Inhalt

WOCHENSCHAU
02 Sep-Ruf-Ausstellung zum 100. Geburtstag | Sandra Hofmeister
03 Citámbulos. Stadtwandeln in Mexico City | Friederike Meyer
04 Rüstungswirtschaft und Zwangsarbeit in FürstenBerg (Oder) 1940–1945 | Ulrich Brinkmann
06 Sanierung und Erweiterung des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle (Saale) | Günter Kowa

BETRIFFT
08 Abriss in Blumberg | Kaye Geipel

WETTBEWERBE
12 Studentisches Wohnen in der Science City in Zürich | Hubertus Adam
15 Auslobungen

THEMA
16 Architekturbüro Olgiati in Flims | Hubertus Adam
22 Dachwohnung in Berlin | Ulrich Brinkmann
26 Kunstmuseum in Bozen| Hubertus Adam
32 Orangerie im Grazer Burggarten | Angelika Fitz

REZENSIONEN
37 Studio Olafur Eliasson | Thomas Werner
37 In Full Colour | Jörg Seifert

RUBRIKEN
07 wer wo was wann
36 Kalender
39 Anzeigen
44 Die letzte Seite

Weltoffen und sinnlich, würdevoll und bescheiden

(SUBTITLE) Sep Ruf zum Hundertsten

Der Bonner Kanzlerbungalow sollte ohne Pathos auskommen: zwei gegeneinander versetzte Würfel mit Flachdach, die sich zwischen die hohen Bäume im Park des Palais Schaumburg ducken; das Wohn- und Empfangsgebäude öffnet sich mit geschosshohen Glas­schiebetüren zur Natur. Ein mutiges Bekenntnis zur Moderne ließ Ludwig Erhard 1963 von seinem Te­gern­seer Nachbarn, dem Münchner Architekten Sep Ruf (1908–1982), erbauen. 45 Jahre später vermag das schlichte Gebäude immer noch Maßstäbe für die ästhetische und gesellschaftliche Rolle von Baukultur in Deutschland zu setzen: All das kann Architektur leisten! Weltoffen und sinnlich, zugleich würdevoll und bescheiden, propagierte das Haus obendrein eine neue, von Häkeldeckchen und Nierentischen entrümpelte Form des Wohnens.

24. August 2008 Sandra Hofmeister

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Citámbulos.

(SUBTITLE) Stadtwandeln in Mexico City

Selten waren bislang Versuche erfolgreich, den Kosmos einer Megastadt in einen Veranstaltungsraum zu transferieren. Bei der aktuellen Ausstellung im Deutschen Architekturzentrum (DAZ) ist dies lebensnah, informativ und spielerisch zugleich gelungen. Hier geht es nicht um Bauprojekte und ihre Architek­ten, hier stehen die rund 20 Millionen Bewohner von Mexiko-Stadt im Mittelpunkt, ihre kreativen Lösun­gen für den Alltag ebenso wie ihre Probleme mit den Unzulänglichkeiten der unaufhaltsam wachsenden Metropole. Die Schau beweist, dass der Lebensraum in der mexikanischen Metropole mit den gängigen Klischees (Wachstum, Erdbeben, Smog, Korruption) nicht mal annähernd charakterisiert ist. Zu verdan-ken ist dies einer Gruppe von Forschern aus den Bereichen Architektur, Mathematik, Literatur und Philosophie mit dem programmatischen Namen Citámbulos, zu Deutsch: Stadtwandler.

24. August 2008 Friederike Meyer

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Blumberg, Sommer 2008

Ein Schlüsselbau der Moderne prägt die auf der Baaralb gelegene Kleinstadt Blumberg. Die Weberei, die Egon Eiermann zusammen mit Robert Hilgers gebaut hat, verkörperte 1951 eine makellose Version des neuen Industriebaus. Transformationen in den Folgejahren nahm die Halle geradezu lässig hin. Dann wurde die Textilproduktion verlagert. Seit 1995 ist die Halle leer. Nach Jahren vergeblicher Suche nach neuen Nutzungen ist nun endgültig Schluss. Noch einen halben Sommer steht der Bau.

Die Dunkelfabrik. Ein Baukörper, so groß, klar und neuartig, dass die umgebenden Bergwerksarbeiterhäuschen bei der Eröffnung 1951 wie lästige Fliegen wirken mussten. Eine lange Horizontale, ein flaches Giebeldach, eine gewellte Eternitfassade und ein dunkler Sockel: Die Taschentuchweberei in Blumberg ist von allen Industriebauten der frühen fünfziger Jahre derjenige, der das Versprechen, mit geringstmöglichem Einsatz an Material das suggestive Potential einer neuen Architek­tur zu verkörpern, am deutlichsten sichtbar gemacht hat. Mit dem Vokabular von heute könnte man den minimalen „Footprint“ loben, mit dem der Bau auf dem Schwarzwälder Boden aufsitzt. Erreicht wurde diese Leichtigkeit nicht ohne Anstren­gung. Eiermann entkoppelte die Hauptstruktur und den Ausbau, es gab Stahlbetonstützen in der Produktion und stählerne Pfosten vor der Fassade. Das Ergebnis sah er selbst eher nüchtern: „Es scheint mir nicht nötig, dass man die Blumberger Weberei schön finde; es würde mich freuen, wenn man sie richtig findet.“ Da schwang wohl auch die Sorge mit, es könnte ein Wagnis sein, die Halle nicht mit den üblichen Sheds auszustatten, sondern als „Dunkelfabrik“ mit künstlicher Neonbeleuchtung zu entwerfen, dafür aber mit einem lan­gen Fensterband in Sichthöhe für den Ausblick der Arbeiter.

24. August 2008 Kaye Geipel

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Wider die Alltäglichkeit

(SUBTITLE) Festsaal in der Orangerie im Grazer Burggarten

Beim Aufeinandertreffen von Kunst und Park denkt man landläufig an Gartenkunst oder auch an einen Skulpturengarten. In der steirischen Landeshauptstadt Graz steht das Wortpaar noch für etwas anderes, für den Aufbruch einer radikalen künstlerischen Avantgarde, in einer Stadt, die bis dahin eher für konservatives „Lodentum“ bekannt war. Just in einer der beliebtesten innerstädtischen Grünanlagen, dem Grazer Stadtpark, startete Ende der 1950er Jahre, anfangs gegen massiven politischen Widerstand, eine Plattform für neue Kunst. Das baufällige Stadtparkcafé wurde erobert und umgebaut. Vor al­lem die literarischen Aktivitäten des Forums Stadtpark rund um Schriftsteller wie Peter Handke und Wolfgang Bauer erlangten in der Folge Weltruhm. Bis heute profiliert sich der Park gleichermaßen als Kulturort, familiäre Erholungszone und temporäres Refugium für Randgruppen.

24. August 2008 Angelika Fitz

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verknüpfte Bauwerke
Orangerie d`Or

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