Details

Adresse
Kurt-Schwitters-Platz, 30169 Hannover, Deutschland
Mitarbeit Architektur
Elke Eichmann, Christof Weber; Maike Basista, Sarah Escher, Lukas Eschmann, Elina Geibel, Patrycja Okuliar-Sowa, Anna Poullou, Mathias Wünsche
Landschaftsarchitektur
Müller Illien
Bauphysik
Müller-BBM
Weitere Konsulent:innen
Lichtplanung: Licht Kunst Licht AG, Bonn
Fassadenplanung Glas: AMP Fassadentechnik, Neuss
Elektro- & Sicherheitstechnik: Rathenow BPS GmbH, Dresden
Haustechnik: Inros Lackner AG, Rostock, Hannover
Wettbewerb
2009 - 2010
Ausführung
2012 - 2015
Eröffnung
2015
Baukosten
35,8 Mio EUR

Publikationen

Presseschau

07. Oktober 2015Bettina Maria Brosowsky
Neue Zürcher Zeitung

Energie für die Kunst

(SUBTITLE) Ein Erweiterungsbau für das Sprengel-Museum in Hannover

In Hannover konnte jüngst der vom Zürcher Büro Meili/Peter geplante Erweiterungsbau des Sprengel-Museums eröffnet werden. Der Betonbau setzt den prägnanten Schlussstein in einen komplexen Baubestand.

In Hannover konnte jüngst der vom Zürcher Büro Meili/Peter geplante Erweiterungsbau des Sprengel-Museums eröffnet werden. Der Betonbau setzt den prägnanten Schlussstein in einen komplexen Baubestand.

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18. September 2015Michael Wurmitzer
Der Standard

Sprengel: Ein tanzender Stein, gewachsen für die Kunst

(SUBTITLE) Das Sprengel-Museum Hannover stellt ab jetzt auf 1400 Quadratmetern mehr aus

Hannover kann grau erscheinen. Im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört, wendet einem das wiederaufgebaute Zentrum allerorten das Gesicht der Betonmoderne...

Hannover kann grau erscheinen. Im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört, wendet einem das wiederaufgebaute Zentrum allerorten das Gesicht der Betonmoderne...

Hannover kann grau erscheinen. Im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört, wendet einem das wiederaufgebaute Zentrum allerorten das Gesicht der Betonmoderne zu. Und das ähnelt mitunter mehr einem Hinterkopf. Charmanter wird es weiter draußen, etwa hin zum Maschsee. Dort hat die niedersächsische Landeshauptstadt jetzt einen Betonblock mehr. Einen, der anders ist. Als schwarzer Riegel liegt der Erweiterungsbau zum Sprengel-Museum da. Oder: schwebt. Denn den Maßen nach massig, wirkt er doch leicht.

Seine Geschichte jedenfalls wiegt schwer, am Anfang des Sprengel steht ein ideologisches Missverständnis. Als die Schokoladenfabrikanten Margit und Bernhard Sprengel nämlich 1937 in München durch die Propaganda-Schau Entartete Kunst schlenderten, verstanden sie etwas falsch: Was sie sahen, gefiel ihnen – „trotz schlechter Hängung“.

Die beiden begannen, die von den Nazis verfemten Künstler zu sammeln. Zuerst die bunten Aquarelle Emil Noldes, dann Kurt Schwitters (heute besitzt man das umfangreichste Schwitters-Archiv der Welt), die beiden Maxe Beckmann und Ernst, Paul Klee, Fernand Léger, Pablo Picasso und schließlich die ganze klassische Moderne. 1969 überließ das Paar die mehr als 800 Werke der Stadt, die dafür 1979 ein Museum baute und es u.a. mit Niki de Saint Phalle (sie schenkte dem Haus Anfang des Jahrtausends 400 Werke aus ihrem Nachlass) weiter befüllte. Eine der weltweit wichtigsten Sammlungen zur Kunst des 20. Jahrhunderts ist so zusammengekommen. Seit ein paar Jahren liegt der Fokus auf Fotografie und neuen Medien. Das Haus wurde endgültig zu klein.

Ingenieurtechnische Meisterleistung

Am Freitag eröffnet der Zubau. Eines von Alexander Calders gewaltigen Mobiles schmückt sein Herzstück: eine ovale Rampe, die alte und neue Ausstellungsräume verbindet. Intensive Anbindung an den Altbau bei gleichzeitiger Möglichkeit separaten Betriebs, so das Konzept, mit dem sich Meili/Peter aus Zürich im Wettbewerb gegen Stararchitekten wie Zaha Hadid durchgesetzt haben.

Es ist ihr erster Museumsbau – und gleich ein Kraftakt! 36 Millionen Euro hat die auf einem gläsernen Sockel ruhende Betonwanne gekostet und ist eine ingenieurtechnische Meisterleistung: In einem Stück vor Ort gegossen, wurde rundherum ein Wärmezelt errichtet, um Sprünge beim Aushärten zu vermeiden. Fugenlos wie ein „gewachsener Stein“ sei das Ergebnis, so der ins Baugeschehen hinein berufene Direktor Reinhard Spieler.

75 Meter erstreckt sich die Fassade hinter dem Stammhaus, aufgelockert von einem Relief aus Horizontalen und Vertikalen. Mit etwas Fantasie erinnert es an Otto Freundlichs Der neue Mensch am Titelblatt des Entartete Kunst-Ausstellungsführers. Im Sonnenlicht schimmert der anthrazitgrau durchgefärbte Beton silbern.

Akklimatisierungsübung

Drinnen finden zehn Ausstellungsräume Platz. Luftig und tageslichtdurchflutet erweitern sie die Präsentationsfläche des Sprengel um ein Drittel auf 6600 Qua dratmeter. „Tanzend“ nennen die Architekten die kaum merklich, aber doch ungewohnt aus der Flucht gedrehten White Cubes. Dazu kommen Depots und Räume für die Forschung – neu geschaffene Kuratoren- und Fotorestauratorenstellen sollen noch mehr Schenkungen bringen.

Auch entstanden sind drei Loggien – zum Sitzen und Erinnern. Den Maschsee nebenan, heute Naherholungsgebiet, ließ die NSDAP nämlich 1934 von 1600 Arbeitslosen und Zwangsarbeitern fassen. Eine Wanne für die Kunst neben der Wanne für‘s Wasser – die Wiederherstellung eines Gleichgewichts und ein Zeichen für die geistige Widerständigkeit des Menschen?

Noch sind die neuen Mauern nicht auf den Museumsbetrieb eingestellt. Mit richtig wertvollen Sachen kann man aus klimatischen Gründen erst ein halbes Jahr nach Fertigstellung hinein. Daher wird der Auftakt Zehn Räume, drei Loggien und ein Saal eine Akklimatisierungsübung mit Installationen, die den Blick besonders auch auf die Räume lenken sollen. Im Mai 2016 folgt die große Eröffnung. Nach einer Überholung des Altbaus fährt man mit Werken der klassischen Moderne dann alle Geschütze auf.

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