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18. Januar 2003Gabriele Ruff
Der Standard

Neue Häuser: Eine ungewöhnliche Lösung

Mit einem Planungsvorschlag des Wiener Architekten Robert Kraus und durch die Begeisterung der Hauseigentümerin entstand mehr Wohnraum...

Mit einem Planungsvorschlag des Wiener Architekten Robert Kraus und durch die Begeisterung der Hauseigentümerin entstand mehr Wohnraum...

Für eine Familie mit zwei Kindern wurde der Platz in einem Bungalow in der Wiener Korngasse zu knapp. Weil sich die Mieter im vorhandenen Ambiente jedoch ausgesprochen wohl fühlten, die Hanglage des Standortes genossen und den vorhandenen Naturraum mit Altbaumbestand sehr zu schätzen wussten, stellten sie Überlegungen an, wie sich diese denkbar guten Voraussetzungen mit einem Erweiterungsbau optimieren ließen. Für die Investition vonseiten der Besitzerin wurden im Gegenzug eine Erhöhung des Mietzinses wie auch die Übernahme einer Kostengarantie vereinbart.


Lose angedockt

In der Konzeption ist der Architekt von einer visuellen Trennung zwischen altem und neuem Baukörper ausgegangen. Die Substanz des Bestandes aus den Sechzigerjahren sollte nahezu unangetastet bleiben und mit einem eigenständigen Baukörper verbunden bzw. überbaut werden.

Kommt man von der Straßenseite, nimmt man sofort den am Dach des Bungalows angedockten Baukörper wahr. Getragen wird die sechs mal zwölf Meter große Holzkonstruktion mit vorgelagerter Terrasse von seitwärts auskragenden Stahlträgern, die im Dachfirst verankert sind. Eine „Haut“ aus horizontalen Zinktitanblech-Bändern unterstreicht den schwebenden Eindruck.

Der Anbau entwickelt sich aus dem bereits ursprünglich nordseitig gelegenen Teil des Eingangs, der nun direkt in einen zur Halle formulierten Raum von vier Meter Höhe mündet und durch seine ungewohnte Großzügigkeit überrascht. Hier liegt nicht nur die Nahtstelle zwischen Alt und Neu, sondern auch ein Bereich, der sich für die Familie zunehmend zum Ort des Empfangs, der Kommunikation und Repräsentation etabliert. Eine Betonwand-Scheibe mit runder Öffnung, parallel zur vollverglasten Nordfassade angeordnet, zieht sich bis an das Obergeschoß. Sie steht nicht nur für sich selbst als skulpturales Raumobjekt, sondern übernimmt auch die tragende Funktion für den darüberliegenden Bau. Die Erschließung des Obergeschoßes wird von der aus Glasfassade und Wandscheibe resultierenden Zwischenzone aufgenommen. Die Wandscheibe strebt nicht primär die physische Abtrennung an, sondern hat vielmehr in ihrer Transparenz die Gleichzeitigkeit verschiedener Raumfunktionen zur Folge.

Der Architekt bezieht sich in der Raumbildung auf das Prinzip der räumlichen Schichtung, ein Prinzip, das auch im ersten Stockwerk zum Tragen kommt.

Während das Erdgeschoß einen offenen Wohnraum mit Küche, Badezimmer und zwei Kinderzimmern aufnimmt, ist das Obergeschoß dem Rückzug der Eltern vorbehalten. Den Wohnvorstellungen entsprechend, folgt ein offenes Aneinanderreihen der Funktionsbereiche Arbeiten und Schlafen. Als Trennschicht ist ein Schrankraum aus Nussholz eingefügt.

Eine offene Wegführung leitet vom unteren Wohnbereich bis zur Terrasse im Obergeschoß. Sie ist gekennzeichnet durch Ausblicke und Durchblicke, den Übergang von Innenraum und Außenraum.

Ein wesentliches Merkmal in der Gebäudekonzeption ist die Einbindung der Topografie, des Grünraums und die Wahrnehmung der Tages- und Jahreszeiten. So konnte mit schlüssig eingesetzten Materialien und einer Sensibilität für das Raumgefüge für die Familie zusätzlicher Wohnraum mit hoher Wohnqualität verwirklicht werden.

Der Standard, Sa., 2003.01.18



verknüpfte Bauwerke
Wohnraumerweiterung

04. April 2001Gabriele Ruff
Der Standard

Temporäres Wohnen in den Bergen

Der Tourismus im alpinen Raum „boomt“ nach wie vor. Ein gelungenes Beispiel für das Bauen in den Alpen ist das von den Architekten Alain Tisserand und Gerhard Schaller mit Fraucke Aschenbeck geplante Appartement- und Geschäftshaus Kammerlander in Neukirchen, am Rande des Naturschutzparks Hohe Tauern.

