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04. Oktober 2019Caspar Schärer
werk, bauen + wohnen

Im wilden Norden

Luzern Nord ist die Antithese zur schmucken Stadt am See: Am Seetalplatz prallen die Gegensätze ungeschönt aufeinander – sein stadtgerechter Umbau ermöglicht einen neuen Entwicklungsschwerpunkt im Norden Luzerns.

Luzern Nord ist die Antithese zur schmucken Stadt am See: Am Seetalplatz prallen die Gegensätze ungeschönt aufeinander – sein stadtgerechter Umbau ermöglicht einen neuen Entwicklungsschwerpunkt im Norden Luzerns.

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werk, bauen + wohnen 2019-10 Luzern Nord-Süd

02. Juni 2017Caspar Schärer
Roland Züger
werk, bauen + wohnen

Schall und Wahn

Selbst nach den Sturmfluten des Publikums auf die Plaza seit November 2016 und den überschwänglichen Pressemeldungen nach der Eröffnung des Saals im Januar 2017 ist das Interesse an der Elbphilharmonie nicht abgeflaut. Nach der Party also kein Kater, ganz im Gegenteil.

Selbst nach den Sturmfluten des Publikums auf die Plaza seit November 2016 und den überschwänglichen Pressemeldungen nach der Eröffnung des Saals im Januar 2017 ist das Interesse an der Elbphilharmonie nicht abgeflaut. Nach der Party also kein Kater, ganz im Gegenteil.

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werk, bauen + wohnen 2017-06 Elbphilharmonie

25. Juli 2016Caspar Schärer
werk, bauen + wohnen

Es gibt viel zu tun

Was taugen erlerntes Wissen und Können in einem völlig anderen Umfeld? Annika Seifert und Gunter Klix leisten architektonische Basisarbeit in der Grossstadt Daressalam in Tansania.

Was taugen erlerntes Wissen und Können in einem völlig anderen Umfeld? Annika Seifert und Gunter Klix leisten architektonische Basisarbeit in der Grossstadt Daressalam in Tansania.

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werk, bauen + wohnen 2016-07/08 Nonkonform

08. November 2015Caspar Schärer
werk, bauen + wohnen

Das Glück in der Falte

Der Architekt Lando Rossmaier hatte genug von der perfekten Glätte der Stadt Zürich. In einem persönlich gefärbten Briefwechsel berichtet er vom Aufbruch ins Glarnerland und davon, wie er dort aufgenommen wurde.

Der Architekt Lando Rossmaier hatte genug von der perfekten Glätte der Stadt Zürich. In einem persönlich gefärbten Briefwechsel berichtet er vom Aufbruch ins Glarnerland und davon, wie er dort aufgenommen wurde.

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werk, bauen + wohnen 2015-11 Dorfgeschichten

12. Oktober 2014Caspar Schärer
werk, bauen + wohnen

Das Wunder von Wiedikon

Mit dem Bau der Umfahrungsautobahn im Westen der Stadt konnten in Zürich ganze Strassenzüge vom Transitverkehr befreit werden. Die Weststrasse hat sich vom «Auspuff der Nation» zu einer ganz normalen Quartierstrasse gewandelt.

Mit dem Bau der Umfahrungsautobahn im Westen der Stadt konnten in Zürich ganze Strassenzüge vom Transitverkehr befreit werden. Die Weststrasse hat sich vom «Auspuff der Nation» zu einer ganz normalen Quartierstrasse gewandelt.

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werk, bauen + wohnen 2014-10 Strassenräume

30. März 2011Caspar Schärer
TagesAnzeiger

«Zürich könnte experimentelle Stadtzonen bekommen»

Lernen von den Slums: Hubert Klumpner, neuer Professor für Architektur und Städtebau an der ETH Zürich, erklärt den Architekten die Städte der Dritten Welt.

Lernen von den Slums: Hubert Klumpner, neuer Professor für Architektur und Städtebau an der ETH Zürich, erklärt den Architekten die Städte der Dritten Welt.

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31. Januar 2011Caspar Schärer
TagesAnzeiger

Die Architektur der Micky Maus

In einer bisher unveröffentlichten Polemik ärgert sich Max Frisch über die damals aktuelle Architekturproduktion. Der ungefähr 1985 entstandene Text in einer gekürzten und leicht bearbeiteten Fassung.

In einer bisher unveröffentlichten Polemik ärgert sich Max Frisch über die damals aktuelle Architekturproduktion. Der ungefähr 1985 entstandene Text in einer gekürzten und leicht bearbeiteten Fassung.

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Presseschau 12

04. Oktober 2019Caspar Schärer
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Im wilden Norden

Luzern Nord ist die Antithese zur schmucken Stadt am See: Am Seetalplatz prallen die Gegensätze ungeschönt aufeinander – sein stadtgerechter Umbau ermöglicht einen neuen Entwicklungsschwerpunkt im Norden Luzerns.

Luzern Nord ist die Antithese zur schmucken Stadt am See: Am Seetalplatz prallen die Gegensätze ungeschönt aufeinander – sein stadtgerechter Umbau ermöglicht einen neuen Entwicklungsschwerpunkt im Norden Luzerns.

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02. Juni 2017Caspar Schärer
Roland Züger
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Schall und Wahn

Selbst nach den Sturmfluten des Publikums auf die Plaza seit November 2016 und den überschwänglichen Pressemeldungen nach der Eröffnung des Saals im Januar 2017 ist das Interesse an der Elbphilharmonie nicht abgeflaut. Nach der Party also kein Kater, ganz im Gegenteil.

Selbst nach den Sturmfluten des Publikums auf die Plaza seit November 2016 und den überschwänglichen Pressemeldungen nach der Eröffnung des Saals im Januar 2017 ist das Interesse an der Elbphilharmonie nicht abgeflaut. Nach der Party also kein Kater, ganz im Gegenteil.

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25. Juli 2016Caspar Schärer
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Es gibt viel zu tun

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08. November 2015Caspar Schärer
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Das Glück in der Falte

Der Architekt Lando Rossmaier hatte genug von der perfekten Glätte der Stadt Zürich. In einem persönlich gefärbten Briefwechsel berichtet er vom Aufbruch ins Glarnerland und davon, wie er dort aufgenommen wurde.

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12. Oktober 2014Caspar Schärer
werk, bauen + wohnen

Das Wunder von Wiedikon

Mit dem Bau der Umfahrungsautobahn im Westen der Stadt konnten in Zürich ganze Strassenzüge vom Transitverkehr befreit werden. Die Weststrasse hat sich vom «Auspuff der Nation» zu einer ganz normalen Quartierstrasse gewandelt.

Mit dem Bau der Umfahrungsautobahn im Westen der Stadt konnten in Zürich ganze Strassenzüge vom Transitverkehr befreit werden. Die Weststrasse hat sich vom «Auspuff der Nation» zu einer ganz normalen Quartierstrasse gewandelt.

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30. März 2011Caspar Schärer
TagesAnzeiger

«Zürich könnte experimentelle Stadtzonen bekommen»

Lernen von den Slums: Hubert Klumpner, neuer Professor für Architektur und Städtebau an der ETH Zürich, erklärt den Architekten die Städte der Dritten Welt.

Lernen von den Slums: Hubert Klumpner, neuer Professor für Architektur und Städtebau an der ETH Zürich, erklärt den Architekten die Städte der Dritten Welt.

