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Texte

30. September 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Mikroraum, maximal ausgenutzt: So geht Wohnen mit wenig Platz

Mit drehbaren Wänden und Leuchten auf weniger Grundfläche soll auch der Energie- und Ressourcenverbrauch der Gebäude sinken.

Mit drehbaren Wänden und Leuchten auf weniger Grundfläche soll auch der Energie- und Ressourcenverbrauch der Gebäude sinken.

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30. März 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Plastik ist kaum zu zerstören: nicht mit der Abrissbirne und auch nicht auf dem Meeresgrund

Vor nicht allzu langer Zeit galt die Langlebigkeit von Kunststoffen als Vorteil, nun werden die Plastikrückstände als Teil der Erdschichten zum Umweltproblem. Eine Ausstellung im Vitra Design Museum schaut genau hin.

Vor nicht allzu langer Zeit galt die Langlebigkeit von Kunststoffen als Vorteil, nun werden die Plastikrückstände als Teil der Erdschichten zum Umweltproblem. Eine Ausstellung im Vitra Design Museum schaut genau hin.

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26. März 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

«Peter Zumthor ist der am besten qualifizierte Architekt der Welt», sagt der Museumsdirektor Michael Govan

Im Gespräch erklärt der Lacma-Direktor Michael Govan, warum er sich bei seinem grössten Neubauprojekt in Los Angeles für einen Architekten mit einem kleinen Atelier in der Schweiz entschieden hat.

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26. März 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Das Licht ist Peter Zumthors wichtigster Baustoff, ganz besonders wenn er ein Museum entwirft

In seinem Atelier in Haldenstein arbeitet der Baukünstler an Museumsprojekten für Basel und Los Angeles. Wim Wenders hält Zumthors Überlegungen und Werke in einem Film fest. Der Regisseur nimmt sich dafür so viel Zeit wie der Architekt für seine Häuser.

In seinem Atelier in Haldenstein arbeitet der Baukünstler an Museumsprojekten für Basel und Los Angeles. Wim Wenders hält Zumthors Überlegungen und Werke in einem Film fest. Der Regisseur nimmt sich dafür so viel Zeit wie der Architekt für seine Häuser.

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22. März 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Die Wohnsiedlung Vogelsang in Winterthur schafft Verdichtung – ohne die Einöde. Es gelingt ihr gar, das Verhältnis von Stadt und Landschaft durcheinander zu bringen

Die knallgrünen Fensterläden sind eine Hommage an die Pop-Kultur, überhaupt schafft es die Überbauung, das Grau zu vertreiben. Man wünscht sich mehr davon.

Die knallgrünen Fensterläden sind eine Hommage an die Pop-Kultur, überhaupt schafft es die Überbauung, das Grau zu vertreiben. Man wünscht sich mehr davon.

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15. März 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Francis Kéré war das erste Kind des Dorfes, das lesen lernte. Nun ist er Pritzkerpreisträger 2022

Während des Architekturstudiums in Berlin baute er eine Schule für sein Dorf. Nun wird der burkinabisch-deutsche Doppelbürger Diébédo Francis Kéré mit dem höchsten internationalen Architekturpreis gewürdigt.

Während des Architekturstudiums in Berlin baute er eine Schule für sein Dorf. Nun wird der burkinabisch-deutsche Doppelbürger Diébédo Francis Kéré mit dem höchsten internationalen Architekturpreis gewürdigt.

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09. März 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

«Die Tatsache, dass Babi Jar jetzt wieder zum Kriegsschauplatz wird, ist besonders pervers. Es zeigt uns, wie wir bei allen Versuchen der Erinnerung diese Lektionen doch sehr schnell vergessen.»

Der Basler Architekt Manuel Herz reflektiert im Gespräch den Raketenangriff, bei dem auch die Gedenkstätte Babi Jar getroffen wurde. Mit dem Bau einer Synagoge hat er sich am Gedächtnis an die 100 000 getöteten Menschen während der Shoah im Zweiten Weltkrieg beteiligt.

Der Basler Architekt Manuel Herz reflektiert im Gespräch den Raketenangriff, bei dem auch die Gedenkstätte Babi Jar getroffen wurde. Mit dem Bau einer Synagoge hat er sich am Gedächtnis an die 100 000 getöteten Menschen während der Shoah im Zweiten Weltkrieg beteiligt.

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15. Februar 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Alfredo Häberli: Es gibt kaum ein Ding, das der international erfolgreiche Zürcher Designer noch nicht neu gestaltet hat. Auch die Zukunft des Automobils gehört dazu

Von den Visionen für BMW bis zur Hommage ans Rüebli: Ein Atelierbesuch bei Alfredo Häberli.

Von den Visionen für BMW bis zur Hommage ans Rüebli: Ein Atelierbesuch bei Alfredo Häberli.

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Publikationen

Presseschau 12

30. September 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Mikroraum, maximal ausgenutzt: So geht Wohnen mit wenig Platz

Mit drehbaren Wänden und Leuchten auf weniger Grundfläche soll auch der Energie- und Ressourcenverbrauch der Gebäude sinken.

Mit drehbaren Wänden und Leuchten auf weniger Grundfläche soll auch der Energie- und Ressourcenverbrauch der Gebäude sinken.

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30. März 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Plastik ist kaum zu zerstören: nicht mit der Abrissbirne und auch nicht auf dem Meeresgrund

Vor nicht allzu langer Zeit galt die Langlebigkeit von Kunststoffen als Vorteil, nun werden die Plastikrückstände als Teil der Erdschichten zum Umweltproblem. Eine Ausstellung im Vitra Design Museum schaut genau hin.

Vor nicht allzu langer Zeit galt die Langlebigkeit von Kunststoffen als Vorteil, nun werden die Plastikrückstände als Teil der Erdschichten zum Umweltproblem. Eine Ausstellung im Vitra Design Museum schaut genau hin.

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26. März 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

«Peter Zumthor ist der am besten qualifizierte Architekt der Welt», sagt der Museumsdirektor Michael Govan

Im Gespräch erklärt der Lacma-Direktor Michael Govan, warum er sich bei seinem grössten Neubauprojekt in Los Angeles für einen Architekten mit einem kleinen Atelier in der Schweiz entschieden hat.

Im Gespräch erklärt der Lacma-Direktor Michael Govan, warum er sich bei seinem grössten Neubauprojekt in Los Angeles für einen Architekten mit einem kleinen Atelier in der Schweiz entschieden hat.

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26. März 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Das Licht ist Peter Zumthors wichtigster Baustoff, ganz besonders wenn er ein Museum entwirft

In seinem Atelier in Haldenstein arbeitet der Baukünstler an Museumsprojekten für Basel und Los Angeles. Wim Wenders hält Zumthors Überlegungen und Werke in einem Film fest. Der Regisseur nimmt sich dafür so viel Zeit wie der Architekt für seine Häuser.

In seinem Atelier in Haldenstein arbeitet der Baukünstler an Museumsprojekten für Basel und Los Angeles. Wim Wenders hält Zumthors Überlegungen und Werke in einem Film fest. Der Regisseur nimmt sich dafür so viel Zeit wie der Architekt für seine Häuser.

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22. März 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Die Wohnsiedlung Vogelsang in Winterthur schafft Verdichtung – ohne die Einöde. Es gelingt ihr gar, das Verhältnis von Stadt und Landschaft durcheinander zu bringen

Die knallgrünen Fensterläden sind eine Hommage an die Pop-Kultur, überhaupt schafft es die Überbauung, das Grau zu vertreiben. Man wünscht sich mehr davon.

Die knallgrünen Fensterläden sind eine Hommage an die Pop-Kultur, überhaupt schafft es die Überbauung, das Grau zu vertreiben. Man wünscht sich mehr davon.

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15. März 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Francis Kéré war das erste Kind des Dorfes, das lesen lernte. Nun ist er Pritzkerpreisträger 2022

Während des Architekturstudiums in Berlin baute er eine Schule für sein Dorf. Nun wird der burkinabisch-deutsche Doppelbürger Diébédo Francis Kéré mit dem höchsten internationalen Architekturpreis gewürdigt.

Während des Architekturstudiums in Berlin baute er eine Schule für sein Dorf. Nun wird der burkinabisch-deutsche Doppelbürger Diébédo Francis Kéré mit dem höchsten internationalen Architekturpreis gewürdigt.

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09. März 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

«Die Tatsache, dass Babi Jar jetzt wieder zum Kriegsschauplatz wird, ist besonders pervers. Es zeigt uns, wie wir bei allen Versuchen der Erinnerung diese Lektionen doch sehr schnell vergessen.»

Der Basler Architekt Manuel Herz reflektiert im Gespräch den Raketenangriff, bei dem auch die Gedenkstätte Babi Jar getroffen wurde. Mit dem Bau einer Synagoge hat er sich am Gedächtnis an die 100 000 getöteten Menschen während der Shoah im Zweiten Weltkrieg beteiligt.

Der Basler Architekt Manuel Herz reflektiert im Gespräch den Raketenangriff, bei dem auch die Gedenkstätte Babi Jar getroffen wurde. Mit dem Bau einer Synagoge hat er sich am Gedächtnis an die 100 000 getöteten Menschen während der Shoah im Zweiten Weltkrieg beteiligt.

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15. Februar 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Alfredo Häberli: Es gibt kaum ein Ding, das der international erfolgreiche Zürcher Designer noch nicht neu gestaltet hat. Auch die Zukunft des Automobils gehört dazu

Von den Visionen für BMW bis zur Hommage ans Rüebli: Ein Atelierbesuch bei Alfredo Häberli.

Von den Visionen für BMW bis zur Hommage ans Rüebli: Ein Atelierbesuch bei Alfredo Häberli.

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28. Januar 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Jacques Herzog: «Ich lehne es ab, dass wir mit China keine Bauprojekte entwickeln dürfen, während alle Welt mit China Handel betreibt»

Das «Bird’s Nest», entworfen von Herzog & de Meuron, ist auch an der kommenden Winterolympiade wieder der Vorzeigebau. Im Gespräch erklärt einer der Basler Architekten, warum er keine Berührungsängste gegenüber mächtigen Regimen hat.

Das «Bird’s Nest», entworfen von Herzog & de Meuron, ist auch an der kommenden Winterolympiade wieder der Vorzeigebau. Im Gespräch erklärt einer der Basler Architekten, warum er keine Berührungsängste gegenüber mächtigen Regimen hat.

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19. Januar 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Pflanzen sind die neuen Haustiere, es fehlt nur die richtige Pflege. Die nötigen Utensilien sind bereits entworfen

Das Design soll auch von den Pflanzen lernen. Dafür werden einige der gängigen Überzeugungen über Bord geworfen. Eine Schau im Museum für Gestaltung in Zürich nimmt die Pflanzenwelt unter die Lupe.

Das Design soll auch von den Pflanzen lernen. Dafür werden einige der gängigen Überzeugungen über Bord geworfen. Eine Schau im Museum für Gestaltung in Zürich nimmt die Pflanzenwelt unter die Lupe.

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15. Januar 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Das Hotel ist manchmal das bessere Daheim: Wenn es dringend wird, die eigenen vier Wände auszutauschen

Die Pandemie lockt zu Wohnexperimenten. Ein Hostel im früheren Getreidespeicher auf der Erlenmatt und ein Hotel im einstigen Bürogeschoss des Volkshauses Basel sorgten für einen Tapetenwechsel.

Die Pandemie lockt zu Wohnexperimenten. Ein Hostel im früheren Getreidespeicher auf der Erlenmatt und ein Hotel im einstigen Bürogeschoss des Volkshauses Basel sorgten für einen Tapetenwechsel.

An den ersten beiden Tagen der Corona-bedingten Isolation erschien mir die Beschränkung auf das eine Zimmer noch interessant. So genau hatte ich es bisher kaum betrachtet, schliesslich halte ich mich im Schlafzimmer üblicherweise nur nachts auf. Ich erkundete die Möglichkeiten, auf der neben dem Bett verbleibenden Bodenfläche Sport zu treiben. Weiter verschiedenste Sitzpositionen auf Hocker oder Bettrand, stehend am Fensterbrett, liegend vor dem Laptop. Auch die Mahlzeiten, die die Familie mir wie einem Zootier auf die Türschwelle stellte, positionierte ich mal aufs Bett, mal auf den Hocker, meistens auf meine Knie.

Nach gut zwanzig Monaten Pandemie sind solche Wohnexperimente in der Isolation keine Seltenheit. Hunderttausende haben in Isolation und Quarantäne das Arbeiten am Küchentisch und das Schulzimmer im Korridor erprobt: die einen in engen Wohnungen, die anderen in geräumigen Häusern. Alle waren wir anfangs überrascht von der Situation und ihrer bald überdrüssig. Frische Luft, ja, gerne. Aber mir war nach mehr Veränderung: andere vier Wände.

Reiselust

Es gibt Gründe, in andere Städte zu fahren, die gar nichts mit diesen Orten zu tun haben. Vielmehr aber mit dem Daheim, in das man schon viel zu lange nicht mehr freudig zurückkehren konnte. Weil man dort nämlich über Wochen, Monate, bald Jahre festsitzt. Klar: Wir haben alles schöner hergerichtet, neu eingerichtet, repariert und angemalt. Und wieder Wochen am selben Ort verbracht.

Während ich mir verschiedene Hotels anschaute, fragte ich mich, ob ich da nicht gleich bleiben könnte. Wie Coco Chanel, die vierunddreissig Jahre im Pariser Luxushotel Ritz wohnte. Damals kostete die Suite, die nun nach ihr benannt ist, noch etwas weniger. Aber sicher so viel, dass das Leben im Hotel etwas Exklusives war. Exklusiv waren nicht nur die Räumlichkeiten, die Chanel nach dem eigenen Geschmack mit weissen Möbeln einrichtete, sondern auch der Service und die zentrale Lage.

Für meine Familie werden einige wenige Nächte und auch Hotels unter der Fünfsternkategorie den Zweck von etwas Abwechslung erfüllen: Hauptsache, wir müssen keine Landesgrenze überqueren. Und wohnen an einem Ort, der ganz anders wohnlich ist als das Zuhause: zum Beispiel ein Hostel in einem ehemaligen Getreidespeicher oder ein Hotel auf einer Büroetage, auf der alle Wände herausgerissen wurden. Beides gibt es seit dem Frühling 2020 in Basel, noch nicht lange also – aber lange genug, dass diese Herbergen unterdessen länger unter den Bedingungen der Pandemiemassnahmen als in einem Normalbetrieb geöffnet sind.

Die Kunst des Schlafens

Schläft man in einem Haus mit dicken Wänden, in dem früher Getreide und Kakao eingelagert waren, besser als zu Hause? Nicht zwingend. Aber die Träume sind intensiver, wenn man zuvor die riesigen Silotrichter betrachtet hat, die aus der Decke des Restaurants ragen und in den Obergeschossen, von der Brücke zwischen den Schlafräumen, in die Tiefe zeigen.

Das «Silo Hostel» im Neubauquartier Erlenmatt am nördlichen Basler Stadtrand verbindet die Idee einer Jugendherberge mit der des Boutique-Hotels: So viel clevere Design- und Architekturideen für so wenig Geld gibt es wohl in keiner anderen Gastunterkunft der Schweiz (ohne damit die Schweizer Jugendherbergen zu verärgern: Wer könnte ohne das Erbe einer Siloruine so futuristische Räume errichten, die sich jeder leisten kann?). Dabei gibt es in diesem Silo mehr als nur Zweier- und Viererschlafräume und ein Restaurant: Nach den Ideen der Stiftung Habitat und des Vereins Talent tummelt sich hier ein kleines Universum von Nutzerinnen und Nutzern, es gibt darin neben Restaurant, «Dorms» und Doppelzimmern auch Ateliers, Gewerbe- und Besprechungsräume, in den Nachbarhäusern ein Wohnhaus für Studierende und eines für Künstler.

Umgestaltet hat das Silogebäude der Basler Lagerhausgesellschaft für Getreide und Kakaobohnen aus dem Jahr 1912 der Architekt Harry Gugger, Partner der ersten Stunde von Herzog & de Meuron. Seit 2010 führt er sein eigenes Studio in Basel. Die enormen Kreisausschnitte in den Fassaden signalisieren die neue Aktivität im Haus allen Vorbeifahrenden auf der Autobahnauffahrt hinter dem Badischen Bahnhof.

Von innen her blickt, wer in einem der majestätisch grossen und silomässig roh belassenen Schlafsäle mit ihren fast fünf Metern Raumhöhe steht, weit über die Gleisanlagen nach Deutschland. Ohne Autolärm, so dicht sind die Fenster. Dafür hier gerade mit beträchtlichem Lärm drinnen, denn es wird geklettert und auf den Bettabschrankungen Waschbrett-Musik getrommelt – eine entfesselte Teenager-Schar erkundet die Schlafkojen. Weiter weg von zu Hause konnten wir, gefühlt, kaum reisen. Es sei denn, man fliegt ins Weltall – aber der schwere Beton gefällt uns viel zu gut, als dass man ihn gegen weltraumtauglichen Leichtbaukunststoff austauschen wollte.

Aufwachen im Wald

In der zweiten Nacht, immer noch in Kleinbasel, diesmal im Volkshaus-Hotel, loben die Kinder die Matratzen sowie die Oliven- und die Orangenseife, die in telefonkabinenartigen Duschnischen bereitstehen. Auch zu Hause riecht die Seife gut, das Besondere aber ist im Hotel viel einfacher zu entdecken und zu geniessen. Ob Greta Garbo sich deshalb für vier Jahre im Miramar-Hotel im kalifornischen Santa Monica einmietete? Und Udo Lindenberg fast drei Jahrzehnte lang eine Suite im Hamburger Hotel Atlantic besetzt?

Von Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre wissen wir, dass sie im Hotel wohnten, um keine Energie an Hausarbeit zu verschwenden. Das machen wir nun auch so: Die Brasserie des Basler Volkshauses spielt alle Karten aus: ausser der Speisekarte und dem Ambiente auch einen Joker – Kunst ist hier nämlich Teil des Programms. Gebäudeseitig hängt ein Frauenporträt von Franz Gertsch an der Wand, hofseitig finden sich gerahmte Künstlerarbeiten, die Rezepte beschreiben.

Mindestens so einprägsam wie die Kunstwerke sind die Tapeten, bedruckt mit einer digital aufbereiteten Radierung aus dem 17. Jahrhundert. Sie zeigen die Bäume am Petersplatz zur Zeit der ehemaligen Burgvogtei: ein Wald, sozusagen. In den Waschräumen der Brasserie verdichten sich Wände und Decken hinter der Waldtapete zu einem überwältigenden Gefüge, das einer Phantasiewelt gleicht. Es ist die gleiche Tapete, die grösser und heller die Hotelzimmer in den oberen Geschossen auskleidet. Wald überall, auch die Korridore vor den Hotelzimmern sind tannengrün ausgekleidet.

Start im Lockdown

Zur Brasserie und Bar mit Gartenhof sowie Event-Sälen haben die Basler Architekturstars Herzog & de Meuron das hundertjährige Volkshaus vor gut zehn Jahren umgebaut. Auch das Boutique-Hotel der zweiten Bauetappe, eingebaut in den ehemaligen Bürogeschossen im Volkshaus, trägt ihre Handschrift: Die Zimmer mit freistehenden Waschbecken und Betten übersetzen die Belle Époque in eine malerische Moderne. Das Betriebs- und Nutzungskonzept der Firma We Are Content, bestehend aus dem Architekten Leopold Weinberg und dem Juristen Adrian Hagenbach, ging beinahe auf – ausser dass zehn Tage nach der Eröffnung des Hotels im März 2020 ein schweizweiter Lockdown verhängt wurde. Immerhin wurden die beiden als Hotelunternehmer des Jahres 2021 geehrt.

Während der trotz Corona veranstalteten Basler Kunstmesse im September 2021 waren Hotel, Brasserie und Bar genauso wie die Ausstellungs- und Festsäle des Volkshauses ausgebucht. Zwar hätten Kunst und Kulinarik, so sagen die beiden Unternehmer von We Are Content, miteinander nichts zu tun. Doch sie passen zusammen, der Hochbetrieb bewies es.

Dann kamen der Winter, Omikron und die Stornierungen aus dem Ausland. Wir zumindest sind hier, im nicht vollen, aber doch bevölkerten Volkshaus, und überlegen uns, wie es wäre, jahrelang hier zu wohnen. Berühmt für seine Langzeitmieter sind nicht nur «Ritz», «Atlantic», «Montreux Palace» oder das «Waldhaus» in Sils, sondern auch Unterkünfte wie das heruntergekommene Hotel Chelsea an New Yorks 23. Strasse. Über Jahrzehnte wurde das «Chelsea» von seinen Langzeitmietern abenteuerlich ausgebaut und eingerichtet. Weil sie ihre Zahlungen mit Kunst leisten konnten, war nicht nur das Treppenhaus eine Sensation, sondern das ganze Haus, als «place to be» für Allen Ginsberg, Patti Smith und Robert Mapplethorpe, Arthur Miller, Stanley Kubrick, Bob Dylan und Dylan Thomas.

Fenster in 240 Farben

Der Terrazzoboden, die rundum mit Zink eingefasste Bar, die Spiegelwand hinter der Bar und vor allem die rundherum schwarzen Wände und Decken könnten sich geradeso gut in New York City befinden, die Aura der Grossstadt jedenfalls wäre auch hier am Claraplatz gegeben. Zu schwarz und zu farblos, meinten manche in der Rheinstadt.

Seit einem knappen halben Jahr heisst die Volkshaus-Bar nun neu «Imi Bar», nach dem deutschen Künstler Imi Knoebel. Dieser hat in den denkmalgeschützten Fenstern zur Strasse, wie vor einigen Jahren in der Kathedrale von Reims, farbige Gläser in die Fensteröffnungen gesetzt. In der Bar des Volkshauses sind es 240 verschiedene Farbtöne, die im Augenwinkel spielen, wenn die Nase sich über das Cocktailglas beugt.

Als Weinberg 2020 während des Lockdowns seinem Freund, dem Galeristen Stefan von Bartha, zum ersten Mal von der Idee für mehr Farbe erzählte, war von Barthas Antwort: «Das könnt ihr vergessen.» Imi Knoebel mache schliesslich Kunst und keine Farbgestaltung für Architekten. Was bewegte den weltweit tätigen Künstler schliesslich dazu, an einer Basler Gasse vier profane Fenster umzugestalten, und was meint der Architekt dazu, dessen Plan es war, eine schwarze Bar zu kreieren?

Weinberg und von Bartha besuchten Knoebel und seine Frau in Düsseldorf, mehrmals. Carmen Knoebel hatte dort einst den «Ratinger Hof» betrieben, der unter ihr legendär geworden ist. Sie sprachen über die Idee, Imi Knoebels Arbeiten an die Wände zu hängen. Der 80-jährige Maler aber interessierte sich mehr für die Fenster. Für die Realisierung des Projekts kam er dann in die Schweiz, auch in die Glasfabrik Mäder in Rüschlikon, wo er unter einer scheinbar unendlichen Auswahl von Tönen seine 240 Farben wählte. An der Volkshaus-Fassade hat er sie nun ähnlich wie in seiner Werkserie «Anima mundi» von 2012 in vier um ein inneres Rechteck gelegte schmale Balken komponiert.

Architektur im Gebrauch

Die Zusammenarbeit mit den Architekten war einfacher, denn Jacques Herzog hatte kein Problem mit den neuen Farbakzenten in dem von ihm in tiefes Schwarz versenkten Raum. «Ich glaube, Architektur muss das auch aushalten, dass sie sich verändert. Es ist vielleicht auch eine Altersfrage, dass wir nun besser damit umgehen können, wenn sich unsere Architektur durch den Gebrauch verändert», erzählte er mir bei der Eröffnung des Museums Küppersmühle, in dem auch Werke von Imi Knoebel hängen.

Vor dreissig Jahren hätte er sich wohl mehr geärgert, das gibt Jacques Herzog zu, schliesslich müsse man sich als junger Architekt abgrenzen. Unterdessen nimmt er es gelassen. Das kann er gut: In Basel nämlich ist kaum eine Bewegung möglich, ohne dass ein Werk von Herzog & de Meuron ins Blickfeld kommt.

Etwas Farbe im Augenwinkel, wie Knoebels 240 Gläser, mindert nicht die Wirkung und auch nicht die schwarze Kraft des Raums. Vielmehr schärft sie die Sinne für die vielen Schichten der Geschichte, die im Volkshaus Basel eingelagert sind. Etwas Wald, etwas Weite, das Hotel könnte durchaus ein Zuhause auf Dauer sein.

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2022.01.15

13. Januar 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

50 Jahre Wakkerpreis: Auf das Postkartenidyll folgt die Vorzeigeverdichtung

Der Ruf nach hoher Baukultur wird immer lauter – vor allem mit dem zunehmenden Druck auf die Schweizer Landschaft. Seit der Einführung des Wakkerpreises vor fünfzig Jahren haben sich viele Probleme zugespitzt. Eine Bilanz

Der Ruf nach hoher Baukultur wird immer lauter – vor allem mit dem zunehmenden Druck auf die Schweizer Landschaft. Seit der Einführung des Wakkerpreises vor fünfzig Jahren haben sich viele Probleme zugespitzt. Eine Bilanz

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11. Januar 2022Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Der Beton hat eine heroische Vergangenheit – aber kaum mehr eine Zukunft. Deshalb ist es nur noch mit Nostalgie möglich, diese Ingenieurleistungen zu bewundern

Godard verglich den Staudamm von Grande-Dixence noch mit dem Eiffelturm. Später ging das Image des Betons bachab.

Godard verglich den Staudamm von Grande-Dixence noch mit dem Eiffelturm. Später ging das Image des Betons bachab.

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23. Dezember 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Der Krieg war auch Antrieb für die Schweizer Architektur

Zertrümmerung, Krankenpflege und Stadtplanung haben mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick denken könnte. Der Zürcher Kunsthistoriker Stanislaus von Moos bringt die drei Themenfelder in eine überraschende Synthese.

Zertrümmerung, Krankenpflege und Stadtplanung haben mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick denken könnte. Der Zürcher Kunsthistoriker Stanislaus von Moos bringt die drei Themenfelder in eine überraschende Synthese.

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23. November 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Wohnen ohne Fenster, wie in einer Koje im Kreuzfahrtschiff? Der Architekt zeigt sich trotz heftiger Kritik unbeirrt und glaubt sogar, er habe eine bessere Version von Le Corbusiers berühmtesten Bau geschaffen.

Wer bezahlt, diktiert auch gleich die Idee: Der Milliardär Charles Munger spendet ein Megawohnheim für 4500 Bewohner.

Wer bezahlt, diktiert auch gleich die Idee: Der Milliardär Charles Munger spendet ein Megawohnheim für 4500 Bewohner.

Wie viel Macht einem Mäzen zustehen soll, wird in Kalifornien derzeit heftig diskutiert. Der 97-jährige Milliardär Charles Munger, genannt Charlie, spendet der Universität von Santa Barbara (UCSB) nicht nur das Geld, sondern gleichzeitig auch den Entwurf für ein Wohnheim für 4500 Studenten. Dass jede und jeder in dem Megawohnblock ein privates Schlafzimmer bekommen soll, ist nur möglich, weil über 90 Prozent der Zimmer fensterlos wären.

Da er Rechtsanwalt und Vizepräsident einer Investmentgesellschaft ist, scheint es selbstverständlich, dass Munger einen Entwurf abgab, der keine Baureglemente verletzt. Die frische Luft und das Licht, die es zum Wohnen braucht, werden von der Haustechnik zur Verfügung gestellt. Die Lüftungsanlagen sind sogar Covid-19-sicher, denn keine Luft wird zweimal durchs Haus zirkulieren: Sobald sie verbraucht ist, entweicht sie oberhalb der elf Stockwerke durch das Dach – im warmen Kalifornien lässt sich das mit den dort strengen Energiegesetzen vereinbaren.

Schlafzimmer mit Kunstlicht

Weil er nicht alle überzeugen kann, legt Munger im exklusiven Interview mit der Zeitschrift «Architectural Record» nach. Denn schliesslich habe auch niemand etwas dagegen, zum Pinkeln in eine Toilette im Keller zu gehen, wo es eben kein Fenster gebe. Bereits hat der erfahrenste der Architekten in der Bauprüfungsabteilung der UCSB aus Protest gegen das mungersche Studentenwohnsilo seine Stelle gekündigt, doch der Milliardär bleibt unbeirrt: Die Fluchtwege aus dem Megablock seien mit Wassersprinklern gesichert. Und der Beton werde so lange halten wie die Pyramiden.

Das Licht in den fensterlosen Zimmern spendet ein grosser Bildschirm hinter einem Vorhang. Diese Idee einer Sonnenlichtsimulation hat der Möchtegernarchitekt den Disney-Kreuzfahrtschiffen abgeschaut. Dies sei fürs Wohlbefinden noch besser als die echte Sonne, meint Munger, weil die Bewohner so jederzeit selber entscheiden könnten, welche Tageslichtsituation sie gerade wollten. In einer Online-Fragenbeantwortung hält die Universität fest, dass es schliesslich freiwillig sei, in diesen Megablock einzuziehen.

Wer will da einem Rechtsanwalt, der soeben die grösste Geldspende seines Lebens angekündigt hat, widersprechen? Der riesige Bau mit über 150 000 Quadratmetern Nutzfläche soll über eine Milliarde Dollar kosten, wovon Munger einen grossen Teil übernehmen will. Vierzehn Eingänge führen in das Riesenhaus, auch zu den Gemeinschaftsräumen, mehrheitlich entlang der Aussenfassaden. Dort wird es Fenster geben.

Besser als Le Corbusier

Der Milliardär Munger tut kund, er glaube, dass sein Entwurf bald in allen Landesteilen der Vereinigten Staaten kopiert werde. Schliesslich korrigiere er mit seiner Idee die Fehler, die Le Corbusier in seiner Unité d’Habitation in Marseille, dem wohl bekanntesten Grosswohnbau der Nachkriegszeit, gemacht habe. Dort führt auf jedem dritten Geschoss ein Mittelgang zu hellen Maisonnettewohnungen, in denen die hohe Fensterfront den Wohnraum sogar über zwei Geschosse belichtet.

Corbusiers vielgerühmter Bau sei aber zu schmal, kritisiert Munger, der auch schon sein Eigenheim in Los Angeles selber entworfen hat: «Die ganze Sache hat überhaupt nicht funktioniert. Das habe ich behoben.» Dass diese Aussage im Interview von «Architectural Record» in diesem Wortlaut wiedergegeben wurde, ist erstaunlich, es ist nun seit bald drei Wochen unverändert online. Die wichtigere Frage allerdings ist: Sind solche Einflussnahmen von Geldgebern nur in Amerika möglich, oder müssen wir uns auch hierzulande vor Übergriffen der Mäzene fürchten? Falls jemand hier an die laufende Affäre Bührle denkt: So unverblümt wie in Kalifornien wird in Zürich wohl nicht reingeredet.

Neue Zürcher Zeitung, Di., 2021.11.23

16. November 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Hervorragende Designerinnen gibt es viele. Jetzt stehen ihre Werke im Rampenlicht

Statt über die Benachteiligung von Frauen zu jammern, braucht es Ausstellungen wie «Here We Are!».

Statt über die Benachteiligung von Frauen zu jammern, braucht es Ausstellungen wie «Here We Are!».

Bunt und beige, kantig und geschwungen bespielen die Tassen, Liegen und Stoffe die Museumsräume und kümmern sich nicht um die Frage nach einem gemeinsamen Stil. Es geht hier um anderes: Die derzeitige Ausstellung auf dem Vitra-Campus widerlegt die landläufige Annahme, dass das weibliche Geschlecht zu wenig bleibende Beachtung fände – und bespielt eine ganze Ausstellung mir ihren Werken.

Viele Werke erfolgreicher Frauen wurden zur Zeit ihres Erscheinens publiziert, kritisiert, ausgestellt, gefilmt. Die zeitgenössische Literatur nannte ihre Namen. Doch später wurden sie kaum mehr gezeigt. Designerinnen und Designerinnen-Teams tauchten im ganzen letzten Jahrhundert zwar immer wieder auf, aber meist nur für kurze Momente. Darüber könnte man nun jammern und Frauen darob zu Opfern stilisieren, aber dies würde sie erst zu solchen machen. Also ist eine andere Taktik angesagt: Die üppigen und vielfältigen Arbeiten brauchen mehr Rampenlicht.

Perspektivenwechsel

«Here We Are!» betiteln nun die Kuratorinnen die umfangreiche Schau im Vitra Design Museum und gehen der Frage nach, warum die späteren Generationen die Werke so selten für Ausstellungen auswählten: Waren sie nicht genial genug? Entsprachen sie nicht dem klassischen Kanon?

Ein Satz der Kuratorin Susanne Graner, fast beiläufig während des Gangs durch die Ausstellung fallengelassen, ist besonders bemerkenswert: «Beim Vorbereiten ist uns einmal mehr bewusst geworden, wie viele Entwürfe von Designerinnen in unserer Sammlung bereits vorhanden waren.» Als Leiterin der Sammlung des Vitra Design Museum mit gut 7000 Möbeln kennt Susanne Graner die Bestände seit elf Jahren sehr genau. Und allen Vorurteilen zum Trotz, dass es vielleicht nicht genügend Frauenarbeiten gebe, konnte auch die derzeitige Schau mit Werken von gut 80 Designerinnen zum grössten Teil aus dem eigenen Archiv bespielt werden.

Einzelne Neuzugänge kamen im Rahmen der Vorbereitungen dazu, beispielsweise ein Gartenstuhl der umtriebigen deutschen Innenarchitektin Herta-Maria Witzemann (1918–1999). Im Lauf der Ausstellungsvorbereitung wurde die hauseigene Präsenzbibliothek um einige von deren Büchern ergänzt und auch um solche der St. Galler Architektin Berta Rahm (1910–1998). Unter der Buchvitrine steht Rahms für ein Haus in Hohfluh entworfener Holzstuhl, der seit 2000 in zwei Exemplaren in der Sammlung vorhanden ist.

Während Witzemann eine durchaus erfolgreiche Karriere erlebte, an Hochschulen lehrte und Präsidentin des Berufsverbands wurde, durfte Rahm trotz Wettbewerbserfolgen und ausgezeichneten Fachkenntnissen viele ihrer Projekte nicht ausführen, prozessierte erfolglos gegen die Männerbünde und musste ihren Beruf 1966 schliesslich aufgeben. Die Bücher in der Ausstellung erschienen in ihrem in der Folge gegründeten feministischen Ala-Verlag. Kürzlich wurden Teile ihres Werks an der ETH Zürich und im Zentrum für Architektur Zürich (ZAZ) ausgestellt, und auch in «Here We Are!» erhält sie einen prominenten Auftritt – mit einer grossen Fotografie ihres Pavillonanbaus für die Schweizer Ausstellung für Frauenarbeit («Saffa») von 1958.

Design-Ikonen und Unbekannte

Design-Ikonen und Möbelklassiker gibt es in der Sammlung ebenfalls: So sind Stücke von Aino Aalto, Gae Aulenti, Ray Eames, Eileen Gray, Charlotte Perriand und Lilly Reich seit langem umfangreich dokumentiert. In den meisten Fällen gingen diese Frauen – ungeachtet der fehlenden Anerkennung – ihren gestalterischen Berufungen dank ausgiebigen finanziellen Mitteln aus einem Familienerbe oder einer Partnerschaft mit einem männlichen Kollegen (oft beidem) nach.

Eine, die um Anerkennung kämpfte, war die Bauhaus-Studentin und -Meisterin Gunta Stölzl (1897–1983). Besonders freut Susanne Graner ein Zufallsfund aus ihrem Schaffen: Ein wunderbarer Wandteppich der bedeutenden Weberin und Textildesignerin aus dem Archiv der Schule für Gestaltung Basel ist als Leihgabe in die Schau integriert. Zwar wird immer wieder erzählt, wie das Bauhaus im Gegensatz zu anderen Schulen viele Frauen aufgenommen habe. Dass sie aber nur bestimmte Fächer, wie Keramik und Textil, belegen konnten und wenig vom Bauhaus-Rampenlicht abbekamen, empfanden sie – nachvollziehbar – als unbefriedigend (mehr dazu auch in der Schau «Vergessene Bauhaus-Frauen», Bauhaus-Museum, Weimar, bis 3. Januar 2022).

In der Ausstellung des Vitra Design Museum erfährt man ausserdem, dass parallel zum Bauhaus eine Designschule nur für Frauen in Loheland gegründet wurde und vieles mehr. Zwischen Möbeln, Teppichen, Büchern und Filmmaterial gibt es Keramiken zu bestaunen, etwa von Eva Zeisel, die 1938 in die USA emigrierte und im Museum of Modern Art in New York eine Einzelausstellung ausgerichtet bekam. Andere, wie ihre Zeitgenossin Trude Petri, blieben unbekannt, weil ihre Namen in den Firmen, in denen sie angestellt waren, nie hervorgehoben wurden. Auch die russische Weltraumdesignerin Galina Balaschowa (* 1931) entwarf weit mehr, als sie dann auch signierte. Die Kosmonauten erinnern sich bestens an ihre Arbeit, die Designgeschichte holt nun auf. So sind in Weil am Rhein ein aus dem Moskauer Kosmonautenmuseum geliehenes Interview und Bildmaterial zu ihren futuristischen Interieurs für Raumkapseln zu sehen.

Die Ausstellung erzählt von schönen und intelligenten Objekten, aber auch von der Geduld und Ungeduld, von Engagement, Frustrationen und Erfolgen der Designerinnen. Die vier Räume der Ausstellung sind, beginnend um 1900, chronologisch geordnet und zeigen bestimmte Entwicklungen auf: So gab es bei der Heimarbeit keine Autorschaft, handwerkliche Arbeit blieb fast immer anonym. Erst Reformbewegungen und Industrialisierung im 20. Jahrhundert eröffneten Berufsfelder, in denen Frauen tätig werden und ihre Entwürfe oft auch signieren konnten.

Vorwürfe, dass Frauenarbeiten einem abwertenden Blick unterworfen gewesen und sogar systematisch übersehen worden seien, treffen auf die Rezeption vieler der hier gezeigten Protagonistinnen zu. Die Co-Kuratorin Nina Steinmüller sprach anlässlich der Eröffnung mit Nachdruck von der jungen Generation, Viviane Stappmanns, die dritte im Bunde der Kuratorinnen, von den «Leerstellen» in der Designgeschichte. Und der Museumsdirektor Mateo Kries stellte fest, dass die Vorbereitungen für diese Übersichtsschau auch eine tiefgreifende Reflexion über die Sammlungskriterien ausgelöst habe.

Sogar wenn es so war, dass für Werke von Frauen andere Massstäbe als für jene der männlichen Kollegen galten – es gibt keinen Grund, dies für die gegenwärtige und zukünftige Generationen zu wiederholen. Dafür braucht es nicht «Women only»-Shows (auch diese hier ist keine, denn viele dieser Frauen arbeiteten gemeinsam mit Partnern), sondern Aufmerksamkeit und Teamwork.

Auch das Schaudepot auf dem Vitra-Campus wurde mit dem Titel «Spot On. Designerinnen in der Sammlung» neu eingerichtet. Die auf Entwürfen von Frauen basierenden Objekte sind in den Regalen speziell gekennzeichnet. Auf den Podesten stehen neben Highlights der jüngeren Generation auch Ikonen wie Zaha Hadids «Mesa Table» von 2007.

Und nicht nur im Vitra Design Museum gibt es mehr Werke von Frauen in der Sammlung als gemeinhin angenommen. Im Museum of Modern Art in New York wurde Ähnliches festgestellt. Der Schweizer Martino Stierli, Chefkurator für Architektur und Design, stellte im letztjährigen Interview mit der NZZ fest, dass die Bestände des Museums gar nicht so homogen seien: «Die grosse Überraschung war nämlich, dass diese enorm grosse Sammlung viel diverser ist, als wir das alle gedacht hätten.»

Ein Blick in die Zukunft

Also liegt es in den Händen der gegenwärtigen Generation, die Erinnerung an das gestalterische Schaffen zu bewahren. So hat die über achtzigjährige Schweizer Innenarchitektin Verena Huber gemeinsam mit elf weiteren Personen im letzten Juli stilgerecht in der Zürcher «Kronenhalle»-Bar das Archiv Innenarchitektur Schweiz (AIS) gegründet. Anwesend waren als Gründungsgäste auch das legendäre Paar Trix und Robert Haussmann. Die Bar ist Teil seines Frühwerks, und Robert Haussmanns kürzlicher Tod unterstreicht, wie dringlich das Aufbewahren auch für die Designgeschichte ist. Der Verein fordert alle über achtzigjährigen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen dazu auf, ihren Vorlass zu ordnen, damit dafür ein Archiv gefunden werden könne.

Weil am Rhein ist nur die erste Station dieser Ausstellung. Die Kuratorinnen von «Here We Are!» fordern nun die an einer Übernahme interessierten Ausstellungshäuser dazu auf, in ihre eigenen Archive zu schauen. Die Kunsthalle Rotterdam hat sich bereits dazu verpflichtet, die Schau fürs eigene Haus zu erweitern und dafür die eigene Sammlung unvoreingenommen nach Designerinnen-Werken abzusuchen. Wie viel es dort wohl jenseits des etablierten Kanons zu entdecken gibt?

Die Frage nach neuen Blickwinkeln verschiebt das Problem der unterrepräsentierten Frauen aus der Vergangenheit in die Gegenwart: Nicht die Archive, sondern die Auswahlkriterien sind das Problem. Schönheit mag in den Augen der Betrachter entstehen. Sichtbarkeit aber braucht mehr, nämlich einen zugewandten Blick und die Bereitschaft, die Objekte aus den Kellern ans Licht zu holen.

[ «Here We Are! Frauen im Design 1900 bis heute», Vitra Design Museum / «Spot On. Designerinnen in der Sammlung», Schaudepot, Vitra-Campus, Weil am Rhein (mit Tram 8 direkt vom Basler Bahnhof erreichbar), bis 6. März 2022. ]

Neue Zürcher Zeitung, Di., 2021.11.16

11. November 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Ein Lob auf die Hochhäuser: Im Ensemble prägen sie den Stadtraum

Stadtbildschützer und Umweltschützer bekämpfen Hochhausprojekte in Zürich, Basel und München. Die wichtigste Frage betrifft aber nicht die Höhe, sondern den Zwischenraum.

Stadtbildschützer und Umweltschützer bekämpfen Hochhausprojekte in Zürich, Basel und München. Die wichtigste Frage betrifft aber nicht die Höhe, sondern den Zwischenraum.

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23. Oktober 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Das Ende des Spektakels: Herzog & de Meurons Bau im Ruhrgebiet wirkt wie immer schon da gewesen

Die weltberühmten Architekten überraschen: Ihre Erweiterung für das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst setzt auf Kontinuität. Es ist auch ein Manifest gegen die Oberflächlichkeit.

Die weltberühmten Architekten überraschen: Ihre Erweiterung für das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst setzt auf Kontinuität. Es ist auch ein Manifest gegen die Oberflächlichkeit.

Nein, antwortete der Taxifahrer, drinnen gewesen sei er noch nie. Das Museum steht seit mehr als zwanzig Jahren offen, einmal pro Woche ist der Eintritt für die Stadtbewohner von Duisburg frei. Dennoch überschreiten vor allem Besucherinnen und Besucher aus fernen Städten diese Schwelle, um Werke der grossen Maler und Bildhauer der Nachkriegszeit zu betrachten.

Die Anreise ist für die meisten weit: Erst fährt man durch Düsseldorf, später käme dann Essen. Irgendwo dazwischen liegt Duisburg: eine Halbmillionenstadt im Ruhrgebiet, die bisher weder für eine Kunstakademie noch für ein Museum, nicht einmal für ein Industriedenkmal bekannt war. Mit der Erweiterung wird das Museum in der ehemaligen Mühle, die seit ihrer Gründung 1860 über ein Jahrhundert lang für Brot in der gesamten Gegend sorgte, zum Kunstversorger der Region. Nur, wenn das Ruhrgebiet diese Kunst braucht, wie bringt das Museum sie zu den Leuten?