Der Tourismus im alpinen Raum „boomt“ nach wie vor. Ein gelungenes Beispiel für das Bauen in den Alpen ist das von den Architekten Alain Tisserand und Gerhard Schaller mit Fraucke Aschenbeck geplante Appartement- und Geschäftshaus Kammerlander in Neukirchen, am Rande des Naturschutzparks Hohe Tauern.

Für den Bauherrn, der bereits seit Jahren ein bestehendes Hotel im Ortskern betreibt, bestand der Wunsch, ein zusätzliches Appartementhaus für seine Gäste in zeitgemäßer Architektur zu bauen.

Der Bauplatz am Ortsrand, mit der unmittelbaren Anbindung an die Liftstation Wildkogelbahn, ist ideal für ein Gästehaus. Der Neubau ist in zwei Baukörper gegliedert, die im rechten Winkel zueinander stehen. Er nimmt verschiedene öffentliche und private Nutzungsbereiche auf. Die beiden Volumen umschließen einen durch großteilige Betonplatten gegliederten Platz, dessen Kommunikationszentrum eine kleine offene Skibar ist.

Im Erdgeschoß sind die Verkaufsräume eines Sportgeschäftes, eine Skischule sowie die örtliche Gendarmerie untergebracht. Das natürlich belichtete Untergeschoß nimmt den Skiverleih mit Werkstätten und Serviceräume auf. Das Obergeschoß mit den zweigeschoßigen Appartements ist auf ein komfortables Wohnen ausgerichtet.

Zwei Merkmale charakterisieren den Außenbereich des Bauwerks. Zum einen die Differenzierbarkeit der verschiedenen Nutzungsbereiche, die durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien gegeben ist, zum anderen die Korrespondenz der Schwellenbereiche zwischen Innen-und Außenraum. Die Fassaden der Geschäftslokale mit ihrem öffentlichen Charakter sind aus Glas.

Der Wohnbereich ist mit einer Haut aus Lärchenholzprofilen bekleidet, die Bezug auf die regionale Tradition nimmt. Der Wohnraum mit der Loggiaanbindung öffnet sich nach Westen. Das als eigenständiger Bauteil wirkende Rückgrat des weiß verputzten Loggienkörpers lässt sich als Stabilisator oder Stütze zum Hang hin sehen. Das gebogene Pultdach mit seinem vorbewitterten Titanzinkblech überspannt den Hauptkörper aus Lärchenholz und „dockt“ an die weiße Loggienzeile an. Senkklappfenster in den Schlafräumen der Galerieebene sind wie eine Serie großer Monitore, in die Fassade eingesetzt, durch die der Blick auf das Gebirgspanorama im Osten geleitet wird. In ihren Ausmaßen sind sie so dimensioniert, dass sie ausreichend Raum zum Sitzen oder Liegen bieten.

Neben der Intimität des Schlafens öffnet sich in der Galerieebene ein halb privater Bereich, der eine indirekte Beteiligung am öffentlichen Geschehen vor dem Gebäude erlaubt. Zu den halb öffentlichen Bereichen zählt der Laubengang, der als Pufferzone zum Platz konzipiert ist. Sein Lamellenband, das ein wesentlicher Teil der Fassadengliederung ist, bietet in seiner Durchlässigkeit ein atmosphärisches Wechselspiel von Licht und Schatten. Es macht den Außenraum im Innenraum spürbar und umgekehrt.


Variable Nutzbarkeit

Der Appartementteil besteht aus sechs zweigeschoßigen Wohneinheiten, die auf ein einheitliches Raum- und Möbelkonzept der Architekten basieren. Sie sind jeweils für bis zu sechs Personen nutzbar und lassen sich anhand eines Schiebeelements zum Nebenappartement verbinden.

Durch diese variable Nutzbarkeit ergibt sich ein zusätzlicher Komfort für größere Gruppen wie Familien mit Kindern. Dem Architektenteam ist es mit diesem Bauwerk gelungen, Konzepte für „temporäres“ Wohnen mit qualitativen und atmosphärischen Raumnutzungen umzusetzen.