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31. Januar 2011Caspar Schärer
TagesAnzeiger

Die Architektur der Micky Maus

In einer bisher unveröffentlichten Polemik ärgert sich Max Frisch über die damals aktuelle Architekturproduktion. Der ungefähr 1985 entstandene Text in einer gekürzten und leicht bearbeiteten Fassung.

In einer bisher unveröffentlichten Polemik ärgert sich Max Frisch über die damals aktuelle Architekturproduktion. Der ungefähr 1985 entstandene Text in einer gekürzten und leicht bearbeiteten Fassung.

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17. Dezember 2010Caspar Schärer
TagesAnzeiger

Le Corbusier nannte ihn den «Vater der Moderne»

Karl Moser entwarf sowohl die Universität als auch das Kunsthaus in Zürich. Das Museum widmet dem Wegbereiter der Schweizer Architektur nun eine grosse Werkschau.

Karl Moser entwarf sowohl die Universität als auch das Kunsthaus in Zürich. Das Museum widmet dem Wegbereiter der Schweizer Architektur nun eine grosse Werkschau.

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26. November 2010Caspar Schärer
TagesAnzeiger

In der Stadt der perfekten Büros

Das Interesse für die Architektur auf dem Basler Novartis-Campus ist gross. Seit kurzem werden offizielle Führungen angeboten. Das bietet Gelegenheit für eine Zwischenbilanz.

Das Interesse für die Architektur auf dem Basler Novartis-Campus ist gross. Seit kurzem werden offizielle Führungen angeboten. Das bietet Gelegenheit für eine Zwischenbilanz.

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Novartis Campus

28. August 2010Caspar Schärer
TagesAnzeiger

Scheuer Optimismus in Venedig

Die 12. Ausgabe der Architekturbiennale ist entspannt und unbeschwert, aber auch nicht sonderlich tiefschürfend. Von einer Krise ist nichts zu spüren.

Die 12. Ausgabe der Architekturbiennale ist entspannt und unbeschwert, aber auch nicht sonderlich tiefschürfend. Von einer Krise ist nichts zu spüren.

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31. Dezember 2009Caspar Schärer
TagesAnzeiger

Die Einheit von Haus und Natur

Für den Architekten Eduard Neuenschwander gehören Architektur und Landschaft zusammen. Ein neues Buch würdigt sein Schaffen.

Für den Architekten Eduard Neuenschwander gehören Architektur und Landschaft zusammen. Ein neues Buch würdigt sein Schaffen.

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Eduard Neuenschwander

28. Mai 2009Caspar Schärer
TagesAnzeiger

«Immer dieses Jammern, alles werde schlechter und schlechter!»

Freitag wird dem Schweizer Peter Zumthor in Buenos Aires die höchste Auszeichnung für Architektur überreicht, der Pritzker-Preis. Wir haben ihn getroffen.

Freitag wird dem Schweizer Peter Zumthor in Buenos Aires die höchste Auszeichnung für Architektur überreicht, der Pritzker-Preis. Wir haben ihn getroffen.

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Zumthor Peter

08. Mai 2009Caspar Schärer
TagesAnzeiger

Der Mythos Bauhaus in der sehenswerten Endlosschleife

Weimar feiert 90 Jahre Bauhaus mit Ausstellungen in fünf Museen: Der breit angelegte Rückblick auf einen Mythos beleuchtet die Gründung ebenso wie die raffinierte Vermarktung.

Weimar feiert 90 Jahre Bauhaus mit Ausstellungen in fünf Museen: Der breit angelegte Rückblick auf einen Mythos beleuchtet die Gründung ebenso wie die raffinierte Vermarktung.

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06. März 2009Caspar Schärer
TagesAnzeiger

Wo der Grundstein zu einer Revolution gelegt wurde

Das Bauhaus, die «Wiege der Moderne», wird 90 Jahre alt. Die beiden Bauhaus-Städte Weimar und Dessau feiern gemeinsam.

Das Bauhaus, die «Wiege der Moderne», wird 90 Jahre alt. Die beiden Bauhaus-Städte Weimar und Dessau feiern gemeinsam.

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16. Januar 2009Caspar Schärer
hochparterre

Ein Tag in der Zackenanlage

Auch Architektur kann die Gesetze der Einkaufswelt nicht ändern. Caspar Schärer berichtet von 24 Stunden im Westside.

Auch Architektur kann die Gesetze der Einkaufswelt nicht ändern. Caspar Schärer berichtet von 24 Stunden im Westside.

Bereits kurven die ersten Architekturtouristen durch Bern auf der Suche nach Westside. Arglos fragen sie im Stadtzentrum nach Daniel Libeskinds erstem und bisher einzigem Einkaufszentrum, das Anfang Oktober, in einer der schwärzesten Börsenwoche der letzten Jahre, am westlichen Stadtrand erwartungsfroh seine Tore öffnete.
Von der Architektur her sei Westside unvergleichlich, heisst es, und das Angebot an Ladengeschäften, Multiplexkino und Bad ebenso einmalig. Oder, wie es Libeskind ausdrückt: «Westside ist viel mehr als eine blosse Hülle für ein Einkaufszentrum. Es ist ein Raum, um darin zu leben. Hier fühlen sich die Menschen wohl, verbringen eine schöne Zeit.» Sätze wie diese fordern einen Praxistest heraus. Eine erfahrene Shopperin verstärkt mich auf dem Rundgang durch die Westside-Räume.

09:20 Wir steigen am neuen Bahnhof Brünnen aus der S44. Vor uns breitet sich der leere Gilberte-de-Courgenay-Platz aus, auf zwei Seiten gefasst von der bekannten Robinienholzfassade. Die grossen Bauvolumen sind ordentlich rechteckig. Schräg sind hingegen die aufgesetzten Glasbänder — nicht immer Fenster —, die Eingänge ins Zentrum und die Konterlattung der Fassade mit dem entsprechenden Nagelmuster.

Der einzige von aussen direkt zugängliche Laden am Platz ist der kleine Westside-Shop im Sockelgeschoss der Altersresidenz Senecasita. Dort gibt es Postkarten, Bücher über Daniel Libeskind, Bücher über Shoppingcenter und ein Ringheft mit allen Grundrissen und Schnitten von Westside — leider ein Einzelstück und deshalb unverkäuflich. Im Wissen, dass wir den Komplex bis auf Weiteres nicht mehr verlassen werden, betreten wir das Zentrum durch die Lobby des Hotels Holiday Inn.

09:38 Da an diesem Freitagmorgen 115 Gäste auschecken, können wir unser Hotelzimmer noch nicht beziehen. Stattdessen nehmen wir den schmalen Korridor, der direkt in einen der fünf Kristalle der Mall mündet. Die Kristalle sind durch das Dach und alle Geschosse gestanzte Lichthöfe mit Rolltreppen zur vertikalen Zirkulation. «Sehr schick», lobt die Begleiterin und deutet auf die makellos hellen Oberflächen der schrägen Brüstungen und schiefen Stützen. Das räumliche Gitter im Kristall wirkt für das ungeübte Auge zunächst chaotisch, die Orientierung im Zentrum beeinträchtigt es deswegen nicht. Zwei breite Gassen führen parallel durch Westside, eine davon ist klar als Hauptschlagader zu erkennen. In der Ferne machen wir zwei weitere Kristalle aus und machen uns auf den Weg.

