Editorial
Das Parlamentsgebäude (so die korrekte Bezeichnung des mittleren Teils des Bundeshauses) ist das wichtigste Gebäude der Eidgenossenschaft. Zum ersten Mal seit seinem Bau 1894–1902 ist es umfassend saniert worden. In Zürich wird zurzeit das Schulhaus Chriesiweg von 1957 erneuert; es ist vielleicht das wichtigste Schulhaus der Stadt aus den Nachkriegsjahrzehnten. Diese Renovationen, beide mit überdurchschnittlicher Sorgfalt ausgeführt, geben Anlass zu Betrachtungen darüber, wie der Lauf der Zeit unseren Blick auf Bauten verändert.
Das Parlamentsgebäude wurde als stark genutztes, multifunktionales Gebäude im Lauf von hundert Jahren immer wieder neuen Ansprüchen angepasst. Neue Nutzungen und technische Verbesserungen wurden eingefügt. Die Interventionen spiegelten den jeweiligen gestalterischen Zeitgeist, es wurden «moderne» Räume geschaffen, weil die üppige Gestaltung von 1902 nicht mehr «zeitgemäss» schien. Bei der jüngsten Renovation sind sie alle rückgängig gemacht worden: Die abgehängten Decken wurden herausgerissen, ebenso das Labyrinth der Presseräume im Dachgeschoss, vermauerte Fenster wurden wieder geöffnet, Gewölbe, Wandgliederungen, Dekorationen und die einstige Farbigkeit wurden befreit und rekonstruiert. Das ursprüngliche Raum- und Gestaltungskonzept von Architekt Hans Wilhelm Auer ist nun wieder sichtbar – und siehe da: Es eignet sich offenbar hervorragend für die Aufgaben, die das Gebäude zu erfüllen hat.
Das Schulhaus Chriesiweg wurde in fünfzig Jahren nie verändert. Es muss nur instand gestellt und heutigen Energie- und Sicherheitsstandards angepasst werden. Konzeptionell ist nichts zu tun, denn die Anlage war damals der Zeit weit voraus. Beispielsweise sind den Schulzimmern Gruppenräume beigeordnet, also genau das, was heute bei Schulhausrenovationen meist mühsam eingebaut werden muss. Gruppenunterricht in entsprechenden Räumen gehört seit den 1950er-Jahren zu den Forderungen moderner Pädagogik. Doch abgesehen vom Schulhaus Chriesiweg, das die Zürcher Stadtregierung als Musterschule im Rahmen der Ausstellung «Das neue Schulhaus» 1953 im Kunstgewerbemuseum planen liess, dauerte es ein halbes Jahrhundert, bis sich das Postulat in der schulischen Praxis und in den Bauprogrammen niederschlug.
Beide Bauten wurden gekonnt entworfen und konsequent nach ihrem gestalterischen Konzept realisiert, beide wurden wegen ihres hohen Ansehens nie massiv beeinträchtigt. Deshalb können sie sich heute – nach fünfzig bzw. hundert Jahren und einer Gesamtrenovation – in ihrem besten Alter präsentieren.
Ruedi Weidmann
Inhalt
05 WETTBEWERBE
Neugestaltung Bahnhofplatz, St. Gallen
13 MAGAZIN
Publish or perish – zwei Rezensionen
18 EIN GANZES AUS ALT UND NEU
Bernhard Furrer
Zum ersten Mal ist das Parlamentsgebäude umfassend renoviert worden. Die Analyse der historischen Substanz, die Restaurierungen und die Ergänzungen zeichnen sich durch ausgesuchte Sorgfalt aus.
26 FRISCH WIE EINST
Michael Hanak
Die 1. Etappe der dezenten Instandsetzung des Schulhauses Chriesiweg in Zürich ist abgeschlossen. Nach Abschluss der 2. Etappe werden sich die bedeutenden Pavillonbauten wieder in alter Frische zeigen.
33 SIA
Besichtigung Learning Center EPFL | Kurs: Finanzielle Führung | «Energieleitbild Bau»
37 PRODUKTE
45 IMPRESSUM
46 VERANSTALTUNGEN
Ein Ganzes aus alt und neu
Die erste umfassende Restaurierung des Parlamentsgebäudes, des wichtigsten Baus der Eidgenossenschaft , erregt in mancherlei Hinsicht Aufsehen. Neben der komplexen organisatorischen Aufgabe ist vor allem die Sorgfalt hervorzuheben, mit der die Architekten das historische Gebäude analysiert und danach restauriert und ergänzt haben. Die in den Jahrzehnten zuvor entstandenen Zufälligkeiten haben einer neuen Ordnung Platz gemacht, die die alten Strukturen reflektiert. Alt und Neu verbinden sich zu einer neuen Ganzheit.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts war das Gebiet innerhalb der Aareschlaufe in Bern in seinem unteren Teil vollständig überbaut, im oberen Teil indessen beherrschten weite, kaum genutzte Parzellen das Bild, namentlich an den Rändern des Plateaus. Als an der ersten Sitzung der Vereinigten Bundesversammlung im Jahr 1848 Bern als Bundeshauptstadt bestimmt wurde, war damit die Bedingung verknüpft, dass die Stadt die notwendigen Räumlichkeiten für Parlament, Regierung und Verwaltung des neuen Staats zur Verfügung stellen musste. Als Bauplatz wurde der Standort des Stadtwerkhofs an der Südflanke bestimmt, und 1852–1857 entstand hier das Bundes-Rathaus, das heutige Bundeshaus West. Es respektierte die städtebaulichen Prinzipien der mittelalterlichen Stadtanlage, in diesem Fall das Platzieren öffentlicher Bauten nicht im Zentrum, sondern an der Hangkante, sowie das Freilassen des Hanges selber.
