Details
- Adresse
- Treitlstraße 2, 1040 Wien, Österreich
- Architektur
- Adolf Krischanitz
- Mitarbeit Architektur
- Wolfgang Tröger, Oskar Putz (Farbgestaltung)
- Bauherrschaft
- Stadt Wien
- Tragwerksplanung
- ghp gmeiner haferl&partner (Manfred Gmeiner, Martin Haferl)
- Fotografie
- Margherita Spiluttini
- Funktion
- Museen und Ausstellungsgebäude
- Planung
- 1990
- Fertigstellung
- 1992
- Abbruch
- 2000
Archbau
Genereller introtext zu Archbau der von nextroom geschrieben wird.
Presseschau
„Art Bridge“ für die Angewandte
Die alte Kunsthalle als Kunst- und Veranstaltungsraum der Kunstuniversität?
Die alte Kunsthalle als Kunst- und Veranstaltungsraum der Kunstuniversität?
Adolf Krischanitz' Kunsthalle am Karlsplatz wird, wie DER STANDARD kürzlich berichtete, dieser Tage abgebaut, um einem neuen, kleineren Kunstpavillon Platz zu machen. Derweilen herrscht um die alte Halle ein G'riss: Während die Baufirma, die die Demontage vornimmt, die Metallbox selbst gerne als Lagerhalle übernehmen würde, plant Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, den Container direkt vor seiner Schule über dem Wienfluss aufzustellen.
Die Angewandte, so Bast, platze ohnehin aus allen Nähten, als größerer Veranstaltungsraum stünde derzeit lediglich die Aula zur Verfügung, die sich allerdings kaum für Präsentationen und Events eignet. Bast: „Wir hätten hier die einmalige Chance, mit der Kunsthalle einen halböffentlichen Ort zu schaffen, an dem junge Medienkünstler, Designer, Architekten, bildende Künstler ihre künstlerischen Visionen gemeinsam mit den Lehrern der Schule und internationalen Gästen entwickeln und präsentieren können, und würden auf diese Weise nicht nur ihrer eigenen Arbeit, sondern auch der kunstinteressierten Öffentlichkeit neue Impulse versetzen.“
Der großzügig bemessene Raum könnte wie eine Synapse zwischen der Stadt und der Universität wirken und auch stadträumlich einen interessanten Akzent im Wiental bilden. Kunsthallen-Architekt Adolf Krischanitz hat die entsprechenden Pläne bereits ausgearbeitet, die alte Halle konstruktiv leicht adaptiert, etwas verkürzt und auf zarte Stützen gesetzt, auf dass der Fußgängerverkehrsfluss sowie der über das Wiental schweifende Blick nicht behindert werden. An das Universitätsgebäude ist die Halle über einen Gang angedockt, die Öffentlichkeit kann sie an beiden Ufern des Flusses über Stiegen von unten betreten.
Bast: „Die Kunsthalle soll zur ,Art Bridge' werden, einer Brücke, die nicht nur den Fluss überspannt, sondern auch als Verbindungsglied zwischen einer Kunstuniversität, dem Kunstbetrieb und der Öffentlichkeit der Stadt dient.“ Zurzeit laufen bezüglich der Finanzierung Gespräche mit der Stadt und dem Wissenschaftsministerium, die Adaption sowie die Montage würden, so schätzt der Rektor, etwa 15 bis maximal 20 Millionen Schilling kosten. Ein nicht näher genannter privater Sponsor konnte bereits gefunden werden, er will für sechs bis sieben Millionen Schilling aufkommen.
Die Kunsthalle war stets als temporäre Architektur konzipiert, und auch an ihrem möglichen neuen Standort wäre sie kein Ding für die Ewigkeit. Im Gegensatz zu den in unmittelbarer Nähe geplanten Landstraßer Hochhäusern, die bald in Bau gehen werden. Bast: „Es geht uns um weit mehr als um die bloße Aufstellung der Halle in einer Gegend Wiens, der eine kulturell-qualitative Belebung im Umfeld von Büro- und Hotelburgen nicht schaden würde.“
Fürchtet euch nicht
Die Kunsthalle Karlsplatz wird abgerissen, aber nur, um einer neuen Kunsthalle Platz zu machen.
Die Kunsthalle Karlsplatz wird abgerissen, aber nur, um einer neuen Kunsthalle Platz zu machen.
