Pläne

Details

Adresse
Johann Pabst-Straße 20, 4690 Schwanenstadt, Österreich
Bauherrschaft
Obermayr Holzkonstruktionen GesmbH
Tragwerksplanung
Bernhard Obermayr
Tragwerksplanung / Massivbau
Franz Obermayr
Weitere Konsulent:innen
Energetik: Oskar Pankratz, Haidershofen
Lichtplanung: Hans Peter Ebner & Tanja Kronibus, Zumtobel Licht, Linz
Planung
2004
Fertigstellung
2005

Nachhaltigkeit

Energiekonzept und -system
Unter dem Hallenboden wird im Untergrund großflächig eine „Blase“ konstanter Temperatur genutzt, die im Winter wärmt und im Sommer kühlt. Die Aktivierung erfolgt über eine monolithische Betonbodenplatte (20 cm).

Baubiologie und Nutzungskomfort
Die Halle besteht aus mit Holzspänen gedämmten Holzsandwichplatten. Das Dach ist mit Steinwolleflocken gedämmt, einem Abfallprodukt aus der Produktion von Steinwollepaneelen. Große Glasflächen an Wand und Decke ermöglichen natürlichen Licht- und Wärmeeintrag. Gleichmäßige Ausleuchtung mit blendungsfreiem Tageslicht und Kunstlicht von mindestens 500 Lux. Die intelligente Lichtanlage, die Kunstlicht nach Bedarf stufenlos zu- und abschaltet, bedeutet ine Stromersparnis von über 70 % gegenüber einer herkömmlichen Hallenbeleuchtung.

Heizwärmebedarf
13,0 kWh/m²a (PHPP)
Materialwahl
Holzbau

Preise und Auszeichnungen

Publikationen

Archtour

Genereller introtext zu Archtour der von nextroom geschrieben wird.

Presseschau

19. Juni 2010Wojciech Czaja
Der Standard

Halle mit wenig Strom und viel Zufriedenheit

Die Produktionshalle des oberösterreichischen Betriebs Obermayr wurde 2005 errichtet. Kürzlich wurde das Passivhaus-Objekt mit dem Österreichischen Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit ausgezeichnet.

Die Produktionshalle des oberösterreichischen Betriebs Obermayr wurde 2005 errichtet. Kürzlich wurde das Passivhaus-Objekt mit dem Österreichischen Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit ausgezeichnet.

Die Firma Obermayr Holzkonstruktionen GmbH im oberösterreichischen Schwanenstadt ist ein Traditionsunternehmen seit vielen Jahrzehnten. Vergangenheit und Gegenwart schließen einander nicht aus. Seit dem Jahr 2005 ist der auf passivhaustaugliche Holzelemente spezialisierte Fertigungsbetrieb der Zukunft ein Stückchen näher. Bedingt durch stärkere Absatzzahlen musste das Unternehmen expandieren und baute sich eine Fertigungshalle im Passivhaus-Standard.

„Mit 4500 Quadratmetern ist das die erste Passivhaushalle dieser Größenordnung in ganz Österreich“, sagt Markus Fischer vom zuständigen Büro F2 Architekten. „Die Entscheidung des Bauherrn, passiv zu bauen, war von Anfang an eine klare Vorgabe.“ Auf diese Weise könne das Unternehmen in Form einer Visitenkarte die Werte vorleben, für die es steht.

Ende Mai wurde die Halle mit dem Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2010 ausgezeichnet. Grund für diese Prämierung, die vom Lebensministerium in Zusammenarbeit mit klima:aktiv vergeben wird, ist die simple und effiziente und somit kostengünstige Konstruktion.

„Wir haben viel experimentiert und simuliert, weil es keine passenden Vorbilder dafür gab“, erinnert sich der Architekt. Zum Beispiel die großen Fensterflächen: Da es am Markt nur passivhaustaugliche Fenster in den Dimensionen des Wohn- und Bürobaus gibt, musste man spezielle Glasaufbauten entwickeln. Zum Beispiel die großen Rolltore für Lkws: Im Passivhaus-Standard gibt es ein derartiges Produkt nicht zu kaufen. In Zusammenarbeit mit dem Hersteller wurde der Anpressdruck der Elemente und die Geschwindigkeit des Öffnens und Schließens erhöht. Und zum Beispiel die Sache mit der Dämmung. Fischer: „Wir mussten Geld sparen und wollten ökologisch sein. Die Fertigteilelemente sind nun mit Sägespänen gefüllt. Das ist ein massenhaftes Abfallprodukt aus eigenem Haus.“

Halle ohne Heizung

Fazit der planerischen Anstrengungen: Die neue Halle kommt ganz ohne Heizung aus. Zur Sicherheit wurde während des Baus vor fünf Jahren eine eigene Heizungsleitung zum bestehenden Biomasse-Kraftwerk am eigenen Gelände verlegt. Sie wurde nie angeschlossen. „Wir hatten eine Beobachtungsperiode von einem Jahr“, sagt Hans-Christian Obermayr, Geschäftsführer des Unternehmens. „Danach haben wir gewusst, dass wir darauf verzichten können.“

Der größte Clou am ganzen Projekt ist die Beleuchtung. In das Betriebssystem wurde eine eigens entwickelte Software eingespielt, die alle Sonnenstände des gesamtes Jahres gespeichert hat und die je nach Tageszeit und Monat die elektrische Beleuchtung in der Halle vollautomatisch dimmt. Zusätzlich applizierte Sensoren reagieren auf Abweichungen infolge von Schlechtwetter oder Bewölkung.

