Editorial
AMO – Projektionen [Zwillingsheft 174: OMA – Projekte] (http://www.nextroom.at/publication_text.php?publication_id=991&cat_id=2)
Für Rem Koolhaas bietet AMO den organisatorischen Rahmen für die Arbeit jenseits konventioneller Architektur. Das Heft setzt sich mit der bereits in dieser projektiven Definition des Arbeitsfeldes angedeuteten Vielfalt auseinander und präsentiert Projekte wie die Ausstellung Das Bild Europas für die EU, die Erweiterung der Eremitage in St. Petersburg, eine Studie zur Arbeitsplatzgestaltung eines Hedge-Fonds in Chicago sowie die Vielfalt der Projekte für Prada. Trotz der vordergründigen Verschiedenheit dieser Arbeiten gibt es in der Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten zur Verschmelzung von realem und virtuellem Raum auch eine große Gemeinsamkeit. Denn daran zeigt sich auch, wie sich Kulturalisierungstendenzen auf die Architektur auswirken, wenn die bildgebenden Verfahren/Projektionen nicht nur gleichwertig neben den physischen Raum treten, sondern zu seiner eigentlichen Substanz werden. Bei unserer Auseinandersetzung mit AMO wird es also auch darum gehen, was eine Ausweitung architektonischen Denkens auf andere Bereiche als Strategie auch für die Disziplin selbst zu leisten im Stande sein könnte. In diesem Sinne beschäftigen sich Peter Sloterdijk und Mark Leonard mit der „virtuellen“ Identität Europas, die in den Arbeiten von AMO sichtbar werden. Dagegen untersucht Markus Schäfer die hybride Räumlichkeit der Projekte für Prada, während Annette Baldauf in ihrem Text diese Ansätze kritisch hinterfragt. Und Robert Misik gibt mit seinen Überlegungen zum „Kulturkapitalismus“ einen Ausblick auf die Hintergründe, vor denen diese Strategien zum Einsatz kommen. In diesem Sinne ist auch die Rhetorik des Büros interessant, mit der sich Frederic Jameson und Angelika Schnell in ihren Texten über die Publikationen von Koolhaas beschäftigen. Zum Abschluß unternimmt Jörg H. Gleiter den Versuch, anhand der Techniken des Büros eine neue „Praxis der Architektutheorie“ zu entwickeln. Parallel zu der bereits im Heft 174 begonnenen Diskussion um Post-Criticality wird es im zweiten Teil des Interviews um Fragen der Modernisierung und der Möglichkeit eines politischen Subtextes gehen.