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Texte

17. August 2001Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Kreativität wächst aus der Peripherie

Nach langem Treten an Ort ist auch Bern städtebaulich und architektonisch im Aufbruch. Renzo Piano, Daniel Libeskind und Rodolphe Luscher werden bedeutende Gebäude bauen - an den Stadträndern.

Nach langem Treten an Ort ist auch Bern städtebaulich und architektonisch im Aufbruch. Renzo Piano, Daniel Libeskind und Rodolphe Luscher werden bedeutende Gebäude bauen - an den Stadträndern.

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09. Dezember 2000Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Planerischer Talentschuppen

Europan ist weltweit der grösste Architekturwettbewerb. Er findet in 14 Ländern statt und fördert die Stadtdiskussion.

Europan ist weltweit der grösste Architekturwettbewerb. Er findet in 14 Ländern statt und fördert die Stadtdiskussion.

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09. Dezember 2000Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Der Konkurrenzkampf der Städte

Europas Städte verändern sich. Investoren und Kommunen sind auf der Suche nach urbanen Brachen, die ein hohes Verdichtungspotenzial versprechen. Eine Herausforderung für Architekten, Planer und Politiker

Europas Städte verändern sich. Investoren und Kommunen sind auf der Suche nach urbanen Brachen, die ein hohes Verdichtungspotenzial versprechen. Eine Herausforderung für Architekten, Planer und Politiker

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08. Dezember 2000Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Ein Meister des Innenraumes

Der Berner Architekt Andrea Roost baut überraschende räumliche Figuren. Einblicke in seine Arbeit gibt eine Ausstellung an der ETH Zürich.

Der Berner Architekt Andrea Roost baut überraschende räumliche Figuren. Einblicke in seine Arbeit gibt eine Ausstellung an der ETH Zürich.

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29. November 2000Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Eine gelbe, kubische Provokation im Ländle

Die Vorarlberger Architekten Baumschlager & Eberle haben in Schaan ein Manifest für moderne Bauskulptur gebaut. Ein Fingerzeig, dass sich die Baukultur auch im Ländle bewegt.

Die Vorarlberger Architekten Baumschlager & Eberle haben in Schaan ein Manifest für moderne Bauskulptur gebaut. Ein Fingerzeig, dass sich die Baukultur auch im Ländle bewegt.

Die Denkmalpflege des Landes Liechtenstein fasste mutig den Entschluss, am diesjährigen Tag des Denkmals die auffälligste Villa der Region zu besichtigen. Das Haus - eine Skulptur aus aufgetürmten Kuben in gelb gefärbtem Beton - war eben erst bezogen worden. Erhielt es damit bereits die Weihe eines Baudenkmals? Es ist zumindest ein Manifest der zeitgenössischen Baukultur. Achtzig Leute standen zur Visite davor und wollten wissen, ob so was zu bewohnen sei.

Angezogen hat sie auch der klingende Name der Architekten, Carlo Baumschlager und Dietmar Eberle aus Lochau (Österreich). Sie sind die Aushängeschilder Vorarlbergs, das sich wie einst in den 70er-Jahren das Tessin aus dem Nichts zur Architekturregion gemausert hat. Die neue Baukultur wird immer wieder mit den minimalistischen Tendenzen in der Schweiz verglichen, und nicht ganz zufällig ist Dietmar Eberle Professor für Entwurf an der ETH Zürich. Wer mit Baumschlager & Eberle baut, nimmt bewusst das Risiko auf sich, auffällig zu sein. Auch wenn die Architekten versichern, sie hätten nicht die Provokation gesucht: Das gelbe Haus in Schaan unterscheidet sich deutlich von all diesen gewöhnlichen bis banalen Wohnhäusern der Umgebung. Es muss provozieren in einem Land, wo in den letzten zwanzig Jahren der Schlösslistil in seinen wildesten Blüten die Fantasie anregte.

Besucher können sich allerdings davon überzeugen, dass in der spektakulären Form ein ausgefeiltes und raffiniertes Raumkonzept steckt. Das Haus steht auf einem kleinen Grundstück von lediglich 700 Quadratmetern als Insel in sich gekehrt. Vier Geschosse, so zählt man nach einigem Hin und Her, sind aufeinander geschichtet. Sie definieren sich alle in überraschender Weise und trotzdem überaus funktional. Der Raumfluss und die Bezüge nach draussen sind vom Keller bis zum Dach überzeugend entworfen.

