Inhalt

WOCHENSCHAU
02 Tuned City | Sabine von Fischer
03 Ozeaneum in Stralsund | Ulrich Brinkmann
03 Andreas-Feininger-Retrospektive in Bremen | Bettina Maria Brosowsky
04 BMW-Museum in München | Jochen Paul
05 Maß, Zahl und Gewicht in Berlin | Oliver Hell

BETRIFFT
10 Verschlusssache Prenden | Friederike Meyer

WETTBEWERBE
14 Bibliothek in Utrecht | Anneke Bokern
17 Auslobungen

THEMA
18 Festhütte, Amriswil | Sabine von Fischer
24 Hochschule für Musik Hanns Eisler, Berlin | Anne Kockelkorn
30 Freiluftbühne Grafenegg | Doris Kleilein

REZENSIONEN
37 Rekonstruktion in der Gartendenkmalpflege | Jürgen Tietz
37 Gartendenkmale in Berlin. Friedhöfe | Jan Gympel
38 Bauwerke jüdischer Friedhöfe in Deutschland | Jan Gympel

RUBRIKEN
05 wer wo was wann
08 Leserbriefe
36 Kalender
39 Anzeigen
44 Die letzte Seite

Tuned City.

(SUBTITLE) Architektonische Räume aus der Perspektive des Akustischen

Die Neugierde ist der Anfang jeder Hörerfahrung, so Bernhard Leitner während der Podiumsdiskussion im Berliner Veranstaltungszentrum Pfefferberg. An diesem zweiten Abend des fünftägigen Symposiums „Tuned City. Zwischen Klang- und Raumspekulation“ diskutierten der Komponist Sam Auinger und drei Ar­chitekten über das Verhältnis der Architekten zum Sound. Leitners einprägsamer Satz stand im Zusam­men­hang mit einer Frage, die auf eine mögliche Unterscheidung der wahrgenommenen Töne, wie sie das Gehirn verarbeitet, vom Klang im Raum, der auf den aktiven, sensibilisierten Zuhörer wartet, gezielt hatte. In der Zusammenarbeit zwischen Tonkünstler und Ar­chitekt sind diese Bereiche traditionell getrennt. Ob diese Grenzen aufgeweicht werden können, und wenn ja, wie, das hatten sich die Organisatoren des Symposiums, das von zahlreichen Installationen und Performances begleitet wurde, zu untersuchen vorgenommen. Unter der Leitung von Carsten Stabenow und Gesine Pagels führte das multidisziplinäre Team sein ambitioniertes Vorhaben Anfang Juli an dreizehn Orten in Berlin mit über fünfzig Vorträgen, Präsentationen und Installationen aus.

28. August 2008 Sabine von Fischer

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Ozeaneum

Der Neubau für das Meeresmuseum in Stralsund ist eröffnet

„Meerstadt ist Stralsund, vom Meer erzeugt, dem Meere ähnlich, auf das Meer ist sie bezogen in ihrer Erscheinung und in ihrer Geschichte“, schrieb Ricarda Huch 1927 im ersten Band ihrer „Lebensbilder deutscher Städte“. Das 1951 als Naturkundemuseum gegründete, im Katharinenkloster der Stadt untergebrachte „Deutsche Meeresmuseum“ hat mit dem „Ozeaneum“ getauften, am 11. Juli eröffneten Erweiterungsbau vom Büro Behnisch diese Beziehung räumlich nachvollzogen: Das Gebäude steht auf der der Stadt vorgelagerten Hafeninsel direkt am Kai. Dieser Ort ist nicht nur für das Museum selbst eine gute Wahl, auch die Stadt wird von der neuen Dezentralität ihrer attraktivsten Institution profitieren – das Meeresmuseum ist eines der meistbesuchten Museen hierzulande überhaupt und einer der zwanzig „kulturellen Leuchttürme“ in Ostdeutschland. Schon am Tag vor der Eröffnung des „Ozeaneums“ für das Publikum bieten die alten, die Marktplätze der Stadt mit dem Hafen verbindenden Straßen ein ungewohnt lebendiges Bild – es ist zu erwarten, dass die bislang eher verschlafenen, zum Teil von vielen Baulücken durchsetzten Züge der Semlower-, Papen- und Frankenstraße vor einer Aufwertung stehen und die bislang etwas monotone Konzentration des Geschäftslebens auf die Achse Ossenreyerstraße/Mönchstraße, welche Alten und Neuen Markt über den Schlenker Katharinenkloster miteinander verbindet, aufgebrochen werden kann.

