Eine lebendige Szene mit internationaler Ausstrahlung, private und öffentliche Bauherren, die für gute Architektur keine Grenzen kennen, Architekturbüros aus Basel, der Schweiz, Europa, den USA und Japan: Der «Architekturführer Basel 1980-2004» stellt in seiner zweiten und erweiterten Auflage insgesamt 108 Projekte - zwischen 1980 und 2004 entstanden - aus dem trinationalen Raum am Rheinknie vor, einem der bedeutendsten Orte zeitgenössischer Baukunst in Europa. 16 neue Projekte werden in dieser Ausgabe des Architekturführers auf je einer Doppelseite präsentiert. Die Zuordnung nach Quartieren und Zonen, in 13 Kapiteln zusammengefasst und in 13 übersichtlichen Karten dargestellt, soll die Erkundung erleichtern. Alle Tramverbindungen und Adressen wurden im Zuge dieser Neuauflage kontrolliert und aktualisiert.

ISBN
3-7643-7087-4
Sprache
deutsch
Publikationsdatum
2004
Umfang
272 S.,
Format
Softcover,

Presseschau
24. November 2004Axel Simon
TagesAnzeiger

Drei Architekturführer erkunden Zürich, Basel und Luzern

Wer den architektonischen Reichtum von Schweizer Städten entdecken will, braucht Hilfe. Drei Neuerscheinungen bieten sie jetzt an.

Er trägt schwarze Kleidung und ein kleines Büchlein in Händen. Sein Blick wandert von den Seiten zum Haus vor ihm, er macht Fotos – ein Architekturtourist auf der Pirsch. Diese Spezies scheint fruchtbar: Architekturtourismus ist für eine Stadt wie Barcelona zu einer ernst zu nehmenden Grösse geworden und gibt man dem Bücheronlinedienst Amazon das Stichwort Architekturführer, erscheinen immerhin 190 Meldungen, von Aachen bis Zeche Zollern, von Liechtenstein bis Japan.

Da die Schweizer Architekturszene zu den am meisten beachteten Europas gehört, fehlt es auch hier nicht an Architekten und Studenten benachbarter Länder, die sich vor Ort ein Bild machen möchten. Um die Stecknadeln qualitativer Bauten im Dickicht von Basel, Luzern oder Zürich zu finden, bekommen sie nun Hilfe: drei neue Architekturführer, die sich jedoch ebenso an Architektur interessierte Ureinwohner richten.

Das Gemeinsame zuerst: die Farbe des Umschlags. Hellblau und handlich passt jedes der drei Büchlein in Jacken- oder Handtasche, denn solche Bücher wollen nicht repräsentativ auf dem USM-Haller-Sideboard liegen, sie sind zum Brauchen da. „Zürich wird gebaut“, der Führer aus dem Hause Hochparterre, ist ein Werkzeug par excellence. Schmal wie eine Videokassette und nur halb so dünn kann man ihn wirklich überall dabei haben und sich spontan informieren - wann wurde der Bahnhof Stadelhofen noch mal gebaut? Und sogar: Was hat das gekostet? Dort wo die Handlichkeit hinderlich wird, bei den Übersichtskarten nämlich, investierte der Herausgeber Roderick Hönig in herausklappbare Doppelseiten. Er gliedert die Stadt in drei fussläufige Bereiche plus die zentrumsfernen Bauten drumherum. Benedikt Loderer skizziert in einem Essay den politischen Hintergrund, der die junge Baublüte Zürichs ermöglichte, anschliessend folgen die Früchte: 75 Gebäude der letzen 15 Jahre, knapp aber ausreichend vorgestellt in Bild, Plan und Text von 12 journalistisch geschulten Autoren auf je einer Doppelseite pro Objekt. Ergänzt wird die Auswahl mit 32 architektonisch interessanten Gastro- und Hoteladressen und einer Karte, die 29 Klassiker von 1864 bis 1987 verzeichnet. Die vielleicht einzigen Fragezeichen: Ist es richtig, noch ungebaute und vielleicht ungebaut bleibende Projekte, wie die Erweiterung des Landesmuseums oder das Stadion, im Führer zu verzeichnen und auf Einfamilienhäuser grundsätzlich zu verzichten?

Diese finden sich im Architekturführer Basel mit acht an der Zahl. Was wäre aus Herzog & de Meuron geworden, hätte man dem Architekturtouristen ihr frühes Sperrholzhaus in Bottmingen verschwiegen? Bereits in zweiter Auflage erscheint der „Führer durch die trinationale Stadt“. 108 Bauten stellt Autor Lutz Windhöfel in etwas zu knappen und selten gut geschriebenen Texten vor, verteilt auf 13 Gebiete, die auch mal die Grenzen nach Deutschland und Frankreich überschreiten. 16 neue Projekte kamen seit 2000 hinzu, 9 ältere wurden dafür gestrichen, was der Autor komischerweise als eine „Hommage an das Lesepublikum“ versteht.