Mit der Neuordnung im Zug der Revision der Bundesverfassung 1874 wuchsen die Raumansprüche von Parlament und Verwaltung rasch an, neue Räume wurden nötig. Zunächst erstellte der Bund 1888–1892 an der Stelle des alten Inselspitals ein neues Verwaltungsgebäude, das Bundeshaus Ost. Der Neubau rechnete bereits mit einem Gesamtkomplex eines Bundespalasts mit einem zentralen Gebäude für das Parlament.
Dieser Mittelbau, das Parlamentsgebäude, wurde nach dem Abbruch des alten Casinos 1894–1902 errichtet. Architekt Hans Wilhelm Auer konzipierte es als Nationaldenkmal, von Schweizern für die Schweizer geschaffen aus einheimischen Materialien, mit einer reichen Symbolik und getragen von vielen Kunstwerken. Modernste Haustechnik wurde eingebaut. Das Raumkonzept ist ungewöhnlich: Die engen Verhältnisse des Bauplatzes verlangten eine Entflechtung in der Vertikalen. Der eigentliche Hauptraum ist ein Leerraum, die grosse Halle, welche die monumentale Treppe aufnimmt. Sie, nicht einer der Säle, manifestiert sich durch die Kuppel gegen aussen. Von einem dreiseitig umlaufenden Umgang erschlossen, liegen sich die Säle der beiden Parlamentskammern im ersten Obergeschoss gegenüber – der Ständeratssaal zur Stadt hin, ausgezeichnet durch den zentralen, vorspringenden Gebäudekörper, der Nationalratssaal gegen das Aaretal, markiert durch die Auswölbung der Fassade.
Die Zufälligkeiten von Einzelmassnahmen
In einem stark genutzten Gebäude, das immer wieder neuen Ansprüchen angepasst werden muss, wird im Verlauf von hundert Jahren nahezu jeder Raum einmal oder mehrere Male tangiert. Neue Nutzungen werden eingebracht, technische Verbesserungen zugefügt, die Räume dem Zeitgeist entsprechend umgestaltet. Dem Parlamentsgebäude haben besonders die Umbauten der 1960er-Jahre zugesetzt. In zahlreichen Sitzungszimmern, in Garderoben und Korridoren wurden Decken, Gewölbe, Wandgliederungen verdeckt oder abgebrochen, die farbigen Tapeten weiss überstrichen und so «moderne» Räume geschaffen. Der Stuck wich Gipskartonplatten. Die schrittweise Nutzung der Dachräume führte dazu, dass die grossen Lünettenfenster zur Kuppelhalle vermauert wurden; ohne natürliches Licht wirkte die Halle fortan düster. Der Einbau des Bundeshausstudios für Fernsehen und Radio in den Dachraum über dem Ständeratssaal hatte einschneidende Folgen für das Haus, sein Tragwerk und seine innere Disposition; es wurde eine massive, weit gespannte Betondecke eingebaut, auf der die umfangreichen baulichen und technischen Installationen Platz fanden; das Dachgeschoss wurde zum Labyrinth. Der Einzug der EDV brachte Kabelkanäle und Einrichtungen wie die Abstimmungsanzeigetafeln. Erst in den 1980er-Jahren wurde bei weiteren Instandstellungsarbeiten versucht, die bestehenden Werte zu achten und zu bewahren, sie mit neuen Elementen von gestalterischer Qualität zu ergänzen.[1] In dieser Phase sind namentlich die Restaurierung des Nationalratssaals und der «Salle des pas perdus» sowie einiger Sitzungszimmer zu erwähnen.
Untaugliche und taugliche Erweiterungspläne
Als Befreiungsschlag war das Erweiterungsprojekt gedacht, das Mario Botta 1991 im Anschluss an einen Ideenwettbewerb präsentierte. Es sah eine Überbauung des Hangs unter dem Parlamentsgebäude mit einem zitadellenartigen Gebäude vor. Das städtebauliche Prinzip des freien Aarehangs wurde damit allerdings grob missachtet und der Altbau konkurrenziert; der Vorschlag wurde fallen gelassen.
