Details

Adresse
Urban-Loritz-Platz 2A, 1070 Wien, Österreich
Architektur
Ernst Mayr
Mitarbeit Architektur
Tini Bauer, Kai Hagmüller, Andreas Bohl, Ulrike Kusztrich
Bauherrschaft
Stadt Wien
Bauphysik
Walter Prause
Fotografie
Manfred Seidl
Weitere Konsulent:innen
Detailplanung und Ausschreibung: Justin+Partner ZT-GmbH
Maßnahme
Neubau
Funktion
Bildung
Planung
1998
Ausführung
2000 - 2002

Publikationen

Presseschau

08. April 2003Werner Thuswaldner
Salzburger Nachrichten

Einladung an die Leser

Der Bau könnte fast ein Wahrzeichen sein. Wiens neue Hauptbücherei am Gürtel ist Bildungszentrum und öffentlicher Raum zugleich.

Der Bau könnte fast ein Wahrzeichen sein. Wiens neue Hauptbücherei am Gürtel ist Bildungszentrum und öffentlicher Raum zugleich.

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07. April 2003Salzburger Nachrichten

Wiener Hauptbücherei feierlich eröffnet

Das neue Hauptgebäude der Wiener Büchereien ist am Montag von Bürgermeister Häupl und Vizebürgermeisterin Laska feierlich eröffnet worden. Ab Dienstag ist der markante, 150 Meter lange Bau über der U-Bahn-Station „Burggasse-Stadthalle“ auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Bis zu 5.000 Besucher täglich werden zu Beginn erwartet.

Das neue Hauptgebäude der Wiener Büchereien ist am Montag von Bürgermeister Häupl und Vizebürgermeisterin Laska feierlich eröffnet worden. Ab Dienstag ist der markante, 150 Meter lange Bau über der U-Bahn-Station „Burggasse-Stadthalle“ auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Bis zu 5.000 Besucher täglich werden zu Beginn erwartet.

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07. April 2003David Zelinger
ORF.at

Vernetztes Lesen

Zukunftsweisend und benutzerfreundlich will Wiens neue Bibliothek den Wissensdurst der Stadtbewohner stillen

Zukunftsweisend und benutzerfreundlich will Wiens neue Bibliothek den Wissensdurst der Stadtbewohner stillen

150 Meter lang erstreckt sich Wiens neue Top-Bibliothek über den Gleisen der U-Bahn-Linie 6. Zu sehr in die Breite konnte nicht gebaut werden - zwischen den beiden Gürtel-Fahrbahnen waren nur knapp 27 Meter Platz.


5.000 Besucher täglich erwartet

So sieht das Gebäude auf den ersten Blick wie eine riesige Verkehrsinsel aus. Die direkte Anbindung an U-Bahn-, Straßenbahn- und Busnetz soll aber für die erwartete Besucherfrequenz von bis zu 5.000 Menschen am Tag sorgen.


Lesen und Hören in der Lounge

Möglichst viele von ihnen sollen in dem neuen Wissenstempel mehr als nur Bücher und neue Medien entlehnen. Zum Verweilen sollen laut Bibliotheksleiter Christian Jahl neben Arbeitsplätzen auch zahlreiche Leseecken einladen. Die bequemen Fauteuils - viele in lichtdurchfluteten Erkern - vermitteln eine angenehme Lounge-Atmosphäre.


Sechs Tage pro Woche geöffnet

Die Bibliothek wird sechs Tage pro Woche geöffnet sein. Nur sonntags bleibt die Bücherei - vorerst? - geschlossen.


Arbeiten in der Bibliothek

Die neue Wiener Hauptbücherei will aber auch anderen internationalen Bibliothekstrends Rechnung tragen. „Neben den audiovisuellen Medien ist es vor allem das Arbeiten in der Bibliothek selbst“, erklärte Jahl gegenüber ORF.at.

Auch deswegen gebe es rund 100 computergestütze Arbeitsplätze. In der Multimedia-Werkstatt können nicht nur EDV-Programme getestet werden, sondern auch eigene Recherchen ausgedruckt oder auf eine CD-ROM gebrannt werden.


„Benutzer“ löst „Leser“ ab

Auf 5.000 Quadratmeter haben die Wiener ab Dienstag fast vier Mal so viel Raum als in der alten „Hauptbücherei“ in der Skodagasse. Vor allem bekommen sie hier deutlich mehr geboten.

Zwar wurden während der Bauzeit auch die Bücherbestände erweitert, radikal aufgestockt wurde aber insbesondere im Bereich der audiovisuellen Medien. Auch deswegen spreche man lieber von Benutzern, als „nur“ Lesern, so Jahl.


E-Medien auf dem Vormarsch

Auf die Benutzer warten 240.000 Bücher und Zeitschriften sowie 60.000 elektronische Medien, darunter 23.000 CDs, 3.500 Videos und 1.000 DVDs. Auch CD-ROMs, Hörbücher und Schallplatten fehlen nicht.

