Pläne

Details

Adresse
Universitätsstraße 15, 6020 Innsbruck, Österreich
Mitarbeit Architektur
Gavin Rae (PL), Regina Freimüller, Sibel Anil, Sabine Riedl, Martin Huber (Modell)
Bauherrschaft
BIG
Bauphysik
Walter Prause
Maßnahme
Neubau
Funktion
Bildung
Planung
1994
Ausführung
1996 - 1999

Preise und Auszeichnungen

Archtour

Genereller introtext zu Archtour der von nextroom geschrieben wird.

Presseschau

11. März 1999Der Standard

„Großzügigster Universitätsbau“

(SUBTITLE) Architektonischer Aufschwung für zwei Innsbrucker Fakultäten

Unmittelbar gegenüberliegend in der Innsbrucker Altstadt präsentierten sich Mittwoch die älteste und die jüngste der sieben Uni-Fakultäten in gänzlich neuem Gewand. Die 1976 gegründeten Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (SoWi) sind in den „wohl großzügigsten Universitätsbau Österreichs“ (Rektor Christian Smekal) gezogen, einem gläsernen fünfstöckigen langgezogenen Neubau. Die Theologie, Innsbrucks „Alte Universität“, ist nun in den generalsanierten Gemäuern des Jesuitenkollegs von 1606 anzutreffen.

Unmittelbar gegenüberliegend in der Innsbrucker Altstadt präsentierten sich Mittwoch die älteste und die jüngste der sieben Uni-Fakultäten in gänzlich neuem Gewand. Die 1976 gegründeten Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (SoWi) sind in den „wohl großzügigsten Universitätsbau Österreichs“ (Rektor Christian Smekal) gezogen, einem gläsernen fünfstöckigen langgezogenen Neubau. Die Theologie, Innsbrucks „Alte Universität“, ist nun in den generalsanierten Gemäuern des Jesuitenkollegs von 1606 anzutreffen.

Vor zwölf Jahren hatte die rasch wachsende SoWi den Finanzwissenschafter Manfred Gantner als Baubeauftragten eingesetzt, nachdem sie zuvor „eingezwängt im Unihauptgebäude am Innrain und teils über die ganze Stadt verteilt, in angemieteten Räumen“ (Smekal) untergebracht war. Jetzt steht, nach zwei Jahren Bauzeit, für 16 Institute, den Mitarbeitern und rund 3000 Studierenden ein Komplex von 14.400 Quadratmetern Nutzfläche zur Verfügung. Vier Hörsäle bieten Platz für 830 Personen, das Café für 160. Kosten: 415 Millionen Schilling ( 30 Mio.).

Das Wiener Architektenduo Dieter Henke und Marta Schreieck hat den Neubau auf dem Ex-Areal der Fenner-Kaserne hinter dem Hofgarten mit einer gigantisch spitz auslaufenden Glasfassade entworfen, in der sich umliegende Bauten samt gebirgigem Hintergrund spiegeln. Dekan Friedrich Roithmayr verbindet mit dem Neubau das Ziel, „zu den zehn besten Business-Schools Europas“ zu werden. Überlegungen, die SoWi als eigenständige Hochschule, eine Art „West-WU“ von der Uni abzukoppeln, steht Rektor Smekal skeptisch gegenüber. Er hoffe, daß die SoWi die Vorteile der Solidarität des Innsbrucker Sieben-Säulen-Modells erkenne.

Die Theologie will nach der Integrierung der Jesuitenbibliothek mit einem Bestand von nun 260.000 Bänden ihr hohes internationales Renommee (Platz eins auch im STANDARD-Ranking) festigen. Ihr Ausländeranteil beträgt 40 Prozent.

31. Dezember 1998Walter Zschokke
Spectrum

Stirnen in der Luft

Mit dem Neubau der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät definieren Dieter Henke und Marta Schreieck eine Schlüsselstelle im Innsbrucker Stadtgefüge: Sie setzten die Idee einer offenen Universität sorgsam und elegant zugleich um.

Mit dem Neubau der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät definieren Dieter Henke und Marta Schreieck eine Schlüsselstelle im Innsbrucker Stadtgefüge: Sie setzten die Idee einer offenen Universität sorgsam und elegant zugleich um.

Nordöstlich des Innsbrucker Stadtkerns liegt der Hofgarten, ein ausgedehnter Grünraum, der zwischen der dichtgepackten barocken Altstadt und der offener bebauten, gründerzeitlich und später aufgefüllten Blockstruktur liegt. Entlang der Universitätsstraße reihen sich südseitig die alte Universität, die Jesuitenkirche sowie weitere öffentliche Gebäude; nordseitig sind es die Stadtsäle und dahinter das Landestheater, die diesen kulturellen Schwerpunkt imStadtgefüge mitbestimmen.