Die Zeit nach dem Zuger Attentat 2001 stand unter dem Zeichen schrittweise erhöhter Sicherheitsansprüche. Auch in diesem Bereich stand ein pragmatisches, von Zufälligkeiten geprägtes Vorgehen im Vordergrund. Der gemeinsame Zugang für Parlamentsangehörige und Besuchende vom Bundesplatz wurde als Risiko empfunden und war auch organisatorisch kaum zu bewältigen. Mehrere Vorschläge für einen neuen, unterirdischen Besucherzugang vom östlichen Hof aus wurden von der Denkmalpflege abgelehnt, da sie die Gesamtsituation wesentlich beeinträchtigt hätten.[2]
Die Ansprüche des Parlaments nahmen laufend zu. Neu eingerichtete, individuelle Arbeitsplätze im Dach des Bundeshauses Ost erwiesen sich als zu weit von den Parlamentssälen entfernt. Die Fraktionen klagten über fehlende Räume für Sitzungen und Sekretariate. Der nötige Platz konnte schliesslich geschaffen werden, indem die Räume für die Medienschaffenden ausgelagert wurden. 2003–2005 wurde im historischen Gebäude Bundesgasse 8–12 in unmittelbarer Nähe das «Medienzentrum Bundeshaus» eingebaut.[3] Die massiven Eingriffe im dortigen Altbau waren nur dadurch zu rechtfertigen, dass damit der notwendige Freiraum für einen funktionierenden Parlamentsbetrieb unter Schonung der historischen Substanz des Parlamentsgebäudes geschaffen werden konnte.
Voraussetzungen
Die ohnehin notwendige Gesamterneuerung der Haustechnik erlaubte es, diese in einer zusätzlichen Unterkellerung unterzubringen. Dadurch wurde im Tiefparterre Raum frei für einen neuen Besuchereingang von der Bundesterrasse her. Er liegt ideal in der Gebäudeachse hinter der bestehenden Arkade, die den Wartenden einen Witterungsschutz bietet. Die doppelgeschossige Eingangshalle liegt unter dem Nationalratssaal; klug wird damit der Eingang vom Bundesplatz her, der unter dem Ständeratssaal liegt, gespiegelt. Treppen führen von der neuen Halle[4] direkt in die Kuppelhalle. Die Auslagerung der Arbeitsräume der Medienschaffenden und der Studios in das neue Medienzentrum brachte freien Platz im dritten Obergeschoss. Es entstanden neue individuelle Arbeitsplätze für die Parlamentsmitglieder und Fraktionszimmer unterschiedlicher Grösse.
Das alte Gesamtkonzept herausarbeiten und neu interpretieren
Eine genaue Kenntnis des Objekts ist Voraussetzung für das Festlegen von Massnahmen an Baudenkmälern. Diese eigentlich selbstverständliche Forderung an jede Restaurierung wird häufig missachtet oder auf bloss oberflächliche Art erfüllt. Beim Parlamentsgebäude war sie schwierig umzusetzen, da vor Baubeginn bloss vereinzelte Sondierungen durchgeführt werden konnten. Erst im Verlauf der Arbeiten konnte die Suche nach der noch vorhandenen Substanz systematisch vertieft werden. So stand eine intensive Analyse der ursprünglichen architektonischen Qualitäten am Anfang. Sie machte das Konzept von Wilhelm Auer deutlich, das auf einem klaren räumlich-organisatorischen Aufbau und einer durchgehenden gestalterischen Grundhaltung beruht, die allerdings in den letzten hundert Jahren durch unzählige Einzelmassnahmen gestört worden waren.[5]
Eine solche vertiefte Analyse des Baudenkmals ist zunächst Sache des Architekten. Er muss sich aber in einem solchen Fall durch eine Vielzahl von Fachleuten inderdisziplinär unterstützen lassen. Neben den eher technischen Disziplinen wie Baustatik, Gebäudetechnik, Bauphysik sind vor allem die detaillierte Kenntnis der Baugeschichte und die Bauforschung vor Ort wichtig. Denkmalpflege und Fragen der Konservierung / Restaurierung stehen im Zentrum.[6]
Sorgfalt und Durchführung
Eine genaue Analyse ist nur dann sinnvoll, wenn die daraus gewonnenen Erkenntnisse in die Umsetzung einfliessen. Eine bis ins Detail zuverlässige Planung ist Voraussetzung dazu; genügende Zeiträume in der Planung verbessern tendenziell die Qualität. Bei der Restaurierung des Parlamentsgebäudes waren aber die Voraussetzungen an sich schon schwierig: In dem komplexen Umbau waren in 21 Monaten effektiver Bauzeit über 100 Millionen Franken zu verbauen, acht Mal musste die Arbeit eingestellt und der Bau provisorisch für eine Parlamentssession hergerichtet werden. Trotz diesen erschwerenden Umständen war eine Umsicht zu beobachten, die ungewöhnlich ist. Noch vor der bewundernswerten organisatorischen Leistung der Architekten ist ihr nicht erlahmendes Engagement für die Architektur, für Strukturen, Räume, Lichtführung und Ausstattungen hervorzuheben. Die Antworten auf Fragen heutiger Architektur wurden im historischen Bau gesucht und gefunden. Nicht kontrastierendes, dialektisches oder mimetisches Verhalten war das Thema, sondern das empathische Eingehen auf den Bestand. Es zeigt sich exemplarisch, wie entscheidend wichtig die Wahl der Architekten für den richtigen Umgang mit einem Baudenkmal ist.
Ihre Sorgfalt betraf die Restaurierungsarbeiten ebenso wie die neuen Räume. In den ganz oder teilweise erhaltenen Räumen wurden historische Elemente mit grösster Vorsicht freigelegt, restauriert oder ergänzt, neue Elemente, beispielsweise die wieder eingeführte Farbigkeit, sorgfältig integriert. Bei den neuen Räumen wurde ein selbstbewusster, aber unaufgeregter Umgang mit Struktur, Raum und Ausstattung gepflegt, der die historischen Bereiche nicht zu übertrumpfen sucht, sich aber auch nicht leisetreterisch zurücknimmt. Die zu selten anzutreffende Verbindung alter und neuer Qualitäten zu einem stimmigen neuen Ganzen ist hier gelungen.
Einzelne Massnahmen im Innern
Die Eingangspartie auf Seite Bundesplatz[7] und die Kuppelhalle erheischten bloss eine grundlegende Änderung: Die hintermauerten Lünettenfenster mit den Glasmalereien von Szenen des Arbeitslebens vor charakteristischen schweizerischen Landschaften wurden geöffnet und rückwärtig wieder durch die grossen Oblichter erhellt. Zusammen mit der Glaskuppel, die ihr Licht vom Kuppelaufbau erhält, ist damit die Halle wieder zu einem hellen Tageslichtraum geworden. Die sorgfältige Reinigung der Innenwände von Schmutz, eine neue Beleuchtung und das Entfernen von jüngeren Möblierungen tragen zum frischen Eindruck bei. Für die Orientierung im Innern erwiesen sich die Wendeltreppen beidseits der Kuppelhalle als entscheidend wichtig. Sie wurden bis in das dritte Obergeschoss verlängert und ermöglichen so einen direkten Bezug zwischen den Geschossen. Die in den 1950er-Jahren eingebauten Personenaufzüge wurden durch weitgehend verglaste Anlagen ersetzt.[8] In den Sitzungszimmern im Hochparterre, die teilweise völlig umgestaltet, teilweise über den Wandtäfern durchgehend weiss gestrichen worden waren, wurden die vorhandenen historischen Teile, Täfer, Parkettböden und Stuckdecken sichtbar gemacht. Die Räume erhielten eine neue Farbigkeit.
Die beiden Ratssäle, die sogenannten Appartements der beiden Räte, waren bereits vor einigen Jahren einer Teilrestaurierung unterzogen worden und erforderten nur wenige Eingriffe. Die Behandlung der Sessel im Nationalratssaal mag beispielhaft für die beharrliche Suche der Architekten nach adäquaten Lösungen sein. Gemeinsam mit Spezialisten versuchten sie, die alten Sessel mit kleinen Eingriffen heutigen Komfortvorstellungen anzupassen, obwohl die Nutzer eine neue Bestuhlung gefordert hatten. Die zu geringe Beinfreiheit wurde durch ein geringfügiges Anheben der Pulte kompensiert, die fehlende Feuchtigkeitsabsorption des Sitzkissens durch den Ersatz des Kunstlederbezugs der 1960er-Jahre durch Naturleder erreicht, die unbequeme Sitzhaltung durch eine andere Sitzneigung und eine ausgeklügelte Flechttechnik des Jong-Geflechts korrigiert.
Zahlreiche Räume mit historischer Ausstattung wurden restauriert. Dabei wurde aufgrund unerwarteter Funde von Resten der ursprünglichen Ausstattung in vielen Fällen rekonstruierend der Erstzustand hergestellt. Markantes Beispiel dieses Verhaltens ist die Garderobe des Ständerats. Ihr reich bemaltes Gewölbe war in den 1960er-Jahren durch einen flachen Plafond verdeckt worden. Nach dessen Entfernung wurden die Anschlussgesimse wiederhergestellt, die Täfer restauriert und angepasst, die Holzmaserierung der Fenster rekonstruiert, der Parkettboden freigelegt und ein Hängeleuchter aus dem Korridor installiert.[9]
Das Wiedereinsetzen der hübschen, aber belanglosen Glasmalereien der Jahrhundertwende führte leider dazu, dass die qualitätvollen Arbeiten von Augusto Giacometti und Burkhard Mangold von 1930 entfernt wurden; der dekorative Gesamteindruck wurde einem bedeutenden Zeitzeugnis vorgezogen.[10]
Bedeutsam ist die Aktivierung der Halle unterhalb der Wandelhalle des Nationalrats. Die Galerie des Alpes wurde restauriert und mit dem dahinter liegenden, als Cafeteria eingerichteten Raum verbunden; es entstand ein attraktiver Begegnungsort. Die Fenster der historischen Räume wurden restauriert und mit neuen Verglasungen versehen. Zahlreiche hässliche Verglasungen der 1960er-Jahre wurden durch Nachbauten der historischen Fenster ersetzt.
Das dritte Obergeschoss wurde auf den Rohbau zurückgeführt und vollständig neu ausgebaut. Nach dem Abbruch der Studioeinrichtungen für Radio und Fernsehen und weiterer später eingebauter, meist verwinkelter Räume entstand eine übersichtliche Raumgruppe an einem um die Bogenfenster der Kuppelhalle laufenden Korridor – strukturell übernimmt er die Organisation der unteren Geschosse. Er wird durch grosse, die Lünettenfenster der Kuppelhalle belichtende Dachoblichter erhellt, die durch die Aussicht auf die Skulpturen des Daches die Orientierung erleichtern. Die daran anschliessenden Arbeitsräume für Mitglieder des Parlaments und die Parlamentsfraktionen übernehmen in Disposition und Gestaltung grundlegende Eigenschaften des bestehenden Baus, sprechen indessen eine heutige Sprache, einfach gestaltet, funktionell hochstehend, flexibel nutzbar. Sie haben eine gute Aussicht, lange zu bestehen.
Massnahmen am Äussern
An den Hauptfassaden waren keine wesentlichen Arbeiten nötig. Dagegen wurden die Sandsteinteile des Kuppelaufbaus renoviert. Entsprechend dem bei den Bundeshäusern üblichen Verfahren wurde dabei in der Manier längst vergangener Zeiten erneuernd renoviert, nicht konservierend restauriert. Zahlreiche Stücke wurden ersetzt, andere «auf den gesunden Grund» zurückgearbeitet und damit in Form und Substanz geschädigt.[11] Das Kupferblech der Kuppel selber konnte dafür entgegen den ersten Annahmen fast vollständig erhalten werden.[12] So blieben die Reste der ursprünglichen Vergoldung der Zierteile bestehen. Nach eingehender, kontroverser Diskussion wurden sie ergänzt oder neu aufgebracht.
Die Arbeiten an der Kuppel und eine neue Anleuchtung haben dem Parlamentsgebäude, dem wichtigsten baulichen Symbol der schweizerischen Eidgenossenschaft, wieder seine markante Stellung im Stadtganzen als Zentrum der städtebaulichen Neuordnung der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gesichert. Die erste umfassende Gesamtrestaurierung im Innern hat Ordnung geschaffen. In den Hauptgeschossen verbinden sich die historischen Räume auf selbstverständliche Art mit neu ausgestatteten Zimmern, im Dachgeschoss ist eine neue räumliche und gestalterische Ordnung entstanden. Dabei sind die historischen Qualitäten gewahrt und mit neuen architektonischen Qualitäten ergänzt worden.
Sicher, die Perfektionsansprüche waren enorm, der Erneuerungswille war umfassend, das Alter der historischen Substanz als eigener Wert ist kaum mehr spürbar. Angesichts der verheerenden Beschädigungen früherer Eingriffe und des berechtigten Repräsentationsanspruchs des Gebäudes ist diese grosse Eingriffstiefe indessen wohl vertretbar. Die Gesamtrestaurierung hinterlässt ein kostbares Gebäude, in dem sich das Alte und das Neue zu einem Ganzen verbinden. Es hat gute Chancen, für weitere hundert Jahre zu bestehen.
Anmerkungen/Literatur:
[01] Zu verdanken ist dieser Gesinnungswandel v. a. dem Projektleiter Hanspeter Seiler; er liess zahlreiche Räume restaurieren, unterstützt von Dr. Martin Fröhlich, zunächst als Sekretär der Eidg. Kommission für Denkmalpflege, 1978–2000 als Denkmalpfleger im Amt für Bundesbauten
[02] Das vom BBL forcierte Einglasen des Hofraums war denkmalpflegerisch so wenig zu vertreten wie ein gläsernes Eingangsbauwerk im Hof für einen unterirdischen Zugang. Bereits damals schlug die Denkmalpflege einen Zugang von Süden vor
[03] Architekten IAAG, Bern. Publiziert in Hochparterre 1/2003 sowie 1–2/2007
[04] Als einzige «künstlerische» Ausstattung beherbergt sie einen Druck der Dufourkarte ab den originalen Kupferplatten, auf der sich alle Besuchenden aus der Schweiz gewissermassen wiederfinden
[05] Das Pendant der Analyse des Vorbestands ist die noch zu erstellende Dokumentation der durchgeführten Arbeiten in einem Restaurierungsbericht
[06] Die Konstellation war insofern ungewöhnlich, als die Bauherrschaft in der Kunsthistorikerin
Monica Bilfi nger eine ausgezeichnete Kennerin des Parlamentsgebäudes zur Verfügung stellen konnte
[07] Die Sicherheitseinrichtungen und die mächtigen leuchtenden Korpusse am Empfang Seite Bundesplatz realisierten 2003 Clémençon + Ernst, Bern
[08] Deren statische Elemente wurden für die Sicherung der Treppenstufen mitgenutzt; da die Tragelemente abgehängt und auf Zug beansprucht sind, konnten sie sehr schlank ausgebildet werden
[09] Eine ähnliche Behandlung erfuhren auch andere Räume, so das Zeitungszimmer oder die Cafébar im 1. Obergeschoss
[10] Die Glasmalereien sind im Centre du vitrail in Romont deponiert
[11] Heutige Methoden gehen nicht von substraktivem Zurückarbeiten, sondern von additivem Ergänzen mit geeignetem Mörtel aus