10:17 Nach einem ersten Rundgang durch die Mall stellen wir fest: Das Gedränge hält sich in Grenzen, wir haben reichlich Platz, auch in den Läden. Libeskinds Architektur belästigt uns nicht wie befürchtet, sondern begleitet uns mal lauter, mal leiser auf der Wanderung. Angenehm fällt auf, dass der «öffentliche» Bereich konsequent frei gehalten ist von den marktschreierischen Stehplakaten, Wühltischen und sonstigem Plunder, der die wirklich öffentlichen Räume der Innenstädte zunehmend verseucht.

11:00 Patrick Sahli, der freundliche Betriebsleiter von Westside, holt uns am Infoschalter ab für die vereinbarte Führung hinter die Kulissen der Maschine. Zunächst zeigt er uns hinter einer unscheinbaren Tür im zweiten Untergeschoss die Holzschnitzelheizung. Es riecht hier so organisch wie an keinem zweiten Ort in Westside. 50 Kubikmeter Schnitzel werden hier im Winter täglich verheizt, und doch ist die Anlage erstaunlich klein. In der Wasseraufbereitung unter dem Bad bemerken wir anerkennend, dass selbst in Technikräumen die schiefen Wände weitergezogen und in ansprechender Betonqualität ausgeführt sind. Gleich nebenan liegt die Anlieferung mit ihren elf Laderampen für Lastwagen.
Patrick Sahli zeigt uns auf einem Plan, dass gerade mal drei Warenliftpaare die kommerziellen Flächen erschliessen. Eines davon steht direkt an der Wand zur Autobahn und wickelt 40 Prozent des Transports ab. Das ist also die Achillesferse des Zentrums. Lange, fensterlose Korridore dienen der Feinverteilung der Waren auf den Ladengeschossen. Diese Korridore bilden die äusserste Schicht im Zwiebelschalenprinzip des Einkaufszentrums, in dessen Mitte die Mall sitzt.

12:41 Der Appetit meldet sich, es wird Zeit, das gastronomische Angebot auszuprobieren. Der Foodcourt als Schnittstelle zwischen Einkaufszentrum und Multiplexkino bietet an: McDonald‘s und je einmal japanische und italienische Küche. Am anderen Ende, beim Bad, lockt ein Migros-Restaurant. Das ist uns zu wenig der Vielfalt. Wir entscheiden uns für Thailand gleich beim Haupteingang, weil wir dort durch grosse Scheiben auf den Gilberte-de-Courgenay-Platz schauen können.

13:50 Bezug des Hotelzimmers im siebten Stock des Holiday Inn. Eine tolle Aussicht auf Matten, Wälder und Berge überrascht uns. Kühe weiden, ein Bauer steuert seinen Traktor übers Feld und im Südwesten ducken sich die Häuser von Niederbottigen. Spätestens jetzt verstehen wir, was mit «Stadtland» gemeint ist. In der Nasszelle des Hotelzimmers leisteten sich die Gestalter eine lächerliche Libeskind-Karikatur, als sie die weissen Plättli mit einem schräg verlaufenden schwarzen Balken aufdoppelten.

14:20 Auf dem Gang ins Bad durchqueren wir mit unseren mit Bademantel und Tüchern gefüllten Taschen die Mall. Zum ersten Mal spüren wir, was das Nebeneinander von Shopping und Baden bedeuten kann: Es ist ein seltsames Gefühl, demnächst ins Wasser zu springen, während nebenan eingekauft wird. Dennoch sind wir gespannt auf das Erlebnisbad, da Libeskind in diesem Bereich mehr oder weniger freie Hand hatte.

Und tatsächlich ist der Hauptraum tüchtig gezackt und mit schrägen Wänden und dreieckigen Fenstern ausgestattet. Allerdings werden wir den Eindruck nicht los, dass die grosse Inszenierung den nicht ganz so grossen Innenraum überstrahlen soll. Wir testen eine der Rutschbahnen (lustig), drehen eine Runde im Aussenbecken (mit Blick auf Gäbelbach) und wenden uns der von der Münchner Innenarchitektin Ushi Tamborriello gestalteten Sauna zu. Hier finden unsere Augen Erholung, die einzelnen Saunazellen sind geräumig und kommen ganz ohne finnische Holzromantik aus. Die Formensprache ist zurückhaltend und modern, die Lichtführung angenehm und charmant. Wir kommen ganz schön ins Schwitzen.

18:11 Wieder zurück in der Mall. Ich lasse meine Begleiterin endlich ungestört die Geschäfte durchforsten und mache mich auf die Suche nach der Aufenthaltsqualität. Auf einem der wenigen in der Mall verteilten Sitzblöcke merke ich, dass es gar nicht einfach ist, hier nicht einzukaufen. Der Raum und die Menschen darin sind in ständiger Bewegung, ein Innehalten ist nur in den Restaurants und Cafés möglich. Ohne Hotelzimmer müssten wir vermutlich früher oder später vor der Konsummaschine kapitulieren.

20:22 Der Foodcourt ist nun das unbestrittene Zentrum der Anlage. Das Publikum hat sich deutlich verjüngt, gruppenweise strömen die Leute aus der Tiefgarage und steuern das Multiplexkino an. Nach wie vor sind die Läden geöffnet (bis 22 Uhr) und die Shopper vermischen sich mit den Kinogängern aus der Region. Wir finden, dass Kino und Shopping ganz gut zusammenpassen und gönnen uns ein Abendessen beim Japaner, bevor auch wir uns in die Schlange vor der Kinokasse stellen.

23:30 Der Film ist aus, im Foodcourt ist es inzwischen ruhiger geworden, dafür ist in der Tiefgarage umso mehr los. Einer Welle gleich verlassen Dutzende von Autos mit Freiburger Schildern Westside in Richtung Westen.

01:10 Einsam drehe ich meine Runden, schaue in aller Ruhe die Tiefgarage an, umkreise in dunkler Nacht den ganzen Komplex von aussen, riskiere auf dem Autobahnzubringer fast mein Leben und entscheide, dass es für heute genug sei. Westside hat mich ermüdet, obwohl ich nur ganz wenige Geschäfte von innen gesehen habe. Das auf rastloses Kaufen ausgerichtete Raumprogramm hat mich ausgelaugt.

Das Experiment, eine profane Einkaufsmall mit Architektur, die im Museumsbau erprobter ist, neu zu definieren, ist nicht geglückt. Selbst ein Daniel Libeskind kann die Gesetze der Shopping-Welten nicht ändern. Es bleibt die alte Frage: Wer braucht hier eigentlich wen? Westside wollte einen Autoren-Architekten zur Aufwertung seiner Destination. Hat Libeskind diese Situation wirklich konsequent ausgenutzt?

07:57 Drei Minuten vor der offiziellen Öffnungszeit stehen wir unausgeschlafen vor dem Eingang. Westside rüstet sich für einen starken Samstag, in der Mall schlendern schon die ersten Kunden den noch geschlossenen Ladenfronten entlang. Wir hingegen packen unsere Einkäufe in den vor Ort gekauften Koffer und fahren zurück in die Welt ohne Erlebnisse.

hochparterre, Fr., 2009.01.16



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Einkaufs- und Freizeitzentrum Westside



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hochparterre 2009-01|02

24. November 2008Caspar Schärer
hochparterre

Fluchtpunkt der Wohnträume

Neue Kleider, alte Aufgabe: Wie geht das Einfamilienhaus damit um? Die sieben Kinder der Postmoderne.

Neue Kleider, alte Aufgabe: Wie geht das Einfamilienhaus damit um? Die sieben Kinder der Postmoderne.