Die alte Fennerkaserne an der Ecke zur Kaiserjägerstraße bildete in diesem Kontext wegen ihrer prinzipiell introvertierten Nutzung in urbanistischer Hinsicht einen blinden Fleck. Als sie infolge Verlegung des Bundesheers nach Kranebitten leer stand, und der Bau eines Fünfsternhotels an dieserStelle von keinem Investor gewagtwurde, stellte sich daher die Frage einer anderen stadtbildenden Nutzung. In einem sehr frühen Stadium kam es nun seitens der Universität Innsbruck, die an dieser Stelle ein Fakultätsgebäude für die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften wünschte, zu einer Fokussierung des Bauwillens in einer engagierten Persönlichkeit: Manfried Gantner, Professor am Institut für Finanzwissenschaften.

Im Hinblick auf den 1988 beschlossenen städtebaulichen Wettbewerb entwickelte Gantner die Idee einer Stadtuniversität, die gedacht war als „offene Universität“ mit intensiver Vernetzung innovativer Institutionen der Privatwirtschaft –zur permanenten Weiterbildung der Führungskräfte – sowie mit Unternehmen aus dem Bereich Wirtschaftsberatung. Diese Gedanken waren bereits entwickelt, als die Architekten zum städtebaulichen Wettbewerb an-traten, um für die heikle Aufgabenstellung auf dem Eckgrundstück, wo Sillgasse und Kaiserjägerstraße versetzt auf die Universitätsstraße treffen, Lösungsvorschläge zu entwerfen. In dem zweistufigen Verfahren setzten sich Marta Schreieck und Dieter Henke, damals knapp über 35 Jahre alt, mit einem bestechend klaren Projekt durch.

Städtebaulich erzeugt der Entwurf mit einem ostwestgerichteten Längstrakt zwischen Landestheater und Kapuzinerkirche. eine innere Stadtkante zum Hofgarten. An der Südseite schließt parallel der längere Schenkel eines abgewinkelten zweiten Trakts an, dessen anderer Schenkel kühn zur Universitätsstraße vorstößt. Zwischen den beiden Längstrakten ist eine hohe, glasüberdeckte Halle eingeschoben, und vor der Südfassade weitet sich der Außenraum zum Platz, der von der Universitätsstraße durch einen Solitär abgeschirmt wird: das in Fertigstellung befindliche Management-Zentrum.

Der neu definierte innerstädtische Außenraum tritt mit dem bestehenden in doppelte Beziehung: An der Westseite führt vom Platz vor der Jesuitenkirche her eine Gasse nach hinten, um alsbald auf die großzügig gefaßte Weite zu treffen. Ostseitig stößt der Straßenraum der Sillgasse über die Universitätsstraße in den neugeschaffenen Platzraum vor und wird von einem mit elegantem Kurvenschwung aus dem Längstrakt hervorquellenden Gebäudeteil gleichsam aufgefangen.

Die heikle Situation an der Einmündung der Kaiserjägerstraße in die Universitätsstraße – der ehemaligen Ecke der Fennerkaserne – wird von einem weit vorkragenden Bauteil des abgewinkelten Südtrakts neu definiert, der auf seine Weise geschickt mit den Turmerkern zweier naher Gebäudeecken kommuniziert. Eine weitere, bestens gelüftete Gebäudestirnseite bildet, schräg abgeschnitten, das Gegenüber der Kapuzinerkirche. Hoch auf schlanken Rundstützen aufgestelzt, deutet das freie Ende des nördlichen Längstrakts die städtebauliche Kante an dieser Stelle geschickt an, läßt aber der Eingangsseite der Kirche genügend Raum.

Obwohl die beiden parallelen Trakte des Fakultätsgebäudes gegen 190 Meter lang sind, also im Stadtgefüge eine Setzung erster Ordnung bilden, wurde mit wenigen klugen Maßnahmen eine räumliche Integration ins Stadtbild erreicht: Das Neue dialogisiert mit dem Bestehenden sorgsam und elegant zugleich. Marta Schreieck und Dieter Henke beweisen mit diesem bald zehn Jahre alten Entwurf ihre städtebauliche Kompetenz, die an Ort und Stelle anschaulich erfahrbar ist.