Wie schon immer da gewesen

Gute zwanzig Kilometer entfernt liegt die Zeche Zollverein, die seit 2001 einen Unesco-Welterbe-Status innehat. Dort setzten Rem Koolhaas und sein Büro OMA entsprechend dem damaligen Zeitgeist ein spektakuläres Zeichen: Die Wucht der stillgelegten Bergwerksanlagen wurde mit der supermodernen Intervention einer überlangen Rolltreppe, die hinauf in die Kohlenwäscherei führt, dramatisch überzeichnet.

Herzog & de Meurons Erweiterungsbau für die Küppersmühle macht es ganz anders: Wie schon immer da gewesen wirkt das Gebäude der ehemaligen Mühle, in dem das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst (MKM) untergebracht ist. Riesig ruht der Backsteinbau mit seinen prägnanten Silotürmen an einem stillgelegten Arm des Duisburger Innenhafens, der einst der grösste Binnenhafen Europas, womöglich der ganzen Welt war. Auf den ersten Blick deutet nur der aus über tausend handgeschnittenen Klinkern geformte, eingemauerte Schriftzug mit dem Namen des Museums darauf hin, dass hier etwas geschah. Die hart gebrannten Backsteinziegel fügen sich diskret in die industriell geprägte Umgebung ein.

Sind die Zeiten der wilden Formen vorbei, brillieren nun auch Stars mit subtilen Eingriffen? Die Basler Architekturstars H&deM, die in fast allen Weltstädten gebaut haben, wissen, was es heisst, grosse Publikumsströme durch eine Institution zu lenken. Hier aber ist die Geste nach aussen diskret. Ist dies etwa ein Privatmuseum? Natürlich nicht. Dieser privat finanzierte Bau ist öffentlich zugänglich und will in der internationalen Museumswelt mithalten, auch mit den anderen, fast gleichzeitig fertiggestellten Museumsneubauten von H&deM wie dem SongEun Art Space in Seoul und dem Kulturzentrum M+ in Hongkong.

Die wichtigste Referenz bleibt die Tate Modern in einem ehemaligen Elektrizitätswerk, die H&deM kurz vor der Jahrtausendwende gleichzeitig als Kunstmuseum im Duisburger Getreidespeicher planten. Beide sind riesige Backsteinbauten, die Grösse der Räume kommt auch der Kunst zugute. «Heroen» nennt Architekt Jacques Herzog die in der Sammlung Ströher zusammengetragenen Künstler: Baselitz, Penck, Kiefer, Richter, Götz, Knoebel und viele mehr. Einen so umfassenden Überblick über das Schaffen in der Nachkriegszeit zeigen nur wenige Museen in einem so breiten Querschnitt wie hier. Für diese eine Generation von Künstlern wurden die Ausstellungsflächen von 3600 auf 6100 Quadratmeter erweitert.

Kunst im Industriegebiet

Der Erweiterungsbau fügt sich in die Lücke zwischen den 45 Meter hohen Silotürmen und der Autobahn 59, wo bereits früher schon ein Anbau des Getreidespeichers stand. Sind es solche Reminiszenzen an die Vergangenheit, mit denen die hiesige Bevölkerung angesprochen werden könnte? Jacques Herzog erklärt mir unter einem grossen Baum vor dem Museumsrestaurant, wie die Städte im Ruhrgebiet keine Ränder hätten, vielmehr fast übergangslos zusammengewachsen seien. Und dass in diesem Siedlungsbrei Orte der Identifikation fehlten. Duisburg ist keine kulturaffine Stadt, die wichtigsten Arbeitgeber stellt immer noch die Industrie. Übrigens ist auch nur ein einziger der hier ausgestellten Künstler, der Bildhauer Michael Schoenholtz, hier geboren. Sein Leben spielte sich dann vor allem in Berlin ab, wo die meisten Künstler hinwollten.

Der Vater des Manns am Steuer meines Taxis war auch schon Taxifahrer, nachdem er seine Stelle bei Thyssen verloren hatte. Dort hatte schon der Grossvater gearbeitet. Mein Fahrer ist Duisburger der dritten Generation, aber im Museum war er noch nie. Aufgefallen ist ihm das Gebäude schon, allein wegen seiner Grösse. Die Infrastrukturbauten im Ruhrgebiet sind alle riesig, und über den stillgelegten Anlagen schwebt eine stille Melancholie. Rostige Kranbahnen säumen die Industrielehrpfade, neue Industrien nisten sich in teils bestehenden, teils neu gebauten Fabriken ein. Duisburg lebt weiterhin von und mit der Industrie, die Bevölkerungszahlen schrumpfen in diesem Kohle-Erz-Bergwerk-Gebiet zusammen mit den Arbeitsplätzen.

Gegenüber dem Museum Küppersmühle reihen sich nach einem Masterplan der britischen Koryphäe Sir Norman Foster generisch anmutende Bürohäuser entlang der Uferpromenade. Neue Möglichkeiten tun sich auf: Man könnte hier entlang dem Industrielehrpfad spazieren gehen, auch um den Umbau eines Kornspeichers für das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen von Ortner & Ortner zu sehen. Der Taxifahrer könnte ins Museum gehen – oder einfach nur unter einem Baum vor dem Museum die Landschaft betrachten.

Der gescheiterte Wolkenbügel

So unspektakulär, wie der Erweiterungsbau nun am Boden steht, war er nicht immer geplant. Wenige Jahre nach der Eröffnung des MKM im Gebäude der ehemaligen Mühle im Jahr 1999 wurde erstmals eine Erweiterung in Angriff genommen: Eine minimalistische, riesige Box hätte über den Silos schweben und weit in die Landschaft ausstrahlen sollen. Im Hinterkopf war diese Box vielleicht, dies gibt Jacques Herzog nachdenklich zu, eine Reminiszenz an die Kunstkiste, einen «krassen Betonklotz», den das junge Büro zur Mitte der 1990er Jahre für die Sammlung Grothe in Bonn plante. Er hätte die Nachkriegskunst beherbergt, die nun in Duisburg ausgestellt ist, weil das Ehepaar Ströher vor fünfzehn Jahren die ganze Sammlung des gebürtigen Duisburger Bauunternehmers Hans Grothe kaufte.

Mit den Kunstwerken sind auch die Architekten wieder nach Duisburg gekommen und haben ihr Projekt seither mehrmals verändert. Es scheint Jacques Herzog ernst mit der Bezeichnung des krassen Betonklotzes, er wiederholt sie und erklärt: «Die Kunstkiste war Ausdruck unserer Position, die in den 1990er Jahren im Gegensatz zum postmodernen Mainstream stand: eine radikale und rohe Architektur ohne jeden Firlefanz.» Die Kiste war ein Statement gegen Gustav Peichls postmodern-verspielte Volumen der Bonner Bundeskunsthalle.

Nur stand dieser Betonklotz in Bonn noch auf dem Boden. Die Kiste über dem Duisburger Museum sollte, wie einst El Lissitzkys Vision der «Wolkenbügel» für Moskau, hoch oben über der ehemaligen Mühle schweben. Diese Kunstkiste unter den Wolken wäre wohl zum postindustriellen Architekturspektakel Nummer zwei im Ruhrgebiet geworden, nach den Interventionen von OMA auf der Zeche Zollverein. Doch dann kam alles anders, die Stahlstruktur erwies sich, noch bevor sie auf die Silos aufgesetzt wurde, als zu schlecht gebaut, der Unternehmer ging in Konkurs und nahm auch gleich das Geld mit.

Die Kehrtwendung im Entwurf der Erweiterung kam unfreiwillig. Nach dem Fiasko in der Planung des Wolkenbügels gab es einen Neustart in mehrfacher Hinsicht. Für den verantwortlichen Partner Robert Hösl sind diese Projekte, pragmatisch gesehen, drei separate Nummern: Die erste für die Umnutzung der Mühle zum Museum trägt die Nummer 151 (1997–1999, damals beschäftigte das Büro gut 200 Mitarbeiter), die Nummer 301 geht als nicht realisiert in die Geschichte ein (2006–2011), die Nummer 433 (ab 2013 in der unterdessen über 500-köpfigen Firma geplant) wurde im September 2021 feierlich eröffnet.

Schleier aus Backstein

Projekt Nummer 433 beginnt mit der nun vollendeten Sanierung der Silotürme, die denkmalgerecht mit einem taubengrauen Schutzanstrich versehen sind, und schreibt die Geschichte der ehemaligen Mühle in abstrahierter Form gegen Osten, so nahe, wie das Bauen entlang der Autobahn erlaubt ist, weiter. Erst auf den zweiten Blick entdeckt man dort das besondere, aufwendig ausgetüftelte Mauerwerk.

Dieses neu zugefügte Backsteingewebe wirkt subtil. Es nimmt die Sprache des Ortes auf und erfindet sie gleichzeitig erst, lässt sie die alte Schwere abschütteln und verleiht ihr eine neue Würde. Jeder einzelne Ziegel wurde in zwei Hälften gespalten und mit den löchrigen Innenseiten nach aussen so vermauert, dass eine hohe Wand mit textiler Wirkung entsteht: Wie ein leichter Vorhang scheinen die porösen Backsteine sich um das Haus zu legen, schleierhaft nicht nur in ihrer Anmutung, sondern auch in ihrem Schwebezustand zwischen Schwere und Leichtigkeit. Wenige hohe Fensterschlitze durchbrechen diesen Schleier und setzen den Rhythmus der Fensterreihen der alten Mühle in vereinzelten Akzenten fort.

Das grosse Haus mit der grossen Kunst zu betreten, stimmt ehrfürchtig. Nicht nur sind hier berühmte Künstler in hoher Konzentration unter einem Dach, die Aura dieser Kunst wird durch den Kontrast zur tristen Umgebung noch verstärkt. Es ist eine Aura im Sinne Walter Benjamins: Wie am ersten Tag fühlt es sich an, in diesen grossen Räumen in eine andere Zeit einzutauchen, als die Künstler mit informellen Gesten die Schrecken ihrer Generation zu verarbeiten versuchten.

Nicht nur das Haus, auch die Räume sind gross. Spektakulär der neu geschaffene Hohlraum zwischen den hohen Silotürmen, der den vor über zwanzig Jahren sachte umgebauten Altbau mit der Erweiterung verbindet. Die grossen Räume beherbergen Reihen von kleineren Bildern, aber auch ausgreifende Gemälde wie jene von Gerhard Richter, dem hier, wie so vielen anderen, ein eigener Saal gewidmet ist.

Wer im Erdgeschoss die Wechselausstellung durchschritten hat, die derzeit einer monumentalen Schau von Andreas Gurskys grossformatigen Fotografien (bis 30. Januar 2022) gewidmet ist, findet auch den Weg zum zwar viel kleineren, aber längst nicht kleinen Raum mit mehreren Skulpturen und installativen Werken von Gerhard Hoehme, der im Zweiten Weltkrieg Jagdflieger war. Sein Werk erzählt von Körpern und Körperteilen, vom Versehren und Heilen. Nicht das Fliegen, vielmehr die Bodenhaftung, die jener Generation zuweilen verloren ging, ist auch das Thema dieser deutschen Nachkriegskunst.

Die Sammlung Ströher

Seit der Eröffnung des MKM 1999 ist Walter Smerling als Direktor verantwortlich für das Haus, und seit gut fünfzehn Jahren besteht die enge Zusammenarbeit mit dem Sammlerpaar Sylvia und Ulrich Ströher, deren MKM-Stiftung eng mit der in Bonn ansässigen Betreiberin des Museums, der Stiftung für Kunst und Kultur, kooperiert.

Die Ströhers haben auch massgeblich an der Neupräsentation ihrer Sammlung mitgewirkt. Bei der zufälligen Begegnung mit dem Sammlerpaar – ein Glücksfall, schliesslich meiden sie bewusst den Kontakt zu Presse und Öffentlichkeit – berichten die beiden stolz, dass ihre Tochter Kunstgeschichte studiere und ihre Aufgabe einmal übernehmen werde. Dies allerdings ist keine dringende Angelegenheit, denn gemessen am Umfang der hier versammelten Werke deutscher Nachkriegskunst sind die Sammler selbst noch ziemlich jung. 1987 kauften sie das erste der hier ausgestellten Bilder, ein Werk des 2000 verstorbenen Malers Walter Stöhrer, dem sie dann 2010 eine grosse Ausstellung widmeten.

Auch er gehört zur als deutsches Informel zusammengefassten Kunst der Nachkriegsjahre, die im MKM in einem grossen Panorama erfahren werden kann. Über 2000 Werke umfasst die Sammlung von Sylvia und Ulrich Ströher unterdessen, über 300 davon sind nun in Duisburg ausgestellt. Eine Besonderheit ihrer Sammlung ist die Konzentration auf wenige Künstler, die dafür mit mehreren Werken vertreten sind.

Sogar von Alfred Schulze, bekannt unter dem Kürzel Wols, hängen hier nebeneinander zwei Werke, obwohl er in seinem kurzen Leben keine vierzig geschaffen hat. Die hier zu sehenden jedenfalls waren seine beiden letzten, und es gibt vielleicht kein anderes Museum, das zwei Werke dieses Künstlers miteinander zeigen kann. Die Sammler sind schon die dritte Generation einer Familie, die als Sammlerdynastie in die deutsche Kunstgeschichte eingehen wird. Sie geht auf den Darmstädter Industriellen und Wella-Erben Karl Ströher zurück, dessen Besitz von amerikanischer Minimal und Pop Art beispielsweise die Gründung des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt ermöglichte.

Malerei, Bildhauerei und Fotografie sind allerdings nicht die einzigen Leidenschaften von Sylvia und Ulrich Ströher. Als sie 2013 in der Zeitung lasen, dass der Suhrkamp-Verlag in Schwierigkeiten sei, suchten sie den Kontakt – nicht hauptsächlich, aber auch wegen der Verbindung zu den Künstlern hier im Haus. Anselm Kiefer beispielsweise hatte bei Suhrkamp Bücher herausgegeben. Maler lassen sich von der Literatur inspirieren und vice versa, bei alledem bleiben die beiden Künste separate Genres. In beiden Sparten hat sich das Ehepaar Ströher mit seinem Engagement einen Namen gemacht.

Thematische Kontinuität

Kontinuität scheint ihnen wichtig, wie innerhalb der hier versammelten Werkzyklen spürbar wird. Im MKM sind viele der 36 teilweise riesigen Räume einem einzigen Künstler gewidmet: Dies ist möglich, weil das Ehepaar sich auf die Nachkriegsgeneration konzentriert. Der Direktor Walter Smerling schwärmt für diese Sammlung, denn aus der Vielfalt liessen sich die Eigenheiten der persönlichen Handschriften dieser Maler, vereinzelt auch Bildhauer ablesen. Vor allem tauche jeder dieser Räume dank solchen Zusammenhängen in eine eigene Atmosphäre, erklärt er mit Begeisterung. Nachbarschaften von Lehrern und Schülern, wie zum Beispiel K. O. Götz und Gerhard Richter, vertiefen dieses Beziehungsnetz. «Diese Vergleichsmöglichkeiten sind ausserordentlich und in kunsthistorischer Hinsicht einzigartig in dieser Dimension.»

Im dritten Obergeschoss des Neubaus ist Anselm Kiefers eigens für die Räume des MKM erarbeitete Installation aus Ästen und Steinen zu sehen – die Arbeit «Klingsors Garten» (2018) lässt fragen: Ist es ein Werk für diesen Raum oder ein Raum für dieses Werk? Beides.

Neuentdeckte Zurückhaltung

Während die Sammlung eine beeindruckende inhaltliche Tiefe erreicht, wirkt die Architektur mit allen Mitteln in der Höhe und der Tiefe des Raums. In den Ausstellungsbereichen bleibt die Gestaltung zurückhaltend, spielt einzig mit Raumsequenzen, tiefen Durchblicken und einzelnen Ausblicken. In den Treppenhäusern aber inszeniert sie die Körperhaftigkeit der Architektur. Wände und Stufen winden sich in Rundungen in die Höhe. Der terrakottafarbene Kunststein mit feiner Körnung, eingefärbt mit Klinkerschrot und Farbpigmenten, ist weich und fast lebendig, im an den Altbau angefügten Treppenhaus ebenso wie in der zweiten Version dieser Treppe im Neubau. Kein Bild hängt hier, kein Fenster zeigt die Welt draussen, dafür gibt es hier haptische Oberflächen. Als ob sie die Innereien, Lungen und Blutbahnen eines Organismus wären, werfen die Treppenhäuser in der alten Mühle die Besucherinnen und Besucher auf sich selbst zurück.

Genauso organisch, aber nicht aus rötlichem Kunststein, sondern aus dunkelrotem Samt sind die Treppen im Stadtcasino Basel, wo das gleiche Architekturbüro vor einem Jahr ebenfalls mit einer unscheinbaren Intervention Aufsehen erregte. Gemeinsam ist den Projekten für den Basler Musiksaal und das Duisburger Kunstmuseum aber vor allem, dass das erfolgreiche Büro nicht mehr mit spektakulären Formen, sondern mit auf den ersten Blick unsichtbaren Eingriffen brilliert.

Werden die Basler Architekturstars nun zu Meistern der Zurückhaltung? Nicht nur, antwortet Jacques Herzog: «Ich habe keine Vorliebe für diese oder jene Architektursprache. Es ist mir wichtig, eine möglichst breite Palette zu bespielen, nicht nach Lust und Laune, aber in präziser Reaktion auf eine bestimmte Aufgabenstellung. Hier bei der Küppersmühle ergab es Sinn, dass der Neubau sich in einer Addition anfügt und das, was schon da ist, in verwandter Art ergänzt: eben beinahe so, als ob es schon immer hier gewesen wäre.» Die Architektur bewirke, so Herzog, mit gezielten Eingriffen entscheidende Veränderungen. Er vergleicht dies mit Akupunktur. «Architektur kann Potenziale zum Leben bringen oder unterdrücken. Da spielt es eine Rolle, wo die Türe und wo die Fenster gesetzt sind, ob ein Museum als eine hermetische Kiste gebaut ist oder eben nicht. In diesem Museum gibt es unterschiedliche Durchsichten zwischen den Räumen und Aussichten zur Stadt und zum Hafen – auf jeder Seite.»

Als vor zehn Jahren der Wolkenbügel über dem Museum Küppersmühle mit einem Baustellen-Fiasko scheiterte, war das Drama um die Kostenüberschreitungen beim Bau der Elbphilharmonie noch nicht einmal am Horizont zu sehen. In Hamburg haben die Architekten ein spektakuläres Zeichen über den Dächern der Stadt gesetzt und sich, trotz viel politischem Trubel, um das neue Wahrzeichen der Stadt verdient gemacht.

Mit der Hamburger Situation lässt sich die Küppersmühle aber kaum vergleichen – in Duisburg würde ein Wolkenbügel über einem leeren Park schweben. Rückblickend gesteht Jacques Herzog ein: «Das eine Projekt hilft dir, das andere zu verstehen und auch kritisch zu betrachten. Heute denke ich, dass der Wolkenbügel skulptural sehr überzeugend wäre, aber er hätte noch viel mehr Leben hier vor Ort eingefordert. Wenn du eine Architektur machst und es dann kein Leben gibt, ist es schwierig, die Architektur selbst am Leben zu erhalten. Dann ist es besser, ein kompakteres Projekt zu machen, wo das Erlebnis erst im Innern stattfindet.» So ist es nun: Der Backsteinkoloss wirkt auch würdig, wenn keiner da ist.

Die fehlenden Frauen

Die Duisburger Sammlung und ihre Museumsarchitektur nehmen Kontinuität ernst und erreichen so viel Tiefe: in der kunsthistorisch-inhaltlichen genauso wie in der räumlich-konstruktiven Dimension. Aktuelle Trends wie Inklusion und Diversität, die den Rest der Welt in Atem halten, haben aber darin keinen Platz. Vor der versammelten Presse kritisiert Jacques Herzog anlässlich der Eröffnung, es sei ja alles wunderbar, nur ein paar Frauen mehr solle die Sammlung bitte zeigen. Nun, man könnte einige einladen, am besten nicht weisse, nicht alte und nicht je zuvor ausgestellte, zumindest für eine Wechselausstellung, und ihre Porträts auf Plakaten vergrössern, wie es zurzeit fast alle tun. Nur, was wäre damit gewonnen?

Hier ist nichts glatt. Die Sammlung erreicht mit der Konsequenz, sich mit einer einzigen Generation von Künstlern zu beschäftigen, eine enorme Tiefe. Die Architektur baut um sie herum aufgefächerte Wände aus aufgebrochenen Backsteinen. Globale Trends und Moden, Bestrebungen, möglichst viele Kontinente, Disziplinen oder Geschlechter mit einzuschliessen, bleiben hier aussen vor, darum geht es hier nicht.

Immerhin ist jeden Donnerstag der Museumseintritt frei. Das ist weit wichtiger als eine oberflächliche Korrektur der bisherigen Geschichtsschreibung. An einem Tag pro Woche dürfen sie alle umsonst dieses Museum betreten: die lokale Bevölkerung dieser sich entvölkernden Industrieregion, von deren Angehörigen die meisten weder mit der Nachkriegskunst noch mit der Genderdebatte eine Auseinandersetzung pflegen. Diese auch im Kleinen gewaltige Präsentation aber macht das Leiden und das Hoffen einer früheren Generation ganz ohne Vorbildung, durch die Kunst selbst spürbar.

Das Museum Küppersmühle ist, im wörtlichen und im bildhaften Sinn, ein Manifest gegen die Oberflächlichkeit. Es bleibt zu wünschen, dass diese Ernsthaftigkeit den Kontakt zum Ort aufzubauen vermag und auch mein Taxifahrer das Innere der alten Mühle anschauen kommt.

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2021.10.23

23. Oktober 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Dein steinerner Schleier und deine lichte Halle – eine Liebeserklärung an das Kunsthaus Zürich

Der grazile Klotz am Heimplatz wird heftig kritisiert. Das ruft nach Widerrede.

Der grazile Klotz am Heimplatz wird heftig kritisiert. Das ruft nach Widerrede.

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19. Oktober 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Die Stadt ist auch ein Museum: Erlebbar ist Architektur am direktesten in Echtgrösse. Sie auszustellen, ist schwieriger

Auch alltägliche Bauten verdienen Räume der Reflexion. Es wurde gefragt, ob es ein neues Schweizer Architekturmuseum brauche. Nur: Es gibt schon eins.

Auch alltägliche Bauten verdienen Räume der Reflexion. Es wurde gefragt, ob es ein neues Schweizer Architekturmuseum brauche. Nur: Es gibt schon eins.

Darf ein Museum ohne Sammlung diesen Titel überhaupt tragen? In der Architektur auf jeden Fall, denn das einzige Architekturmuseum der Schweiz führt keine Sammlungsbestände und trägt den Namen trotzdem seit seiner Gründung vor fast vierzig Jahren. Seine Ausstellungen speist es aus den Archiven und Sammlungen anderer, besser ausgestatteter Institutionen.

Nun stellte vor kurzem eine Veranstaltung die Frage «Braucht die Schweiz ein (neues) Architekturmuseum?» und löste so im Vorfeld etliche Irritationen aus. Beherbergen die Räume am Steinenberg in Basel etwa kein Architekturmuseum? Vorab sei verraten: Der in Fachkreisen prominent beworbene und mehrmals verschobene Abend verlief dann vergleichsweise friedlich, zumal sich die Auslegeordnung als verwickelt erwies, keine Lösungen in Aussicht sind und der MoMA-Architektur-Chefkurator Martino Stierli als charmanter Moderator auch dem Direktor des real existierenden Architekturmuseums, Andreas Ruby, der im Publikum sass, das Wort gab.

Museumswelt kopfüber

Offenkundig ist, dass der Jurist Florian Schmidt-Gabain seine Reformvorschläge nicht mehr auf die bildenden Künste beschränkt, sondern auch die Architektur in eine mögliche Neuordnung der Museumswelt mit einbezieht. Unlängst hat er sich mit einer Sprengkandidatur gegen die Ende September verstorbene Anne Keller Dubach als Präsident der Zürcher Kunstgesellschaft beworben. Bereits 2019 hatte er zusammen mit dem Literaturwissenschafter Thomas Strässle ein Zentrum für künstlerische Nachlässe gegründet, das nun als Think-Tank konzeptionelle und praktische Lösungen anbieten will: Eine Ratgeberbroschüre für Musikernachlässe hat der Verein bereits veröffentlicht.

Es zeigte sich an diesem Abend: Architektur sammeln und zeigen ist schwieriger, als man vorerst denken könnte. Ausstellungen entstehen in erster Linie aus Werken der bildenden Künste. Die Architektur aber formt Wohnungen, Strassenzüge, Städte, lauter alltägliche Situationen. Sie lässt sich nur in Repräsentationen und Übersetzungen an die Wand hängen oder in einem Raum aufstellen. Trotzdem benötigt die im Alltag allgegenwärtige Architektur genauso wie die Kunst auch Räume der Reflexion. So jedenfalls argumentierte Madeleine Schuppli von Pro Helvetia und schloss an das Eingangsreferat des emeritierten Kunstgeschichtsprofessors Stanislaus von Moos an. Auch er, der in den Zeiten, als es im Zürcher Museum für Gestaltung noch Architekturausstellungen gab, solche selbst kuratiert hatte, stellte fest: Architektur gehört in den Alltag. Die Stadt selbst ist der wichtigste aller Orte, in denen Architektur ausgestellt werden kann.

Auf den Kopf gestellt wurde an der mit Spannung erwarteten Veranstaltung nichts. Kopfvoran aber mischt sich das noch junge Zentrum für künstlerische Nachlässe in grosse Fragen ein: Wer sammelt was, wo, wie viel und für wen?

Im Ausland scheint es um die Sammlungen der Architekturmuseen besser bestellt zu sein: Die Gründungslegende zum Deutschen Architekturmuseum beispielsweise, ob sie nun wahr ist oder nicht, zielt auf das Bewahren und Ausstellen der Baukunst. Sie geht so: Als der spätere Museumsgründer Heinrich Klotz in Chicago auf ein Treffen mit Mies van der Rohe wartete, wurde er Zeuge, wie die Modelle fertiggestellter Projekte entsorgt wurden, und begann mit Ankäufen von Materialien zeitgenössischer Baukünstler, welche dann die Grundlage des 1984 eingeweihten Architekturmuseums in Frankfurt bildeten.

Die deutsche Sammlung mag gemessen an berühmten Kunstmuseen verhältnismässig jung und klein sein, aber es gibt sie, wie auch in den Nachbarländern Österreich und Frankreich. In Rotterdam entstand durch das Zusammenführen von Archiv, Bibliothek und Ausstellungsraum 1993 sogar die riesige Institution Netherlands Architecture Institute, wie die niederländische Kuratorin Anneke Abhelakh in ihrem Rundgang durch Europas Institutionen ausführte. 2013 allerdings wurde der erfolgreiche Zusammenschluss in den Niederlanden infolge Budgetkürzungen wieder aufgehoben, die Archive wurden immerhin beibehalten.

Abfallberg oder Sammlergut?

Architektennachlässe hieven die Sammlungsfrage nur schon wegen ihrer teilweise riesigen Volumen in ganz andere dreidimensionale Sphären. Enorm gross ist auch das auf Einladung zugängliche Lager, das Herzog & de Meuron Architekten im Basler Dreispitz für ihre eigene Arbeit gebaut haben. Die H&dM-Partnerin Christine Binswanger weiss selbst gut genug, dass eine solche private Lösung die Ausnahme bleiben wird. Welche Institution hätte Platz für einen solchen riesigen Vor- oder Nachlass? Dem Grossteil der Archive wird weiterhin die Endstation Mülldeponie drohen – zumindest solange es nicht einmal eine Strategie gibt, welche Stücke aus den naturgemäss umfangreichen Architektennachlässen überhaupt aufbewahrt werden sollen.

Zwar haben in der Schweiz die drei Hochschulen in Zürich, Lausanne und Mendrisio umfangreiche Sammlungen, die immer wieder in den dezentral verteilten Ausstellungsräumen ans Licht gelangen. Wer aber, wenn nicht das Bundesamt für Kultur, soll solche Kooperationen finanzieren? Dieses aber hat dem (real existierenden) Schweizerischen Architekturmuseum vor vier Jahren auch noch die schlanken 300 000 Franken Unterstützung gestrichen. Bereits vergleichsweise kleinen Institutionen fehlt es an Ressourcen. Die Kritik an der Sparpolitik des Bundes wurde im Lauf des Abends lauter. Wie kann die Schweiz eine Baukultur pflegen, wenn keiner für sie einsteht?

Allerdings scheiterten auch schon andere beim Einrichten grandioser Architektursammlungen: Mitten in den Wirren der Französischen Revolution gingen die Absichten für einen festen Platz der Baukunst im Louvre ins Leere. Dies erzählte Stanislaus von Moos an der eingangs erwähnten Diskussionsveranstaltung. Die französischen Sammlungsstücke wurden in aller Eile in einem leer geräumten Klosterkomplex im Quartier Latin untergebracht. In der Schweiz ist es nun nicht ganz so chaotisch wie in Paris um 1791, trotzdem scheint sich keine praktische Lösung abzuzeichnen. Ausserhalb der Hochschulen fehlt es schlicht an Platz und Ressourcen für das Architektur-Sammeln.

Neue Zürcher Zeitung, Di., 2021.10.19

12. Oktober 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Europas grösstes Warenhaus zelebriert den Konsum. Auf den KaDeWe-Rolltreppen rauschen Rüschen extra schön

Rem Koolhaas und sein niederländisches Büro OMA bringen mit einem spektakulären Umbau Bewegung in Berlins Shoppingmeile und eröffnen mit einer Modeschau.

Rem Koolhaas und sein niederländisches Büro OMA bringen mit einem spektakulären Umbau Bewegung in Berlins Shoppingmeile und eröffnen mit einer Modeschau.

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07. Oktober 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

David Chipperfield will mehr als ein Museum – der Heimplatz wird «a place to go»

Die Zürcher würden bald öfter ins Kunsthaus gehen, auch ohne sich eine Ausstellung anzusehen, imaginiert der britische Architekt im Gespräch.

Die Zürcher würden bald öfter ins Kunsthaus gehen, auch ohne sich eine Ausstellung anzusehen, imaginiert der britische Architekt im Gespräch.

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01. Oktober 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Denise Scott Brown ist ein vielfaches Rätsel. Sie untersuchte Las Vegas, als keine anderen Architekten dort hingingen, protestierte gegen Sexismus und musste ihrem Mann den höchsten Architekturpreis überlassen

Als Stadtplanerin richtet sie ihr Augenmerk auf Wegführungen und soziale Aktivität. Denise Scott Brown wartet mit 90 immer noch auf den Pritzkerpreis, den sie längst verdient hätte.

Als Stadtplanerin richtet sie ihr Augenmerk auf Wegführungen und soziale Aktivität. Denise Scott Brown wartet mit 90 immer noch auf den Pritzkerpreis, den sie längst verdient hätte.

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30. September 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

«Die Häuser folgen keinem Plan, sondern den Bedürfnissen, die sich auch ändern können»

Der Architekt Francis Kéré erklärt im Gespräch die Schwierigkeiten der Unesco in Burkina Faso. Die Dörfer verändern sich nach jeder Regenzeit, doch das Wissen um die Traditionen geht verloren.

Der Architekt Francis Kéré erklärt im Gespräch die Schwierigkeiten der Unesco in Burkina Faso. Die Dörfer verändern sich nach jeder Regenzeit, doch das Wissen um die Traditionen geht verloren.

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28. September 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Undenkbare in Farben und Formen gefasst

Spiegelkabinett, Feuerwerk, Streifengeflimmer: Robert Haussmann hat die Welt der Gestaltung bereichert.

Spiegelkabinett, Feuerwerk, Streifengeflimmer: Robert Haussmann hat die Welt der Gestaltung bereichert.

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08. September 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

«Ich verliere hier schon die Kontrolle, im guten Sinn.» Der Architekt Manuel Herz über das Eigenleben seines Prototyps

Der Basler hat in einem Hitzegebiet von Senegal ein Spital gebaut. Ohne sein Wissen entstand aus der Idee auch ein Schulhaus. Und das sei gut so, erklärt er im Gespräch.

Der Basler hat in einem Hitzegebiet von Senegal ein Spital gebaut. Ohne sein Wissen entstand aus der Idee auch ein Schulhaus. Und das sei gut so, erklärt er im Gespräch.

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03. September 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Viel Licht und wilde Pflanzen für die nächste Generation: ein Neustart im Kongresshaus

Mit freier Sicht auf den Zürichsee erstrahlt das Schlüsselwerk der Zürcher Moderne in alter Pracht, aber verjüngt durch neue Technik und Kunst.

Mit freier Sicht auf den Zürichsee erstrahlt das Schlüsselwerk der Zürcher Moderne in alter Pracht, aber verjüngt durch neue Technik und Kunst.

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02. September 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Vom Strich zum Relief und zum Hochhaus: Die Höhenflüge der Kunst beflügeln auch die Europaallee

Der Architekt Roger Boltshauser bringt den Raum aufs Papier. Fast wäre er Künstler geworden und ist es in gewissem Sinn auch, denn er hat mit dem Zeichnen nie aufgehört.

Der Architekt Roger Boltshauser bringt den Raum aufs Papier. Fast wäre er Künstler geworden und ist es in gewissem Sinn auch, denn er hat mit dem Zeichnen nie aufgehört.

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31. August 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

«Die Inspiration für unser Bürokonzept waren Klubs weltweit: Schachklubs, Debattierklubs, Fussballklubs»

Nora Fehlbaum, CEO des Designunternehmens Vitra, spricht über Zusammengehörigkeit und Austausch im Büro und darüber, warum es in Zukunft wichtiger sein wird, den eigenen Arbeitstyp zu kennen.

Nora Fehlbaum, CEO des Designunternehmens Vitra, spricht über Zusammengehörigkeit und Austausch im Büro und darüber, warum es in Zukunft wichtiger sein wird, den eigenen Arbeitstyp zu kennen.

Frau Fehlbaum, das neueste Bürokonzept heisst bei Ihnen «Club Office», alles dreht sich um Austausch. Lancieren Sie nun statt einer Kaffeemaschine im Büro ein ganzes Café?

Die Kaffeemaschine, oder im englischen Sprachraum der Water-Cooler, ist ganz sicher ein wichtiger Treffpunkt, diese Orte spielen eine wichtige Rolle im Arbeitsleben. Der Kaffeetresen kann dabei helfen, dass ein geplantes Meeting in einen weiteren, lockeren Austausch übergeht. Der Klub aber ist sicher mehr als ein Café – er bietet Möglichkeiten für formellen und informellen Austausch und inkludiert selbst das Home-Office.

Die Bezeichnung überrascht. Der Klub wird sonst eher mit Freizeit assoziiert.

Die Inspiration für unser Bürokonzept waren Klubs weltweit: Schachklubs, Debattierklubs, Fussballklubs. Im Zentrum der Idee stehen die Hingabe und die Begeisterung, mit denen die Menschen ihre Freizeitaktivitäten ehrenamtlich gestalten. Diese Menschen brennen für ein Thema und wollen ihre Sache weiterbringen. Und das Klubhaus steht im Zentrum der Aktivitäten, es dient dem Zusammenkommen von Gleichgesinnten bei der Verfolgung eines gemeinsamen Ziels. Von dieser tiefen Verbindung mit der Organisation können auch kommerzielle Unternehmen lernen.

Wie funktioniert ein solches Büro?

Die Grundidee des Club Office sind das Zusammentreffen und der Austausch, die soziale Interaktion steht für uns im Mittelpunkt. Je nachdem, was man vorhat, sucht man bewusst den passenden Ort für die jeweilige Arbeit auf: Wenn ich mich austauschen möchte und noch gar nicht genau weiss, wer überhaupt im Büro ist, setze ich mich in den ersten, öffentlichsten Bereich. Hier bin ich für alle gut sichtbar. Das kann wichtig sein, wenn ich zum Beispiel schon länger nicht mehr da war. Der halböffentliche Bereich eignet sich für geplante Treffen in Gruppen. Und wenn ich zum Beispiel einen Text schreiben möchte, arbeite ich im abgeschirmten, privaten Bereich oder von zu Hause. Mit der Entscheidung für einen Ort setze ich ein klares Signal, ob ich einen Austausch möchte oder nicht. Ausserdem dient der Klub der Vermischung aller Bereiche. Hier kommen die verschiedenen Abteilungen, im öffentlichen Bereich auch die Mitarbeiter und Besucher zusammen.

Was machen Leute, die sich bei Lärm nicht konzentrieren können?

Sie arbeiten womöglich eher selten im vorderen Bereich des Klubs, sondern ziehen sich in die anderen Bereiche oder für ein, zwei Tage die Woche ins Home-Office zurück.

Etwas Lärm müsste man also im Klub-Büro schon aushalten?

Diese Sorge höre ich meistens von Kunden, bei denen es vielleicht etwas zu ruhig ist. Wenn nämlich das Grundrauschen fehlt, hört man wirklich den Stift fallen und versteht jedes Wort. Die fehlende Geräuschkulisse nehmen wir oft bei Kunden wahr, deren Kerngeschäft eine hohe Vertraulichkeit verlangt, bei Banken oder der Pharmaindustrie beispielsweise. Diese Zurückhaltung kann Teil der Arbeitskultur sein.

Früher wurde dann ein künstliches Grundrauschen eingespielt, wird das nun wieder nötig?

Nicht wenn es genügend kleine und mittelgrosse Besprechungszimmer gibt, die für seltene, wirklich vertrauliche Gespräche gebucht werden können. Auch mit mobilen Wänden können Räume für spontane Treffen eingegrenzt werden, und sie können sehr einfach umgebaut werden zu einer Magnetwand, einem Whiteboard, einem Büchergestell oder einer Pflanzenwand. Diese Anpassbarkeit kam uns in der Pandemie zugute: Dann wurden die Wände zu Abstandshaltern umfunktioniert. Gute Produkte erlauben es, rasch auf sich ändernde Bedürfnisse zu reagieren – auch schon vor dem Coronavirus. Im Übrigen denke ich auch, dass etwas Klappern von Kaffeetassen oder ein ruhiges Gespräch im Hintergrund Teil einer konzentrierten, produktiven Arbeitsumgebung sein kann.

Sie sind im ersten Lockdown mit Diskussionen und E-Papers zu Corona-tauglichen Bürokonzepten an die Öffentlichkeit getreten. Werden diese Büros nun Teil des neuen Alltags bleiben, oder war das Design für den Ausnahmezustand?

Es ist für jeden schwierig vorauszusehen, was aus dieser Zeit bleiben wird. Ich glaube, dass wir alle gelernt haben, mögliche Orte einer Ansteckung bewusster wahrzunehmen. So verkehrt ist das alles also nicht: Auch weil wir uns die Hände nicht mehr geschüttelt haben, gab es dieses Jahr keine Grippewelle. Wir hoffen natürlich alle, dass dieser Ausnahmezustand mit Abstandhalten und Maske irgendwann ein Ende hat. Aber es gibt öffentliche Bereiche, in denen leicht zu reinigende Oberflächen immer schon ein Thema waren. Wir beliefern auch Flughäfen, Hotellobbys, Universitäten. Da musste die Putzequipe immer schon effizient durchgehen können, insofern brachte uns die Pandemie keine grundlegenden Neuerungen, nur wurde der Hygieneunterschied zwischen einer abwischbaren Oberfläche und einem Polster nun vielen Leuten bewusster.

Die grosse Neuerung durch die Pandemie war das Home-Office.

Die Corona-Pandemie hat einen Wandel beschleunigt, der zwar seit Jahren vorausgesagt wurde, sich aber nur schleppend vollzogen hat: Die Arbeit fern des Büros ist nun plötzlich breit angekommen und akzeptiert. Den Schritt zurück in die alte Welt wird wohl kaum ein Unternehmen vollziehen können, aber das Ausmass des Home-Office muss gesteuert und gemeinsam definiert werden. Denn man hat während der Pandemie auch gesehen, was die Schwierigkeiten sind. Vor allem bei neuen Mitarbeitern gibt es hohe Kündigungsraten. Man hat Leute schnell wieder verloren, die man aufwendig gesucht hat.

Manche denken nun, dass das Home-Office als Sparmassnahme der Unternehmen weitergeführt wird.

Wir sehen beide Fälle: Unternehmen, die mit der Fernarbeit ihren Flächenbedarf reduzieren, und Unternehmen, die ihre Mitarbeiter zurück in die Büros bringen möchten. Für beide Fälle gilt, dass die bestehenden Büros die neuen Ansprüche nicht erfüllen. Ein Team kann auf einer kleineren Fläche arbeiten, wenn diese effizient geteilt wird – dafür braucht es ein gutes Konzept, das mit den Mitarbeitern ausgearbeitet wird, um Vorurteile gegenüber dem Grossraumbüro zu überwinden. Die Verteilung der Flächen eines Büros wird sich verändern: Flächen mit festen Plätzen für individuelle Arbeit können durch das – vom Arbeitgeber unterstützte – Home-Office ersetzt werden. Zonen für Austausch und Begegnung im Büro nehmen hingegen mehr Raum ein. Diese Büros sind attraktiv und atmen mit der Anzahl Mitarbeiterinnen. Ein gutes Büro entwickelt sich entlang der Bedürfnisse des Unternehmens.

Sie sagten auch einmal, dass Sie sich schwertun würden ohne einen Arbeitsplatz, zu dem Sie hingehen könnten.

Viele haben während der Pandemie gemerkt, dass sie die Trennung von Arbeit und Privatleben benötigen. Ich arbeite gerne in den Morgen- und Abendstunden von zu Hause und bin tagsüber im Büro. Für mich ist die Velofahrt ins Büro Teil einer Routine, genauso wie die Begrüssung unseres Teams am Empfang beim Ankommen und in der Kantine an der Kaffeemaschine. Ich würde ohne Büro mein Team weniger sehen und spüren – manchmal weiss man ja, dass etwas nicht stimmt, ohne dass auch nur ein Wort gesagt werden muss.

Es ergibt eben keinen Sinn, dass wir uns alle zu Hause ein Büro einrichten.

Es kommt sehr auf die jeweiligen Bedürfnisse und die individuelle Situation an. Während der Pandemie gab es bei uns in der Schweiz Home-Office-Empfehlungen und -Pflichten. Diese haben Veränderungen beschleunigt, die bereits im Gang waren. Nun wird es vielen an Argumenten fehlen, warum Home-Office nicht möglich sei.

Der Vorteil des Home-Office ist doch einzig, dass das Pendeln wegfällt. Meinetwegen könnte man es wieder abschaffen.

Es ist klar: Nur Home-Office zu machen, ist schwierig. Wenn die Leute sich nicht treffen, fehlt über die Zeit der Zusammenhang der Themen, es wird schwieriger, Konflikte zu überwinden, Zwischentöne werden falsch interpretiert, der ganze Austausch leidet. Vor allem fällt es neuen Mitarbeitern schwer, sich zu integrieren, die Kultur zu verstehen. Stellen Sie sich vor, Sie treten eine neue Aufgabe in einem neuen Unternehmen an und sitzen nur zu Hause vor einem Screen. Wo finden Sie Orientierung? Wen fragen Sie? Wie wissen Sie, ob Sie einen guten Job machen? Ich stelle mir das unmöglich vor!

Sie haben das Home-Office bei Vitra trotzdem als zukünftige Option eingeführt.

