Weltoffenes Bauen
Der japanische Architekt Kenzo Tange ist am Dienstag in Tokio einem Herzversagen erlegen. Der 91-Jährige wurde durch seine Bauten für die Olympischen Spiele 1964 in Tokyo weltweit bekannt.
Der japanische Architekt Kenzo Tange ist am Dienstag in Tokio einem Herzversagen erlegen. Der 91-Jährige wurde durch seine Bauten für die Olympischen Spiele 1964 in Tokyo weltweit bekannt.
Es waren die kühn geschwungenen Sporthallen der Olympischen Spiele von 1964 in Tokio, die den japanischen Architekten Kenzo Tange weltweit bekannt machten. In seiner Heimat aber galt der 1913 geborene Architekt - der im Büro von Kunio Maekawa früh schon mit den Ideen Le Corbusiers in Kontakt gekommen war - seit der Eröffnung des Friedenszentrums von Hiroshima im Jahre 1956 nicht nur als Star, sondern mehr noch als moralische Instanz. Denn er bemühte sich wie kein anderer um die architektonische Form der Demokratie. Neben skulpturalen Einzelbauten interessierten diesen toleranten Meister, unter dessen Fittichen eine Gruppe junger Rebellen um Arata Isozaki und Kisho Kurokawa den architektonischen Metabolismus entwickelte, seit den späten fünfziger Jahren auch urbanistische Studien. Das beweisen etwa die vieldiskutierte, von alten Tempelanlagen ebenso wie vom zellenartigen Wachstum des Metabolismus beeinflusste Utopie einer schwimmenden Stadt auf Pfählen in der Bucht von Tokio (1960) oder sein Masterplan für die Weltausstellung von 1970 in Osaka.
Das Streben nach einem Ausgleich zwischen abendländischer Architektur und einheimischer Baukunst führte Tange zu immer neuen Ausdrucksformen - und schliesslich zur Eroberung des Himmels. Noch im Alter von 75 Jahren entwarf er das heftig kritisierte, an die Doppelturmfassade von Notre-Dame erinnernde neue Rathaus von Tokio. Diesem nicht unproblematischen Spätwerk zum Trotz wurde Tange als Doyen der japanischen Architektur verehrt; und selbst heute berufen sich Vordenker wie Toyo Ito hinsichtlich der Annäherung neuster Bautechnologien an die Naturgefühle des Schintoismus noch immer auf ihn. Aber auch international wurde Tanges Schaffen - das von christlichen Gotteshäusern und arabischen Palästen bis zu Flughäfen und Universitäten reicht - stets mit Interesse verfolgt. Davon zeugt nicht zuletzt der Pritzker-Architekturpreis, den er 1987 als erster Japaner entgegennehmen durfte. Gestern Dienstag nun ist Kenzo Tange 91-jährig in Tokio einem Herzversagen erlegen.
Kenzo Tange 1913-2005
Der japanische Architekt, einer der letzten großen Vertreter der modernen Architektur des 20. Jahrhunderts, starb mit 91 Jahren
Der japanische Architekt, einer der letzten großen Vertreter der modernen Architektur des 20. Jahrhunderts, starb mit 91 Jahren
Am Dienstag starb in Tokio mit Kenzo Tange, einer der letzten großen Vertreter der modernen Architektur des 20. Jahrhunderts. Der Japaner, 1913 auf der Insel Shikoku geboren, hatte ab den 1940er-Jahren die traditionelle Formensprache seiner Heimatarchitektur als einer der ersten mit westlichen Einflüssen der Moderne meisterhaft kombiniert. Der Weltruf der zeitgenössischen japanischen Architektur baut bis heute nicht zuletzt auch auf Tanges ruhigem, reduzierten und stets höchst eleganten Stil auf.
Irgendwann in den 1930er-Jahren hatte er in einer Zeitschrift die Arbeiten von Le Corbusier erblickt und darauf hin beschlossen, Architekt zu werden. Konsequenter Weise arbeitete er nach seinem Studium in Tokio im Architekturbüro des ehemaligen Corbusier-Mitarbeiters Kunio Mayekawa. Als Vorbilder gab er später stets auch noch so unterschiedliche Künstlerpersönlichkeiten wie Walter Gropius und Michelangelo an.
Tange erbaute sich seinen Weltruhm bereits als sehr junger Architekt, als er 1946 den Masterplan für den Wiederaufbau des zerstörten Hiroshima lieferte und an jener Stelle, an der die Atombombe eingeschlagen war, 1949 ein Friedenszentrum errichtete.
Als weiteres Hauptwerk des Architekten gilt das Olympische Stadion für Tokio aus dem Jahr 1964, das von der internationalen Architekturkritik als eines der elegantesten und hervorragendsten Gebäude des 20. Jahrhunderts gehandelt wird.
Kenzo Tange etablierte ein weltumspannend aktives Architekturbüro. Er baute in 20 Ländern, so entstanden etwa ein Anbau an das Art Museum von Minneapolis, der Königspalast in Dschidda und ein Messezentrum für Bologna. Neben zahlreichen weiteren internationalen Auszeichnungen bekam er 1987 mit dem Pritzker Preis die prominenteste Architekturauszeichnung zugesprochen.
Tange war ein betont leiser, feiner Mann, der stets in korrektem Nadelstreif auftrat und überflüssige Worte verabscheute. Neben dem heute 97-jährigen Brasilianer Oscar Niemeyer war Tange der letzte noch lebende Pionier der Architektur der Moderne des 20. Jahrhunderts.
Doyen der Architektur
Der Japanische Architekt Kenzo Tange prägte die Architektur seines Landes. Er starb im Alter von 91 Jahren.
Der Japanische Architekt Kenzo Tange prägte die Architektur seines Landes. Er starb im Alter von 91 Jahren.
Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „TagesAnzeiger“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen