Editorial
Als wir vor knapp drei Jahren mit unserem Heft «Minergie und mehr» (TEC21 47/2011) Licht und Übersicht in den Label-Dschungel zu bringen versuchten, zeichnete sich der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) als weiterer Zuwachs bereits am Horizont ab. Sinn mache ein neues Label bzw. ein neuer Standard nur, wenn er keine weitere Neuschöpfung sei, sondern etablierte Ansätze einbinde und zeitgemäss weiterentwickle, urteilten damals Holger Wallbaum und Regina Hardziewski von der ETH-Professur für Nachhaltiges Bauen.
Genau das waren auch die Prämissen bei der Entwicklung des Standards, der letzten Juni auf den Markt kam und dessen Pilotphase diesen Juni abgeschlossen wird. Hinzu kam ein weiterer Anspruch, der den neuen Standard von anderen Instrumenten abhebt: Das kompakte und kostenlos verfügbare Tool soll eine möglichst breite Anwendung begünstigen. Die Erfahrungen aus den Pilotprojekten zeigen, dass das zumindest teilweise realistisch zu sein scheint.
Die geplante Weiterentwicklung des Standards zum Label und damit der Wechsel von der Selbstbewertung zur extern überprüften und mit Zertifikat belegten Bewertung würde diesen Vorteil jedoch zunichte machen, denn ein Label wäre wesentlich aufwendiger und teurer. Zwar soll der Standard weiterhin parallel existieren – doch ob das funktioniert, ist fraglich.
Claudia Carle