Auch bei uns kamen vermehrt Anfragen aus den Teams, ob es möglich sei, weiterhin von zu Hause aus zu arbeiten. Nun haben wir Anfang des Jahres einen Rahmen geschaffen, in dem sich jeder Mitarbeiter in einem offenen Gespräch mit seinem Teamleiter und unserer Personalabteilung auf einen Arbeitstyp verständigt. Die vier Worktypes haben Konsequenzen für die Ausstattung des Arbeitsplatzes. Der erste, der Workplace Resident, ist zu 100 Prozent vor Ort. Dazu gehören sicher unsere Leute in den Werkstätten, die Produktion kann nicht von zu Hause aus geschehen. Der zweite Typ ist der Workplace Enthusiast, der zwar auch einmal einen Tag zu Hause arbeiten könnte, aber grundsätzlich gerne im Büro anwesend ist. Der dritte Typ ist der Workplace Citizen, der gut konzentriert von zu Hause arbeiten kann und bis zur Hälfte der Zeit da ist, beispielsweise unsere IT. Bei mehr als 50 Prozent Abwesenheit funktioniert der Austausch nicht mehr, ausser beim letzten Typ. Das ist der Nomade, der ist eigentlich nie da. Eine Kollegin beispielsweise arbeitet aus Kopenhagen für unser deutsches Team und nimmt an fast allen Meetings virtuell teil. Bei ihr ist es dann klar, dass sie nicht persönlich anzutreffen ist.

Und wie bringen Sie die verschiedenen Arbeitstypen unter einen Hut?

Von den vier Worktypes lässt sich alles Weitere ableiten: Welche Zeit passt für Team-Meetings? Was bekommt diese Person für das Home-Office? Wie viel Fläche braucht das Team im Büro? Wie plant ein Team gemeinsam seine Woche? Es sind zwar viele Regeln, aber ich habe selten eine so enthusiastische Reaktion auf eine Neuerung erfahren, denn sie bringt viel Klarheit und Transparenz.

Neue Zürcher Zeitung, Di., 2021.08.31

29. August 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Ein afrikanischer Architekt zeigt, dass die Kultur seines Kontinents so urban ist wie der Rest der Welt

Der ghanaisch-britische Doppelbürger David Adjaye gehört zu den meistbeachteten Baukünstlern unserer Zeit. Und zu den aufmerksamsten ebenfalls, wie seine fotografischen Untersuchungen zeigen.

Der ghanaisch-britische Doppelbürger David Adjaye gehört zu den meistbeachteten Baukünstlern unserer Zeit. Und zu den aufmerksamsten ebenfalls, wie seine fotografischen Untersuchungen zeigen.

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29. August 2021Verena Tempelmann
Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

David Adjaye fotografierte alle Hauptstädte Afrikas

Das Interesse an seiner Herkunft weitete der Architekt mit ghanaisch-britischer Staatsbürgerschaft auf den ganzen Kontinent aus. Er bereiste und dokumentierte...

Das Interesse an seiner Herkunft weitete der Architekt mit ghanaisch-britischer Staatsbürgerschaft auf den ganzen Kontinent aus. Er bereiste und dokumentierte...

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17. August 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Für die Architektin Sibylle Bucher begann Baukultur mit dem fairen Wettbewerb

Kurz vor ihrem 56. Geburtstag ist die engagierte Vermittlerin unerwartet gestorben.

Kurz vor ihrem 56. Geburtstag ist die engagierte Vermittlerin unerwartet gestorben.

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28. Juli 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Santiago Calatrava, Universalkünstler zwischen Architektur, Bildhauerei und Mechanik: «Ich habe immer behauptet, dass die Architektur eine Kunst sei»

Zürich ist für ihn eine Wahlheimat, seine grossen Bauten aber stehen in aller Welt. Über Ground Zero in New York durfte er einen Bahnhof bauen, dessen Dach sich öffnet. Im Gespräch mit Sabine von Fischer schildert er seine Grenzgänge zwischen den Kulturen.

Zürich ist für ihn eine Wahlheimat, seine grossen Bauten aber stehen in aller Welt. Über Ground Zero in New York durfte er einen Bahnhof bauen, dessen Dach sich öffnet. Im Gespräch mit Sabine von Fischer schildert er seine Grenzgänge zwischen den Kulturen.

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24. Juli 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Der Gletschergarten wurde mit 460 Sprengungen ins 21. Jahrhundert katapultiert. Nun dürfen wir die Falten und Rippeln des Felsens durchdringen – bis zum Mittelpunkt der Zeit

Schieflage im Bergesinnern: Der Gang durch die Felsenwelt in Luzern inszeniert die Erdgeschichte mit überraschenden Mitteln.

Schieflage im Bergesinnern: Der Gang durch die Felsenwelt in Luzern inszeniert die Erdgeschichte mit überraschenden Mitteln.

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13. Juli 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Die Kritikerin Inge Beckel über die Nachkriegs-Architekten: «Das breit vernetzte Denken hatten sie besser im Griff als die heutige Generation»

Ein Buch über das Wirken des Zürchers René Haubensak ist auch ein Plädoyer für das Bauen im Kontext.

Ein Buch über das Wirken des Zürchers René Haubensak ist auch ein Plädoyer für das Bauen im Kontext.

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25. Juni 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Ein Komet landet im Kreuzgang, sphärische Klänge schwirren durch verschlungene Rohre

Beim Zürcher Grossmünster steht eine Skulptur, die zwischen Musik und Architektur vermittelt und ihren Schweif je nach Wetterlage ausfährt.

Beim Zürcher Grossmünster steht eine Skulptur, die zwischen Musik und Architektur vermittelt und ihren Schweif je nach Wetterlage ausfährt.

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23. Juni 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Mitmachen sollen alle. Beim Preisgericht aber darf keiner zuhören

Die Stadt Zürich verleiht zum zweiten Mal einen Publikumspreis für gute Bauten. Auch die Architekturbewertung soll partizipativ werden – debattiert wird aber längst nicht so offen wie beispielsweise in Klagenfurt.

Die Stadt Zürich verleiht zum zweiten Mal einen Publikumspreis für gute Bauten. Auch die Architekturbewertung soll partizipativ werden – debattiert wird aber längst nicht so offen wie beispielsweise in Klagenfurt.

Wenn Preise vergeben werden, geht es meist diskret zu und her. Niemand soll erfahren, wer dafür und wer dagegen stimmt. Hinter verschlossenen Türen (oder während der letzten Monate: in hackersicheren Videokonferenzen) tagt die Jury. Unter äusserster Geheimhaltung der einzelnen Meinungen wird dann präsentiert, was wir unter Qualität zu verstehen haben.

Gerade wenn es um die Interessen aller geht – bei Architektur und Stadtbild ist dies unbestritten der Fall –, wäre eine transparente Diskussion wünschenswert. Die «Auszeichnung für gute Bauten der Stadt Zürich» beispielsweise wird seit siebzig Jahren verliehen, im Fünfjahresrhythmus, und auch hier wird im stillen Kämmerlein verhandelt. Die nächste Runde der «guten Bauten», die besten eben, werden am 20. September ausgezeichnet, dies aufgrund von «städtebaulichen und architektonischen Qualitäten sowie in Bezug auf ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und auf ihren verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt».

Transparente Diskussion

Bis dann allerdings werden die Experten in dieser Sache nicht mehr von sich hören lassen. Leider: Gerne wüssten wir, welche Gebäude als besonders wertvoller Lebensraum erkoren werden und ob andere sogar wieder abgerissen gehörten. Ob manche nur einen bunteren Anstrich brauchten oder ein komplett neues Innenleben. Stoff für eine laute, breite, eben öffentliche Debatte gäbe es genug. Würde nämlich eine solche Diskussion entfesselt, könnten alle Beteiligten ihre Ansichten weiter schärfen. Die Argumente würden an Brisanz und Aktualität gewinnen – und das Resultat einer Auswahl von besten Bauten ebenfalls.

Nicht nur die Preisverleihung wäre dann öffentlich, sondern auch der Austausch im Vorfeld würde transparent. Immerhin, mit dem Publikumspreis, der dieses Jahr zum zweiten Mal ausgerichtet wird, versucht die Stadt Zürich eine gewisse Öffnung. Dieser Publikumspreis wird dann, wie bei den Likes auf Social Media, zusätzlich zu den von Fachleuten bestimmten Auszeichnungen verliehen. Partizipation wird in letzter Zeit fast überall grossgeschrieben, sie soll in alle Bereiche des Lebens eindringen: warum nicht in die Preisvergaben?

Vor laufender Kamera

In der Literatur beispielsweise wird immer wieder öffentlich gestritten. Würde dies auch für Architekturpreise versucht, wären Szenen wie neulich an den Klagenfurter Literaturtagen denkbar: Die Jury verhandelt dort jeweils vor laufender Kamera und entscheidet so, neben anderen Literaturpreisen, über den renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis. Dem Ranking der Juroren widmete die Presse letzte Woche mindestens so viel Aufmerksamkeit wie den Autoren: Welcher Preisrichter hatte die besten Argumente, wer fühlte sich ein, und wer inszenierte nur sich selbst?

Vor laufender Kamera könnte ein Fachgespräch über Architektur durchaus an Fahrt aufnehmen. Nach einer solchen Fernsehübertragung wüssten alle, wer aus der Jury mit der sozialen Nachhaltigkeit und wer mit wirtschaftlichem Aufschwung argumentiert. Oder wer sich für die Mehrgenerationenstadt und wer für die Tanzklubs starkmacht. Und wer die ganze Zeit fast nichts, dafür Entscheidendes gesagt hat. Das soll es ja auch geben.

Klicken für die Besten

Einen kleinen Schritt in Richtung Partizipation unternimmt diese Woche die Stadt Zürich mit dem bereits genannten Publikumspreis für gute Bauten. Die Möglichkeiten dafür sind nun aber leider nicht unbegrenzt: Zur Auswahl stehen bei weitem nicht alle der zwischen 2016 und 2020 auf Stadtgebiet fertiggestellten Gebäude, die eingereicht werden durften. Und auch nicht die gut hundert, welche die Architekten oder Bauherren dann ins Rennen geschickt haben. Es ist eine engere Auswahl von 21 Objekten, zu denen Menschen mit Internetzugang um ihre Meinung angefragt werden.

Immerhin, unter diesen 21 gibt es eine gewisse Vielfalt: neben mehreren Wohnbauten ein kleines Hochhaus, einen Bahnhof, ein Sportzentrum, ein Schulhaus und ein Tanzhaus – das eine Tanzhaus eben, das Zürich hat und das nach einem Brand neu gebaut wurde. Auch diese Zeitung hat es bereits mehrfach gewürdigt. Wer es anschauen möchte, kann dort Kaffee trinken gehen, die interaktive Karte zeigt den Standort an. Bitte: Bilden Sie sich selbst eine Meinung!

Der Rahmen für die Online-Meinungsumfrage ist eng gesteckt: So richtig grottenschlecht ist keines dieser 21 Beispiele. Profilieren könnte sich mit Negativbeispielen schliesslich keine Stadt dieser Welt – aus solchen allerdings eine Lehre zu ziehen, täte mancher gut. Aber nein. Das war gar nicht die Frage. Gefragt ist lediglich, welche der Vorzeigebauten aus dem letzten halben Jahrzehnt wir mit einem Herzen markieren. Wer sich nicht entscheiden will, drückt bei mehreren. Bitte: Machen Sie mit!

Klicken ist eines. Debattieren wäre das andere: Was ist nostalgisch verklärt und was futuristisch verblendet? Wo steht stilistisch gelungene, wo komplett unverständlich formulierte Architektur? Ob die Jury der Stadtzürcher Auszeichnung für gute Bauten so redet, werden wir nie erfahren, weil das Preisgericht hinter verschlossenen Türen tagt. Aber immerhin, online dürfen wir im gegebenen Rahmen mitklicken. Die Frage ist nur: Ist das interaktiv genug?

Neue Zürcher Zeitung, Mi., 2021.06.23

11. Juni 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Anne Lacaton, Architektin und Abrissgegnerin: «Nachhaltigkeit bedeutet die Pflege dessen, was schon da ist»

Trotz Ruhm und Pritzkerpreis: einen geplanten Abriss zu verhindern, ist schwierig. Dies bedauert die französische Pritzker-Preisträgerin. Sie hofft, dass ihre Projekte auch hierzulande von der Schönheit bestehender Gebäude überzeugen können.

Trotz Ruhm und Pritzkerpreis: einen geplanten Abriss zu verhindern, ist schwierig. Dies bedauert die französische Pritzker-Preisträgerin. Sie hofft, dass ihre Projekte auch hierzulande von der Schönheit bestehender Gebäude überzeugen können.

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04. Juni 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Vom Baustoff für die Ewigkeit zum Buh-Material des Ökozeitalters: Aber der Beton dankt noch nicht ab

Das Felix-Platter-Spital in Basel wird zu einem Wohnhochhaus umgebaut. Dabei bleiben 20 000 Tonnen Beton des Baudenkmals erhalten: Solange CO2-neutraler Ökobeton noch ein Wunschtraum ist, bleibt dies wegweisend.

Das Felix-Platter-Spital in Basel wird zu einem Wohnhochhaus umgebaut. Dabei bleiben 20 000 Tonnen Beton des Baudenkmals erhalten: Solange CO2-neutraler Ökobeton noch ein Wunschtraum ist, bleibt dies wegweisend.

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24. Mai 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Die erste internationale Grossveranstaltung in Venedig seit dem Lockdown ist kein Wohlfühlevent. Aber es gibt Tee und eine Schaukel

Am Wochenende eröffnete die Architekturbiennale. Sie widmet sich der Frage nach dem Zusammenleben in einer Vehemenz, die nicht nur freiwillig ist. Die Pandemie hat ihr den Rest gegeben.

Am Wochenende eröffnete die Architekturbiennale. Sie widmet sich der Frage nach dem Zusammenleben in einer Vehemenz, die nicht nur freiwillig ist. Die Pandemie hat ihr den Rest gegeben.

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11. Mai 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Mit Pinsel und Pigmenten brachte Le Corbusier die moderne Architektur zum Klingen

Er entwickelte für alles ein System, auch für die Farben. In seinen Farbklaviaturen zeigt sich die sensible Seite des Grossmeisters, der in letzter Zeit eher für seine Grobheiten kritisiert wurde.

Er entwickelte für alles ein System, auch für die Farben. In seinen Farbklaviaturen zeigt sich die sensible Seite des Grossmeisters, der in letzter Zeit eher für seine Grobheiten kritisiert wurde.

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07. Mai 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Ernst Gisel war der bessere Homo Faber

Zürich ist nicht die einzige Stadt, die er mit seiner Baukunst beschenkt hat. Seine grössten Werke stehen in Deutschland. Am Donnerstag ist der eigensinnige Baukünstler gestorben.

Zürich ist nicht die einzige Stadt, die er mit seiner Baukunst beschenkt hat. Seine grössten Werke stehen in Deutschland. Am Donnerstag ist der eigensinnige Baukünstler gestorben.

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05. Mai 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Kein Abriss auf Vorrat: Wenn es einen Pfauen-Neubau geben soll, dann einen mit Vision

Was die NZZ im Sommer 1964 schrieb, gilt immer noch: Jørn Utzons Pläne für ein neues Zürcher Schauspielhaus sind kaum zu übertreffen. Und die Studentinnen und Studenten der ETH haben auch Ideen.

Was die NZZ im Sommer 1964 schrieb, gilt immer noch: Jørn Utzons Pläne für ein neues Zürcher Schauspielhaus sind kaum zu übertreffen. Und die Studentinnen und Studenten der ETH haben auch Ideen.

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29. April 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Die Imagination ist schwerelos – erst recht in der Neuen Nationalgalerie, wo sie in vielen Tonnen Glas und Stahl realisiert wurde

Mies van der Rohe glaubte bis an sein Lebensende an das Wahre und Schöne im transparenten Bauwerk. Doch am Glas scheidet sich seit der Moderne vor allem der Geschmack in der Architektur.

Mies van der Rohe glaubte bis an sein Lebensende an das Wahre und Schöne im transparenten Bauwerk. Doch am Glas scheidet sich seit der Moderne vor allem der Geschmack in der Architektur.

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14. April 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Die Autobahn wird zum längsten Park der Stadt

Basel will von São Paulo lernen und demonstriert so auch seine Lust, Grossstadt zu sein.

Basel will von São Paulo lernen und demonstriert so auch seine Lust, Grossstadt zu sein.

«Einen Basler Boden müssten wir erfinden», sinniert Ursula Hürzeler auf dem Muster aus versetzten Rauten unter ihren Füssen. Wie es die brasilianische Designerin Mirthes Bernardes für ihre Stadt São Paulo getan hatte: Schwarze und weisse Pflastersteine bilden ein wellenartiges Muster aus den kantigen Steinen. Je nach Umgebung sind die Bewegungen enger oder greifen weit aus und zeichnen so den Fluss der Stadt nach.

Bodenbeläge tragen genauso wie Bäume oder Bänke zur Aufenthaltsqualität in Städten bei. Die Wertschätzung des öffentlichen Raums manifestiert sich so unter unseren Füssen, noch bevor Statuen, Brunnen, Vorzeigefassaden nach Blicken heischen. Das hatten São Paulos Behörden erkannt.

Wertschätzung mit Fusstritten

Bernardes’ schwungvolle Rhythmen halfen der brasilianischen Megacity der Nachkriegszeit, das Pulsieren der Stadt etwas leichter zu nehmen. Mirthes Bernardes (1934–2020) hatte 1966 den von der Stadtverwaltung ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen. Ihre Muster prägen bis heute prominente Strassenzüge, auch die Avenida Paulista, über der Lina Bo Bardis berühmtes Museum hängt. Der Bodenbelag erfuhr aber nie dieselbe Beachtung wie der brückenartige Glaskubus, der über den Köpfen der Menschen schwebt.

Sogar Autobahnen, die sonntags geschlossen sind, bieten Orte für Ruhe, Freizeit und Erholung im Grossstadtmoloch: Solchen identitätsbildenden Freiräumen widmet sich die Ausstellung «Access for All» im Schweizerischen Architekturmuseum (SAM) in Basel. Die Schau wird ihrem Titel gerecht: Für einmal können die Räume über eine fast 30 Meter lange Rampe direkt von der Strasse her betreten werden, mit freiem Eintritt.

Auf dem Trottoir am Steinenberg, inmitten der gepflegten Kulturmeile, stemmt sich diese Rampe in einem Gestänge aus Latten in die Höhe. «Wir möchten faktisch und performativ einen Zugang schaffen», erklärt Shadi Rahbaran die temporäre Intervention. Über ein schwarz-weisses Dreiecksmuster verlassen die Besucherinnen und Besucher den perfekt über die schallisolierten Tramschienen gegossenen Basler Asphalt. Ihre mentale Reise beginnt so schon vor dem Betreten des ersten Ausstellungsraums. Dort stehen wir dann auf einer Variante von Bernardes’ identitätsbildendem Rautenmuster, das eigentlich nur ein Bodenbelag ist – und eben viel mehr.

Weite in der Enge

Mit dieser Schau über soziale Freiräume in São Paulo fordert der Direktor Andreas Ruby die Basler zu einem Vergleich heraus. Die Stadt wird zur Bühne: Draussen blickt man aufs kürzlich von Herzog & de Meuron umgebaute Stadtcasino, drinnen auf eine raumhohe Tapete mit dem Bild eines dicht bevölkerten Swimmingpools vor einer Hochhauskulisse. Das Wasserbecken liegt auf dem Dach des vor drei Jahren eröffneten Komplexes 24 de Maio. Die vierzehn Geschosse des ehemaligen Einkaufszentrums wurden von Paulo Mendes da Rocha und MMBB Architekten zu einem Gemeinschaftszentrum umgebaut. Es machte international Furore, zurzeit ist das Projekt auch in der aus Wien übernommenen Schau «Critical Care» im Zentrum Architektur Zürich (ZAZ) zu sehen.

«Access for All» signalisiert in die Stadt: Nicht nur auf die Form, auch auf die Nutzung kommt es an. Die vom Architekturmuseum der TU München übernommene Ausstellung kam mit lebendigen Stadtfotografien des Wahlzürchers Ciro Miguel nach Basel. Für den dortigen Auftritt haben die Studentinnen und Studenten des Instituts Architektur der FHNW in einem intensiven Semester unter Anleitung der Professorinnen Shadi Rahbaran und Ursula Hürzeler Freiräume in, auf und um einzelne Gebäude in Modellen voller bunter Minimenschen nachgebaut. Und sie wagten sogar einen Transfer der Erkenntnisse in Basels Flussraum, den grössten öffentlichen Raum der Stadt.

Lernen von São Paulo

Die Energie der hier unter die Lupe genommenen Gebäude aus São Paulo wirkt in die Stadt hinaus: Dabei ist das Sesc 24 de Maio nicht das erste spektakuläre Bauwerk seiner Art. Andere Gemeinschaftszentren sind in dieser Ausstellung ebenfalls vertreten, wie das berühmte Sesc Pompeia, das auch als sogenanntes Stimmungsmodell wiedergegeben ist. Diese Guckkasten-Modelle sind ebenfalls eine Erfindung von Rahbaran und Hürzeler, die die objektivierten, repräsentativen Volumenmodelle, die ihre Studenten für die Ausstellung geschaffen haben, um diesen atmosphärischen Zugang ergänzt.

Am lehrreichsten für Basel bleibt wohl die aufgeständerte, vierspurige «Minhocão», die offiziell Via Elevado Presidente João Goulart heisst und abends und am Wochenende für den Autoverkehr gesperrt wird: Ein langer Abschnitt wird so zum längsten öffentlichen Raum der Stadt. Geschätzt 10 000 Fussgängerinnen und Fussgänger tummeln sich dann jeweils auf dem Stahlbetonkoloss. Dies zeigt vor allem, wie wichtig öffentlich zugängliche Freiräume in dieser Megastadt sind.

Ob eine gesperrte Autobahn genügt, ist umstritten. Den täglichen Verkehrsfluss von 70 000 Fahrzeugen zu unterbrechen, beweist aber, dass jede Gewohnheit verändert werden kann. Auch das hat das Architekturmuseum bereits vorgemacht, wenn man es nun für einmal von hinten und über die hölzerne Rampe betritt. Über Bernardes’ Rautenmuster und auf Sockeln aus im «doppelbrasilianischen Verband» versetzten Steinen reihen sich dann stimmungsvoll erzählte Geschichten aus São Paulo: Modelle, Fotos, Videos, analytisch geordnet und mit schweizerischer Sorgfalt aufgeräumt.

Nur neben dem Entrée der Kunsthalle, wo man üblicherweise ins Architekturmuseum abzweigt, gibt es eine Art Rumpelkammer, ein letzter Raum mit einer dicht gehäuften Fülle von Zeichnungen und Modellen. Erst in den Entwürfen der Studenten für Basel hat die Energie der brasilianischen Megastadt volle Fahrt aufgenommen. Zum Glück sitzt das Personal hinter Plexiglasscheiben, falls dieses lebensfreudige Chaos ins aufgeräumte Basel überschwappen sollte.

Neue Zürcher Zeitung, Mi., 2021.04.14

07. April 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Diese Häuser sind moderne Ikonen. In Kinderaugen werden sie noch grösser, als sie sind

Was heisst es, in einem berühmten Bau zu wohnen? Erinnerungen aus der Kindheit werfen neues Licht auf Jahrhundertwerke von Le Corbusier und Co.

Was heisst es, in einem berühmten Bau zu wohnen? Erinnerungen aus der Kindheit werfen neues Licht auf Jahrhundertwerke von Le Corbusier und Co.

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02. April 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Das Ende der Welt beginnt nicht im Museum: Der Entwurf von Herzog & de Meuron wird auch solche Ängste überdauern

Obwohl sich kein Ende der Vorwürfe abzeichnet, stehen die Bagger am Kulturforum in Berlin schon vor Ort. Das Museum des 20. Jahrhunderts wird gebaut – dank Einfachheit und Eleganz, trotz mittelmässiger Umweltbilanz.

Obwohl sich kein Ende der Vorwürfe abzeichnet, stehen die Bagger am Kulturforum in Berlin schon vor Ort. Das Museum des 20. Jahrhunderts wird gebaut – dank Einfachheit und Eleganz, trotz mittelmässiger Umweltbilanz.

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02. April 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Herzog & de Meuron im Gespräch: «Das Bauwerk eine Energieschleuder zu nennen, geht zu weit»

Für das Museum des 20. Jahrhunderts in Berlin könne kein Vorzeigebeispiel für grüne Museumsarchitektur realisiert werden, bedauert der verantwortliche Partner Ascan Mergenthaler und kritisiert den Planungsprozess der öffentlichen Hand.

Für das Museum des 20. Jahrhunderts in Berlin könne kein Vorzeigebeispiel für grüne Museumsarchitektur realisiert werden, bedauert der verantwortliche Partner Ascan Mergenthaler und kritisiert den Planungsprozess der öffentlichen Hand.

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31. März 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Kaffee und Daten strömen durch Wohnungen und die Welt: Unser Bewegungsradius ist nur scheinbar eingeschränkt

Jeden Handgriff zentimetergenau auszumessen, ist aus der Mode gekommen. Überhaupt lassen sich Handlungsabläufe und Raumgrössen kaum mehr allgemeingültig...

Jeden Handgriff zentimetergenau auszumessen, ist aus der Mode gekommen. Überhaupt lassen sich Handlungsabläufe und Raumgrössen kaum mehr allgemeingültig...

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16. März 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Der Pritzkerpreis 2021 geht an Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal: Bauen, Wohnen, Denken für das 21. Jahrhundert

Der Trend im Architekturschaffen geht hin zum Teamwork, dies spiegelt sich auch an den Preisträgern der wichtigsten Auszeichnung in der Architektur.

Der Trend im Architekturschaffen geht hin zum Teamwork, dies spiegelt sich auch an den Preisträgern der wichtigsten Auszeichnung in der Architektur.

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12. März 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Ein muslimisches Gebetshaus auf einem Hamburger Friedhof: «Anfangs wusste ich nur, islamische Beerdigungen sind nicht überall gleich»

Die Zürcher Architektin Medine Altiok bringt an der Elbe Hamburger Backsteintradition mit usbekischem Lehmziegelbau zusammen.

Die Zürcher Architektin Medine Altiok bringt an der Elbe Hamburger Backsteintradition mit usbekischem Lehmziegelbau zusammen.

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02. März 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Der Knorz der Zürcher Kompromisse: Nicht jede Zwischennutzung ist ein kreativer Akt

Es sind wunderbare Überraschungen, wenn neue Nutzungen alten Hallen wieder Leben einhauchen. Basel macht es mit Musiksälen in leerstehenden Kirchen vor. In Zürich fehlt nach dem Auszug der Tonhalle-Gesellschaft aus dem Maag-Areal jede Idee.

Es sind wunderbare Überraschungen, wenn neue Nutzungen alten Hallen wieder Leben einhauchen. Basel macht es mit Musiksälen in leerstehenden Kirchen vor. In Zürich fehlt nach dem Auszug der Tonhalle-Gesellschaft aus dem Maag-Areal jede Idee.

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10. Februar 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Hype ums Grün auf Hochhäusern: Es ist Spektakel und Klimaschutz in einem, aber die Buchhaltung geht leider nicht auf

Bepflanzte Fassaden machen weltweit Schlagzeilen, aber dabei fehlt die Weitsicht.

Bepflanzte Fassaden machen weltweit Schlagzeilen, aber dabei fehlt die Weitsicht.

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02. Februar 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Ein Lob auf die Enge im Lockdown: Sie ist eine Chance für Entdeckungen zu Hause

In der Quarantäne besteht nicht jede Wohnung den Stresstest. Das ist weniger eine Frage der Quadratmeter als vielmehr eine Folge der falschen Vorbilder.

In der Quarantäne besteht nicht jede Wohnung den Stresstest. Das ist weniger eine Frage der Quadratmeter als vielmehr eine Folge der falschen Vorbilder.

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28. Januar 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Alle müssen raus! Und zwar dorthin, wo vor der Pandemie kaum jemand hinging

Vergessene Ecken gibt es überall: Für Spaziergänge gegen den Lock-Down-Blues eignen sie sich besonders gut, wenn sie auch noch langweilig sind.

Vergessene Ecken gibt es überall: Für Spaziergänge gegen den Lock-Down-Blues eignen sie sich besonders gut, wenn sie auch noch langweilig sind.

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26. Januar 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Öko-Pionier James Wines: «Die meiste umweltfreundliche Architektur ist wirklich ziemlich hässlich»

Der amerikanische Künstler und Architekt kritisiert den grünen Mainstream in der Architektur. Im Gespräch mit Sabine von Fischer erklärt der Öko-Designer der ersten Stunde, warum er im Alter von 88 Jahren seine Prinzipien nochmals infrage stellt.

Der amerikanische Künstler und Architekt kritisiert den grünen Mainstream in der Architektur. Im Gespräch mit Sabine von Fischer erklärt der Öko-Designer der ersten Stunde, warum er im Alter von 88 Jahren seine Prinzipien nochmals infrage stellt.

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07. Januar 2021Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Schön ist alles, was nicht modern ist, meint Trumps neue Verfügung. Aber das Verdikt zum Architekturstil zielt ins Leere

Kann man Schönheit verordnen? Der scheidende US-Präsident hat auch das noch versucht und damit grundlegende Fragen zur Rolle der Architektur in der Gesellschaft aufgeworfen.

Kann man Schönheit verordnen? Der scheidende US-Präsident hat auch das noch versucht und damit grundlegende Fragen zur Rolle der Architektur in der Gesellschaft aufgeworfen.

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11. Dezember 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Nur das städtische Leben, nicht die Kunst allein kann diese Leere füllen: Das Kunsthaus Zürich hat seine Flächen verdoppelt

David Chipperfields Erweiterungsbau fasziniert dank seinen Zwischenräumen, im Innern des Museums genauso wie im Stadtraum.

David Chipperfields Erweiterungsbau fasziniert dank seinen Zwischenräumen, im Innern des Museums genauso wie im Stadtraum.

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verknüpfte Bauwerke
Kunsthaus Zürich - Erweiterungsbau

08. Dezember 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Keine Angst vor Riesenblöcken: Manche grossen Wohnungsbauten fressen ihre Bewohner wie Ungeheuer. Nicht aber dieses Krokodil

Ein Holzbau mit 254 Wohnungen in der Winterthurer Lokstadt zeigt, wie es anders geht.

Ein Holzbau mit 254 Wohnungen in der Winterthurer Lokstadt zeigt, wie es anders geht.

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06. November 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Der Alpenraum verdient besondere Aufmerksamkeit, wenn es um nachhaltiges Bauen geht

Ein Preis und eine Ausstellung sensibilisieren für Klimafragen in der Architektur: Vor der alpinen Kulisse ist offensichtlich, dass Landschaftsverträglichkeit die zentrale Frage der Zukunft sein wird.

Ein Preis und eine Ausstellung sensibilisieren für Klimafragen in der Architektur: Vor der alpinen Kulisse ist offensichtlich, dass Landschaftsverträglichkeit die zentrale Frage der Zukunft sein wird.

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verknüpfte Auszeichnungen
Constructive Alps 2020

13. Oktober 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Peter Zumthor in Los Angeles: gegen Skepsis, Schwerkraft und die Hierarchien des traditionellen Museums

Das Los Angeles County Museum of Art soll pünktlich zu Peter Zumthors 80. Geburtstag im Jahr 2023 eingeweiht werden. Dann will auch Wim Wenders seinen Film über den kompromisslosen Schweizer Architekten zeigen.

Das Los Angeles County Museum of Art soll pünktlich zu Peter Zumthors 80. Geburtstag im Jahr 2023 eingeweiht werden. Dann will auch Wim Wenders seinen Film über den kompromisslosen Schweizer Architekten zeigen.

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10. Oktober 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Von einer unversehrten Landschaft kann nicht die Rede sein. Ein überirdischer Stollen macht die Wanderung erst interessant

Eine Röhre zwischen zwei künstlich angelegten Wasserbecken wird in einem abgelegenen Tal für einen Moment sichtbar und lässt uns erahnen, wie viel Infrastruktur in die Berge hineingebaut ist. Eine Künstlerin hat sich sogar in den Stollen hineingewagt.

Eine Röhre zwischen zwei künstlich angelegten Wasserbecken wird in einem abgelegenen Tal für einen Moment sichtbar und lässt uns erahnen, wie viel Infrastruktur in die Berge hineingebaut ist. Eine Künstlerin hat sich sogar in den Stollen hineingewagt.

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07. Oktober 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Die Europaallee wird entschleunigt: Eine Klangwolke schwebt über dem schwarzen Asphalt

Drei blaue Steine lassen die Geräuschkulisse am Zürcher Hauptbahnhof plötzlich harmonisch klingen. Aber reicht Kunst denn aus, um misslungene Gestaltung zu heilen?

Drei blaue Steine lassen die Geräuschkulisse am Zürcher Hauptbahnhof plötzlich harmonisch klingen. Aber reicht Kunst denn aus, um misslungene Gestaltung zu heilen?

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02. Oktober 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

«Es geht nicht nur ums Verdichten oder ums Hochhaus, sondern um den Stadtraum in seiner Gesamtheit», erklärt Architekt Quintus Miller

In Basels Stadtzentrum ragt ein weiteres Hochhaus in den Himmel und öffnet eine Blickachse über den Rhein. Das Wichtigste aber, sagen Beat Aeberhard, Kantonsbaumeister von Basel-Stadt, und Architekt Quintus Miller, seien die Freiräume im Baloise-Park, die erst durch die Verlagerung der Bauvolumen in die Höhe möglich wurden.

In Basels Stadtzentrum ragt ein weiteres Hochhaus in den Himmel und öffnet eine Blickachse über den Rhein. Das Wichtigste aber, sagen Beat Aeberhard, Kantonsbaumeister von Basel-Stadt, und Architekt Quintus Miller, seien die Freiräume im Baloise-Park, die erst durch die Verlagerung der Bauvolumen in die Höhe möglich wurden.

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25. September 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Einfamilienhaus-Update: Individualisierung ohne Abstandsgrün muss erst noch erfunden werden

Lange war das Einfamilienhaus der bauliche Ausdruck der Persönlichkeit jedes Einzelnen. Unterdessen aber stehen die uniformen Kisten nur noch für die Ideenlosigkeit der Architektur und zerstören die Landschaft. Eine Idee hat sich selbst überlebt, was kommt danach?

Lange war das Einfamilienhaus der bauliche Ausdruck der Persönlichkeit jedes Einzelnen. Unterdessen aber stehen die uniformen Kisten nur noch für die Ideenlosigkeit der Architektur und zerstören die Landschaft. Eine Idee hat sich selbst überlebt, was kommt danach?

Der Traum vom Einfamilienhaus ist zum Albtraum der Nation geworden: Kleine Boxen haben sich über Jahrzehnte durch die Wiesen, Hügel und Täler der Schweiz gefressen. Und sie tun es weiter, nur langsamer, weil eine Mehrheit für ein neues Raumplanungsgesetz gestimmt hat. Ob Häuserbauen und Individualität allerdings in einem zwingenden Zusammenhang stehen, ist fraglicher geworden denn je.

Jede Generation formuliert ihre eigenen Ideale. Darum braucht es dringend ein Update zu Martin Heideggers vielzitierter und lange gültiger Überlegung in «Bauen Wohnen Denken», als er das Bauen mit dem Sein und das Wohnen mit der Einbettung und Erfüllung des Daseins in der Welt gleichsetzte. Das neue Raumplanungsgesetz regelt nun, dass nur bei nachweisbarem Bedarf noch mehr gebaut werden darf. Träume von der Selbstverwirklichung im eigenen Häuslein reichen für diesen Nachweis nicht.

Wie dringend ein Update der Wohnideale geworden ist, zeigen nicht erst die Luftaufnahmen der vom Siedlungsbrei zerfressenen Landschaften, sondern ganz aus der Nähe die Ausgestaltungen der Eingänge und Vorgärten. Garagentore und gestutzte Hecken reihen sich gleichförmig hinter geebneten Vorfahrten und Abstandsgrün. Als bauliche Manifestationen der menschlichen Existenz erzählen sie von Sehnsüchten nach friedlicher Abgeschiedenheit. Dies scheint angesichts der heutigen helvetischen Platzverhältnisse vollkommen aus der Zeit gefallen. Jetzt, da die Urbanisierung und Verdichtung das Land umgeformt hat, wünscht man sich vor allem mehr Abwechslung im städtebaulichen Einheitsbrei, etwas Freiraum, irgendeinen Ausdruck der Freude am Leben.

Die Krise der Zersiedlung

Vielfalt ist zum neuen Architektenlieblingswort für die Beschreibung von Gebäudetypen, Wohnungsgrössen und der Aussenraumgestaltung geworden. Darin liegt das Versprechen, dass auch in dichten Siedlungsstrukturen mit verschiedenen Funktionen individuelle Bedürfnisse genügend Platz finden. Gleichzeitig zeichnet sich angesichts der immergleichen Eigenheime, in denen die bisherigen Generationen ihr Glück zu finden glaubten, eine Ernüchterung ab. Die Sehnsucht der Jungen richtet sich auf neue Ziele, denn gleichförmigere Quartiere als Eigenheimwüsten gab es in ihren Augen seit den Plattenbauten nicht mehr. Zwar sind die Schweizer Wohnbauten kleiner, aber im Wesen nicht minder monoton als die planwirtschaftliche Massenware. Die idyllischen Einfamilienhäuser sind als Albtraum von uniformen Überbauungen in einer versehrten Landschaft angekommen.

Unter dem Anblick dieser lieblosen Wohnlandschaften leiden vermutlich mehr Menschen als unter dem Lärm von Autobahnen und Anflugpisten. Wir blättern in Ferienprospekten und schwärmen von belebten Plätzen und der Vielfarbigkeit von Fassaden, wo jeder Bewohner des auch noch so grossen Wohnbaus seiner Individualität Ausdruck gibt. Was aber in der Ferne gefällt, zählt nicht im gleichen Mass in der Heimat. Hier dominiert am Strassenrand die Hecke, die klarmachen will: nicht in meinem Garten oder, wie es im Englischen in den letzten Jahren im Zusammenhang mit der zögerlichen Verdichtung öfters kritisiert wurde: «not in my backyard». Alle wollen verdichten – bloss nicht da, wo man selbst wohnt. Da braucht es am besten noch etwas extra Grün oder ein Fertigbauteil aus dem Baumarkt, Hauptsache, Abstand zum Nachbarn.

«Yes in My Backyard»

Hier setzt die amerikanische Yimby-Bewegung an: «Yes in My Backyard», «Ja, in meinem eigenen Garten». Damit ist gemeint: Nur wenn wir im eigenen Garten und in der eigenen Nachbarschaft beginnen, wird eine Veränderung möglich sein. Yimbys hinterlegen ihr Konzept mit Zahlen und zeigen, dass in der derzeitigen Entwicklung zwar kleine durch grössere Gebäude ersetzt werden, dass aber am Ende doch weniger Menschen auf dem gleichen Grundstück wohnen. Solche Fakten wurden auch hierzulande schon veröffentlicht, weshalb die sogenannten Ersatzneubauten und Neubauten in letzter Zeit in Verruf gekommen sind. Viel eher werden Ergänzungsmodelle erprobt, in denen ans Bestehende angebaut wird.

Ein anderes Konzept aus den USA, das weltweit Nachahmer gefunden hat, ist die Tiny-House-Bewegung. Klein, kleiner, am kleinsten: Das «Tiny House Immergrün», das derzeit an der Aargauerstrasse in Zürich Altstetten aufgestellt ist, unterschreitet mit seinen 17 Quadratmetern Grundfläche die amerikanische Obergrenze von 37 Quadratmetern bei weitem. So winzig ist es, dass nicht jeder sich vorstellen kann, Tag und Nacht hier drinnen zu verbringen. Doch der grosse Erfolg der Tiny-House-Idee bezeugt das Interesse und auch den Handlungsbedarf, das Privathaus neu zu formulieren: vielleicht eben viel kleiner, vielleicht veränderbar, auf jeden Fall anders als das konventionelle Einfamilienhaus.

Dabei ist das Zürcher Mini- oder besser: Mikrohaus, entworfen von einem jungen Duo mit dem programmatischen Namen Kollektiv Winzig, dank Solartechnik auch stromautark und dank seiner neongrünen Farbe durchaus singulär, jedenfalls ein Farbtupfer in der Landschaft. Auch anderweitig will dieser Prototyp für ein Kleinsthaus zur Individualität des zukünftigen Wohnens beitragen, indem es beispielsweise einen Generationenwechsel im Zyklus einer Wohnsiedlung auffangen kann.

Nicht totsagen, sondern verjüngen muss man die halbleeren Einfamilienhäuser und entlegenen Siedlungen. Dafür plädiert auch der Journalist und Einfamilienhausbesitzer Stefan Hartmann im Untertitel seines kürzlich erschienenen Buchs: «Eine Wohnform in der Sackgasse». Seine breit angelegte Geschichte zum Schweizer Einfamilienhaus fasst die allgemeine, auch die eigene Desillusionierung schon im Titel mit dem eingeklammerten K: «(K)ein Idyll» (Triest-Verlag, 2020). Jetzt, da die Kinder ausgezogen sind, wäre es vielleicht auch an der Zeit, selber den Schritt in eine andere Wohnform zu wagen? Es geht Hartmann nicht um das Ende des Traums vom Eigenheim, sondern um dessen nächste, zukunftsfähige Form.
Lebenszyklen zulassen

In seiner Tour d’Horizon durch die Geschichte des Einfamilienhauses kommt Hartmann nicht darum herum, den Stadtwanderer und lautesten Zersiedlungskritiker der Schweiz, Benedikt Loderer, zu zitieren, der das Einfamilienhüsli als Bastard beschreibt: «Sein Vater war das proletarische Siedlungshaus, seine Mutter die bürgerliche Villa.» So charmant beschrieb noch keiner diesen Bautyp. Zu ergänzen wären hier nur noch die Kinder aus dieser Heirat: Neben der verbauten Landschaft eben auch die Fertigteilindustrie, der die stereotype Erscheinung der einzelnen Hüsli geschuldet ist.

Hartmann wiederum belegt mit Zahlen, dass immer weniger Menschen diesen Traum vom individuellen Wohnen hinter ewiggleichen Fassaden und Vorgärten leben wollen: In einem Viertel des Schweizer Einfamilienhausbestands wohnen nur noch ein oder zwei Personen über 65 Jahre. Die Blütezeit situiert der Autor in den 1980er Jahren, als die Bedingungen zur Ausbreitung der «Hüslipest» dank erschwinglichem Bauland und Hypotheken mit wenig Eigenmitteln hervorragend waren. Doch hoffnungslos beurteilt er die Situation in seinem faktenreichen Buch nicht: «(K)ein Idyll» benennt auch zahlreiche Transformationsmodelle, in denen Häuser im Dienst einer bautypologischen Vielfalt und einer höheren Bewohnerdichte umfunktioniert, geöffnet und erweitert werden könnten.

Dies ist zwar einfacher gesagt als getan, trotzdem gibt es bereits zahlreiche Umsetzungen dieser neuen Ideen, die sich auch zeigen lassen: So wird am Wochenende des 26./27. September in Zürich das Tiny House seine Klappen öffnen, und auch klassischere Wohnungstüren werden aufgeschlossen (siehe openhouse-zuerich.org). Die Architekten Sancho Igual und Yves Guggenheim beispielsweise haben in Altstetten ein Ein- durch ein Mehrfamilienhaus für 28 statt der bisherigen 5 Bewohner ersetzt, der Wohnflächenverbrauch pro Person halbiert sich so vom schweizerischen Durchschnitt auf beinahe die Hälfte, nämlich 23 Quadratmeter.