Die audiovisuellen Medien können nicht nur entlehnt werden. Die Besucher können sie auch auf Dutzenden Plätzen direkt in der neuen Bibliothek ansehen und anhören.


Veranstaltungsort

In der Internetbar kann an 20 Terminals gratis gesurft werden. Zwischen den Terminals ist ein Versanstaltungsraum, auch dieser multimedial.

Kleinere Lesungen könnten laut Jahl auch in einer Leseecke vor der Glasfront mit Blick auf den Kahlenberg stattfinden.


Anziehungspunkt am Dach

Ein Teil der neuen Bibliothek wurde bereits vor der Eröffnung zum Anziehungspunkt: das Cafe-Restaurant Canetti auf dem Dach - zu erreichen direkt über die Bücherei, aber auch über die markante Freitreppe, die die Gebäudefront zum Urban-Loritz-Platz hin abschließt.


[Hauptbibliothek der Büchereien Wien
Urban-Loritz-Platz 2A
1070 Wien
01/4000-84500
Mo-Fr 11-19 Uhr, Sa 10-14 Uhr]

07. April 2003ORF.at

Ein Schiff am Gürtel

Ernst Mayrs Bibliotheksbau überzeugt auch skeptische Besucher.

Ernst Mayrs Bibliotheksbau überzeugt auch skeptische Besucher.

An der Architektur des neuen Wiener Medientempel scheiden sich seit geraumer Zeit die Geister. Je länger der Bau - pleiten- und pannenbedingt - dauerte, desto größer war das Kopfschütteln mancher Passanten.


Gürtel-Revitalisierung

Der Standort soll zur Revitalisierung der lange Zeit verrufenen Gürtel-Gegend beitragen. Das Bibliotheksgebäude musste sich zugleich in ungewöhnliche Rahmenbedinungen fügen.

Seitlich waren die Fahrbahnen der Hauptverkehrsachse der Hauptstadt bestimmend. An den Fronten mussten bereits vorhandene Bauwerke berücksichtigt werden.


Zwischen Membrane und Jugendstil

Während im Norden das denkmalgeschützte Ensemble der U-Bahn-Station Burggasse weder um- noch überbaut werden konnte, sollte das Bibliotheksgebäude im Süden an die Membranüberdachung des Urban-Loritz-Platzes anschließen.


Ernst-Mayr-Projekt

Als Sieger des EU-weiten Archtitekturwettbewerbs mit 121 Teilnehmern ging Ernst Mayr hervor. Sein Projekt lässt das Gebäude über den Bahnsteigen der alten Otto-Wagner-Station „schweben“:


Freitreppe bis aufs Dach

Als markantes Zeichen seines Entwurfs gilt bereits jetzt eine Freitreppe, die vom Urban-Loritz-Platz bis zur 2.000 Quadratmeter großen Terasse auf dem Bibliotheksdach führt. In einer Glasrotunde ist dort auch ein Cafe untergebracht.


Weite Perspektiven

Von hier aus bieten sich ungewohnte Ausblicke über den Gürtel und die Dächer des siebten und 15. Gemeindebezirks sowie auf den Kahlenberg. Weite Ausblicke bietet auch die Glasfront, die das Gebäude gegen Norden abschließt.


Raffinierte Lichtführung

Um den Verkehrslärm abzuwehren, wählte Mayer eine auf den Seiten fast geschlossene Fassade, die von mehreren Erkern aufgelockert wird. Sie und die raffinierte Lichtführung in den Innenräumen sorgen dafür, dass die Bibliotheksräume sehr hell sind. Und denkbar ruhig.

Die Inneneinrichtung setzt auf Weitläufigkeit. Die zumeist quer zum länglichen Gebäudekorpus aufgestellten Regelwände werden durch runde Info-Tische und Sitzgruppen aufgelockert.

Helles Ahornholz dominiert, auch auf den Treppen zwischen den beiden Hauptstockwerken mit den insgesmat sechs „Colleges“. Die relativ hohen Wände bleiben weiß, auf den Böden wurden hellblaue Teppiche und Industrieparkett verlegt.

04. April 2003ORF.at

Größer, schöner, moderner

Platz für eine Viertelmillion Bücher bietet die neue Hauptbücherei der Stadt Wien, die kommende Woche eröffnet wird.

Platz für eine Viertelmillion Bücher bietet die neue Hauptbücherei der Stadt Wien, die kommende Woche eröffnet wird.

Am 8. April ist es so weit. Da öffnet die neue Hauptbibliothek der Büchereien Wien am Urban-Loritz-Platz ihre Pforten. Der Neubau von Architekt Ernst Mayr bietet Platz für 300.000 Bücher und CDs, das ist mehr als das Doppelte von dem, was am alten Standort in der Skodagasse zugänglich war. Durch vermehrte Neuankäufe von rund 35.000 Medien jährlich und das Einbeziehen des Magazinbestandes in die Aufstellung ist die Kapazitätsgrenze bereits fast erreicht. Alfred Pfoser, Direktor der Büchereien Wien, rechnet mit bis zu 5.000 Besuchern täglich. In den alten Räumen waren es im Schnitt 1.500.