Wie schon mehrfach nachgewiesen, ist das Einfamilienhaus unserer Zeit ein ungewolltes Kind aus der Ehe der Villa mit dem Arbeiterhaus («Klein, aber mein»). Es entwickelte sich dennoch prächtig, wurde von den Modernen, Antimodernen und Postmodernen adoptiert, bekam laufend neue Kleider und erfreut sich immer noch bester Gesundheit. Hochparterre begleitete seinen Werdegang in den letzten zwanzig Jahren mit einer gehörigen Portion Misstrauen. Doch auch wir mussten eingestehen, dass das Einfamilienhaus hin und wieder die Baukultur fördert — wenn junge Wölfe das erste Mal rangelassen werden oder wenn die erfahrenen Füchse dies oder jenes ausprobieren und durchexerzieren können. Bis heute blieb das Einfamilienhaus kinderlos, es haben sich jedoch allerhand Seitenlinien mit einer grossen Schar an Cousins und Cousinen herausgebildet. Die sieben wichtigsten stellen wir vor.

Das Karge

Unter den architektonisch relevanten Einfamilienhäusern hat das Karge unzweifelhaft seine Geschwister in den vergangenen zwei Jahrzehnten überragt. Es wurde protestantisch erzogen und sein Götti kennt noch die inzwischen in Würde gealterten Brüder aus der Moderne. Das Karge beruft sich aber auch auf die Sechzigerjahre, als die Fenster grösser und grösser wurden. Als Swiss Box wurde es in der ganzen Welt bekannt, sein Merkmal ist die formale Reduktion und die handwerkliche Präzision. Nach den verwinkelten und oft düsteren Räumen der Achtzigerjahre kam mit dem Kargen die Klarheit im Grundriss zurück. Fotos 1, 3, 4, 5, 12, 13

Das Betonierte

Eine Cousine des Kargen ist das Betonierte. Oft sieht man die beiden nebeneinander durch die Einfamilienhausquartiere spazieren. Tessiner Architekten wie Luigi Snozzi bewahrten das Sichtbetonhaus vor dem Aussterben. Der potenziell mögliche Formenreichtum des Betons wird heute nicht mehr so ausgeschöpft wie es einst Meister Le Corbusier in seinem Spätwerk vormachte. Bevorzugt wird das scharf geschnittene Volumen mit ausgeklügelten Schalungsmustern. Darin äussert sich die enge Verwandtschaft mit dem Kargen. Dank winziger Portionen von Farbpigmenten wird das Betonierte zunehmend bunter. Fotos 1, 3, 7, 13

Das Edle

Lieblingskind der Mutter Villa ist das Edle. Es schreibt die jahrhundertealte Tradition in neuen Gewändern fort. Zurzeit trifft es sich oft mit dem Kargen und dem aus Beton, weil es sich mit ihnen am besten versteht. Das muss wohl an den Bauherrschaften liegen, die bürgerliche Werte nach wie vor als leitende kulturelle Werte verstehen. Die Materialien sind noch ehrlicher und teurer als beim Kargen, Ornament darf neuerdings auch wieder sein. Doch auch für das Edle sind die Grundstücke nicht grösser geworden. Es muss sich auf die Parzellen zwängen, die noch zu haben sind. Darum zählt die Aussicht heute mehr als der grosse Umschwung, für dessen Pflege sowieso keine Zeit mehr da ist. Fotos 11, 13

Das Eklektizistische

Beim Volk ist das Eklektizistische zwar mit Abstand das Beliebteste, im Kreise seiner architektonisch ambitionierten Verwandtschaft wird es jedoch kaum beachtet. Es schmückt sich gerne mit zeitlosen Accessoires wie Erkern, schleppenden Vordächern und Rundbögen. Das Eklektizistische hat aber schwer zu tragen: Auf ihm lastet das zentnerschwere Erbe des Chalets — einem ländlichen Urahn, der es sogar zu Ruhm in der weiten Welt geschafft hat. Trotzdem sorgen junge Architekten mit Witz, Charme und Einfühlungsvermögen für frischen Wind, vor allem in den Bergen, wo das Eklektizistische als Zweitwohnsitz einen zweiten Frühling erlebt. Manchmal trifft es sich heimlich mit dem Kargen auf einer Bergwiese, wo die beiden dann wieder etwas Überraschendes aushecken. Fotos 4, 8, 9, 10

Das Verrückte

Der jüngste Spross der Familie ist das Verrückte. Es unterhält aber freundschaftliche Beziehungen zu älteren Cousins aus den experimentellen Sechzigern und Siebzigern. Das Verrückte ist mit dem Computer und seinen schier unbegrenzten Möglichkeiten aufgewachsen, weiss aber noch nicht so recht, was es mit der Vielfalt anstellen soll. Seine Schöpfer mischen unbeschwert die Hoch- mit der Populärkultur, was das Karge gar nicht gerne sieht. Sie nehmen satte und mitunter grelle Farben, halten sich nicht an den rechteckigen Formenkanon und schütteln die Grundrisse gründlich durch. Die ratlosen Eltern können aber beruhigt sein: Bei aller Ausgefallenheit sind auch hier Schweizer Architekten am Werk, die das Detail und dessen Ausführung ehren. Fotos 7, 8, 14

Das Unauffällige

Fast würde es in der Masse untergehen, doch selbst das Unauffällige bringt immer etwas mit, das stutzig macht. Sei es eine Fassade aus Kupfer, sei es ein Holzhaus in einem steinernen Dorf. Das Unauffällige braucht nicht unbedingt ein Flachdach, um seine Verwandtschaft zu den modernen und nachmodernen Brüdern und Schwestern zu bezeugen. Die älteren unter ihnen rümpfen zwar manchmal die Nase, weil dieses oder jenes Dogma nicht eingehalten worden ist, aber das kümmert das Unauffällige nicht. Es ist dem Ort verpflichtet und der Bescheidenheit, die ehrlicher ist als die oft aufgesetzte Demut des Kargen. Fotos 2, 9, 10

Das Sparsame

Lange Zeit führte das Sparsame ein Schattendasein. In den letzten zwanzig Jahren hat es sich aber kräftig gemausert. Gemeint ist nicht das Geizige, sondern das Energie-Sparsame. Als es noch ganz jung war, erkannte man das Sparsame an der ungelenken Architektur. Inzwischen kann es mit dem Rest der grossen Sippe gar nicht mehr verglichen werden, da es jedes erdenkliche Kleid tragen kann. Passivhäuser, Nullheizenergiehäuser, clevere Elementbauhäuser oder alles kombiniert: Die Notwendigkeit der Sparsamkeit wird nicht mehr bestritten. Darum gehört ihm die Zukunft, ob karg, verrückt oder sonstwie. Fotos 2, 6

hochparterre, Mo., 2008.11.24



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hochparterre 2008-11

17. November 2008Caspar Schärer
Metamorphose

Aufgefrischt

Heiße Tage gab es in den Sechzigerjahren genug – soweit es nur das Wetter betraf, fand man im Zürcher Außenquartier Seebach dank des neuen Freibads schnell Abkühlung. Nach jahrzehntelangem Gebrauch ist die denkmalgeschützte Anlage nun von Kohler und Ilario mit viel Sensibilität modernisiert worden.

Heiße Tage gab es in den Sechzigerjahren genug – soweit es nur das Wetter betraf, fand man im Zürcher Außenquartier Seebach dank des neuen Freibads schnell Abkühlung. Nach jahrzehntelangem Gebrauch ist die denkmalgeschützte Anlage nun von Kohler und Ilario mit viel Sensibilität modernisiert worden.