28. August 2008 Ulrich Brinkmann

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verknüpfte Bauwerke
Ozeaneum Stralsund

Verschlusssache Prenden

Unter einem Waldstück nördlich von Berlin liegt der vielleicht wichtigste Bunker der DDR. Jetzt ist das Baudenkmal des Kalten Krieges erstmals öffentlich zugängig, die Besucher stehen Schlange. Die Führung durch die verschimmelten Räume ist abenteuerlich. Man überlässt sie Amateurforschern und zufällig anwesenden Zeitzeugen.

„Es gibt Führungen im Honecker-Bunker.“ Diese Schlagzeile, die seit Anfang August durch die Presse wandert, beschert dem brandenburgischen Dorf Prenden derzeit viele Besucher. Sie wollen mit eigenen Augen sehen, wo und wie die DDR-Führung den eventuellen Atomschlag zu überleben gedachte. Der Hinweis „Nur für kurze Zeit“ erhöht die Nachfrage. Die Touren sind ausgebucht.

Sache der Verkehrssicherheit

Das Objekt 17/5001, die Ausweichführungsstelle des Nationa­len Verteidigungsrates der DDR, so die korrekte Bezeichnung des Bunkers, liegt unterhalb eines Waldstücks, das sich im Eigentum des Landes Berlin befindet. Seit der Übertragung durch die Treuhand 1995 wird er von den Berliner Forsten verwaltet. Neun Jahre war der Bunker ein sicher verschlossener Keller des Waldes. Dann gelang es Unbekannten, den meterdicken Betonpanzer zu durchdringen. Sie plünderten die Einrichtung und durchforsteten das Gangsystem. Die Versuche, den Bunker daraufhin wieder sicher zu verschließen, konnten dem kriminellen Interesse am Geheimen und Verborgenen nicht standhalten. Immer wieder wurde er aufgebrochen.

Es gab Anfragen für eine Nachnutzung. Zum Beispiel von Siegfried Rose, dem letzten Kommandanten des Bunkers, der 1993 an seinem ersten Verschluss beteiligt war. Vor sechs Jahren wollte er darin ein Museum einrichten, um den Tourismus in der Region zu fördern. Alle Konzepte, die es bisher gab, seien nicht tragfähig gewesen oder hätten sich als unseriös erwiesen, sagt Marc Franusch, Sprecher der Berliner Forsten. Für den Eigentümer ist der Bunker kein Baudenkmal, sondern lediglich eine Sache der Verkehrssicherheit. „Wir sind froh, einen kompetenten Partner gefunden zu haben, der das Objekt umfassend dokumentiert und fachgerecht verschließt“, so Franusch.

28. August 2008 Friederike Meyer

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Maximale Schallenergie

Die ersten Fragen stellen sich beim Anblick der Freiluftbühne Grafenegg bereits von Weitem: Hat es akustische Gründe, dass das Bauwerk genau so aussieht? Wirft die mehrfach gefaltete Rückwand der Bühne die Schallwellen derart ideal in die Ränge, dass sie als die beste Formvariante erschien? Muss der „Wolkenturm“ sich so schief und schräg auftürmen, nur um gegebenenfalls Platz für die Bühnentechnik eines Popkonzerts vorzuhalten?

Tatsächlich leitet sich die Form des Gebäudes nur zum Teil von akustischen Anforderungen ab. Vielmehr bezieht sie sich auf landschaftliche Elemente: auf die Mulden und Senken des 32 Hektar großen Schlossparks Grafenegg nahe der nie­der­österreichischen Stadt Krems, der zunächst als barocker Sterngarten angelegt und im 19. Jahrhundert zum englischen Landschaftsgarten umgebaut und erweitert wurde. Die Freiluftbühne wurde in die vorgefundene „Große Senke“ unweit des Schlosses eingepasst, welche die Architekten um weitere eineinhalb Meter ausheben und für die Ränge modellieren ließen. Mit dem etwa hundert Meter entfernten Schloss Grafenegg der Familie Metternich-Sándor, einem der wichtigsten Zeugnisse des österreichischen Historismus, hat die neue Bühne auf den ersten Blick nichts zu schaffen, sieht man von den grasbewachsenen Kuppen einmal ab, die sich vom einstigen Wassergraben des Schlosses in die Höhe schwingen.

28. August 2008 Doris Kleilein

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verknüpfte Bauwerke
Wolkenturm – Freiluftpavillon Schlosspark Grafenegg

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