Wenn ein Chinese einem anderen von ihm nicht liebgehabten Chinesen die Pest und den Teufel und überhaupt das Ärgste an den Hals wünscht, dann beflucht er ihn mit dem Spruch: „Mögest du im Zeitalter von Veränderungen leben!“
Was sagt uns das? Erstens: Die Chinesen haben ihre Ausdrucksformen ein paar Jahrtausende länger kultiviert als wir primitiv herumfäkalisierenden Neandertalerenkel. Zweitens: Auch der feinstraffinierte Mensch bedarf zu seinem Wohlbefinden einer gewissen Konstanz in seinem Leben. Drittens: Die Architektur als fix gestaltete, sich nur bedächtig verändernde Welt ist da durchaus ein Faktor.
Doch was wäre eine Stadt mit all ihren Häusern, wenn es keine Ausnahmen als Kontrast gäbe: ein Friedhof, eine Aufbahrungsstätte verstorbener Gebäude. An bestimmten, ganz besonderen Punkten darf dieses festgefügte Häuserkonglomerat also ruhig gelegentlich Risse bekommen und Zeitbeschleunigungen erfahren. Im Falle Wiens befindet sich am Karlsplatz, und zwar genau dort, wo noch für kurze Zeit die blau-gelbe Kunsthalle steht, ein ganz besonderes Architektur-Zeitraffereck, quasi ein Kristallisationspünktchen sich besonders schnell verändernder Architektur.
Die Karlsplatzgegend ist aufgrund generationenlangen stadtplanerischen Unvermögens ein stattlicher Archipel gestrüppbewachsener Verkehrsinseln und war lange Zeit vorwiegend von haxerlhebenden Hunden bevölkert. Die Kunsthalle veredelt seit zehn Jahren eine dieser ehemaligen Äußerlinseln. Dieser Tage wird sie - samt Café - abgerissen, doch das macht gar nichts. Es wird alsbald eine neue, kleinere und raffiniertere Box nachwachsen - samt Café - und auch deren Lebensjahre sind jetzt schon gezählt. Auch das ist ganz wunderbar, weil es in der Architektur mitunter so ist, dass etwas noch Besseres nachkommt. So gesehen funktioniert das Kunsthallenareal wie ein Architekturreagenzglas. Ein Experiment wird veranstaltet, von der Stadt betrachtet, für gut befunden, verworfen, ein neues Experiment wird angegangen.
Der erste experimentelle Container sollte der „Kunsthalle“ damals auf die kurze Zeit von vier Jahren einen preiswerten Unterschlupf bieten, so lange, bis die neuen Museumsquartier-Räumlichkeiten vollendet wären. Der zuständige Hallen-Architekt, Adolf Krischanitz, musste sich zwar sofort von Anrainern, denen der Karlskirchenblick verstellt wurde, und von Medienmächten, für die Architektur bei Fischer von Erlach aufhört, ordentlich herwatschen lassen, doch sehr bald wurde klar: Das viel gehöhnte, freche Kunstquartier-Provisorium war ein voller Publikumserfolg. Nicht nur die Ausstellungen waren reichlich frequentiert, auch das angeschlossene Kaffeehausrestl erfreute sich samt kiesstaubiger und stöckelschuhvernichtender Vorterrasse größter Beliebtheit und etablierte sich rasch zu einem der flottesten Treffpunkte der Donaumetropole.
Die Kunsthalle war schick und jung und in, sie pulsierte gerade deshalb, weil sie nicht in Marmor versteinert und in Stuck erstickt, sondern billig, ersetzbar, reparabel war. Der besondere Reiz der Architektur, dem auch internationale Künstler deklariertermaßen erlagen, ist schwer zu erklären. Das Nichtdauerhafte, das Provisorische und deshalb materiell Wertlose war ganz einfach klass zu bespielen, und die Rücksichtslosigkeit, mit der an Fassaden und Innenräumen lässig herumgefuhrwerkt werden konnte, veranlasste die Künstler sofort, begeistert die Sau rauszulassen.
Heimgehen soll man aber, wenn's am schönsten ist. Noch bevor sich die Kiste selbst überlebt hat, kommt sie also weg. Doch Kunsthallen- und Cafébesucher - fürchtet euch nicht. Die Hunde übernehmen das Areal nicht wieder, denn Kunsthallen-Chef Gerald Matt hat eine Erneuerung des Ausnahme-Bebauungsparagraphen 71 erwirkt, Architekt Adolf Krischanitz hat den Zeichenstift gezückt und eine neue Halle entworfen, und diverse Ressorts haben etwa zwölf Millionen Schilling für eine neue „Kunsthalle Karlsplatz“ locker gemacht, die für die nächsten zehn Jahre dort stehen wird.