Der Traum vom individuellen Wohnen ist mit diesen Minimalwohnflächen nicht vergessen, er nimmt nur andere Formen an. Das Bauen und Wohnen nach dem Einfamilienhausboom berücksichtigt vermehrt auch die Lebenszyklen der Einzelnen, schliesslich verändern wir uns über die verschiedenen Lebensphasen meist schneller als ein Haus. Diese Überlegungen zur Zukunft der Hüsliquartiere nehmen neben der Vielfalt der Wohnungsgrössen auch ein vielseitiges Angebot an Aussenflächen in den Fokus.
Hinterhöfe zu Allmenden

Bespielbare Freiflächen statt Abstandshecken und eine Auswahl an Aktivitäten statt Einheitsgrün sind zentral in diesen Konzepten, die über die uniformen Fassaden hinaus «out of the box» denken. Früher oder später werden die Gartenzäune neue Umrisse entlang der längst umgebauten Häuser zeichnen, und die Städte werden trotz höherer Dichte mehr Platz zur individuellen Gestaltung der Zwischenräume bieten. Statt leere Vorgärten sauber zu halten, wäre endlich Platz für etwas mehr Spielraum für Wohn-Träume aller Generationen, auch im Sinn einer nachbarschaftlich bewirtschafteten Allmend, die ausserhalb der parzellierten Flächen Möglichkeitsräume für alle öffnet.

Individualisierung wird in unserer Gesellschaft grösser geschrieben als je zuvor, doch das einstige Symbol dieser modernen Errungenschaft hat abgedankt. Das Einfamilienhaus, von dem man einst glaubte, es sei jedes Bauwerk so besonders wie seine Bewohnerinnen und Bewohner, hat gleichförmig vom Thurgau bis in den Kanton Waadt die Landschaft versehrt und die Menschheit nicht weitergebracht. Auf den Verkaufsportalen und erst recht zwischen den Fertigprodukten für Haus und Garten wird immer klarer: Nicht mehr normierte Häuschen, sondern ganz kleine und viel grössere Baukörper werden uns die Freiheit geben, entsprechend unseren Träumen zu wohnen.

[ Stefan Hartmann: (K)ein Idyll – Das Einfamilienhaus. Eine Wohnform in der Sackgasse. Triest-Verlag, Zürich 2020. 176 S. ]

Neue Zürcher Zeitung, Fr., 2020.09.25

21. September 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

In diese Holzbauten ist das Wetter der letzten Jahrzehnte eingeprägt

Der Charme des Traditionsbaustoffs lebt weiter, dabei wandelt sich seine Verwendung allerdings vom Heimeligen zum Hightech. Die NZZ-Fotografin Karin Hofer hat Holzbauten aus drei Jahrzehnten fotografiert.

Der Charme des Traditionsbaustoffs lebt weiter, dabei wandelt sich seine Verwendung allerdings vom Heimeligen zum Hightech. Die NZZ-Fotografin Karin Hofer hat Holzbauten aus drei Jahrzehnten fotografiert.

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19. September 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Glamour in der Fabrik: Eine lapidare Kiste feiert die Schokolade

Das Lindt Home of Chocolate inszeniert mit grossen Kurven und wilden Drehungen die Pionierleistungen der Schweizer Chocolatiers. Dabei würdigt es zuallererst das Handwerk und die Produktion.

Das Lindt Home of Chocolate inszeniert mit grossen Kurven und wilden Drehungen die Pionierleistungen der Schweizer Chocolatiers. Dabei würdigt es zuallererst das Handwerk und die Produktion.

Am Zürcher Seeufer verbindet sich der Charme gealterter Backsteinmauern mit dem Glanz eines Neubaus, der in der obersten Museumsliga mitspielen will. Wer zu schnell vorbeifährt, könnte fast übersehen, dass hinter der historischen Fabrikfassade in der Tiefe des Fabrikareals eine weiss glänzende, geschwungene Front den Eingang ins Lindt Home of Chocolate weist.

Lokale Tradition verbindet sich hier mit internationalem Glamour: Seit dem 19. Jahrhundert wird Schokolade aus Kilchberg in die ganze Welt exportiert. Die Grossbuchstaben über der Strassenfront sagen nun nicht mehr «Lindt & Sprüngli» wie anno 1899, sondern demonstrieren mit «Maître chocolatier suisse» selbstbewusst Weltoffenheit – und in der zweiten Reihe dann mit dem englischen Namen des Museums auch den Anschluss an die neue Globalsprache. Die Lettern an der Seestrasse genauso wie in der hinteren Reihe sind in Gold gehalten, etwas anderes wäre nicht gut genug.
In der zweiten Reihe

Sonst riecht es auf dem ganzen Fabrikareal nach Schokolade, rattert und rüttelt es hinter metallgefassten Fensterfronten. Bescheiden zeigt auf dem südseitigen Parkplatz ein rostiges Schild immer noch zum ehemaligen Schoggi-Shop am Bahndamm. Und wer die Fabrikanlage von Norden her entlang dem neuesten Bauwerk betritt, sieht dort nur eine riesige Wand aus naturbelassenen Ziegeln. Die Laderampe bestätigt: Hier, zwischen Wohnbauten an attraktiver Lage am linken Zürichseeufer, wird immer noch, und bis auf weiteres, Süsses hergestellt.

Die gleiche ziegelrote Backsteinfassade säumt auch die lange Seite des neuen Hallenbaus. Dessen Architekten Christ & Gantenbein haben mit ihren Museumsbauten internationale Bekanntheit erlangt, aber hier merkt man wenig von den grossen Ambitionen. Rundherum nehmen rote Ziegelsteine über Schichten aus fahlrot eingefärbtem Mörtel die Sprache der bestehenden Industriebauten auf, sogar das Metall der Fensterrahmen und Storen ist in dieses helle Ziegelrot getaucht. Einzig der Fries, der oben an der Wand um das ganze Haus läuft, erinnert an das Kunstmuseum Basel. Sonst ist das Schokolademuseum in Kilchberg von aussen vor allem eine Hommage an die Fabrik von Lindt & Sprüngli in Kilchberg, wo seit dem Wegzug aus Bern in den 1890er Jahren Schokolade produziert wird.

Das Museum sei im Grunde genommen eine lapidare Box, die sich ins Fabrikareal integriere, erklärt der Architekt Emanuel Christ. Das einzige Ereignis sei der ausgeschnittene Eingang, der etwas Neues ankündige. «Früher schlichen die Leute um die Gebäude herum, viele machten einen Stopp im Schoggi-Shop, aber es war eine eigenartige Situation. Heute ist neben dem Museum auch die Fabrikanlage eine Sehenswürdigkeit. Dass die Bauherrschaft auf einem Restgrundstück in der zweiten Reihe mit dieser grossen Halle einen Magneten kreiert hat, wertet die Fabrikanlage als Ganze auf.»

Eine glänzend weiss glasierte Backsteinwand markiert in der matt ziegelroten Kiste den Eingang und setzt den Auftakt zur Innenwelt des Museums. Die Einbuchtung fasst einen grossen, zentralen Platz, wo früher nur ein Durchgang war. Zwischen Produktions- und Verwaltungsbauten staunt man nun an Café-Tischen über das Überleben einer Fabrik an einem Ort, der woanders längst einer Neuplanung anheimgefallen wäre. Statt es mit Wohnungen oder Dienstleistungen neu zu besetzen, wird das Industrieareal hier zum Erlebnis stilisiert.
Die Fabrik als Erlebniswelt

Drinnen dann, wo sich das Weiss der Eingangsfassade fortsetzt, wird die hohe Kunst der Schweizer Schokoladeproduktion zur Schau gestellt. Der geschwungene Einschnitt in der Backsteinfassade war erst der Anfang: In der Halle entfaltet sich ein Raumerlebnis von Drehungen und Kurven, kreisförmige Öffnungen werfen Lichtspiele auf die Wände, riesige Pilzstützen zeichnen Rundungen auf die Decke, sie ragen hinaus in den offenen Raum und hinein in die Raumschichten. Balkone, halbkreisförmige Auswölbungen und Wendeltreppen schreiben die Drehbewegungen weiter. Dieses Museum ist vielleicht nicht das edelste, aber sicher das wildeste unter den Museumsbauten der Basler Architekten Christ & Gantenbein.

Die verschiedenen Drehbewegungen sorgen für ein räumliches Spektakel und binden gleichzeitig die beiden Teile des Hallenbaus zusammen: Seeseitig liegen die Raumschicht mit Museum, Shop, Schoggi-Atelier und Lounge, hangseitig interne Einrichtungen wie Infrastruktur, Testanlage, Research-Development, Büros. Über das wilde Formenspiel treten sie in einen Austausch. Auch der Besucherrundgang quert am Ende die Halle, die wie in einer amerikanischen Shopping-Mall auch Atrium genannt wird. Gekostet hat das Ganze 100 Millionen Franken, dafür gibt es nun über 20 000 Quadratmeter Fläche für das grösste Schokolademuseum der Schweiz, den grössten Schokolade-Shop der Welt und viele andere Publikums- und Firmenbedürfnisse, inklusive Tapeten wie derjenigen mit Gussformen aus dem firmeneigenen Archiv, die täuschend echt dreidimensional wirken.

Wer aus der weissen Welt der Halle in die Black Box des Museumsrundgangs wechselt, wird mit allen Sinnen ins Universum der Schokoladeherstellung getaucht. Eingangs wird in der multimedialen Szenografie des Ateliers Brückner zwischen einem Blätterwald von Kakaopflanzen der Ursprung des Kakaos in Südamerika und Afrika auf wandfüllenden Zeichnungen und interaktiv auf Bildschirmen nachgezeichnet. Hier geht es um Schokoladekompetenz am Standort Schweiz weit über die eigene Marke hinaus: Suchard, Tobler, Peter und Cailler werden als Protagonisten und Pioniere gefeiert.

Nachhaltigkeit ist auch ein Element dieser Erzählung. Hier präsentiert die von Ernst Tanner präsidierte Lindt Chocolate Competence Foundation verschiedene Modelle und Labels, zum Beispiel UTZ und Rainbow Alliance, und eben auch das hauseigene «Farming Program». Im Gegensatz zu anderen Herstellern kauft Lindt & Sprüngli die Bohnen von Bauern, die diesem 2008 etablierten Programm angeschlossen sind, und übernimmt so selbst die Kontrolle über die ökologische und soziale Nachhaltigkeit der Produktion. Der Weg «from bean to bar» bestimmt den gesamten Museumsrundgang. Auf den zwei neuesten Lindt-Packungen ist er sogar mittels QR-Code abrufbar und so nachvollziehbar, wie eine Produktionskette sein kann, wenn sie auf Websites oder eben wie hier im Museum auf Bildschirmen und Texttafeln nacherzählt ist.

Augen, Ohren, Nase werden angesprochen, die Geruchsstation ist allerdings zurzeit Corona-bedingt geschlossen. Zuweilen ereilt einen trotzdem das Déjà-vu, schon wieder ein Touchscreen, ein animiertes Erklärvideo, ein Sternenhimmel, das gab es auch schon in anderen Museen zu ganz anderen Themen in derselben Form. Hier kommen die Testanlage und die Schau-Produktionsanlage dem Besucherrundgang zugute. Wie in den Clean Rooms der Lebensmitteltechnologie und in den White Cubes der modernen Museen sind die Räume dieser Anlagen in Weiss gehalten: Das Marmormuster der Böden leuchtet hell und sauber, der Beton der riesigen Pilzstützen ist weiss lasiert.

Black Box und White Cube: Fast läuft das Home of Chocolate Gefahr, in überkommene Stereotype abzusacken: die Ausstellung in einer Black Box mit viel Bildschirminstallationen, der repräsentative Raum der Halle als Museumsarchitektur in Weiss. Allerdings wurde gerade diese reinweisse Ausstellungskonvention des 20. Jahrhunderts vor nicht allzu langer Zeit von denselben Architekten infrage gestellt, als sie im Kunstmuseum Basel mit grauem Marmor und dunklen Hölzern eine Atmosphäre jenseits des White Cube herstellten.

Die Riesenkiste ist nicht so monumental und edel wie das Kunstmuseum Basel und nicht so eklektisch und dynamisch-schräg wie das Schweizer Landesmuseum in Zürich, deren Entwürfe aus derselben Feder stammen. Diese Kiste ist Christ & Gantenbeins bisher gewagtester Museumsbau, gerade weil er sich nicht scheut, im Äusseren ganz alltäglich zu sein – und innen dann leidenschaftlich bewegt in unregelmässig gesetzten Kräftefeldern aus Rundbalkonen, auskragenden Ufo-Lounges und stoischen Pilzstützen, die alle Lasten tragen und dem Raum seinen Ausdruck geben.

Dank dem neun Meter hohen «Schoggibrunnen» riecht es bis in alle Ecken der in Weiss gehaltenen Halle nach Schokolade. Fürs Auge allerdings schafft die Skulptur es kaum, mit der aus einem goldenen Riesenschwingbesen herabrinnenden braunen Flüssigkeit den Raum zu bespielen, und auf der Höhe der Besucher gibt es ohnehin nur noch braunes Plastik ohne Genusswert. Was der Schoggibrunnen aber leistet, ist die Verbindung zum umliegenden Fabrikgelände über den olfaktorischen Sinn: tief einatmen und dann ab in den Shop. Dort übrigens sind, ebenfalls im Dialog mit der Umgebung, Backsteine auf die Tapete aufgedruckt.
Kurven bis zum Schmelzpunkt

Architektur und Schokolade finden in einer Drehbewegung zusammen: Die Kreisformen im Raum erinnern eben an die ikonische Lindor-Kugel und auch an die Conchiermaschine, die Lindt & Sprünglis Schmelzschokolade so erfolgreich machte. Aber vielleicht ist dies nur ein humorvoller Nachgedanke im Delirium des Schokoladedufts. Christ & Gantenbein zeigen mit dem Home of Chocolate die Bandbreite ihres Vokabulars und auch ihrer Referenzen. Grosse Meister der Architektur wie Louis Kahn haben schon im letzten Jahrhundert im Salk Institute in San Diego Beton als Kreisbogen und Zylinder in eine feste Form gegossen. Hier in Kilchberg allerdings ist alles kleiner und durch die variierten Abstände der Pilzstützen auch verspielter – passend zur Schokolade eben, die mehr auf den Genuss als auf den Verstand zielt.

Als Emanuel Christ und Christoph Gantenbein an der ETH Zürich, wo sie nun Professoren sind, in den 1990er Jahren studierten, war die minimalistische Kiste das international bekannte Markenzeichen der Schweizer Architektur. Unterdessen ist viel passiert, die Architekten sind durch die Welt gereist, haben auch im Ausland gelehrt und sogar Robert Venturis Postmoderne liebgewonnen. So hat der Lindt-&-Sprüngli-Neubau mit der perfekten Schweizer Box kaum mehr etwas gemeinsam, sondern eher mit einer glorifizierten Lagerhalle, die nun mit den goldenen Lettern an der Fassade wie einst Venturis berühmte Skizze rufen darf «I am a monument».

Das war nicht immer so. In der ersten Phase des Studienauftrags, zu dem fast alle Entwerfer berühmter Schweizer Museen eingeladen waren, hatten sie noch eine in goldenes Trapezblech gehüllte Museumskiste präsentiert: Wie die Glitzerfolie aber beim Verzehr der Lindor-Kugeln entfernt wird, so fiel auch die goldene Hülle. Der Backstein der Aussenmauern liegt nackt am historischen Pilgerweg, dem der öffentliche Durchgang durch die Fabrikanlage zu verdanken ist. Diese frei begehbare interne Fabrikstrasse ist eine weitere Besonderheit der Kilchberger Anlage und kommt dem Areal insbesondere jetzt, da ein Museum und mit ihm ein grosser Platz diese innere Strasse erweitern, zugute.

Die Einbindung des Museums ins Fabrikareal über die rohen, ziegelroten Backsteinfassaden, über den Geruch und über die offengelegte Tragstruktur der Pilzstützen sind der grösste Asset dieser Architektur. Glanz und Gloria ist mit dem Werbeträger Roger Federer bei der internationalen Kundschaft ohnehin gesichert. Die Frage aber, wie Industrieareale in die Zukunft geführt werden können, ist im Modellfall der Lindt-&-Sprüngli-Fabrik vorbildlich beantwortet. Es braucht weder einen Totalabriss noch eine radikale Verjüngungskur. Eine städtebauliche Akupunktur, wie sie der Museumsbau in der zweiten Reihe einer historischen Gebäudegruppe hier leistet, macht auch Produktionsbetriebe wie diese Schokoladefabrik zum integralen Teil der zeitgenössischen Stadt.

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2020.09.19

04. September 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Die grossen Ideen der Expo.02 leben im Kleinen weiter

Die jahrelange Odyssee einer rostigen Kapelle vom Murtenseeufer nimmt am Bodensee ein Ende. Eine typisch schweizerische Geschichte?

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24. August 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Sie bauen Räume mit Kontrasten, die auch mit dem Tastsinn erfahrbar sind

Zwei junge Architekten aktivieren für taubblinde Klienten die Sinneswahrnehmungen. Von ihrem Arbeitsprozess und dem aufmerksamen Materialeinsatz können alle lernen.

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25. Juli 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Rem Koolhaas zu Jacques Herzog: «Für mich geht es letztlich um die Frage: Wie kann dieser grösste Teil der Erdoberfläche auf andere Weise bewohnt werden?»

Stadt und Land: Zwei der prominentesten Architekten unserer Zeit plädieren dafür, den Blick in die Landschaft zu richten.

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20. Juli 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Gottfried Semper: Hinter der Dauerhaftigkeit seiner Architektur steht ein rastloser Geist

Der Vater der modernen Baukunst entdeckte die Werte des Alltags für die Kunst und scheiterte im eigenen Leben an ihnen. So erzählt Sonja Hildebrand sein Leben.

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17. Juli 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Heidi Weber, die Gründerin des Le-Corbusier-Museums: «Es muss ein Gesamtkunstwerk bleiben»

Eine Frau im Alleingang: wie Heidi Weber den Auslandschweizer Le Corbusier nach Zürich zurückholte, dort ein Privatmuseum einrichtete und bis heute mit vollem Elan für sein Gesamtkunstwerk einsteht. Mit Sabine von Fischer teilt die muntere 93-Jährige ihre Begeisterung für Le Corbusiers künstlerisches Schaffen und auch ihre Hoffnungen.

Eine Frau im Alleingang: wie Heidi Weber den Auslandschweizer Le Corbusier nach Zürich zurückholte, dort ein Privatmuseum einrichtete und bis heute mit vollem Elan für sein Gesamtkunstwerk einsteht. Mit Sabine von Fischer teilt die muntere 93-Jährige ihre Begeisterung für Le Corbusiers künstlerisches Schaffen und auch ihre Hoffnungen.

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14. Juli 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Audemars Piguets Architektur dreht sich ums Uhrwerk

Das neue Audemars Piguet-Museum von Bjarke Ingels übersetzt Feinmechanik in ein Raumerlebnis. Und der Spiralbau fasziniert in 2-D genauso wie in 3-D.

Das neue Audemars Piguet-Museum von Bjarke Ingels übersetzt Feinmechanik in ein Raumerlebnis. Und der Spiralbau fasziniert in 2-D genauso wie in 3-D.

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03. Juli 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Nichts ist obsolet: Der Prix Meret Oppenheim geht an den Künstler Marc Bauer, im Bereich Architektur an Barbara Buser und Eric Honegger und an die Kuratorin Koyo Kouoh

Zum zwanzigsten Mal verleiht das Bundesamt für Kultur (BAK) den Preis für hervorragendes Schweizer Kulturschaffen. Dieses Jahr würdigt die Jury auch das Arbeiten an der Achtsamkeit.

Zum zwanzigsten Mal verleiht das Bundesamt für Kultur (BAK) den Preis für hervorragendes Schweizer Kulturschaffen. Dieses Jahr würdigt die Jury auch das Arbeiten an der Achtsamkeit.

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26. Juni 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Wirklich originell sind Ideen selten – erst recht, wenn's um eine Treppe geht

Von jeher sind geschwungene Treppen ein beliebtes Motiv. Deshalb sind die Plagiatsvorwürfe an eine Wiener «Fidelio»-Inszenierung von Christoph Waltz übertrieben. Sie geben aber zu denken.

Von jeher sind geschwungene Treppen ein beliebtes Motiv. Deshalb sind die Plagiatsvorwürfe an eine Wiener «Fidelio»-Inszenierung von Christoph Waltz übertrieben. Sie geben aber zu denken.

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24. Juni 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Die Sinfonie ergreift die Stadt in leisen Tönen – erst innen spielen Herzog & de Meuron in voller Lautstärke

Nachdem Zaha Hadids extravagantes Projekt für das Stadtcasino gescheitert ist, stellen die Basler Architekturstars das bauliche Erbe mit einem nach aussen unscheinbaren Eingriff sicher. Das Spektakel bleibt aber nicht aus.

Nachdem Zaha Hadids extravagantes Projekt für das Stadtcasino gescheitert ist, stellen die Basler Architekturstars das bauliche Erbe mit einem nach aussen unscheinbaren Eingriff sicher. Das Spektakel bleibt aber nicht aus.

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11. Juni 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

MoMA-Kurator Martino Stierli: «Unsere Idee eines Museums für das 21. Jahrhundert ist nicht dieselbe wie jene unserer Vorgänger»

Der Zürcher Kunsthistoriker erlebt als Chefkurator für Architektur und Design in New York den Aufbruch in eine neue Ära. Im Gespräch legt er dar, weshalb die Moderne ein unvollendetes Projekt sei.

Der Zürcher Kunsthistoriker erlebt als Chefkurator für Architektur und Design in New York den Aufbruch in eine neue Ära. Im Gespräch legt er dar, weshalb die Moderne ein unvollendetes Projekt sei.

In Martino Stierlis Büro begann dieses Gespräch, kurz vor der Corona-Krise. Das Museum of Modern Art (MoMA) war noch offen, aber infolge seiner Vergrösserung ein anderes als ein Jahr zuvor. In den folgenden Wochen wurde in der ganzen Welt vieles infrage gestellt, und so steht nun auch dieses Gespräch unter neuen Vorzeichen. Anfang Juni, als der MoMA-Store in Soho gerade geplündert worden ist und in New York wie im Rest der USA die seit Jahrzehnten grössten Demonstrationen gegen Rassismus stattfinden, wird es an der frischen Luft des Zürcher Limmatplatzes zu Ende geführt.

Herr Stierli, Sie haben am Museum of Modern Art dessen bisher grösste Transformation mitgestaltet. Als Sie von Zürich nach New York kamen, war die Erweiterung der Institution bereits angedacht. Wie hat diese neue Grösse das Museum verändert?

Meine ersten Jahre hier waren tatsächlich sehr stark von der Frage des Erweiterungsbaus geprägt. Wir haben diesen zum Anlass genommen, nicht nur mehr Platz für die stetig wachsende Sammlung zu schaffen, sondern auch das Museum für die Zukunft neu zu entwerfen. Wir wollten diesen Moment der Erweiterung dafür nutzen, grundsätzlich zu überdenken, wie wir moderne und zeitgenössische Kunst in all ihren Facetten und in allen an unserem Museum vertretenen Disziplinen präsentieren, damit sie für einen zeitgenössischen Diskurs relevant bleibt. Als eine jüngere Generation von Chefkuratoren waren wir uns darin einig, dass unsere Vorstellung eines Museums für das 21. Jahrhundert nicht dieselbe ist wie jene unserer Vorgänger.

Sie sehen sich als Teil eines Generationenwechsels?

Auf jeden Fall. Als ich meine Arbeit am Museum vor fünf Jahren begann, waren die meisten Chefkuratorenstellen erst kürzlich neu besetzt worden, und meine Berufung komplettierte in gewisser Weise diesen Generationenwechsel. Jeder von uns leitet eine medienspezifische Abteilung, Malerei und Skulptur, Zeichnungen und Druckgrafik, Fotografie, Film, Medien- und Performancekunst oder eben meine Abteilung Architektur und Design. Im Unterschied zu früher, als diese Sparten in modernistischer Manier als autonome Disziplinen verstanden wurden, sind wir heute mehr an einem gattungsübergreifenden Dialog interessiert. Das hat sich in der Neugestaltung der Sammlungspräsentation niedergeschlagen.

Was war Ihr Problem mit separaten Abteilungen?

Natürlich bleiben die Autonomie der Gattungen und deren spezifisches Fachwissen gerade für Architektur und Design wichtig. Die Ausdifferenzierung in medienspezifische Abteilungen hat jedoch zu einer Art Silostruktur geführt. Diese war auch auf der Ebene der Galerien sichtbar, denn jedes Departement hatte seinen eigenen Museumsbereich: Es war eigentlich ein Museum der Museen. Es war uns wichtig, dieses Verhältnis der Disziplinen untereinander grundlegend zu überdenken, weil diese Trennungen nämlich insbesondere die Kunst der Gegenwart nicht adäquat widerspiegeln. Künstler heute arbeiten nicht nur als Bildhauer oder Fotografen, sondern vermischen diese Medien und setzen sich über alte Gattungshierarchien hinweg.

Die Sammlungspräsentation des MoMA fokussierte sich bisher auf Malerei und Skulptur, das Thema Architektur und Design wurde separat gezeigt. Nun ist es im riesigen Museum verstreut, das ist anspruchsvoller.

Es ist vielleicht anspruchsvoller, aber es ist auch sinnvoller geworden, weil die Arbeiten im Kontext erscheinen: Architektur und Design entstehen ja nicht losgelöst von künstlerischen und historischen Entwicklungen, auch wenn sie natürlich nach wie vor autonome Disziplinen sind. Diesen Bezügen wollen wir gerecht werden, indem wir die Architekturgalerien in die Chronologie der Sammlungspräsentation integriert haben. Im Gegenzug tragen die Architektur- und Designgalerien in der Nachbarschaft mit Galerien der bildenden Kunst dazu bei, den historischen Kontext der Entstehung eines Werks besser zu erschliessen.

Welche Rolle spielte die Museumserweiterung bei der Umsetzung dieser Idee?

Die Erweiterung war eine Chance, den Dialog zwischen den unterschiedlichen Disziplinen der Künste stärker sichtbar zu machen. Während wir vorher eine einzige Architekturgalerie im dritten Stock besetzten, haben wir jetzt vier. Diese sind über alle drei Stockwerke der Sammlungspräsentation verteilt und innerhalb der chronologischen Struktur derselben strategisch positioniert. Hinzu kommen weitere Galerien für Design im Erdgeschoss sowie im dritten Stock. Mit diesem neuen System haben wir jetzt die Möglichkeit, mit einem viel breiteren Angebot von Galerien für Architektur und Design kleine Ausstellungen zu spezifischen Themen zu machen, die einen bestimmten historischen Moment abdecken.

Wie beweglich ist diese neue Konfiguration?

Ganz wichtig ist bei diesem neuen System, dass wir die Sammlung nicht als etwas Permanentes, Festgefahrenes oder Unabänderliches verstehen. Vielmehr haben wir für den gesamten Sammlungsbereich ein Rotationssystem eingeführt, mittels dessen sämtliche Galerien über einen gewissen Zeitraum hinweg neu installiert werden. Natürlich werden die Kronjuwelen der Sammlung weiterhin dauerhaft ausgestellt, aber eben in immer wieder neuen Kontexten. Das erlaubt uns, nicht nur eine teleologische, auf ein Argument fixierte Kunstgeschichte zu zeigen, sondern die Vielzahl von Geschichten und auch Widersprüche und Brüche aufzuzeigen. Ein solches Geschichtsverständnis erscheint uns aus heutiger Sicht viel angemessener als die längst überholten Metanarrative.

Die Architektur soll also kein Sonderfall, sondern in die Kunst- und Kulturgeschichte eingeflochten sein?

Ja und nein. Wir haben oft von einer Sowohl-als-auch-Strategie gesprochen. Nach wie vor haben wir ja unsere eigenen Galerien, in denen wir auf der Basis unserer Sammlung wechselnde Aspekte der Architekturgeschichte zeigen. Im Moment sind das etwa Installationen zur Erfindung des Wolkenkratzers, zum modernen Museumsbau oder zum Systemdenken in der Architektur der Nachkriegszeit. Allerdings sind diese jetzt eben nicht mehr in einem Sonderbereich, wo nur die ohnehin an Architektur Interessierten hingegangen sind. Stattdessen sind wir in die allgemeine Sammlungspräsentation integriert und erzeugen damit für die Architektur eine viel grössere Sichtbarkeit. Aus den Gegenüberstellungen mit der zeitgenössischen Kunst wollen wir die Museumsbesucher zum Denken anregen: Statt einer linearen Fortschrittserzählung setzen wir auf das Prinzip Montage, bei dem gerade in den mentalen Zwischenräumen Sinn erzeugt wird. Daneben gibt es andere Vorteile, dass man zum Beispiel auch synchrone Zusammenhänge besser aufzeigen kann: etwa bei Mies van der Rohe, dessen Archiv wir besitzen. Dass dieser sich in den späten zehner Jahren in Berliner Avantgardisten- und Dada-Zirkeln bewegte, hat durchaus einen Zusammenhang mit seinem architektonischen Denken.

Diesem Thema haben Sie sich in Ihrer früheren Karriere als Wissenschafter ausführlich gewidmet. Weshalb dieser Berufswechsel?

Was mich an der Herausforderung hier am Museum gereizt hat, war die Möglichkeit, grossangelegte, mehrjährige Forschungsprojekte neben wissenschaftlichen Katalogen in Form von ambitionierten Ausstellungen zu präsentieren, um damit auch ein grösseres Publikum für die Sache der Architektur zu begeistern. Ich hatte deshalb die Hoffnung, und diese hat sich auch bestätigt, dass ich die Arbeit am Museum als eine Art Fortsetzung meiner wissenschaftlichen Tätigkeit verstehen kann. Aber auf einer Plattform, die diesen Themen eine unglaubliche Sichtbarkeit gibt! Meine Position ermöglicht es mir, aktiv am zeitgenössischen Diskurs über Architektur und Design teilzunehmen und diesen mitzugestalten.

Sie waren schliesslich bereits in der Schweiz für Ausstellungen bekannt.

Das war vor allem die Schau «Las Vegas Studio» zu den Arbeiten von Robert Venturi und Denise Scott Brown, die ich mit Hilar Stadler vom Museum im Bellpark in Kriens kuratiert habe und die dann international gezeigt wurde. Des Weiteren habe ich im Rahmen von «Monditalia» an der 14. Architekturbiennale von Rem Koolhaas in Venedig eine kleine Ausstellung zu drei Villen auf Capri organisiert, in der es unter anderem um Raum und Gender ging.

Das Moderne-Verständnis des MoMA wurde stark von Mies van der Rohe geprägt. Welche anderen Tendenzen gibt es in den Sammlungsbeständen?

Es gibt auch eine lange Tradition des Zeigens von visionärer Architektur hier am Museum. Es gibt beispielsweise die Howard Gilman Collection, eine Sammlung von visionären Architekturentwürfen mit Zeichnungen von Superstudio, Archigram, OMA/Rem Koolhaas, Cedric Price und vielen anderen. Das Archiv von Mies van der Rohe ist seit den späten 1960er Jahren in der Sammlung, und vor einigen Jahren haben wir gemeinsam mit der Columbia University das Frank-Lloyd-Wright-Archiv erwerben können. Daneben haben wir gewichtige Bestände von anderen prägenden Figuren der Moderne, so etwa Le Corbusier und Louis Kahn, neben vielem anderem, auch weniger Bekanntem.

Das MoMA galt bis in die 2000er Jahre als Verfechterin eines geradezu klassischen Moderne-Verständnisses. Fürchten Sie, dass es seine Vorreiterrolle in der Themensetzung nun abgeben muss?

Das MoMA war tatsächlich lange Zeit so etwas wie der Fahnenträger der (Architektur-)Moderne, und der ist es zu einem gewissen Punkt bis heute geblieben. Inzwischen aber gibt es auf der ganzen Welt verschiedene Institutionen, die sich mit moderner Architektur aus ihrer je eigenen Perspektive beschäftigen und zu einem Meinungspluralismus beitragen. Und das ist auch gut so. Die Welt war noch um 2000 eine andere als 2020, und auch die Kunst- und Architekturgeschichte und ihre Methoden haben sich seither weiterentwickelt. Zentrale Aspekte wie die globale Kunstgeschichte, der Genderdiskurs oder die Entkolonialisierung der Institutionen haben die Sammlung und das Ausstellungsprogramm in den letzten Jahren enorm bereichert. Es ist die Aufgabe unserer Generation, die kanonischen Narrative der Vergangenheit kritisch zu prüfen und zu korrigieren. Alles andere wäre reaktionär.

Das Bemühen um Diversität wirkt aus europäischer Sicht zuweilen etwas angestrengt.

Ich denke schon, dass das Bewusstsein für die Relevanz dieser Fragen in den USA deutlicher ausgeprägt ist. Das hat natürlich mit der Geschichte des Landes und etwa der Hinterlassenschaft der Sklaverei zu tun. Wie wir an den gegenwärtigen Unruhen und der brutalen Ermordung George Floyds sehen, ist dieses Kapitel nie wirklich aufgearbeitet worden und bestimmt die Gegenwart als kollektives Trauma mit wie auch etwa die weitgehende Auslöschung und Marginalisierung der indigenen Bevölkerung. Das sind grosse und wichtige Themen in der Kunst, aber sie sind eben auch in Architektur und Städtebau präsent, wenn auch nicht immer offensichtlich.

Ist ein Museum mit einer von weissen, gutgestellten Männern zusammengetragenen Sammlung nicht falsch aufgestellt, solche Themen zu behandeln?

Nicht unbedingt: Einerseits sind die Bestände des Museums gar nicht so homogen, wie viele denken. Die grosse Überraschung war nämlich, dass diese enorm grosse Sammlung viel diverser ist, als wir das alle gedacht hätten. Darüber hinaus haben wir es uns als strategische Priorität vorgenommen, die bestehenden Lücken in der Sammlung viel aggressiver anzugehen: Dazu gehört die Untervertretung von Künstlern und Architekten afroamerikanischer Herkunft. Was diesen Aspekt anbelangt, arbeitet mein Department seit mehreren Jahren an der Ausstellung «Reconstructions», die im kommenden Frühjahr gezeigt werden soll. Auf der anderen Seite erschliessen wir durch grossangelegte Forschungsprojekte und Sonderausstellungen Aspekte der modernen Architektur, die hierzulande kaum bekannt und auch in der Sammlung bisher nicht vertreten waren. Die Ausstellung «Toward a Concrete Utopia» zur Architektur im sozialistischen Jugoslawien war so ein Fall. Ich habe für meinen Einstand hier am MoMA ganz bewusst dieses Thema gewählt, nicht nur, weil es mir erlaubte, im Sinne des bereits Gesagten kanonische Geschichtserzählungen kritisch zu revidieren, sondern auch, weil wir damit auf die gesellschaftspolitische Relevanz von Architektur hinweisen konnten und auf ihr Potenzial, aktiv soziale Veränderungen mitzugestalten. Die Ausstellung war eine Zusammenarbeit mit Vladimir Kulić, einem ausgewiesenen Experten auf diesem Gebiet und Professor an der Iowa State University. Die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft ist mir enorm wichtig.

Für Sie sind gestalterische also auch soziale Fragen?

Unbedingt. Wir leben schliesslich in einer Welt, die so viel stärker vernetzt ist, als sie das jemals zuvor war – auch wenn der Rechtspopulismus der vergangenen Jahre und die gegenwärtige Corona-Krise eine Rückbesinnung aufs Nationale mit sich gebracht haben. Schliesslich liegt in der historischen Kontextualisierung solcher Phänomene ein grosses Potenzial, die eigene Gegenwart besser zu verstehen. Nicht umsonst ist die Aufarbeitung des Kolonialismus und seiner Auswirkungen auf die künstlerische und architektonische Produktion eine der dringlichen Aufgaben unserer Zeit.

Wie kann man denn wahres Interesse von Political Correctness unterscheiden?

Vieles wird in der Tat kurzerhand als politische Korrektheit abgetan, manchmal wohl nicht ganz unberechtigt. Aber ich glaube, es wäre ein intellektueller Kurzschluss, diese globale Kunst- und Architekturgeschichte zu ignorieren. Er besteht gerade auf einem fehlenden historischen Verständnis und der Ausblendung von Machtstrukturen. Die Geschichte, wie wir sie aus den Lehrbüchern kennen, ist eben nicht die objektive Wahrheit, sondern ein soziales Konstrukt. Diesem müssen wir die anderen historischen Wahrheiten entgegenstellen, die bisher in den Lehrbüchern nicht vertreten waren. Es geht darum, den Kriterienkatalog, der überhaupt erst zur kanonischen Geschichtsschreibung geführt hat, auf seine blinden Flecken hin zu durchleuchten. Davor die Augen zu verschliessen, wäre ignorant. Ohne Zweifel haben die argen sozialen Missstände in diesem Land zu meiner Sensibilisierung für solche Fragen beigetragen. Und es ist auch der kritische, intellektuelle Diskurs in dieser Stadt, von dem ich sehr profitiere.

Sie leben nun seit fünf Jahren in Manhattan, die letzten zwei Monate waren Sie in Ihrer Wohnung sozusagen eingeschlossen. Wo erleben Sie diese Missstände?

Früher fiel es mir vor allem im Restaurant auf: Schauen Sie mal, welche Hautfarbe die Angestellten haben, die im Hintergrund die Knochenarbeit machen. In letzter Zeit waren es die Lieferanten der Amazon-Pakete, denen auch am Höhepunkt der Corona-Krise und trotz einem erheblichen Risiko nichts anderes übrig blieb, als die Mittel- und Oberschicht zuverlässig mit Lebensmitteln zu versorgen. Und dann eben in den Medien: Die regelmässig wiederkehrenden, erschreckenden Beispiele der Brutalisierung schwarzer Menschen. Es gibt in der amerikanischen Gesellschaft einen strukturellen und systemischen Rassismus. Einer kulturellen Institution wie dem MoMA kommt in einer solchen Situation eine grosse Verantwortung zu.

Sie sagten auch, dass das Museum seine Rolle darin sehe, eine Verständigung in der Gesellschaft zu ermöglichen. Wird das MoMA also, statt weiter die Vorreiterin und Fahnenträgerin zu sein, nun zur Mediatorin?

Es wäre wohl naiv, angesichts von verheerenden Kriegen, dem Holocaust und vielen weiteren Greueln die Moderne einfach weiterhin unkritisch abzufeiern. Vielmehr geht es doch darum, für die Werte der Aufklärung einzustehen, auf denen die Moderne letztlich beruht. Die grosse Erzählung der Nachkriegszeit in den westlichen Demokratien war aber, dass wir zu einer egalitären, demokratischen Gesellschaft heranwachsen, in der die Kunst gewissermassen die höchste Form des Ausdrucks individueller Freiheit darstellt. Inzwischen hat sich dieser Glaube als Illusion erwiesen, die auf Kosten vieler erkauft wurde, die von Anfang an von den Verheissungen dieser grossen Erzählung ausgeschlossen und gar nicht erst mitgemeint waren. Konsens und Zukunftsoptimismus sind uns etwas abhandengekommen.

Etwas Optimismus für die Zukunft könnten wir schon gebrauchen.

Auf jeden Fall! Als Kurator verstehe ich meine Aufgabe auch dahingehend, die Menschen daran zu erinnern, dass es alternative Gesellschaftsentwürfe gibt und dass gerade die Architektur immer wieder dazu beigetragen hat, diesen eine Form zu geben. Wir fragen uns doch: Was kann eigentlich Architektur mehr sein als das Steckenpferd von wohlhabenden Leuten, die sich tolle Villen bauen? Kann Architektur tatsächlich eine Funktion übernehmen in einem grösseren gesellschaftlichen Projekt? Kann sie die Trägerin einer Vision sein, wie wir uns unser Zusammenleben vorstellen? Solche Überlegungen bildeten den Antrieb für meine erste grosse Ausstellung hier, «Toward a Concrete Utopia», in der wir auch das Alltägliche in den Vordergrund stellten.

Darin haben Sie auch auf das bedrohte bauliche Erbe jener Zeit aufmerksam gemacht. Das wäre dann wiederum eine denkmalpflegerische Aufgabe, an der sich das Museum beteiligen könnte.

Wir greifen als Museum normalerweise nicht in aktuelle Diskussionen zur Denkmalpflege ein, auch wenn das im Ausnahmefall vorkommt. So habe ich zum Beispiel vor einiger Zeit mit einem Brief versucht, den Abbruch der Hall of Nations in New Delhi von Raj Rewal und dem Ingenieur Mahendra Raj zu verhindern. Leider vergeblich. Was wir aber tun können: Wir können unser Publikum für die baulichen und soziologischen Qualitäten von Bauten sensibilisieren. Die Jugoslawien-Ausstellung war natürlich auch der Versuch, das Publikum für den Brutalismus zu begeistern und ein Verständnis dafür zu wecken, dass mit diesen Betonbauten in vielen Fällen nicht nur baukünstlerisch wertvolle Objekte, sondern auch kluge und richtungweisende räumliche und gesellschaftliche Ideen verwirklicht wurden.

Sind Sie mit Ihrer Betrachtung dieser brutalistischen Bauten in Verbindung mit der kriegsbehafteten Geschichte Jugoslawiens nicht auf Vorbehalte gestossen?

Ausser mit dem verheerenden Bürgerkrieg der 1990er Jahre haben viele Menschen in den USA mit Jugoslawien erst einmal gar nichts verbunden. Gerade dieses fehlende Wissen und die damit verbundenen Vorurteile haben mich aber als Herausforderung gereizt. Im Nachhinein muss ich sagen: Ich war mir der Tragweite des Risikos, das ich mit einer solchen Ausstellung einging, nicht völlig bewusst. Wenn ich auf Nummer sicher hätte gehen wollen, dann hätte ich zum Beispiel eine Frank-Lloyd-Wright-Ausstellung machen können. (Die haben wir übrigens auch gemacht, nur habe ich sie nicht selbst kuratiert.) Es wäre ja durchaus möglich gewesen, dass die Ausstellung als irrelevant aufgefasst worden wäre. Sie hat dann aber eine phänomenale Rezeption erfahren und hoffentlich dazu beigetragen, eine fruchtbare Diskussion anzustossen, die weit über das engere Thema der Architektur in Jugoslawien hinausging.

Was haben Sie sich in Ihrer Rolle als Chefkurator für Architektur und Design sonst noch für Ziele gesetzt?

Als Historiker ist es mir ein Anliegen, die kanonische Architekturgeschichte kritisch zu revidieren und auf ihre methodische Stichhaltigkeit hin zu prüfen. Dabei bin ich besonders daran interessiert, den Zusammenhang von Architektur mit gesellschaftlichen und politischen Fragen anzusprechen. Was die Gegenwart anbelangt, soll das Museum aber auch eine Plattform zur Diskussion aktueller architektonischer und städtebaulicher Probleme bieten. Ich denke hier an die genannten sozialen Herausforderungen, aber auch an den Klimawandel, der selbst angesichts der Corona-Krise die grösste existenzielle Bedrohung unserer Zeit bleibt.

Sie tragen auch Ideen für weitere Ausstellungen zu aus Schweizer Sicht noch entlegeneren Weltregionen mit sich herum.

Ja, wir arbeiten derzeit an einem grossen Forschungsprojekt zur Architektur Südasiens im Zeichen der Dekolonisierung. Natürlich denken hier alle sogleich an Le Corbusier und Chandigarh. Unser Interesse gilt aber primär der ersten Generation der lokalen Architekten, die mit ihrem Werk massgeblich zum Aufbau einer neuen Gesellschaft nach dem Erlangen der Unabhängigkeit beigetragen haben. Dieses Projekt hat mich bereits mehrfach nach Indien, Pakistan, Bangladesh und Sri Lanka geführt, und wir sind mit führenden Forschenden aus der Region im Dialog. Dabei treibt uns die Frage um: Wo positioniert sich moderne Architektur zwischen einem emanzipatorischen und einem neokolonialen Projekt?

Sie sagen, dass die Moderne auch ein emanzipatorisches Projekt gewesen sei. Damit retten Sie den Namen des Museum of Modern Art in die Zukunft.