Doch nun zum Hauptbau, dem Fakultätsgebäude für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften: Zwei parallele Längstrakte nehmen also eine hohe Halle in ihre Mitte, die von einem vertikalen Erschließungskern in einen größeren westlichen und einen kleineren östlichen Abschnitt geteilt wird. Der Haupteingang liegt in der Mitte der Südfassade, am neugeschaffenen Platz. Die im alten Verlauf errichtete Mauer des ehemaligen Pflanzgartens zur Linken sowie die ausschwingende Glasfassade der Mensa und der darüberliegenden Bibliothek zur Rechten erzeugen die empfangende Geste, die architektonisch dem Haupteingang in der langen Fassade – ohne zusätzliches Lamento mit einem Vordach – Gewicht verleiht.

Wenn man den Windfangzylinder mit Drehtür durchschritten hat, befindet man sich in dem lichten Binnenraum zwischen den Längstrakten. Kaskadenartig, in vier Läufen, steigt eine Treppe längs gegen Westen unter dem Glasdach bis zum obersten Geschoß hinauf, zu ihrer Linken bleiben jeweils offene terrassenartige Raumzonen für den kurzen Aufenthalt. Schon beim Hinaufsteigen ist die Raumwahrnehmung sehr intensiv, bis dann auf der obersten Plattform der Panoramablick seitlich durch das Glasdach auf die Nordkette fällt und den kategoriellen Sprung vom Binnenraum der Halle zu dem von den Bergketten nachhaltig gefaßten Landschaftsraum des Inntals provoziert. – Die Konzeption des großen Innenraums erfolgte wie selbstverständlich im Wissen um den größeren Zusammenhang der stark präsenten Talflanken.

Das Hinuntersteigen ist ein stufenweises Eintauchen in den hohen Vertikalraum, der vor allem „Raum“ ist, da die Innenfassaden mit ihren Holzpaneelwänden, unterbrochen von verglasten Oberlichtstreifen und sichtschützenden Holzjalousien, schmucklos und glatt gehalten sind. Obwohl die eine Seite laubengangartige Erschließungskorridore aufweist, herrscht der starke räumliche Zug nach oben vor, den das trichterförmige Ausweiten erzeugt.

Diese Erweiterung nach oben bestimmt auch den Charakter der Volumen in der Querrichtung, indem die beiden Längstrakte jeweils nach außen mit jedem Geschoß einen guten Meter weiter auskragen. Die Institute weisen somit jedem Geschoß etwas mehr Bautiefe auf.

Das heißt nun nicht, daß die unteren Geschoße weniger attraktiv wären, denn hier sind die publikumsintensiveren Räume, die Hörsäle, die Mensa mit Café, die räumlich spannungsvolle Bibliothek sowie großflächige Computerarbeitsräume, angeordnet. Die Bibliothek, die, südseitig von Lamellen beschattet, aus dem Baukörper hinausdrängt, reicht andererseits durch das ganze Bauwerk hindurch, die zugehörigen Büros blicken nach Norden.

Die darüberliegende kleinere Mittelhalle ist daher weniger hoch; sie beginnt erst im dritten Obergeschoß, dafür gelangt über drei große Deckenöffnungen Tageslicht bis in den Binnenbereich der Bibliothek. Die subtile Lichtstimmung in den drei nordseitig unter den Längstrakt geschobenen Hörsälen; die intelligente, mit den Nutzern abgestimmte innere Organisation der Institute; die vielen individuellen Büroräume, etwa jene an den Gebäudeecken; sowie zahlreiche weitere architektenhandwerklich sorgfältig durchdachte Komponenten der Gesamtanlage machen diese zu einem reifen Werk.

Eine derart umfangreiche Arbeit setzt vielfältige Kooperationen voraus. Mit Johann Obermoser war ein erfahrener Projektmanager tätig; Wolfdietrich Ziesel für die Tragwerksplanung und Alexander Sommerfeld für die anspruchsvolle Klima- und Lüftungstechnik, die auf einfachen Prinzipien basiert, waren für die Architekten wichtige Gesprächspartner.

Daß sich am Schluß auch noch die Bundesimmobiliengesellschaft über eine Kostenunterschreitung freuen durfte, zeugt vielleicht direkter als manches architektonische Detail von der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Ein derartiges Arbeitsklima entsteht gewiß eher, wenn einzelne verantwortungsbewußte Persönlichkeiten agieren, weniger, wenn die Problem ein unübersichtlichen Kommissionen zerredet werden. Jedenfalls ist es einer Architektur förderlich, die ihre Ansprüche einzulösen weiß.

