete Mursteg in der Steiermark voraus. Resultierte aus dem theoretischen Interesse der Zürcher - Marcel Meili war schon in den achtziger Jahren ein Vordenker der neuen Deutschschweizer Baukunst - bereits die grosse Geste der neuen Perronhallen des Hauptbahnhofs Zürich, so gelang ihnen in Biel neben dem Beweis, dass man hierzulande auch städtisch anmutende Holzbauten realisieren kann, ein urbanistisches Statement: Die alte Anlage, bestehend aus dem 1949 im moderaten Heimatstil erbauten Schulhaus mit Mensa sowie niedrigen Werkhallen und Schuppen, wurde so um einen Flachbau für Verfahrenstechnik und das Schulgebäude ergänzt, dass eine Komposition von unterschiedlich hohen Körpern und von Aussenräumen entsteht, die sehr suggestiv durch Weitungen und Engpässe dynamisiert wird.

Den zentralen Hof fasst nach Osten hin der viergeschossige Schulneubau. Der ganz klassisch in Sockel, Mittelteil und Attika gegliederte Skelettbau ist mit Holztafeln verkleidet, die die Statik illustrieren, der Versteifung dienen und grösstmögliche Fensteröffnungen bieten. Zwei als leicht erhöhte Terrassen ausgebildete Eingangsbereiche führen in den zentralen Erschliessungskorridor, der nach links in das räumliche Prunkstück des Gebäudes führt: das elf Meter hohe, mit der alten Mensa verbundene Foyer. In diesem mit Föhrenholz ausgekleideten Raum wähnt man sich in einer überdimensionalen Holzbox von Donald Judd; selbst die mannshohen Radiatoren und die weissen Trommeln der Beleuchtungskörper wirken wie Minimalskulpturen.

Der schon im Hof angeschlagene, bald surrealistisch wirkende, bald von Durch- und Ausblicken geprägte Wechsel zwischen hoch und niedrig, weit und eng durchzieht als Leitthema das Gebäude bis in die ganz in Holz gehaltenen und dennoch eleganten Schulzimmer und bis ins Attikageschoss. Dort gelangt man aus den lichten Büros und der Bibliothek auf die schmalen Terrassen unter dem auskragenden Dach hoch über der Peripherie der Stadt.

21. September 1999Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Ein Kultbau mit Schattenseiten

Der Neubau der Hochschule für die Holzwirtschaft in Biel wurde zum Inbegriff des Innovativen hochstilisiert. Die Zürcher Architekten Meili & Peter haben die Erwartungen nur teilweise erfüllt.

Der Neubau der Hochschule für die Holzwirtschaft in Biel wurde zum Inbegriff des Innovativen hochstilisiert. Die Zürcher Architekten Meili & Peter haben die Erwartungen nur teilweise erfüllt.

Marcel Meili und Markus Peter haben sich, zusammen mit Zeno Vogel, in Biel einen Traum erfüllen können, den Architekten immer wieder in der Wirklichkeit umzusetzen versuchen. Sie haben eine Art ideale Architektur gebaut und ihr oft publiziertes Modell ohne Kompromisse umsetzen können. Die Holzstruktur ist in der Grossform ebenso eindrücklich und lebendig wie im Kleinformat.

Noch selten sind einem Gebäude so grosse Erwartungen vorausgeeilt. Die Holzarchitektur wurde von Anfang an zu einem Kultbau hochstilisiert, der verschiedene Aspekte der aktuellen Debatte in der Schweizer Architektur auf den Punkt bringen und die Entwicklung vorantreiben würde. Für eine Besichtigung der Baustelle vor rund einem Jahr reisten die Architekten scharenweise an.

So fest wie Beton

Erstmals seit langer Zeit konnte in der Schweiz wieder ein grosser Holzbau realisiert werden. Bereits die Überwindung der feuerpolizeilichen Schranken sind eine beachtenswerte Leistung. Mit seinen vier Geschossen und den annähernd hundert Meter Länge, ist das Gebäude ausserdem von eindrücklicher Erscheinung. Die Architekten setzten sich aber auch bei der Konstruktion ehrgeizige Ziele. Sie wollten mit innovativen Methoden die Fesseln des traditionellen Zimmermannsbaues zerreissen und die Masse von Spannweiten und Öffnungen der Fassaden erweitern. Das ist ihnen mit Unterstützung des Ingenieurs Jürg Conzett auch gelungen.

