Editorial

Die Londoner Stadtproduktion wird seit jeher in erster Linie von privaten Entwicklern bestimmt, entsprechend sind übergeordnete Instanzen der Verwaltung und Planung traditionell schwach entwickelt. Dies entspricht der seit dem 17. Jahrhundert in Großbritannien vorherrschenden liberalen Weltanschauung, der zufolge der Staat sich möglichst nicht in den Selbstlauf des Marktes einmischen sollte, um die volle Entfaltung individueller und gesellschaftlicher Potenziale nicht zu behindern. Aus dieser Perspektive bildet die wohlfahrtsstaatlich geprägte Planungspolitik und Wohnungsversorgung in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Regierungsantritt Margaret Thatchers Ende der 1970er Jahre ein vergleichsweise kurzes, wenn auch prägendes Intermezzo in der Gesamtentwicklung Londons.

Die in den letzten Jahrzehnten zu beobachtende globale Tendenz zur privaten und spekulativen Stadtproduktion lässt sich hier prototypisch studieren.

„Kapital(e) London“ ist folgenden Themenbereichen gewidmet:

Das erste Kapitel behandelt den periodisch aufkeimenden Willen, angesichts der Kleinteiligkeit der Stadtentwicklung eine übergeordnete Planung zu etablieren. Die wiederkehrenden Versuche, „Große Pläne“ durchzusetzen, wie schon beim Wiederaufbau nach dem „Great Fire“ von 1666, scheiterten jedoch stets. Auch die Modern Architectural Research Group (MARS) hat in ihrer Frühphase entsprechende Ansätze zur großmaßstäblichen Überformung Londons verfolgt. Wir stellen die Versuche von Arthur Korn und anderen vor, die konstruktivistische Idee der Bandstadt sowohl auf Berlin als auch London anzuwenden. In dieser Tradition steht auch Rem Koolhaas’ Projekt Exodus oder Die freiwilligen Gefangenen der Architektur, das wir 40 Jahre nach seiner Entstehung (1972) erstmals vollständig auf Deutsch herausbringen. Mit Koolhaas haben wir im Editorial über seine besondere Beziehung zu London gesprochen, die immer auch sein Interesse für Moskau und Berlin widerspiegelt.

Das zweite Kapitel fokussiert auf die private Stadtproduktion in London, die nur vor dem Hintergrund des besonderen Bodenrechts im britischen Rechtssystem zu verstehen ist. Ausgehend von der Tatsache, dass seit dem 11. Jahrhundert alles Land nominell der Krone gehört, hat sich ein komplexes System der Vergabe von Besitztiteln und Nutzungsrechten entwickelt, das bis heute die Stadtentwicklung bestimmt. Die Besonderheit liegt darin, dass es im britischen Rechtsverständnis „beim Bodenrecht nicht um „Sachen“ geht, sondern um Rechte und damit um Beziehungen zwischen Personen.“ Gerade dieser immaterielle Kern des Bodenrechts hat dazu geführt, dass hier die spekulative Stadtproduktion sehr früh eingeleitet wurde. Nick Beech und Amy Thomas schreiben zur aktuellen Situation: „Eigentum wird so den Blicken immer mehr entzogen, verbirgt sich hinter undurchsichtigen Vertragsstrukturen, flackert im von Algorithmen bestimmten Handel der globalen Märkte. Das Zentrum dieses globalen Handels ist immer noch London, oder besser gesagt die City of London. Den Sonderstatus der City diskutiert der Essay „Die Macht der Quadratmeile“, wie die City auch umgangssprachlich genannt wird. Die Strategien von Privatisierung, Kontrolle und Manipulation des öffentlichen Raumes durch den „Ring of Steel“ werden im Gespräch von Henrietta Williams mit Jo Anne Butler offengelegt.

Das dritte Kapitel stellt das Auf und Ab der Planungspolitik in London seit dem Zweiten Weltkrieg vor, die im Dreiecksverhältnis zwischen Staat, Markt und Gesellschaft immer wieder radikal neu justiert wurde. Auf die wohlfahrtsstaatlichen Eingriffe der Nachkriegszeit (ARCH features über den sozialen Wohnungsbau), folgte der weitgehende Rückzug des Staates zu Gunsten des Marktes. In jüngster Zeit soll die Gesellschaft, deren Existenz Thatcher in einem berühmt berüchtigten Auspruch noch negiert hat („There is no such thing as society.“), unter dem Konzept des „Localism“ neue Verantwortung übernehmen.

