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30. März 2004Gustav Peichl
Die Presse

Alles ist Hans Hollein

Der Champion der österreichischen Architektur wird von Architekten, Medien und Politikern zu seinem 70. Geburtstag gefeiert.

Der Champion der österreichischen Architektur wird von Architekten, Medien und Politikern zu seinem 70. Geburtstag gefeiert.

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Bauwerke

Artikel 12

13. Juni 2013Bert Rebhandl
Der Standard

Von der Erotik des Hauses

Die Berliner Akademie der Künste ehrt ihr Mitglied Gustav Peichl mit dem schönen Band „Die Zeichnung ist die Sprache der Architekten“

Die Berliner Akademie der Künste ehrt ihr Mitglied Gustav Peichl mit dem schönen Band „Die Zeichnung ist die Sprache der Architekten“

Dass jedes Haus auch „erogene Zonen“ hat, würde man bei einem Gang durch eine moderne Großstadt nicht sofort bemerken. Doch für Gustav Peichl, den 1928 geborenen österreichischen Architekten, ist es eine Hauptaufgabe in seinem Beruf, diese Zonen zu entdecken oder während des Entwerfens zu finden.

Dabei hilft ihm oft ein einfaches Mittel: die Zeichnung. Der leichte Strich, mit dem der auch als Karikaturist bedeutende Peichl seine Skizzen anfertigt, lässt sich durchaus als erotische Passion begreifen.

Und so ist es nur verständlich, wenn der Materialkomplex, den er kürzlich anlässlich einer stilvollen Ehrung der Berliner Akademie der Künste übergab, eine deutliche grafische Schlagseite hat. 3196 Zeichnungen sind enthalten, daneben nur zwei Kisten mit Schriften.

Peichl ist also kein Theoretiker, jedenfalls kein wortreicher, wie manch anderer in seiner Zunft. Und doch hat er es nun zu einem „Bestandsbildner“ gebracht - so nennt man das, wenn jemand Archiven etwas hinterlässt, worüber sich dereinst Historiker und Interpreten die Köpfe zerbrechen können.

Also zum Beispiel über die erogenen Zonen der PEA-Phospat- Eliminationsanlage in der Buddestraße in Berlin-Tegel, auf gut Deutsch: einer Kläranlage, die auf einer ersten Entwurfszeichnung wie eine auf einem sanften Hügel errichtete Schiffsbrücke aussieht (eine der Laudatorinnen sprach da von „Hammerhai“).

Es war die erste Berliner Arbeit von Peichl, der Entwurf stammt aus dem Jahre 1980, fünf Jahre später stand das Gebäude, das mit seiner nautischen Metaphorik sehr klar und zugleich doch differenziert ist. In Tegel baute er drei Jahre später auch noch ein Wohnhaus, das auf einer ähnlichen Semantik beruht - zwei gewichtige Bauten, die Architekturtouristen an einem Nachmittag schaffen.
Der Berliner Neubau

Es traf sich gut, dass Peichl just rund um ein wichtiges Datum in Berlin war. Die Grundsteinlegung für den historisierenden Neubau des Berliner Schlosses veranlasste ihn noch einmal, seiner „Angst“ Ausdruck zu verleihen, „wie es mit dem Schloss weitergeht“. Zur Erinnerung: Im Jahr 2000 hatte sich Gustav Peichl mit einem Beitrag über Ein Bauwerk der bewegten deutschen Geschichte in der „FAZ“ zu Wort gemeldet und eine Position bezogen, die den inzwischen abgerissenen Palast der Republik (das zentrale Gebäude der DDR) in die Überlegungen miteinbezog.

Nun wollte er im Detail nicht mehr darauf eingehen, ließ aber mit einer Bemerkung doch durchklingen, wie er zu manchen Berliner Prestigebauten steht: Die Hauptstadt „hat ein großes Problem mit dem Maßstab“. Einen Kollegen nahm er davon namentlich aus: Axel Schultes. Dessen Kanzleramt komme zwar keineswegs dezent daher, die Flagship-Anmutung desselben werde allerdings durch interessante Gliederungen und elegante Eingliederung in den Großraum des Regierungsviertels gemildert.

„Checks and balances“, das würde man mit Blick auf die Demokratie sagen, die sich hier repräsentiert und der Gustav Peichl durch eine Ehrenerklärung an seinen Bauherren und Freund Helmut Kohl eine weitere Reverenz erwies.

