Pläne

Details

Adresse
Warth 68, 6767 Warth, Österreich
Architektur
Christian Lenz
Mitarbeit Architektur
Helmut Brunner
Bauherrschaft
Revital Bauträger GmbH
Tragwerksplanung
Mader & Flatz (Ernst Mader)
Fotografie
Ignacio Martinez
Weitere Konsulent:innen
Bauphysik / Bauakustik: Karl Torghele, Götzis
Maßnahme
Neubau
Planung
1998 - 1999
Fertigstellung
1999

Publikationen

Kooperationen

Presseschau

15. März 2002Walter Zschokke
zuschnitt

Aus der Landschaft heraus, in die Landschaft hinein

Exakt am Hang situiert, bietet das Apartmenthaus seinen Gästen eine Aussicht über das Tal bis nach Lech am Arlberg. 14 Apartments in zwei verschiedenen Größen stehen zur Auswahl. Die Grundrisse erstrecken sich über die gesamte Gebäudetiefe, jeder Einheit ist eine kleine Terrasse vorgelagert. Die Gäste sind autonom, da die gesamte Infrastruktur wie Rezeption im nahegelegenen Gasthof untergebracht ist. Das Haus ist in Massiv-Holzbauweise errichtet - eine Mischkonstruktion aus Holzständern und eingezogenen Betondecken. Außen wurden geölte Lärchenholzbretter für die Fassade verwendet, innen kommt Holz bei Decken und Böden zum Einsatz. Das Gebäude erfüllt die Kriterien eines Niedrigenergiehauses und wurde mit dem österreichischen Staatspreis für »Tourismus und Architektur« 2000 ausgezeichnet.

Exakt am Hang situiert, bietet das Apartmenthaus seinen Gästen eine Aussicht über das Tal bis nach Lech am Arlberg. 14 Apartments in zwei verschiedenen Größen stehen zur Auswahl. Die Grundrisse erstrecken sich über die gesamte Gebäudetiefe, jeder Einheit ist eine kleine Terrasse vorgelagert. Die Gäste sind autonom, da die gesamte Infrastruktur wie Rezeption im nahegelegenen Gasthof untergebracht ist. Das Haus ist in Massiv-Holzbauweise errichtet - eine Mischkonstruktion aus Holzständern und eingezogenen Betondecken. Außen wurden geölte Lärchenholzbretter für die Fassade verwendet, innen kommt Holz bei Decken und Böden zum Einsatz. Das Gebäude erfüllt die Kriterien eines Niedrigenergiehauses und wurde mit dem österreichischen Staatspreis für »Tourismus und Architektur« 2000 ausgezeichnet.

Am südöstlichen Siedlungsrand des Wintersportortes Warth sitzt das längliche Gebäude exakt an der Hangkante, so dass die Aussicht aus den Apartments und von den breiten Balkonen nicht nur zu den gegenüberliegenden Berggipfeln und nach Lech am Arlberg, sondern auch ins Tal hinunter und hinauf reicht. Eine beneidenswerte Position für das Frühstück vor dem Pistenvergnügen. Den gerade geschnittenen Baukörper bedeckt eine Horizontalschalung aus geölten Lärchenholzbrettern. Nach oben schließt ihn ein flaches Pultdach ab. Während sich vorn die Balkone dreigeschoßig über die gesamte Breite ziehen und sogar über die Hausecken hinausgreifen, wird die Rückseite von den drei kragenartig vorstehenden Wetterschirmen der Eingänge rhythmisiert. Sie blicken auf eine kurze Gasse, die auf der anderen Flanke räumlich von der ins Terrain eingefügten und erdüberdeckten Einstellhalle definiert wird. Diese Verankerung in die Topographie ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal guter alpiner Architektur. Die Proportionen des Gassenraumes auf der Zugangsseite entsprechen jenen dörflicher Verhältnisse, während die Gesamtgestalt auf der Aussichtsseite auf Fernsicht konzipiert ist. Mit minimalen Mitteln gelingt es, einen architektonisch klaren Ausdruck zu schaffen.

Das betriebliche Konzept für die zwölf kleinen und zwei etwas größeren Apartments verzichtet auf den sorgenden Hotelier. Die Karten zum Öffnen der elektronisch gesperrten Türen werden den Mietern per Post zugeschickt, oder sie können sie in einem Herbergsbetrieb im Ort abholen. Im übrigen sind sie autonom. Der Bauherr Mag. Wolfgang Hefel hat möglichst schlanke administrative Strukturen angestrebt. Der Erfolg bestätigt seine unternehmerischen Überlegungen.

Die Konstruktion für das Bauwerk nützt die vielfältigen Eigenschaften von Holz und Holzwerkstoffen und verwendet dazu Beton für schall- und brandhemmende Elemente, die zugleich konstruktiv aussteifend wirken. So bestehen die Stiegenhausschalen und die trennenden Scheiben zwischen den Apartments aus 20cm armiertem Beton, während für Außenwände, Decken und Böden Holz zum Einsatz kam. Wiederum zur Verminderung der Schalldurchlässigkeit wurde eine Holzverbunddecke gewählt, denn bei einem Vorgängerbau, dem Doppelwohnhaus in Schwarzach/Vorarlberg, machte der Architekt die Erfahrung, dass die Schalldämmwerte bloß mit Betonpflastersteinen auf einer Gummiauflage über der Brettstapeldecke nicht ganz erreicht wurden. Im Sinne einer intelligenten Kombination der Materialien wurde daher eine Verbundkonstruktion gewählt, bei der der gewichtige, schalldämmende Ortbeton auch statisch wirksam wird. Holz übernimmt den Zug, Beton den Druck. Zuunterst in der Decke befindet sich daher eine 12cm starke Brettstapelplatte, deren Unterseite bereits fertig gehobelt ist. Darauf liegen 10cm armierter Beton, mit dem Holz schubfest verbunden durch spezielle, halb ins Holz eingedrehte Schrauben. Es folgen 3cm Split, 2,5cm Trittschallmatten, auf der 3,5cm starke Heraklith-Platten aufliegen, zwischen denen die Staffeln des Schiffbodens gleichsam schweben. Die Lärchenbretter des Bodens liegen somit auf dem Heraklith auf und Lastabtragung und Schalldämmung sind perfekt.