[12] Erneuert wurden die Flach- und Steildächer sowie deren Spenglerarbeiten, die entsprechend der ursprünglichen Technik in verzinntem Blech mit Bleifugen ausgeführt wurden. Neue Oberlichtbänder entsprechend der Geometrie der historischen Stahlträger führen Tageslicht ein
[13] In der Diskussion war die Stellungnahme der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege entscheidend
– Eidg. Departement des Innern: Das neue Schweizerische Bundeshaus. Festschrift , Bern 1902
– Monica Bilfi nger: Das Bundeshaus in Bern. Schweizerischer Kunstführer GSK, Bern 2002 (auch in Französisch, Italienisch, Englisch)
– Bundesamt für Bauten und Logistik: Bundeshaus, Umbau und Sanierung Parlamentsgebäude Bern, 2006–2008. Bern 2008 (Dt./Franz./Ital./Romanisch). Mit Verzeichnis der Planer und Unternehmer
– Adrian Scheidegger, Markus Jakob: Aebi & Vincent Parlamentsgebäude in Bern. Bern 2009 (Dt./Franz.)TEC21, Fr., 2009.05.15
15. Mai 2009 Bernhard Furrer
Frisch wie einst
Das Schulhaus Chriesiweg in Zürich, ein bedeutender Schulhausbau aus den 1950er-Jahren, musste umfassend saniert werden. Vonseiten der Denkmalpflege wurde zu Recht ein weitgehender Erhalt der hochstehenden architektonischen Qualitäten gefordert. Zeitgemässe Ansprüche bezüglich Nutzung und Unterhalt stellen die Architekten bei der dezenten Instandsetzung des Baudenkmals vor grosse Herausforderungen.
Das 1955–1957 erbaute Primarschulhaus Chriesiweg in Zürich Altstetten gehört zu den gelungensten Schulhäusern der Nachkriegsmoderne in der Schweiz. Entworfen wurde die eindrückliche Anlage von der Architektengemeinschaft Werner Jaray, Fred Cramer und Claude Paillard, die noch am Anfang ihrer namhaften Karriere stand.1 Die drei jungen Architekten liessen sich für ihr erstes Schulhausprojekt durch amerikanische und skandinavische Vorbilder inspirieren.
Respekt vor dem originalen Denkmal
Eingeschossige Kindergarten- und Schulpavillons und die dazugehörigen Nebengebäude sind um einen mittigen Pausenplatz gruppiert. Hohe architektonische Qualitäten liegen in der gestaffelten Verteilung der freistehenden Baukörper sowie ihren prägnanten geometrischen Formen mit den versetzten Dachneigungen. Zeittypisch war die Verwendung von sichtbar belassenen Materialien: vor allem roter Sichtbackstein und Sichtbeton, aber auch dünne Stahlstützen und die Aluminiumbedachung (inneres Titelbild).
Als im August 1953 die Stadt Zürich zwölf Architekturbüros aus der Schweiz zu einer honorierten Projektierung eines neuen Schulhauses im Quartier Altstetten aufforderte, war soeben die Ausstellung «Das neue Schulhaus» im Kunstgewerbemuseum Zürich eröffnet worden. Da die Idee zu einem neuzeitlichen Musterschulhaus im Rahmen dieser Ausstellung nicht umgesetzt werden konnte, räumten die Bauverantwortlichen der Stadt nun für das Schulhaus Chriesiweg «eine Reihe willkommener Freiheiten»[2] ein. Die Ausstellung war nicht nur Auslöser, sondern auch Inspirationsquelle für das Projekt. Gezeigt wurden vorbildliche Beispiele aus dem In- und Ausland.
Besonders am Wettbewerb war, dass von den eingeladenen Teilnehmern «freie Anregungen »[3] bei der Gestaltung des Schulhauses eingefordert wurden. Das Stadtbauamt erwartete von den Architekten neue Ideen zum Schulhausbau und für einen zeitgemässen Schulunterricht. Cramer, Jaray und Paillard fanden in ihrem Projekt für das Schulhaus Chriesiweg zu einer raffinierten Lösung zwischen konventionellem Einraumklassenzimmer und damals propagiertem Gruppenunterrichtsraum: Ein Vorraum wird durch einen niedrigen Pflanztrog und einen verglasten Sturz vom Schulzimmer abgetrennt. Mit einer verschiebbaren Wandtafel kann dieser Annexraum vollends abgesondert werden. Von der räumlichen Separierung kleinerer Schülergruppen versprachen sich die Pädagogen vielfältige Verwendungsmöglichkeiten bei der Unterrichtsgestaltung. Ausserdem war jeder Klasseneinheit ein innen liegender Gartenhof zugeordnet (Abb. 4).
Das Projekt fand sofort Beachtung und wurde als vorbildliches Beispiel einer Pavillonschule publiziert.[4] Von der Stadt Zürich erhielt das ausgeführte Bauwerk die «Auszeichnung für gute Bauten».[5] Kontrovers diskutiert wurde einzig, ob der Schulbau zur Auflockerung im Sinne der erdgeschossigen Anlage oder zu einer mehrgeschossigen Konzentration der Baumassen tendieren sollte.[6] Die Schulanlage von Cramer, Jaray und Paillard stellt einen progressiven Zeugen des damaligen Aufbruchs im Schulhausbau dar. Bei bisherigen Teilsanierungen wurde dem hohen architektonischen und architekturgeschichtlichen Wert stets Respekt gezollt.