So ist das Wohngeschoss winkelförmig angelegt, damit ein kleines Schwimmbecken integriert werden konnte. Der gemauerte Sockel mit den Garagen verbirgt ein Atrium mit anliegenden Gästezimmern. Die beste Aussicht ins Rheintal geniesst man von der Dachterrasse im ersten Obergeschoss und nicht etwa vom verwegen auskragenden Balkon darüber. Dort verbirgt sich ein kleines Reich für die Kinder. „Wir wollten das Haus nicht gegenüber der näheren Umgebung öffnen, da diese nicht besonders erbaulich ist“, sagt Carlo Baumschlager zu seinem ungewöhnlichen Konzept.

Baumschlager & Eberle haben in Vaduz bereits eine spektakuläre Villa gebaut und arbeiten dort zurzeit an einem grossen Verwaltungsbau. Zusammen mit dem neuen Kunstmuseum von Morger & Degelo (siehe TA vom 10. November) scheint in die Baukultur Liechtensteins Bewegung gekommen sein. Der kürzlich erschienene Band „Bauen für Liechtenstein“ liefert einen Überblick über die Bautätigkeit im Land.


[ Bauen für Liechtenstein. Ausgewählte Beispiele zur Gestaltung einer Kulturlandschaft. Hochbauamt / Denkmalpflege, Vaduz 2000. 350 S. ]

TagesAnzeiger, Mi., 2000.11.29



verknüpfte Bauwerke
Gelbes Haus

10. Januar 2000Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Ein zeitgenössischer Klassizist im Spagat

Ist es ein Schneehaus oder ein Rohbau? Der Architekt Valerio Olgiati hat in Flims einen weissen Würfel gebaut. Genauer: Er hat ihn in einem Altbau gefunden.

Ist es ein Schneehaus oder ein Rohbau? Der Architekt Valerio Olgiati hat in Flims einen weissen Würfel gebaut. Genauer: Er hat ihn in einem Altbau gefunden.

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verknüpfte Bauwerke
„Gelbes Haus“ - Umbau

06. Oktober 1999Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Hanseatische Bautradition nach Berner Art

Das Berner Atelier 5 hat in Hamburg erstmals eine Wohnsiedlung in einem grossstädtischen Quartier gebaut. Seine architektonischen und sozialen Grundsätze haben die Deutschen begeistert.

Das Berner Atelier 5 hat in Hamburg erstmals eine Wohnsiedlung in einem grossstädtischen Quartier gebaut. Seine architektonischen und sozialen Grundsätze haben die Deutschen begeistert.

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verknüpfte Bauwerke
Wohnsiedlung

21. September 1999Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Ein Kultbau mit Schattenseiten

Der Neubau der Hochschule für die Holzwirtschaft in Biel wurde zum Inbegriff des Innovativen hochstilisiert. Die Zürcher Architekten Meili & Peter haben die Erwartungen nur teilweise erfüllt.

Der Neubau der Hochschule für die Holzwirtschaft in Biel wurde zum Inbegriff des Innovativen hochstilisiert. Die Zürcher Architekten Meili & Peter haben die Erwartungen nur teilweise erfüllt.

Marcel Meili und Markus Peter haben sich, zusammen mit Zeno Vogel, in Biel einen Traum erfüllen können, den Architekten immer wieder in der Wirklichkeit umzusetzen versuchen. Sie haben eine Art ideale Architektur gebaut und ihr oft publiziertes Modell ohne Kompromisse umsetzen können. Die Holzstruktur ist in der Grossform ebenso eindrücklich und lebendig wie im Kleinformat.

Noch selten sind einem Gebäude so grosse Erwartungen vorausgeeilt. Die Holzarchitektur wurde von Anfang an zu einem Kultbau hochstilisiert, der verschiedene Aspekte der aktuellen Debatte in der Schweizer Architektur auf den Punkt bringen und die Entwicklung vorantreiben würde. Für eine Besichtigung der Baustelle vor rund einem Jahr reisten die Architekten scharenweise an.