Das vierte Kapitel schließlich diskutiert die Auswirkungen dieser privat getriebenen Stadtproduktion auf die aktuelle Architekturentwicklung. In ihrem einleitenden Essay legen Marc Frohn und Charlotte Skene Catling dar, dass diese ökonomischen und rechtlichen Einschränkungen eine junge Generation von Architekten zu temporären, unsichtbaren und „exterritorialen“ Lösungen anregen. Anhand dieser Dreiteilungen stellen wir jüngste Projekte von FAR skene catling de la peña, Caruso St John, Alison Brooks, David Kohn, Assemble, Practice Architecture, Carmody Groarke sowie die Serie der Serpentine Gallery Pavilions seit 2000 vor, u.a. von OMA und den diesjährigen Pavillon von Herzog & de Meuron.

Die Ausgabe stellt die Stadtentwicklung Londons abseits des Olympia-Hypes in ihrer strukturellen Komplexität vor, um neue Strategien aufzuzeigen, die es den Architekten erlauben, im Dreieck Staat, Markt und Gesellschaft zu manövrieren.

Beim dargestellten Text handelt es sich um eine Kurzfassung.
Vollständigen Artikel ansehen. (http://www.archplus.net/home/archiv/artikel/46,3919,1,0.html)

Inhalt

02 Mikrourbanismus
Sophie Wolfrum

03 Politische Bezüge der Architektur – in 9 1 Kategorien
Sabine von Fischer

04 Thomas Bayrle auf der Documenta 13
Anh-Linh Ngo

06 Welche Kunst für wessen Stadt? Die Konferenz reART:theURBAN in Zürich
Sander van Parijs

07 Schwerter zu Pflugscharen. Umbau des Hochbunkers Ungererstraße in München
Verena Schmidt

08 Soziale Justierungen. Zum Tod des Berliner Architekten Ludwig Leo (1924-2012)
Gregor Harbusch

09 Welt als Struktur. Zum Tod des Architekten Fritz Haller (1924-2012)
Georg Vrachliotis

09 Critical Cities
Deepa Naik, Trenton Oldfield


Kapital(e) London

10 Editorial
„Durch London lernte ich Lagos verstehen“. Rem Koolhaas im Gespräch mit Nikolaus Kuhnert und Anh-Linh Ngo

14 Stadtkonzepte

18 Abschied vom Masterplan. Die „Urban Constellation“ als städtebauliches Erbe der Moderne
Konstanze Sylva Domhardt

24 Arthur Korns MARS Plan für London (1938-42). Kontinuitäten und Brüche eines didaktischen Konzepts
Andreas Zeese

30 Moskau-Berlin-London
Mariam Gegidze, Anh-Linh Ngo, Daniel Spruth

32 Exodus oder Die freiwilligen Gefangenen der Architektur
Rem Koolhaas, Elia Zenghelis, Madelon Vriesendorp, Zoe Zenghelis

48 Kapital(e)

52 Besitz und Besessenheit. Strukturen des Grundeigentums in London
Nick Beech, Amy Thomas

60 Die Macht der Quadratmeile. Die City of London als Sonderfall
Peter Stäuber

62 Das Geheimnis des „Ring of Steel“. Henrietta Williams im Gespräch mit Jo Anne Butler

70 New Court. Zentrale der Rothschild Bank in London
OMA

76 Staat/Markt/Gesellschaft

ARCH features 17: Lernen von London. Sozialer Wohnungsbau zwischen privater Stadtproduktion und Gentrifizierung
Maren Harnack

81 Bloody Fools. Die Geschichte der Pimlico School, 1970-2010
Reinier de Graaf

90 Vom Thatcherism über New Labour zum Localism. Kontinuitäten und Brüche der Stadtplanungspolitik in London
Cordelia Polinna

