Max Vogt hat von 1957 bis 1989 als Architekt der SBB-Kreisdirektion III die Bahnarchitektur in der Nordostschweiz geprägt. Seine bekanntesten Bauten sind das Zentralstellwerk im Hauptbahnhof Zürich von 1964, die Bahnhöfe Zürich Altstetten, Killwangen-Spreitenbach und Effretikon. Insgesamt sind es etwa 200 Bauten. Ihre kompromisslose Materialisierung und skulpturale Kraft springen ins Auge, doch ebenso viel Qualität steckt in ihrem Innern.
Die Eigenschaften von Vogts Architektur – schwer, kraftvoll, robust und präzis – sind auch die Eigenschaften der Bahn. Deshalb wirken die Bauten als Teil des Corporate Design der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). Für viele Bahnreisende bedeuten sie ein Stück Heimat. Allerdings war bisher kaum etwas über sie und ihren Schöpfer bekannt.
Vogts Bauten sind Denkmäler der Schweizer Baukultur im 20. Jahrhundert. Es sind Zeugen der «Nachkriegsmoderne», einer der kulturellen Öffnung der Schweiz und einer ungebrochen fortschrittsgläubigen Baukultur in der Nachkriegszeit. Dieses Buch stellt die hundert wichtigsten Bauten von Max Vogt vor und beschreibt die besonderen Bedingungen, unter denen bei den SBB Bauten für die Bahn entstanden.

Die vorliegende Publikation ist der erste Band der Reihe «Architektur- und Technikgeschichte der Eisenbahnen in der Schweiz». Die Reihe wird herausgegeben von der SBB-Fachstelle für Denkmalschutzfragen und der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Sie will auf den kulturhistorischen Wert von Bauten in der Schweiz aufmerksam machen, die im Zusammenhang mit der Eisenbahn entstanden. Dieser Teil des baulichen Erbes ist vergleichsweise wenig bekannt. Die Reihe berücksichtigt Architektur ebenso wie Ingenieurbauten oder Werke bildender Künstler. Die einzelnen Bände befassen sich mit dem Schaffen eines Architekten oder Ingenieurs, behandeln ein wichtiges Einzelgebäude oder einen Baubestand entlang einer Bahnlinie oder sie widmen sich einer bestimmten Gattung von Bauwerken oder etwa dem künstlerischen Schmuck von Bahnhöfen.
Heinrich Helfenstein (1946) gehört zu den bekanntesten Schweizer Architekturfotografen. Zu seinen Auftraggebern zählen zahlreiche namhafte Schweizer Architekten. Seit 1980 hat er sein Atelier in Zürich, daneben Lehraufträge an verschiedenen Hoch- und Fachhochschulen. www.heinrich-helfenstein.ch

Karl Holenstein (1950) war als leitender Architekt langjährig operativ bei denkmalpflegerischen Sanierungen privater und öffentlicher Bauten tätig, seit 2003 ist er verantwortlich für Inventarisation und Grundlagen bei der SBB-Fachstelle für Denkmalschutzfragen in Bern.

Ruedi Weidmann (1966) ist Historiker, Partner von Häusler + Weidmann, Büro für Geschichte und Kulturvermittlung, Zürich, und Redaktor bei Tec21, Fachzeitschrift für Architektur, Ingenieurwesen und Umwelt des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins SIA. www.haeuslerweidmann.ch

ISBN
978-3-85881-185-1
Sprache
deutsch, französische Zusammenfassung
Umfang
112 Seiten, 25 farbige und 215 sw Abbildungen und Pläne
Format
gebunden, 22 cm x 27 cm

Presseschau
23. Juli 2008Hubertus Adam
Neue Zürcher Zeitung

Kantiger Beton

Max Vogts Bauten für die Bahn

Die Bauten der Nachkriegsjahrzehnte – zumeist noch nicht unter Schutz stehend und daher von entstellenden Eingriffen oder gar vom Abriss bedroht – finden derzeit verstärkte Aufmerksamkeit seitens der Architekturhistoriografie. Das gilt auch für die Gebäude von Max Vogt, der zwischen 1957 und 1989 für die Hochbauten der SBB in der Nordostschweiz verantwortlich war. Unter seiner Ägide entstanden zwischen Stein-Säckingen und Chur, zwischen Zürichsee und Bodensee rund 160 Bahnhöfe, Stellwerke, Lokremisen und Peripheriegebäude, die als körperhaft geprägte Volumina aus Sichtbeton ein konsistentes Erscheinungsbild der Bahn schufen – lange bevor von einem «Corporate Design» die Rede war. Nicht zuletzt dank Vogts Bauten wurden die SBB 2005 mit dem Wakker-Preis ausgezeichnet.

Eineinhalb Jahre nachdem die fotografische Recherche von Martin Stollenwerk im Museum Bellpark Kriens präsentiert worden ist, liegt nun eine Publikation über Vogts Schaffen vor, die von der SBB-Fachstelle für Denkmalschutzfragen und der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte gemeinsam herausgegeben worden ist. Sie dokumentiert die wichtigsten Bauten des 1925 geborenen, von der Architektur Le Corbusiers inspirierten ETH-Absolventen, vom eleganten Stellwerk in Buchs SG (1960) über das wohl jedem Eisenbahnreisenden in der Schweiz vertraute Zentralstellwerk Zürich (1963–1966) und den Bahnhof Zürich Altstetten (1966–1968) bis hin zum Ensemble des Rangierbahnhofs Limmattal, für den Vogt mehr als 30 Einzelbauten realisierte. Die Fotos, welche auch die vielfach unsensiblen Veränderungen der letzten Jahre dokumentieren, stammen von Heinrich Helfenstein. Ein umfassendes bebildertes Werkverzeichnis ergänzt diese lange erwartete Monografie zum Schaffen eines der wichtigsten Exponenten der Schweizer Spätmoderne.

[ Ruedi Weidmann und Karl Holenstein: Max Vogt – Bauen für die Bahn 1957–1989. Scheidegger & Spiess, Zürich 2008. 112 S., Fr. 49.90. ]

Neue Zürcher Zeitung, Mi., 2008.07.23

4 | 3 | 2 | 1