So fest wie Beton

Erstmals seit langer Zeit konnte in der Schweiz wieder ein grosser Holzbau realisiert werden. Bereits die Überwindung der feuerpolizeilichen Schranken sind eine beachtenswerte Leistung. Mit seinen vier Geschossen und den annähernd hundert Meter Länge, ist das Gebäude ausserdem von eindrücklicher Erscheinung. Die Architekten setzten sich aber auch bei der Konstruktion ehrgeizige Ziele. Sie wollten mit innovativen Methoden die Fesseln des traditionellen Zimmermannsbaues zerreissen und die Masse von Spannweiten und Öffnungen der Fassaden erweitern. Das ist ihnen mit Unterstützung des Ingenieurs Jürg Conzett auch gelungen.

Das Prinzip ist die Stapelung von vorfabrizierten Holzkasten im Verbundsystem. Die horizontal und vertikal geschichteten Grosselemente bilden selbsttragende und unabhängige Raumkuben, die wiederum aufeinander gestapelt wurden. Das System ist unabhängig vom Betonkern, der aus feuerpolizeilichen Gründen gebaut werden musste. Das Eichenholz hat in dieser Kombination die Festigkeit von Beton. Die Elemente bringen bei 50 Prozent Material 120 Prozent der Leistung eines herkömmlichen verleimten Trägers

Das Ergebnis sind neben den grossen Räumen auch die grossen und zahlreichen Fenster. Die Leistung des Ingenieurs ist beachtlich, übrigens auch beim Betonkern, wo die Bodenplatten lediglich von den Gehäusen der Treppen, Lifte und Sanitäranlagen getragen werden und frei auskragen.

Spröde und sperrig steht das neue Schulgebäude inmitten von traditionellen und nostalgisch anmutenden Holzbauten. Er soll gegenüber dem Heimeligen neue Akzente setzen. Die Materialien, neben dem halben Dutzend verschiedener Hölzer auch der Beton, sind provokativ roh verarbeitet worden. Der Wille zu einem zeitgemässen hölzernen Ausdruck ist offensichtlich, wirkt aber irgendwie verkrampft, eine Spur zu heroisch.

Architektur ohne Licht

Eine Enttäuschung sind die Innenräume. Offensichtlich waren die Architekten derart mit der Konstruktion und den Raumfiguren beschäftigt, dass sie ein Grundprinzip der Architektur aus den Augen verloren: funktionale und gut belichtete Räume zu schaffen. Hier hat die Realität nicht mehr viel mit dem Traum gemein. Die Korridore sind auf sämtlichen Geschossen düster wie in einem Keller. Das Tageslicht, das dann und wann seitlich oder von oben einfällt, verpufft wirkungslos und erzeugt kaum die erhofften Effekte. Kunstlicht muss sogar an hellen Sommertagen aushelfen. Die Klassenräume ihrerseits sind zwar durch die grossen Wandöffnungen grosszügig belichtet, wirken aber irgendwie freudlos und fade.

Unverständlich sind die fehlenden Bezüge zwischen den Innen- und Aussenräumen. Das Innere scheint geradezu abgeschottet. Selbst von den grosszügigen, zweigeschossig hohen Loggien führt kein Weg und keine Treppe nach draussen. Als ob es die Architekten geradezu auf Barrieren abgesehen hätten, müssen sich die Hundertschaften von Schülerinnen und Schülern durch enge Eingänge zwängen.

Vollends ernüchternd ist das Foyer, der eigentliche Fixpunkt des Gebäudes. Die 10 Meter hohe und 25 Meter lange Holzkiste, mit einem einzigen Fenster auf Augenhöhe und einer Reihe unter der Decke, soll offenbar ein reines Raumerlebnis vermitteln. Doch das Dasein in der (fast) hermetisch abgeschlossenen Welt wirkt bedrückend. Der Mensch wird klein in diesem Volumen, und riesige Lichtröhren, die von der Decke hängen, drohen ihn zu erschlagen.

TagesAnzeiger, Di., 1999.09.21



verknüpfte Bauwerke
Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft

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Publikationen

Presseschau 12

17. August 2001Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Kreativität wächst aus der Peripherie

Nach langem Treten an Ort ist auch Bern städtebaulich und architektonisch im Aufbruch. Renzo Piano, Daniel Libeskind und Rodolphe Luscher werden bedeutende Gebäude bauen - an den Stadträndern.