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Metamorphose 2008/06 Die Boomjahre

09. April 2008Caspar Schärer
db

Entflechtung des Büro-Dschungels

Mehr gemeinsame, weniger individuelle Fläche: Beim Umbau eines Bürokomplexes aus den siebziger Jahren in Zürich werden gezielt Begegnungen zwischen den Mitarbeitern gefördert. Der »Marktplatz« ist das neue kommunikative Zentrum des Büros.

Mehr gemeinsame, weniger individuelle Fläche: Beim Umbau eines Bürokomplexes aus den siebziger Jahren in Zürich werden gezielt Begegnungen zwischen den Mitarbeitern gefördert. Der »Marktplatz« ist das neue kommunikative Zentrum des Büros.

An eine Geländestufe am Stadtrand von Zürich geschmiegt liegt der Bürokomplex »Uetlihof« der Schweizer Großbank Credit Suisse (CS). Rund 6000 Menschen haben hier ihren Arbeitsplatz – eine Kleinstadt mit interner »Hauptstrasse« und sechs davon abzweigenden »Quartieren«. Das Zürcher Architekturbüro Stücheli Architekten entwarf die Großstruktur in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre, als in der Innenstadt für die Banken der Platz knapp wurde. Nur noch am Stadtrand fanden sich ausreichend dimensionierte Grundstücke für den enormen Flächenbedarf der sich mehr und mehr internationalisierenden Bank. Stüchelis Grundriss mit den sechs um 45 Grad aus der Hauptachse gekippten »Waben« verweist auf eine strukturalistische Herkunft. Durch die Ausdrehung der Büroflächen verlängerten die Architekten die Fassadenabwicklung und bringen auf diese Weise mehr Licht in die tiefen Räume.

Projekt »Arbeitsplatz der Zukunft«

Seit dem Bezug des Uetlihofs 1980 wuchs sowohl der Bau selbst (durch Aufstocken) als auch die Belegung der Flächen (durch laufende Verdichtung mit immer mehr Arbeitsplätzen). Die im architektonischen Sinne hierarchielosen Großraumbüros entwickelten sich zu unübersichtlichen Ozeanen von Schreibtischen, flachen Regalen und Schränken. Unbefriedigend war insbesondere die Situation im Zentrum der Waben, wo einzelne Arbeitsplätze sieben Tischreihen von der Fassade entfernt angeordnet wurden. Außerdem hat sich in den vergangenen 25 Jahren die Büroarbeitswelt spürbar verändert. Die flächendeckende Ausrüstung mit Computern und neue Formen der Zusammenarbeit, die weniger die Arbeit des Einzelnen und vielmehr die Teamarbeit in den Vordergrund rücken, führten bei der Credit Suisse zu einem Umdenken. Auslöser für das breit angelegte Projekt »Arbeitsplatz der Zukunft« war letztlich ein Nachhaltigkeitsbericht aus dem Jahre 2004, der die Mitarbeiter als wichtigstes Kapital des Unternehmens bezeichnet. Dass dies nicht nur eine Floskel ist, zeigt der sich intensivierende Wettbewerb um die besten Köpfe. Im Unterschied zu vergangenen Zeiten liegt es nun an den Unternehmen, begehrten Mitarbeitern ein angenehmes und effizientes Arbeitsumfeld anzubieten. Der »Arbeitsplatz der Zukunft« ist keine spezifische Lösung für eine einzelne Bürofläche, sondern universell an allen Standorten der Credit Suisse einsetzbar. Die Vereinheitlichung des Mobiliars kommt einer Großbank entgegen, in der jedes Jahr über 10 000 Mitarbeiter allein in der Schweiz
umziehen. Obwohl das neue Bürokonzept künftig überall gelten soll, bot sich der Uetlihof als Pilotprojekt an. Hier hatte sich im Laufe der Jahre ein erheblicher Erneuerungsdruck aufgebaut. Um für die Ausgestaltung des neuen Arbeitsumfeldes die besten Partner zu evaluieren, hat die Credit Suisse zusammen mit dem Münchner Beratungsunternehmen congena die Ziele ausgearbeitet und formuliert; 16 Bieter und Bietergemeinschaften aus der Schweiz, Österreich und Deutschland reichten ihre Ideen und Angebote zur Umsetzung der Vision ein, vier davon wurden für den Bau einer »Pilotwabe« mit 100 Arbeitsplätzen ausgewählt. Aus mehreren Bewertungsrunden entschied sich die CS schließlich für die Büromöbelhersteller bene (Österreich) und Lista Office (Schweiz). Gefordert waren bessere, funktionale und ergonomische Arbeitsplätze bei gleichbleibender Dichte. Außerdem wünschte sich die CS eine Übersetzung der Teamstrukturen auf das Bürolayout, das heißt kleinere, übersichtliche Einheiten unter Beibehaltung des Großraumbüros als Grundfigur. Congena entschied sich für die Entflechtung der Flächen in zwei klar definierte Bereiche: Der individuelle Arbeitsplatz steht gemeinsam genutzten Flächen gegenüber. Man könnte im Zusammenhang mit dieser »städtebaulichen« Ausdifferenzierung auch von »privaten« und »öffentlichen« Bereichen sprechen.

Marktplatz: Zentraler Ort der Begegnung

Das Konzept von congena sieht eine Minimierung des Privaten bei Ausbau und Bündelung der gemeinsamen Infrastrukturen vor. Lista Office, zuständig für die Arbeitsplätze, entwickelte ein Modulsystem, das auf einem Schreibtischmaß von nur noch 160 x 80 Zentimetern aufbaut. Zwei oder vier Tische bilden zusammen eine kleine Gruppe, die wiederum zu Einheiten von 20 bis 25 Arbeitsplätzen zusammengefasst werden. Dies entspricht in etwa zwei Teams. Akustikpaneele zwischen den Tischen dämpfen den Direktschall, der beispielsweise bei Telefongesprächen entsteht, blockieren aber nicht den Sichtkontakt zu den Nachbarn. Sogenannte Vier-Ordner-Schränke (entspricht einer Höhe von vier Ordnern) grenzen die Einheiten von den Zirkulationsflächen ab und fassen sie so auch optisch zusammen.

Die Reduktion der individuellen Sphäre ist zwar erheblich, wird aber durch die Bereitstellung der neuen Begegnungsräume auf dem von bene konzipierten »Marktplatz« mehr als kompensiert. Der Markplatz liegt im Zentrum der Wabe, ersetzt dort die ungünstigen und schlecht belichteten Arbeitsplätze und belegt eine Fläche, die ungefähr einer 25er-Arbeitsplatz-Einheit entspricht oder umgerechnet rund 15 Prozent einer Wabe. Auf dem quadratischen Grundriss des Platzes entwickelte bene die Bausteine für das geforderte Angebot an Begegnungs- und Rückzugsorten: eine Lounge, intime Zweier-Sitzungszimmer – die Think Tanks –, Gruppenräume mit der Möglichkeit einer Beamer-Präsentation, einen Brainstorm Circle mit Steh-Sitzungstisch und – im Zentrum des Zentrums – eine Kaffeebar für das spontane, kurze Gespräch. Kräftige Farben, abgerundete Ecken und viel Glas schaffen eine Differenz zu den eher sachlich gehaltenen Arbeitszonen. Die Auswahl und Definition der Besprechungsmöglichkeiten ist das Ergebnis eines langen Optimierungsprozesses, in dem verschiedene Formen und Funktionen ausprobiert wurden. Die jetzt installierte Mischung aus offenen und geschlossenen, kleinen und großen Räumen oder Strukturen entspricht den Bedürfnissen der dort arbeitenden Menschen. Und das Angebot wird offenbar genutzt: Bei einer Besichtigung Ende Februar sind sämtliche Räume auf dem Marktplatz belegt, während in den Arbeitsbereichen eine angenehme Ruhe herrscht. Ganz anders funktioniert der Büroalltag in den noch nicht umgebauten Waben des Uetlihofs. Dort treffen sich die Mitarbeitenden zu ihren informellen Gesprächen auf dem Korridor mitten im Gewühl der Schreibtische. Dauernd müssen sie Leuten ausweichen, die den Korridor als Weg benutzen. Eine konzentrierte Atmosphäre kann so nicht aufkommen.

