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Presseschau

01. Oktober 2015Ankica Nikolić
Kurier

wienwood - der Wiener Holzbaupreis

Die Stadt Wien, das Architekturzentrum Wien und proHolz Austria verleihen zum zweiten Mal den wienwood Holzbaupreis für spannende Entwürfe.

Die Stadt Wien, das Architekturzentrum Wien und proHolz Austria verleihen zum zweiten Mal den wienwood Holzbaupreis für spannende Entwürfe.

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26. September 2015Wojciech Czaja
Der Standard

Ein Brett vorm Kopf

Ja, auch in Wien gibt es Holz. Ei­ne Ju­ry hat die be­sten Holz­bau­ten der letz­ten zehn Jah­re un­ter die Lu­pe ge­nom­men und prä­miert. Am Don­ners­tag­abend wur­de der wien­wood 15 über­ge­ben.

Ja, auch in Wien gibt es Holz. Ei­ne Ju­ry hat die be­sten Holz­bau­ten der letz­ten zehn Jah­re un­ter die Lu­pe ge­nom­men und prä­miert. Am Don­ners­tag­abend wur­de der wien­wood 15 über­ge­ben.

400 Qua­drat­me­ter Frei­heit. So groß ist die Flä­che der insge­samt vier Hort­grup­pen oben im er­sten Stock. 100 Kin­der zwi­schen sechs und zehn Jah­ren to­ben hier all­nach­mit­tags hin und her und kreuz und quer und wild durch­ein­an­der, oh­ne dass man je so ge­nau sa­gen kann, wer ei­gent­lich wo hin­ge­hört. Das mag wohl auch da­ran lie­gen, dass es im ge­sam­ten Hort­be­reich kei­ne ein­zi­ge Tür, kei­ne ein­zi­ge Trenn­wand, kei­ne ein­zi­ge räum­li­che Ein­schrän­kung gibt. Vor­ge­stern, Don­ners­tag, wur­de der Kin­der­gar­ten Schu­ko­witz­gas­se in Wien-Don­aus­tadt als ei­nes von ins­ge­samt sechs Pro­jek­ten mit dem Holz­bau­preis wien­wood 15 ausgezeichnet.

„Ich muss ge­ste­hen, dass die of­fe­ne Hort­grup­pe auf so gro­ßer Flä­che ein ziem­li­ches Um­den­ken war“, er­in­nert sich die Kin­der­gar­ten­lei­te­rin Ger­tru­de Meis­ter. „Es dau­ert vie­le Mo­na­te, ja viel­leicht so­gar Jah­re, bis man sich da­ran ge­wöhnt und da­mit zu ar­bei­ten be­gon­nen hat, dass so ei­ne Öff­nung al­ter, ein­ze­men­tier­ter Mus­ter nicht nur Nach­tei­le, son­dern auch sehr vie­le Vor­tei­le mit sich bringt.“

Stu­di­en be­le­gen, dass Kin­der in gro­ßen Grup­pen ten­den­zi­ell ru­hi­ger sind und we­ni­ger Ag­gres­si­ons­po­ten­zi­al ha­ben. Hin­zu kom­me, so Meis­ter, das Er­ler­nen von Frei­heit und Wahl­mög­lich­keit: „Na­tür­lich bin ich als Hort­kind ei­ner be­stimm­ten Grup­pe und ei­ner be­stimm­ten Pä­da­go­gin zu­geord­net. Aber in so ei­ner Kin­der­ta­ges­stät­te oh­ne Mau­ern ler­ne ich, dass ich letz­tend­lich selbst Ver­ant­wor­tung über­neh­men und mir den Tag auch nach mei­nen ei­ge­nen Vor­lie­ben ge­stal­ten kann.“

Der Ein­satz von Holz spielt in die­sem Raum, dem viel­zi­tier­ten drit­ten Pä­da­go­gen, ei­ne wich­ti­ge Rol­le. Ei­ner­seits deckt das Holz sämt­li­che hier be­nö­tig­ten An­for­de­run­gen an Akus­tik und Raum­be­hag­lich­keit ab. An­de­rer­seits – auch das be­le­gen Un­ter­su­chun­gen der letz­ten Jah­re – wirkt sich ei­ne höl­zer­ne Um­ge­bung auf Kin­der und Ju­gend­li­che be­ru­hi­gend im Sin­ne der Herz­fre­quenz und för­der­lich im Sin­ne der Kon­zen­tra­ti­on aus. Mit an­de­ren Ma­te­ria­li­en wä­re ein sol­ches pä­da­go­gi­sches Kon­zept zwar nicht un­mög­lich, aber schwie­ri­ger in der Um­set­zung.