Neue Technik

Die Besucher werden sich nicht nur an den neuen Standort, die neue Architektur und neue Aufstellungsstrukturen gewöhnen müssen, sondern auch an ein neues elektronisches System, das die Entlehnung von Medien mittels Transponder-Chips über Selbstbedienungs-Terminals ermöglicht. Rückgabe und Verrechnung werden weiterhin vom - um zwölf Personen aufgestockten - Bibliothekspersonal durchgeführt.


Heterogene Aufgaben

„Eine öffentliche Bücherei ist eine in einer Zwischenzone angesiedelte Institution“, meint Pfoser, „Wir bieten einen Ausstieg aus dem Berufsleben, etwa, wenn man sich über Reisen informieren oder Romane lesen möchte. Zugleich sind wir aber auch ein Einstieg für Schüler, Studenten oder zur beruflichen Weiterbildung.“ Deswegen hat man zuletzt die Bereiche Naturwissenschaft, Technik, EDV oder Wirtschaft stark ausgeweitet.


PISA und die Folgen

„Österreich ist ein Nachzüglerland in Bezug auf Bibliotheksbauten“, sagt Alfred Pfoser. Länder wie Finnland oder Dänemark, die in der viel zitierten PISA-Studie im Bildungsvergleich vorne lägen, hätten auch ein umfangreiches und attraktives öffentliches Bibliothekswesen. „Ich glaube, dass das Wiener Projekt ein Stimulator sein wird, in diesen Bereich zu investieren. Bisher hat man sich in Österreich dabei vorwiegend auf Museen und Theater konzentriert und die Bibliotheken auch in der medialen Aufmerksamkeit vergessen.“

„Bei uns gehen nur 8 bis 10 Prozent der Bevölkerung in öffentliche Büchereien“, meint der Direktor der Büchereien Wien im Gespräch mit der APA, „in der PISA-Studie wurde bei Österreich extra auf unsere schwache Infrastruktur bei den Büchereien hingewiesen. Das ist immer untergegangen.“ Immerhin sieht Pfoser eine Art Trendumkehr, bei der die neue Bibliothek in Gänserndorf Wegbereiter gewesen wäre. Eine neue Mediathek in Graz und neue Projekte in Linz, Salzburg oder Wels seien, so Pfoser, sichtbarer Ausdruck dessen, dass sich die Stadtväter auch der sozialen Bedeutung der Bibliotheken mehr bewusst würden. „In den USA, wo man in Sachen Public Libraries führend ist, hat man dies längst erkannt.“


Alles fließt

Dafür, dass die neue Hauptbücherei ständig Neues bieten wird, sorgt der permanente Prozess des Neu-Aufstellens und Ausmusterns von Medien. Hier geht es schließlich um die Benützung, nicht um die Archivierung. Und alles, was zwei Jahre lang nicht ausgeborgt wurde, wird einer strengen Kontrolle unterzogen. „Bücher altern ja immer rascher. Anhand der Nutzung in Bibliotheken lässt sich das sehr gut feststellen“, sagt Pfoser. Dennoch muss niemand Angst haben, dass Werke der Weltliteratur der Ausmusterung zum Opfer fallen, nur weil sie eine Zeit lang nicht ausgeborgt werden. „Es gibt keinen Automatismus“, beruhigt Pfoser, „hier ist das Wissen der Bibliothekare gefordert.“

04. April 2003Ute Woltron
ORF.at

Keine Architekturikone

Diese Bibliothek ist wie ein gutes Buch: Der Einband ist Nebensache. Was zählt, ist der Inhalt

Diese Bibliothek ist wie ein gutes Buch: Der Einband ist Nebensache. Was zählt, ist der Inhalt

Der Wiener Gürtel ist kein Ort, an dem man gerne längere Zeit verweilt. Er ist immerhin einer der mächtigsten Verkehrskanäle der Stadt. Auf bis zu acht Spuren brandet hier der Autoverkehr an, wird gebündelt und in die umliegenden Bezirke geschleust. Ein Verkehrsmeer mit gelegentlicher Ebbe und viel häufigerer Flut. In der Mitte die Straßenbahnen. Unterirdisch fährt - im Minutentakt - die U-Bahn.

Kaum je ein Verweilen

Die Menschen hasten, in ihren Autos, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß. Es stinkt und lärmt.

Trotzdem gibt es neuerdings einen Fleck, an dem diese Verkehrsflüsse plötzlich an einen Ort der Ruhe gelangen, sich an etwas vorbeiwälzen, das einfach dasteht. Zumindest die Fußgänger halten inne. Am Urban-Loritz-Platz, mitten zwischen den Fahrbahnen, ist eine gebaute Arche vor Anker gegangen.


Bombastische Stiege

Auf den ersten Blick erscheint es völlig absurd, dass die neue Wiener Hauptbibliothek - denn nichts anderes ist dieses hoch aufragende Ding mit seinem Bug in Form einer Treppe - ausgerechnet in der Mitte des Gürtels und damit in einer der unwirtlichsten Gegenden der Stadt steht.