Ursprüngliches instand setzen
Nach mehr als 50 Jahren Gebrauch bestand für die Schulanlage Chriesiweg ein genereller Erneuerungsbedarf. Seit der Erstellung wurden abgesehen von den notwendigsten Unterhaltsarbeiten keine grösseren Veränderungen vorgenommen. Das Sichtmauerwerk war stark verschmutzt, die Aluminiumdächer waren verbeult und teilweise undicht. Bauliche Mängel mussten behoben und die gesamte Schulanlage heutigen energetischen, gebäudetechnischen und feuerpolizeilichen Anforderungen gemäss instand gesetzt werden. Zudem sollten die Gebäude behindertengerecht erschlossen werden. Da sich das Schulhaus mitsamt der Gartenanlage im kommunalen Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte befindet, musste die Sanierung in Abstimmung mit der Denkmalpflege erfolgen.
Aus dem vom Amt für Hochbauten der Stadt Zürich ausgeschriebenen Planerwahlverfahren im Jahr 2005 erhielt die Planergemeinschaft Twerenbold Nägele Twerenbold aus Zürich den Auftrag. Diese hatten zuvor unter anderem das Schulhaus Neubühl in Zürich Wollishofen saniert. Die Instandsetzung am Chriesiweg realisieren die Architekten in zwei Bauetappen zwischen Juni 2007 und Oktober 2009 (Abb. 2). Die erste Etappe, die zwei der insgesamt drei Schulpavillons und den Turnhallentrakt umfasst, ist bereits abgeschlossen. Die Arbeiten der zweiten Etappe sind derzeit noch im Gang. Für den Schulbetrieb steht während der gesamten Bauzeit ein zweigeschossiges Provisorium zur Verfügung.
Die Sanierung eines solch wertvollen wie intensiv genutzten Baudenkmals stellt eine besondere Herausforderung dar. Von der Bauherrschaft kommen Ansprüche nach einer zeitgemässen Funktionstüchtigkeit, gerade was den Nutzungskomfort betrifft. Ausserdem sind neben den Forderungen der Denkmalpflege – je länger, je mehr – die der Energiebilanz und der Erdbebensicherheit zu erfüllen. Ziel der Architekten ist, den architektonischen Ausdruck zu erhalten. «Für uns ist es wichtig, die ursprüngliche Stimmung zu bewahren und die neuen Eingriffe so wenig als möglich sichtbar zu machen», fasst Thomas Twerenbold die Aufgabenstellung im Gespräch zusammen.
Berechnungen haben gezeigt, dass die Erdbebensicherheit aufgrund der geringen Gebäudehöhen und der zahlreichen aussteifenden Wände erreicht wird (Kasten S. 28, «Tragkonstruktion »). Verbesserungspotenzial bezüglich des Energieverbrauchs bieten vorderhand die Dachflächen sowie die grossflächigen Verglasungen (Kasten S. 28, «Bauphysik»). Die in Ortbeton ausgeführten Pultdächer werden neu gedeckt, wodurch eine den aktuellen Anforderungen entsprechende stärkere Wärmedämmung eingebracht werden kann. Die Denkmalpfleger entschlossen sich zusammen mit den Architekten, das für die Bauzeit typische Aluminiumdach der Marke Fural nachbauen zu lassen (Abb. 6 und 7). Dabei handelt es sich um ein Patent aus dem Jahre 1949 des Schweizers Josef Furrer aus Altdorf. Seine Erfindung zielte darauf ab, die erhebliche Ausdehnung des Leichtmetalls bei Erwärmung mit einer Profilierung der Blechbahnen aufzunehmen. Ein spezielles Aufstecksystem sorgt für eine einfache und verletzungsfreie Montage und Demontage. Da bei der gleichzeitigen Sanierung des Schulhauses Untermoos, das ebenfalls in Zürich Altstetten liegt, die gleiche Dachhaut ersetzt werden sollte, fanden die Architekten eine Spenglerfirma, die eine originalgetreue Wiedereinführung des Furaldachs an die Hand nahm.
Die bestehenden Holzfenster müssen von den asbesthaltigen Fugen befreit werden. Dazu werden sie auseinandergeschraubt und wieder zusammengesetzt. Die äussere Scheibe bleibt erhalten, innen wird jedoch ein höher isolierendes Glas montiert. Auch die davor liegenden Lamellenstoren werden durch neue ersetzt. Unberührt belassen bleiben hingegen die Fenster zu den Innenhöfen. Die als Oberlicht konzipierten Metallkastenfenster in den Klassenzimmern werden saniert: Anstelle der integrierten Lüftungsklappen werden isolierte Schalldämmlüfter mit Motorbetrieb eingebaut. Am Turnhallen- und am Singsaaltrakt entschied man sich für den kompletten Ersatz der meisten Fenster durch solche gleicher Aufteilung und mit gleichen Profilbreiten. Ansonsten hat sich an der äusserlichen Erscheinung der Bauten kaum etwas verändert – nur der gestrichene Sichtbeton sowie das Sichtmauerwerk wurden stellenweise ausgebessert.