Die aufwändige Anlage habe sich bereits nach drei Jahren amortisiert, die finanziellen Einsparungen seien enorm, meint Obermayr (siehe Interview). Doch der größte Profit lasse sich ohnehin nicht in Zahlen fassen: Die Mitarbeiter sind motivierter als je zuvor, die Leistungsfähigkeit hat nach Auskunft des Chefs deutlich zugenommen.

16. Juni 2008Romana Ring
zuschnitt

Holz-Philosophie im Industriebau

Wenn ein Holz verarbeitender Betrieb – genauer die Firma Holzbau-Obermayr – sein eigenes Betriebsgebäude aus Holz errichtet, ist das noch nicht sonderlich bemerkenswert. Ein Bau, wie ihn die in Schwanenstadt ansässigen F2 Architekten gemeinsam mit dem betriebseigenen Konstruktionsbüro ihrer Auftraggeber entwickelt haben, zieht jedoch beträchtliche Aufmerksamkeit auf sich und erreicht damit – neben seiner Funktion als Fertigungshalle – gleich mehrere Ziele.

Wenn ein Holz verarbeitender Betrieb – genauer die Firma Holzbau-Obermayr – sein eigenes Betriebsgebäude aus Holz errichtet, ist das noch nicht sonderlich bemerkenswert. Ein Bau, wie ihn die in Schwanenstadt ansässigen F2 Architekten gemeinsam mit dem betriebseigenen Konstruktionsbüro ihrer Auftraggeber entwickelt haben, zieht jedoch beträchtliche Aufmerksamkeit auf sich und erreicht damit – neben seiner Funktion als Fertigungshalle – gleich mehrere Ziele.

Zum einen wird mit Hilfe der ausdrucksstarken, die eingefahrenen Geleise des landläufigen Holzbaus deutlich hinter sich lassenden Formensprache Holz als moderner Baustoff gezeigt, mit dem sich formal wie konstruktiv einiges anstellen lässt, sofern man damit umzugehen weiß. Zum anderen aber wird Holz als wesentlicher Teil eines in der Firmenphilosophie verankerten Ansatzes zum ökologisch nachhaltigen Denken und Handeln präsentiert.

Denn wenn man in der Kalkulation eines Bauwerks neben den Errichtungs- und Betriebskosten auch die zur Herstellung des Gebäudes aufzuwendende Energie und die Frage nach dem dereinstigen Abbruch einbezieht, ist heimisches Holz als Baustoff nahezu unschlagbar. Der für den Wandel vom Baum zum Bauholz nötige Energieaufwand ist im Vergleich mit jenem für andere Baustoffe gering. Ähnliches gilt für die Lager- und Transportkosten, was schon durch die kurzen Transportwege und das geringe Gewicht von Holz in Relation zu seiner konstruktiven und bauphysikalischen Belastbarkeit bedingt wird.

Vielfach sparsam

Diese Voraussetzungen wiederum ermöglichen schlanke und somit hinsichtlich des Flächenverbrauchs sparsame Konstruktionen – ein Aspekt, der im ganzheitlich ökologischen Denken ebensowenig fehlen darf wie die Möglichkeit zur Vorfertigung und die damit verbundene Verkürzung der Bauzeit. Denn diese lässt sich nicht nur in Geld, sondern selbstverständlich auch in Energieverbrauch beziffern. Hat man nun das Gebäude aus Holz – und welcher Baustoff würde sich aufgrund seiner bauphysikalischen Eigenschaften besser dafür eignen – wie die von uns betrachtete Fertigungshalle als Passivhaus errichtet, entsprechend sparsam betrieben und mit wesentlich geringerem Aufwand als etwa einen Massivbau den im Lauf der Zeit wechselnden betrieblichen Anforderungen angepasst, wird man es auch einmal demontieren und wiederverwerten oder – im schlimmsten Fall – verbrennen können. Selbst dann gibt das Holz nicht mehr Kohlendioxid an die Atmosphäre ab, als es im Wachstum gespeichert hat.

Sommer und Winter

Dieser umfassende ökologische Ansatz der Auftraggeber steht naturgemäß nicht als einziges Motiv am Anfang der Planung, sondern wird um den Wunsch nach einer humanen Arbeitswelt und nicht zuletzt das Bekenntnis zu qualitätvoller zeitgenössischer Architektur ergänzt. Die F2 Architekten haben die etwa 3.500 m² große Bodenfläche der Halle mit einem Faltwerk überspannt, das, im Westen aus dem Boden aufsteigend, im Osten als weit auskragendes Vordach seinen Abschluss findet. Die Ober- und Untergurte des tragenden Fachwerks sind wie die Dachplatten und Wandelemente der Halle aus Holz gefertigt, die diagonalen Stäbe zur Verringerung der Querschnitte aus Stahl. Über die Flanken der Fachwerksträger dringt das Tageslicht durch blendungsfreies Spezialglas gleichmäßig aus großer Höhe tief in die Halle und wird nur bei Bedarf, elektronisch gesteuert, durch Kunstlicht ergänzt. Damit sind gute Belichtungsverhältnisse mit der geringst möglichen Energiezufuhr gewährleistet. Da die Fertigungshalle als Passivhaus funktioniert – die Raumtemperatur von mindestens 15°C also sommers wie winters ohne Heizung gehalten wird – und der Produktionsablauf selbst kaum Wärmequellen birgt, wurde der solare Wärmeeintrag durch große südseitige Verglasungen optimiert, während eine zentral gesteuerte Nachtkühlung sommerlicher Überhitzung entgegenwirkt.

Inzwischen wird die Halle seit zwei Jahren genutzt und die Erfahrungen sind durchwegs positiv. Es herrscht ein angenehmes Raum- und Arbeitsklima, der Umgang mit dem Gebäude funktioniert klaglos und nicht zuletzt hat die Zahl der Krankenstände der MitarbeiterInnen signifikant abgenommen.



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