Auf den ersten Blick erscheint auch die Architektur des Hauses nicht sonderlich geglückt: Diese enorme, eigentlich bombastische Stiege erstreckt sich über die gesamten 26 Meter Breite des Hauses. Sie führt bis zum Dach hinauf, scheint's, in das Nirgendwo des Himmels, und bildet das Gesicht des langgestreckten, ansonsten sehr schweren, gravitätischen Konstruktes. Der hintere Teil des 144 Meter langen Ungetüms lastet auf Stützen über dem U-Bahn-Schacht. Irgendwie wirkt das Ganze unproportioniert, ungeschlacht und ein wenig deplatziert.

Funktionierender Ort

Dann allerdings erkennt man, dass das, was diese scheinbar absurde Stufenorgie von einer Treppe leisten will, von ihr auch geleistet wird: In der Frühlingssonne sitzen da StudentInnen mit Skripten und aufgekrempelten Hosenbeinen. Weiter oben ein Touristengrüppchen mit Stadtführer und Coladosen in den Händen. Ein paar Arbeiter rasten dort. Alles sehr gemütlich, obwohl links und rechts der Verkehr tost.

Dieses komische Stiegen-Haus ist jetzt schon zum Treffpunkt geworden, obwohl es erst am Dienstag kommender Woche eröffnet wird.

Der zweite Blick offenbart auch, dass hier mit den diversen Verkehrsflüssen, in deren Mitte das Haus steht, ganz klug umgegangen wurde. Das große Foyer unter der Treppe ist zwar nicht sonderlich einladend, es regelt aber über Aufzugsanlagen und lange Rolltreppen sowohl die Besucherströme der Bibliothek als auch die Passagierwellen der U-Bahn-Station, die sich unter dem Gebäude befindet. Im hinteren Bereich tingelt die Straßenbahn unter dem Haus durch, die Haltestelle befindet sich vor der Treppe - alles in allem also ein Ort, der verkehrstechnisch optimal an das Stadtleben angebunden ist.


Über der Hektik der Stadt

Wirklich reizvoll wird die Angelegenheit aber erst auf den dritten Blick. Und zwar dann, wenn man in das stille Reich eindringt, das hinter dieser Treppe liegt - in die Bibliothek. Hier wird es ruhig, der Verkehrslärm wird zu einer schwachen Ahnung, hier stehen sie in langen Regalen, die Schmöker, die papiergewordenen Überlegungen der Menschheit - die Bücher.

Die Bibliothek schwimmt über der Hektik der Stadt wie eine gelassene Arche Noah des Wissens. Der Trubel darf draußen bleiben, hier drinnen wird gelesen, studiert, werden Zeiten und Räume mit anderen Mitteln durchmessen. Der Architekt, der dieses Haus geplant hat - Ernst Mayr - muss Bücher lieben, und er muss sich darüber hinaus viele Gedanken darüber gemacht haben, wie Bibliothekare arbeiten.


Userfriendly

Die räumliche Organisation der neuen Bibliothek ist perfekt, doch was noch viel mehr zählt: Jeder, der sie noch nicht kennt, also jeder Erstbenutzer, kennt sich rasch aus. Dabei hilft ein ganz properes Leistsystem, vor allem aber die wohltuend klare Architektur.

Die erstreckt sich über drei Etagen, die allerdings fast überall über mehrgeschoßige Lufträume, Galerien und Durchblicke miteinander verbunden sind. Man hat also das Gefühl, immer überall gleichzeitig zu sein. In gemütlichen Erkern darf sich der Leser in samtig gepolsterte Pfühle begeben, um die ausgewählten Bücher zu überprüfen, CDs zu hören oder auf einem der 148 Kunden-PCs zu arbeiten.

Raffinierte Lichthöfe, also eigentlich Glasschächte, die in die Mitte des Baukörpers eingeschnitten sind, sorgen für Helligkeit auch in den tiefer gelegenen Zonen, für eine räumliche Gliederung und damit wieder bessere Orientierung.


Gelungene Lichtregie

Überhaupt spielt das Licht in diesem Haus eine tragende Rolle: Es ist allerorten nicht zu hell, aber auch nicht zu dunkel. Überall darf das Tageslicht im gerade rechten Maße hereinsickern, was einfach klingt, aber eine architektonische Herausforderung an die Planer darstellte.

Auch die haptischen Qualitäten, also die Wahl der Materialien, kann nur als gelungen bezeichnet werden. Der Fußboden ist mit Teppichfliesen in einem angenehmen Blau verlegt, die Möbel sind durchwegs aus hellem, ruhigem Ahorn gearbeitet. Ahorntäfelungen ziehen sich mehrgeschoßig über die Wände. Der Architekt hat geschickt die hölzernen Brüstungen bei Stiegen und Emporen gleichzeitig zu Regalen und Arbeitsplätzen verwandelt. Die metallenen Bücherregale sind ebenfalls an den Stirnseiten mit Ahorn verkleidet - ein kleiner Kniff, der für freundliche Gemütlichkeit sorgt.