Wiederherstellen von Funktione und Ästhetik
Die Struktur der Schulzimmertrakte mit den Innenhöfen und den gedeckten Gängen bleibt, wie sie ist: Auf eine neue Klimagrenze im Aussenkorridor wird verzichtet. Verglaster Sturz, Schiebewandtafel und raumtrennender Korpus werden wiederhergestellt; das Raumkontinuum zwischen Vorraum und Hauptraum besteht weiter (Abb. 9). Auf die verschiedenen Aussenbezüge und die abwechslungsreiche Lichtführung in den Klasseneinheiten legen die Architekten ebenfalls Wert. An den Decken sorgen neuzeitliche Beleuchtungskörper für das heute geforderte Kunstlicht. Um das Auf und Ab des Deckenverlaufs weiterhin spürbar zu lassen, treten die Leuchten nicht als zusätzliche Höhenebene in Erscheinung, sondern folgen in ihrer Anordnung den Schrägen der Pultdächer, wie dies bisher im niedrigeren Bereich vor den Fenstern und in den Vorräumen der Fall war. Akustikplatten bedecken die Untersichten der ursprünglich sichtbaren Betondächer. Neu sind auch die Türen, die die Klassenzimmer miteinander verbinden. Damit ergeben sich zusätzliche Möglichkeiten der Nutzung.
Gewandelte Bedürfnisse verlangten weitere Umbaumassnahmen: Die an den Singsaal anschliessende Hauswartswohnung wird ausgehöhlt, und darin werden eine Schülerbibliothek sowie Räume der Schulleitung eingerichtet. Vollkommen neu sind auch der Treppenlift zum Singsaal sowie der Lift im Turnhallengebäude. Überall wurden zeitgemässe Elektround Sanitärinstallationen eingebaut.
Auch die Erneuerung der Umgebung folgt der Maxime der möglichst originalgetreuen Wiederherstellung. Das Schulhausgrundstück figuriert im Verzeichnis der schützenswerten Gärten und Anlagen. Weite, modellierte Rasenflächen und akkurat neben die Gebäude gesetzte Baumgruppen erzeugen einen parkähnlichen Charakter (Abb. 1 und 11). Wie bei den damals viel beachteten Schulen in Skandinavien bestimmen Föhren und Birken das Bild der Bepflanzung. Bollensteine und Findlinge bilden weitere Gestaltungselemente. Lampen, Papierkörbe und Bänke haben Cramer, Jaray und Paillard eigens für diesen Ort entworfen. Sowohl die Bepflanzung als auch die Aussenraummöblierung werden im Sinne der ursprünglichen Intention wiederhergestellt. Ergänzt werden Spielgeräte, die bisher fehlten.
Das Fortbestehen sichern
Mit viel Sorgfalt und Einfühlungsvermögen haben die Architekten Twerenbold Nägele Twe ren - bold divergierende Forderungen der Bauherrschaft, der Nutzerschaft und der Denkmalpfl ege unter einen Hut gebracht. Mit neuer Haustechnik und erneuerten Installationen machen sie die Gebäude fit für das weitere Bestehen. Sinnvolle Möglichkeiten, den Energieverbrauch zu reduzieren, boten – einmal mehr – die Dachflächen und Fensterfronten, ohne dass sich ihre Erscheinung wesentlich änderte. Entscheidend ist, dass bei der gesamthaften Instandsetzung und dem teilweisen Umbau die ausgewogene Architektur des – mit 50 Jahren relativ jungen – Baudenkmals nicht durch vermeidbare Eingriffe verunklärt oder gar entstellt, sondern dezent ergänzt wird.
Übrigens: Auch eines der seinerzeitigen grossen Vorbilder, die 1952–1956 von Arne Jacobsen erbaute Munkegård-Schule in Kopenhagen, wird gegenwärtig renoviert und erweitert. Gute Architektur muss weiterleben!
Anmerkungen:
[01] Vgl. Hannes Ineichen (Hrsg.): Claude Paillard. Bauten und Projekte 1946–1997. (Monografien Schweizer Architekten und Architektinnen Bd. 5), Blauen 2002
[02] Werk, Nr. 3, 1955, S. 77
[03] Schweizerische Bauzeitung, 26.6.1954, Nr. 26, S. 377
[04] Vgl. Alfred Altherr (Hrsg.): Neue Schweizer Architektur/New Swiss Architecture. Teufen 1965, S. 150–151
[05] Vgl. Christof Kübler: 50 Jahre Auszeichnungen für gute Bauten in der Stadt Zürich. Zürich 1995, S. 92–93
[06] Vgl. Alfred Roth in Werk, Nr. 3, 1955, S. 77–79, und Claude Paillard in Werk, Nr. 5, 1958, S. 160–168TEC21, Fr., 2009.05.15
15. Mai 2009 Michael Hanak