18. März 2007 - Architekturzentrum Wien
Als Alternative zur monotonen, zeilenartigen 1960er Jahre-Bebauung der unmittelbaren Nachbarschaft haben Hermann und Johannes Kaufmann einen viergeschossigen Siedlungstypus entwickelt, der differenzierte Außenraumqualitäten bietet. Die drei an die Grundgrenzen gerückten Baukörper definieren einen durchlässigen Hof, das Marchfeld wird nicht - so Johannes Kaufmann - „wagenburgartig ausgegrenzt, sondern fließt durch die Siedlung, was auch durch das Grünkonzept verstärkt wird.“ Die Erschließung der einzelnen Baukörper ist ebenfalls abwechslungsreich konfiguriert, da die südorientierten Wohnungen als Laubengang- bzw. Maisonette-Reihenhäuser konzipiert sind und die ost- bzw. westorientierten Wohnungen über einen Mittelflur erschlossen werden. Die Baukörper weisen trotz dieser inneren Typenvielfalt eine klare Struktur ohne Vor- und Rücksprünge auf, die Fassade aus naturbelassener Akazie (heimisches Hartholz) ist mit farbigen Schiebeläden akzentuiert, sodass auch im fortgeschrittenen Baualter der Wohnbau nicht den Charakter eines Schuppens annehmen wird.
Auf einem Kellergeschoss und einem Erdgeschoss aus Ortbeton lagern drei Holzgeschosse (KLH für die Decken und tragenden Innenwände, hochwärmegedämmte Hohlkasten-Außenwände, Holzfenster), wobei die einheitliche Fassadengestaltung diesen konstruktiven Wechsel nicht zum Ausdruck bringt. Die Decken sowie einzelne Innenwände der Wohnungen sind als besonderes Charakteristikum als sichtbare Holzflächen belassen. Auf ein an sich erlaubtes Dachgeschoss wurde im Hinblick auf das städtebauliche Umfeld verzichtet. Die klare Volumetrie der Baukörper und der Hofraum dazwischen bilden an der Kante von Stadt und Land ein maßvolles entwicklungsoffenes Ganzes. (Text: Gabriele Kaiser)