Fazit

Diese Bibliothek macht auf Anhieb Spaß, sie ist nicht nur extrem gut erreichbar, sie lädt in ihrem stillen, gelassenen Inneren zum Gustieren und Studieren ein, sie ist eine luxuriöse Enklave der Zeitlosigkeit mitten im Vorwärtshasten. Sie ist, von außen betrachtet, nicht sehr elegant, doch es stellt sich die Frage, ob eine aufregendere, markantere Architektur, ein so genanntes Architekturzeichen, hier nicht auf Kosten des eigentlichen Zweckes dieses Hauses gegangen wäre, womit wir wieder beim Inhalt und nicht der Form landen.


[Diesen Text hat Ute Woltron für die Ö1 Sendung „Diagonal“ verfasst, die Sie am Samstag, dem 5. April, um 17.05 Uhr hören können. Mehr von Ute Woltron und der neuen Hauptbibliothek lesen Sie im aktuellen Presse-Spectrum.]

01. März 2003Judith Eiblmayr
Spectrum

Leseturm, liegend

Ein selbstbewusstes städtebauliches Statement, ein großzügig dimensioniertes, modernes Medienzentrum: das neue Haupthaus der Wiener Städtischen Büchereien von Ernst Mayr.

Ein selbstbewusstes städtebauliches Statement, ein großzügig dimensioniertes, modernes Medienzentrum: das neue Haupthaus der Wiener Städtischen Büchereien von Ernst Mayr.

Der Gürtel ist unserem Stadtverständnis nach weder als Trenn linie noch als Kante zu (re-)formulieren, sondern steht vielmehr für Naht, Klammer, für die räumliche und funktionelle Integration, für städtische Vielfalt. Wir glauben, dass diese Bruchstückhaftigkeit, das ,Nicht-Vollendbare', als Wesensmerkmal des Gürtels besteht und als Qualität immer neu zu formulieren ist", schrieben Adolf Krischanitz und Leopold Redl 1985 in ihrem Beitrag einer Arbeitsgruppe zur Formulierung eines neuen städtebaulichen Leitbildes für den Wiener Gürtel. Man hatte erkannt, dass es nicht genügt, den Gürtel als übergeordnetes Verkehrsband dem Individualverkehr preiszugeben, sondern dass dieser auch als wesentlicher Stadtraum wahrnehmbar und belebt werden muss, um eine Aufwertung der angrenzenden problematischen Wohngebiete zu erreichen.

„Städtische Vielfalt“ sollte mehr bedeuten als Peepshow-Etablissements und Auto-lackierereien, durch die Etablierung einer „anderen“ Lokalkultur unter den Stadtbahn- bögen und durch gezielte, mit EU-Geldern finanzierte städtebauliche Maßnahmen konnte der Gürtel in Teilbereichen als urbaner Raum für die nicht motorisierte Bevölkerung zurückgewonnen werden. Offensichtlich war den politisch Verantwortlichen auch bewusst, dass die perfekte Infrastruktur, die der Gürtel per se darstellt, für ein größeres Bauwerk genutzt werden sollte. Krischanitz' Projekt „Wolkenspange“, das Richard Lugner als Zubringer für sein Einkaufszentrum umgesetzt sehen wollte, wurde nicht realisiert, da weitere Funktionen für das Brückenbauwerk zwischen 7. und 15. Bezirk nicht zufriedenstellend zu definieren waren. Das Wichtige an dieser Idee war allerdings, dass der Bereich des Neubaugürtels zwischen Burggasse und Urban-Loritz-Platz als Ort mit hohem urbanem Entwicklungspotential erstmals konkretisiert wurde und als Standort für die neue Hauptbibliothek erwogen wurde.

Ein Bauplatz an einer der stärksten Verkehrsachsen von Wien - zwischen den Fahrbahnen, direkt über der U-Bahn und an der Straßenbahn - ist ideal für ein öffentliches Gebäude, eine Bibliothek an dieser Stelle übernimmt noch dazu die für die Gürtelzone erwünschte Restrukturierungsfunktion, da die hohe Fahrgastfrequenz der öffentlichen Verkehrsmittel eine hohe Besucherfrequenz aus allen sozialen Schichten erwarten lässt. Nachdem das alte Gebäude in der Skodagasse längst zu klein geworden war, sollte das neue Haupthaus der Wiener Büchereien - nebenbei gibt es 52 Zweigstellen über die Stadt verteilt - dem internationalen Standard entsprechend als großzügig dimensioniertes, offenes und modernes Medienzentrum konzipiert sein, das der interessierten Öffentlichkeit nicht nur im Freihandbereich und zur Entlehnung Zeitschriften und Bücher, CDs, DVDs und Videos bietet, sondern auch Internetterminals zur Verfügung stellt.