Tragbares Konzept

Nach dem Umbau von drei Waben ist die Bank vom neuen Konzept überzeugt. Der Aufwand erscheint angemessen, beschränken sich die Maßnahmen doch fast ausschließlich auf die Möblierung und den Einbau der neuen Räume auf dem Marktplatz. Die Gebäudetechnik wird nur punktuell angepasst und in ihrer Grundkonzeption beibehalten. So erweist sich das strukturalistische Open-Office-Layout als erstaunlich wandlungsfähig, trotz oder gerade wegen der großen Gebäudetiefe. Die Trennung von stillem Arbeitsort und lebhafter Begegnungszone könnte eine zeitgemäße Weiterentwicklung des Großraumbüros sein, das zwar nicht immer beliebt ist, aber dennoch Vorteile bringt, vor allem wenn das Angebot an kommunikativen Einrichtungen stimmt. Ob sich der Arbeitsplatz der Zukunft allerdings auf beliebige Grundrisse übertragen lässt, muss erst noch bewiesen werden. Ein Anfang ist gemacht.

db, Mi., 2008.04.09



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db 2008|04 Arbeitswelten

15. August 2007Caspar Schärer
Rahel Marti
hochparterre

Das Preisrätsel

Jedes Jahr findet der Eidgenössische Wettbewerb für Kunst, Architektur und deren Vermittlung statt. Stolze 720000 Franken vergab die Jury. Ihre Entscheide machen oft ratlos. Wie lauten die Kriterien und Ziele? Der Präsident, ein Mitglied und drei der Architektur-Experten geben Auskunft.

Jedes Jahr findet der Eidgenössische Wettbewerb für Kunst, Architektur und deren Vermittlung statt. Stolze 720000 Franken vergab die Jury. Ihre Entscheide machen oft ratlos. Wie lauten die Kriterien und Ziele? Der Präsident, ein Mitglied und drei der Architektur-Experten geben Auskunft.

Isa Stürm: Zuerst sichten wir die eingesandten Dossiers. Wir Experten lesen uns durch die Architektur-Dossiers – dieses Jahr etwa fünfzig völlig unterschiedliche Portfolios. Diese geben meist mehr zu lesen als jene der Künstler, weil die Architekten mehr zu erklären haben.

Schaut jede Expertin und jeder Experte alle Dossiers an?

Carlos Martinez: Ja, alle gehen einmal durch und machen sich ihre Gedanken. Nachher diskutieren wir in der Runde.

Wie viel Zeit nehmen Sie sich für dieses Studium?

Andreas Reuter: Fast einen ganzen Tag. Zunächst arbeiten wir einen halben Tag, dann schlafen wir darüber. Nachher wird es spannend: Wir nehmen uns gemeinsam jedes Dossier vor und entscheiden aufgrund der Diskussion, ob es ausgeschlossen wird oder weiterkommt. Am Ende haben wir eine gewisse Anzahl, die wir der Kommission vorschlagen, damit diese zur zweiten Runde eingeladen werden.

Die Expertenrunde ist damit so etwas wie die Architekturjury des Eidgenössischen Wettbewerbs für Kunst. Schauen sich die Mitglieder der Kommission ebenfalls alle Dossiers an?
Hans Rudolf Reust: Nein, bei der ersten Auswahl nicht. Die vier Experten studieren die Dossiers genau und bringen die Vorschläge ein. Wichtig und interessant für beide Seiten ist aber die Begründung der Auswahl und die nachfolgende Diskussion. Bis jemand einen Preis erhält, müssen wir dies zweimal voreinander argumentieren.
Peter Hubacher: Die Kommission hat jederzeit Zugriff auf sämtliche Dossiers. Sie kann über Wiedererwägungen die Experten fragen, warum sie dieses Dossier ausgeschieden haben und ein anderes weiterempfehlen.

Wie muss man sich die Architekten-Dossiers vorstellen?

Isa Stürm: Wie gesagt, sie sind sehr unterschiedlich. Manche bringen schon im Portfolio einen Vorschlag, was sie später als Installation machen würden. Andere befassen sich mit einem Thema, bei dem man sieht, das könnte was werden. Wiederum andere haben einfach ein gutes Projekt, das es verdient hätte, in einer Ausstellung gezeigt zu werden.

Die einen geben ein Portfolio ein, beinahe wie bei einer Stellenbewerbung, andere zeigen schon Ansätze zu einer konkreten Arbeit. Sind solch verschiedene Eingaben überhaupt vergleichbar?
Peter Hubacher: Es geht weniger ums Vergleichen, sondern ums Ausloten eines Potenzials, das man einem Bewerber zutraut. Zum Beispiel interessiert uns die Auseinandersetzung mit einem architektonischen Gedanken, ohne dass schon festgelegt sein muss, wie dieser in der Ausstellung thematisiert und verarbeitet wird.
Andreas Reuter: Wir geben bewusst keine Empfehlung ab, in welcher Form die Eingaben zu erfolgen haben. Es ist jedem und jeder selbst überlassen, wie er oder sie sich und die Arbeit präsentieren möchte.
Hans Rudolf Reust: Man muss diese Offenheit als Wert betrachten. Wir suchen keine Tricks, sondern eine Art der Kommunikation, die dem Gegenstand oder einem Thema entspricht. Auf jeden Fall müssen wir herausfinden, was die Message ist. Und die kann man jurieren und auszeichnen.

Dieser Preis spricht also eine besondere ‹Gattung› von Architekten an – solche, die den künstlerischen Kontext suchen und sich darin bewegen?

Isa Stürm: Wir suchen die reflektierenden, forschenden, experimentierfreudigen Architektinnen und Architekten. Und sie müssen mutig an die Tat gehen.
Carlos Martinez: Es ist keine spezielle Art von Architekten gefragt, sondern eine spezielle Art der Arbeit und der Herangehensweisen. Wir wollen absichtlich nicht, dass die Architektinnen und Architekten einen Grundriss, einen Schnitt und drei Visualisierungen abgeben.

Diese Offenheit in Ehren, aber gehorchen Kunst und Architektur nicht unterschiedlichen Regeln?

Carlos Martinez: Mich würde interessieren, ob sich die Arbeitsweisen eines guten Architekten und eines guten Künstlers unterscheiden. Zu Beginn ihrer Arbeit haben doch beide einen Hintergrund, ein Konzept, oder sie kommen über ein Konzept zu einer Idee. Es sind verschiedene Disziplinen, aber ähnliche Arbeitsformen.

Warum werden die zwei Bereiche dann überhaupt aufgeteilt?

