Inhalt

WOCHENSCHAU
02 Jenseits von Kuppel und Minarett. Sakralbauten und Moscheekonflikte | Simone Hübener
03 Architekturgespräche Luzern 2008 | Dagmar Meister-Klaiber
04 Kunsthalle im Blumengroßmarkt? | Ulrich Brinkmann
05 Ornament neu aufgelegt | Andrea Wiegelmann

WETTBEWERBE
08 La Tour Signal in La Défense | Sebastian Redecke
10 Entscheidungen
11 Auslobungen

THEMA
12 Über die Möglichkeit von Architekturtheorie | Dieter Hoffmann-Axthelm
22 Playtime 1968 | Ralph Eue
24 Stadtstaatskunst | Keller Easterling
34 Friss Vogel oder stirb | David Celento
48 Lernen von San Ysidro | Andrew Ross
58 Die Wirklichkeit der Kartografen | Urs Primas

REZENSIONEN
70 Glück und Architektur
70 The Endless City
71 Shopping Malls und neue Einkaufszentren
71 Entertainment Cities
72 Orte des Tourismus
72 Organizing for Change

RUBRIKEN
06 wer wo was wann
06 Leserbriefe
68 Autoren
69 Kalender
73 Anzeigen

Jenseits von Kuppel und Minarett.

(SUBTITLE) Sakralbauten und Moscheekonflikte

Seit Monaten greifen Fachpresse und Publikumsmedien das Thema Moscheebau mit zum Teil reißerischen Schlagzeilen auf. Die interdisziplinäre Tagung „Sa­kral­bauten und Moscheekonflikte“, die Anfang Mai in Essen stattfand, wollte zu sachlicher Information und Diskussion zurückkehren. Es trafen sich Kultur­wissen­schaftler, Juristen, Architekten und politische Entscheidungsträger.

Bauwelt, Do., 2008.06.26

26. Juni 2008 Simone Hübener

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Architekturgespräche Luzern 2008

Eigentlich hat der Museumsboom der 80er Jahre die erste Branding-Welle ausgelöst, die ihren Höhepunkt in Frank Gehrys Guggenheim-Museum in Bilbao fand. Seither wird weltweit von Städten, Unter­nehmen, Investoren – und von Architekten – versucht, mit möglichst spektakulärer Architektur das eigene Image aufzupolieren und zum ultimativen Anziehungs­punkt in einer Welt globaler Konkurrenz zu werden. In überhitzter Branding-Euphorie löste danach eine Aufmerksamkeitsarchitektur die nächste ab. Und heute, wo Extravaganzen schon fast alltäglich sind, könnte der Eindruck entstehen, das Thema Branding hätte seinen Zenit überschritten und sei allmählich durch. Doch auf dem zweitägigen Architektursymposium in Luzern, das am letzten Mai-Wochenende stattfand, wurde deutlich, dass den Tsunamis der Star-Architekten immer noch zahlreiche Wellen unterschiedlichster Stärke folgen und das Thema keinesfalls abgeebbt ist.

26. Juni 2008 Dagmar Meister-Klaiber

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Friss Vogel oder stirb

(SUBTITLE) Die neuen Technologien und die Zukunft der Architektur

Die Bürde einer unendlichen Geschichte, so der Autor, schleppten Architekten hinter sich her, und das mache es ihnen schwer, von den probaten Entwurfsmethoden abzu­weichen. Doch sie erreichen den Markt nicht mehr. Dort hat sich viel getan: Was gestern ein Auftraggeber war, ist heute ein Konsument, der gewohnt ist, seine Wünsche nicht zu äußern, sondern sie sich durch die Produktvielfalt im Internet wecken und bestätigen zu lassen. Erfüllt werden sie, indem er ordert. Zurückgeben kann er immer noch. Aber nicht ein ganzes Haus. Um das marktgerecht zu produzieren, gibt es inzwischen eine Reihe technologischer Hilfsmittel

„Innovation ist etwas, was die meisten Leute für sinnvoll und nützlich halten. Um überhaupt als innovativ gelten zu können, müssen die Architekten sich und ihre Entwürfe mehr denn je den Nutzern andienen und sich intensiver mit den jeweils gegebenen Bedingungen befassen. Anders gesagt: Sie müssen von vornherein auf ein gewisses Feedback aus sein und eine Rückkopplung mit den physischen wie den kulturellen Gege­ben­heiten anstreben und können sich deshalb kein Vorgehen mehr leisten, bei dem es nur um die bekannten, konventionel­len Arbeitsschritte geht: Bestandsaufnahme, Entwurf, Aus­führungsplanung.“
Ali Rahim, „Catalytic Formations: Architecture and Digital Design“, 2006

Während einige wenige Stararchitekten mit Lob überhäuft werden, sind die Aussichten für viele andere in der Zunft eher düster. 2005 gaben nur zwei Prozent der britischen Architek­ten an, sie seien „sehr zufrieden“ mit ihrem Job. Die Architekten bildeten das Schlusslicht in einer Befragung unter dreißig verschiedenen Berufsgruppen, bei der sich sogar die Beamten als die „Glücklicheren“ erwiesen. Dass Großbritannien hier kein Einzelfall ist, hat Dana Cuff schon 1991 in ihrem Artikel „Architecture, the Story of Practice“ nachgewiesen. Viele der Kriterien, nach denen man früher Architekten beurteilte, sind uns abhanden gekommen, weil es nur noch um eins geht: Erfolg oder Misserfolg. Dafür gibt es zwei Gründe, der eine ist eher methodologischer, der andere eher kultureller Natur. Architekten gehören zu den wenigen Berufsgruppen, die eine Arbeit im Auftrag eines anderen ausführen, ansonsten wird die Gesellschaft mit fertigen Produkten überflutet. Das erweist sich als Problem, das umso größer ist, je weniger der Auftraggeber versteht, welche Art Produkt Architektur ist und welcher Anstrengungen es bedarf, um sie zu produzieren, und der deshalb auch nicht bereit ist, sie angemessen zu finanzieren. Andrerseits geben die neuen digitalen Technologien dem Architekten ungeahnte Möglichkeiten an die Hand, um Entwurf und Ausführungsplanung zu vereinfachen und zu beschleunigen. Die werden bisher allerdings nur zögernd und unter Vorbehalt genutzt. Viele Architekten können sich bis heute nicht damit abfinden, dass sie die Sicherheit des Probaten aufgeben sollen, einige stellen sich einfach blind.

26. Juni 2008 David Celento

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