Der Standard, Mi., 2001.04.04



verknüpfte Bauwerke
Appartment- und Geschäftshaus Kammerlander

Publikationen

Presseschau 12

18. Januar 2003Gabriele Ruff
Der Standard

Neue Häuser: Eine ungewöhnliche Lösung

Mit einem Planungsvorschlag des Wiener Architekten Robert Kraus und durch die Begeisterung der Hauseigentümerin entstand mehr Wohnraum...

Mit einem Planungsvorschlag des Wiener Architekten Robert Kraus und durch die Begeisterung der Hauseigentümerin entstand mehr Wohnraum...

Für eine Familie mit zwei Kindern wurde der Platz in einem Bungalow in der Wiener Korngasse zu knapp. Weil sich die Mieter im vorhandenen Ambiente jedoch ausgesprochen wohl fühlten, die Hanglage des Standortes genossen und den vorhandenen Naturraum mit Altbaumbestand sehr zu schätzen wussten, stellten sie Überlegungen an, wie sich diese denkbar guten Voraussetzungen mit einem Erweiterungsbau optimieren ließen. Für die Investition vonseiten der Besitzerin wurden im Gegenzug eine Erhöhung des Mietzinses wie auch die Übernahme einer Kostengarantie vereinbart.


Lose angedockt

In der Konzeption ist der Architekt von einer visuellen Trennung zwischen altem und neuem Baukörper ausgegangen. Die Substanz des Bestandes aus den Sechzigerjahren sollte nahezu unangetastet bleiben und mit einem eigenständigen Baukörper verbunden bzw. überbaut werden.

Kommt man von der Straßenseite, nimmt man sofort den am Dach des Bungalows angedockten Baukörper wahr. Getragen wird die sechs mal zwölf Meter große Holzkonstruktion mit vorgelagerter Terrasse von seitwärts auskragenden Stahlträgern, die im Dachfirst verankert sind. Eine „Haut“ aus horizontalen Zinktitanblech-Bändern unterstreicht den schwebenden Eindruck.

Der Anbau entwickelt sich aus dem bereits ursprünglich nordseitig gelegenen Teil des Eingangs, der nun direkt in einen zur Halle formulierten Raum von vier Meter Höhe mündet und durch seine ungewohnte Großzügigkeit überrascht. Hier liegt nicht nur die Nahtstelle zwischen Alt und Neu, sondern auch ein Bereich, der sich für die Familie zunehmend zum Ort des Empfangs, der Kommunikation und Repräsentation etabliert. Eine Betonwand-Scheibe mit runder Öffnung, parallel zur vollverglasten Nordfassade angeordnet, zieht sich bis an das Obergeschoß. Sie steht nicht nur für sich selbst als skulpturales Raumobjekt, sondern übernimmt auch die tragende Funktion für den darüberliegenden Bau. Die Erschließung des Obergeschoßes wird von der aus Glasfassade und Wandscheibe resultierenden Zwischenzone aufgenommen. Die Wandscheibe strebt nicht primär die physische Abtrennung an, sondern hat vielmehr in ihrer Transparenz die Gleichzeitigkeit verschiedener Raumfunktionen zur Folge.

Der Architekt bezieht sich in der Raumbildung auf das Prinzip der räumlichen Schichtung, ein Prinzip, das auch im ersten Stockwerk zum Tragen kommt.

Während das Erdgeschoß einen offenen Wohnraum mit Küche, Badezimmer und zwei Kinderzimmern aufnimmt, ist das Obergeschoß dem Rückzug der Eltern vorbehalten. Den Wohnvorstellungen entsprechend, folgt ein offenes Aneinanderreihen der Funktionsbereiche Arbeiten und Schlafen. Als Trennschicht ist ein Schrankraum aus Nussholz eingefügt.

Eine offene Wegführung leitet vom unteren Wohnbereich bis zur Terrasse im Obergeschoß. Sie ist gekennzeichnet durch Ausblicke und Durchblicke, den Übergang von Innenraum und Außenraum.

Ein wesentliches Merkmal in der Gebäudekonzeption ist die Einbindung der Topografie, des Grünraums und die Wahrnehmung der Tages- und Jahreszeiten. So konnte mit schlüssig eingesetzten Materialien und einer Sensibilität für das Raumgefüge für die Familie zusätzlicher Wohnraum mit hoher Wohnqualität verwirklicht werden.

