Pläne

Details

Adresse
Hof 800, 6866 Andelsbuch, Österreich
Architektur
Peter Zumthor
Mitarbeit Architektur
Projektleiterin: Rosa Gonçalves
Mitarbeit: Daan Koch
Bauherrschaft
Werkraum Bregenzerwald
Mitarbeit Bauherrschaft
Geschäftsführung: Dr. Renate Breuss
örtliche Bauaufsicht
Projekt & Plan Elmenreich GmbH
Mitarbeit ÖBA
Bauleitung: Wolfgang Elmenreich
Weitere Konsulent:innen
Immissionsschutz: Bernhard Weithas, Lauterach
Planung
2008 - 2013
Ausführung
2012 - 2013
Eröffnung
2013
Grundstücksfläche
3.080 m²
Bruttogeschossfläche
1.654 m²
Nutzfläche
1.506 m²
Bebaute Fläche
1.512 m²
Umbauter Raum
7.590 m³
Baukosten
3,6 Mio EUR

Nachhaltigkeit

Heizwärmebedarf
73,8 kWh/m²a (PHPP)
Außeninduzierter Kühlbedarf
1,4 kWh/m³a (Energieausweis)

Ausführende Firmen

Mitgliedsbetriebe Werkraum Bregenzerwald
Zimmermannsarbeiten: Kaufmann Bausysteme (Werkplanung), Mayr-Melnhof Kaufmann Reuthe (BSH-Konstruktion), Kaufmann Zimmerei und Tischlerei (Abbund Nebenträger, Montage), Zimmerei Nenning, Zimmerei Oliver Beer (Montage)
Baumeisterarbeiten: Oberhauser & Schedler Bau
Dachdecker / Spengler: Ing. Gunter Rusch
Fassade: Harry Simeoni Metallbau, Felder Metall (Türen), Glas Marte (Glas)
Lederumwicklung Säulen und Akustikkissen: Mohr Polster
Malerarbeiten: Claudio Mätzler, Fetzcolor, Jürgen Raid Malerbetrieb
Schreinerarbeiten: Anton Bereuter Handwerkholz, Tischlerei Bereuter, Dür Naturholzmöbel, Tischlerei Feurstein, Jodo Tischlerei, Tischlerei Peter und Albert Künzler, Tischlerei Wolfgang Meusburger, Tischlerei Anton Mohr, Tischlerei Rüscher, Tischlerei Valentin Winder
Gebäudetechnik: awa Installationen, Martin Fink Wasser-Wärme-Solar,
Dietrich Luft + Klima, Elektro Willi
Leuchten: Kunstschmiede Figer, Zumtobel

Preise und Auszeichnungen

Publikationen

Archtour

Genereller introtext zu Archtour der von nextroom geschrieben wird.

Presseschau

11. November 2014Roland Züger
werk, bauen + wohnen

Auskragung als Einladung

(SUBTITLE) Werkraum Haus Andelsbuch von Peter Zumthor

Die mächtige Erscheinung des über siebzig Meter langen Dachs markiert den Anspruch und das Selbstbewusstein der Zunft. Unter der weiten Auskragung des Holzschirms sind die Erzeugnisse der Handwerksbetriebe des Werkraum Bregenzerwald versammelt. Neben dem Schauraum ist das Haus aber vor allem neuer Treffpunkt.

Die mächtige Erscheinung des über siebzig Meter langen Dachs markiert den Anspruch und das Selbstbewusstein der Zunft. Unter der weiten Auskragung des Holzschirms sind die Erzeugnisse der Handwerksbetriebe des Werkraum Bregenzerwald versammelt. Neben dem Schauraum ist das Haus aber vor allem neuer Treffpunkt.

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verknüpfte Zeitschriften
werk, bauen + wohnen 2014-11 Weit gespannt

13. Juli 2013Maik Novotny
Der Standard

Handwerksstolz in schwarzem Holz

Unter Dach und vom Fach: Peter Zumthors Haus für den Werkraum Bregenzerwald ist Heimat für die Werkenden und Vitrine für deren Werke.