94 East Side Stories
Elke Krasny

98 Projektteil: Entwurfspraktiken

100 Der Architekt als Entfesselungskünstler. Marc Frohn, Charlotte Skene Catling


Unsichtbar
106 FAR frohn&rojas skene catling de la peña: Blindspotting

110 Caruso St John Architects: Brick House

116 Alison Brooks Architects: Lens House

120 David Kohn Architects: Skyroom


Exterritorial
124 Assemble: Folly for a Flyover

126 Practice Architecture: BT5 Auditorium

128 David Kohn Architects: A Room for London


Temporär
132 Assemble: The Cineroleum

134 Carmody Groarke: The Filling Station

138 Carmody Groarke: Studio East Dining

140 Practice Architecture: Frank’s Café

Die Pavillons der Serpentine Gallery

142 Zaha Hadid/Daniel Libeskind/Toyo Ito/Oscar Niemeyer/MVRDV/Alvaro Siza & Eduardo Souto de Moura

144 Rem Koolhaas & Cecil Balmond, mit Arup

148 Olafur Eliasson & Kjetil Thorsen/Frank Gehry/SANAA/Jean Nouvel/Peter Zumthor

150 Herzog & de Meuron & Ai Weiwei

Editorial

(SUBTITLE) „Durch London lernte ich Lagos verstehen“

Nikolaus Kuhnert und Anh-Linh Ngo im Gespräch mit Rem Koolhaas

Der Werdegang von Rem Koolhaas ist auf wunderliche Weise mit drei Städten verbunden, die zugleich den Beginn seiner Karriere markierten: Moskau, London und Berlin. Als er 1968 zum Studium an die Architectural Association nach London ging, war er bereits durch Gerrit Oorthuys auf die russischen Konstruktivisten aufmerksam gemacht worden. Die beiden sollten sich noch intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und Moskau ein Dutzend Mal aufsuchen. Später führte Koolhaas als Projekt an der AA eine Untersuchung der Berliner Mauer durch und kam auf diesem Weg mit Berlin und der Lehre von Oswald Mathias Ungers in Berührung. Die Moskauer, Berliner und Londoner Erfahrungen flossen schließlich in den Wettbewerbsbeitrag Exodus ein, mit dem Koolhaas und OMA vor genau 40 Jahren (1972) die internationale Architekturbühne betraten (aus diesem Anlass erscheint das Projekt in dieser Ausgabe zum ersten Mal in einer vollständigen deutschen Fassung). Wir sprachen mit Koolhaas über Exodus, über die Bedeutung, die die drei Städte für ihn haben, und natürlich über sein Verhältnis zu London.


ARCH : Du hast einmal gesagt, Du hättest London erst nach 30 Jahren zu schätzen gelernt. Im Umkehrschluss heißt das, dass Du dich von 1968, als Du für das Studium an der Architectural Association nach London gegangen bist, bis weit in die 1990er Jahre hinein dort nicht richtig zu Hause gefühlt hast. Gleichwohl hast Du nach dem Studium London als familiäre Basis beibehalten. Das Fremdheitsgefühl gegenüber der Stadt ist u. a. daran ersichtlich, dass Du dich in Deiner Arbeit nicht wirklich auf London eingelassen hast, sondern sehr früh mit Projekten aufgefallen bist, die eher kontinentaleuropäisch geprägt sind: Zum einen setzt Du die intensive Auseinandersetzung mit den russischen Konstruktivisten fort, die Du bereits in den Niederlanden begonnen hast, zum anderen kristallisiert sich eine eigenartige Verbindung zwischen London und Berlin heraus, die in Deinen ersten bekannten Projekten The Berlin Wall as Architecture, Exodus und später mit Oswald Mathias Ungers Berlin. A Green Archipelago kulminierten. Die beiden Städte scheinen sich in Deiner Vorstellung spiegelbildlich zu verhalten. Wie kommt das?

Rem Koolhaas: In London wurde ich zum ersten Mal mit dem angelsächsischen Wertesystem konfrontiert. Ich musste mich mit einer völlig anderen Denktradition, anderen Persönlichkeiten, Büchern, Philosophien auseinandersetzen – alles war anders, neu und aufregend. Aber weil alles anders war, wurde mir auch bewusst, wie stark ich kontinentaleuropäisch geprägt war. Das erklärt vielleicht, warum ich von London aus mich intuitiv für Berlin zu interessieren begann, denn die Stadt verkörperte damals alles Europäische, all dessen Konflikte und Widersprüche. Allein die Tatsache, dass ich in London war, weckte also mein Interesse an Berlin. Aber natürlich war Berlin auch eine logische Fortsetzung meiner Forschungen zu den Konstruktivisten in Moskau, denn Berlin war ja damals zur Hälfte kommunistisch. In dieser Auseinandersetzung standen zwei Fragestellungen im Raum: erstens: „Was zeichnet das Europäische aus?“ und zweitens: „Gibt es so etwas wie eine kommunistische Ästhetik oder eine westliche Ästhetik?“ In Berlin konnte man das innerhalb ein- und derselben Stadt studieren.