Es ist wichtig, zu sehen, dass die Moderne eine komplexe und widersprüchliche, in vieler Hinsicht auch eine traumatisierende Angelegenheit war und ist. Aber sie war eben nicht nur das. Es gibt ja viele zeitgenössische Positionen, die das weiterdenken. Ich denke zum Beispiel an Bruno Latour. Was kann die Moderne überhaupt noch sein? In einer Zeit, in der uns der Glaube an eine Entwicklung zu einer immer besseren Welt abhandengekommen ist, in der wir fast ungebremst auf eine ökologische Katastrophe zusteuern, in der wissenschaftliche Fakten kurzerhand in Abrede gestellt werden, kann es nicht einfach mit einem naiven Fortschrittsglauben weitergehen. Und doch scheint mir die Kategorie der Moderne weiterhin ein brauchbares Konstrukt, auch um sich Gedanken über die Zukunft zu machen.

Das heisst, die Moderne ist ein . . .

. . . unvollendetes Projekt, um Jürgen Habermas zu zitieren. Es ist sicher interessant, wenn ich das sage, weil ich mich ja lange mit der Postmoderne befasst habe. Ich habe die Postmoderne auch nie als Bruch mit der Moderne verstanden, sondern als eine Art weitere Ausdifferenzierung der Grundsätze der Moderne und als ein Korrektiv auf einen naiven Fortschrittsoptimismus.

Sie haben ihr halbes Leben in Zürich gewohnt, nun fünf Jahre in New York. Wie gewöhnt man sich an das metropolitane Leben hier?

Ich kannte New York durch viele Aufenthalte, aber der Einstieg war dennoch hart. Es war zum Beispiel ziemlich schwierig, zu einem vernünftigen Preis eine Wohnung zu finden. Wenn man dann erst einmal hier ist und sich eingelebt hat, bietet die Stadt neben der bekannten Hektik und dem aktiven Kulturleben aber auch überraschend viele Nischen der Ruhe, die man als Tourist kaum je zu sehen bekommt.

Wo wäre denn diese ruhige Seite von Manhattan?

Es gibt hier wirklich wunderbare, kleine Parks abseits der Touristenströme. Davon gibt es in meinem Wohnquartier Gramercy unmittelbar zwei, wo sich bestens unter Bäumen ein Buch lesen lässt. Oder ich kann auf die Dachterrasse, die das Gebäude, in dem ich wohne, zum Glück hat und die neben Ruhe auch einen umwerfenden Blick auf die Skyline zu bieten hat. Zum Jogging gehe ich an den East River, dessen Ufer in den vergangenen Jahren zu einer attraktiven öffentlichen Zone hergerichtet wurde, die wie alle städtischen Parks auch im Lockdown nicht abgesperrt wurde wie etwa die Seepromenade in Zürich – obwohl die Dichte in New York ja viel höher ist. Der Lockdown der vergangenen Wochen hat mir darüber hinaus die Gelegenheit gegeben, die Aussenbezirke der Stadt mit dem Fahrrad zu erkunden. Und dann darf man nicht vergessen, dass New York mit dem Hudson Valley oder den Stränden auf Long Island auch über sehr attraktive Naherholungsgebiete verfügt. Viele Privilegierte besitzen an diesen Orten Zweitwohnsitze und haben die Zeit des Lockdowns dort ausgeharrt.

Erleben Sie Zürich jetzt anders, wenn Sie zurückkommen?

Ja, schon. Von New York aus gesehen hat Zürich ja fast dörflichen Charme. Das Tempo und die Dichte sind doch ganz anders, und die Diskussion um den sogenannten Dichtestress finde ich schlechterdings absurd. Andrerseits weiss ich hier die Grosszügigkeit des öffentlichen Raums, das kollektive Verantwortungsbewusstsein dafür und insbesondere im Sommer die Badis sehr zu schätzen. Davon gibt es in New York leider dann doch zu wenig.

Hatten Sie in Zürich denn gar nie Dichtestress?

Nein, aber ich dachte eben auch nie: Ich lebe in einer kleinen Stadt. Wenn ich jetzt aus New York nach Zürich komme, dann ist mir das stärker bewusst. Gleichzeitig ist es natürlich auch eine sehr vertraute Umgebung, wo nach wie vor viele meiner Freunde leben. Insofern komme ich immer gern nach Zürich zurück. Das kulturelle Angebot ist, insbesondere für die Grösse der Stadt, ja auch toll.

Das Zürcher Kunsthaus feiert in ein paar Monaten die Neueröffnung und vergrössert sich auch.

Das Kunsthaus ist eine mit dem MoMA nicht ganz vergleichbare Institution, es hat zum Beispiel keine Architektur- und Designabteilung und ist auch nicht nur auf die Moderne ausgerichtet. So war es interessant, zu beobachten, mit welcher Intensität darüber diskutiert wurde, wie sich der Neubau städtebaulich auf den Heimplatz auswirken würde.

Im Innern darf man nur hoffen, dass dieser Neubau dann so grosszügig wie das MoMA wirkt. Dort atmet der Raum ja geradezu.

Ich finde auch, dass unsere Erweiterung wirklich gut gelungen ist. Da möchte ich unseren Architekten Diller Scofidio + Renfro ein Kränzlein winden. Sie haben es geschafft, eine Art von Grosszügigkeit herzustellen, die wir vorher nicht hatten. Es fühlt sich alles sehr einladend und offen an, zugleich ist es mit einem gewissen architektonischen Understatement verbunden. Im transparenten Neubau entlang der 53. Strasse wird das Programm geradezu nach aussen gekehrt, unter anderem mit einer Galerie und einem Raum für Performance zur Strasse hin. Hier haben die Architekten versucht, über die Mauern der Institution hinaus in den öffentlichen Raum hinein zu wirken.

Wie schätzen Sie den Stellenwert der Schweizer Architektur im weltweiten Vergleich ein?

Die Schweizer Architektur verfügt im internationalen Kontext zu Recht über einen hervorragenden Ruf. Ich finde, dass die offizielle Schweiz da allerdings durchaus noch offensiver agieren könnte. Es gibt zum Beispiel kein nationales Museum, das sich vertieft mit moderner Architektur befasst und diese auch systematisch sammelt. Das wird hier weitgehend den – allerdings hervorragenden – Hochschulen überlassen. Ich glaube, man könnte die kulturelle Leistung der Architektur stärker öffentlich anerkennen, eben zum Beispiel durch eine museale Präsenz.

Unterstützt denn Ihr Schweizer Hintergrund auch das Prestige als Kurator?

Lustigerweise denken viele Leute aufgrund meines Vornamens, ich sei Italiener. Die Schweizer Architekturkultur ist sicher vielen ein Begriff, aber doch eher nur in Fachkreisen. Hier gibt es auf jeden Fall ein Bewusstsein für die insgesamt hohe Qualität der Schweizer Architektur und für den wichtigen Beitrag, den diese für den zeitgenössischen Diskurs leistet, nicht zuletzt durch herausragende Vertreter wie Herzog & de Meuron oder Peter Zumthor, die ja auch in den USA wegweisende Bauten verwirklicht haben.

Neue Zürcher Zeitung, Do., 2020.06.11

08. Juni 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Dinosaurier gibt es auch in der Architektur: Architekt Ernst Gisel legte die Spur

Der Platzbedarf für die spektakuläre Dinosaurier-Sammlungserweiterung reibt sich an den Zielen einer Innenverdichtung im Hochschulquartier, denn dort herrscht seit je Platzmangel. Das Ungetüm des Architekten Ernst Gisel löste dieses Problem vor 30 Jahren in nahezu genialer Weise.

Der Platzbedarf für die spektakuläre Dinosaurier-Sammlungserweiterung reibt sich an den Zielen einer Innenverdichtung im Hochschulquartier, denn dort herrscht seit je Platzmangel. Das Ungetüm des Architekten Ernst Gisel löste dieses Problem vor 30 Jahren in nahezu genialer Weise.

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30. Mai 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Die Liebe fürs Fliegen erwacht vor allem an der Bar und im Pool

Das Hotel im legendären TWA-Terminal in New York wirft Design- und Technikfans zurück in die Zeit, als eine Flugreise noch Kult war.

Das Hotel im legendären TWA-Terminal in New York wirft Design- und Technikfans zurück in die Zeit, als eine Flugreise noch Kult war.

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26. Mai 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Verdichtung in Zeiten der Distanznahme

Wie könnte die Schweiz nach der Ära des Einfamilienhauses aussehen? Das Architekturbüro Karamuk Kuo zeigt es: Auf einem lange unbewohnten Grundstück, das zwischen zwei Strassen und neben einem Bahngleis liegt.

Wie könnte die Schweiz nach der Ära des Einfamilienhauses aussehen? Das Architekturbüro Karamuk Kuo zeigt es: Auf einem lange unbewohnten Grundstück, das zwischen zwei Strassen und neben einem Bahngleis liegt.

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11. Mai 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Das Büro taugt zum Arbeiten nicht besonders gut, aber für viel anderes

Der Firmensitz wird nach dem Lockdown zum Ort, an dem wir uns inspirieren und austauschen sollen. Die Möbelherstellerin Vitra hat fünf Thesen zum Büro der Zukunft formuliert.

Der Firmensitz wird nach dem Lockdown zum Ort, an dem wir uns inspirieren und austauschen sollen. Die Möbelherstellerin Vitra hat fünf Thesen zum Büro der Zukunft formuliert.

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06. Mai 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Innenarchitektin Sevil Peach über die Zukunft von Büros: «Es geht um Identität, Austausch und Vertrauen. Deshalb wird es weiterhin Büros geben, nur in einer anderen Form»

Die Londoner Designerin vom Arbeit aus Distanz und davon, wie Räume kleiner werden müssen.

Die Londoner Designerin vom Arbeit aus Distanz und davon, wie Räume kleiner werden müssen.

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22. April 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Als das Glas noch hygienisch war

Der geschmolzene Quarzsand stand einst für das Nichts, für Luft – und für Hygiene. Nun lernen wir, dass Viren auf Glas besonders gut überleben.

Der geschmolzene Quarzsand stand einst für das Nichts, für Luft – und für Hygiene. Nun lernen wir, dass Viren auf Glas besonders gut überleben.

Das Virus wird nach vier Stunden schwächer, oder nach 48, vielleicht auch erst nach vier Tagen, niemand weiss es. Unter anderem hänge die Lebensdauer des Coronavirus von den Oberflächen ab, schreiben die Experten: Es überlebe womöglich nur wenige Stunden auf Papier, aber vielleicht Tage auf Glas oder Metall. Die Zeitung also dürften wir demnach gefahrloser in die Hand nehmen als das Material, das in der Auffassung der Moderne für den Durchbruch der Hygiene schlechthin stand: das Glas.

Auch der Arzt, so dichtete der Autor und Zeichner Paul Scheerbart im Jahr 1914, habe «ein grosses Interesse» am Bauen mit Glas. Der geschmolzene Quarzsand sei eine hygienische Alternative zum traditionellen Mauerwerk, in dem der Backsteinbazillus lauere. Je glatter, desto sauberer also. Und erst noch schützt Glas vor der Witterung, ohne das Licht zu tilgen. Enthusiastisch läutete Scheerbart für sich und seine Zeit die «Glasarchitektur» ein und widmete ihr ein Buch mit 111 Oden.

Glatt, aber nicht lustig

Die Glaskultur verband den glasbegeisterten Dichter mit dem Architekten Bruno Taut, der ihm dann seine farbig schillernde Glaskuppel widmete: Das prismatische Polygon war die Attraktion der Kölner Werkbundausstellung von 1914. Es hätten sich «bereits grosse Industrien gebildet, die wohl eine grosse Zukunft in allernächster Zeit haben könnten», lobte Scheerbart die gläserne Pracht der Glasbausteine, die so stark wie Eisengerippe sein könnten und, «feuersicher und Licht durchlassend», dem Metall in jeder Hinsicht also überlegen seien.

Die Ultraviolettstrahlung wurde verehrt, lichtdurchflutete Räume wurden angepriesen. Die Sonneneinstrahlung diene der Gesundheit, draussen wie drinnen. Ludwig Mies van der Rohes berühmter Barcelona-Pavillon von 1929 liess das Licht auch auf einer Wasseroberfläche spiegeln und führte das Auge an den Horizont, als ob es gar keine Wand mehr gäbe. Mies’ Glas, so durchsichtig wie Luft, war eine Art gebautes Nichts und wurde zum paradigmatischen fliessenden Raum der Architekturmoderne. Aber der Mythos von Mies’ Glasflächen wurde zerschlagen, als die spätere Rekonstruktion vielerlei Spiegelungen zeigte. Für den Architekten Josep Quetglas war der Pavillon sogar «Der gläserne Schrecken». Seine glatten Oberflächen erschienen ihm als «Abgrund», dem alle Heilsversprechen abhandengekommen waren.

Rainer Maria Rilkes Sonette an Orpheus erscheinen in diesem Licht wie der sanfte Auftakt für den Horror, der dann im späten 20. Jahrhundert mit der Glasarchitektur verbunden wurde: «Spiegel: Noch nie hat man wissend beschrieben, was ihr in euerem Wesen seid. Ihr, wie mit lauter Löchern von Sieben erfüllten Zwischenräume der Zeit.»

Ein Mythos in Scherben

Im späten 20. Jahrhundert verlor die Glasarchitektur ihre Anhänger. Man musste sich vor der Sonne schützen, auf der eigenen Haut mit einer Crème gegen Sonnenbrand und in Gebäuden mit einer Beschichtung gegen die Wärmeeinstrahlung. Die Verehrung der Sonnenstrahlen wie auch die Sonnenanbetung in Glashäusern kam aus der Mode, und von Hygiene dank der Architektur redete niemand mehr.

Rilkes Spiegel und mit ihnen alle Gläser lassen uns ratlos, wenn wir wissen möchten, welche Oberflächen nun gefährlich für unsere Gesundheit seien. Womöglich tagelang könnten – wir wissen es nicht – kleine Erreger auf dem einst für seine hygienischen Vorteile gerühmten Glas sitzen.

Der Traum einer Glasarchitektur, wie Taut sie sich einst erdachte, liegt in Scherben. Glas ist nicht wie Luft und auch nicht das Nichts. Es spiegelt vor unseren Augen, und berührt von unseren Händen könnte es noch Unheimlicheres tun. Glas ist eben doch nicht unsichtbar, die winzigen Viren mit Kronen-Namen aber schon. Da wünscht man sich direkt die Backsteinbakterien und den für jeden Laien sichtbaren Schimmel zurück. Diese leben zwar länger als die Coronaviren, sind aber auch besser erkennbar.

Neue Zürcher Zeitung, Mi., 2020.04.22

18. April 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Jacques Herzog und Pierre de Meuron: Zwei Magier des Materials feiern den siebzigsten Geburtstag

Ihre Architekturentwürfe haben Generationen rund um den Globus verzaubert. Der Erfolg ihrer Ideen basiert auf einer radikalen Suche nach dem Kern der Dinge.

Ihre Architekturentwürfe haben Generationen rund um den Globus verzaubert. Der Erfolg ihrer Ideen basiert auf einer radikalen Suche nach dem Kern der Dinge.

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15. April 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Architekt Justus Dahinden hat nicht nur die Pyramide neu erfunden

Der passionierte Kirchenbauer und Pionier einer Freizeit-Architektur für die Babyboomer-Generation ist am Karsamstag in Zürich gestorben.

Der passionierte Kirchenbauer und Pionier einer Freizeit-Architektur für die Babyboomer-Generation ist am Karsamstag in Zürich gestorben.

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14. April 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Innenarchitekt Alfredo Häberli übers Home-Office als Labor: «Die stagnierende Veränderung in der Büroorganisation wird enorm beschleunigt»

Seine international berühmten Möbel und Stoffe bestücken auch das eigene Zuhause, wo neue Ideen für das Zusammenarbeiten am grossen Tisch entstehen.

Seine international berühmten Möbel und Stoffe bestücken auch das eigene Zuhause, wo neue Ideen für das Zusammenarbeiten am grossen Tisch entstehen.

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30. März 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Architektur lässt sich am besten im Kopf erleben, dort nämlich kennt der Raum keine Einschränkungen

Virtuelle Realitäten sind der letzte Schrei. Wenn es ums Erleben von Ausstellungen und Bauwerken geht, hilft vor allem das Auge des Betrachters.

Virtuelle Realitäten sind der letzte Schrei. Wenn es ums Erleben von Ausstellungen und Bauwerken geht, hilft vor allem das Auge des Betrachters.

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15. März 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Ein berühmtes Gesicht unter den Mailänder Pandemie-Opfern: der Architekt Vittorio Gregotti

An den Folgen einer Coronavirus-Lungenentzündung starb der Mailänder Architekt in einem Mailänder Spital.

An den Folgen einer Coronavirus-Lungenentzündung starb der Mailänder Architekt in einem Mailänder Spital.

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14. März 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Rem Koolhaas überrascht wieder: erst Hedonist, dann Eroberer, nun Überlebender

Der rastlose Rotterdamer Architekt bringt mit seinen Verwandlungen jede Generation aufs Neue in Aufruhr. Im Alter von 75 Jahren veröffentlicht er eine Liste von Fragen: die längste ihrer Art. Schon wieder ein Superlativ.

Der rastlose Rotterdamer Architekt bringt mit seinen Verwandlungen jede Generation aufs Neue in Aufruhr. Im Alter von 75 Jahren veröffentlicht er eine Liste von Fragen: die längste ihrer Art. Schon wieder ein Superlativ.

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08. März 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Die Frauen waren tüchtig, die Geometrie der Architektur stark, doch es reichte nicht

Die Gondelbahn führte von der Landiwiese ins Nirgendwo, in die ungefähre Nähe des Bürkliplatzes. Sie war entlang des Seeufers angelegt, nicht über den...

Die Gondelbahn führte von der Landiwiese ins Nirgendwo, in die ungefähre Nähe des Bürkliplatzes. Sie war entlang des Seeufers angelegt, nicht über den...

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06. März 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Architekt Roger Diener: «Was in Zürich geschah, ist nicht vergleichbar mit der Kritik in Berlin»

Wie sich die Zeit in die Städte einschreibt und wie diese Spuren gesichert werden können, beschäftigt den Basler Architekten. Anlässlich seines siebzigsten Geburtstags führte Sabine von Fischer ein Gespräch.

Wie sich die Zeit in die Städte einschreibt und wie diese Spuren gesichert werden können, beschäftigt den Basler Architekten. Anlässlich seines siebzigsten Geburtstags führte Sabine von Fischer ein Gespräch.

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04. März 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Noch zwei Architektinnen für die Ewigkeit: Yvonne Farrell und Shelley McNamara sind die Pritzkerpreisträgerinnen 2020

Der auch als Nobelpreis der Architektur bezeichnete Pritzker-Preis geht dieses Jahr nach Dublin an die Grafton Architects.

Der auch als Nobelpreis der Architektur bezeichnete Pritzker-Preis geht dieses Jahr nach Dublin an die Grafton Architects.

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22. Februar 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Robotisches Pixel-Farming ersetzt das Rindvieh: Rem Koolhaas schaut auf das Land hinter den Städten

Der holländische Architekt und sein Think-Tank sehen Serverfarmen statt Kuhweiden als die Landschaften der Zukunft.

Der holländische Architekt und sein Think-Tank sehen Serverfarmen statt Kuhweiden als die Landschaften der Zukunft.

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22. Februar 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Jona Friedman: Keine Konstruktion am Boden oder in der Luft war ihm zu kompliziert

Der ungarisch-französische Architekt zeichnete mobile Städte und zylindrische Notunterkünfte. Die Vereinten Nationen beauftragten ihn, und die Kunstwelt feierte ihn. Nun ist er 96-jährig gestorben.

Der ungarisch-französische Architekt zeichnete mobile Städte und zylindrische Notunterkünfte. Die Vereinten Nationen beauftragten ihn, und die Kunstwelt feierte ihn. Nun ist er 96-jährig gestorben.

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07. Februar 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Lehmbau ist auch eine Schweizer Bautradition

Bauen mit dem Baugrund selbst ermöglicht einen neuen Zugang zum ressourcenschonenden Bauen und zur Natur überhaupt, nachzulesen im Buch «Pisé. Stampflehm – Tradition und Potenzial».

Bauen mit dem Baugrund selbst ermöglicht einen neuen Zugang zum ressourcenschonenden Bauen und zur Natur überhaupt, nachzulesen im Buch «Pisé. Stampflehm – Tradition und Potenzial».

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04. Februar 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

In der Smart City ist trotz Vernetzung und Digitalisierung guter Rat teuer, wenn alle online mitreden

Klicks und Likes sind eine schnelle Sache, doch für einen vertieften Dialog reichen sie nicht. Vor allem nicht, wenn es um Schweizer Städte geht.

Klicks und Likes sind eine schnelle Sache, doch für einen vertieften Dialog reichen sie nicht. Vor allem nicht, wenn es um Schweizer Städte geht.

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01. Februar 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Ein Zauberspruch verhilft dem Brighton College zu viel Raum für Wissenschaft und Sport

Die einst christlichen Buben vorbehaltene britische Privatschule ist dank niederländischer Super-Architektur, Diversität und Diversifizierung mit Ablegern in Asien auf Expansionskurs.

Die einst christlichen Buben vorbehaltene britische Privatschule ist dank niederländischer Super-Architektur, Diversität und Diversifizierung mit Ablegern in Asien auf Expansionskurs.

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01. Februar 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

«Hilfe, das ist eine Harry-Potter-Welt!» Ellen van Loon, Shooting-Star im von Rem Koolhaas gegründeten OMA, hat eine Raum-Maschine gebaut.

Auf dem Internatscampus des Brighton College steht nun neben vielen Hexenhäuschen ein riesiger Riegel aus Glas. Seine Architektin Ellen van Loon, Shooting-Star und Partnerin im Office for Metropolitan Architecture (OMA) glaubt, dass der Kunde das einzige Risiko für neue Ideen für den Raum ist.

Auf dem Internatscampus des Brighton College steht nun neben vielen Hexenhäuschen ein riesiger Riegel aus Glas. Seine Architektin Ellen van Loon, Shooting-Star und Partnerin im Office for Metropolitan Architecture (OMA) glaubt, dass der Kunde das einzige Risiko für neue Ideen für den Raum ist.

Frau van Loon, grosse öffentliche Bauten wie die Casa da Música in Porto und das dänische Architekturzentrum in Kopenhagen haben Sie und Ihre Firma OMA ins Rampenlicht geholt. Ihr neuster Bau, die School of Science and Sport, ist privat: Es ist ein riesiges Schulgebäude für ein Internat mit Eingangskontrolle. Eine Eliteschule, die rundum eingezäunt ist. Wie lesen Sie diesen Ort?

Brighton College ist ein Campus im wahren Sinn des Wortes. Hier ist das Konzept sogar im Extrem umgesetzt: Das College ist wie eine Blase mitten in der Stadt, es trägt Züge einer Gated Community.

Stört Sie das?

Das ist mir schon fremd. Ich besuchte selber ein Internat, in den 1970er Jahren in Rotterdam, dort gab es mehr Austausch zwischen Schule und Stadt, es war eine offene, liberale Umgebung. Der Campus hier ist komplett anders. Das kann man natürlich kritisieren, aber es hat auch seinen Reiz: Man kann hier eine ganz eigene Welt kreieren, mitten in der Stadt, sogar mit Ausblick aufs Meer. Ich hoffe, Sie nehmen auch die Möwen auf Ihrem Tonband auf!

Ja, klar, wir fangen die ganze Atmosphäre von Brighton ein. War diese Eingrenzung des Campus denn nicht auch eine Einschränkung?

Anfangs hat mich diese Einzäunung irritiert, aber die Kinder dürfen den Campus ja zu bestimmten Zeiten verlassen. Das ist ähnlich wie im Fall des Internats, in dem ich selber war.

Hat Ihnen die eigene Internatserfahrung geholfen, das Schulgebäude hier zu entwerfen?

Ja und nein: Die britische Gesellschaft tickt in vielem anders als die niederländische, die Inselkultur überhaupt. Was den Campus hier in Brighton besonders macht, ist seine Intimität und die Tatsache, dass die Aussenanlagen auch die Verbindungen zwischen den einzelnen, relativ kleinen Gebäuden sind. Die Kinder sind ständig draussen, um vom einen zum anderen Haus zu gehen.

Fast wie eine Freiluftschule also?

Wenn die Kinder draussen Kricket, Rugby oder Badminton spielen, dann sicher! (Lacht.) Es ist auf jeden Fall ganz anders, als ich es vor zehn Jahren in London beim Projekt für die Rothschild-Bank erlebt habe. Dort haben die Büroangestellten bei jedem Wetter die gleichen Kleider getragen, egal, ob es regnete, schneite oder heiss war. Ich selber trage im Winter einen dicken Mantel, im Sommer eben nicht. Es scheint Teil der englischen Kultur zu sein, dass es keinen Unterschied zwischen dem Aussenraum und dem Korridor in einem Gebäude gibt. Das Wetter spielt überhaupt keine Rolle. An diesem Campus hier ist es etwas Besonderes, dass die Kinder sich immer nach draussen begeben, um in ein anderes Gebäude zu kommen. Das mag ich sehr.

Es gibt hier viele kleine Häuser, fast eine Welt aus Hexenhäuschen. Ihr Neubau ist mit Abstand das grösste Gebäude. Wie verträgt sich diese Grösse mit dem Rest der Anlage?

Er verträgt sich deshalb mit der Umgebung, weil unser Projekt das einzige ausserhalb der traditionellen Campus-Anlage ist. Unser Gebäude verläuft parallel zum Sportfeld, es ist das einzige Schulgebäude in diesem nördlichen Teil.

Sie sagten neulich, dass der Campus Sie beim ersten Betreten an die Szenerie der Harry-Potter-Romane erinnerte. Ist dieser Eindruck geblieben?

Ja, er ist geblieben. Solche Schulen gibt es seit über hundert Jahren. Sie haben ihren Reiz. Zwischen den historischen Gebäuden gibt es zwar verschiedene neuere Bauten, die zeigen, wie unsere Zeit, der Fortschritt und die Zukunft auch hier greifbar werden. Das erschliesst sich vielleicht nicht auf den ersten Blick. Als ich hier ankam, dachte ich zuerst: «Hilfe, das ist eine Harry-Potter-Welt!» Fast jeder denkt so. Das hat mir gleichzeitig gefallen und mich eingeschüchtert, schliesslich hatten alle Gebäude hier steile Schrägdächer, und wir bei OMA machen dezidiert moderne Architektur, immer. Da habe ich mich schon gefragt: Können wir hier unsere Ambitionen realisieren? Und können wir ein modernes Gebäude machen, das hier hineinpasst?

Sie haben die School of Science and Sport als über hundert Meter langes Gebäude voller Treppen und Rampen entworfen. Auf der Dachterrasse gibt es eine 50-Meter-Sprintstrecke mit Blick auf das Meer.

Ja, die Bewegung im Innern und der Ausblick in die Weite waren mir sehr wichtig, solche Qualitäten zeichnen die Projekte von OMA aus. Der Sport hat hier in England einen unglaublichen Stellenwert, er besetzt fast 40 Prozent der Campus-Fläche, vor allem natürlich den grossen Rasen, der nun direkt an die Turnhallen anschliesst. Und dann kannte ich einige der hiesigen Sportarten gar nicht, wie Kricket: Wir haben in einem einfachen Test vor Ort spezielle Folien ausprobiert, die verhindern, dass bei einem Aufprall die Glasfassade zerspringen kann.

Für eine Schule mit solcher Sporttradition wirklich mutig: Die ganze Fassade ist aus Glas!

Es war uns ein grosses Anliegen, dass wir die grossen Glasflächen realisieren konnten, damit auch sichtbar ist, wie verschiedene Funktionen nebeneinander stattfinden: der Unterricht in Chemie, in Physik und in Biologie – und der Sport. Das Wichtigste ist, dass wir neugierig bleiben und Neues ausprobieren können. Es hilft natürlich, wenn man nicht in allem bei den Grundlagen beginnen muss. Ich habe viel Erfahrung mit Bauten für die Wissenschaft, aber es ist mein erster Bau für den Sport.

Hybride Gebäude mit überraschenden Nutzungskombinationen sind zum Markenzeichen von OMA geworden. An diesem Thema arbeitet Ihr Büro schon seit den 1970er Jahren, Rem Koolhaas hatte dazu mit «Delirious New York», in dem ein Multifunktionsgebäude zum «sozialen Kondensator» wird, ein Manifest geschrieben.

Ja, das machen wir wirklich fast immer! Wie Richard Cairns, der Headmaster, neulich sagte, waren wir in der Wettbewerbsphase die einzigen Architekten, die eine Zusammenführung von Sport und Wissenschaft vorgeschlagen haben. Man hätte ja auch einfach zwei Einzelgebäude machen können. Wie Sie sagen: Wir sind fast schon besessen von der Idee, verschiedene Funktionen miteinander zu verschränken und einander auszusetzen. Ich nenne das auch «cross-contamination» ­– im positiven Sinn –, und damit meine ich, dass unsere Gesellschaft interdisziplinär denken und verfahren muss. Als ich zur Schule ging, wurde noch jedes Fach separat unterrichtet. Die Grenzen lösen sich nun aber zunehmend auf. Gläserne Wände mit Sicht in andere Schulzimmer, das ist nichts Radikales. Wenn man an die grenzenlosen Einblicke ins Private via Social Media denkt, dann erscheinen die traditionellen Abgrenzungen in Schulgebäuden heutzutage total überholt.

Sie meinen Korridore mit massiven Wänden, durch die man nicht sehen kann? In der School of Science and Sport gibt es fast nur Glas. Alle können fast überall hineinsehen.

Es ist eine Schule für heute und für die Zukunft. All die Kinder, die hier ausgebildet werden, benutzen Social Media. Sie wachsen in einer anderen Zeit auf als der, in welcher diese Typologien geschlossener Gebäude entwickelt worden sind. Das wollten wir in unserem Gebäude auch abbilden.

Die Schüler hier sind trotzdem überrascht von dem Gebäude. Es ist für sie ungewohnt, dass sie auf alle Seiten Durch- und Einblicke in andere Räume haben.

Ja, sogar die Wand zum Lehrerzimmer ist voll verglast! Die Erwachsenen haben vielleicht mehr Schwierigkeiten als die Kinder, sich daran zu gewöhnen. Falls es in Zukunft notwendig erscheinen sollte, kleben wir transluzente Folien auf die Gläser. Damit habe ich überhaupt kein Problem. Aber es war mir wichtig, diese Transparenz zum Ausgangspunkt zu nehmen, um zu schauen, wie sich die verschiedenen Disziplinen einander nähern können; und auch, wie sich der Campus mit dieser neuen Vielfalt entwickeln wird. Es gab ja bisher verschiedenste, ältere und neuere, traditionelle Gebäude. Nun haben wir eines dazugefügt, das eine ganz andere Erfahrung von Unterricht ermöglicht.

Sie denken also, dass Architektur die Lehrmethoden verändern kann?

Ja, immer, das wird sie auf jeden Fall! Sie ermöglicht Bewegung und Austausch zwischen Lehrern und Schülern, zwischen den Schülern untereinander und zwischen verschiedenen Schulfächern. Es wird eine Weile dauern, viele Lehrer sind noch an frontale Formen des Unterrichts gewöhnt. Ich finde es spannend zu sehen, wie eine neue Architektur zu einer positiven Entwicklung der Unterrichtsformen beitragen kann.

Wie lange dauert das?

Ein Jahr vielleicht oder zwei. Nicht allzu lange. Und es gibt ja nicht nur die Schulzimmer: Mit den breiten Treppen und Gängen wollte ich den Kindern in diesem Gebäude Platz für eigene Initiativen zur Verfügung stellen, für eine Ausstellung, für Kunstprojekte . . . Es ist schliesslich ein kreativer Campus mit einer grossen Musikschule, einer Kunstabteilung, es gibt sogar eine Modellbauwerkstatt, wie wir sie bei OMA haben. In diesem Gebäude können die Schüler zeigen, was sie selber gemacht haben, und entdecken, was andere tun.

Was, denken Sie, war das grösste Risiko, das Sie mit diesem Projekt eingegangen sind?

Ich denke nie an Risiken.

Sie gehen ständig Risiken ein.

Das grösste Risiko ist, mit der Bauherrschaft nicht einig zu werden! (Wieder ihr lautes, herzhaftes Lachen.) Das Gute an der Beziehung zwischen Architekt und Bauherr ist, dass wir viel Zeit haben. Es dauert ja immer ein paar Jahre, bis ein Projekt gebaut wird. Während der letzten sechs Jahre haben wir gemeinsam mit der College-Leitung mehrere OMA-Gebäude besucht. In dieser langen Periode konnte ich das College von vielem überzeugen, sogar von der grünen Dachterrasse.

Es ist ein knallgrüner Rasenteppich.

Nicht nur. Die begehbare Fläche ist wegen der intensiven Nutzung mit einem Rasenteppich belegt, aber ein grosser Teil des Dachs ist natürlich begrünt. Die Hauptsache ist: Es gibt diese Dachterrasse, dafür habe ich gekämpft. Für einen Ort mit Sicht über das Meer, an dem auch Unterricht stattfinden, Sport getrieben und gefeiert werden kann. Es ist der einzige Ort mit Meeresblick auf dem ganzen Campus, das gab es vorher nicht. Die Aussicht, die Weite und die Möglichkeiten des Gebrauchs waren hier entscheidend.

Zu welchem Zeitpunkt im Planungsprozess, denken Sie, verstand die Bauherrschaft die vielen Möglichkeiten des Projekts?

Vielleicht gar nie! (Lacht wieder.) Ich gebe zu, dass unsere Projekte oft sehr kompliziert sind. Es gibt viele Ebenen, Blickwinkel, Raumbeziehungen, es ist für eine Bauherrschaft schwierig, diese während des Entwurfs ganz zu erfassen. Dieses Verständnis entwickelt sich sukzessiv. Wenn das Gebäude fertig ist, ist der Kunde dann meistens überrascht.

Obwohl Sie das Design in Zeichnungen, Modellen, Filmen, sogar mit Augmented Reality vorgeführt haben?

Ja, wir benutzen alle diese Techniken, aber es sind eben nur Hilfsmittel. Ich kann Ihnen sagen: Es ist schwierig. Wenn ich die Kunden durch den fertigen Bau führe, sehe ich das Staunen in ihren Gesichtern, und ich frage mich: Hatten sie denn unsere Modelle und Filme nicht verstanden? – Die wirksamste Art und Weise, eine Bauherrschaft zu überzeugen, besteht darin, von OMA realisierte Bauten zu besuchen. Nur so kann ich die beabsichtigten Raumwirkungen erlebbar machen. Das perfekte Gebäude ist für mich eines, das keine Beschilderung braucht. Die Bewegung inspiriert und lenkt, und man geht einfach los. Abgesehen davon ist es auch schön, wenn es im realisierten Projekt noch Überraschungen gibt. Bei der School of Science and Sport denkt man zum Beispiel, es gebe nur drei Ebenen, in Wirklichkeit gibt es viel mehr.

Zwischen den vielen Treppen und Rampen vergisst man manchmal sogar, wo man eigentlich ist.

Genau, das fängt ja schon beim Grundstück an, es fällt leicht ab, und es gibt Eingänge auf verschiedenen Ebenen. Es ist auch praktisch, dass man von der grossen Turnhalle direkt aufs Sportfeld gelangt und dass man von anderen Räumen wiederum einen Blick über den Rasen hat, also etwas höher steht. Diese Verschiebungen ermöglichen dann auch die Blickverbindungen im Innern, zum Beispiel zwischen Schwimmbad und Turnhalle und von dort in den Gymnastikraum, ins Tanzstudio. Manchmal ist es lediglich ein Meter, aber das reicht uns, um ein Fenster zwischen den verschiedenen Nutzungsbereichen einzubauen – auch wenn es nur so schmal ist wie das Band zwischen dem Swimmingpool und der Turnhalle.

Das ist doch auch ein Risiko, so viel Aufwand für ein schmales Fensterband.

Vor fast zwanzig Jahren haben wir das schon ausprobiert, beim Botschaftsgebäude in Berlin. Alle dachten, das lohne sich nicht. Und wir waren auch nicht sicher, ob es wirklich so wirken würde, wie wir dachten. Aber es hat funktioniert. Es gibt eine Interaktion zwischen den Räumen und auch den Eindruck, dass man im Raum schwebt.

Als sie 2013 begannen, zusammen mit Rem Koolhaas an diesem Wettbewerb zu arbeiten, sprach fast niemand vom Brexit. Wie hat dieses Thema die Arbeit am Projekt verändert?

Eigentlich nicht, ausser dass die Baukosten wegen der Inflation höher wurden. Schon als ich am Projekt für die Rothschild-Bank arbeitete, hatte ich mit den Bauherren in London diese Diskussionen über die Unterschiede zwischen «hier» und dem «Kontinent». In diesem Sinn hat es mich dann auch nicht erstaunt, dass das Referendum angenommen wurde. Ich habe es geahnt, aber schliesslich hat es natürlich viele Leute geschockt, dass diese Freiheit, sich in Europa fast grenzenlos zu bewegen, nun infrage gestellt wird.

Wie beeinflusst der Brexit Ihr nächstes Projekt, die Factory für das Manchester International Festival?

Wahrscheinlich gar nicht, wir sind ja bereits an der Ausführung. Wir sehen dann, was passiert. Als OMA, mit Projekten in so vielen Ländern mit besonderen Bedingungen, sind wir es gewohnt, dass wir nicht wissen, was kommt. Es ist kein Hindernis. Niemand weiss, was kommt.

Die nächste Frage ist vielleicht die langweiligste: Sie sind seit siebzehn Jahren Partnerin bei OMA. Sind Sie es nicht müde, immer gefragt zu werden, wie es denn sei, die einzige Frau im Leitungsteam einer so grossen Firma zu sein?

Diese Frage wurde mir erst in den letzten drei Jahren oft gestellt. Vorher wurde ich das nie gefragt. (Lacht wiederum.) Ich weiss auch nicht, warum. «Gender neutrality» ist in den letzten Jahren einfach ein grosses Ding geworden. Aber ich arbeitete schon immer in einer Männerwelt, und ich bin mit drei Brüdern aufgewachsen, bin es also gewohnt, in einer männlichen Umgebung zu sein. In unserem Büro gibt es viele Frauen, weil ich den Mix produktiv finde. Frauen sind anders als Männer, und jedes Geschlecht trägt seine Qualitäten zur Architektur bei. Deshalb ist die gemeinsame Arbeit wichtig. Aber ich sehe auch: Es ist nicht einfach für die Frauen.

Meinen Sie also, dass die Realität sich wenig verändert hat, trotz grösserer Aufmerksamkeit hinsichtlich der Geschlechterfrage?

Natürlich werde ich heutzutage abgefeiert, weil ich eine Frau bin.

Nicht nur.

Die Realität hat sich schon verändert. Vor zehn Jahren, wenn ich einen Kunden in China treffen sollte, dachte ich jeweils: Ich nehme besser noch einen Mann mit. Das ist jetzt besser geworden. Ich glaube, in der besten aller Welten befinden wir uns, wenn wir Leute mit unterschiedlichem Hintergrund mit einbeziehen. Auch Frauen bringen bestimmte Hintergründe, Erfahrungen, Werte mit.

Sind Sie es nicht müde, über die Frauenfrage zu diskutieren?

Wissen Sie, es gefällt mir eigentlich. Wenn man jung ist, ist es viel schwieriger zu sagen, was man denkt. Das ist das Gute am Älterwerden: Ich kann ein bisschen ehrlicher werden. Die Vielfalt in der Arbeitswelt ist mir seit über zwanzig Jahren sehr viel wert. Es gab im Büro von OMA immer Menschen aus dem Süden und aus dem Norden, Männer und Frauen, und diese Kombination hat so viele Qualitäten hervorgebracht. Der Mix ist eine Grundregel für gute Arbeit.

Es gibt Stimmen, die sagen, dass Sie, als entscheidende Person in Entwurfsfragen, im Büro von OMA einmal die Nachfolgerin von Rem Koolhaas werden könnten. Wie stellen Sie sich dazu?

Was ich an unserem jetzigen Büro so schätze, ist unser Arbeiten im Kollektiv. In diesem Sinn sehe ich mich nicht als die eine, einzige Nachfolgerin. Weil der Erfolg unseres Büros nämlich nicht auf der Qualität einer einzigen Person beruht. Die Qualität unserer Architektur entspringt dem Kollektiv. Für mich ist das Büro OMA ein Team spannender Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Ansichten. Genau das macht unsere Gebäude besser, als wenn sie von einer einzigen Person entworfen würden. Also: Ich glaube an das Kollektiv!

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2020.02.01

30. Januar 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Das Gleismeer entdeckt seine Ufer

Hinter dem Hauptbahnhof erfüllt sich auch im Zürcher Stadtzentrum die Sehnsucht nach Weite.

Hinter dem Hauptbahnhof erfüllt sich auch im Zürcher Stadtzentrum die Sehnsucht nach Weite.

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24. Januar 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Superstudio-Mitbegründer Adolfo Natalini hinterlässt im Alter von 78 Jahren endlose Monumente, und noch mehr

Mit ihm war Florenz ab den 1960er Jahren wieder ein Epizentrum baukünstlerischer Visionen.

Mit ihm war Florenz ab den 1960er Jahren wieder ein Epizentrum baukünstlerischer Visionen.

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22. Januar 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Alle bewegen sich wie Pippi Langstrumpf, mit dem Dach unter dem Kopf

In der Architektur gilt Orientierung als erstrebenswert. Sie durcheinanderzubringen, ist allerdings eine hervorragende Geschäftsidee.

In der Architektur gilt Orientierung als erstrebenswert. Sie durcheinanderzubringen, ist allerdings eine hervorragende Geschäftsidee.

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01. Januar 2020Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

«100 Jahre Bauhaus» feierte viel falsche Aufregung beiderseits des Ozeans

Das Jubiläumsjahr liess vieles unterbelichtet. Einzelne der Akteure und Ereignisse zumindest wurden genauer betrachtet, aber längst nicht alle.

Das Jubiläumsjahr liess vieles unterbelichtet. Einzelne der Akteure und Ereignisse zumindest wurden genauer betrachtet, aber längst nicht alle.

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19. Dezember 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

«Die Berliner Mauer war, wie die heutige Mauer an der US-Grenze, vorgefertigt. In ihrem Grundprinzip unterscheiden sie sich wenig»

Der österreichische Architekturforscher Theo Deutinger dokumentiert Konstruktionen, die sich gegen den Menschen richten.

Der österreichische Architekturforscher Theo Deutinger dokumentiert Konstruktionen, die sich gegen den Menschen richten.

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13. Dezember 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Die Wimmelwelt ist überall

Immer öfter taumeln wir in einem Labyrinth richtungsloser Räume

Immer öfter taumeln wir in einem Labyrinth richtungsloser Räume

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03. Dezember 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Der grazile Klotz am Heimplatz – David Chipperfields Meisterwerk lässt sich unterschiedlich deuten

Ist der Erweiterungsbau für das Kunsthaus Zürich nun ein filigraner Vorhang oder ein Bunker für die Kunst?

Ist der Erweiterungsbau für das Kunsthaus Zürich nun ein filigraner Vorhang oder ein Bunker für die Kunst?

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27. November 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Ein paar Bäume in 50 Metern Höhe sind kein Wald: Urbanes Grün zwischen Augenwischerei und Augenweide

Begrünte Fassaden und Gärten in der Vertikalen liegen im Trend. Nun hat auch die Schweiz ein Gartenhochhaus.

Begrünte Fassaden und Gärten in der Vertikalen liegen im Trend. Nun hat auch die Schweiz ein Gartenhochhaus.