Unter Dach und vom Fach: Peter Zumthors Haus für den Werkraum Bregenzerwald ist Heimat für die Werkenden und Vitrine für deren Werke.

Auf kaum eine austroalpine Gegend passt der Begriff Talschaft so perfekt wie auf den Bregenzerwald: keine Ortschaft, keine Landschaft, sondern ein loser Verband von Individuen. Am ehesten ähnelt diese tatkräftige Region mit ihren Streusiedlungen einem emsig summenden Bienenkorb.

Zahllose Last- und Lieferwägen sausen auf den Straßen hinaus und hinein, beladen mit Rohstoffen und Endprodukten, und vollführen auf den Parkplätzen der Kleinunternehmen rangierend ihre Schwänzeltänze, die von neuen Absatzmärkten berichten.

Der Austausch von Wissen und Waren war hier schon immer eine Spezialität. Angefangen bei den Barockbaumeistern, die von hier ausschwärmten, um Kathedralen und Klöster zu bauen und ihr Können wieder hierher mitbrachten, bis zu den Baumeistern und Architekten von heute, deren hohe Baustandards dem Ländle zu weltweiter Anerkennung verhalfen.

Ungeknechtetes Selbstbewusstsein, Vernetzung und Wissenszufuhr sind auch die Grundpfeiler des 1999 ins Leben gerufenen Werkraums Bregenzerwald, eines Zusammenschlusses von rund 80 Betrieben nach Art der mittelalterlichen Zünfte. Der Verein bemüht sich um gemeinsame Stärke und um kontinuierlichen Fortschritt. Alle drei Jahre lobt man den Wettbewerb „Handwerk+Form“ aus, in dem sich das talschaftliche Handwerk schöpferisch mit Designern von außen vereint.

Einige der preisgekrönten Stücke sind bereits zu Klassikern geworden. 35 davon kaufte das Land Vorarlberg für seine Sammlung an, 20 davon lieh sich der Werkraum wiederum zurück, weil man die Meisterwerke nicht im Lager verstauben lassen, sondern stolz herzeigen wollte.

Hatten die Mitglieder anfangs noch mit großem Aufwand für jede Preisverleihung ein zweiwöchiges Provisorium konstruiert, einigte man sich bald, dass eine dauerhafte Bleibe für Sammlung, Feste und Schauraum nötig war: das Haus Werkraum.

Das Grundstück fand man in Andelsbuch, mitten in der Talschaft, als Architekten wählte man den Schweizer Peter Zumthor, der beim Bau seines Kunsthauses in Bregenz schon beste Kontakte zu Vorarlberger Handwerkern geknüpft hatte. Der als eigensinniger, detailversessener Perfektionist weltbekannte Zumthor sollte eigentlich den Architektenwettbewerb jurieren, wollte aber stattdessen lieber gleich selbst bauen, und bekam 2008 prompt den Direktauftrag.

Einzelgänger und Kollektiv

Hier der Einzelgänger, dort das Kollektiv: Konnte das gutgehen? Als der Architekt die Bauherren wenig später in sein Graubündner Büro lud, um seinen ersten Entwurf zu präsentieren, fiel die Reaktion zunächst verhalten aus.

„Wir waren sprachlos“, erinnert sich Werkraum-Geschäftsführerin Renate Breuß. „Eine riesige Halle mit außenstehenden Betonstützen - es war sehr monumental“. Auch Rosa Gonçalves, Projektleiterin im Büro Zumthor, gibt zu: „Es sah schon ein bisschen aus wie ein Tempel. Der Grundgedanke war aber, dass das Haus nicht dasselbe aussagen soll wie sein Inhalt. Und da die Exponate vor allem aus Holz sind, haben wir das Gegenteil davon gesucht“.