ARCH : In der kollektiven Erinnerung werden die 1960er Jahre heute zu einer Zeit der Grenzenlosigkeit verklärt – sowohl im sozialen Umgang wie auch in vielen anderen Bereichen. Man war immer „Teil von etwas“ und es spielte scheinbar keine Rolle mehr, woher man kam. Wie passt dazu Deine Aussage, dass Du dich als Kontinentaleuropäer definiert hast? Was meint kontinental in diesem Zusammenhang?

Koolhaas: Die Sechziger werden oft missverstanden. Es gibt mindestens zwei verschiedene Versionen davon. Die angelsächsischen 1960er Jahre sind die Zeit der Hippies, des Arbeitens an der Veränderung mentaler Prozesse. Zu der anderen, der kontinentalen Version gehören für mich Leute wie Michelangelo Antonioni, Federico Fellini oder die Hardcore-Moderne von Zero und Fluxus. Das ist für mich eine völlig andere Mentalität.

Beim dargestellten Text handelt es sich um eine Kurzfassung.
Vollständigen Artikel ansehen. (http://www.archplus.net/home/archiv/artikel/46,3919,1,0.html)

ARCH+, Mo., 2012.12.17

17. Dezember 2012 Nikolaus Kuhnert, Anh-Linh Ngo

Vom Thatcherism über New Labour zum Localism

(SUBTITLE) Kontinuitäten und Brüche der Stadtplanungspolitik in London

Mit der Abschaffung des Greater London Council, der Londoner Stadtregierung, im Jahr 1986 machte die damalige britische Premierministerin Margaret Thatcher den Weg frei für eine in Europa bis dahin nicht gekannte Serie stadtpolitischer Experimente. Wohl in keiner anderen westlichen Metropole hat sich die Stadtpolitik und mit ihr die Stadtplanung seitdem mehrfach so radikal neu erfunden und an neue ökonomische, politische und kulturelle Gegebenheiten angepasst wie in London.[1] Die Regionalregierung abzuschaffen war ein europaweit einzigartiger Vorgang, der den Weg für die Umsetzung eines neoliberalen Städtebauparadigmas ebnete, aber auch dazu führte, dass neue und durchaus innovative Instrumente zur städtebaulichen Steuerung entwickelt wurden. Der Blick nach London lohnt auch heute, wenn erneut zu beobachten ist, wie Stadtentwicklung mit höchst eingeschränkten Ressourcen der öffentlichen Hand funktionieren kann.

„There is no such thing as society“: London unter Thatcher

1987, im achten Jahr ihrer Regierungszeit, brachte Margaret Thatcher in einem Interview mit einem Frauenmagazin ihr Gesellschaftsbild in einem inzwischen berüchtigten Ausspruch auf den Punkt, der so etwas wie ein Konzentrat ihres Regierungsprogramm darstellte: „there is no such thing as society“.[2] Auch im Bereich der Stadtentwicklung sollte dieser Glaubenssatz eine einschlägige Wirkung entfalten: Wenn es keine (Stadt-)Gesellschaft gibt, muss die Politik sich auch nicht um sie kümmern, ist jeder Einzelne für sich verantwortlich. Dann sind Entsolidarisierung, auf das persönliche Wohl oder größtmögliche Renditeerwartungen ausgerichtete Entscheidungen die Konsequenz. Folgerichtig ist Planung verzichtbar, ja geradezu ein Hindernis für die freien Kräfte des Marktes, die beim „real time Monopoly“ in London ein geeignetes Spielfeld gefunden haben.