18. Dezember 1998Ute Woltron
Der Standard

Die Aussicht heisst Durchblick

Das neue Innsbrucker Uni-Gebäude wird seinen Studenten neben Sozial- und Wirtschaftswissenschaft auch die Vorzüge transparenter, gescheiter Architektur beibringen

Das neue Innsbrucker Uni-Gebäude wird seinen Studenten neben Sozial- und Wirtschaftswissenschaft auch die Vorzüge transparenter, gescheiter Architektur beibringen

Was der Architekt seiner Architektur beigebracht hat, das gibt sie an ihre Benutzer weiter. Gescheite Häuser zeigen deshalb stets allerlei sinnvolle Dinge an. Von außen etwa, wo sie am besten betreten werden wollen und wie man am einfachsten auf die andere Seite gelangt; von innen, wo es sich in ihnen am gemütlichsten tratschen und Kaffee trinken oder arbeiten läßt, wie man sich drinnen optimal orientiert und manches andere mehr. In dummen Häusern verirrt man sich, und sie stehen wie Fremdlinge in der Landschaft.

In Tirol wird demnächst ein in vieler Hinsicht kluges Haus eröffnet: Im kommenden März besiedeln rund fünftausend Studenten mit ihren Professoren und Assistenten die neue „Sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Innsbruck“ - ein Gebäude, das als Universitätsbau einer neuen Generation konzipiert und ausgeführt wurde. Es ist das erste dieser offenen, kommunikativen, unverschachtelten Art in Österreich.

Die Architekten und Lehrmeister des Hauses sind die nach Wien ausgewanderten Tiroler Dieter Henke und Marta Schreieck. Die beiden haben sich in den vergangenen fünfzehn Jahren vor allem als Wohnbauer einen Namen gemacht, ihr vielseitiges, strenges Talent aber zum Beispiel auch mit einer sauberen Baumarkthalle in Schwechat und einer Schule in Wien unter Beweis gestellt. Den Wettbewerb für die „SOWI Innsbruck“ hatten sie bereits vor zehn Jahren als absolute Newcomer gewonnen, zu einer Zeit, da sie selbst noch fast die Studienbank an der Akademie der bildenden Künste bei Roland Rainer drückten.

Die beiden wichtigsten Lehrsätze des gerade fertiggestellten 23.300-Quadratmeter-Hauses am Rande der Innsbrucker Altstadt lauten folgendermaßen. Erstens: Das Innere des Gebäudes ist so gestaltet, daß offen, in Seminaren und in kleinen Gruppen, und nicht nur in Riesenhörsälen gelernt werden kann, und daß ein optimaler Austausch zwischen den verschiedenen Instituten stattfindet.

Zweitens: Die Gebäudekuben stehen nicht wie ein Pflock in der Landschaft, sondern gliedern und definieren diese mitsamt ihren Verkehrsflüssen und Platzstrukturen zu einem gelungenen Ensemble. Und der übergeordnete Slogan für die gesamte Architektur des Hauses, vom Gesamtkonzept bis zum kleinsten Fensterband, lautet: Transparenz.

Diese macht sich in vielen Wahrnehmungsdetails bemerkbar: Das Gebäude erstreckt sich zwar als hoher, zum Teil auskragender Riegel entlang der Flanke des prachtvollen Innsbrucker Hofgartens, im Bereich der Universitätsstraße und der Kaiserjägerstraße. Dank vieler Durchblicke und Durchgänge, die zu benutzen übrigens auch die nicht-studierende Bevölkerung herzlich eingeladen ist, bildet der Bau aber keinen unüberwindlichen Fußgängerstaudammklotz, sondern saugt die Passanten entweder an seinem Leib vorbei, oder durch sein Inneres selbst in den Park dahinter.

Transparenz durchzieht auch Körper und Bauch der auffällig fein und sorgfältig ausgeführten Beton-Stahl-Glas-Konstruktion: Dort drinnen ist der alte Baumbestand des Parks fast überall präsent, er blitzt durch großzügige Verglasungen, über Fensterbänder und Durchblicke kreuz und quer in Gänge und in Hörsäle. In manchem obergeschoßig gelegenen und ums Eck verglasten Institutsraum fühlt man sich wie im Hause Tarzans, hoch oben in den Baumwipfeln. Und über allem, ebenfalls immer präsent, steht die Nordkette.

Transparenz herrscht auch in Seminarräumen und Hörsälen: In viele der Lehrräume hat der Gangpassant Einblick. Wenn das Haus einmal bezogen ist, wird es immer klar darüber Auskunft geben, was in ihm gerade wo los ist. Da Transparenz auch eine tugendhafte zwischenmenschliche Umgangsform ist, liegen die Seminarräume stets zwischen zwei Instituten und können sozusagen von beiden Seiten bespielt werden.

