Inhalt

WOCHENSCHAU
02 Der Traum von der universellen Stadt. 40 Jahre Auroville | Anapama Kundoo
04 Dunkelgrün statt Taubenblau. Fünf Jahre Ernst-May-Gesellschaft | Enrico Santifaller
04 Vorauseilender Gehorsam? Streit um die Hochstraße in Halle (Saale) | Matthias Grünzig

BETRIFFT
06 Tage der offenen Tür in Vaduz | Hubertus Adam

WETTBEWERBE
10 Historisches Museum in Frankfurt am Main | Enrico Santifaller, Carl Fingerhuth
12 Entscheidungen
13 Auslobungen

THEMA
14 Im Sechserpack | Michael Weber, Klaus Würschinger
22 Gute Nacht, John-Boy | Nils Ballhausen
26 Haus F. | Christian Brensing

REZENSIONEN
34 Sonwik, Flensburg | Jürgen Tietz
34 Integriertes Wohnen | Volker Lembken
34 Die 25 Einfamilienhäuser der Holzsiedlung am Kochenhof | Ulrich Brinkmann

RUBRIKEN
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32 Kalender
35 Anzeigen
40 Die letzte Seite

Der Traum von der universellen Stadt

(SUBTITLE) 40 Jahre Auroville

Am 28. Februar 1968 fanden 150 Kilometer südlich der indischen Stadt Madras (heute Chennai) die Grün­dungsfeierlichkeiten für Auroville statt. Die Idee für den von der Unesco unterstützten Bau einer universellen Stadt, die keinem Staat und keiner Regierung verpflichtet sein sollte, stammte vom spirituellen Führer Sri Aurobindo und seiner Partnerin Mirra Alfassa. Der Chefarchitekt von Auroville, der Franzose Roger Anger, ist im Januar gestorben.
Roger Anger war Teil der architektonischen Avantgarde, die sich Mitte der 50er Jahre in Paris fomierte. In der Folgezeit realisierte er eine Reihe viel beachteter Wohnhochhäuser in der französischen Hauptstadt, an denen er Strategien zur Individualisierung des Massenwohnungsbaus testete. Seine Bauten je­ner Zeit zeichnen sich vor allem durch ihre rhythmisierten Fassaden aus, die er aus Elementen in den Proportionen von Einfamilienhäusern schuf und die gleichzeitg skulptural und spielerisch anmuten. Als „einfach in der Konzeption, aber komplex in der Behandlung“ fasste die französische Architekturpresse seine Herangehensweise damals zusammen. Besonders bemerkenswert ist das 20-geschossige Wohnhaus in der Rue Erard mit seinen aufeinandergestapel­ten Maisonetten, die über Terrassen und hängende Gärten miteinander verbunden wurden. Seine wohl spektakulärste Arbeit war „L’Ile Verte“ in Grenoble, seinerzeit das höchste Wohngebäude Europas, 1967 mit dem Brüsseler „Premier Prix International d’Ar­chi­tecture“ ausgezeichnet.

29. Februar 2008 Anapama Kundoo

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Tage der offenen Tür in Vaduz

7500 Würste waren für das Wochenende vorgesehen, aber doppelt so viele Besucher kamen – und damit halb Liechtenstein. Der Architekt Hansjörg Göritz aus Hannover hat das neue Landtagsgebäude entworfen und in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Frick aus Schaan realisiert. Mit gelben Ziegeln in schlichter Geometrie soll das Regierungsviertel aufgewertet werden und ein neues Wahrzeichen entstehen.

Über Jahrhunderte war Liechtenstein bitterarm: Der Landesherr herrschte lediglich über eine Reihe von Dörfern. Mit der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die ländliche Struktur gleichsam in die Moderne katapultiert, ohne dass sich indes städtische Organisationen des Lebens ausgebildet oder baulich manifestiert hätten. Letztlich änderte sich daran auch nichts, als der Zwergstaat nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal seinen Charakter veränderte und sich zu einer internationalen Finanzdrehscheibe wandelte. Banken, Treuhandunternehmen und Beratungsfirmen bestimmen seither das Profil des Landes. Die wirtschaftliche Prosperität hat zu einer weitgreifenden Zersiedlung geführt, die nur schwer einzudämmen ist: Liechtenstein ist zu einem Musterbeispiel der Suburbanität ohne urbanen Kern geworden. Längst sind die Orte entlang der nordsüdlich verlaufen­den Rheintalstrasse, der einzigen Arterie des Landes, zusammengewachsen, und die nahezu ununterbrochene Abfolge von Gewerbezentren und Businessparks lässt nur ab und an noch die rurale Geschichte hervorschimmern – wenn Kühe zwischen Bürobauten weiden.

29. Februar 2008 Hubertus Adam

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verknüpfte Bauwerke
Landesforum und Landesparlament des Fürstentums Liechtenstein

Im Sechserpack

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit wurden im Jahr 2007 10.000 Soldaten und Soldatinnen der US-Army inklusive ihrer Familien von anderen europäischen Standorten nach Grafenwöhr, Europas größtem Truppenübungsplatz, verlegt. Mit dieser Verlegung geht ein gigantisches Konjunkturprogramm für die strukturschwache Oberpfalz einher. Insgesamt wird von Investitionen in Höhe von ca. fünf Milliarden US-Dollar für Schulen, Wohnungen, Freizeiteinrichtungen und Infrastruktur gesprochen. Ganze Dörfer sind heute schon abhängig von den GI’s. Kneipen, Restaurants und Discos müssten schließen, zögen die Amerikaner ab.

Insgesamt werden im Umkreis von dreißig Fahrminuten bis zum Main Gate des Truppenübungsplatzes weitere 4000 Wohnungen für die Familien der Soldaten mit höherem Dienstgrad entstehen. Organisiert wird das Ganze von der Bun­des­anstalt für Immobilienaufgaben mit Sitz in Amberg. Die Mietverträge mit garantierten Laufzeiten von zehn Jahren werden mit der Bundesrepublik Deutschland abgeschlossen. In Bauträgermodellen sind seit Bekanntgabe des Bedarfs Hunderte Wohnungen entstanden. Ganze Landstriche werden von den Wohnsiedlungen der Amerikaner geprägt. In der Regel entstehen Bauten, die sich nahtlos in das architektonisch bestenfalls mittelmäßige Bild deutscher Vorortsiedlungen einfügen. Die Lebensdauer der Häuser dürfte dabei aufgrund der kurzen Abschreibungsfrist der Investoren deutlich geringer ausfallen als im klassischen Eigenheimbau hierzulande. Gefördert wird diese Entwicklung durch steuerliche Festlegungen im NATO-Truppenstatut, auf deren Grundlage auch Privatpersonen in den Genuss der Umsatzsteuerrückerstattung in Höhe von 19 Prozent kommen. Kaum ein Bauträger, geschweige denn ein Kapitalanleger, stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage der nachhaltigen Nutzung.

29. Februar 2008 Michael Weber, Klaus Würschinger

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verknüpfte Bauwerke
Drei Doppelhäuser

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