Bleibt die Frage, was mit dem alten, bald in seine Bestandteile zerlegten Ding passieren soll. Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst, würde damit gerne vor seiner Schule den Wienfluss überspannen. Er würde damit dem Veränderlichen Kontinuität verleihen und sozusagen den Brückenschlag zur eingangs zitierten fernöstlichen Weisheit schlagen. Das Veränderliche bleibt bestehen und das Bestehende wird damit verändert. Wenn das nicht Architektur ist.
Die Kunsthalle bekommt Kinder
Kunsthallen-Direktor Gerald Matt im Gespräch mit Roland Schöny.
Kunsthallen-Direktor Gerald Matt im Gespräch mit Roland Schöny.
Die letzte Großausstellung vor der Neueröffnung der Kunsthalle im Museumsquartier läuft zur Zeit: eine Zusammenfassung junger Positionen mit dem Titel Lebt und arbeitet in Wien. Doch bildet diese Schau keineswegs den Schlussakkord nach acht Jahren Ausstellungsbetrieb auf dem Karlsplatz, wie Kunsthallen-Direktor Gerald Matt nun bekannt gibt: „Es ist eigentlich ein Auftakt zu etwas Neuem am Karlsplatz.“
Ein kleiner Teil des dunkelgelben Containers soll als Projektraum erhalten bleiben. "So ist auch die Ausstellung „Lebt und arbeitet in Wien“ paradigmatisch für das, was wir in Zukunft wollen: mit jungen Künstlern zusammenarbeiten, sie bei der Entstehung des Werkes begleiten, Werkprozesse möglich machen und den Karlsplatz als Trägerrakete für junge zeitgenössische Kunst verankern", so Matt. „Das aber in einem Reputationszusammenhang, wie ihn eben nur eine große Institution liefern kann.“
Belebender Störfaktor
Das wäre 1992 nach der Eröffnung des dunkelgelben Behälters als Langzeitprovisorium für zeitgenössische Kunst kaum denkbar gewesen. Anfangs war die von dem Architekten Adolf Krischanitz konzipierte temporäre Architektur durchaus noch umstritten und wurde teilweise sogar als Störfaktor empfunden. Bald jedoch stellte sich heraus, wie sehr die Kunsthalle und das dazugehörige Café dem bis dahin ungenützten, verkehrsreichen Platz belebten - was zur baldigen Etablierung der Kunsthalle beitrug.
Kunsthallen-Direktor Gerald Matt
„Der Karlsplatz war ja ein toter Ort, bevor die Kunsthalle hingekommen ist, und ist seit einigen Jahren vielleicht einer der kulturell lebendigsten Orte in der Stadt geworden - ein Treffpunkt für sehr viele junge Menschen, und auch Heimat für die Künstler. Letztlich war die Kunsthalle am Karlsplatz, in aller Bescheidenheit, auch eine Erfolgsgeschichte, die man durchaus fortsetzen sollte, meinen wir.“
Container aus Glas geplant
Jetzt ist eine flexible Konstruktion geplant. Der verkleinerte Container soll größtenteils aus Glas bestehen, sodass er von außen einsehbar ist. Er kann aber bei Bedarf auch geschlossen und ganz klassisch als Box verwendet werden. Das könnte diesen Projektraum auch zu einem Werbeträger für die künftige Kunsthalle im Museumsquartier und für das Museumsquartier insgesamt machen.
Für die Umbauphase wurde ein besonderes Konzept entwickelt: "Wenn der große Container wegkommt, werden wir ein Projekt mit dem Titel „Sieben Container“ machen", berichtet Matt. „Der große Container bekommt also Kinder. Wir werden dort österreichische Experimentalfilme und Videos zeigen. Die kleinen vereinigen sich dann wieder zum neuen Container.“
Planung abgeschlossen
Die Planungsarbeiten für diesen neuen Ausstellungsraum wurden bereits abgeschlossen. Die erste Bespielung des Projektraums der Kunsthalle auf dem Karlsplatz ist nach Eröffnung des Museumsquartiers für September 2001 vorgesehen.