Auch die Lektion, daß ein Gebäude, das ständig von vielen Menschen durchwimmelt wird, übersichtlich sein sollte, hat der neue Uniableger gekonnt beherzigt. Dank einer großzügigen, abgetreppten und völlig überglasten Halle, dem Kernstück der gesamten Anlage, weiß der Student oder Besucher stets genau, wo er sich befindet, und wie er sich orientieren kann. Das stellt ebenfalls eine Art hilfreicher Transparenz dar.

In dieser Kernzone, die als Erschließungs-und Kommunikationsbereich für die Studierenden dient, befindet man sich sofort, wenn man das Gebäude betreten hat. Links und rechts von den Treppen und Plateaus führen Eingänge zu den insgesamt 16 Instituten. Je nach Lust und Laune können sich die Insassen mittels Holzjalousien zu dieser Zentralhalle hin öffnen oder schließen, also mit dem öffentlichen Verkehrsraum und seinen Passanten kommunizieren oder nicht.

Auch die Konzeption und die Anordnung der einzelnen Institute erfolgten nach den Gesetzen der Transparenz und des gemeinsamen Lernens: Die Architekten erarbeiteten die Lage der Institute mit allen Professoren, die Raumeinteilung der einzelnen Einheiten mit den dort Verantwortlichen und schließlich sogar die Möblierung jedes Zimmers mit seinem Benutzer. Das Ergebnis dieser Studien ist eine maßgeschneiderte, aber trotzdem sehr flexible Hülle für einen lebendigen, wachstumsfähigen Universitätsorganismus.

Im direkten Umfeld der Uni entsteht ein ebenfalls von Henke und Schreieck geplantes Managementzentrum, von dem man sich universitären und wirtschaftlichen Austausch erwartet. Ebenfalls benachbart liegt ein Wohngebäude, das demnächst fertiggestellt wird.

Nach einer Bauzeit von zwei Jahren und Nettogesamtbaukosten von 546 Millionen Schilling steht also die neue Universität nun für Lernende und Lehrende bereit, dort, wo sich früher eine Akademie mit ganz anderen Lehrmethoden befunden hat, nämlich die Fennerkaserne. Dereinst wurde hier exerziert, jetzt wird gebüffelt. Und damit das zwischenmenschliche Lernen dabei nicht vernachlässigt wird, erfolgt zur Zeit bereits eine Besiedelung der erdgeschoßig im Uni-Wohnhaus-Büro-Ensemble bereitstehenden Geschäfte und Beiseln. So richtig gescheit wird ein Haus doch erst durch seine Benutzer.


Strenge Senkrechtstarter

Die Architekten Henke-Schreieck

Seit 1983 arbeiten die Tiroler Architekten Dieter Henke und Marta Schreieck in einer Bürogemeinschaft. Zuvor studierten sie bei Roland Rainer an der Wiener Akademie der bildenden Künste.

Nach diversen Einfamilienhäusern, Um- und Ausbauten stellten sie ihr erstes wichtiges und vielbesprochenes Gebäude 1993 in Form eines völlig unkonventionellen Wohnbaus in die Frauenfelderstraße im 17. Wiener Gemeindebezirk. Auftraggeber ÖBV heimste für das geschickt erschlossene Gebäude mit den großzügigen Fensterflächen und dem intelligenten Innenausbau prompt den Bauherrenpreis ein.

Für den Umbau des Hackinger Stegs in Wien Hietzing (gemeinsam mit Wolfdietrich Ziesel) bekamen die Architekten selbst zwei Jahre später den Adolf Loos Preis zugesprochen. Und Schömer-Chef Karlheinz Essl war von einem bauMax-Wettbewerbsbeitrag der beiden so angetan, daß er bei ihnen einen Mega-bauMax-Markt in Schwechat in Auftrag gab.

Apropos Wettbewerb: Bisher haben die Tiroler, die ihr Büro in Wien aufgeschlagen haben, jedes einzelne Projekt über Wettbewerbe zugesprochen bekommen. Zuletzt gewannen sie vor zwei Wochen das Rennen um die Errichtung einer AHS im 22. Bezirk Wiens. Im Frühling wird eine Wohnsiedlung im 23. Bezirk fertig, und die Neugestaltung des Badener Bahnhofs - ein geladener Wettbewerb - soll in den kommenden Jahren Wirklichkeit werden.

Dieter Henke und Marta Schreieck sind gestrenge Detail- und Ausführungsfetischisten. Wer, wie sie, gerne in Stahlbeton baut, muß mit Präzision und Disziplin arbeiten, jeden Stecker, jeden Anschluß vorplanen. Mit der SOWI haben sie ihr bisher größtes Projekt vollendet. Schreieck: „Das gelang allerdings nur, weil wir mit der BIG den perfekten Auftraggeber hatten.“

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