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08. November 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Die Schönheit der Architektur liegt oft im Gewöhnlichen: Jede Woche ein Juwel

Alltägliche Häuser und Leuchttürme der Architektur: Alle sind sich einig, dass Baukultur breiter in der Gesellschaft verankert werden soll. Einige steigen dafür sogar vom hohen Ross.

Alltägliche Häuser und Leuchttürme der Architektur: Alle sind sich einig, dass Baukultur breiter in der Gesellschaft verankert werden soll. Einige steigen dafür sogar vom hohen Ross.

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31. Oktober 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Architekt Franz Füeg: «Schnelligkeit kann man organisieren, Langsamkeit auch. Aber nicht Qualität»

Den technischen Fortschritt voranzutreiben, heisst zugleich, an dessen Grenzen zu stossen. Diese Erfahrung hat Franz Füeg immer wieder gemacht; er zählt zu den Schweizer Pionieren des standardisierten Bauens.

Den technischen Fortschritt voranzutreiben, heisst zugleich, an dessen Grenzen zu stossen. Diese Erfahrung hat Franz Füeg immer wieder gemacht; er zählt zu den Schweizer Pionieren des standardisierten Bauens.

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15. Oktober 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Japanischer Spielwitz beschwingt Biel

Die Marke Swatch macht international Furore, diesmal mit Architektur. Für den Bau des neuen Hauptsitzes wurde Shigeru Ban, der für jede erdenkliche Aufgabe eine ausgefallene Lösung findet, eingeladen. Wie nachhaltig dies ist, wird sich erst zeigen.

Die Marke Swatch macht international Furore, diesmal mit Architektur. Für den Bau des neuen Hauptsitzes wurde Shigeru Ban, der für jede erdenkliche Aufgabe eine ausgefallene Lösung findet, eingeladen. Wie nachhaltig dies ist, wird sich erst zeigen.

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11. Oktober 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Arthur Rüegg über Charlotte Perriand: «Diese Interieurs machen die Entwicklung der Entwerferin sinnlich erfahrbar.»

In drei für die Ausstellung rekonstruierten Räumen entfalten sich die Facetten einer modernen Wohnkultur.

In drei für die Ausstellung rekonstruierten Räumen entfalten sich die Facetten einer modernen Wohnkultur.

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02. Oktober 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

New Glarus verteidigt den Schweizer Stil, das alte Glarus schaut amüsiert zu

Im amerikanischen Glarus darf nur «schweizerisch» gebaut werden. Doch lässt sich das typisch Helvetische wirklich in Hausfassaden einfangen?

Im amerikanischen Glarus darf nur «schweizerisch» gebaut werden. Doch lässt sich das typisch Helvetische wirklich in Hausfassaden einfangen?

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26. September 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Ein nacktes Haus schwitzt Mörtel

In Zürich wagt eine kleine Villa die Balance zwischen roher Materialität und präziser Eleganz. Als eines von über hundert Häusern ist es nächstes Wochenende auch von innen erfahrbar.

In Zürich wagt eine kleine Villa die Balance zwischen roher Materialität und präziser Eleganz. Als eines von über hundert Häusern ist es nächstes Wochenende auch von innen erfahrbar.

Nicht alle Häuser tragen ein Kleid, manche sind einfach nackt. Wann ein Haus fertig ist, folgt keiner starren Regel, sondern vor allem dem ästhetischen Sinn von Bauherrschaft und Architekten. Und die waren in der Laune, etwas in Zürich noch nie Gesehenes zu realisieren: eine Fassadenhaut, an der die Arbeit des Bauens am Material ablesbar ist, und zwar nicht nur an den Oberflächen, sondern dreidimensional, als Relief.

Das Haus Alder in Zürich Wipkingen zeigt seine rohe Haut mit allen ihren Poren und Pickeln, Falten und Narben. So zeichnen sich auf den Betonflächen von Sockel und Dachgeschoss die Kanten, Kratzer und Linien der Schalungsplatten ab, und die Backsteine stossen mit ihrem Gewicht und ihrer Form den Mörtel so aus den Fugen, dass er herausquillt und ein unregelmässiges, grobes, textil anmutendes Netz über die erdig-rötliche Fassade legt. Die ungewohnte Komposition der Materialien ist ein Statement und verfehlt ihre Wirkung nicht. Fachwelt und Publikum sind gleichermassen verblüfft.

Ein Palazzo mit «Pflüder»

Die Dreiteilung der Fassade in Sockel, Obergeschosse, Dachkante reiht das Haus in den klassischen Kanon der Architektur ein. Wie ein Palazzo wendet sich die Fassade zur Strasse, nur eben eigenwillig. Der Betonfuss des Gebäudes springt zurück und wird strassenseitig so schmal, dass es zu balancieren scheint. Der Dachaufbau ist ebenfalls betonschwer und zeichnet in einer künstlerischen Interpretation der Baugesetze schräge Linien um das skulpturale Volumen. Präzise geschnittene Betonkanten und die scharfen Linien der Fensterrahmen aus Chromstahl bilden die Fassung: Dazwischen spannt sich die nackte Gebäudehaut.

In dem Moment, nachdem die Backsteine des Doppelmauerwerks in den Mörtel gelegt worden waren und bevor die verdrängte Masse abgezogen worden ist, ist die äussere Fassade fest und hart geworden. Aus den Fugen zwischen den gebrannten Quadern quillt nun für immer der «Pflüder», wie die Architektin Gabrielle Hächler den erstarrten Mörtelschlamm nennt. «Brut», ein erstarrter Augenblick mitten im Bauprozess – aber die Dreiteilung und die feinen Chromstahlkanten verraten, dass die Komposition dieses Hauses exakten Absichten folgt.

Familiengeschichten weiterspinnen

Nicht nur Wagemut und Experimentierlust, auch Erinnerungen haben dieses Haus inspiriert. Auch aus den Fugen zwischen den Backsteinen des väterlichen Ateliergebäudes in Lenzburg, wo Gabrielle Hächler aufgewachsen war, quoll der Mörtel heraus. Der Architekt Pierre Zoelly, Freund der Bildhauerfamilie, hatte nie verraten, wo er die Idee gefunden hatte.

Und auch der unbehandelte Beton ist eine Kindheitserinnerung, auch aus einem Elternhaus, demjenigen ihres Partners Andreas Fuhrimann, dessen Eltern die Schweizer Architektur der Nachkriegszeit mitgeprägt haben.

Diese Affinität für einfache, ausgefallene Materialien teilt das Architektenpaar mit der Bauherrschaft, die seit fast dreissig Jahren in einem geerbten Häuschen am Hang des Waidbergs unmittelbar neben dem Altersheim Trotte wohnte. Das vormalige Arbeitereinfamilienhaus der Firma Escher-Wyss aus dem Jahr 1919 war der dreiköpfigen Familie zu eng geworden.

Konventionen zu hinterfragen, ist für die Bauherrschaft auch sonst Teil ihres Alltags: Er befasst sich als Anwalt regelmässig mit Design- und Urheberrechten, sie trug auch schon den Dichtungsring eines Dampfkochtopfs als Halskette zur Arbeit. Das Paar nahm die Herausforderung, ein eigenes neues Haus zu bauen, als Initialzündung, die Architektur überhaupt zu überdenken. Dass es zu Ende geführt werden konnte, ist sicher auch dem Umstand zu verdanken, dass Nachbarn und Bewohner sich bereits Jahrzehnte kannten und so nur die Hüllen, aber nicht die Menschen neu für das Quartier waren. Und dass der Neubau um einiges grösser ist als der Vorgänger, relativiert sich am Alterszentrum Trotte in seinem Rücken, das bereits alle Empörung über zu viel Grösse auf sich zog.

Aussen kantig, innen fliessend

Die Gleichzeitigkeit des provokativ Rohen und der exakten Form ist ein Balanceakt, den die Architekten Gabrielle Hächler und Andreas Fuhrimann mit ihren Mitarbeitern schon viele Male ausgeführt haben, diesmal sogar prominent mitten in der Stadt.

So ungeschliffen wie sich das Haus mit seinen absichtlich nicht nachbearbeiteten Oberflächen nach aussen wendet, so harmonisch fliesst die Raumsequenz innen vom Boden bis unters Dach, und dann sogar noch weiter hinaus und hinauf über zwei Aussenterrassen. Die Wohnung ist eine einzige Abwicklung von ineinander übergehenden Räumen über fast 300 Quadratmeter auf vier Geschossen, verbunden über eine sich hinaufdrehende Treppenskulptur. Einzig Schiebetüren modulieren den Übergang der offenen Zonen zu den zwei Schlafzimmern, konventionelle Türen mit Scharnieren gibt es nur zu den Balkonen, den Toiletten und am Haupteingang im Betonsockel. Lachsrot legt sich der Storenstoff über die Fenster und der Farbanstrich über die Nassbereiche im Bad, in einer radikalen Einfachheit und doch vielschichtig, nämlich in der Assoziation des Hauses zum Körper und der Wände zur Haut.

Kein Gewand, sondern nackte Haut

Brutalismus war der Name, unter dem der High-Tech-Optimist und Hippie-Architekturtheoretiker Reyner Banham die rohen Betonriesen der Nachkriegszeit zusammenfasste – etwa zur gleichen Zeit, als die Werbung die nackte Haut entdeckte und Models ihre Hüllen fallen liessen. Nicht nur Menschen, auch Häuser haben die Ästhetik der nackten Haut entdeckt, in der Architektur sogar ganz ohne Make-up und mit einer Überhöhung der Flüssigkeiten, die aus den Poren dringen.

Über Hülle, Gewand und Bekleidung gibt es in der Architektur viel mehr Theorien als über die Nacktheit. Bis auch diese Theorien Regale füllen, muss noch viel Mörtelschweiss zwischen Backsteinen hervorquellen und als erstarrter «Pflüder» die Sehgewohnheiten irritieren. Und vielleicht passiert dies rascher, als man denkt, denn schliesslich bedeutet ressourcenschonendes und materialgerechtes Bauen auch, sich auf die Natur der Dinge zu besinnen.

Neue Zürcher Zeitung, Do., 2019.09.26

25. September 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Aufregung um das geplante Museum der Moderne in Berlin

In Berlin plant das Architekturbüro Herzog & de Meuron eine Erweiterung zu Mies van der Rohes ikonischer Neuer Nationalgalerie. Die Unruhe um deren projektierte Mehrkosten, die letzte Woche von verschiedenen Zeitungen verbreitet wurde, hält an.

In Berlin plant das Architekturbüro Herzog & de Meuron eine Erweiterung zu Mies van der Rohes ikonischer Neuer Nationalgalerie. Die Unruhe um deren projektierte Mehrkosten, die letzte Woche von verschiedenen Zeitungen verbreitet wurde, hält an.

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25. September 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Jacques Herzog: «Ich kenne kein anderes solches Hochhaus, nicht einmal in Manhattan.»

Das Architekturbüro Herzog & de Meuron will das Bauen in der Vertikale neu erfinden – doch ihre offenen Räume wecken auch Ängste und Bedenken. Mit Jacques Herzog sprach Sabine von Fischer.

Das Architekturbüro Herzog & de Meuron will das Bauen in der Vertikale neu erfinden – doch ihre offenen Räume wecken auch Ängste und Bedenken. Mit Jacques Herzog sprach Sabine von Fischer.

Herr Herzog, Sie haben viele ikonische Bauten entworfen. Im Fokus der öffentlichen Diskussion stehen derzeit die Hochhäuser: Was kann ein Hochhaus durch seine Höhe der Stadt geben, das ein niedrigeres Haus nicht kann?

Zunächst einmal mehr Nutzfläche auf beschränktem Baugrund. Das ist der kommerzielle Aspekt. Viele Hochhäuser können nur dies. Interessant wird es, wenn Hochhäuser sich in der Vertikalen entwickeln und entfalten und Raum für neue Arbeits- und Wohnformen bieten: Den Roche-Bau 1 oder den Jenga Tower an der Leonard Street in New York haben wir so angelegt.

Das Hochhaus soll also mehr als ein Blickfang sein?

Unbedingt! Ein Hochhaus kann viel mehr sein: Es kann auch Öffentlichkeit generieren und zum Treffpunkt werden. Es kann ein Innenleben haben, das erst in dieser extremen Vertikalen möglich ist. Das interessiert uns an unseren vertikalen Projekten zunehmend.

Sie haben das höchste Hochhaus der Schweiz gebaut, den Roche-Turm mit 178 Metern Höhe. Er ist aber nur unter strengen Bedingungen öffentlich zugänglich.

Das stimmt so nicht: Die Lobby im Erdgeschoss von Bau 1 ist für jedermann frei zugänglich, es gibt dort ein Besucherzentrum mit einer Ausstellung zur Arealentwicklung. Das ist für ein Unternehmen dieser Grössenordnung aussergewöhnlich. Für den Rest des Baus gibt es ein grosses allgemeines Interesse, viele konnten ihn auf Anmeldung bereits besuchen. Es braucht auch Kontrollen und Sicherheitsmassnahmen, die heute anders sind als vielleicht gestern oder morgen. Architektur bildet immer eine Zeit ab, ist so gesehen ein Psychogramm unserer Gesellschaft.

Sie haben das Hochhaus schon als vertikale kleine Stadt beschrieben.

Ja, denn für die vielen tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist der Roche-Bau 1 ein eminent öffentliches, vertikal und horizontal durchlässiges Gebäude – wie eine kleine Stadt. Davon profitiert also eine Öffentlichkeit von Menschen, deren Kommunikation und Begegnung wir im Alltag mit konkreten architektonischen Konzepten anregen und unterstützen wie in kaum einem anderen Hochhaus: Die Geschossplatten sind nicht einfach durchgehend übereinandergestapelt, sondern immer wieder ausgeschnitten, um Sichtbezüge im Inneren herzustellen. Es gibt mehrgeschossige offene Räume, die den Bau wie grosse Lobbys oder Wohnräume rhythmisieren, von unten bis ganz oben. Ich kenne kein anderes Hochhaus, das so aufgebaut ist. Nicht einmal in Manhattan, dem Mekka der Türme.

Vom Zug her habe ich den Roche-Turm heute morgen so gesehen: Er ragt wie eine Haifischflosse über der Stadt, er ist von überall sichtbar, so hoch ist er. Aber ist das nun Öffentlichkeit, was ich sehe?

Sie ist im Entstehen. Zurzeit sind viele neue Roche-Gebäude im Bau. Das einstige Industrieareal wird dadurch zum modernen Campus: Es vereint Forschung, Entwicklung, Produktion und Administration im Konzernhauptsitz. Mitten hindurch führt eine öffentliche Strasse, die Grenzacherstrasse, die mit Bäumen und Büschen neu gestaltet wird. Ausserdem gibt es in diesem öffentlichen Raum Skulpturen von Bernhard Luginbühl, Jean Tinguely, Rémy Zaugg und Fischli/Weiss. Es entsteht also ein veritabler Boulevard. Und entlang des Rheins wird dereinst der Solitude-Park erweitert werden. Das ist doch ein eminenter Gewinn für die Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt und die jedes Jahr grössere Fangemeinde von Rheinschwimmern. Ja, insofern sehen Sie tatsächlich Öffentlichkeit! Besonders wenn Sie nicht bloss vom Zug aus, sondern aus unmittelbarer Nähe hingucken. Die Transformation des Roche-Areals schafft mehr und besseren Raum für alle.

Der zweite Turm soll mit 205 Metern noch höher werden. Sind Rekordhöhen ein Wunsch der Bauherrschaft oder der Architekten?

Wollen Sie mir diese Frage ernsthaft stellen?

Dann reden wir also lieber über das, was unten passiert. Auf der Baustelle wirkt das Quartier doch sehr eng.

Während der Bauzeit wirkt vieles noch sehr beengt. Danach wird sich einiges ändern. Wie gesagt wird sich die Grenzacherstrasse zum Boulevard und zum Solitude-Park weiter entfalten.

Im Vergleich mit der Rockefeller Plaza in New York fehlen dem Roche-Quartier das einladende Eisfeld und der Weihnachtsbaum für die ganze Stadt.

New York hat das Eisfeld, Basel den Park mit dem Tinguely-Museum und das Schwimmen im Rhein. Ausserdem entsteht ja neue Architektur. Für uns sehr speziell ist es, die für viele Roche-Bauten so typische Formensprache der sechziger Jahre auf dem Areal anzunehmen und weiterzuentwickeln. Trotz unterschiedlichen Formen und Dimensionen gibt es deshalb eine Verwandtschaft der Gebäude.

Der Preis für die Eleganz ist dann, dass die Geschosse nach oben immer kleiner werden.

Das ist keinem «Preis der Eleganz» geschuldet, sondern dem gesetzlich geregelten Lichteinfallswinkel. Wir verbinden also eine gestalterische Idee – die Abtreppung – mit einer gesetzlichen Vorgabe. So funktionieren Architektur und Städtebau idealerweise. Man verbindet nützliche und gesetzliche Vorgaben mit Schönheit. Ihre Frage offenbart aber eine typisch schweizerische Haltung: die Vorliebe für architektonische Kisten. Sie denken wohl, dass alles gerade sein muss und nur vier oder fünf Geschosse haben darf?

Nicht wirklich, ich war ja auch Architektin in New York, und dort zählt weniger die Frage, ob Kiste oder nicht. Die Frage der Beziehung zur Stadt ist wichtig. New York City war ja auch für Rem Kohlhaas das Mekka der Hochhausarchitektur, vor allem interessierte ihn diese Konzentration von sozialer Energie des Hochhauses mit seinem Innenleben, das oft in einer repräsentativen Lobby zum Ausdruck kommt. Es gibt da so viel grossartige Architektur. Ich habe, wann immer ich konnte, diese Lobbys betreten. In der Schweiz vermisse ich das: Die Roche-Lobby ist kaum zugänglich, an der Europaallee gibt es keine wirklichen Eingangshallen.

Nochmals: Die Lobby des Roche-Turms ist für jedermann frei zugänglich. Und was wir für Roche machen, können Sie nun wirklich nicht mit der Europaallee vergleichen . . . Die Wahrheit in New York ist zudem eine ganz andere: Tatsächlich sind nämlich nur wenige Lobbys öffentlich zugänglich; einige gewähren einen Einblick auf ein paar schöne Bilder, Skulpturen oder den Concierge in Uniform.

Nach den Ereignissen von 9/11, als die Türme des World Trade Center einstürzten, waren die Lobbys von einem Tag auf den anderen nicht mehr zugänglich. Die Frage ist, ob die Qualitäten des Hochhauses heute verloren gehen. Im Ursprungsland des Hochhauses, in den USA, passiert das. 9/11 war ein grosser Einschnitt hinsichtlich der Beziehung der High-Rise-Buildings zur Stadt.

Das 21. Jahrhundert hatte einen schlechten Start, was Offenheit und Zugänglichkeit unserer Städte betrifft. Die Ideale der Moderne einer immer freieren und demokratischen Gesellschaft scheinen weit weg. Das wird auch in Architektur und Städtebau erkennbar: mehr Gated Communities, mehr Überwachung, weniger Durchmischung von Nutzungen.

Aus technischer genauso wie aus städtebaulicher Sicht könnten Hochhäuser viel zu urbaner Qualität beitragen. Entwürfe aus der Frühzeit der Hochhäuser enthielten Ballsäle, Kinos, Schwimmbäder und andere urbane Treffpunkte, manchmal übereinandergestapelt. Solche Kühnheiten finden wenig Gefallen bei Investoren. Es ist einfacher und kostengünstiger, diese Nutzungen in den Untergeschossen zu versenken und die luftige Höhe für Büros und Apartments zu vergeben.

Seit den siebziger Jahren entstand in New York ausserdem fast nur banale Investorenarchitektur, sogar für Museumsbauten. Jetzt bewegt sich wieder mehr, unser Jenga Tower an der Leonard Street ist Ausdruck dieser neu erwachten Ambitionen.

Sie arbeiten als Architekt unter anderen Bedingungen als vor zwanzig Jahren, als die Angst und die Sicherheitsvorschriften weniger im Vordergrund standen. Was macht man heute?

Ich habe ja vorhin Beispiele unserer Hochhausprojekte erwähnt. Alle sind Versuche, neue Modelle für das Wohnen und Arbeiten in der Vertikalen zu formulieren. Der zunächst oft kritisierte Bau 1 von Roche ist heute zu einer der beliebtesten Stadtansichten von Basel geworden. Die Kommunikation unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und der Austausch zwischen den verschiedenen Abteilungen scheint sehr gut zu funktionieren. Das neuartige architektonische Konzept mit den mehrgeschossigen Lobbys hat sich demnach bewährt.

Auch der Jenga Tower und die Beirut Terraces in Libanon variieren in der Vertikalen. Allerdings hat keiner dieser neueren Türme die vertikale Durchlässigkeit des Bau 1 von Roche: die mehrgeschossigen Lobbys, welche wie grosse Wohnzimmer eine räumliche Rhythmisierung entlang der gesamten Gebäudehöhe ermöglichen, die Terrassen auf beinahe jedem Geschoss. Viele benutzen die internen Treppen, bewegen sich, begegnen sich. Das sind neuartige und abwechslungsreiche räumliche Angebote für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Das ist neu, nicht nur für die Schweiz. Das ist sehr wichtig, weil nur so der Architekt auch in Zukunft Argumente hat, alte und fest etablierte Modelle zu überwinden und Neues zu wagen.

Es gibt also einen neuen Schweizer Typus des Hochhauses?

Zunächst ist das ein einzelnes Beispiel. Aber der Roche-Bau 2 und das angrenzende neue Forschungszentrum werden ähnlich konzipiert, sogar mit einem noch attraktiveren öffentlichen Raumangebot. Andere Projekte im In- und Ausland werden folgen, weil die Menschen nicht mehr in den herkömmlichen, versiegelten Kisten wohnen und arbeiten wollen. Auch im Wohnungsbau gibt es noch viel Potenzial für neuartige Hochhaustypologien, einige haben wir im Ausland bereits realisieren können.

Sie haben seit dreissig Jahren auch ein Büro in New York, hat die Stadt Ihre Arbeit inspiriert?

Die Dichte, die Nähe und die Höhe der Gebäude in Manhattan ist faszinierend und einmalig. Dabei ist die Organisation so einfach: das Schachbrettraster mit dem riesigen Park in der Mitte. Da wird das einzelne Hochhaus selten für sich alleine wahrgenommen; es ist wie in einem Wald versteckt. Es gibt die wenigen Ausnahmen der uns allen vertrauten berühmten Türme wie etwa das Chrysler Building. Die Schweiz hat keine vergleichbaren Voraussetzungen. Beinahe jeder Turm wird separat debattiert. Deshalb muss das Hochhaus bei uns anders gedacht werden: Es muss präziser positioniert und proportioniert werden, mit einer innovativen inneren Organisation – wie ich sie eben beschrieben habe. Nur wenn das gelingt, wird die Akzeptanz auch hier in der Schweiz zunehmen.

Eine letzte Frage: Sie sagten einmal, Sie reisten gar nicht gern. Wie oft besuchen Sie Ihre Büroniederlassungen in Berlin, Hongkong, London und New York?

Nur wenn nötig. Zum Beispiel, um Mock-ups im Massstab 1:1, also Baumuster in voller Grösse, zu besichtigen und zu diskutieren, manchmal für ein Nachtessen mit der Bauherrschaft, weil wir ja während einiger Jahre einen gemeinsamen Weg gehen. Solche Begegnungen, die physische Präsenz erfordern – dafür reise ich. Das wird mit den Möglichkeiten der digitalen Revolution immer weniger. Aber solange Architektur für die Menschen wichtig bleibt, ist physische Erlebbarkeit ein zentrales Thema.

Neue Zürcher Zeitung, Mi., 2019.09.25

16. September 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Luigi Colani polarisierte mit biomorphen Formen die Welt des Designs. Ein Nachruf

Im Alter von 91 Jahren ist der deutsche Designer in Karlsruhe gestorben.

Im Alter von 91 Jahren ist der deutsche Designer in Karlsruhe gestorben.

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11. September 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Mit Luft lässt sich nicht bauen, nur darum herum

Die Eröffnung des Bauhaus-Museums in Dessau gilt als einer der Höhepunkte der laufenden Hundert-Jahr-Feier. Allerdings zeigt seine starre Architektur wenig von der bewegten Geschichte.

Die Eröffnung des Bauhaus-Museums in Dessau gilt als einer der Höhepunkte der laufenden Hundert-Jahr-Feier. Allerdings zeigt seine starre Architektur wenig von der bewegten Geschichte.

Ein ungeheurer Klotz liegt mitten in der Innenstadt von Dessau. Eine blanke Glasfassade säumt mit über hundert Metern Länge und zwölf Metern Höhe die Kavalierstrasse und den Stadtpark. Das Versprechen im Wettbewerbsprojekt war ein anderes: Transparenz und Leichtigkeit, ein Gebäude fast aus Luft.

Passanten, Strassenbahnen, Automobile, Plattenbauten, die Marienkirche und ein Einkaufszentrum aus ausdrucksloser Investorenarchitektur, wie sie Deutschlands Osten in den 1990er Jahren überrollt hatte, spiegeln sich im Glas. Der lange Riegel, entworfen von den spanischen Jungarchitekten Addenda Architects, deutet keine Bewegung an, er greift nicht aus, er liegt starr mitten in der Stadt. Getönt, beschichtet, bedampft und mit einem Nadelstreifenmuster für den Vogelschutz bedruckt, wirkt das Glas massiv und teilnahmslos. Die Reflexionen erscheinen beliebig und bedeutungslos. Die puristische Idee eines transparenten Glaskörpers ging im realisierten Museum verloren.

Dabei hatte die Architektur in Dessau einst bewiesen, wie leicht und luftig eine Glasfassade sein kann. Die abgehängte Flachglasfassade an der Front des historischen Bauhaus-Werkstattflügels von 1926 lässt einen denken, dass Architektur eigentlich Licht und Luft sein will. Fensterreihen mit Drehscharnieren lassen sich in Serie aufklappen, in der Grossform und bis ins Detail scheint Walter Gropius’ Architektur tanzen zu wollen. Denn Theater gab es am Bauhaus nicht nur in den Aufführungen von Oskar Schlemmers «Triadischem Ballett», vielmehr sollte das ganze Leben drehen und springen.

Dessau war der zweite und auch der produktivste Standort des Bauhauses. Am letzten Sonntag, 87 Jahre nach der Verlegung der 1919 in Weimar gegründeten Schule von Dessau an ihren letzten Standort Berlin, wurde in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel das Museum eröffnet. In der riesigen erdgeschossigen Halle sass die zahlreiche Prominenz aus Kultur und Politik. Vor der Glasfassade entlang der Kavalierstrasse versuchten alle andern, durch die getönten Glasscheiben ins Innere des Neubaus zu sehen. Doch es gelang nicht so gut, wie einst in den Wettbewerbsvisualisierungen versprochen. Mit seiner tagsüber fast opaken Fassade macht sich das Haus auf den ersten Blick nicht wirklich verständlich.

Gläserne Moderne

Auf einen zweiten Blick, von innen nämlich, hat es dann doch einiges zu bieten. Im offenen Raum im Erdgeschoss beflügelt das neue Museum die Phantasie durchaus, allein schon durch die Grosszügigkeit der Halle und auch mit Momenten wie der Kunst-am-Bau-Installation von Lucy Raven. Sie führt mit verschiebbaren farbigen Gläsern vor, wie die Kunst die Wirklichkeit sehr wohl verändern und einfärben kann.

Die Stiftung Bauhaus Dessau verfügt mit 49 000 Objekten über die zweitgrösste Sammlung historischer, am Bauhaus produzierter oder für das Bauhaus-Erbe als relevant gewichteter Objekte. Die grösste Bauhaus-Sammlung befindet sich weiterhin im Berliner Bauhaus-Archiv, wo ebenfalls letzte Woche eine grosse Schau eröffnet wurde. Der Erweiterungsbau für Berlin lässt noch auf sich warten, auch dort: ein Turm aus Glas.

In Weimar wurde bereits im Frühjahr ein kleineres Bauhaus-Museum eröffnet. Der Bau wurde für seine triste und verschlossene Betonfassade weitherum kritisiert. Ganz im Gegensatz dazu versprach das Dessauer Museum eine Transparenz fast ohne Grenzen. Das gläserne Nichts, dem die Moderne so viele Spielarten widmete, ist zum Trauma der Architektur geworden.

Für die Dessauer Sammlung gibt es nun also ein Haus auf dem Stand der Zeit, in dem die empfindlichen Originale gemäss den europäischen konservatorischen Vorgaben für Kulturgüter museal gezeigt werden können. Die Eröffnungsausstellung «Versuchsstätte Bauhaus. Die Sammlung» fokussiert auf die gegenseitigen Inspirationen zwischen einzelnen Bauhaus-Figuren, wie beispielsweise Gunta Stölzl und Paul Klee, und regt schon allein mit dieser thematischen Setzung eine Bewegung durch die Fülle der Objekte an.

Aus den beiden Treppenhäusern kann die Schau wahlweise von Süden oder von Norden her betreten werden, jeweils durch einen Schlüsselmoment der Dessauer Bauhaus-Geschichte: am einen Ende durch eine Klangwolke akustisch inszenierter Debatten aus der Zeit um 1925 für und wider das Bauhaus und vorbei am zauberhaft inszenierten «Licht-Raum-Modulator» von Laszlo Moholy-Nagy. Am anderen Ende des Baus dokumentieren angekaufte Fotografien und Briefe, wie das Bauhaus Dessau 1976 in der damaligen DDR wieder als wissenschaftlich-kulturelles Zentrum aktiviert wurde.

Das Geheimnis der Black Box

Das Bauhaus war eine Gemengelage aus verschiedensten Künstlern aus aller Welt, die Schule stand allen «ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht» offen und entwickelte eine internationale Ausstrahlung. So war es nur konsequent, diese Offenheit beizubehalten. Vor viereinhalb Jahren wurde ein offener Wettbewerb ausgelobt, in dem aus 831 Einreichungen das Projekt von drei jungen Architekten aus Barcelona ausgewählt wurde. Das Team erweiterte sich im Lauf der Planungen auf fünf Personen und heisst heute Addenda Architects, bestehend aus Roberto González, Anne Hinz, José Zabala, Cecilia Rodríguez und Arnau Sastre.

Ihr siegreicher Vorschlag bestach durch seine Klarheit, die zugleich pragmatisch und radikal ist. Die Idee war bestechend: Die Black Box dient der Sammlung, das ganze Haus aber der Öffentlichkeit. In einem puristischen Glaskubus hängt weit oben ein massiver, dunkler Körper aus Beton. Diese pragmatischen Zuordnungen haben die jungen Architekten räumlich spektakulär angelegt: Die Black Box schwebt stützenfrei, wie eine Brücke auf den beiden Treppenhäusern aufgelagert, und sollte von weither sichtbar sein. In fünf Metern Höhe nimmt sie dem öffentlichen Raum im Erdgeschoss keinen Platz weg. Aussenherum dann nur noch ein Glasschleier, eigentlich fast nur Luft – das war das Bild, das der Öffentlichkeit bis letzte Woche vorgeführt wurde und das nun einer ganz anderen Realität gewichen ist.

Grenzen der Transparenz

Der Geist Mies van der Rohes, des dritten und letzten Direktors des Bauhauses und wohl des bekanntesten Verfechters von «less is more», stand dem Projekt der jungen Architekten in vielerlei Aspekten Pate. Barcelonas Architekturszene hat sich eingehend mit Mies auseinandergesetzt, nicht zuletzt wegen seines 1929 anlässlich der Weltausstellung entworfenen, weltberühmten Barcelona-Pavillons. Der Repräsentationsbau ist ein Lehrstück zu Transparenz und Spiegelung, zuerst als Mythos, als er nur noch auf unscharfen Fotos existierte, nach seiner Rekonstruktion dann als Pilgerort mehrerer Generationen von Architekten.

Josep Quetglas, der in seinem Buch «Der gläserne Schrecken» den Barcelona-Pavillon kritisch untersucht hatte, war ein Lehrer der Addenda Architects. Er hatte auch die Abgründe beschrieben, die sich im rekonstruierten Barcelona-Pavillon auftun, wenn man statt eines Nichts aus Glas eine undurchlässige, harte, spiegelnde Wand antrifft. Doch seine Lektion blieb ungehört.

Das junge Team aus Barcelona berief sich mehrfach auf Mies’ Tradition – auch in einer Inversion, als es Mies’ berühmte Phrase als «more with less» zum Motto seiner Arbeit erhob. Dies nicht zuletzt in Reaktion auf die finanziellen Bedingungen des Projekts, dessen angesichts der Anforderungen doch knapp bemessene 28 Millionen Euro je zur Hälfte aus Bundes- und Landesmitteln gesprochen waren.

Während der dreieinhalb Jahre Bauzeit gingen collagierte Bilder eines Museums, das Kavalierstrasse und Stadtpark durch seine beiden Glasfassaden durchschimmern lässt, um die Welt. Ein geheimnisvoller schwarzer Körper hängt in diesen Bildern in einem filigranen, fast aufgelösten Nichts, das mehr Luft als Gebäude ist. Die Realität hat aber auch diese Idee eingeholt: Am eingeweihten Museumsbau wiederholt sich nun der gläserne Schrecken. Glas ist ein festes Material und keine Luft.

Architektur der Freiheit

Der moderne Traum vom offenen Raum, der sich mit Stadt und Strasse verbindet, wurde mehrfach gebaut, am radikalsten wohl im Kunstmuseum von São Paulo (Masp) von Lina Bo Bardi. «Das ist die Architektur der Freiheit», soll John Cage ausgerufen haben, als er das Masp besuchte. Die jungen Architekten aus Barcelona entdeckten den Bau während ihrer Arbeit als wichtigste Referenz. Im brasilianischen Klima schwebt der verglaste Museumskubus ganz ohne «Wintermantel» über dem offenen Erdgeschoss. Dieser Vergleich der Hochleistungsverglasung mit einem Kleidungsstück ist zwar liebevoll, aber auch naiv: als ob man ihn drapieren oder abnehmen könne. Cages Freiheit ist in der äusseren Erscheinung des Bauhaus-Museums nicht zu spüren.

Der Dessauer Glaspanzer markiert das Ende einer Ära, in der eine gläserne Fassade wie ein lichter Vorhang oder fast nur Luft sein konnte. Glas ist mehr als ein Baustoff, es ist auch eine Idee, die in ein der jeweiligen Zeit angemessenes Konzept umgesetzt werden muss. Gropius’ feingliedrig tanzende Vorhangfassade am historischen Bau von 1926 wurde zum Meilenstein der architektonischen Moderne und zum Markenzeichen des Bauhauses. Addendas statischer Panzer wurde zu ihrem Gegenstück.

[ Das Bauhaus-Museum Dessau wurde am 8. September 2019 eröffnet. Der Wohntrakt im historischen Bauhaus-Gebäude von 1926 (seit 1996 Unesco-Weltkulturerbe) kann zu günstigen Konditionen für Übernachtungen gebucht werden und wird beworben mit: «Wohnen im Weltkulturerbe – Schlafen wie die Bauhäusler:innen». ]

Neue Zürcher Zeitung, Mi., 2019.09.11

30. August 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

An den Geisterhäusern in Singapur lässt sich auch das Wachstum der Stadt aufzeigen

Die rapide Stadtentwicklung von Singapur hat ihren Preis: Häuser werden abgerissen, Menschen umgesiedelt. Aber die Erinnerungen und Traditionen lassen sich nicht auslöschen.

Die rapide Stadtentwicklung von Singapur hat ihren Preis: Häuser werden abgerissen, Menschen umgesiedelt. Aber die Erinnerungen und Traditionen lassen sich nicht auslöschen.

Die Bruchstellen im aufgeräumten, technokratisch bis ins Letzte kontrollierten und scheinbar nahtlosen Gefüge des Inselstaats Singapur sind der Ausgangspunkt ihrer Geschichte. Die beiden Architekten Charlotte Malterre-Barthes und Marcel Jäggi beschäftigten sich mit den Auswirkungen der rapiden Stadtentwicklung und deren ökonomischen Superlativen: Singapur ist weltweit (nach Macau und Monaco) das drittdichteste Stadtgebiet, hat das dritthöchste Pro-Kopf-Einkommen und exorbitante Immobilienpreise.

Doch dann gibt es Momente, die nicht in dieses Bild passen: wenn beispielsweise eine gebildete und rational veranlagte einheimische Kollegin beim Betreten einer Eingangshalle sagt: «Achtung, hier spukt es.» Die zwei Architekten sehen darin auch eine Form des Widerstands gegen das enorme Tempo der städtischen Veränderungen, mit dem eigentlich niemand mithalten kann. Es ist eine Opposition der Singapurer gegen das fortschreitende Auslöschen von Erinnerungen. In Geistergeschichten drücken sich das Interesse am kulturellen Erbe und eine Besorgnis über die fehlende Erinnerung im Stadtbild aus.

Kein Elternhaus steht mehr

Um diesen Verlust der Tradition besser zu verstehen, überlegte sich Charlotte Malterre-Barthes einige Fragen, die sie jedem Taxifahrer in Singapur stellte. Da nur Einheimische für diesen Beruf zugelassen sind, war es gegeben, dass sie in Singapur aufgewachsen waren. Die Antworten auf die Frage «Steht Ihr Elternhaus noch?» waren immer gleich: Kein einziges gab es mehr, alle waren sie neuen, höheren, dichteren Planungen gewichen. Auf «Steht Ihre Schule noch?» waren es dann nicht mehr hundert, sondern eher achtzig Prozent, die mit «Nein» antworteten.

Kein Wunder also, dass unter solchen Lebensumständen auch metaphysische Räume eine besondere Bedeutung erhalten. Gute und schlechte Geister besetzen inmitten der Neubau-Euphorie in Südostasien Räume für Erinnerungen. Aus dem Spuk in der Eingangshalle wurde ein parallel zur täglichen Arbeit am Future Cities Laboratory laufendes Projekt, in dem Marcel Jäggi und Charlotte Malterre-Barthes die Architektur von Geisterhäusern dokumentierten. Der seit langem in Singapur lebende deutsche Fotograf Philipp Aldrup wurde zu ihrem Partner. Seine Neugierde hatte ihn an im polierten und perfektionierten Alltag übersehene Orte gelockt: übrig gebliebene Räume hinter Luxus-«condominiums» und unter Brückenpfeilern – Orte, wo gebürtige Singapurer üblicherweise nicht hingehen.

Mit dabei auf den Erkundungstouren an diese vergessenen und verwunschenen Orte war auch die Musikerin Vivian Wang, die über ein Filmprojekt der ETH Zürich zu der Gruppe gestossen war. Als langjähriges Mitglied der Indie-Band The Observatory, die mit experimenteller Rockmusik zu den wichtigen Exponenten der musikalischen Untergrundszene gehörte, hatte sie schon viel gesehen, aber nicht diese Unorte. So ging sie mit an Stellen, die viele Singapurer noch nie gesehen haben und wo die parallelen Realitäten der prosperierenden Stadt besonders offensichtlich sind: «Alles in Singapur ist geordnet, sauber und vernünftig, aber wenn man unter diese Oberflächen vordringt, gibt es weitere Dimensionen: einen Altar oder Schrein, ein Feuer mit Opfergaben an einem Laternenmast.»

Den Vorfahren Respekt erweisen

Die Architektin, der Architekt, der Fotograf und die Musikerin haben nun in Zürich das Phänomen von Singapurs Geisterhäusern mit den Mitteln einer nicht ganz üblichen Ausstellung nachgezeichnet. Die beiden ehemaligen Architekturforscher des Future Cities Laboratory dokumentierten acht Gebäude: verlassene Villen und eine Sportanlage, einen Friedhof und sogar eine Metrostation, die im Alltag vor allem wegen der dort ansässigen Geister bekannt waren. Viele der in Zeichnungen, Fotografien und Modellen festgehaltenen Strukturen sind unterdessen abgerissen. In den meisten Fällen waren es hängige Gerichtsverfahren, die eine sofortige Neuüberbauung verunmöglichten und so dem rituellen Glauben Raum gaben.

Fotografien von Stadtlandschaften und rituellen Handlungen hängen, von Jasminduft und einem tropisch anmutenden Pflanzenvorhang von der Brauerstrasse abgeschirmt, grossformatig an den Wänden. Darunter steht eine Tischvitrine mit Planzeichnungen und Objekten aus dem südostasiatischen Alltag, mit denen die Geister geehrt und besänftigt werden: Süssigkeiten, Bücher, Zigaretten. Ganz hinten wird es dann wirklich geisterhaft: In einem komplett abgedunkelten Raum flackern einzelne Glühbirnen an der Decke, aus Lautsprechern zischen und zirpen Töne in einem Loop von dreissig Minuten, manchmal kaum hörbar, dann wie alltägliches Hintergrundrauschen, immer etwas gespenstisch.

In diesem geisterbahnähnlichen Setting richten die Besucher ihre (Handy-)Taschenlampen auf die in Schwarz eingefärbten Geisterhaus-Modelle, deren Podeste mit an einem Schweizer Kraftort gebrochenen Steinen am Boden verankert sind. Es bleibt im Dunkeln, ob die Ausstellungsmacher während ihrer Arbeit selber abergläubisch wurden und welche der vielen Bruchstellen der Stadtentwicklung sie mit ihrer Dokumentation der Geisterhäuser verstehen lernten. Was sie in präzisen Überlegungen sichtbar machen: dass die rituellen Verbrennungen von Opfergaben auch zur schönen neuen Welt von Singapurs Hochhausanlagen gehören. Oder, wie Vivian Wang sagt: «Aberglaube und Ritual sind das Einzige, was sich nicht verändert.»

Die Eröffnung fand pünktlich zum Ende des «Hungry Ghost Month» statt. Jeweils während des siebten Mondzyklus ist gemäss chinesischer Überlieferung besonders viel Respekt für die Geister geboten. Zur Ehrerweisung an die Vorfahren werden in Papier nachgebaute Villen und Luxusautos geopfert, genauso wie die üblichen Essensgaben, Kleider oder Geldgeschenke. Für das Architekturforum Zürich ist «Some Haunted Spaces in Singapore» die letzte Ausstellung in der ehemaligen Ferrari-Garage an der Brauerstrasse. Dann darf der Verein bis zum Neustart im Zollhaus in einem Jahr nomadisch werden – von einem Umzug im Geistermonat wird nämlich ganz besonders abgeraten.

[ «Some Haunted Spaces in Singapore», Architekturforum Zürich, Brauerstrasse 16, bis 19. September. Zur Finissage wird auch ein Spaziergang durch Geisterhäuser in der Zürcher Altstadt angeboten. Das gleichnamige Buch zur Ausstellung von Marcel Jäggi und Charlotte Malterre-Barthes erschien Ende 2018 bei der Edition Patrick Frey. ]

Neue Zürcher Zeitung, Fr., 2019.08.30

24. August 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Mit Eileen Gray und Le Corbusier wurde das Haus zweimal zum Gesamtkunstwerk. Und zum verwünschten Haus, aber das Lachen lässt sich nicht verbieten

Das Haus E.1027 ist ein Ort vieler Geschichten: Es ist ein kleines Schiff, das sich an der Côte d’Azur zwischen die Zitronenbäume gesetzt hat, es ist die Liebeserklärung zweier Menschen aneinander und an die Architektur, und es ist ein Schlachtfeld der Zuschreibungen, Autorschaften und Erinnerungen.

Das Haus E.1027 ist ein Ort vieler Geschichten: Es ist ein kleines Schiff, das sich an der Côte d’Azur zwischen die Zitronenbäume gesetzt hat, es ist die Liebeserklärung zweier Menschen aneinander und an die Architektur, und es ist ein Schlachtfeld der Zuschreibungen, Autorschaften und Erinnerungen.

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15. August 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Ein Haus ist ein Haus und kein Kühlschrank. Überlegungen zur Energieeffizienz

In einer Box mit konstanter Temperatur und einer einzigen Öffnung lässt sich die energetische Performance weitaus einfacher berechnen als in einem Gebäude, in dem so manches ein und aus geht. Doch warum wird dieser Unterschied so gerne heruntergespielt?