Hans Rudolf Reust: So wie ich es verstehe, stehen Felder der Architektur zur Diskussion. Diese Felder sind breit, und ein Teil dieser Aktivitäten überlagert sich mit künstlerischen Prozessen bis hin zu enger Zusammenarbeit. Eigentlich geht es um die Arbeitsweisen der Architektur, die hier möglichst breit dargestellt werden sollen.
Isa Stürm: Vielleicht sollte auch einmal die Professionalität der Architektur hinterfragt werden. Architekten neigen dazu, sich mit ihrem Professionalismus zu schützen. Ich finde es ganz gut, wenn sich Architekten wie Künstler fragen, was sie denn genau machen, und neben dem Dienstleistungsanspruch auch inhaltliche Fragen stellen.

Was ist am Schluss ausschlaggebend: allein die Ausstellung in Basel oder auch noch das eingereichte Dossier?

Peter Hubacher: Alles, was in Basel zu sehen ist, auch die Projekterläuterungen, werden juriert. Zu diesem Zeitpunkt kommen wir nicht mehr auf die Dossiers zurück; wir beurteilen also ausschliesslich die Arbeit der zweiten Runde.

Führt die Ausstellung auch zu Enttäuschungen?

Andreas Reuter: Es gibt Enttäuschungen und es gibt Überraschungen, gerade das finde ich spannend. Ich habe aber bemerkt, dass Architekten unglaublich Mühe haben, wenn sie sich im Raum frei entfalten können.

Sollte man dann nicht etwas ändern, zum Beispiel an der Ausgangslage, am System oder an den Kriterien?

Carlos Martinez: Wir wollen keine Richtlinien aufstellen. Es geht auch darum, den Architekten zu zeigen, dass es andere Medien gibt als nur gerade die ihnen vertrauten.
Hans Rudolf Reust: Wir leben in einer Zeit, in der es keine Unité de doctrine mehr gibt. Den Mangel an deutlichen Kriterien wirft man heute vielen Auswahlgremien vor. Man vermisst die ideologischen Entscheidungen. Es gibt so viele verschiedene Quellen, aus denen sich auch die Architektur nährt. Die wollen wir alle anzapfen. Darum ist unser Verfahren zeitgemäss. Der Preis ist ein Diskursfenster, in dem viele grundsätzliche Fragen aufgeworfen werden.

Aber entscheidend ist offensichtlich die Ausstellung. Und offenbar kämpfen damit ausgerechnet die Architekten?

Isa Stürm: Längst nicht alle. In den letzten Jahren haben sich die Beiträge der Architekten sichtlich verbessert. Die jüngeren Architekten haben Fertigkeiten entwickelt, wie sie ihre Arbeiten in einer Schau darstellen können. Die Installation ist zu einem selbstverständlichen Medium für architektonische Ideen geworden.

Dennoch: Das Risiko bleibt, jemanden aufgrund eines Dossiers zur Ausstellung einzuladen, der dort dann scheitert. Ist das überhaupt vertretbar angesichts der hohen Preissumme?

Hans Rudolf Reust: Wenn man kein Risiko eingeht, wird es öde. Wir müssen uns dieser Auseinandersetzung stellen.
Carlos Martinez: Der Kritikpunkt – dass keine klar fassbaren Kriterien da sind – ist genau unser Potenzial. Das Risiko, das wir eingehen, diese Offenheit, ist etwas Einzigartiges.

Führen Sie über die Beurteilung ein schriftliches Protokoll?

Peter Hubacher: Aufgrund der Fülle von Dossiers ist es schlichtweg unmöglich, über sämtliche Entscheide Protokoll zu führen. Wir halten aber die mehrstufigen Abstimmungsresultate in einem internen Protokoll fest.

Sie publizieren keinen Jurybericht. Würde dies nicht der Glaubwürdigkeit und der Transparenz dienen?

Andreas Reuter: Man kann diesen Preis nicht mit einem klassischen Architekturwettbewerb vergleichen. Beim Architekturwettbewerb gehen alle vom Gleichen aus: Raumprogramm und Aufgabe. Und alle liefern eine Lösung für diese Aufgabe ab. Hier ist es breit gestreut, die Teilnehmer können bringen, was sie wollen.
Peter Hubacher: Es ist nicht so, dass wir überhaupt nicht kommunizieren. Einen Jurybericht gibt es zwar nicht, aber wir suchen das persönliche Gespräch mit den Teilnehmern, falls nötig auch im Vorfeld bei Fragen zur Eingabe und zum Dossier. Ausserdem sind wir bei der Vernissage anwesend, damit alle bei Bedarf mit uns über die ausgestellten Projekte sprechen können. Doch diese Gelegenheit nutzen die Künstler und Architekten leider wenig.


Der Wettbewerb
Den Eidgenössischen Wettbewerb für Kunst gibt es seit 1899 – er ist damit der älteste Kunstwettbewerb der Schweiz. Das Verfahren hat zwei Runden. Zuerst senden die Bewerber aus den Sparten Kunst, Architektur sowie Kunst- und Architekturvermittlung Dossiers ein, dieses Jahr gegen 600 Stück. Daraus wählt die Jury, die Eidgenössische Kunstkommission, rund 130 Bewerberinnen und Bewerber, die jeweils im Juni in Basel gleich neben der Kunst-messe ‹Art› eine Arbeit ausstellen dürfen. In dieser Ausstellung entscheidet die Kommission, welche Arbeiten sie auszeichnet. Pro Jahr vergibt sie 20 bis 30 Preise zwischen 18000 und 25000 Franken. Bewerben kann man sich bis zum 40. Altersjahr, höchstens aber siebenmal. Höchstens dreimal erhält man einen Preis. www.bak.admin.ch