Das Prinzip ist die Stapelung von vorfabrizierten Holzkasten im Verbundsystem. Die horizontal und vertikal geschichteten Grosselemente bilden selbsttragende und unabhängige Raumkuben, die wiederum aufeinander gestapelt wurden. Das System ist unabhängig vom Betonkern, der aus feuerpolizeilichen Gründen gebaut werden musste. Das Eichenholz hat in dieser Kombination die Festigkeit von Beton. Die Elemente bringen bei 50 Prozent Material 120 Prozent der Leistung eines herkömmlichen verleimten Trägers

Das Ergebnis sind neben den grossen Räumen auch die grossen und zahlreichen Fenster. Die Leistung des Ingenieurs ist beachtlich, übrigens auch beim Betonkern, wo die Bodenplatten lediglich von den Gehäusen der Treppen, Lifte und Sanitäranlagen getragen werden und frei auskragen.

Spröde und sperrig steht das neue Schulgebäude inmitten von traditionellen und nostalgisch anmutenden Holzbauten. Er soll gegenüber dem Heimeligen neue Akzente setzen. Die Materialien, neben dem halben Dutzend verschiedener Hölzer auch der Beton, sind provokativ roh verarbeitet worden. Der Wille zu einem zeitgemässen hölzernen Ausdruck ist offensichtlich, wirkt aber irgendwie verkrampft, eine Spur zu heroisch.

Architektur ohne Licht

Eine Enttäuschung sind die Innenräume. Offensichtlich waren die Architekten derart mit der Konstruktion und den Raumfiguren beschäftigt, dass sie ein Grundprinzip der Architektur aus den Augen verloren: funktionale und gut belichtete Räume zu schaffen. Hier hat die Realität nicht mehr viel mit dem Traum gemein. Die Korridore sind auf sämtlichen Geschossen düster wie in einem Keller. Das Tageslicht, das dann und wann seitlich oder von oben einfällt, verpufft wirkungslos und erzeugt kaum die erhofften Effekte. Kunstlicht muss sogar an hellen Sommertagen aushelfen. Die Klassenräume ihrerseits sind zwar durch die grossen Wandöffnungen grosszügig belichtet, wirken aber irgendwie freudlos und fade.

Unverständlich sind die fehlenden Bezüge zwischen den Innen- und Aussenräumen. Das Innere scheint geradezu abgeschottet. Selbst von den grosszügigen, zweigeschossig hohen Loggien führt kein Weg und keine Treppe nach draussen. Als ob es die Architekten geradezu auf Barrieren abgesehen hätten, müssen sich die Hundertschaften von Schülerinnen und Schülern durch enge Eingänge zwängen.

Vollends ernüchternd ist das Foyer, der eigentliche Fixpunkt des Gebäudes. Die 10 Meter hohe und 25 Meter lange Holzkiste, mit einem einzigen Fenster auf Augenhöhe und einer Reihe unter der Decke, soll offenbar ein reines Raumerlebnis vermitteln. Doch das Dasein in der (fast) hermetisch abgeschlossenen Welt wirkt bedrückend. Der Mensch wird klein in diesem Volumen, und riesige Lichtröhren, die von der Decke hängen, drohen ihn zu erschlagen.

17. August 1999Christoph Affentranger
Neue Zürcher Zeitung

Holz im urbanen Kontext

Innovative Schulhausarchitektur von Meili & Peter in Biel

Innovative Schulhausarchitektur von Meili & Peter in Biel

Ging es um Bauen mit Holz, so hatte die «Landi»-Formel: «Mit Holz Heimat bauen» mehr als ein halbes Jahrhundert lang Gültigkeit. In den vergangenen Jahren konnte man dann aber eine überraschende Trendwende beobachten, deren technische Voraussetzungen neue Holzbautechniken und neue Bauvorschriften bildeten. Der hohe Stellenwert ökologischer Handlungsweisen in unserer Zeit bildet den gesellschaftspolitischen Hintergrund für den Boom. Architekten und Ingenieuren gelang es, das enge Korsett tradierter Formen zu sprengen. Jüngstes Beispiel dafür sind die von den Zürcher Architekten Marcel Meili und Markus Peter mit Zeno Vogel realisierten Neubauten der Hochschule für die Holzwirtschaft in Biel.