In einer Box mit konstanter Temperatur und einer einzigen Öffnung lässt sich die energetische Performance weitaus einfacher berechnen als in einem Gebäude, in dem so manches ein und aus geht. Doch warum wird dieser Unterschied so gerne heruntergespielt?

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18. Juli 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Theodor und Otto Froebel: Vom Handel mit Exoten zur Kunstgärtnerei

Ein Buch zeichnet die Anfänge der bürgerlichen Gartenkultur in Zürich nach.

Ein Buch zeichnet die Anfänge der bürgerlichen Gartenkultur in Zürich nach.

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17. Juli 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

So leer kann es sein, wenn Städte verdichtet werden: In Aarau pulsiert ein neues Quartier – nur nicht da, wo alle hinschauen

Im Aeschbachquartier vernetzt ein Stadtteil den Industriebestand mit der Zukunft, doch am Ende fehlt etwas. Denn die Sorgfalt endet an den Häuserfassaden. Es bleibt eine Leere, und zwar mittendrin.

Im Aeschbachquartier vernetzt ein Stadtteil den Industriebestand mit der Zukunft, doch am Ende fehlt etwas. Denn die Sorgfalt endet an den Häuserfassaden. Es bleibt eine Leere, und zwar mittendrin.

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12. Juli 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Frank Lloyd Wrights ikonische Bauwerke werden Unesco-Weltkulturerbe

Er gilt als der bekannteste Architekt Amerikas. Das Guggenheim-Museum, das Fallingwater House und sechs weitere seiner Bauten wurden nun in die Welterbe-Liste der Unesco aufgenommen.

Er gilt als der bekannteste Architekt Amerikas. Das Guggenheim-Museum, das Fallingwater House und sechs weitere seiner Bauten wurden nun in die Welterbe-Liste der Unesco aufgenommen.

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30. Juni 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Peter Zumthor: «Die Frage nach der Grösse hat mich nie beeindruckt»

Der Architekt Peter Zumthor reflektiert im Gespräch mit Sabine von Fischer seine Arbeitsweise und erzählt, wie er seine Qualitätsansprüche in den Prozessen der amerikanischen Bauindustrie aufrechterhält und wo er seinen 80. Geburtstag feiern wird.

Der Architekt Peter Zumthor reflektiert im Gespräch mit Sabine von Fischer seine Arbeitsweise und erzählt, wie er seine Qualitätsansprüche in den Prozessen der amerikanischen Bauindustrie aufrechterhält und wo er seinen 80. Geburtstag feiern wird.

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18. Juni 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Ein Hochhaus erregt die Gemüter: Ein kolossaler Elefant besetzt den Basler Stadtraum

Metallumhüllte Klötze stapeln sich himmelwärts, doch warum stören sich daran so viele? Der Elefant im Raum ist hier, dass immer noch die falschen Fragen gestellt werden.

Metallumhüllte Klötze stapeln sich himmelwärts, doch warum stören sich daran so viele? Der Elefant im Raum ist hier, dass immer noch die falschen Fragen gestellt werden.

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14. Juni 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Der Kultdesigner aus Chicago, den keiner über Vierzig kennt, verpasst zwei Klassikern einen neuen Dreh

Mit seiner 3-Prozent-Regel holt Virgil Abloh die Mode von Gucci und Louis Vuitton in die Zukunft. Und nun macht er sich auch an Möbelstücke, die keiner unter Dreissig kennt.

Mit seiner 3-Prozent-Regel holt Virgil Abloh die Mode von Gucci und Louis Vuitton in die Zukunft. Und nun macht er sich auch an Möbelstücke, die keiner unter Dreissig kennt.

Turnschuhe, Türstopper, Teppiche, Handtaschen, Roben, T-Shirts: Virgil Abloh hat alles gestylt und zum Verkaufsrenner gemacht. Wenige bringen Alltag und Luxus so nah zueinander – vielleicht noch sein langjähriger Mentor und Begleiter Kanye West. Auf Instagram hat Virgil Abloh vier Millionen Follower, laut «Time Magazine» war er 2018 unter den 100 einflussreichsten Menschen. Wir blicken ihm auf die Füsse: Ja, er trägt Off-White, sein vor fünf Jahren gegründetes Label. Es gibt keinen Turnschuh, der hipper ist als dieser. Und nun kommen die Möbel dran.

Virgil Abloh ist DJ und nach anderen prestigeträchtigen Stationen seit einem Jahr Kreativdirektor der Herrenkollektion von Louis Vuitton. Studiert hat er Architektur, daher stammt vielleicht seine Begeisterung für die Objekte des legendären französischen Ingenieur-Architekten Jean Prouvé. Nichts ist ihm heilig, auch nicht dessen Designklassiker Petite Potence und Antony, eine Leuchte und ein Stuhl.

Spin-off des Kulturwandels

Darf man das? Virgil Abloh gibt dem bisher unantastbaren Designkanon einen neuen Dreh. Bei Nike, Gucci, Louis Vuitton und anderen wurde er dafür schliesslich angestellt. Man darf also, denn man will den Kontakt zur jungen Generation nicht verlieren. Die für Vitra gestalteten Objekte sollen Brücken schlagen, von 1942 (als Jean Prouvé die Leuchte als Prototyp für sein eigenes Haus baute, bevor sie 1947 in Serie ging) bis 2019. Und sie schauen voraus ins Jahr 2035: «Twentythirtyfive» heisst das Projekt. ­– Auch wenn Virgil Abloh gerne darüber diskutiert, ob wir dann überhaupt noch Möbel brauchen. Schliesslich lebt er es selbst vor, dass ein Mobiltelefon zum Arbeiten reicht, wo auch immer er ist. Und er ist ständig unterwegs.

Der amerikanische Trendsetter wehrt sich nicht einmal gegen den Vorwurf, er stehle Jean Prouvés Entwürfe. Seine Designs folgen der 3-Prozent-Regel: fast alles belassen, drei Prozent neu gestalten, so wie ein paar Strichlein eine Aussage in Ironie verwandeln. Auch Anführungszeichen reichen, die 3-Prozent-Regel zu erfüllen. Von Prouvés Möbeldesign bleiben demnach 97 Prozent, Abloh ergänzt Plexiglas oder ein Drahtgitter und Farbe.

Prouvés Erben haben selbstverständlich ihre Zustimmung gegeben. Die Objekte im Angebot heissen weder Kopien noch Reeditionen, sondern Ausstellungs-Spin-offs, weil sie gleichzeitig in einer Virgil-Abloh-Inszenierung mit Objekten aus dem Vitra-Archiv arrangiert sind. Das Durchschnittsalter an der Vernissage liegt allerdings sogar über jenem von Abloh (Jahrgang 1980). Die Jugend, die er ansprechen will, klickt sich, so die Erwartung, durch den Webshop.

Die rasende Neuerfindung der Welt

«Erst dachte ich, Sie hätten nicht die Geduld, mit uns zu arbeiten», gesteht Vitra-Leiterin Nora Fehlbaum dem agilen Designer am Eröffnungsgespräch. Ohne eine Sekunde zu verlieren, antwortet Abloh: «Speed is the name of the game.» So sind die Millennials: Das digital vernetzte Arbeiten ist nicht nur effizient, sondern vor allem eine Befindlichkeit, die alles neu aufmischt. Jeden Tag lässt sich mit dem Smartphone eine neue Welt erfinden.

«Think Otherwise» ist die Aufschrift auf der grossen Flagge am Museum of Contemporary Art Chicago, wo kürzlich die erste grosse Retrospektive auf das Werk des 38-Jährigen eröffnet wurde. In seiner Heimatstadt, wo sich viele Jugendliche als Zweitklassbürger der USA fühlen, trifft die Botschaft einen Nerv.

Und was bedeutet «Think Otherwise» für Virgil Abloh c/o Vitra? Die Mission ist, den Millennials, die den Namen Jean Prouvé noch nie gehört haben, dessen Arbeit näherzubringen. Aber es geht auch in umgekehrter Richtung: Die Nachkriegsgeneration und ihre Nachfolger, die mit Vitra-Möbeln gross geworden sind, kennen nun den Namen Virgil Abloh.

[ Virgil Abloh c/o Vitra: TWENTYTHIRTYFIVE, bis 31. 7. 2019, Fire Station, Vitra Campus, Weil am Rhein, Eintritt frei. ]

Neue Zürcher Zeitung, Fr., 2019.06.14

04. Juni 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Stanley Tigerman (1930–2019) zeigte der Architektur, wie ernsthaft Ironie sein kann

Mit Stanley Tigerman hat Chicago und die Architektur einen Vordenker und Gestalter verloren, der ein halbes Jahrhundert mitprägte. Er führte mit seiner...

Mit Stanley Tigerman hat Chicago und die Architektur einen Vordenker und Gestalter verloren, der ein halbes Jahrhundert mitprägte. Er führte mit seiner...

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

29. Mai 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Nach dem Brand im Tanzhaus Zürich: Leichtfüssig tanzen Tonnen von Beton

Das Tanzhaus Zürich verlor 2012 seinen Hauptaufführungsraum. Mit dem Ersatzneubau gewinnt nun auch das Limmatufer. Die Architekten sehen in dem kleinen Bau sogar einen Wendepunkt in ihrer Art, Gebäude zu entwerfen.

Das Tanzhaus Zürich verlor 2012 seinen Hauptaufführungsraum. Mit dem Ersatzneubau gewinnt nun auch das Limmatufer. Die Architekten sehen in dem kleinen Bau sogar einen Wendepunkt in ihrer Art, Gebäude zu entwerfen.

Es scheint, als ob da vorher gar kein Gebäude gewesen wäre, nur ein Stück Böschung zwischen der ehemaligen Seidenfabrik und der unteren Lettenbadi. Der Ersatzneubau für das Tanzhaus Zürich aber ist gleich gross wie die Maschinenhalle, in der einst gewoben und später dann getanzt wurde – bis sie 2012 auf die Grundmauern ausbrannte.

Die Katastrophe war hier eine Chance: Statt der versteckten Treppe hinter einer Wand, die man leicht mit einer Stützmauer verwechseln konnte, repräsentiert nun limmatseitig die Hauptfassade das Tanzhaus als wichtige zeitgenössische Institution, entlang des verbreiterten Uferwegs.

Überraschend und auf den ersten Blick fremd reihen sich vierundzwanzig Dreieckpfeiler am Limmatweg aneinander, darüber eine Reihe von fünfunddreissig kleineren Betondreiecken. Hinter der unteren Reihe der auf ihrer Spitze balancierenden Zacken liegt über die ganzen fast fünfzig Meter der Gebäudelänge das Foyer, das dem Tanzhaus nun einen markanten Auftritt und eine klare Erschliessung gibt.

Tanzend auf den Boden aufsetzen

Die fast endlos gereihten Dreiecke sind Figuren zwischen Hoch- und Tiefbau, zwischen Schaufassade und Lawinensicherung. Keine Formen jedenfalls, die sich die Stadtzürcher gewohnt sind. Zwischen den massiven, stehenden Dreiecken liegen die Fenster. In einer der Aussparungen dreht sich ein Trapez aus Chromstahl um eine vertikale Achse: Es ist der Haupteingang. Nichts ist hier wie üblich, auch die Architektur will tanzen. Die darüber liegende, kleinteiligere Fensterreihe dient als Oberlichtband für den grossen Tanzsaal und anschliessend, flussabwärts, als geschosshohe Fenster für die kleineren Büro- und Proberäume.

«Sehen Sie, wie Catja steht, wie sie sich bewegt? So ist auch das Haus, es hat eine andere Art, auf dem Boden aufzusetzen.» Architekt Alberto Veiga zeigt auf Catja Loepfe, die künstlerische Leiterin des Vereins Tanzhaus Zürich, die im Gespräch mit einer Gruppe von Menschen die Dach- und Treppenlandschaft mit den Armen nachzeichnet und dabei spielerisch ihre Füsse bewegt. Die Spannung läuft diagonal durch den ganzen Körper. So steht der Ersatzneubau nun am Boden, wie auf einer Fussspitze und mit sichtbar gemachtem Kräftefluss, sperrig und doch agil fliesst die Schwerkraft ab.

Die starke, präzise gesetzte Geometrie der Front zum Fluss sagt: Hier ist Kultur. Der monolithische Recylingbeton voller kleiner, auch grösserer, unregelmässiger Löcher imitiert einen rohen Industriebau und könnte als Camouflage interpretiert werden. Nur, gegenüber dem Eisenfachwerk des Lettenviadukts und zwischen dem Elektrizitätswerk an der Limmatschleuse, den Holzverschlägen des Flussbads und dem Kornsiloturm wirkt dieser Beton nicht roh genug.

Technisch spannend ist erst das Konzept für den sommerlichen Wärmeschutz, das auch den Bezug zur Umgebung herzustellen schafft. Das dichte Blätterwerk der Ranken- und Staudengewächse über den liegenden Dreieckfenstern wird die Sonne filtern und sogar die Biodiversität erhöhen. Von der Kaffeebar im Foyer blickt man zwischen den vielen Betonpfeilern durch den blühenden Vorhang auf die noch grünere Böschung der Limmat. Es ist Landschaft in vielen Schichten, immer mit Aussicht auf die Wasseroberfläche, und wer sich umdreht, schaut durch die Spiegel über der Bar wieder nach draussen.

Aussen roh und schwer, innen lichtdurchflutet – im Tanzhaus erprobt die Architektur einen Balanceakt zwischen Kraft und Schwerelosigkeit, harter Arbeit und Leichtigkeit. Dass es im Innern so viel Tageslicht gibt, ist (neben betrieblichen Erleichterungen wie Liftfahren) eine der Neuerungen gegenüber der früheren Maschinenhalle. In jedem Raum sind nun Tages- und sogar Jahreszeiten erlebbar. Und trotzdem ist es nicht Ost oder West, sondern die Bewegungsrichtung des Flusses, die zur Referenz der Raumfolge wird. Der rigide Rhythmus der Fassade verliert sich im Rauschen der Limmat.

Unsichtbarer Prestigebau

So selbstbewusst und von weitem sichtbar das Tanzhaus nun limmatseitig geworden ist – hangaufwärts bleibt alles beim Alten. Nach den Regeln des Brandstattrechts (gemäss Planungs- und Baugesetz des Kantons Zürich) muss der Ersatzneubau «dem zerstörten Gebäude hinsichtlich Art, Umfang und Lage weitgehend entsprechen». Deshalb ist der Tanzhaus-Neubau wie die einstige Maschinenhalle von der Wasserwerkstrasse her unsichtbar.

Trotz diesen Restriktionen reiht sich das Tanzhaus in den Worten des Hochbauamts in die in neuerer Zeit erstellten prestigeträchtigen städtischen Kulturbauten ein, nämlich zwischen den 2015 eröffneten Erweiterungsbau des Landesmuseums am Platzspitz und dem erwarteten neuen Kunsthaus am Heimplatz. Vielleicht ist das hier, zwischen Industrie- und Wohnquartier und ohne direkte Anbindung an den öffentlichen Verkehr, doch keine gleichwertig schwergewichtige Institution, aber die kleine Schweizer Tanzszene freut sich. Und das Limmatufer gewinnt ebenfalls, wenn sich die Kultur neben den ständig wachsenden Bricolagebauten der Partyszene mit einer repräsentativen Fassade bemerkbar macht.

Auch für die italienisch-spanischen Architekten Fabrizio Barozzi und Alberto Veiga ist das Tanzhaus ein kleines Projekt neben zwei grossen Schweizer Museen, nämlich ihrer 2016 eröffneten Erweiterung des Bündner Kunstmuseums in Chur und dem Lausanner Musée cantonal des Beaux-Arts, das zurzeit eingerichtet wird.

Ihr Projekt war das einzige unter den sechs eingereichten, das den oberen Teil der Fassade zurückversetzt hat und so den Bau dem Verlauf des Hangs angepasst hat. So schafft es zusätzlich eine öffentlich zugängliche Zwischenebene über dem Limmatweg, unter der grossen Terrasse zwischen der ehemaligen Seidenfabrik, den denkmalgeschützten Wohnhäusern und dem Gewerbebau mit dem kleineren Saal des Tanzhauses.

Wendepunkt im Denken über den Raum

Die industrielle Ästhetik des Architekturbüros aus Barcelona kommt nicht immer gut an. Gegenüber ihrem Lausanner Museum wurde bereits der Vorwurf laut, es gleiche einem Heizungsradiator. Ob der Ort hier zwischen Eisenbahnviadukten und Industriebauten sich für ihre Arbeiten besser eigne? «Es ist der Ort, der Landschaftsraum, der wichtig ist, wie diese Terrasse, auf der wir nun hier sitzen.» Alberto Veiga will nicht mehr über die Ästhetik einzelner Objekte sprechen. Die Architektur als einzelnes Objekt sei zu Beginn der Karriere sicher wichtig gewesen, jetzt aber fange etwas Neues an: «Bei diesem Bau haben wir begonnen, uns zu überlegen, welche Räume aus unserer Jugend in Erinnerung geblieben sind. Es sind die Plätze und Zwischenräume, der öffentliche Raum.»

Ist das kleine Gebäude also ein Wendepunkt in ihrer Haltung im Entwurf? Der Architekt sagt: Ja. Nun gilt es abzuwarten, was da noch kommt, wenn ein in die Böschung der Limmat versenkter Tiefbau zum Wendepunkt einer so erfolgreichen Karriere wird. Ihren Sinn für klare Formen haben die Architekten ja in keiner Weise aufgegeben – nur eben wohldosiert so in den Hang gesetzt, dass nicht nur die inneren Räume, sondern auch die Wege und Terrassen darum herum zum Tanz auffordern.

[ Das neue Tanzhaus Zürich wird im September 2019 eröffnet. Bis dahin werden Veranstaltungen wie bisher in den Räumen des Gewerbebaus an der Wasserwerkstrasse 129 durchgeführt. ]

Neue Zürcher Zeitung, Mi., 2019.05.29



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Tanzhaus Zürich

17. Mai 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Nomaden laden Neugierige in ihr Haus ein

In der Vielfalt der Wohnideen und Wohnformen gibt es immer wieder solche, die uns zum Staunen bringen: weil sie Konventionen missachten und die Funktionen des Hauses neu erfinden.

In der Vielfalt der Wohnideen und Wohnformen gibt es immer wieder solche, die uns zum Staunen bringen: weil sie Konventionen missachten und die Funktionen des Hauses neu erfinden.

Hinweis: Leider können Sie den vollständigen Artikel nicht in nextroom lesen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, diesen im „Neue Zürcher Zeitung“ Archiv abzurufen. Vollständigen Artikel anssehen

11. Mai 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Das Bauhaus inzenierte sich selbst. Nun bröckelt der Mythos vom schlichten Leben

Eine Revolution des alltäglichen Designs kündigte die Bauhaus-Schule an und produzierte am Ende eine kleine Anzahl von Luxusobjekten. Das geht mit der bisherigen Wahrnehmung nicht zusammen. Nicht zuletzt die allen zugänglichen Online-Archive eröffnen eine neue Perspektive.

Eine Revolution des alltäglichen Designs kündigte die Bauhaus-Schule an und produzierte am Ende eine kleine Anzahl von Luxusobjekten. Das geht mit der bisherigen Wahrnehmung nicht zusammen. Nicht zuletzt die allen zugänglichen Online-Archive eröffnen eine neue Perspektive.

Die Bauhäusler wollten den Alltag umkrempeln und begannen gleich beim Abwasch: Automatisiert wurde Seife durch einen an der Wand montierten Schlauch dem Spülwasser beigegeben, das saubere Geschirr dann mittels Durchreiche an den Esstisch befördert. Wie diese bessere Hygiene aus massenproduzierter moderner Form aussehen würde, demonstrierte der 1926 aufgenommene Film «Wie wohnen wir gesund und wirtschaftlich?». Darin posierten vor allem Arbeiter, Handwerker und Dienstmädchen, denen das moderne Design das bessere Leben bringen sollte.

Der erste Bauhaus-Direktor Walter Gropius, der unter dem Label Bauhaus den Alltag mit Kunsthandwerk und später auch Industrieprodukten für alle reformieren wollte, kontrollierte seinen öffentlichen Auftritt streng. In dieser Mission ging er so weit, das Marmorwaschbecken in seinem Direktorenhaus in der Meisterhaussiedlung – übrigens alles Häuser, die problemlos schon damals als Villen durchgingen – 1930 für eine Publikation zu manipulieren und wie schlicht-weisses Porzellan aussehen zu lassen: ein alltägliches Waschbecken. Auf solche Widersprüche zwischen Selbstinszenierung und Realität verweist die Architekturhistorikerin Robin Schuldenfrei in ihrem im letzten Jahr erschienenen Buch «Luxury and Modernism».

Alltag wird Luxus

Darin erzählt sie auch die Geschichte der silbernen Teekanne mit Elfenbeingriff. Diese ist wohl das berühmteste Objekt der schmalen Produktepalette, entworfen von Marianne Brandt, und bürgte für tropffreies Giessen ­– für die wenigen, die sie sich leisten konnten. Das fünfteilige Teeservice kostete 180 Mark, das entsprach dreimal dem Wochenlohn eines Arbeiters. Die käuflichen Designobjekte im Prospekt der Bauhaus-Werkstätten richteten sich an die Elite.

Der Wassily-Stuhl, die silberne Keksdose, auch die elektrischen Leuchten dienten kaum dem Alltag der einfachen Leute – wo doch die meisten Haushalte um 1920 noch gar nicht elektrifiziert waren. Wohl aber der Verbreitung der Ideen des Bauhauses. So denkt es die Architekturhistorikerin Schuldenfrei in ihrer kritischen Neuerzählung der deutschen Moderne. Sie verurteilt die feinhandwerkliche Produktion von Luxus nicht, sondern analysiert ihr Programm: Diese hochpreisigen Design-Ikonen waren Teil der Verkaufsstrategie der Marke Bauhaus.

Ein Mythos bröckelt

Hundert Jahre seit der Gründung des Bauhauses sind Zeit genug, ein grosses Jubiläum zu feiern, aber sie haben nicht gereicht, ein klares Bild vom Bauhaus zu zeichnen. Über weite Strecken fördert das laufende Jubiläumsjahr alte Klischees zutage. Den Mythos einer formal stringenten, im Alltag verankerten Schule, wie ihn Walter Gropius in den Publikationen der 1920er Jahre in Deutschland und später in Amerika prägte.

Über den Vorkurs, den ich einst selbst an der Zürcher Schule für Gestaltung absolvierte, sagte ich jeweils stolz, dass er nach Johannes Ittens Vorkurs am Bauhaus modelliert sei. Alle waren beeindruckt, ich am meisten. Und wie ernüchtert stand ich dann einige Jahre später vor Gropius’ Wohnhaus in Lincoln, Massachusetts, vor einer didaktischen Box ohne viel Schwung oder Geste. War dies nun der vielzitierte «Bauhausstil», der auch schon als Vorläufer der «Ikeaisierung» unserer Wohnwelten bezeichnet wurde? Die vor hundert Jahren initiierte Rhetorik der Bauhäusler hat sich verselbständigt und bis in unsere Generation fortgesetzt.

Was der Mythos Bauhaus vergisst: Es gab nicht ein Bauhaus, sondern mehrere. Der zweite Direktor, der Schweizer Hannes Meyer, schrieb 1930 in seinem offenen Brief anlässlich seines Hinauswurfs über die Konflikte zwischen Alltagstauglichkeit und Kunstanspruch: «So entstand meine tragikomische Situation: Als Bauhausleiter bekämpfte ich den Bauhausstil.»

Weshalb also hat sich die Vorstellung, das Bauhaus sei eine Einzahl und ein Stil, so hartnäckig gehalten? Man könnte denken: wegen des Namens, weil er so einprägsam ist. Doch schon die Assoziationen, die in dieser Namensgebung angelegt sind, erweisen sich als unüberschaubar. «Bauhaus» lehnt sich an die Handwerkergemeinschaften der mittelalterlichen Bauhütten genauso an wie an die Neue Sachlichkeit, die sich im Wortbild der meist kleingeschriebenen Bestandteile «bau» und «haus» spiegelt. Diese Ambivalenz setzt sich während der ganzen vierzehn Jahre der Bauhaus-Schule fort. Dort wurde nämlich über wenig, nicht einmal über die gerne zitierte Knoblauchdiät, so viel gestritten wie über die richtige Form.

Die Meinungen über die pädagogische Verbindung von Kunst und Handwerk gingen schon in den frühen Jahren in Weimar auseinander, unter der Leitung von Walter Gropius, den Paul Klee wegen seines aristokratischen Auftretens mit früh ergrautem Haupt «Silberprinz» taufte. Später in Dessau wurde zwar endlich auch gebaut und im Zusammenschluss mit der Industrie die Massenproduktion erforscht. Doch als die Leitung 1928 an den charismatischen und polarisierenden Hannes Meyer überging, waren die inneren Konflikte bereits virulent. Für ein letztes kurzes Semester zog das Bauhaus mit Mies van der Rohe als drittem Direktor nach Berlin, wo man hoffte, die Schule mit einem apolitischen Auftreten zu retten – vergeblich.

Keines der Ziele, weder die kostengünstige noch die Produktion für alle, wurde erreicht. Dass der Versuch so kurzlebig war und nach vierzehn Jahren schon abgebrochen wurde, hatte bestimmt auch mit der fehlenden Finanzierung und der zunehmenden Einflussnahme der Nationalsozialisten zu tun. Vor allem aber waren es die eigenen Widersprüche, an denen das Bauhaus scheiterte: dass es Alltag und Luxus nicht auseinanderhalten konnte. Dies allerdings bringt erst die jüngere Forschung ans Licht, denn der Mythos eines alltagstauglichen Bauhauses wurde aus verschiedenen Quellen lange genährt.

Amerika schrieb Bauhaus-Geschichte

Jede Epoche schreibt die Geschichte nach ihrer eigenen Einschätzung. So stellt sich die Frage, welche Bauhaus-Geschichte das 21. Jahrhundert will. Sucht man nach den Ursprüngen dieser Reduktion der Bauhaus-Vergangenheit auf den schlichten Lebensstil und die formal stringente Form, landet man rasch in Amerika.

Hannes Meyer verliess das Bauhaus Richtung Osten und widmete sich neuen Themen, jedenfalls nicht der retroaktiven Konsolidierung der Bauhaus-Programme. So verblasste seine Sicht auf die Dinge in der historischen Wahrnehmung. In Amerika dagegen, am New Bauhaus in Chicago, am Black Mountain College in North Carolina und vor allem an der Universität Harvard in Massachusetts, wo Walter Gropius lehrte, war die Erinnerung selektiv. Die Verflachung der Bauhaus-Idee für die Nachwelt war hausgemacht von den Bauhaus-Protagonisten selbst. Der «New Yorker» formulierte es kürzlich so: «Das Bauhaus wurde in dem Moment ein internationaler Stil, als es aufhörte, eine Schule zu sein.»

Das Bauhaus stellte durch seine universalen Ansprüche eigenhändig sicher, dass es so weitherum akzeptiert, aber gleichzeitig missverstanden wurde. So analysierte es die «New York Times». Als langjähriger Kurator des Museum of Modern Art in New York versteht der Autor Barry Bergdoll genau, dass diese Institution schon lange die globale Meinungsmacherin in der Architektur ist.

Einen fulminanten Start solcher Einflussnahme auf die postume Wahrnehmung des Bauhauses machte das Museum 1932 mit «The International Style». Kurator war damals der 27-jährige Philip Johnson, der auch in der späteren Wahrnehmung des Bauhauses eine zentrale Rolle spielte. 1938 folgte, im selben Museum, die Ausstellung «Bauhaus 1919–1928», in der Walter Gropius ein entschlossenes, geeinigtes und formal prägnantes Bauhaus skizzierte, das sich in der Folge in die kollektive Erinnerung eingeschrieben hat.

Plattgewalztes Nachbild

Das Crescendo der Geschichtsmanipulation lieferte schliesslich sarkastisch und mit dem eingängigen Titel «From Bauhaus to Our House» 1981 der Mitbegründer des New Journalism Tom Wolfe. Die Phantasielosigkeit, mit der die amerikanische Bauindustrie auf Gropius’ Ideen reagierte, schilderte er erbarmungslos, auch wie in direkter Linie auf den Silberprinzen die amerikanischen «Grays» und «Whites» (also Architektengruppen, die auf Farblosigkeit beharrten) folgten. Dass die amerikanischen Architekten den «weissen Göttern» – gemeint sind die Bauhaus-Emigranten – hörig gewesen seien, erklärt Wolfe in einem wortstarken Rundumschlag, der übrigens in Harry Rowohlts Übersetzung noch absurd-irrer erscheint, als er es im Original schon ist. Am Ende bleibt nur ein plattgewalztes Nachbild einer aus Europa importierten Moderne namens Bauhaus.

Wolfes Grand Tour durch die amerikanische Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts führte es allen vor: Das Geld bestimmt den Stil. War das Bauhaus noch notorisch pleite gewesen, verfügte dann aber Philip Johnson dank seinem Erbe von Aluminiumindustrie-Aktien über ein riesiges Vermögen. Als Kurator und Mäzen wurde er zum Königsmacher der amerikanischen Architektur, als Architekt dann zum allerersten Pritzkerpreisträger.

Johnson nahm sich von der Bauhaus-Schule nur die Stildefinition. Die Rhetorik zu Alltag und Volksgesundheit, die sozialen und gesellschaftlichen Aspekte liess er kurzum beiseite. Sein berühmtes Glashaus in New Canaan, mit dem er sein Vorbild Mies van der Rohe übertreffen wollte, ist heute restauriert und von Zigarrenrauch und Schimmel in den Ledertapeten befreit.

Doch wozu taugte die Glasbox à la Bauhaus américaine? Nicht zu allem: Für seine privaten Affären zog sich Johnson jeweils in ein blickdichtes Backsteinnebengebäude zurück. Darüber, und auch über seine Begeisterung für den Faschismus, redete man erst postum, nachzulesen in Mark Lamsters «The Man in the Glass House» aus dem Jahr 2018 – als der Mythos des Bauhauses zu bröckeln begann.

Mythenbildung am unscharfen Objekt

Diese in der amerikanischen Emigration verflachte Moderne, von Museen und Mäzenen zum Bauhausstil nobilitiert, wurde nach Europa zurückexportiert und globalisiert. Es ist nicht nötig, die ganze Wolfe-Erzählung des Bauhaus-Vermächtnisses zu lesen, um zu verstehen, dass die derzeitige Stilisierung des Bauhauses zur universalen Quelle aller gestalterischen Ideen seit 1920 hinterfragt werden muss.

In der Architekturgeschichte gibt es eine Parallele, in der ein Mythos die Disziplin lang beherrschte und unter geschärftem Blick auf die Tatsachen dann rasch verblasste: Bevor der für die Weltausstellung im Jahr 1929 von Mies van der Rohe entworfene Barcelona-Pavillon rekonstruiert wurde, gab es ihn nur auf unscharfen Fotografien. Er war Projektionsfläche und Objekt der Begierde für zwei Generationen von Architekturkritikern. Seit er 1986 wieder steht, inspiriert er kaum mehr Theorien oder Phantasien. Elegant und erhaben ist der kleine Bau noch immer – doch seine Wirkungskraft hatte er nur so lange, wie er nicht existierte.

Mythenbildung funktioniert am besten am unscharfen Objekt, und das war das Bauhaus lange. Ein genauerer Blick ist dank der umtriebigen Euphorie zum Hundert-Jahre-Jubiläum nun für alle möglich: Von Berlin (Bauhaus-Archiv) bis Los Angeles (Getty Archives) wurden viele und vielfältige Dokumente online gestellt, es kann also durch die Originalmaterialien gesurft werden, sogar auf dem Handy. In jeder einschlägigen Buchhandlung können Reprints der bisher in Bibliotheken meist nur mit weissen Handschuhen greifbaren Bauhaus-Publikationen gekauft werden – weltweit. Lars Müller Publishers beispielsweise haben bisher vier der vierzehn gedruckten Bauhaus-Bücher und Faksimile der Bauhauszeitschriften neu herausgegeben. Jetzt, da so viel (auch der digitalisierte Film «Wie wohnen wir gesund und wirtschaftlich?», dem die Abbildungen entnommen sind) für alle abrufbar ist, könnten wir die Bauhaus-Klischees revidieren.

Wer noch nicht ermüdet ist, hat im Jahr 2019 viele Möglichkeiten zu entdecken, wie experimentell, vielfältig und kreativ die Bauhaus-Schule war. Damit eröffnen sich neue Wege, die Gegenwart zu inspirieren, ganz ohne Selbstzensur oder Beschönigung, sondern so wild und widersprüchlich, wie es auch das Bauhaus war.

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2019.05.11

02. Mai 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Hoch, höher, ausgereizt: Die Hochhaus-Generation 2.0 prägt unter dem Horizont neue Superlative

Wolkenkratzer sind keine Sensation mehr, im Innern und im Untergrund aber gibt es Neuerungen. Für diese muss die Architektur nun einen Ausdruck finden.

Wolkenkratzer sind keine Sensation mehr, im Innern und im Untergrund aber gibt es Neuerungen. Für diese muss die Architektur nun einen Ausdruck finden.

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17. April 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

«Notre-Dame ist mehr als ein Monument.» Der Architekturhistoriker Werner Oechslin über kollektive Erinnerung

Der Brand in der Pariser Kathedrale stellt auch Fragen an unsere Gegenwart. Welchen Stellenwert hat die Vergangenheit, und was bedeuten uns Baudenkmäler?

Der Brand in der Pariser Kathedrale stellt auch Fragen an unsere Gegenwart. Welchen Stellenwert hat die Vergangenheit, und was bedeuten uns Baudenkmäler?

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16. April 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Notre-Dame de Paris, ein schwereloser Zauber aus Stein

Die Kathedrale Notre-Dame gilt als eines der weltweit wichtigsten Bauwerke der frühen Gotik. Sie zeugt von der Schaffenskraft, aber auch von der Geduld der Baumeister früherer Jahrhunderte.

Die Kathedrale Notre-Dame gilt als eines der weltweit wichtigsten Bauwerke der frühen Gotik. Sie zeugt von der Schaffenskraft, aber auch von der Geduld der Baumeister früherer Jahrhunderte.

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11. April 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Das Bauhaus-Erbe soll lärmig bleiben. Deshalb ist es ein Unsinn, die Jubiläumsaktivitäten für einen Tag stillzulegen.

Es ist zu früh, um im Bauhaus-Jubiläumsjahr abzustumpfen. Auch wenn es im Rauschen der Beliebigkeit zu versinken droht. Gerade deshalb ist es wichtig, den Alltag lärmig debattierend zu begehen – ganz besonders am Jahrestag des 11. April 1933, als das Bauhaus endgültig geschlossen wurde.

Es ist zu früh, um im Bauhaus-Jubiläumsjahr abzustumpfen. Auch wenn es im Rauschen der Beliebigkeit zu versinken droht. Gerade deshalb ist es wichtig, den Alltag lärmig debattierend zu begehen – ganz besonders am Jahrestag des 11. April 1933, als das Bauhaus endgültig geschlossen wurde.

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09. April 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

«Ein Haus steht nicht – in meinem Verständnis wächst es»

Balkrishna Doshi spricht über die Aufgabe von Bauten und Festivals, gemeinschaftliche Räume zu schaffen, und über die Kultur des stetigen Wandels.

Balkrishna Doshi spricht über die Aufgabe von Bauten und Festivals, gemeinschaftliche Räume zu schaffen, und über die Kultur des stetigen Wandels.

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09. April 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Eine Architektursprache für die Kultur Indiens, die virtuos seine Komplexität einfängt und dabei mit klaren Formen spricht

Pritzker-Preisträger Balkrishna Doshi bringt in seinen Bauten Ost und West zusammen wie kaum einer seiner Generation. Dabei blieb er seiner Heimat tief verbunden. Das Vitra Design Museum in Weil am Rhein präsentiert nun seine erste grosse Retrospektive in der westlichen Welt – die er wohl besser kennt als wir sein Indien.

Pritzker-Preisträger Balkrishna Doshi bringt in seinen Bauten Ost und West zusammen wie kaum einer seiner Generation. Dabei blieb er seiner Heimat tief verbunden. Das Vitra Design Museum in Weil am Rhein präsentiert nun seine erste grosse Retrospektive in der westlichen Welt – die er wohl besser kennt als wir sein Indien.

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02. April 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Zollfreilager Zürich und Basel: Stadt bauen, wo früher Ausland war

Sind sie noch Insel oder schon selbstverständliche Stadt? Die Zollfreilager in Zürich und Basel sind aufgehoben, verdichtet und bewohnt, aber noch kaum mit der Stadt verwoben. Ein Lehrstück über Grenzen und darüber, warum sie überschritten werden müssen.

Sind sie noch Insel oder schon selbstverständliche Stadt? Die Zollfreilager in Zürich und Basel sind aufgehoben, verdichtet und bewohnt, aber noch kaum mit der Stadt verwoben. Ein Lehrstück über Grenzen und darüber, warum sie überschritten werden müssen.

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29. März 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Gebäude überwuchern lassen wie Pflanztröge, nur grösser

Die Ausstellung «Gebäude.grün – Vom Blumenfenster zum Bosco Verticale» im Architekturforum Zürich zeigt, warum Ranken an einigen Häusern besser spriessen als an anderen.

Die Ausstellung «Gebäude.grün – Vom Blumenfenster zum Bosco Verticale» im Architekturforum Zürich zeigt, warum Ranken an einigen Häusern besser spriessen als an anderen.

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28. März 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Genfer Team bespielt den Schweizer Pavillon an der Architekturbiennale 2020: «Thicknesses of the Swiss border»

Das Genfer Laboratoire d’architecture wird an der 17. Architekturbiennale im Sommer 2020 die Schweiz repräsentieren

Das Genfer Laboratoire d’architecture wird an der 17. Architekturbiennale im Sommer 2020 die Schweiz repräsentieren

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19. März 2019Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Marcel Meili formte mit seinen Bauten die Stadtlandschaft

Mit programmatischen Texten und Bauwerken hat Marcel Meili die Städte und Landschaften der Schweiz mitgestaltet. Nun ist er 65-jährig gestorben.

Mit programmatischen Texten und Bauwerken hat Marcel Meili die Städte und Landschaften der Schweiz mitgestaltet. Nun ist er 65-jährig gestorben.

Marcel Meili konnte mit seinen Sätzen die ganze Architektenschaft in Aufruhr bringen. So richtete er 1988, als diese vor allem mit innerstädtischen Themen beschäftigt war, seinen Blick auf die Peripherie: «Es wäre leicht, das Territorium zwischen Zürich, Basel und Bern in seinen apokalyptischen Zügen zu skizzieren, als Trümmerfeld einer verunglückten Megalopolis und als Friedhof der strategischen Ideen des 20. Jahrhunderts zum urbanen Raum.» Und dann wieder 2005, als er als Mitherausgeber von «Die Schweiz. Ein städtebauliches Portrait» die Landeskarte der Schweiz umzeichnete.

Zu Beginn waren es vor allem seine Texte, dann sogar ein Film, später seine Planungen und Bauten, die ihn zu einer Leitfigur der Schweizer Architekturszene machten. Nun ist Marcel Meili, 1953 in Küsnacht geboren, am Montag an den Folgen seiner Krebserkrankung gestorben. Nur einige Tage zuvor war ihm zusammen mit seinem Büropartner Markus Peter der Prix Meret Oppenheim der Eidgenossenschaft zugesprochen worden.

Stadt und Territorium prägen

Mit Markus Peter führte er seit 1987 ein gemeinsames Büro, das vor allem in Zürich, aber auch ausserhalb das Stadtbild mitprägte. Das Zürcher Büro wurde 2007 mit einem zweiten Standort in München erweitert. Dort verwandelten sie die innerstädtische Hofstatt-Passage mit ihrem Geflecht von Innenhöfen in einen öffentlichen Raum. In Zürich öffneten sie 1997 den Hauptbahnhof mit weit ausgreifenden Perrondächern, in Zusammenarbeit mit dem ebenfalls kritisch agierenden Zürcher Büro Knapkiewicz & Fickert. In den 2000er Jahren folgten Wohn- und Gewerbebauten verschiedenster Grössenordnungen, von der Wohnüberbauung mit den Kinos Riffraff in der Innenstadt von 2002, diese in Zusammenarbeit mit Staufer Hasler Architekten, bis zu den aufgestockten Lagerhäusern im Freilagerareal von 2016.

Die Sorge um die Zukunft dieses Schweizer Territoriums, für das Meili sich so vehement einsetzte, drückt sich auch in den Planungen aus. So für das Freilager Albisrieden, wo das Büro Meili & Peter Architekten zusammen mit Vogt Landschaftsarchitekten ein städtebauliches Leitbild und einen privaten Gestaltungsplan vorgelegt hatte. Das Ziel war durchmischtes Wohnen in hoher Dichte mit einer vielfältigen Abfolge der Aussenräume. Dabei wollten die Architekten die Erinnerung an die industrielle Vergangenheit des Areals bewahren und schrieben in ihrem in Zeitungsform publizierten «Freilager ABCD», dass nebst Wohnungen auch «Handels- und Dienstleistungsbetriebe aller Art sowie höchstens mässig störende Betriebe» ihren Platz finden sollten. Nicht alle Visionen konnten umgesetzt werden, dieser Gefahr waren sich Marcel Meili und Markus Peter bewusst und nahmen es deshalb umso wichtiger, ihre Gedanken auch in gedruckter Form zu dokumentieren.

Nicht nur im Erdgeschoss, auch in der Skyline prägen die Arbeiten von Meili & Peter Architekten die Stadt. Mit dem Hochhaus Zölly realisierten sie 2014 in Zürichs Westen ihre Idee, die Peripherie des städtischen Raums nicht sich selbst zu überlassen. Die Konstruktionsweise des Wohnturms mit schweren, vorgefertigten Betonelementen nimmt ihren Ursprung ebenfalls in einem Konzept aus den 1980er Jahren. Der erste Text in Meilis Schriftensammlung überhaupt, der Aufsatz «Vorfabrikation – Entwerfen» von 1985, reflektiert das theoretische Erbe der seriellen Fertigung. Zugleich blickt Meili darin zurück auf seine Lehrjahre bei Dolf Schnebli, bei dem er diplomiert hat und in dessen Büro er bei der Arbeit mit vorfabrizierten Elementen im Zentrum Ruopigen erste Erfahrungen gesammelt hat.

Tonspur zur Schweizer Architektur

Seine Gedanken schärfte Marcel Meili seit Beginn seiner Karriere im Unterricht, der ihm bis zu seinem Lebensende eine Herzensangelegenheit blieb. Er selbst bezeichnete in einem Gespräch die Sommerakademie in Berlin, welche er 1987 zusammen mit Hans Kollhoff ausrichtete, als Initialzündung, die ihn zum Kommentator und Theoretiker seiner Architektengeneration werden liess. Seine Vorlesungen und Texte seien «eine Art Tonspur, wie man die Schweizer Architektur intellektuell vermessen könnte».

Seine Lehrtätigkeit führte ihn zu Beginn der 1990er Jahre nach Amerika an die Universität Harvard und vor allem an die ETH Zürich. Dort gründete er 1999 zusammen mit Roger Diener, Jacques Herzog und Pierre de Meuron das ETH-Studio Basel. In den Publikationen der Hochschulen, in eigenen Büchern und auch mehrmals in der NZZ legte Meili seine Überlegungen zur öffentlichen Diskussion vor.

Marcel Meilis Engagement ging über seine Arbeit als Architekt hinaus. Mit seinen Brüdern Martin und Daniel engagierte er sich für die Zürcher Kultur. Aus den Mitteln ihres gemeinsamen Erbes aus der väterlichen Firma Cerberus gründeten sie die Datuma AG als Partnerin für kulturelle Projekte, darunter Kinobetriebe, Verlage und Zeitungen.