Beton als Material war den „Wäldern“ dann aber doch zu weit vom eigenen Handwerk entfernt. Schließlich wollte man das eigene Haus auch mit eigenem Können bauen. Es wurde emsig zwischen Vorarlberg und Graubünden hin und her gefahren, Stück für Stück näherte man sich an. Vorige Woche wurde das Haus schließlich nach knapp eineinhalb Jahren Bauzeit feierlich eröffnet.

Dem Prinzip, den Exponaten optisch nicht in die Quere zu kommen, blieb der Architekt treu, auch wenn die betonierte Tempeloptik aufgegeben wurde. Von außen besehen, scheint es nicht viel mehr zu sein als ein länglicher Glaskasten mit einer breit ausladenden Dachkrempe. Viel mehr soll es auch nicht sein: Ein 72,6 mal 20,8 Meter großes und 1,80 Meter hohes Dach, unter dem sich Werkende versammeln, und eine Vitrine, hinter der sie ihre Werke ausstellen.

Das Dach wurde aus Holzträgern gefertigt, die im quadratischen Raster angeordnet sind und auf hölzernen, ganz leicht gekrümmten Pendelstützen und auf drei Betonkernen ruhen.

Dach und Stützen wurden schwarz gestrichen, der Beton dunkel lasiert und geölt, was dem Raum zusammen mit dem schwarzen geschliffenen Betonboden eine noble, fast immaterielle Dezenz verleiht. „Beim Juwelier liegen die Schmuckstücke in der Vitrine auch auf schwarzem Samt“, erklärt Projektleiterin Gonçalves die Farbwahl.

Noble Dezenz

Glaskasten, breites schwarzes Dach auf dünnen Stützen: Der Besucher hat ein Déjà vu und denkt an Mies van der Rohes Neue Nationalgalerie in Berlin, eine Assoziation, die man im Büro Zumthor nicht zum ersten Mal hört. „Die Ähnlichkeit ist uns bewusst“, lacht Rosa Gonçalves. „Aber sie hat sich eher zufällig ergeben“. Dennoch fühle sich Zumthor vom Mies-Vergleich natürlich geehrt.

Doch anders als beim industrieaffinen Mies stand beim Haus Werkraum auch im Bauprozess das Handwerk im Vordergrund. Die Farbe mischte ein Werkraum-Maler selbst, Tischler waren gleich mehrere zugange. Die Gewerke wurden intern ausgeschrieben, insgesamt waren mehr als 40 der 80 Vereinsmitglieder am Bau beteiligt. Eine Woche nach der Eröffnung liegen schon einige Schmuckstücke in der Vitrine: Maßgefertigte Betten und Küchenschränke, Pölster und Rodel, um eine Stütze schlängelt sich eine hölzerne Kirchenkanzel.

„Ein idealer Ort für unsere Handwerker, um sich mit Kunden zu treffen und Hemmschwellen zu überwinden“, freut sich Renate Breuß über den offenen Raum mit edlem Werkstattcharakter. Eine Noblesse, die auch ihren Preis hat: Die anfangs kalkulierten 2,7 Millionen Euro Baukosten wurden um eine Million überschritten. Teils, so Renate Breuß, wegen der zuerst nicht geplanten Unterkellerung, teils wegen der hohen Qualitätsstandards. Finanziert wurde der Bau durch EU, Region, Gemeinde, Sponsoren und die Vereinsmitglieder selbst. Für 500.000 Euro sucht man zurzeit noch Sponsoren.

Wo der Perfektionismus eines Zumthor und der Stolz einer kollektiven Handwerkerzunft zusammenkommen, ist das vielleicht unvermeidbar. Sollte die überdachte Vitrine für noch mehr geschäftiges Gesumme im Bregenzerwälder Bienenstock sorgen, dürfte auch das nur eine vorübergehende Sorge sein.

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