Inhalt

„Das Eröffnungsdatum kennen die Architekten nur aus dem Eintrag zu dem Bahnhof im Internetlexikon Wikipedia. Dass ihr Wettbewerbsentwurf überhaupt realisiert wurde, haben sie eher zufällig entdeckt: auf einem Luftbild bei Google Earth.“

WOCHENSCHAU
02 Beiyuanlu North. Wie sich eine Pekinger U-Bahnstation irgendwie von selber baute | Jan Friedrich
03 DMY – Designfestival in Berlin | Nicole Heptner
04 Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen | Jan Friedrich
05 Digitale Raumkunst. Ausstellung in Duisburg | Gudrun Escher

BETRIFFT
08 Domplatte Köln | Uta Winterhager

WETTBEWERBE
14 Städtebauliche Reparatur der Gesamtanlage der Meisterhäuser in Dessau | Günter Kowa
16 Auslobungen

THEMA
18 Textilfabrik wird Museum | Kaye Geipel
26 Strafkolonie, Gefängnis, Museum | Hubertus Adam
32 Referenz an die dänische Landschaft | Hubertus Adam

REZENSIONEN
39 Ausstellungsbriefe | Eva Maria Froschauer
39 Weltausstellungen | Thomas Werner
40 Wörterbuch Design | Dagmar Steffen
40 Design im Alltag | Dagmar Steffen
40 Manuskripte | Dagmar Steffen

RUBRIKEN
06 wer wo was wann
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38 Kalender
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48 Die letzte Seite

Domplatte Köln

Mit Dom und Domplatte bietet Köln die großartigste Kathedrale und die grandioseste Bausünde am selben Ort. Statt die Domplatte endlich abzureißen und ihr Weltkulturerbe nicht länger wie den Abluftaufbau einer Tiefgarage dastehen zu lassen, bastelt die Stadt an Einzelmaßnahmen. Nach der Überarbeitung des Hochhausplans wäre die Zeit reif für eine neue Betrachtung der Nahwirkung des Doms und seiner Beziehung zur Umgebung.

Im September 2006 kürte das ZDF „Unsere Besten“. In der Kategorie der „Lieblingsorte der Deutschen“ steht der Kölner Dom demzufolge auf Platz eins. Bei 20.000 Besuchern täglich war wahrscheinlich jeder Deutsche irgendwann schon einmal in der Kathedrale, und mit etwas Glück war es grade nicht zu voll, so dass eine Ahnung von der Erhabenheit des (neo-)gotischen Gebäudes zu bekommen war und nicht erst die Domschweizer daran erinnern mussten, dass der Dom ein Andachtsort und kein Rummelplatz ist. Besser wird es wohl bald werden, wenn wenigstens das Geschiebe und Gedrängel der Turmbesteiger am Kassenhäuschen direkt hinter dem Peters­portal aufhört. Den Wettbewerb für das neue Eingangsgebäude am Südturm hat das Kölner Büro Kaspar Krämer im September 2006 gewonnen. Nun entsteht dort ein kleines Ensemble aus einem stehenden und einem liegenden Betonquader sowie einem offenen Treppenabgang. Oberirdisch finden sich dann der Domladen und der Einstieg in den Fahrstuhl, auf der Verteilerebene -1 eine öffentliche Toilettenanlage, der Zugang zur Tiefgarage und der neue Kassenraum des Domes mit Anschluss an das Treppenhaus des Südturms. Die 11,5 Me­ter dicke Fundamentmauer dafür zu durchbohren war eine lösbare Aufgabe, jetzt denkt man sogar noch über die Sanierung der angrenzenden Papstterrassen und die Wiederaufstel­lung des Petrusbrunnens nach.

13. Juni 2008 Uta Winterhager

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Städtebauliche Reparatur der Gesamtanlage der Meisterhäuser in Dessau

Dessau diskutiert über „sein“ Weltkulturerbe. Zwei Kriegsschäden schmälern das Meisterhausensemble. Eine Rekonstruktion der zerstörten Bauten schließen viele aus. Soll Haus Feininger ergänzt werden? Soll Haus Emmer, das 50er-Jahre-Wohnhaus auf den Gropius-Mauern, stehen bleiben oder nicht? Von einem internationalen Wettbewerb erhoffte man sich Antwort und bekam, was die teils unentschiedene, teils dogmatische Auslobung erwarten ließ: ein Jein.

Die Stimmung war gedämpft, als die Jury Ende Mai das Ergebnis des Wettbewerbs zur baulichen Ergänzung der Meisterhaussiedlung weniger vorstellte als vielmehr entschuldigte. „Wir sind ein wenig enttäuscht“, gab Georg Mörsch, Denkmalpflege-Theoretiker und Jurymitglied, zu Protokoll, als er den Verzicht auf einen ersten Preis zugunsten von zwei zwei­ten Preisen erläuterte. Sein Geständnis kam nicht überraschend. Bereits nach der ersten Phase war aus dem Jury-Umfeld zu hören gewesen, die 115 Einreichungen seien weit hinter den Erwartungen geblieben, und man habe Mühe gehabt, die Teilnehmer für die Endrunde zu benennen. Dabei sollte das Ergebnis des Wettbewerbs laut Ausschreibung eigentlich den „Höhepunkt einer Diskussion“ darstellen. Einer Diskussion, die in Dessau seit drei Jahren vor eingeschränkter Öffentlichkeit darüber geführt wird, wie man mit den Kriegslücken in der mittlerweile aufwen­dig sanierten und von der Unesco ausgezeichneten Meisterhaussiedlung umgehen soll (Heft 14.04).

13. Juni 2008 Günter Kowa

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Strafkolonie, Gefängnis, Museum

Die Provinz Drenthe gehört zu den abgelegenen Gebieten der Niederlande. Eine Mülldeponie stellt mit 40 Metern die höchste Erhebung dar, Wälder und Heideflächen prägen weite Teile der Landschaft, der Westen der Provinz ist durchzogen von ei­nem dichten System aus Gräben und Kanälen, viele von ihnen aus der Zeit des früheren Torfabbaus.

Veenhuizen, eine Ortschaft 20 Kilometer nordwestlich der Provinzhauptstadt Assen, verweist schon durch seinen Na­men (veen=Torfmoor) auf die ursprüngliche wirtschaftliche Grundlage. Vereinzelte Gehöfte bestimmten das Bild der Landschaft, als im 18. Jahrhundert mit dem Torfstechen begonnen wurde. Zu einer festen Siedlungsstruktur kam es erst, als die „Maatschappij van Weldadigheit“ (Gesellschaft für Wohltätigkeit“) 1822 in Veenhuizen eine Kolonie für Waisenkinder, Obdachlose und Landstreicher einrichtete. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurden die bestehenden Anstalten in Gefängnisse umgewandelt. Das blieb so bis zur jüngsten niederländischen Justizreform. Die Veränderungen im Strafvollzug führten dazu, dass eine Reihe der Gebäude umgenutzt werden konnte; die bizarre „Straflandschaft“ von Veenhuizen zieht heute viele Besucher an. Markantes Beispiel für die Transformation ist ein ehemaliger Handwerkshof für Strafgefangene, der jetzt vom Büro Kempe Thill zum „Erfgoedcentrum“ umgebaut wurde und ein Besucherzentrum, Schulungsräume so­wie handwerkliche Werkstätten umfasst.

13. Juni 2008 Hubertus Adam

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verknüpfte Bauwerke
Umbau Handwerkshof

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