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Bauwerke

Artikel 12

11. Mai 2015Wojciech Czaja
Der Standard

Lorbeeren für die kantigste Architektin

Die Wiener Architektin Elke Delugan-Meissl ist Trägerin des Großen Österreichischen Staatspreises und Kommissärin der Architekturbiennale 2016

Die Wiener Architektin Elke Delugan-Meissl ist Trägerin des Großen Österreichischen Staatspreises und Kommissärin der Architekturbiennale 2016

Sie ist ein Fan von Yohji Yamamoto. „Mich fasziniert, wie er mit Schnitt und Materialität umgeht“, sagt die Wiener Architektin Elke Delugan-Meissl, die nicht wenige Stücke des japanischen Designers besitzt. „Indem man seine Kleidungsstücke anzieht, entsteht am Körper eine neue, eine ganz unbekannte Form.“ So ähnlich könnte man auch ihr Architekturmotto in Worte fassen. Die Bauten der 55-jährigen Linzerin sind nicht nur „fesch“ und „gut geshaped“, wie sie selbst meint, sondern hüllen den Bewohner in ein großes Ganzes, in ein fließendes Raumkontinuum mit bisweilen messerscharf abgehackten Kanten.

Für genau diesen Ansatz, den der Kunstsenat als „radikal“ bezeichnet, wird sie heuer - mit ihrem Partner Roman Delugan - mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet. „Das ist eine wunderschöne Anerkennung für unsere Arbeit“, sagt Delugan-Meissl. „Vor allem in einer Zeit, da sich viele Dinge zum Wirtschaftlichen wenden und Architektur oft nur als Beiwerk und Dekoration aufgefasst wird, bin ich sehr froh darüber, dass es ein Bewusstsein dafür gibt, dass der gebaute Raum in unser aller Leben eine große Rolle spielt.“ Auch in ihrem eigenen. Gegenüber dem Büro am Mittersteig in Wien-Wieden entstand vor einigen Jahren auf dem Dach eines Sechzigerjahre-Baus das vielfach ausgezeichnete Penthouse „Ray 1“, in dem nun Delugan-Meissls Tochter wohnt. Das Projekt war ein ästhetischer und konstruktiver Kraftakt. Und wahrscheinlich kein leichter. Anders kann man sich kaum erklären, warum die Architektin auf ihrer Website in einem A-bis-Z-Glossar junge Architekten davor warnt, ihre Karriere mit einem Dachboden-Ausbau zu beginnen.

Dann schon lieber große Wohn- und Kulturbauten, die das 1993 gegründete Büro nach einem Raketenstart vom ersten Tag an plante. „Wir waren nie jung, wir waren nie lustig“, so die leidenschaftliche Golferin, die auch Mitglied im Gestaltungsbeirat Regensburg ist. Ein Wunsch für die Zukunft? „Ich will etwas auf die Bremse steigen. Ich will mehr im Büro sitzen und über meinen Projekten brüten.“ Dazu wird es in den kommenden Monaten genügend Gelegenheit geben.

Wie gestern bekannt wurde, wird Delugan-Meissl als Kommissärin den Österreich-Pavillon auf der Architektur-Biennale in Venedig 2016 kuratieren. „Das hat mich sehr überraschend getroffen. Ich bin grad am Brainstormen. Das Konzept gibt's dann in ein paar Wochen.“

Profil

Studium an der Technischen Universität Innsbruck, Diplom bei Prof. O. Barth
1993 Gründung des Architekturbüros Delugan Meissl
2004 Erweiterung des Büros zu DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTS mit den Partnern Dietmar Feistel und Martin Josst
2016 Kommisärin des Österreich-Pavillons der 15. int. Architekturbiennale Venedig

Lehrtätigkeit

2006 Gastdozentin an der Universität Stuttgart
2010 – 2011 Lehrauftrag an der Hochschule für Angewandte Kunst, Wien

Mitgliedschaften

Mitgliedschaften
2003 – 2008 Mitglied des Grundstücksbeirats Wien
2006 – 2010 Vorsitzende des Gestaltungsbeirats Salzburg
2009 – 2011 Vorsitzende des BIG Architektur Beirats Wien (Mitglied seit 2007)
2014 – 2016 Mitglied des Gestaltungsbeirates Regensburg
2016 – 2019 Vorstandsmitglied Gestaltungsbeirat Linz
Seit 2016 Mitglied des Österreichischen Kunstsenats
Seit 2016 Vorstandsmitglied der Architekturstiftung Österreich
Seit 2017 Mitglied des Fachbeirats für Stadtplanung und Stadtgestaltung Wien
Seit 2018 Präsidentin der Österreichischen Friedrich und Lillian Kiesler Privatstiftung
Seit 2021 Mitglied des Fachbeirats für Baukultur Graz

internationale Preisrichtertätigkeiten

Auszeichnungen

2006 Preis der Stadt Wien für Architektur
2015 Silbernes Ehrenzeichen der Stadt Wien
2015 Großer Österreichischer Staatspreis

In nextroom dokumentiert:
Holzbaupreis Steiermark 2017, Preisträger, MIBA Forum Laakirchen
Aluminium-Architektur-Preis 2014, Lobende Erwähnung, Wohnbau Sonnwendviertel
Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2014, Auszeichnung, Festspielhaus der Tiroler Festspiele Erl
Aluminium-Architektur-Preis 2010, Lobende Erwähnung, FH Campus Wien
DAM Preis für Architektur in Deutschland 2009, Nominierung, Porsche Museum Zuffenhausen
Aluminium-Architektur-Preis 2004, Anerkennung, Ray 1
Internationaler Hochhaus Preis 2006, Anerkennung, Hochhaus Wienerberg
ZV-Bauherrenpreis 2002, Preisträger, Stadthaus

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