Die Akademie der Künste honorierte den neuen Bestand und ihr verdienstvolles Mitglied mit einem schönen Band „Die Zeichnung ist die Sprache der Architekten“. Gustav Peichl spricht diese Sprache besonders verständlich.

16. März 2013Wojciech Czaja
Der Standard

Gustav Peichl: „Ich bin der Pausenclown“

Der Architekt und Zeichner über Peichltorten, Süppchen und Ironie - Am Montag feiert er seinen 85. Geburtstag

Der Architekt und Zeichner über Peichltorten, Süppchen und Ironie - Am Montag feiert er seinen 85. Geburtstag

STANDARD: Montag werden Sie 85. Was ist heute anders als früher?

Peichl: Ich mache heute nicht mehr so viel. 2002 habe ich mein Büro umgekrempelt und die Geschäftsführung abgegeben. Aber ich habe immer den Büroschlüssel in der Tasche. Wenn's mich freut, gehe ich hin.

STANDARD: Das heißt, Sie entwerfen nicht mehr selber?

Peichl: Das ist mir zu anstrengend geworden. Nur manchmal mache ich noch eine Skizze. Meistens aber schaue ich mir die Entwürfe der Kollegen an, und wenn's mir gefällt, dann zeige ich „thumbs up“, und wenn's mir nicht gefällt, dann mache ich „thumbs down“.

STANDARD: Und dann?

Peichl: So ganz ernst nimmt mich heute keiner mehr mit meiner Meinung. Aber das passt schon so. Man muss der nächsten Generation den Platz überlassen.

STANDARD: In Ihrem persönlichen Arbeitszimmer scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Es sieht hier aus wie in den Sechzigern.

Peichl: Wie Sie sehen, habe ich nicht einmal einen Computer im Büro. Ich kann damit nicht umgehen. Und ich will auch nicht. Tatsache ist: Die Architekten heute können nicht mehr zeichnen. Das ist die Mausklick-Generation.

STANDARD: Sie aber zeichnen fast jeden Tag eine Karikatur.

Peichl: Ja. Bei mir kommt alles direkt vom Hirn über die Hand in die Zeichnung. Ich sage immer: Ich bin ein zeichnender Journalist.

STANDARD: Mit welchem Beruf können Sie sich mehr identifizieren? Mit dem Architekten Peichl oder mit dem Zeichner Ironimus?

Peichl: Ich bin Architekt. Punkt. Die Karikaturen waren ein Hobby, mit dem ich mein Studium finanziert habe. Im Laufe der Zeit ist das Hobby zum Zweitberuf geworden. Und der Peichl zum Ironimus.

STANDARD: Und wie wichtig ist Ironie in der Architektur?

Peichl: Na total! Die richtig großen Architekten haben alle darauf aufgebaut: Ludwig Mies van der Rohe, Walter Gropius, Jørn Utzon und wie sie nicht alle heißen mögen. Und was mich betrifft: Ironie ist mein Hang und Drang. Ich mag es zum Beispiel, wenn Häuser Spitznamen verpasst bekommen. Meine ORF-Landesstudios werden in den Bundesländern immer nur Bachertorte und Peichltorte genannt. Ich finde das wunderbar.

STANDARD: Bei Ihren älteren Projekten wie der Bonner Kunsthalle, dem Karikaturmuseum in Krems und den ORF-Bauten ist diese Ironie gut erkennbar. Bei den neueren Projekten fehlt sie. Warum?

Peichl: Ja, es gibt viele, die das sagen. Vielleicht ist das eine Abnützungserscheinung, die sich im Laufe der Zeit einstellt. Und vielleicht hat sich der Peichl im Laufe der Zeit im Unterbewusstsein darum bemüht, etwas ernsthafter zu werden. Das wäre möglich. Das kann ich nicht beurteilen. Cicero sagte einmal: Minime sibi quisque notus est. Jeder kennt sich selbst am wenigsten.

STANDARD: Das heißt, mit dem Alter wird man ernster?

Peichl: Ich sagte vielleicht!

STANDARD: Hat der Ironimus dem Peichl je die Show gestohlen?

Peichl: Vielleicht bei Menschen, die die Karikaturen lieben und zur Architektur keine Beziehung haben. Die meisten wissen aber, dass ich in meinem Leben nicht besonders viel gebaut habe.