Den international ausgeschriebenen Wett- bewerb für die neue Hauptbibliothek gewann der Wiener Architekt Ernst Mayr, der bereits Großbauten wie das Biozentrum der Universität Frankfurt (gemeinsam mit Wilhelm Holzbauer) realisieren konnte. Durch den seitens der Flächenwidmung ausdifferenzierten Bebauungsplan waren klare Richtlinien für die Kubatur des über der U-Bahn-Station zu errichtenden Bauwerks vorgegeben, die Mayr in einem prägnanten Entwurfskonzept umsetzte. Er entwickelte einen 150 Meter langen, an den Längsseiten mit einer vorgehängten Klinkerfassade versehenen, geschlossen wirkenden Quader, der teilweise aufgestelzt über der U-BahnStation zu liegen kommt und zum Urban-Loritz-Platz hin schräg abfällt. Diese geneigte Fassade ist als riesige Freitreppe ausgebildet, die praktisch wie metaphorisch auf die Begehbarkeit des Gebäudes für die Öffentlichkeit verweist: Über die Treppenanlage gelangt man - wenn man sich nicht schon vorher auf ihr niederlässt, um das städtische Treiben auf dem Platz zu beobachten - auf das Flachdach des Gebäudes, wo sich ein Café befindet und von wo aus sich neue, wunderbare Perspektiven beim Rundblick über Wien ergeben.

Durch einen mittigen Einschnitt im Stiegenlauf gelangt man in eine Halle unter der (Re-)Präsentationstreppe, von wo aus der Zugang zur Bibliothek über Rolltreppen und Lifts erfolgt, die gleichzeitig als Auffang-gebäude der U-Bahn-Station dient. Eine für Wien einzigartig intelligente Kombination bildungspolitischer Provenienz: Man zweigt praktisch noch trockenen Fußes die potentielle Zielgruppe in eine öffentliche Bildungseinrichtung ab, und das ohne ökonomische Hintergedanken!

Die Haltung, dass an diesem Ort ausnahmsweise nicht der Kunde, sondern der Wissbegierige König ist und die Wissens-aneignung gratis geschehen darf, setzt Ernst Mayr mit seiner Architektur auch im Inneren beispielhaft fort. Die Räumlichkeiten der Bibliothek erstrecken sich über zwei Geschoße und eröffnen sich den Besuchern als weitläufig und - was die äußere Geschlossenheit nicht vermuten lassen würde - lichtdurchflutet: durch ein geschickt angelegtes System aus mittig in Längsrichtung liegenden Lichthöfen, Lichtschächten vom Dach her und der voll verglasten Nordseite des Gebäudes. Die Längsorientierung wird im Inneren durch drei Querachsen gebrochen, die den Großraum strukturieren und in einzelne Fachbereiche mit den jeweiligen Informationstheken übersichtlich organisieren. Die Quertrakte enden in Erkern, die in den Straßenraum des Gürtels hinein-ragen, deren Stirnwände zwar geschlossen sind, die seitlich jedoch den Blick auf die Fahrbahnen freigeben.

Aus diesem Spiel von in sich ruhendem Raum und gerichteten Blicken auf den unten vorbeiströmenden Verkehr - lautlos, weil der Schallschutz absolut gegeben ist - entsteht ein spannendes Moment zwischen Kontemplation und Integration, wo man sich in der individuellen Zurückgezogenheit beim Lesen oder Studieren gleichzeitig als Teil des städtischen Gefüges erleben kann. Besonders stark ist diese Raumstimmung, die einen über das hektische Großstadtleben erhebt und zum Verweilen einlädt, im nördlichen Trakt der Bibliothek: An einem Arbeitsplatz oder in einer Couch sitzend, kann man den Blick über die Dächer der Stadt bis zu den Wiener Hausbergen schweifen lassen. Oder man schaut hinunter, sieht auf die dahingleitenden U-Bahn-Züge und Autoschlangen und fühlt sich wie auf einem sicheren Schiff hoch über dem Verkehrsstrom.

Zurück zur Treppenanlage, mit der dem Architekten ein selbstbewusstes städtebauliches Statement gelungen ist. Er zitiert damit die Casa Malaparte. 1938 bis 1942 vom Schriftsteller und Journalisten Curzio Malaparte an der Felsküste Capris erbaut und für ihre fassadenbildende Treppenanlage berühmt, galt sie als Ort des Austauschs und der Förderung von Literatur und Kunst. Somit setzt Mayr seine Gestaltung des Zweckbaus Bibliothek quasi als liegenden Leseturm in einen adäquaten literarischen Kontext.

Der Gürtel wird „bruchstückhaft“ bleiben, aber Bauten wie die neue Hauptbibliothek sind die besten „Nahtstellen“, um das mittlerweile grüne Bildungsbürgertum des Bezirkes Neubau mit dem Arbeiter- und Zuwandererbezirk Fünfhaus zusammenzubringen.

24. Januar 2003Werner Rosenberger
Kurier

Bücherberg über der Gürtellinie

Lesen im Himmel. So poetische Gedanken drängen sich vor beim Betreten der neuen Wiener Hauptbibliothek. Vor allem die 2000 Quadratmeter große Dachterrasse eröffnet einen Panorama-Ausblick gegen Norden Richtung Kahlen- und Leopoldsberg und gen Süden zur Spinnerin am Kreuz und auf die „Twin Towers“ auf dem Wienerberg.