Nach langem Treten an Ort ist auch Bern städtebaulich und architektonisch im Aufbruch. Renzo Piano, Daniel Libeskind und Rodolphe Luscher werden bedeutende Gebäude bauen - an den Stadträndern.

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09. Dezember 2000Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Planerischer Talentschuppen

Europan ist weltweit der grösste Architekturwettbewerb. Er findet in 14 Ländern statt und fördert die Stadtdiskussion.

Europan ist weltweit der grösste Architekturwettbewerb. Er findet in 14 Ländern statt und fördert die Stadtdiskussion.

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09. Dezember 2000Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Der Konkurrenzkampf der Städte

Europas Städte verändern sich. Investoren und Kommunen sind auf der Suche nach urbanen Brachen, die ein hohes Verdichtungspotenzial versprechen. Eine Herausforderung für Architekten, Planer und Politiker

Europas Städte verändern sich. Investoren und Kommunen sind auf der Suche nach urbanen Brachen, die ein hohes Verdichtungspotenzial versprechen. Eine Herausforderung für Architekten, Planer und Politiker

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08. Dezember 2000Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Ein Meister des Innenraumes

Der Berner Architekt Andrea Roost baut überraschende räumliche Figuren. Einblicke in seine Arbeit gibt eine Ausstellung an der ETH Zürich.

Der Berner Architekt Andrea Roost baut überraschende räumliche Figuren. Einblicke in seine Arbeit gibt eine Ausstellung an der ETH Zürich.

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29. November 2000Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Eine gelbe, kubische Provokation im Ländle

Die Vorarlberger Architekten Baumschlager & Eberle haben in Schaan ein Manifest für moderne Bauskulptur gebaut. Ein Fingerzeig, dass sich die Baukultur auch im Ländle bewegt.

Die Vorarlberger Architekten Baumschlager & Eberle haben in Schaan ein Manifest für moderne Bauskulptur gebaut. Ein Fingerzeig, dass sich die Baukultur auch im Ländle bewegt.

Die Denkmalpflege des Landes Liechtenstein fasste mutig den Entschluss, am diesjährigen Tag des Denkmals die auffälligste Villa der Region zu besichtigen. Das Haus - eine Skulptur aus aufgetürmten Kuben in gelb gefärbtem Beton - war eben erst bezogen worden. Erhielt es damit bereits die Weihe eines Baudenkmals? Es ist zumindest ein Manifest der zeitgenössischen Baukultur. Achtzig Leute standen zur Visite davor und wollten wissen, ob so was zu bewohnen sei.

Angezogen hat sie auch der klingende Name der Architekten, Carlo Baumschlager und Dietmar Eberle aus Lochau (Österreich). Sie sind die Aushängeschilder Vorarlbergs, das sich wie einst in den 70er-Jahren das Tessin aus dem Nichts zur Architekturregion gemausert hat. Die neue Baukultur wird immer wieder mit den minimalistischen Tendenzen in der Schweiz verglichen, und nicht ganz zufällig ist Dietmar Eberle Professor für Entwurf an der ETH Zürich. Wer mit Baumschlager & Eberle baut, nimmt bewusst das Risiko auf sich, auffällig zu sein. Auch wenn die Architekten versichern, sie hätten nicht die Provokation gesucht: Das gelbe Haus in Schaan unterscheidet sich deutlich von all diesen gewöhnlichen bis banalen Wohnhäusern der Umgebung. Es muss provozieren in einem Land, wo in den letzten zwanzig Jahren der Schlösslistil in seinen wildesten Blüten die Fantasie anregte.

Besucher können sich allerdings davon überzeugen, dass in der spektakulären Form ein ausgefeiltes und raffiniertes Raumkonzept steckt. Das Haus steht auf einem kleinen Grundstück von lediglich 700 Quadratmetern als Insel in sich gekehrt. Vier Geschosse, so zählt man nach einigem Hin und Her, sind aufeinander geschichtet. Sie definieren sich alle in überraschender Weise und trotzdem überaus funktional. Der Raumfluss und die Bezüge nach draussen sind vom Keller bis zum Dach überzeugend entworfen.