STANDARD: Ein Alterskollege von Ihnen, Wilhelm Holzbauer, hat bisher rund 500 Projekte realisiert. Bei Ihnen sind es gerade mal 30.

Peichl: Der Holzbauer ist ein Millionär, ein Multi! Der Peichl hingegen, der kämpft ums Überleben.

STANDARD: Woran liegt das?

Peichl: Leider ist es so: Ich bin eine Art Pausenclown. Immer wenn ich den Mund aufmache, steht das sofort irgendwo in der Zeitung. Dadurch entsteht fälschlicherweise der Eindruck, dass ich tüchtig im Geschäft bin. Mitnichten! Mitnichten! Es ist schwierig geworden, an Aufträge zu kommen.

STANDARD: Inwiefern hat sich der Architektenberuf verändert?

Peichl: Der Beruf ist technischer, juristischer und vor allem wirtschaftlicher geworden. Man muss schon ein ziemlich guter Manager sein, um sich in diesem Metier zu profilieren.

STANDARD: Und man muss Wettbewerbe gewinnen.

Peichl: Alles ein Schmäh! Alles eine Lüge! Die Wahrheit ist doch: Jeder kocht sein Süppchen, und alle sind sie irgendwie miteinander verbandelt und verstrickt. Bevor ein Wettbewerb überhaupt juriert wird, sind sich schon alle darin einig, wer gewinnen wird.

STANDARD: Sie haben auch schon an einigen Wettbewerben in China teilgenommen, sind aber noch nie zum Zug gekommen.

Peichl: Na ja, das ist ja kein Wunder. Die wollen keinen Architekten, sondern einen Ausführungsgehilfen. Und das ist der Peichl nicht.

STANDARD: Und wie ist das in Österreich mit der Ausführungsgehilfenschaft?

Peichl: Genauso, bloß schlimmer, weil sich niemand traut, die Sache beim Namen zu nennen. Die Tragik an Wien ist, dass es in dieser Stadt keine Stadtplanung gibt, sondern nur Stadtorganisation. Man wartet darauf, bis ein Investor daherkommt und sagt: „Ich würde da gern was hinbauen, und ich bräuchte dafür so uns so viele Quadratmeter. Also bitte widmen Sie mir das Grundstück, dann kommen wir ins Geschäft!“ Die großen Projekte in Wien basieren alle auf solchen Freundschaftsumwidmungen.

STANDARD: So wie der von Ihnen geplante Millennium Tower, der eigentlich viel niedriger hätte sein sollen?

Peichl: Das stimmt so nicht. Das haben die Zeitungen damals alle voneinander abgeschrieben. Die Wahrheit ist: Wir haben das Projekt gemacht, haben der Stadt Wien aber vorgeschlagen, den Turm ein bissl schlanker zu machen. Und so wurde er halt um ein paar Meter höher. Meine Aussage bezieht sich vor allem auf kleinere Projekte. Schauen Sie sich nur einmal die Wiener Dachgeschoße an! Das ist reine Geschäftemacherei. Eine der schauderhaftesten Akkumulationen findet man Am Hof mit dem Generali-Haus und dem Hotel vom Benko. Ein Malheur! Das ist nicht Architektur, das ist Immobilienwirtschaft.

STANDARD: Macht man sich in der Architektur mehr Freunde oder mehr Feinde?

Peichl: Sowohl als auch. Ich habe gute Freunde und gute Feinde. Aber die guten Feinde sind viel wichtiger. Sie sind es, die einen groß machen.

STANDARD: Ihr hoher Bekanntheitsgrad ist also der Feindseligkeit zu verdanken?

Peichl: Aber natürlich! Und meinem Talent. Das ist eine gute Mischung.

STANDARD: Wer sind denn Ihre Feinde?

Peichl: Ich bin ein offener Typ, komme mit allen ganz gut aus und gehöre keinen Seil- und Machenschaften an. Allein damit macht man sich schon Feinde.

STANDARD: Welchen Stellenwert nimmt Gustav Peichl in der österreichischen Architektur ein?

Peichl: Eitel wie ich bin, gefällt mir das meiste, was ich bisher fabriziert habe, im Großen und Ganzen sehr gut. Aber wirklich zufrieden bin ich nie.

STANDARD: Vor zehn Tagen wurde Ihnen das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse verliehen.