Lesen im Himmel. So poetische Gedanken drängen sich vor beim Betreten der neuen Wiener Hauptbibliothek. Vor allem die 2000 Quadratmeter große Dachterrasse eröffnet einen Panorama-Ausblick gegen Norden Richtung Kahlen- und Leopoldsberg und gen Süden zur Spinnerin am Kreuz und auf die „Twin Towers“ auf dem Wienerberg.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Kurier“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

12. Dezember 2000ORF.at

Neues Gesicht für den Gürtel

Am Mittwoch war die Gleichenfeier der neuen Wiener Hauptbibliothek. Dorothee Frank hat einen Baustellenrundgang gemacht.

Am Mittwoch war die Gleichenfeier der neuen Wiener Hauptbibliothek. Dorothee Frank hat einen Baustellenrundgang gemacht.

Die neue Hauptbücherei wird eine Bibliothek mit Aussicht. Von den zwei Bibliotheksgeschoßen aus und besonders von der Dachterrasse darüber öffnet sich gegen Norden zu ein weites Panorama mit dem Kahlenberg und Leopoldsberg. Im Süden blickt man gegen die Spinnerin am Kreuz und die „Twin Towers“ genannten Hochhäuser auf dem Wienerberg. Alfred Pfoser, der Leiter der städtischen Büchereien, spricht sogar von einer Art Wolkenbibliothek.


Eigenwilliger Standort

Das Gebäude ist ein langgestreckter Riegel, direkt über dem Gleiskörper der U 6. Es sieht nicht nur wie eine überdimensionierte U-Bahn-Station aus, sondern ist auch eine. Denn über den denkmalgeschützten Otto-Wagner-Bahnsteigen ruht die Bibliothek auf einer offenen Säulenkonstruktion.


Ort der Ruhe?

Doch passt das zusammen? Eine Bibliothek - ein Ort der Ruhe - am lärmigen Gürtel! Architekt Ernst Mayer verspricht aber optimalen Lärmschutz auf dem letzten Stand der Technik. So ist die Außenfassade wie eine schützende Schale gestaltet. Um das Verweilen in den Lesezonen aber so angenehm wie möglich zu machen, fällt Licht durch Glasköper von der Dachterasse ein und bullaugenartige Fenster sowie hohe seitliche Schlitze bieten Aussicht u.a. auf die Stadthalle.
Öffnungen und Durchblicke zwischen den Geschoßen werden innen eine gewisse Transparenz und Weiträumigkeit schaffen, und durch die verglaste Schmalseite nach Norden zu kann man einen unverstellten Kahlenberg-Blick genießen.


Direkt zum Café

Zum Urban Loritz-Platz hin, auf die elegante, segelartige Überdachung zu, ist der Bau in seiner ganzen Höhe stark abgeschrägt. Hierher kommt eine riesige Treppe, über die man direkt die Dachterrasse der Bibliothek erreichen kann. Das Café-Restaurant wird als zylindrischer Glaskörper die Treppe bekrönen.


Mehr Service

Die jetzige Hauptbücherei in der Skodagasse, ein etwas angealterter Zweckbau der 70er Jahre, wird von den Benützern vor allem als Entlehnbibliothek genutzt. Das neue Haus soll stärker zum Aufenthalt einladen, denn fast alle Bücher sollen im Freihandbereich verfügbar sein. Die Entlehnmöglichkeiten werden aber keineswegs eingeschränkt. Im Gegenteil, der gesamte Medienbereich soll von 200.000 auf 300.000 Exemplare erweitert werden. Auch die Öffnungszeiten werden nach der Bibliotheksübersiedlung wesentlich erweitert. Das Haus wird von 11 bis 20 Uhr an Werktagen und von 11 bis 17 Uhr am Samstag zugänglich sein.


Bibliothek in der Bibliothek

Nach Fertigstellung der Hauptbibliothek rechnen die Wiener Büchereien mit täglich bis zu 5.000 Besuchern, was in etwa einer Verdreifachung entsprechen würde. Für die Bibliothek stehen 2.400 Quadratmeter zur Verfügung. Die Musikbibliothek und das Kindermedienzentrum sind jeweils 400 Quadratmeter groß. Die Gesamtnutzungsfläche beträgt rund 6.000 Quadratmeter. Insgesamt werden die Besucher aus 240.000 Printmedien (Bücher und Zeitschriften) und 60.000 elektronischen Medien wie CDs, CD-Roms, DVDs etc. wählen können. Rund 50 Computerplätze öffnen den Benützern darüber hinaus die weite Welt des Internets.

28. Dezember 1999Sandy Lang
Der Standard

Im Lesehimmel über dem Gürtel

Der Spatenstich ist erfolgt, knapp zwei Jahre wird nun gebaut: Was Wiens neue Hauptbücherei dann bieten soll, verriet Alfred Pfoser, Direktor der Städtischen Büchereien, im Gespräch mit Sandy Lang.