Eine ganz konkrete Umsetzung erfuhr diese Absage an die Gesellschaft mit der Abschaffung des Greater London Council (GLC) zum 1. April 1986. Ihr Vorsitzender – einen Bürgermeister hatte London damals nicht – Ken Livingstone hatte seine Position zur Kritik an der konservativen Regierung genutzt und so deren Zorn auf sich gezogen. Vom Sitz des GLC in der County Hall gegenüber den Houses of Parliament auf der Südseite der Themse erklärte er London parallel zu den Aufrüstungsplänen der Regierung zur atomwaffenfreien Zone. Als Antwort auf die Wirtschaftspolitik ließ er die täglich steigenden Arbeitslosenzahlen großformatig an der Fassade der County Hall plakatieren. Die Reaktion auf diese Provokationen ließ nicht lange auf sich warten: Die Abschaffung des Greater London Council hatte zur Folge, dass die britische Hauptstadt sich ohne Regierung wiederfand, ohne Institution, die die Belange der 33 Bezirke wirkungsvoll hätte koordinieren können.

Beim dargestellten Text handelt es sich um eine Kurzfassung.
Vollständigen Artikel ansehen. (http://www.archplus.net/home/archiv/artikel/46,3932,1,0.html)

ARCH+, Mo., 2012.12.17

17. Dezember 2012 Cordelia Polinna

PROJEKTTEIL: ENTWURFSPRAKTIKEN

Am Beispiel einiger neuer Projekte, die auf den folgenden Seiten vorgestellt werden, zeigen wir, wie eine junge Generation von Architekten mit den engen rechtlichen und ökonomischen Beschränkungen einer Stadt wie London umgeht. Wir beschreiben ihre Produktionsbedingungen und Taktiken, nehmen die Möglichkeitsräume ins Visier, die sich trotz aller Einengungen eröffnen, und fragen, wie sich ihre Potenziale nutzen lassen. Denn dieser architektonische Opportunismus ist inzwischen Teil jenes Kreislaufs, der die Londoner Stadtentwicklung in Gang hält.

Die urbanen Entfesselungsstrategien sind lose drei Kategorien zugeordnet: temporär, unsichtbar oder exterritorial.

ARCH+, Mo., 2012.12.17

17. Dezember 2012

Folly for a Flyover

Das temporäre Projekt Folly for a Flyover unter der Autobahnbrücke der A12 im Londoner Viertel Hackney Wick war im Sommer 2011 Standort eines sechswöchigen Programms mit Performances, Theateraufführungen und Filmvorführungen. Es war Teil des Create Festivals und verwandelte diesen betonüberwölbten Nicht-Ort am Lea Navigation Canal in der Nähe des Olympischen Parks in einen beliebten öffentlichen Raum. Tagsüber bildete ein überdachtes Café einen Treffpunkt für Anwohner und Besucher, nachts bot eine Tribüne unter den Fahrbahnen einen geschützten Ort für die Vorführungen.

Der Titel des Projekts nimmt Bezug auf die follies genannten Staffagearchitekturen in den englischen Landschaftsgärten des 18. Jahrhunderts, die häufig in Form von fingierten einfachen Bauernhäusern, antiken Ruinen und ähnlichem angelegt waren. Assemble entwickelte mit dem Verfremdungseffekt, der sich durch die Anlage der Installation im Stil eines traditionellen Backsteinhauses einstellt, ein Narrativ für diesen unwirtlichen Ort. Das Gebäude konnte den Eindruck erwecken, man habe es beim Bau der Autobahnbrücke (flyover) unter den mächtigen Fahrbahnen stehengelassen. Tatsächlich bestand das Häuschen jedoch aus recycelten, in Ziegelgröße geschnittenen Holzblöcken und imitierte mit seiner Erscheinung das klassische Ziegelmauerwerk der Bebauung im benachbarten Hackney Wick. Wegen der ephemeren Natur des Projektes wurde von Anfang an eine Strategie entwickelt, wie die eingesetzten Materialien nach dem Abbau wiederverwendet werden könnten. Alle Komponenten wurden entweder an den Ursprungsort zurückgegeben oder fanden eine neue Anwendung in der Umgebung. So wurden die Holzziegel in der benachbarten Gainsborough School für Pflanzenbehälter und Spiele recycelt.

Beim dargestellten Text handelt es sich um eine Kurzfassung.
Vollständigen Artikel ansehen. (http://www.archplus.net/home/archiv/artikel/46,3940,1,0.html)

ARCH+, Mo., 2012.12.17

17. Dezember 2012 Anh-Linh Ngo

4 | 3 | 2 | 1