700 Eu­ro Heiz­kos­ten pro Jahr

„Was mir bei die­sem Pro­jekt so gut ge­fällt, ist der gu­te Al­te­rungs­pro­zess des Hau­ses“, sagt Cle­mens Kirsch, Sie­ger des 2009 aus­ge­schrie­be­nen, EU-wei­ten Wett­be­werbs und Er­bau­er des Kin­der­gar­tens, der nun sei­ne sech­ste Sai­son be­strei­tet. „Das Holz al­tert schön und wür­de­voll. Die fünf Jah­re seit Er­öff­nung sind dem Haus kaum an­zu­se­hen.“ Was den Wie­ner Ar­chi­tek­ten be­son­ders freut: Die in der Pla­nungs­pha­se kal­ku­lier­ten Be­triebs­kos­ten konn­ten – fast, al­so mit ei­ner ge­rin­gen Über­schrei­tung – ein­ge­hal­ten wer­den. Im Schnitt be­lau­fen sich die Heiz- und Kühl­kos­ten die­ses mit ei­ner Wär­me­pum­pe aus­ge­stat­te­ten 1200 Qua­drat­me­ter gro­ßen Hau­ses auf ge­ra­de mal 700 Eu­ro pro Jahr. Das er­füllt selbst Be­woh­ner ei­ner mit­tel­gro­ßen Neu­bau­woh­nung mit Neid.

Er­rich­tet wur­de der Kin­der­gar­ten Schu­ko­witz­gas­se als so­ge­nann­ter Holz­hy­brid­bau. Das heißt: Meh­re­re Ma­te­ria­li­en wie et­wa Be­ton, Stahl und Holz wur­den je nach sta­ti­scher und bau­phy­si­ka­li­scher An­for­de­rung mit­ein­an­der kom­bi­niert, wo­bei der Holz­an­teil mit mehr als 50 Pro­zent deut­lich über­wiegt. Kirsch: „Bo­den­plat­te, De­cke, Säu­len und Stie­ge sind aus Stahl­be­ton. Der Rest be­steht aus Holz­ele­men­ten, die im Bre­gen­zer­wald halb vor­ge­fer­tigt und an­schlie­ßend per Tief­la­der nach Wien trans­por­tiert wur­den.“ In nur 14 Ta­gen war die zim­mer­manns­mä­ßi­ge Mon­ta­ge der Ele­men­te vor Ort ab­ge­schlos­sen.

„Da ist noch Luft nach oben“

Knapp ein Vier­tel al­ler heu­te Jahr für Jahr in Wien ein­ge­reich­ten Pro­jek­te sind be­reits Holz­bau­ten. „Da hat sich in den letz­ten 20 Jah­ren schon sehr viel ge­tan“, meint Al­fred Tei­schin­ger, Pro­fes­sor für Holz­tech­no­lo­gie und nach­wach­sen­de Roh­stof­fe an der Bo­ku Wien, der al­le fünf Jah­re um­fang­rei­che bun­des­wei­te Er­he­bun­gen zu die­sem The­ma macht. „Ge­mes­sen an Ge­samt­ös­ter­reich, wo auf­grund sei­nes ho­hen Wald- an­teils be­reits 43 Pro­zent al­ler Neu­bau­ten in Holz er­rich­tet wer­den, ist das aber noch im­mer ziem­lich we­nig. Da ist noch Luft nach oben.“

Auf die­se Ent­wi­cklungs­po­ten­zia­le hin­zu­wei­sen und die­se Luft nach oben aus­zu­nut­zen, das ist die Mis­si­on des wien­wood 15, der als Ge­mein­schafts­pro­jekt von pro­Holz Aus­tria, Ar­chi­tek­tur­zen­trum Wien und Stadt Wien heu­er zum zwei­ten Mal ver­ge­ben wur­de. „Mit die­sem Preis“, sagt Georg Bin­der, Ge­schäfts­füh­rer von pro­Holz Aus­tria, „möch­ten wir Holz der Be­völ­ke­rung, vor al­lem aber den Be­hör­den ins Ge­dächt­nis ru­fen. Mei­ne Vi­si­on ist, Holz in der Stadt als voll­wer­ti­gen und gleich­be­rech­tig­ten Bau­stoff zu eta­blie­ren.“

Die­sen Zu­stand gab es in der Ver­gan­gen­heit be­reits des Öf­te­ren. Die his­to­ri­schen Fach­werk­häu­ser in Deutsch­land und Frank­reich prä­gen bis heu­te das Er­schei­nungs­bild gan­zer Groß­städ­te. Und hier­zu­lan­de? „Al­lein das grün­der­zeit­li­che Wien wä­re oh­ne Holz ab­so­lut un­denk­bar“, sagt Ar­chi­tekt Cle­mens Kirsch und ver­weist auf die in Holz er­rich­te­ten Tram­de­cken und Dach­stüh­le die­ser Bau­ten. Bes­ser als an­hand die­ser mehr als hun­dert Jah­re al­ten Häu­ser kann man Nach­hal­tig­keit nicht dar­stel­len.“

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