Der Architekturführer Zürich 1990–2005 dokumentiert den Bauschub der letzten 15 Jahre. Vor allem in Zürich West und Nord hat sich die Stadt in schnellen Schritten entwickelt. 75 Bauten und aktuelle Planungen sowie 32 Interiors (Hotels, Bars und Lounges) werden in Bild und Plan vorgestellt. Ein Essay erzählt, wie es zum Bauschub gekommen ist. Detaillierte Quartier- und Übersichtspläne, Adressen zu allen Objekten und deren nächstgelegene Haltestellen des öffentlichen Verkehrs machen die Publikation sowohl für Architekten als auch für Architektur-Interessierte zur praktischen und umfassenden Orientierungshilfe für Stadtwanderungen durch Zürich.

ISBN
3909928021
Sprache
deutsch
Publikationsdatum
2004
Format
Taschenbuch,

Presseschau
24. November 2004Axel Simon
TagesAnzeiger

Drei Architekturführer erkunden Zürich, Basel und Luzern

Wer den architektonischen Reichtum von Schweizer Städten entdecken will, braucht Hilfe. Drei Neuerscheinungen bieten sie jetzt an.

Er trägt schwarze Kleidung und ein kleines Büchlein in Händen. Sein Blick wandert von den Seiten zum Haus vor ihm, er macht Fotos – ein Architekturtourist auf der Pirsch. Diese Spezies scheint fruchtbar: Architekturtourismus ist für eine Stadt wie Barcelona zu einer ernst zu nehmenden Grösse geworden und gibt man dem Bücheronlinedienst Amazon das Stichwort Architekturführer, erscheinen immerhin 190 Meldungen, von Aachen bis Zeche Zollern, von Liechtenstein bis Japan.

Da die Schweizer Architekturszene zu den am meisten beachteten Europas gehört, fehlt es auch hier nicht an Architekten und Studenten benachbarter Länder, die sich vor Ort ein Bild machen möchten. Um die Stecknadeln qualitativer Bauten im Dickicht von Basel, Luzern oder Zürich zu finden, bekommen sie nun Hilfe: drei neue Architekturführer, die sich jedoch ebenso an Architektur interessierte Ureinwohner richten.

Das Gemeinsame zuerst: die Farbe des Umschlags. Hellblau und handlich passt jedes der drei Büchlein in Jacken- oder Handtasche, denn solche Bücher wollen nicht repräsentativ auf dem USM-Haller-Sideboard liegen, sie sind zum Brauchen da. „Zürich wird gebaut“, der Führer aus dem Hause Hochparterre, ist ein Werkzeug par excellence. Schmal wie eine Videokassette und nur halb so dünn kann man ihn wirklich überall dabei haben und sich spontan informieren - wann wurde der Bahnhof Stadelhofen noch mal gebaut? Und sogar: Was hat das gekostet? Dort wo die Handlichkeit hinderlich wird, bei den Übersichtskarten nämlich, investierte der Herausgeber Roderick Hönig in herausklappbare Doppelseiten. Er gliedert die Stadt in drei fussläufige Bereiche plus die zentrumsfernen Bauten drumherum. Benedikt Loderer skizziert in einem Essay den politischen Hintergrund, der die junge Baublüte Zürichs ermöglichte, anschliessend folgen die Früchte: 75 Gebäude der letzen 15 Jahre, knapp aber ausreichend vorgestellt in Bild, Plan und Text von 12 journalistisch geschulten Autoren auf je einer Doppelseite pro Objekt. Ergänzt wird die Auswahl mit 32 architektonisch interessanten Gastro- und Hoteladressen und einer Karte, die 29 Klassiker von 1864 bis 1987 verzeichnet. Die vielleicht einzigen Fragezeichen: Ist es richtig, noch ungebaute und vielleicht ungebaut bleibende Projekte, wie die Erweiterung des Landesmuseums oder das Stadion, im Führer zu verzeichnen und auf Einfamilienhäuser grundsätzlich zu verzichten?

Diese finden sich im Architekturführer Basel mit acht an der Zahl. Was wäre aus Herzog & de Meuron geworden, hätte man dem Architekturtouristen ihr frühes Sperrholzhaus in Bottmingen verschwiegen? Bereits in zweiter Auflage erscheint der „Führer durch die trinationale Stadt“. 108 Bauten stellt Autor Lutz Windhöfel in etwas zu knappen und selten gut geschriebenen Texten vor, verteilt auf 13 Gebiete, die auch mal die Grenzen nach Deutschland und Frankreich überschreiten. 16 neue Projekte kamen seit 2000 hinzu, 9 ältere wurden dafür gestrichen, was der Autor komischerweise als eine „Hommage an das Lesepublikum“ versteht.

Zu sechs „Spaziergängen durch Raum und Zeit“ lädt der dritte Architekturführer in Luzern. Sein Autor ist kein Journalist, sondern Lehrer: Der Architekt und Dozent Otti Gmür nimmt den Leser bei der Hand und durchwandert mit ihm von der Stadtgründung bis ins Umland die baulichen Geschicke Luzerns. Stolze 240 Objekte finden sich, jedoch in sehr unterschiedlichem Umfang: Manche Doppelseite verzeichnet fünf Bauten mit je einem Bild und knapper Information, während dem Kultur- und Kongresszentrum ganze vier Seiten eingeräumt sind. Ebenso wie im Zürcher Pendant begegnet man auch hier manch ungebautem Projekt, aber auch Werken früherer Epochen bis zurück ins Mittelalter. Die bibliophile Machart zeichnet das Buch als Produkt des Luzerner Quart Verlages aus. Und auch wenn das abwechslungsreiche und anspruchsvolle Layout Lust zum Lesen macht: der Nutzen leidet manchmal unter der Schönheit, zum Beispiel durch zu kleine Fotos und Pläne.

Der Architekturführer Luzern ist sicherlich der schönste unter den drei neuen Büchlein. Der Zürcher Führer ist mit 29 Franken nicht bloss der preiswerteste, sondern auch der brauchbarste. Aber, Basler, tröstet euch: Ihr habt noch immer die grösste Anzahl bemerkenswerter Bauten zu bieten. Und deshalb werden euch die Architekturtouristen treu bleiben.

Roderick Hönig (Hrsg.), Zürich wird gebaut – Architekturführer Zürich 1990-2005, Verlag Hochparterre 2004, 29 Franken

Lutz Windhöfel, Architekturführer Basel 1980-2004, Birkhäuser – Verlag für Architektur 2004, 34 Franken

Otti Gmür, Spaziergänge durch Raum und Zeit – Architekturführer Luzern, Quart Verlag 2003, 38 Franken

TagesAnzeiger, Mi., 2004.11.24



verknüpfte Publikationen
Spaziergänge durch Raum und Zeit – Architekturführer Luzern
Architekturführer Basel 1980-2004

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