Meili gehörte zu den Menschen, die voraus- und nicht zurückschauen. Dem Projekt, seine gesammelten Schriften zu veröffentlichen, stellte er sich lange entgegen. Vielmehr wollte er mit seinen Entwürfen, die noch zu bauen waren, und mit seinen Reflexionen, die Bücher werden sollten, die Gegenwart bereichern.

Neue Zürcher Zeitung, Di., 2019.03.19



verknüpfte Akteure
Meili Marcel

15. September 2017Sabine von Fischer
TEC21

Vice versa

Bei der Sanierung einer Villa aus dem 19. Jahrhundert am Genfersee arbeitete Charles Pictet fast lautlos und interpretierte dabei vieles neu: Die Eingriffe fügen sich in den Bestand und ergeben ein stimmiges Bild.

Bei der Sanierung einer Villa aus dem 19. Jahrhundert am Genfersee arbeitete Charles Pictet fast lautlos und interpretierte dabei vieles neu: Die Eingriffe fügen sich in den Bestand und ergeben ein stimmiges Bild.

Viele Teile habe er kopiert, manche sogar erfunden, ausser der Patina. Diese legt sich nun sacht über das von Charles Pictet rückgebaute und restaurierte Haus aus dem 19. Jahrhundert, dessen früheres Erscheinungsbild er im Verlauf des Umbaus vielerorts frei interpretierte. Wenn sich dann einmal eine weitere Schicht über das Haus an der malerischen Hafenpromenade am Genfersee ­gelegt hat, wird vielleicht niemand mehr feststellen können, aus welchem Jahrhundert die verschiedenen Bauteile stammen – so detailgetreu haben die Architekten das 19. Jahrhundert interpretiert.

Die Logik der Renovation war es, ein neues ­Ganzes aus den verbliebenen Fragmenten aus dem 19. und verschiedenen Eingriffen aus dem 20. Jahrhundert zu schaffen. Knapp zwei Jahre sind seit dem Abschluss der Bauarbeiten vergangen. Das Haus zählt die Zeit nicht, sondern lässt ihre Konturen verwischen: Was neu und was alt ist, erschliesst sich teilweise erst auf den zweiten Blick und in vielen Fällen gar nicht. Im 19. Jahrhundert waren z. B. die gerundeten, originalen Tür- und Fenstergriffe, die hier wieder eingebaut sind, auf kleinere Handflächen zugeschnitten, als dies heute üblich ist. Und trotzdem schmiegen sie sich auch im 21. Jahrhundert selbstverständlich in die Berührung – wie das ganze Haus. Die Messinggriffe waren alle erhalten, vieles andere der originalen Bausubstanz nicht. Auch die Baupläne des ursprünglichen Hauses, das auf dem Waadtländischen Katasterplan mit 1850 datiert ist, sind im Lauf der Zeit verloren gegangen, sodass sich die Architekten beim Umbau nicht darauf beziehen konnten.

Neuorientierung durch 180°-Drehung

Das stimmige Gebäudeensemble, heute bestehend aus dem sanierten Haupthaus und einem neu interpretierten Gartenhaus, wurde im Zuge dieser Renovation in eine neue Ordnung gebracht.

Der grundlegendste Eingriff in die Typologie des Hauses war es, die zum Wasser gelegene Rückseite zur eigentlichen Eingangsseite umzudeuten. Die spiegelsymmetrischen Grundrisse um eine zentrale Treppe ermöglichen diesen raffinierten Schachzug, ohne den Charakter der Villa zu schmälern. Der Eingang liegt nun auf der Gartenseite und – entsprechend dem abfallenden Gelände – eine Etage tiefer als zuvor, im neu freigelegten Gartengeschoss.

Mit der Zuwendung zur Öffentlichkeit erhält auch der Garten eine neue Gestalt. Der See ist inzwischen nicht mehr ein von einzelnen Fischerbooten durchzogenes Landschaftsbild, sondern – durch die touristische Prägung – zu einer lebendigen Umgebung geworden. So spiegelt die neue Ausrichtung auch die neue Bewertung des Seeufers als Erholungszone, in der Fischerei und Gewerbe nur noch eine marginale Rolle spielen. Das macht die Verlegung des Zugangs im Bezug auf die räumliche Einbettung glaubwürdig. An der Hafenseite des Grundstücks, vor 150 Jahren der wenig repräsentative Teil, entstand der neue Eingang. Eine Garage mit Giebeldach, die früher wie ein Pavillon zwischen Haus und See lag, ist einem sichtbar zeitgenössischen Gartenhaus gewichen, das ein Portal bildet. Es beherbergt funktionale Bereiche wie die Eingangstreppe und den Fahrzeugunterstand. Das Garagendach ist gleichzeitig die Aussichtsterrasse, von der sich der Genfersee überblicken lässt.

Ein fast über die gesamte Grundstücksbreite messender Betonbalken markiert die Vorderkante der neuen Terrasse. Er nimmt das Spitzbogenornament der hölzernen Balkonbrüstungen des Haupthauses in einem Relief auf. Dieses Motiv wirkt, obwohl in Beton gegossen, keineswegs modern, sondern unterstreicht im synthetischen Geist des Hauses den Gesamt­eindruck, der ganz dem Erbe des 19. Jahrhunderts verpflichtet ist.

Die Ankommenden durchschreiten das Gartenhaus auf dem Weg zum Haupthaus, dessen Hof­fassade zur neuen Schaufassade geworden ist. Der Zugang in die Villa befindet sich hier in der vorgelagerten transparenten Schicht, der Veranda, mit der sich der ehemalige Keller zum Garten öffnet. Statt der engen Eingangssituation, wie sie von der Strassenseite eine Etage höher gegeben ist, führt jetzt eine grosszügige Halle zur ­Treppe, die zu diesem Zweck hinunter ins neue Zugangsgeschoss verlängert wurde. Sie bildet weiterhin den Dreh- und Angelpunkt des internen Wegnetzes. Im anschliessenden Geschoss belegen Küche, Esszimmer, Salon und Büro unverändert die vier Quadranten. Enthoben von seiner Funktion als Entree stimmt nun die Proportion des schmalen Flurs. Mit ebensolcher Selbstverständlichkeit gruppieren sich in den Obergeschossen Schlafräume und Bäder um das Halbrund der prominenten Treppe.
Intervention, Integration, Interpretation

Charles Pictet spricht von der Stimmung und nicht von den handwerklichen Techniken, wenn es darum geht, die Interventionen im Sinn eines analogen Eingriffs zu erläutern. So gibt es auch keine Trennung zwischen Rückbau, Restaurierung und Interpretation. Die Ve­randa im Gartengeschoss des Haupthauses, die aussieht, als sei sie schon immer dagewesen, ist mit einer neuen Verglasung geschlossen worden, deren durch die Mundblastechnik unregelmässig dichten ­Zylinderstreckgläser aufs Sorgfältigste in die dunkelgrüne Holzfassung eingekittet sind.[1] Die Farbe bildet ein Gegengewicht zum Rot der oberen Geschosse und steht im Dialog mit dem wassergrün getönten Kalkabrieb an der inneren Fassade. Wo 1850 noch Erdreich und 1960 eine weisse Betonkellerwand stand, präsentieren sich heute bis in die Details der Sandkörner und Farbpigmente wohnliche Räume im Sinn des 19. Jahrhunderts.

Die fehlenden Angaben zur originalen Bausubstanz machten das Restaurieren genau wie das Zurückführen in einen angenommenen originalen Zustand zu einem Prozess der Interpretation dessen, was hier hätte gewesen sein können. Zum Beispiel hätte es bereits ursprünglich die drei Dachgauben geben können, die nun die Transformation des Dachgeschosses in ein Wohngeschoss abbilden. Auch die Vorfenster, wie sie nun auf der ehemaligen Zugangsseite im Norden aufgesetzt sind, wurden nachträglich ergänzt. Mate­rial und Konstruktion sind dem 19. Jahrhundert nachempfunden. So hält die zweischichtige Fassade den Motorenlärm, der heutzutage statt des Kutschengeklappers hereinklingt, ein wenig auf Abstand.

Zwei neue Wohnebenen fügen sich ein

Die jetzige dreigeschossige Erscheinung des Gesamt­volumens verändert die Proportionen des Hauses. Bereits in den 1950er-Jahren wurde der Garten um mehr als ein halbes Geschoss abgegraben und das Haus so unterhöhlt, dass statt des Hohlraums für Leitungen und Unterlüftung auf der Ebene des Gartens neue Räume unter dem zweigeschossigen Holzhaus entstanden. ­Diesen Eingriff haben Charles Pictet Architekten zurückgebaut, um ihn anschliessend massiv zu erweitern: Dazu wurden im Innern viele Kubikmeter Beton und die Betonfertigelemente der Treppe entfernt. Die Untergrabung wurde zu einem vollwertigen Geschoss auf­gewertet, das nach oben hin mit den belassenen, nur mit einem Anstrich erneuerten Holzbrettern der Deckenverkleidung abgeschliesst.

Das strassenseitige Eingangsgeschoss wurde so auf der Seeseite durch eine neue Treppe mit dem Gartengeschoss verbunden. Im Innern führt das Halb­rund des alten Treppenauges heute bis hinunter zum Gartenniveau. Die Balkonschicht erweitert sich mit einer von den ornamentalen Holzgeländern inspirierten Leichtigkeit in den Garten.

Suffizienz statt Effizienz: ein Haus mit Jahreszeiten

Das klimatische Konzept folgt der Logik des 19. Jahrhunderts: Im Winter müssen die Bewohner einen Pull-over mehr anziehen, im Sommer die Fenster öffnen und querlüften – so entspricht es ihrer Vorstellung vom Umgang mit den Jahreszeiten und von einer dem Haus angemessenen Lebensform. Geheizt wird hier konventionell, als Ersatz für die Kohleheizung, die bis zu dieser umfassenden Renovation in Betrieb war. Saisonale Temperaturunterschiede und eine Geräuschkulisse von aussen nehmen Bauherrschaft wie Architekt auch nach der aufwendigen Renovation gern als Teil der ­Stimmung in Kauf. Das Einfügen eines zukunftsorientierten Energiesystems betrachtet Charles Pictet in diesem Fall als unangemessen. Das Herstellen einer dichten Gebäudehülle hätte so viele Veränderungen mit sich gebracht, dass der luftige Charakter des Hauses darunter erstickt wäre. So hat er das auf niedrigerem Level in sich schlüssige System optimiert und zum ­Status quo erklärt. Da das Haus nicht sehr grossräumig ist, lassen sich einzelne Bereiche dem jeweils gewünschten Klima leicht anpassen.

Insgesamt bildet die Villa ein stimmiges Ganzes – fein geknüpft wie ein Teppich, in dem jeder Faden, egal aus welchem Jahrhundert oder Material er sei, mit der gleichen Liebe ins Geflecht eingefügt ist.


Anmerkung:
[01] Hans Reiner Meindl: Mundgeblasene Flachgläser (Zylinderglas) – Vielfalt und Anwendung im Denkmalbereich. In: B. Weller, S. Horn (Hrsg.) Denkmal und Energie 2016. Springer Vieweg, Wiesbaden, ISBN: 978-3-658-11983-6_3

TEC21, Fr., 2017.09.15



verknüpfte Zeitschriften
TEC21 2017|37 Zwischen Rekonstruktion und Interpretation

09. August 2013Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Gelebte Architektur

Das 1985 eröffnete National Building Museum in Washington ist ein Brennpunkt der Architekturdiskussion in den USA. Mit der Nachhaltigkeit im Schulhausbau nimmt es ein derzeit wichtiges Thema auf. Die Ausstellung vermittelt die komplexe Problematik in direkter Weise.

Das 1985 eröffnete National Building Museum in Washington ist ein Brennpunkt der Architekturdiskussion in den USA. Mit der Nachhaltigkeit im Schulhausbau nimmt es ein derzeit wichtiges Thema auf. Die Ausstellung vermittelt die komplexe Problematik in direkter Weise.

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17. Juni 2013Sabine von Fischer
ARCH+

Die Logik der Differenz

Die Wahrnehmungsmaschine der Ausstellung setzt gerade dort an, wo man sie nicht erwartet, nämlich mit einer Irritation. In der zentralen Halle des Hauptgebäudes...

Die Wahrnehmungsmaschine der Ausstellung setzt gerade dort an, wo man sie nicht erwartet, nämlich mit einer Irritation. In der zentralen Halle des Hauptgebäudes...

Die Wahrnehmungsmaschine der Ausstellung setzt gerade dort an, wo man sie nicht erwartet, nämlich mit einer Irritation. In der zentralen Halle des Hauptgebäudes der ETH stehen Möbel: Tische, Stühle und Liegen mit teilweise sonderbaren Formen. Wo sind die Exponate der angekündigten Retrospektive des Atelier Bow-Wow?

Der Bruch mit der eingespielten Gebrauchsweise der Halle ist ein intelligenter Schachzug. Für die Arbeiten des 1992 von Momoyo Kaijima und Yoshiharu Tsukamoto gegründeten japanischen Architekturbüros Atelier Bow-Wow wurde in Zusammenarbeit des Instituts gta und der Architekten ein zweiteiliges Ausstellungskonzept erarbeitet. Laurent Stalder betonte in seiner Eröffnungsrede den offenen, nicht abgeschlossenen Erkenntnisweg, den das Büro in den letzten 20 Jahren durchlaufen hat. Dies verlangte nach einem besonderen Ausstellungskonzept. Die Kernthemen des Gebrauchs und der Aneignung setzt der erste Teil der Ausstellung. Der zweite Teil, die Retrospektive, demonstriert das breite Spektrum, innerhalb dessen diese Themen erkundet wurden.

Analyse des Alltäglichen Die genannte Installation in der Halle führt im täglichen Gebrauch eine der Hauptabsichten des Atelier Bow-Wow vor, nämlich den Gebrauchswert von Räumen auszuloten. Die Installation im 1865 als Skulpturenhalle eingerichteten Innenhof des Hauptgebäudes der ETH von Gottfried Semper überrascht durch ihren Bruch mit fast allen bekannten formalen Traditionen der Architektur. Neben originalgetreuen Nachbauten von Sempers Stuhl- und Tischentwürfen gibt es gestreckte, gestauchte, geschrumpfte und verbogene Versionen der Möbel zum Arbeiten und Schwatzen, Sitzen und Liegen. Das Ziel des aus edlem Nussbaum gefertigten Mobiliars ist nicht die Schönheit der Form, sondern des Ausloten des Spielraums, den die Architektur den Nutzern gewährt. Nur ein Gebäudeplan auf einem der Holztische in der Mitte der Möbelinstallation verweist auf die Werkschau in den umlaufenden Korridoren.

Dieser große Plan und eine im Hosentaschenformat gefaltete Übersicht führen durch die in elf Kapitel chronologisch geordnete Werkschau. Die vertrauten Wandvitrinen mit breiten Aluminiumfassungen auf den Korridoren des Erdgeschosses dienen während der Dauer der Ausstellung einmal nicht als Informationsträger für die universitären Verlautbarungen und Veranstaltungshinweise, sondern wurden als Vitrinen für die Präsentation der Zeichnungen, Fotografien, Filme und Publikationen zweckentfremdet. Diese Umdeutung der alltäglichen Informationsträger in museale Objekte ist ein äußerst intelligenter kuratorischer Einfall: So macht die Ausstellung selbst vor, was viele der architektonischen Interventionen des Atelier Bow-Wow beabsichtigen, nämlich Gewohnheiten zu untersuchen und auch zu unterwandern. Neben dem Südportal beginnt der Rundgang mit frühen typologischen Untersuchungen des Büros, in loser chronologischer Ordnung folgen kleine Wohnhäuser, Stadtforschung, im sechsten Kapitel mit dem Titel „Aneignung“ Schnittperspektiven wie jene für das Nora House (2006). Diese Art der Darstellung erlaubt es den Architekten, die Vielfalt verschiedener Wahrnehmungswelten auch zeichnerisch zu inszenieren, wie Laurent Stalder in seinem Einführungsvortrag herausstrich.

Nach einem Abschnitt mit den großformatigen Public Drawings legt die Retrospektive gegenüber dem östlichen Seiteneingang den Wandel vom Interesse am einzelnen Objekt zur sozialen Dimension der Architektur offen. Zwischen einer Darstellung der Vielfalt von privaten Räumen auf den Balkonen des Großwohnungsbaus an der Rue Rebière in Paris (2012), dem Forschungsprojekt und Buch Window Scape (2011) und einem Szenario für das im März 2011 vom Tsunami heimgesuchte Fischerdorf Oshika werden Handlungsspielräume sichtbar, die die Ausstellung im Kapitel „Architektur und Gemeinschaft“ behandelt.

Kulturtransfer andersherum Unvoreingenommene Analysen und differenzierte Studien prägen das Werk des japanischen Büros, das sich nicht mit großer Autorenarchitektur,sondern mit intelligenten Eingriffen, Kleinstbauten und künstlerischen Installationen einen Namen gemacht hat. Momoyo Kaijima ging Ende der 1980er Jahre als Austauschstudentin an die ETH und kam in die Entwurfsklasse von Peter Märkli. Dieser beschrieb anlässlich der Eröffnung nicht nur einige der in Tokio realisierten Kleinsthäuser, sondern auch den Mikrokosmos im 2005 bezogenen Haus, wo das Atelier Bow-Wow in den unteren Geschossen arbeitet und in den oberen wohnt.

Die Rezeption japanischer Architektur hat in der europäischen Architektur eine lange Tradition. Bruno Taut, Frank Lloyd Wright, Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe, Egon Eiermann, Werner Blaser und viele weitere haben sich im 20. Jahrhundert von den modularen Leichtbauweisen und den Raumfolgen japanischer Architekturen, später auch von den metabolistischen Ideen eines organischen Stadtwachstums inspirieren lassen. Die aktuelle Ausstellung zeigt aber, dass der Wissenstransfer im 21. Jahrhundert unter komplett anderen Bedingungen abläuft. Nun ist es die europäische Tradition der Architektur von Gottfried Semper, die von japanischen Architekten aufgegriffen wird. Nicht nur das Mobiliar wurde nachgebaut und in verschiedenen Transformation für weitere Funktionen adaptiert. Auch die Raumnutzung wurde auf den Kopf gestellt, indem nun die Haupthalle als Begegnungsort definiert wurde, während die eigentliche Ausstellung in den Gängen des Semperbaus untergebracht ist.

Das Interessanteste an der Intervention ist, dass deren Urheber nicht mehr klar definiert werden können. Wo endet Semper und wo beginnt Bow-Wow? Wo situiert sich das Museum und wo beginnt der Alltag? Darüber hinaus bringen die Wohnhäuser, die in Tokio auf kleinsten Raum in Baulücken gesetzt sind, einen komplett neuen Ansatz in die aktuelle Diskussion um bauliche Verdichtung ein. Solche Überlegungen lassen sich auch anhand der materialreichen Publikation zur Ausstellung vertiefen. Sie ist als Lesebuch angelegt, das neben den Projekten des Büros dessen theoretische Begriffe darstellt. Dabei wird deutlich, dass die Bezugspunkte der Architekten aus einem hybriden Kosmos stammen, der Differenzen nicht scheut, vielmehr darin Differenzierungen sucht.

Es bleibt zu beobachten, wie sich die Wahrnehmung der einstigen Skulpturenhalle im Zentrum des ETH-Hauptgebäudes verändert hat, wenn die nächste Ausstellung dort stattfinden wird. Und weiter, ob Japan auch im 21. Jahrhundert Inspirationen für europäische Architekten liefert, diesmal zur Frage nach der Rolle der Architekten in der Gestaltung der Stadt.

ARCH+, Mo., 2013.06.17



verknüpfte Zeitschriften
ARCH+ 211/212 „Think global, build social!“

05. Februar 2013Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Stadträume ohne Namen

Als der Prime Tower eröffnet wurde, überschlugen sich die Reaktionen. Die Debatten um das Zürcher Stadtbild fokussierten jedoch auf Höhenlimiten. Es ist an der Zeit, vertieft über die öffentlichen Räume zwischen den Hochhäusern zu diskutieren.

Als der Prime Tower eröffnet wurde, überschlugen sich die Reaktionen. Die Debatten um das Zürcher Stadtbild fokussierten jedoch auf Höhenlimiten. Es ist an der Zeit, vertieft über die öffentlichen Räume zwischen den Hochhäusern zu diskutieren.

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12. November 2012Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Architektur – politisch betrachtet

Architektur sei schon immer politisch gewesen, behauptet die neueste Architekturausstellung des New Yorker Museum of Modern Art. Mit 100 Werken aus der hauseigenen Sammlung hat Pedro Gadanho seine erste Schau als Architekturkurator des MoMA zusammengestellt.

Architektur sei schon immer politisch gewesen, behauptet die neueste Architekturausstellung des New Yorker Museum of Modern Art. Mit 100 Werken aus der hauseigenen Sammlung hat Pedro Gadanho seine erste Schau als Architekturkurator des MoMA zusammengestellt.

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28. August 2008Sabine von Fischer
Bauwelt

Tuned City.

Die Neugierde ist der Anfang jeder Hörerfahrung, so Bernhard Leitner während der Podiumsdiskussion im Berliner Veranstaltungszentrum Pfefferberg. An diesem zweiten Abend des fünftägigen Symposiums „Tuned City. Zwischen Klang- und Raumspekulation“ diskutierten der Komponist Sam Auinger und drei Ar­chitekten über das Verhältnis der Architekten zum Sound. Leitners einprägsamer Satz stand im Zusam­men­hang mit einer Frage, die auf eine mögliche Unterscheidung der wahrgenommenen Töne, wie sie das Gehirn verarbeitet, vom Klang im Raum, der auf den aktiven, sensibilisierten Zuhörer wartet, gezielt hatte. In der Zusammenarbeit zwischen Tonkünstler und Ar­chitekt sind diese Bereiche traditionell getrennt. Ob diese Grenzen aufgeweicht werden können, und wenn ja, wie, das hatten sich die Organisatoren des Symposiums, das von zahlreichen Installationen und Performances begleitet wurde, zu untersuchen vorgenommen. Unter der Leitung von Carsten Stabenow und Gesine Pagels führte das multidisziplinäre Team sein ambitioniertes Vorhaben Anfang Juli an dreizehn Orten in Berlin mit über fünfzig Vorträgen, Präsentationen und Installationen aus.

Die Neugierde ist der Anfang jeder Hörerfahrung, so Bernhard Leitner während der Podiumsdiskussion im Berliner Veranstaltungszentrum Pfefferberg. An diesem zweiten Abend des fünftägigen Symposiums „Tuned City. Zwischen Klang- und Raumspekulation“ diskutierten der Komponist Sam Auinger und drei Ar­chitekten über das Verhältnis der Architekten zum Sound. Leitners einprägsamer Satz stand im Zusam­men­hang mit einer Frage, die auf eine mögliche Unterscheidung der wahrgenommenen Töne, wie sie das Gehirn verarbeitet, vom Klang im Raum, der auf den aktiven, sensibilisierten Zuhörer wartet, gezielt hatte. In der Zusammenarbeit zwischen Tonkünstler und Ar­chitekt sind diese Bereiche traditionell getrennt. Ob diese Grenzen aufgeweicht werden können, und wenn ja, wie, das hatten sich die Organisatoren des Symposiums, das von zahlreichen Installationen und Performances begleitet wurde, zu untersuchen vorgenommen. Unter der Leitung von Carsten Stabenow und Gesine Pagels führte das multidisziplinäre Team sein ambitioniertes Vorhaben Anfang Juli an dreizehn Orten in Berlin mit über fünfzig Vorträgen, Präsentationen und Installationen aus.

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verknüpfte Zeitschriften
Bauwelt 2008|33 Akustik

01. März 2002Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Geld oder Gedenken?

Während eines zweitägigen Symposiums befasste sich die Columbia University in New York unlängst mit den architektonischen Folgen des 11. Septembers. Unter...

Während eines zweitägigen Symposiums befasste sich die Columbia University in New York unlängst mit den architektonischen Folgen des 11. Septembers. Unter...

Während eines zweitägigen Symposiums befasste sich die Columbia University in New York unlängst mit den architektonischen Folgen des 11. Septembers. Unter der Leitung von Mary McLeod und Bernhard Tschumi und moderiert von Professoren der Universität, präsentierten 23 Wissenschafter sowie Vertreter von Medien und öffentlichen Organisationen ihre Standpunkte und Sichtweisen. Keiner der Teilnehmenden gab sich der Illusion hin, dass die Fragen um einen Wieder- oder Neuaufbau in einem universitären Rahmen beantwortet werden könnten. Dennoch drängte sich eine Diskussion sowohl bezüglich der Konsequenzen als auch bezüglich der Grenzen der Architektur auf. Im Anschluss an die zu den «globalen Auswirkungen» gehaltenen Vorträge sassen sich Benjamin Barber (University of Maryland), ein Repräsentant des World Economic Forum, und Saskia Sassen (University of Chicago), die direkt vom World Social Forum in Porto Alegre kam, gegenüber. Dabei drängten sich schnell architektonische Fragen auf, dies nicht zuletzt deswegen, weil bereits ein Masterplan für Ground Zero in Bearbeitung ist.

Die Tatsache, dass am Tag zuvor Marilyn Taylor, Partnerin im Büro Skidmore, Owings and Merrill (SOM), statt der Pläne für den Wiederaufbau des World Trade Center 7 und des Masterplans für das ganze Gebiet nur eine Reihe von Argumenten für baldiges Handeln präsentiert hatte, unterstrich nur die Wichtigkeit einer grundsätzlichen Debatte um das neue Bild der Stadt New York. Die Umweltwissenschafterin Cynthia Rosenzweig plädierte für ein Erscheinungsbild der Stadt, das auch die New York Bay mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt mit einbezieht. Dass in den sechziger Jahren die Planung des World Trade Center auch eine Aufwertung des Hudson River versprach, scheint weit herum in Vergessenheit geraten zu sein.

Unter den verschiedenen Interessengruppen kam öfters die Frage auf, wer die Verantwortung für einen Neuaufbau übernehmen solle und ob sie wirklich privater Hand anvertraut werden könne. Bereits zuvor war publik geworden, dass der Immobilienmakler Larry Silverstein, der im vergangenen April das WTC zum Preis von 3,2 Milliarden Dollar für 99 Jahre von der Port Authority gepachtet hatte, SOM einen Studienauftrag erteilt hat. Die Pläne von SOM sollen zunächst von den Familien der Opfer, den Anwohnern und den übergeordneten Körperschaften (Port Authority, Stadt und Staat New York) befürwortet werden. In New York, wo es seit Robert Moses keine Planerpersönlichkeiten (geschweige denn eine Behörde, die ihrer Funktion nachzukommen vermag) mehr gab, wird das Bauen seit langem durch die Entscheidungen der Finanzwelt bestimmt. Nun steht die Stadt vor dem Problem, dass beim Neubau des World Trade Center die Beteiligung der Öffentlichkeit nicht umgangen werden kann. Die Strategie der Unternehmerseite sieht vor, dass einem baldmöglichst fertig gestellten neuen Hochhauskomplex in geraumer Zeit (laut Marilyn Taylor in 10 bis 20 Jahren) ein Mahnmal folgen könnte. Der Überbauungsplan der ersten Phase sieht denn auch vor, 2,5 der insgesamt 6,5 Hektaren von Ground Zero für die zukünftige Konzeption eines Mahnmals freizuhalten. Diese zeitliche und räumliche Trennung von Geld und Gedenken, von Hochhäusern und einem vorerst vage als Leerraum gedachten Mahnmal war ein stets wiederkehrendes Thema des Symposiums. Doch bereits jetzt ist downtown Manhattan zum Ort der Erinnerung an den 11. September geworden. Und vielleicht bleibt das ja auch so, gibt es doch manchen Ort der Zerstörung, der bis heute ohne Mahnmal geblieben ist.


Die Liste der Redner sowie die Aufnahmen der Vorträge und Diskussionen können unter www.arch.columbia.edu/gsap/17 eingesehen werden.

Neue Zürcher Zeitung, Fr., 2002.03.01

06. Juli 2001Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Bühnenhafte Architektur

Ein Museumsbau von Yoshio Taniguchi in Tokio

Ein Museumsbau von Yoshio Taniguchi in Tokio

Die Anlage des Nationalmuseums von Tokio ist mit der Galerie der Horyuji-Schätze nicht nur um einen Museumsbau, sondern auch um ein Stück zeitgenössischer Architektur reicher geworden. Als der Architekt, der in Japan schon mehrere Museen realisiert hat, vor drei Jahren den eingeladenen Wettbewerb für die Erweiterung des Museum of Modern Art in New York (unter anderen in Konkurrenz zu Herzog & de Meuron, Rem Koolhaas und Bernhard Tschumi) für sich entscheiden konnte, war er im Ausland weitgehend unbekannt. An diesem Zustand hat sich bis heute nur wenig geändert, denn auch seine neueren Werke wurden ausserhalb Japans kaum publiziert und zur Kenntnis genommen. Zumindest ein Bau von Taniguchi lohnt jedoch eine nähere Betrachtung: das vor zwei Jahren eröffnete Museum für die Sammlung aus dem Horyuji- Tempel im Tokioter Ueno-Park. Allein schon architekturhistorisch gesehen befindet es sich in bester Gesellschaft. An der Parkkante thront in imperialer Erhabenheit die Konzerthalle des Le- Corbusier-Schülers Kunio Maekawa, daneben steht das weit weniger auftrumpfende Museum für westliche Kunst von Le Corbusier. Im Park hinter den um einen Platz gruppierten älteren Bauten des Nationalmuseums lebt die Moderne nun in zeitgenössischer Form weiter: Die Galerie der Schätze des Horyuji-Tempels ist im Vergleich zu den anderen Museen im Ueno-Park ein kleiner Bau. Er kündigt jedoch mit subtiler und zugleich erhabener Geste die Wichtigkeit seiner Sammlung an. Das Museum erhebt sich über einer Wasserfläche, aus der sporadisch ein Wasserstrahl in dieHöhe schiesst; und in der gläsernen Vorhangfassade hinter einer Hülle aus Metallstäben spiegelt sich der Park. Das metallene Vordach faltet sich zu einer Rahmenfigur, die dem Baukörper etwas Bühnenhaftes verleiht. Nur eine schwarze Wand deutet an, wo sich der Eingang befindet.

Durch die Glashülle nehmen die Eingangshalle, die im Winkel daran anschliessende Bibliothek und das darunter liegende Café den Bezug zur Umgebung auf, während die mit Beton und Stein ummantelten Ausstellungsräume die Aufmerksamkeit nach innen lenken. Aus der Tiefeder dunklen Raumfolge im ersten Stock schimmert die bronzefarbene Rückwand. Davor sind 48 kleine buddhistische Statuen in Glaskuben auf einem Raster im Raum verteilt, was poetische Spiegelungseffekte bewirkt. Die Treppe nach oben führt vorbei an einem in Oberlicht getauchten goldenen Banner. Auch die Galerieräume im zweiten Stock sind in dunklem Grau gehalten, und auch hier stehen die Exponate aus Holz, Metall oder Papier in Vitrinen einzeln im Raum oder sind in die Wand eingelassen. - Die hauptsächlich aus dem 7. Jahrhundert stammende Sammlung der 319 Objekte wurde 1878 aus dem Horyuji-Tempel in Nara an den kaiserlichen Haushalt übergeben. Mit der Eröffnung dieses Museums sind die Objekte nun erstmals in einer permanenten Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich. Die Horyuji-Sammlung ist historisch besonders wertvoll, weil sie seit der Gründung des Tempels durch Prinz Shotoku über Generationen weitergereicht wurde, also nicht aus archäologischen Funden besteht. Zwischen den einzelnen Objekten entwickelt der Raum eine Tiefe und Stille, die der japanischen Ästhetik der Dunkelheit im vielzitierten «Lob des Schattens» von Tanizaki Junichiro nahekommt. Im Schutz dieser auch aus konservatorischen Überlegungen erwünschten Dunkelheit und der fast sphärischenVitrinen konzentriert sich alles auf die Kunstobjekte - nicht zuletzt dank der Lichtgestaltungvon Shozo Toyohisa: Aus versteckten Deckenlampen trifft jeweils ein Lichtstrahl auf die geätzte Oberfläche der Vitrinen, wo er sich dann streut.

Der Ausstellungsrundgang führt auf einen Balkon, der über der Eingangshalle auskragt, dann durch die Sammlung und endet schliesslich neben dem Café im Erdgeschoss. Hier spielt die Magie des Raumes: Der Blick geht seitlich über die Terrasse zum Park und nach vorne zum Wasserbecken und zur Fontäne. Die sich von dort dem Museum nähernden Besucher nehmen dank der Spiegelung des Glases hinter den Metallstäben nur die Stille des Eingangsraums wahr.

Neue Zürcher Zeitung, Fr., 2001.07.06



verknüpfte Bauwerke
Tokyo National Museum, Galerie der Horyuji-Schätze

13. März 2001Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Utopische Architekturen

Zwei Ausstellungen in New York

Zwei Ausstellungen in New York

Der «Fonds Régional d'Art Contemporain du Centre» (FRAC) mit Sitz in Orléans wurde 1991 gegründet und ist ausser für seine Sammlung auch für die seit 1999 stattfindende Veranstaltung «ArchiLab» bekannt. Nun werden die Aktivitäten von «ArchiLab» im Storefront for Art and Architecture dem New Yorker Publikum vorgestellt. Gleichzeitig zeigt der Thread Waxing Space am Broadway Modelle und Zeichnungen aus der Sammlung des FRAC. Die Galerie befasste sich schon anlässlich der Archigram-Ausstellung von 1997 mit den visionären Stadtideen der sechziger Jahre. Nun erinnern Modelle und Zeichnungen von Peter Cook und Archigram, Yona Friedman, Constant, Pascal Häusermann, Guy Rottier, Claude Parent / Paul Virilio und Pierre Székely an die Zeiten, als die vielfältigen Bewegungen der Architekturszene sich tief in einen politischen und sozialen Diskurs stürzten und zu dessen Erläuterung erstaunliche Modelle bauten. Der in Genf lebende Architekt Pascal Häusermann brachte an dem die Ausstellung begleitenden Symposium ein, dass Urbanismus heute nicht in den Köpfen der Planer, sondern in den Metropolen der Dritten Welt entstehe. Frédéric Migayrou, der Gründer und ehemalige Direktor der FRAC, betonte hingegen, dass zeitgenössische Stars wie Tschumi und Koolhaas aus den visionären Arbeiten von Architekten wie Superstudio und Archigram nicht nur einzelne Inspirationen zögen, sondern gesamthaft schöpften.


[Die Ausstellungen im Thread Waxing Space, 476 Broadway, und im Storefront for Art and Architecture, 97 Kenmare Street, dauern bis zum 21. März. Unter www.frac-centre.asso.fr finden sich Informationen zum FRAC. ]

Neue Zürcher Zeitung, Di., 2001.03.13



verknüpfte Akteure
Friedman Yona

08. Juni 2000Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Eine schwebende Kugel

Durch den gläsernen Kubus des neuen «Rose Center for Earth and Space» zeichnet sich die schwebende Kugel des Hayden-Planetariums ab. Dieses bildet die neuste Attraktion von Manhattan. Der an das American Museum of Natural History angefügte Planetariumsneubau am Central Park ist eine Ehrbezeugung an die Kugelbauten von Boullée und Wallace K. Harrison.

Durch den gläsernen Kubus des neuen «Rose Center for Earth and Space» zeichnet sich die schwebende Kugel des Hayden-Planetariums ab. Dieses bildet die neuste Attraktion von Manhattan. Der an das American Museum of Natural History angefügte Planetariumsneubau am Central Park ist eine Ehrbezeugung an die Kugelbauten von Boullée und Wallace K. Harrison.

Die architektonischen Bezüge des «Rose Center for Earth and Space» sind, wie das Programm es forderte, gigantisch: Zum einen verweisen sie auf Etienne-Louis Boullées nie verwirklichtes frühklassizistisches Projekt eines kugelförmigen Kenotaphs für Isaac Newton, zum andern auf den Globus, den Wallace K. Harrison für die New Yorker Weltausstellung von 1939 entwarf. Im «Rose Center» sprechen die klaren Formen der Moderne, deren Positionen sich die Architekten von Polshek Partnership verpflichtet fühlten. Der für den Neubau verantwortliche Todd Schliemann bezeichnet das neue Planetarium als «eine kosmische Kathedrale». Anders als der Vorgängerbau aus Backstein bietet der Neubau nicht nur mehr Ausstellungsfläche, sondern auch einen Eingang zur 81. Strasse, Bus- und Autoparkplätze auf drei Geschossen sowie eine Dachterrasse. Eine Treppe führt direkt von der Strasse hinauf zu diesem von Kathryn Gustafson gestalteten öffentlichen Aussenraum.

Spiel mit primären Formen

Die Terrasse bietet nicht zuletzt Ausblick auf den Globus des Hayden-Planetariums, der im 37 Meter hohen gläsernen Kubus des «Rose Center» zu schweben scheint. Dessen Struktur besteht aus Stahlfachwerkträgern und kaum sichtbaren Glasträgern. Kreuzweise gespannte Kabel verbinden die Glasplatten und die Tragstruktur horizontal in der Ebene. Dadurch scheint die Fassade einzig von weiss gestrichenen Stahlrohren gehalten zu werden, zwischen denen sich das feine Muster der Drähte abzeichnet. Nicht nur wirkt die Struktur leicht und offen, auch das «wasserklare» Glas besitzt dank niedrigem Eisengehalt höchste Transparenz.

Der Globus des Hayden-Planetariums hat einen Durchmesser von 27 Metern und ist mit perforierten weissen Aluminiumpaneelen verkleidet. Weil von keinem Standpunkt aus mehr als eines der drei Trägerpaare zu sehen ist, scheint er zu schweben. Die Materialien sind durchgehend einer eleganten Einfachheit verpflichtet. Die Geländer und Wände sind aus Chromstahl, die Handläufe aus schwarzem Gummi; und im Eingangsbereich glitzern eingegossene Glasscherben aus dem schwarzen Kompositstein der Bodenplatten. Unter der Kugel wirkt der Boden farbig durch die eingelegten Mosaiken und bewegt durch perisphärische Projektionen.

Die von Ralph Appelbaum gestaltete Ausstellung beginnt mit einem zum Anfassen bestimmten, 15 Tonnen schweren Stück eines Meteoriten. Didaktische Wegstrecken führen zu zwei Projektionsräumen in der Kugel. Auf der Höhe des ersten Stockwerks beginnt der eigentliche Rundgang: Eine der Glasfassade entlangführende Galerie widmet sich den Grössenverhältnissen des Universums. Einmal veranschaulicht die Kugel makroskopisch die Bezüge innerhalb unseres Sonnensystems; am Ende des Wegs hingegen vergleicht sie Haardurchmesser mit Atomen und Protonen. Gebäudeseitig liegt der Eingang zum «Big Bang»-Theater, wo man - auf einem gläsernen Boden stehend und an eine schräge Glaswand angelehnt - einem in der Tiefe simulierten Urknall beiwohnen kann. Wie so oft im heutigen erlebnisorientierten Museumswesen ist Unterhaltung wichtiger als Wissensvermittlung. Am Ausgang dieser Urknall-Show liegt dann die spiralförmige Rampe mit der «kosmischen Bahn», die die Expansion des Universums illustriert.


Architektur und Spektakel

In der architektonischen Struktur sind die Einfachheit und die Offenheit des Raumes auf ausserordentliche Weise übersetzt; das Ausstellungsprogramm jedoch hält nicht immer mit. Wenn der «Zeiss Mark IX»-Sternenprojektor, der an Präzision nur von den Instrumenten der Nasa übertroffen wird, aus dem Trockeneisnebel herauf gefahren wird, überborden die theatralischen Effekte: In einer dreidimensionalen Projektion beginnt sich das Himmelszelt zu bewegen, in Überlichtgeschwindigkeit saust man durch das Sonnensystem und über die Milchstrasse hinaus ins Universum und von dort durch ein schwarzes Loch zurück zur Erde. Es ist eine Leistungsschau der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, unterlegt mit einem von Tom Hanks gesprochenen Text. Das Spektakel lenkt allerdings von der Frage ab, ob die riesigen Mengen astronomischer und astrophysikalischer Daten der Menschheit wirklich neue Einblicke verschaffen können. Womit umso mehr die Einfachheit der Architektur gepriesen werden muss.

Neue Zürcher Zeitung, Do., 2000.06.08



verknüpfte Bauwerke
Hayden Planetarium

07. Dezember 1999Sabine von Fischer
Neue Zürcher Zeitung

Planung in der Höllenküche

Das Quartier «Hell's Kitchen» - zwischen Busterminal, Penn Station und der Javits-Messehalle an der Westseite Manhattans gelegen - ist als einer der letzten...

Das Quartier «Hell's Kitchen» - zwischen Busterminal, Penn Station und der Javits-Messehalle an der Westseite Manhattans gelegen - ist als einer der letzten...

Das Quartier «Hell's Kitchen» - zwischen Busterminal, Penn Station und der Javits-Messehalle an der Westseite Manhattans gelegen - ist als einer der letzten Stadtteile südlich von Harlem noch nicht von der Gentrification erfasst worden. Doch die Vielzahl der in diesem Jahr entstandenen architektonischen Entwürfe zeigt, dass sie vor der Tür steht. Nach der Ausstellung zum IFCCA- Preis in der Vorhalle der Grand Central Station scheinen die Pläne und Modelle, die zurzeit im «Storefront for Art und Architecture» zu sehen sind, fast winzig. Auch die Projekte selbst sind bescheidener und lehnen sich eher an die bestehende Substanz an als etwa an die Megastruktur von Peter Eisenmans IFCCA-Siegerprojekt (NZZ 5. 11. 99), die das Geleisefeld hinter der Penn Station als Tabula rasa behandelt.

Viele der im «Storefront» gezeigten Projekte, die von dreizehn Architektenteams in Zusammenarbeit mit der Hell's Kitchen Neighborhood Association und dem Design Trust for Public Space ausgearbeitet wurden, loten das Potential der bestehenden städtischen Topographie aus. So nehmen Briggs/Knowles die Verkehrslandschaft des Busterminals der «Port Authority» zum Thema und verwandeln sie in einen aus Strassen, Rampen, Schlaufen für Fussgänger und Grünraum bestehenden Park. Inline Studio formt hingegen einen Park, dessen gewölbte Grünfläche sich um die Einfahrt des Lincoln Tunnel legt und den Massstab bestehender New Yorker Anlagen wie Bryant Park oder Thomkins Square aufnimmt. Dem Erholungsgebiet gegenüber liegt «Signal City», wo ein Mäander aus beleuchteten Gewerbebauten den Lauf der jetzigen Verkehrsader nachzeichnet. Viele der Projekte drücken den Wunsch der Bewohner nach Grünraum aus. Der Entwurf von Richard Sommer and Laura Miller allerdings konzentriert sich ganz auf die städtische Struktur und überlagert die postindustriellen Stadtnarben mit dem für Manhattan traditionellen Gebäuderaster. Das vorgeschlagene Zonierungsmuster, in dem Wohnen, Gewerbe und Mischnutzung innerhalb der Blöcke alternieren, nennen sie die «neapolitanische Stadt». Als einzige der IFCCA-Finalisten sind van Berkel & Bos auch in dieser Ausstellung vertreten. Sie interpretieren die vorhandenen urbanen Megastrukturen als «Rucksäcke», die zwar eine Last, aber für das Funktionieren der Stadt unerlässlich sind.

[ Die Ausstellung «Hell's Kitchen South: Developing Strategies» ist im Storefront for Art and Architecture an der Kenmare Street 97 in New York noch bis zum 23. Dezember zu sehen. ]

Neue Zürcher Zeitung, Di., 1999.12.07

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