Das Grundstück liegt am Rand von Biel direkt an der Hauptstrasse Richtung Solothurn. Eine Industriehalle, eine Wohnanlage, der Höhenzug des Juras und offene Felder bilden den Kontext. Hier sollte nach dem Willen der Bauherrschaft, der Schweizerischen Hochschule für die Holzwirtschaft Biel, die aus zweigeschossigen Schulgebäuden mit flachen Giebeldächern sowie niedrigen Werkhallen und Lagerschuppen bestehende Anlage aus der Nachkriegszeit verdichtet werden. Mit zwei typologisch unterschiedlichen Eingriffen haben die Architekten das relativ grosse Raumprogramm auf dem engen Grundstück überzeugend untergebracht. Zum einen bauten sie die neuen Hallen der Verfahrenstechnik im südlichen Teil des Areals direkt an die bestehenden Werkhallen und verbanden so Alt und Neu zu einem grossen und flachen Bau. Als Gegenpol entstand ein viergeschossiges, kubisches Lehrgebäude, das sich in seiner Mächtigkeit abhebt von den niedrigen Nachbarbauten mit ihren Giebeldächern. Das Besondere an diesem 94 Meter langen und 17 Meter hohen Ankerpunkt im städtebaulichen Kontext ist, dass es sich dabei um einen Holzbau mit einem Erschliessungskern aus Beton und einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade aus Eichenholz handelt.

Das dominante, weit auskragende Flachdach ist nicht bloss eine formale Spielerei, sondern entscheidend für den Wetterschutz der Holzkonstruktion. Das Attikageschoss ist auf den Längsseiten um die Balkonschicht zurückversetzt. In den unteren drei Geschossen durchbrechen auf beiden Hauptfassaden des Gebäudes eingezogene Terrassen die mit Fenstern horizontal strukturierten Wände und lassen das Tageslicht bis in die Erschliessungszonen vordringen. In umgekehrter Richtung entstanden so Beziehungen aus dem Gebäude heraus in die Landschaft. Der Rundgang durch das Innere des Gebäudes wird so zu einem Erlebnis mit immer neuen Blickwinkeln.

Auf Kontraste als Kunstgriff setzen die Architekten im Inneren des neuen Lehrgebäudes. Überproportional grosse Türen etwa stehen im Gegensatz zu niedrigen Durchgängen, die wiederum in hohe Räume führen. Auf der Ebene der Materialisierung tritt der rohe Beton der Korridore und Treppenhäuser in ein faszinierendes Wechselspiel mit den aus unterschiedlichen Holzarten gebildeten Oberflächen der Klassenzimmer und der übrigen Räume. Die Freude an Proportionen und präzisen Details bestimmt das ganze Gebäude. Das von den Ingenieuren Conzett, Bronzini, Gartmann aus Chur erarbeitete konstruktive Konzept nutzt beide Materialien, Holz und Beton, optimal. So wurden etwa die den Baukern umgebenden Schuleinheiten als selbsttragende Holzkonstruktion ausgebildet. Dadurch werden die Betondecken des Erschliessungskerns nicht durch die Vertikallasten des Holzbaues belastet. Sie tragen primär sich selbst und wurden deshalb als vorgespannte Flachdecken mit grossen Spannweiten erstellt. Das Lehrgebäude und die Werkhallen der Hochschule für die Holzwirtschaft sind sichtbarer Beleg dafür, dass ein Bau aus Holz auch im städtischen Kontext bestehen kann. Dafür und für den bis ins Detail klugen Einsatz des Baustoffes Holz wurde die Anlage wenige Tage vor der Einweihung am heutigen 17. August mit dem «Prix Lignum» ausgezeichnet.

9 | 8 | 7 | 5 | 6 | 4 | 3 | 2 | 1