Zu sechs „Spaziergängen durch Raum und Zeit“ lädt der dritte Architekturführer in Luzern. Sein Autor ist kein Journalist, sondern Lehrer: Der Architekt und Dozent Otti Gmür nimmt den Leser bei der Hand und durchwandert mit ihm von der Stadtgründung bis ins Umland die baulichen Geschicke Luzerns. Stolze 240 Objekte finden sich, jedoch in sehr unterschiedlichem Umfang: Manche Doppelseite verzeichnet fünf Bauten mit je einem Bild und knapper Information, während dem Kultur- und Kongresszentrum ganze vier Seiten eingeräumt sind. Ebenso wie im Zürcher Pendant begegnet man auch hier manch ungebautem Projekt, aber auch Werken früherer Epochen bis zurück ins Mittelalter. Die bibliophile Machart zeichnet das Buch als Produkt des Luzerner Quart Verlages aus. Und auch wenn das abwechslungsreiche und anspruchsvolle Layout Lust zum Lesen macht: der Nutzen leidet manchmal unter der Schönheit, zum Beispiel durch zu kleine Fotos und Pläne.

Der Architekturführer Luzern ist sicherlich der schönste unter den drei neuen Büchlein. Der Zürcher Führer ist mit 29 Franken nicht bloss der preiswerteste, sondern auch der brauchbarste. Aber, Basler, tröstet euch: Ihr habt noch immer die grösste Anzahl bemerkenswerter Bauten zu bieten. Und deshalb werden euch die Architekturtouristen treu bleiben.

Roderick Hönig (Hrsg.), Zürich wird gebaut – Architekturführer Zürich 1990-2005, Verlag Hochparterre 2004, 29 Franken

Lutz Windhöfel, Architekturführer Basel 1980-2004, Birkhäuser – Verlag für Architektur 2004, 34 Franken

Otti Gmür, Spaziergänge durch Raum und Zeit – Architekturführer Luzern, Quart Verlag 2003, 38 Franken

TagesAnzeiger, Mi., 2004.11.24



verknüpfte Publikationen
Spaziergänge durch Raum und Zeit – Architekturführer Luzern
Zürich wird gebaut – Architekturführer Zürich 1990-2005

30. Oktober 2004Martino Stierli
Neue Zürcher Zeitung

Neue Basler Architektur

Basel ist die unbestrittene Architekturhauptstadt der Schweiz. Dieser Umstand veranlasste vor einigen Jahren Lutz Windhöfel zur Publikation eines handlichen...

Basel ist die unbestrittene Architekturhauptstadt der Schweiz. Dieser Umstand veranlasste vor einigen Jahren Lutz Windhöfel zur Publikation eines handlichen Führers durch die „trinationale Stadt“, in welchem die wichtigsten zwischen 1980 und 2000 entstandenen Neubauten in Bild und Text dokumentiert wurden. Der architektonischen Entwicklung Basels, die auf anhaltend hohem Niveau weitergeht, trägt nun eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage des Bandes Rechnung, der das Geschehen bis in die Gegenwart nachführt. In bewährter Manier werden die insgesamt 108 Projekte jeweils auf einer Doppelseite anhand von Fotografien, Plänen und einem kurzen Kommentar präsentiert. Als besonders nützlich für unterwegs erweisen sich die Stadtpläne, auf denen die behandelten Bauten eingezeichnet sind, sowie die Angaben zur Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Unterteilung in 13 Kapitel legt Rundgänge in den verschiedenen Stadtbezirken nahe, wobei auch die Gemeinden um Basel sowie die grenznahen Städte im Ausland angemessen berücksichtigt werden. Gegenüber der ersten Auflage hat eine ganze Reihe seither erstellter Neubauten Eingang in den Führer gefunden; einige vormals verzeichnete Gebäude fanden dagegen keine Aufnahme mehr. Zu den neuen Einträgen gehören so wichtige Bauten wie das Schaulager oder der St.-Jakob-Park von Herzog & de Meuron, der Messeturm von Morger, Degelo und Marques oder die Bahnhofs-Passerelle von Cruz & Ortiz und Giraudi & Wettstein. Die Auswahl einer relativ beschränkten Anzahl besonders hervorstechender Beispiele ist dabei für einen Führer notwendig und sinnvoll. Dennoch wird man auch in der Neuauflage einige prominente Gebäude schmerzlich vermissen, darunter das Wohn- und Geschäftshaus an der Schützenmattstrasse von Herzog & de Meuron oder Zaha Hadids (ehemalige) Feuerwehrstation auf dem Gelände von Vitra in Weil - immerhin das erste Hauptwerk der Gewinnerin des diesjährigen Pritzker- Preises.

[ Lutz Windhöfel: Architekturführer Basel 1980-2004. Birkhäuser-Verlag, Basel 2004. 272 S., Fr. 34.-. ]

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2004.10.30

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