So ist das Wohngeschoss winkelförmig angelegt, damit ein kleines Schwimmbecken integriert werden konnte. Der gemauerte Sockel mit den Garagen verbirgt ein Atrium mit anliegenden Gästezimmern. Die beste Aussicht ins Rheintal geniesst man von der Dachterrasse im ersten Obergeschoss und nicht etwa vom verwegen auskragenden Balkon darüber. Dort verbirgt sich ein kleines Reich für die Kinder. „Wir wollten das Haus nicht gegenüber der näheren Umgebung öffnen, da diese nicht besonders erbaulich ist“, sagt Carlo Baumschlager zu seinem ungewöhnlichen Konzept.

Baumschlager & Eberle haben in Vaduz bereits eine spektakuläre Villa gebaut und arbeiten dort zurzeit an einem grossen Verwaltungsbau. Zusammen mit dem neuen Kunstmuseum von Morger & Degelo (siehe TA vom 10. November) scheint in die Baukultur Liechtensteins Bewegung gekommen sein. Der kürzlich erschienene Band „Bauen für Liechtenstein“ liefert einen Überblick über die Bautätigkeit im Land.


[ Bauen für Liechtenstein. Ausgewählte Beispiele zur Gestaltung einer Kulturlandschaft. Hochbauamt / Denkmalpflege, Vaduz 2000. 350 S. ]

TagesAnzeiger, Mi., 2000.11.29



verknüpfte Bauwerke
Gelbes Haus

10. Januar 2000Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Ein zeitgenössischer Klassizist im Spagat

Ist es ein Schneehaus oder ein Rohbau? Der Architekt Valerio Olgiati hat in Flims einen weissen Würfel gebaut. Genauer: Er hat ihn in einem Altbau gefunden.

Ist es ein Schneehaus oder ein Rohbau? Der Architekt Valerio Olgiati hat in Flims einen weissen Würfel gebaut. Genauer: Er hat ihn in einem Altbau gefunden.

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verknüpfte Bauwerke
„Gelbes Haus“ - Umbau

06. Oktober 1999Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Hanseatische Bautradition nach Berner Art

Das Berner Atelier 5 hat in Hamburg erstmals eine Wohnsiedlung in einem grossstädtischen Quartier gebaut. Seine architektonischen und sozialen Grundsätze haben die Deutschen begeistert.

Das Berner Atelier 5 hat in Hamburg erstmals eine Wohnsiedlung in einem grossstädtischen Quartier gebaut. Seine architektonischen und sozialen Grundsätze haben die Deutschen begeistert.

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verknüpfte Bauwerke
Wohnsiedlung

21. September 1999Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Ein Kultbau mit Schattenseiten

Der Neubau der Hochschule für die Holzwirtschaft in Biel wurde zum Inbegriff des Innovativen hochstilisiert. Die Zürcher Architekten Meili & Peter haben die Erwartungen nur teilweise erfüllt.

Der Neubau der Hochschule für die Holzwirtschaft in Biel wurde zum Inbegriff des Innovativen hochstilisiert. Die Zürcher Architekten Meili & Peter haben die Erwartungen nur teilweise erfüllt.

Marcel Meili und Markus Peter haben sich, zusammen mit Zeno Vogel, in Biel einen Traum erfüllen können, den Architekten immer wieder in der Wirklichkeit umzusetzen versuchen. Sie haben eine Art ideale Architektur gebaut und ihr oft publiziertes Modell ohne Kompromisse umsetzen können. Die Holzstruktur ist in der Grossform ebenso eindrücklich und lebendig wie im Kleinformat.

Noch selten sind einem Gebäude so grosse Erwartungen vorausgeeilt. Die Holzarchitektur wurde von Anfang an zu einem Kultbau hochstilisiert, der verschiedene Aspekte der aktuellen Debatte in der Schweizer Architektur auf den Punkt bringen und die Entwicklung vorantreiben würde. Für eine Besichtigung der Baustelle vor rund einem Jahr reisten die Architekten scharenweise an.

So fest wie Beton

Erstmals seit langer Zeit konnte in der Schweiz wieder ein grosser Holzbau realisiert werden. Bereits die Überwindung der feuerpolizeilichen Schranken sind eine beachtenswerte Leistung. Mit seinen vier Geschossen und den annähernd hundert Meter Länge, ist das Gebäude ausserdem von eindrücklicher Erscheinung. Die Architekten setzten sich aber auch bei der Konstruktion ehrgeizige Ziele. Sie wollten mit innovativen Methoden die Fesseln des traditionellen Zimmermannsbaues zerreissen und die Masse von Spannweiten und Öffnungen der Fassaden erweitern. Das ist ihnen mit Unterstützung des Ingenieurs Jürg Conzett auch gelungen.

Das Prinzip ist die Stapelung von vorfabrizierten Holzkasten im Verbundsystem. Die horizontal und vertikal geschichteten Grosselemente bilden selbsttragende und unabhängige Raumkuben, die wiederum aufeinander gestapelt wurden. Das System ist unabhängig vom Betonkern, der aus feuerpolizeilichen Gründen gebaut werden musste. Das Eichenholz hat in dieser Kombination die Festigkeit von Beton. Die Elemente bringen bei 50 Prozent Material 120 Prozent der Leistung eines herkömmlichen verleimten Trägers

Das Ergebnis sind neben den grossen Räumen auch die grossen und zahlreichen Fenster. Die Leistung des Ingenieurs ist beachtlich, übrigens auch beim Betonkern, wo die Bodenplatten lediglich von den Gehäusen der Treppen, Lifte und Sanitäranlagen getragen werden und frei auskragen.

Spröde und sperrig steht das neue Schulgebäude inmitten von traditionellen und nostalgisch anmutenden Holzbauten. Er soll gegenüber dem Heimeligen neue Akzente setzen. Die Materialien, neben dem halben Dutzend verschiedener Hölzer auch der Beton, sind provokativ roh verarbeitet worden. Der Wille zu einem zeitgemässen hölzernen Ausdruck ist offensichtlich, wirkt aber irgendwie verkrampft, eine Spur zu heroisch.

Architektur ohne Licht

Eine Enttäuschung sind die Innenräume. Offensichtlich waren die Architekten derart mit der Konstruktion und den Raumfiguren beschäftigt, dass sie ein Grundprinzip der Architektur aus den Augen verloren: funktionale und gut belichtete Räume zu schaffen. Hier hat die Realität nicht mehr viel mit dem Traum gemein. Die Korridore sind auf sämtlichen Geschossen düster wie in einem Keller. Das Tageslicht, das dann und wann seitlich oder von oben einfällt, verpufft wirkungslos und erzeugt kaum die erhofften Effekte. Kunstlicht muss sogar an hellen Sommertagen aushelfen. Die Klassenräume ihrerseits sind zwar durch die grossen Wandöffnungen grosszügig belichtet, wirken aber irgendwie freudlos und fade.

Unverständlich sind die fehlenden Bezüge zwischen den Innen- und Aussenräumen. Das Innere scheint geradezu abgeschottet. Selbst von den grosszügigen, zweigeschossig hohen Loggien führt kein Weg und keine Treppe nach draussen. Als ob es die Architekten geradezu auf Barrieren abgesehen hätten, müssen sich die Hundertschaften von Schülerinnen und Schülern durch enge Eingänge zwängen.

Vollends ernüchternd ist das Foyer, der eigentliche Fixpunkt des Gebäudes. Die 10 Meter hohe und 25 Meter lange Holzkiste, mit einem einzigen Fenster auf Augenhöhe und einer Reihe unter der Decke, soll offenbar ein reines Raumerlebnis vermitteln. Doch das Dasein in der (fast) hermetisch abgeschlossenen Welt wirkt bedrückend. Der Mensch wird klein in diesem Volumen, und riesige Lichtröhren, die von der Decke hängen, drohen ihn zu erschlagen.

TagesAnzeiger, Di., 1999.09.21



verknüpfte Bauwerke
Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft

11. Mai 1999Christoph Allenspach
TagesAnzeiger

Mit kühnen Formen gegen die Mode

Aufträge aus Europa und den USA belegen es: Die Basler Herzog & de Meuron gehören zu den weltweit gefragtesten Architekten. Ihre jüngsten Projekte zeigen einen deutlichen Wandel ihrer Sprache.

Aufträge aus Europa und den USA belegen es: Die Basler Herzog & de Meuron gehören zu den weltweit gefragtesten Architekten. Ihre jüngsten Projekte zeigen einen deutlichen Wandel ihrer Sprache.

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Profil

Studium der Kunstgeschichte an den Universitäten Freiburg i.Ue. und Florenz
Seit 1982 freischaffender Architekturhistoriker und Journalist

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