Peichl: Ich habe schon so viele Auszeichnungen bekommen, so viele Ehrenkreuze, Verdienstzeichen und Ehrenmitgliedschaften, dass ich gar nicht mehr mitzählen kann. Vor ein paar Jahren wollte mich das Ministerium wieder einmal auszeichnen, aber dann hat man plötzlich gemerkt, dass der Peichl von Bronze bis Gold schon komplett ausdekoriert ist. Und so hat man mir damals den Goldenen Rathausmann gegeben. Missverstehen Sie mich jetzt bitte nicht! Ich freue mich darüber. Das stärkt mein Ego. Doch die tatsächliche Bedeutung dieser Auszeichnungen hält sich in Grenzen.

STANDARD: Was machen Sie mit all diesen Verdienstzeichen?

Peichl: Meine Frau sammelt die alle und legt sie in der Wohnung schön zurecht.

STANDARD: Abschlussfrage: Haben Sie einen Geburtstagswunsch?

Peichl: Das mit den Wünschen ist so eine Sache. Man will jeden Tag was anderes. Ich kann mich nicht entscheiden. Aber gut: Ich wünsche mir, dass der Architektur endlich mehr Respekt entgegengebracht wird, als das heute der Fall ist. Das ist zwar ein komischer Wunsch, aber das ist auch eine komische Frage.

27. Januar 2013Norbert Mayer
Die Presse

Gustav Peichl: „Für mich hat jedes Haus erogene Zonen“

Seit sieben Jahrzehnten ist der Architekt als Karikaturist tätig. Dabei hat er elf Bundeskanzler und ebenso viele Chefredakteure kennengelernt. Ein Gespräch über Geschmack, Eheglück und kaputte Hochschulen.

Seit sieben Jahrzehnten ist der Architekt als Karikaturist tätig. Dabei hat er elf Bundeskanzler und ebenso viele Chefredakteure kennengelernt. Ein Gespräch über Geschmack, Eheglück und kaputte Hochschulen.

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Presseschau 12

30. März 2004Gustav Peichl
Die Presse

Alles ist Hans Hollein

Der Champion der österreichischen Architektur wird von Architekten, Medien und Politikern zu seinem 70. Geburtstag gefeiert.

Der Champion der österreichischen Architektur wird von Architekten, Medien und Politikern zu seinem 70. Geburtstag gefeiert.

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Profil


Studium an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Clemens Holzmeister; seit 1956 freischaffender Architekt in Wien; seit 1955 politischer Karrikaturist unter dem Pseudonym Ironimus, 1965 Mitbegründer der Zeitschrift BAU; 1969 Architekturpreis der Stadt Wien; 1971 Großer Österreichischer Staatspreis;
Gustav Peichl wurde 1973 Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien und war 1987-88 auch deren Rektor. Gemeinsam mit Hollein und Holzbauer, seinen alten Studienkollegen - das berühmte „Wiener Triumvirat“ - ist er in der österreichischen Architekturszene eine wichtige Persönlichkeit. Eine Parallelkarriere machte er unter dem Pseudonym „Ironimus“ als politischer Karikaturist.

Bauten:
Verwaltungsgebäude Newag, Maria Enzersdorf, 1959 (mit W. Hubatsch, F. Kiener); Atriumschule, Wien-Döbling, 1961-64; Österreichischer Pavillon auf der Weltausstellung in New York, 1964-65; Mädcheninternat der Dominikanerinnnen, Wien-Hacking, 1963-65; Rehabilitationszentrum, Wien-Meidling, 1965-68; ORF-Zentren Linz, Salzburg, Innsbruck, Dornbirn, 1970-72, Graz und Eisenstadt, 1978-81; ORF-Sendeanlage Kahlenberg, 1973; Erdefunkstelle Aflenz, 1976-79: Phosphateliminationsanlage, Berlin-Tegel, 1980-85; Villa Wienerberg, Wien 1985; Kunst- und Austellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, 1986-92; Schule am Wienerberg, Wien, 1987-89; Zubau zum Städelmuseum, Frankfurt, 1987-90; EVN-Forum, Maria Enzersdorf, 1990-93; Akademiehof Karlsplatz, Wien, 1993-96 (gem. mit Roland Rainer); Volks- und Hauptschule, Wien, 1994-96; Hochhaus, Donau-City, Wien, 1994-97; Millennium Tower, Wien, 1997-99 (gem. mit Boris Podrecca);

Publikationen

Gustav Peichl - Neue Projekte, , Birkhäuser Verlag

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