Kommentar
Die Juryentscheide des Eidgenössischen Kunstpreises lassen die Teilnehmerinnen wie auch Beobachter ratlos. Es ist nicht nachvollziehbar, wie die Jury vorgeht, warum sie sich für die eine oder gegen die andere Arbeit entscheidet. Diese Kritik entschärfen die Juroren und Experten im Interview nicht. Offen bleiben drei Punkte.
Erstens: Das Programm. Die Kommissäre und Expertinnen erklären im Interview, sie wünschten sich als Teilnehmer Architekten, die jenseits der Alltagsarbeiten forschen. Im Programm steht das nicht. Kann man überhaupt von Programm sprechen? Es nennt formale Teilnahmebedingungen, aber weder inhaltliche Leitlinien noch Hinweise zu den Erwartungen in den einzelnen Sparten. Freie Auseinandersetzung ist gut, auch in der Architektur. Die Trennung von Kunst und Architektur macht durchaus Sinn. Doch selbst ein kurzes Bekenntnis der Kommission zu den Erwartungen in diesen beiden Sparten fehlt. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bleibt nur, auf die Erfahrung der Kommission zu vertrauen. Und der Kommission bleibt nur, immer wieder auf einen ‹guten Jahrgang› zu hoffen. Nötig aber ist eine präzise programmatische Arbeit der Kommission und vor allem des Bundesamts für Kultur: Was soll dieser Wettbewerb leisten?
Zweitens: Das Dossier und die Ausstellung. Die Kommission ist gegen verbindliche Kriterien und beharrt auf der Offenheit der Eingaben zuerst im Dossier, dann in der Ausstellung. Al-le sollen mitmachen können und alle auf ihre Weise. Die Kommission schreibt sich die Fähigkeit zu, mit dieser Offenheit umgehen zu können. Sie bürdet sich damit schwierige Arbeit auf. Und hohe Erwartungen. Die Zweiteilung Dossier und Ausstellung ist heikel. Denn ein Dossier ist ein anderes Medium als eine Ausstellung. Auch die Offenheit bei der Bewerbung – ob Werkschau oder bereits Projektskizze – ist fraglich. Lädt die Jury aufgrund einer Werkschau jemanden zur zweiten Runde ein und stellt dieser Teilnehmer dann Enttäuschendes aus, ist das bitter für all jene, die in der ersten Runde abgelehnt wurden. Erst recht dann, wenn dieselben Bewerber mehrmals zur zweiten Runde eingeladen werden und dann mehrmals leer ausgehen. Kurz: Es ist nötig, die Art der Bewerbung kritisch zu prüfen.
Drittens: Die Rechenschaft. Die Eidgenössische Kunstkommission hat viel Macht. Sie verteilt Geld, beeinflusst Karrieren und setzt Themen in der Debatte um Kunst und Architektur. Während acht Jahren kann ein Mitglied oder eine Expertin den Wettbewerb mitbestimmen – subjektiv und unabhängig. Das ist gut und richtig. Unhaltbar aber ist, dass die Kommission keinen Beurteilungsbericht abgibt. Wer 720000 Franken öffentliche Gelder verteilt, ist sowohl den Teilnehmern als auch der Öffentlichkeit Rechenschaft schuldig. Viele Teilnehmer sind von den Resultaten enttäuscht und ratlos. Dass sie eingeladen sind, Jurymitglieder an der Vernissage zu befragen, genügt nicht. Es ist wichtig und nötig, dass die Kommission ihre Entscheide beschreibt, die Preis-träger würdigt und über den Stand der Dinge berichtet. Und sich so selbst der Kritik stellt. Ohne Jurybericht, ohne Transparenz der Entscheide sind wir zu Spekulationen gezwungen. Diese enden in Vorwürfen der Mauschelei, der Seilschaft und gar der Lotterie. Rahel Marti


Die Eidgenössische Kunstkommission
Die neun Mitglieder der Kunstkommission wählt der Bundesrat für eine Amtsdauer von acht Jahren. Kandidatinnen und Kandidaten schlagen das Bundesamt für Kultur und die Kommission selbst vor. Diese wiederum ernennt die zurzeit vier Architekturexpertinnen und -experten, ebenfalls für acht Jahre. Da die Amtszeiten nicht synchron verlaufen, ändert die Zusammensetzung der Kommission Jahr für Jahr.
--› Der Präsident: Hans Rudolf Reust, Kunstkritiker und Dozent, Bern
--› Die Mitglieder: Stefan Banz, Künstler, Cully VD; Mariapia Borgnini, Künstlerin, Lugano; Peter Hubacher,
Architekt, Herisau; Simon Lamunière, Künstler, Genf; Jean-Luc Manz, Künstler, Lausanne; Hinrich Sachs, Künstler, Basel; Nadia Schneider, Direktorin Kunsthaus Glarus; Sarah Zürcher, Direktorin Centre Fri-Art, Fribourg
--› Die Experten: Geneviève Bonnard, Architektin, Monthey VS; Carlos Martinez, Architekt, Berneck; Andreas Reuter, Architekt, Basel; Isa Stürm, Architektin, Zürich.

hochparterre, Mi., 2007.08.15



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07. März 2007Caspar Schärer
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Vertraut und gemütlich

Die Statistiker sagen es voraus: das Bauen für ältere Menschen ist die Aufgabe der Zukunft. Schon in 20 Jahren wird gemäss verlässlichen Prognosen der...

Die Statistiker sagen es voraus: das Bauen für ältere Menschen ist die Aufgabe der Zukunft. Schon in 20 Jahren wird gemäss verlässlichen Prognosen der...

Die Statistiker sagen es voraus: das Bauen für ältere Menschen ist die Aufgabe der Zukunft. Schon in 20 Jahren wird gemäss verlässlichen Prognosen der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung von einem Sechstel auf rund ein Viertel steigen. Der Bedarf an altersgerechten Wohnungen wird also rasant ansteigen. Die geläufigste und preiswerteste Variante ist nach wie vor das Altersheim. Wer es sich leisten kann, bevorzugt jedoch einen Platz in einer Seniorenresidenz. Der Begriff der ‹Residenz› bedarf noch der architektonischen Schärfung. Allzu oft wird damit einfach nur oberflächlicher und dick aufgetragener Luxus verbunden, andererseits wollen die Residenzbewohner den Unterschied zum Heim schon spüren.

Dazu braucht es erst einmal eine Architektur, die sich von den klinischen, spitalähnlichen Bauten aus früheren Zeiten distanziert. Die neue Seniorenresidenz Spirgarten in Zürich-Altstetten von Miller & Maranta erfüllt diese Voraussetzung mehrfach. Allein schon die Lage ist ein klares Bekenntnis: die Alten werden nicht irgendwo am Stadtrand beim Grüngürtel versteckt; sie wohnen am Lindenplatz, direkt im geschäftigen Zentrum des Quartiers. Tram- und Bushaltestelle liegen praktisch vor dem Haus, eine Ladenpassage ist schnell erreichbar und gleich über die kleine Nebenstrasse gelangt man zum Hotel Spirgarten mit seinem Restaurant. Entfernt erinnert das Gebäude an ein gutes Hotel oder gar an einen Geschäftssitz einer wichtigen Firma, auf keinen Fall an ein Altersheim. Das liegt in erster Linie an den grossen Bandfestern mit ihren Loggias und an dem mit Jurakalk versetzten Sichtbeton, der mit seiner gelblichen Tönung auf die in Zürich weit verbreiteten Sandsteinfassaden verweist. Das mehrfach geknickte Bauvolumen schlängelt sich über das Grundstück und reagiert damit subtil auf die heterogene Landschaft. Vom Bürogebäude über die Werkstatt bis zum Einfamilienhaus ist dort auf engem Raum jeder Bautyp vertreten.
Drinnen, im Erdgeschoss, haben die Architekten alle gemeinsamen Räume wie den Esssaal, das Café und das Cheminéezimmer mit Ulmenholz und Eichenparkett ausgekleidet. Entstanden sind aber nicht heimelige Holztruckli, sondern moderne Räume mit einer warmen, gemütlichen Atmosphäre und einer entfernten Reminiszenz an die Vierzigerjahre. Miller & Maranta verwenden Holz als ‹vertrautes› Material für die Residenzbewohner; wenn diese für ihren letzten Lebensabschnitt nochmals die Wohnumgebung wechseln stossen sie gerne auf Bekanntes. In den Obergeschossen, wo die 68 Wohnungen und die 18 Einzelzimmer der Pflegestation untergebracht sind, findet diese sanfte und aufmerksame Herangehensweise ihre Fortsetzung, gepaart mit ganz praktischen Lösungen. So tritt man in jeder Wohnung zuerst in ein Entrée mit Einbauschrank und platzt nicht gleich direkt ins Zimmer. Bei jeder normalen Wohnung ist das selbstverständlich, in Altersheimen hingegen nicht. Die grossen Fenster lassen viel Licht herein; die Holzfensterbank ist tatsächlich eine Bank, auf der man sich auch niederlassen kann. Und schliesslich hat jede Wohnung eine eigene Loggia, die räumlich klar von den Nachbarn getrennt ist. Eine geschützte Privatsphäre ist eben auch im Alter eine Qualität, die man als Residenzbewohner durchaus schätzt.

hochparterre, Mi., 2007.03.07



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