Der Standard, Sa., 2003.01.18



verknüpfte Bauwerke
Wohnraumerweiterung

04. April 2001Gabriele Ruff
Der Standard

Temporäres Wohnen in den Bergen

Der Tourismus im alpinen Raum „boomt“ nach wie vor. Ein gelungenes Beispiel für das Bauen in den Alpen ist das von den Architekten Alain Tisserand und Gerhard Schaller mit Fraucke Aschenbeck geplante Appartement- und Geschäftshaus Kammerlander in Neukirchen, am Rande des Naturschutzparks Hohe Tauern.

Der Tourismus im alpinen Raum „boomt“ nach wie vor. Ein gelungenes Beispiel für das Bauen in den Alpen ist das von den Architekten Alain Tisserand und Gerhard Schaller mit Fraucke Aschenbeck geplante Appartement- und Geschäftshaus Kammerlander in Neukirchen, am Rande des Naturschutzparks Hohe Tauern.

Für den Bauherrn, der bereits seit Jahren ein bestehendes Hotel im Ortskern betreibt, bestand der Wunsch, ein zusätzliches Appartementhaus für seine Gäste in zeitgemäßer Architektur zu bauen.

Der Bauplatz am Ortsrand, mit der unmittelbaren Anbindung an die Liftstation Wildkogelbahn, ist ideal für ein Gästehaus. Der Neubau ist in zwei Baukörper gegliedert, die im rechten Winkel zueinander stehen. Er nimmt verschiedene öffentliche und private Nutzungsbereiche auf. Die beiden Volumen umschließen einen durch großteilige Betonplatten gegliederten Platz, dessen Kommunikationszentrum eine kleine offene Skibar ist.

Im Erdgeschoß sind die Verkaufsräume eines Sportgeschäftes, eine Skischule sowie die örtliche Gendarmerie untergebracht. Das natürlich belichtete Untergeschoß nimmt den Skiverleih mit Werkstätten und Serviceräume auf. Das Obergeschoß mit den zweigeschoßigen Appartements ist auf ein komfortables Wohnen ausgerichtet.

Zwei Merkmale charakterisieren den Außenbereich des Bauwerks. Zum einen die Differenzierbarkeit der verschiedenen Nutzungsbereiche, die durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien gegeben ist, zum anderen die Korrespondenz der Schwellenbereiche zwischen Innen-und Außenraum. Die Fassaden der Geschäftslokale mit ihrem öffentlichen Charakter sind aus Glas.

Der Wohnbereich ist mit einer Haut aus Lärchenholzprofilen bekleidet, die Bezug auf die regionale Tradition nimmt. Der Wohnraum mit der Loggiaanbindung öffnet sich nach Westen. Das als eigenständiger Bauteil wirkende Rückgrat des weiß verputzten Loggienkörpers lässt sich als Stabilisator oder Stütze zum Hang hin sehen. Das gebogene Pultdach mit seinem vorbewitterten Titanzinkblech überspannt den Hauptkörper aus Lärchenholz und „dockt“ an die weiße Loggienzeile an. Senkklappfenster in den Schlafräumen der Galerieebene sind wie eine Serie großer Monitore, in die Fassade eingesetzt, durch die der Blick auf das Gebirgspanorama im Osten geleitet wird. In ihren Ausmaßen sind sie so dimensioniert, dass sie ausreichend Raum zum Sitzen oder Liegen bieten.

Neben der Intimität des Schlafens öffnet sich in der Galerieebene ein halb privater Bereich, der eine indirekte Beteiligung am öffentlichen Geschehen vor dem Gebäude erlaubt. Zu den halb öffentlichen Bereichen zählt der Laubengang, der als Pufferzone zum Platz konzipiert ist. Sein Lamellenband, das ein wesentlicher Teil der Fassadengliederung ist, bietet in seiner Durchlässigkeit ein atmosphärisches Wechselspiel von Licht und Schatten. Es macht den Außenraum im Innenraum spürbar und umgekehrt.


Variable Nutzbarkeit

Der Appartementteil besteht aus sechs zweigeschoßigen Wohneinheiten, die auf ein einheitliches Raum- und Möbelkonzept der Architekten basieren. Sie sind jeweils für bis zu sechs Personen nutzbar und lassen sich anhand eines Schiebeelements zum Nebenappartement verbinden.

Durch diese variable Nutzbarkeit ergibt sich ein zusätzlicher Komfort für größere Gruppen wie Familien mit Kindern. Dem Architektenteam ist es mit diesem Bauwerk gelungen, Konzepte für „temporäres“ Wohnen mit qualitativen und atmosphärischen Raumnutzungen umzusetzen.

Der Standard, Mi., 2001.04.04



verknüpfte Bauwerke
Appartment- und Geschäftshaus Kammerlander

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