06. Mai 2025 - HDA
Der dreigeschossige Baukörper treppt sich nach Südwesten hin ab und definiert mit seiner zweigeschossigen Klammer im Obergeschoss ein gemeinsames Zentrum: die Lernterrasse. Das Erdgeschoss springt an zwei Seiten zurück und bildet einerseits einen großzügig überdachten Eingangsbereich, der in den Schulvorplatz übergeht, und andererseits verzahnt sich das Gebäude mit dem grünen Schulgarten. Die Lernterrasse als zentraler Außenraum liegt geschützt inmitten der Lern-Cluster und schafft einen vielseitigen Lern- und Aufenthaltsraum. Jedes Cluster – fünf insgesamt – bildet für sich eine kleine Einheit mit jeweils vier Unterrichtsräumen, Gruppen- und Lehrer:innenräumen sowie einer offenen Lernlandschaft mit einer direkten Verbindung zum Außenraum, die auch über eine großzügige Außentreppe mit dem Gartenniveau verbunden ist. Ein überdeckter Laubengang rahmt die Lernterrasse im Grundriss ein, während dieser im Aufriss die bauliche „Klammer“ schließt.
Übersichtlich gelangen die Schüler:innen vom Schulplatz über die Schmutzschleuse (Zentralgarderobe) zur „Magistrale“. An dieser „inneren Straße“ liegen die beiden Stiegenhäuser, die in die einzelnen Cluster führen, übersichtlich angeordnet. Die Aula und der Speisesaal als zentraler „Platz“ im Haus können zusammengeschlossen werden und bieten eine größere Einheit für verschiedene Aktivitäten mit direktem Anschluss zum Schulgarten. Von außen gut ersichtlich liegt die Bibliothek neben dem Eingang am Schulvorplatz. In Verbindung mit der Aula bildet diese eine hohe Aufenthaltsqualität in ganztägig geführten Bildungseinrichtungen. Die Verwaltung und Direktion der Schule liegen gut erreichbar nahe dem Foyer. Von der Magistrale hat man auch einen prominenten Blick in den Turnsaal und in weiterer Folge zum südlichen Freiraum. In den beiden Obergeschossen sind die fünf Lern-Cluster organisiert. Drei gruppieren sich im ersten Obergeschoss wie eine „Klammer“ um den zentralen Außenraum. Zwei weitere liegen ein Geschoss darüber und sind mit einem umlaufenden Balkon mit den Lernterrassen verbunden. Alle fünf Cluster sind gleichwertig organisiert und orientieren sich mit ihren offenen Lernräumen zur „gemeinsamen Mitte“. Die Klassenräume liegen jeweils an den Außenseiten und bilden den notwendigen Lärmschutz. Sie können mit Schiebeelementen nach Bedarf zur Lernlandschaft hinzugeschaltet werden. Übersichtlich liegen die Sanitärgruppen und Lehrer:innenbereiche in den Clustern und schaffen differenzierte Bereiche zum Lernen, Ruhen und Experimentieren.
Das Freiraumkonzept schafft vielfältige Außenbereiche (Vorplatz, Spielhof, naturnahe Bewegungsräume, Dachlandschaft), um allen ein möglichst breites Erlebnis im Außenraum zu bieten. Dabei werden unterschiedliche Aspekte wie Mikroklima, Regenwassermanagement, Biodiversität und qualitätsvolle Gestaltung in Einklang gebracht. Maßnahmen wie die Reduktion versiegelter Flächen, intensive Begrünung der Dachflächen, Regenwasserspeicherung und Versickerung vor Ort gehen Hand in Hand mit der Intention einer naturnahen Außenraumgestaltung. Auf dem Grundstück entstehen dadurch Lebensräume für Tiere und Pflanzen, womit das Projekt auch einen positiven Beitrag zur Entwicklung der Biodiversität leistet. Das Mikroklima im Außenraum wird durch die Bepflanzung positiv beeinflusst: Bäume sorgen für Beschattung, die intensive Dachbegrünung auf den Dächern wirkt als puffernde Schicht, und sickeroffene Beläge in hellen Farbtönen vermeiden übermäßige Überhitzung im Sommer.
Das Materialkonzept: Die Schule ist mit dem Gebäudestandard Klimaaktiv Gold ausgezeichnet. Eine kompakte Bauweise, der erstmalige Einsatz von CO2-reduziertem Zement sowie hochwertige ökologische Dämmstoffe und Oberflächen zeichnen das nachhaltige Projekt aus. Das Zusammenspiel von fein abgestimmten rohen Materialien mit unterschiedlichen Texturen und Farben – Sichtbeton, Terrazzofliesen, Kalksandsteinoberflächen, heimische Holzarten, Holzwolleplatten, verriebener Kalkzementputz – verleiht dem Innenraum Charakter und Identität. Die strukturbetonte rostrote Fassade des Gebäudes setzt ein markantes Zeichen. Der warme, erdige Sichtbeton erhält durch den präzise ausgeführten vertikalen Kammputz eine haptische Tiefe und eine rhythmische Gliederung, die das Volumen subtil auflockert. Horizontal und vertikal gesetzte Stützen und Träger verstärken die Plastizität und verzahnen das Gebäude mit dem städtischen Kontext. Eloxierte Fensterrahmen in einem edlen Goldton setzen gezielte Akzente, die die Strenge des Betons brechen und eine nuancierte Farbkomposition erzeugen. So entsteht eine Fassade, die sowohl skulptural als auch funktional das neue Quartier prägt. (Text: Architekten)