Der Spatenstich ist erfolgt, knapp zwei Jahre wird nun gebaut: Was Wiens neue Hauptbücherei dann bieten soll, verriet Alfred Pfoser, Direktor der Städtischen Büchereien, im Gespräch mit Sandy Lang.

„Da gibt es dann ein Bibliothekscafé auf dem Dach, da schwebe ich über dem Gürtel auf einer Riesenterrasse mit Kahlenbergblick. Hier kann ich mich nach dem Lesen zurückziehen, entspannen. Der Gürtel hat Substanz.“ Wenn Alfred Pfoser, seit rund einem Jahr Direktor der Städtischen Büchereien Wien, von der neuen Hauptbibliothek am Neubaugürtel spricht, der er schon jetzt, vor Fertigstellung im Herbst 2001, ein besonderes Flair zuspricht, erinnert er vage an den Bürgermeister in Mira Lobes Städtchen Drumherum.

Nur dass Pfoser mit dem Bau der Hauptbibliothek nicht Grün retten will, wo keines mehr ist, sondern einem Ideal entgegenträumt: Dem Ideal vom kommunizierenden, wissbegierigen Bibliotheksbenutzer als Weltbürger. Dem soll die Neubaugürtel-Bibliothek ein zweites Zuhause werden. Dafür muss man freilich „erste Barrieren im Kopf“ überspringen: Zu weit von der Innenstadt entfernt? - „Mit den Öffis ideal erreichbar.“ Smog? - „Am Gürtel pfeift immer der Wind.“ - Lärmbelästigung? - „Schallschutz: Lesen auf einer Insel der Stille mitten im Lärm der Stadt!“

Ein Idyll mit realen Chancen: Das 360-Millionen-Schilling-Projekt der Stadt Wien stemmt sich „gegen die Verslumung der Gürtelzone“. Revitalisierung, durchaus auch im Sinn der Zusammenführung verfeindeter Städter „diesseits und jenseits der Bildungsdemarkationslinie Innere Stadt.“ Pfoser will aufräumen mit dem unliebsamen Image einer „Bücherei, die ausschließlich mit Kindern und älteren Leuten, die Unterhaltungsliteratur lesen, assoziiert wird.“ Was er anstrebt, ist eine Bibliothek als meditatives Lese- und Informations-Zentrum. Ein soziales Fortbildungswunder im grauen Drumherum.

Das von Architekt Ernst Mayr entworfene, 150 m langgestreckte Bibliotheksgebäude, (im Design nicht unähnlich einer etwas klobigen Fernbedienung), schließt an die Membranüberdachung des Urban-Loritz-Platzes an. Zu beiden Gürtelfahrbahnen weitgehend geschlossene Fassade, südseitig Glas und eine riesige Freitreppe („Büchertreppe“), über die man von außen die 2000m² Dachterrasse erklimmen kann.


Mailen bis in die Nacht

Ins Innere der zwei Bibliotheksgeschoße gelangt man bequemer über die U-Bahn-Lifthalle. Der zeitbewusste Bibliotheksbenützer wird sich verstanden fühlen: 50 Arbeitsplätze mit Internetanschluss, ein elektronischer Leseraum („Pressezentrum“) mit Links zu internationalen Zeitungen, die „Open Acces Area“ soll bis 23 Uhr geöffnet bleiben. Aus den 300.000 Titeln der „gläsernen Bibliothek“ kann der Benützer via PC aber auch daheim auswählen, bestellen, verlängern.

„Ein starkes Marketing der Büchereien ist verabsäumt worden“, erklärt sich der Direktor, dass bisher so vielen Literaturfreunden, wenn sie etwa bei Leseveranstaltungen vor verlockenden Büchertischen standen und ihre begrenzten Finanzmittel bedauerten, der Gedanke an Büchereien kaum aufkam.

Dass Ausborgen auch in Zeiten des forcierten Kaufzwangs nicht out sein muss, belegen die siebzig Prozent der derzeit eingeschriebenen 104.000 Bibliotheksbenutzer unter Dreißig. Pfosers neues Konzept für die Hauptbibliothek setzt nach Stuttgarter Vorbild neben der preisgünstigen Lesechance aber noch auf weitere Attraktionen:

Ein Spezialservice für Arbeitssuchende (Online-Arbeitsmarktinfos und Hilfen bei Bewerbungsschreiben) zählt dazu, ein „Sonderservice Bestenliste“, ein Kindermedienzentrum und nicht zuletzt literarische Aktivitäten: Poetry Slams im Net, auch Lesungen internationaler Autoren. Denn: „Das Literatur-Publikum hält sich nicht an nationale Grenzen. Was wir Einrichtungen wie dem Literaturhaus voraushaben: Wir verfügen über einen historischen wie international breitgestreuten Bestand an Büchern.“ Ein Aktivposten, der, wenn die „raffinierten Lichtführungen, der weite Blick zum Wienerwald“ den Direktor nicht selbst zu sehr ablenken, konsequent genutzt werden soll.

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