Es spricht viel Erfahrung und Ingenieurgeist aus dieser Konstruktion, die bis auf den Beton in Trockenbauweise ausgeführt werden konnte. Ebenso wurden die Treppen aus Holz vorgefertigt und als Ganzes von oben in die Stiegenhausschalen eingesenkt. Natürlich galt diese Art der Werkstattvorfertigung auch für die Fassaden, die stückweise, samt den Fenstern mit dem Kran in Position gebracht wurden. Der Aufbau der Fassadenelemente beginnt von innen nach außen wieder mit einer 12cm starken Kantelwand, wie die Brettstapel auch genannt werden. Sie werden von hölzernen, auf Zug belasteten Dübeln zusammen gehalten. Was zuvor mit eingeleimten Gewindestangen aufwändiger erzielt wurde, kann nun mit gepressten und getrockneten Holzdübeln erreicht werden, die im Holz der Kantel aufgehen unddarin über Haftreibung festsitzen. Bisher hielt sich das Arbeiten des Holzes in den vorgesehenen Grenzen. Auch hier ist die Innenseite gehobelt und somit fertig. Nach außen folgen eine 16mm OSB-Platte, 16cm Steinwolledämmung, eine weitere 16mm OSBPlatte, die Konterlattung mit Hinterfüftung und die Außenschalung.

Die Konstruktion verbindet eine positive innere und äußere Anmutung mit hohen Wärmedämm- und Speicherwerten und erlaubt dank Vorfertigung eine kürzere Bauzeit, was in schneesicheren Bergregionen von Bedeutung ist, denn Zeit ist hier viel Geld, wenn die Baustelle über den Winter steht. Die zeitgenössische, sorgfältig proportionierte architektonische Erscheinung, die druchdachte Konstruktionsweise mit Holz und das in die Zukunft weisende, betriebliche Konzept gaben den Ausschlag, dass dem 1999 fertiggestellten Bauwerk im Jahr 2000 der Staatspreis Architektur und Tourismus verliehen wurde. Damit ist die kulturelle Botschaft allerseiten angelangt: Architekten, Bauherren, Herbergsbetreiber und auch Gäste schätzen innovative Holzkonstruktionen und ihr ebenso zeitgemäßes Erscheinungsbild.



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17. Januar 2001Gert Walden
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Staatspreis für das neue Apartmenthaus „Lechblick“ von Christian Lenz

Staatspreis für das neue Apartmenthaus „Lechblick“ von Christian Lenz

Warth - Die westösterreichische Architektur erobert sich ein Terrain zurück, aus dem sie seit der Wirtschaftswunderära verbannt war - gemeint sind, topographisch betrachtet, die Alpen, typologisch gesehen die Bauten für den Tourismus. Ein Grund für diese Veränderung liegt in der neuen Generation von Auftraggebern, die nicht mehr die Abziehbilder alpinen Bauens reproduzieren wollen und den Marketingfaktor der Architektur erkannt haben.

Nun hat auch der kleine Vorarlberger Wintersportort Warth mit dem neuen Apartmenthaus von Christian Lenz ein Beispiel für Tourismusarchitektur erhalten, das mit dem jüngsten Staatspreis für Wirtchaftsbauten ausgezeichnet worden ist. Symptomatisch für die Verbesserung der Situation sind auch die zahlreichen weiteren Nominierungen des Staatspreises, die hauptsächlich im Westen Österreichs zu finden sind.

Christian Lenz verzichtet in Warth auf das Remake der traditionellen Bauernhäuser, geht aber mit seinem Entwurf für die Dornbirner Revital Bauträger GmbH auf ihre Konzeption ein: sein Haus „Lechblick“ ist konsequent rational geplant, ohne irgendwelche alpenländischen Versatzstücke und ausnehmend praktisch in der Verwendung. Allein die extrem kurze Bauzeit von fünf Monaten für die insgesamt 14 Apartments spricht für die planerische Präzision. Das Gebäude reflektiert mit der Bauweise in Holz und Beton die Materialien der Umgebung, ist topographisch richtig positioniert und entspricht den Bestimmungen für die Vorarlberger Niedrigenergieverordnung. Gespart wurde bei der Konstruktion allerdings nicht. So sind die Fassaden aus Lärchenholz, das sich im Inneren fortsetzt, hinterlüftet, Betondecken dienen als Speichermasse und Trittschallschutz.


Klare Aussage

Die Bewohner auf Zeit kommen mit der Architektur in den Genuss eines unprätentiösen Ambientes, das voll auf die räumliche Vielfalt des Entwurfs setzt. So sind alle Wohnungen über die Trakttiefe durchgesteckt, das vorgelagerte Balkonband bietet auch Platz für den Aufenthalt in der wärmeren Jahreszeit. Es werden alle wesentlichen Wohnfunktionen erfüllt, die klare Aussage der Architektur zum Thema Tourismusbauten ist außerdem ein zeitgemäßes Statement, das planerische Vernunft über klischeehaftes Verhalten in den sensiblen Bergregionen stellt.

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