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22. Januar 2009Karl J. Habermann
db

Das Funkeln im Moos

Welche Vorstellungen tauchen im Kopf bei den Begriffen Schule und Farbe auf? Da sind vor allem Foyers, die von vielerlei Kunsterziehungsprodukten verklebt und verstellt sind – kein besonders positives Gefühl, eher die Assoziation an rigoros in Bahnen gelenkte Kreativität. Da tut es gut, wenn ein Gebäude – professionell farbig gefasst – signalisiert: Hier bin ich, hereinspaziert, ich biete Anregung, wecke Neugier, sorge aber auch für Geborgenheit. Alles Aspekte, die man mit dem Farbspektrum Orangerot verbindet. Keine Villa Kunterbunt, sondern sorgfältig aus dem örtlichen Kontext entwickelte Architektur und ein ebenso sorgfältig konzipiertes Farbkonzept.

Welche Vorstellungen tauchen im Kopf bei den Begriffen Schule und Farbe auf? Da sind vor allem Foyers, die von vielerlei Kunsterziehungsprodukten verklebt und verstellt sind – kein besonders positives Gefühl, eher die Assoziation an rigoros in Bahnen gelenkte Kreativität. Da tut es gut, wenn ein Gebäude – professionell farbig gefasst – signalisiert: Hier bin ich, hereinspaziert, ich biete Anregung, wecke Neugier, sorge aber auch für Geborgenheit. Alles Aspekte, die man mit dem Farbspektrum Orangerot verbindet. Keine Villa Kunterbunt, sondern sorgfältig aus dem örtlichen Kontext entwickelte Architektur und ein ebenso sorgfältig konzipiertes Farbkonzept.

Die neue Grundschule in Dachau Augustenfeld, einem städtebaulichen Entwicklungsgebiet auf der der Stadt abgewandten Seite der ICE-Trasse, setzt in Form und Farbe ein deutliches Zeichen, und das ist gut so. Soll sie doch in naher oder fernerer Zukunft eine identitätsstiftende Mitte im neuen Quartier bilden. Noch besteht das Siedlungsgebiet allerdings nur auf dem Reißbrett und der Blick vom östlichen Vorfeld der Bahnstation bis zum Schulgebäude ist unverbaut. Nur, wenn man über Lage und Form Bescheid weiß, kann man das Gebäude aus der Distanz ausmachen, denn die Wahl der Grundfarbe wurde von den Architekten bewusst am moorigen Untergrund festgemacht: »Schlammgrau« war dann auch die in die Diskussion eingeführte Bezeichnung. Sie steht für eine Tönung der Oberfläche, die sich tatsächlich an der Farbe von der Sonne getrockneten Torfs festmachen lässt. Die Zeit, zu der die Anwohner im Dachauer Moos ihr Brennmaterial gestochen und die Felder nach und nach trockengelegt haben, um Kartoffeln und Rüben anbauen zu können, ist längst vorbei. Offene Aufschlüsse im Gelände sind im Dachauer Moos heute kaum mehr zu finden. Im Stadtrat und in der örtlichen Presse stieß die Farbbezeichnung »schlammgrau« dann auch auf vorhersehbares Befremden. So meinte ein Mitglied des Gremiums, diese Schlamm‧farbe wäre nachgerade ein Ausdruck von Trostlosigkeit. Der Oberbürgermeister ließ sich dadurch nicht verunsichern und meinte nur entschieden: »Ich find´s gut.« Zwei Jahre nach dieser konträren Debatte hat sich die Aufregung gelegt. Schüler, Eltern, Lehrer, Bauherrschaft und Bürger haben sich mit ihrer Schule angefreundet. Heute hat das Erscheinungsbild einen wesentlichen Anteil am hohen Maß der Identifikation mit der eigenen Schule.

Schlammgrau und kräftiges Rot Die detaillierte Ausarbeitung der Farbgestaltung war das Ergebnis eines Wettbewerbs Kunst am Bau, den die Stadt Dachau auf Betreiben von deffner voitländer bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt des Entwurfs auslobte. Während die Idee der schlammgrauen Fassung der Außenfassaden schon existierte, wurde für die Innenhöfe lediglich eine »frische, aktive Farbgebung« als Vorgabe formuliert. Eine Jury unter der Leitung des renommierten Malers und Professors der Münchner Kunstakademie Günter Förg entschied sich für die Ideen des ortsansässigen Künstlers Paul Havermann. Der Maler hatte an der Grundvorstellung der Architekten, dass sich der Bau mit seiner strengen, farbig gefassten Kubatur aus dem moorigen Untergrund nach oben schiebt, angeknüpft und ein mutiges und in sich schlüssiges Farbkonzept erarbeitet. Dieses wurde in der Folgezeit in enger Zusammenarbeit konkretisiert und verfeinert. Für drei ausgewählte rot-orange Töne wurde die Umsetzung auf unterschiedlichem Untergrund getestet und schließlich festgemacht. Neben der Wirkung der Farbe in durchgefärbtem Beton oder auf verputzter Wandoberfläche ging es um die Art der Beschichtung der Fensterprofile und der Einfärbung der auszuwählenden Markisenstoffe. Die festzulegenden Farben hatten im Kontext zum warmen Grau der Grundfarbe, dem Asphalt im Eingangsbereich sowie der Vegetation und den Rasenflächen im Umfeld zu bestehen. In ihrer Argumentation für ein »kräftiges Funkeln im Moos« konnten die Beteiligten schließlich mit Fug und Recht auf die Geschichte der berühmten Dachauer Malerkolonie und das Ergebnis der Freiluftmalerei bekannter Künstlerpersönlichkeiten aus den Epochen des frühen und späten 19. Jahrhunderts verweisen.

Zeigte sich die nur vordergründig eintönige Moorlandschaft in ihren unterschiedlichen Stimmungen übers Jahr doch äußerst vielfältig und alles andere als eindrucksarm und regte damit zu entsprechenden künstlerischen Umsetzungen an. Namen von Spitzweg, über Dillis bis Marc und Nolde legen hierzu ein bedeutendes Zeugnis ab. Bewegt man sich, selbst bei trübem Wetter, auf die Schule zu, so beginnt der graue Quader dennoch an den Gebäudeeinschnitten zu leuchten. Es bedarf keiner weiteren Hinweisschilder zum Eingang. Dieser ist bereits durch die Farbe deutlich formuliert. In Foyer und Pausenhalle sorgt das kräftige Farbspiel für gute Laune. Die aus dem klaren Kubus polygonal ausgeschnittenen Aufenthalts- und Verkehrsflächen setzen sich graduell farblich gegeneinander ab und unterstützen auf selbstverständliche Art und Weise hier auch die Orientierung im Gebäude. Erst in den Klassentrakten mit den breiten, hellen Fluren und den angeschlossenen Unterrichtsräumen kehrt farbliche Ruhe ein. Hier ist ein neutraler Untergrund aus Weiß- und Grautönen wichtig für die Entfaltungsmöglichkeit der Kinder. Die Grundrissorganisation ist übersichtlich angelegt. In der Eingangs- und Pausenhalle laufen die Fäden zusammen. Dem Eingangshof entspricht der sogenannte Theaterhof auf der gegenüberliegenden Seite. Die zwei Klassentrakte, ost-west-orientiert mit großzügigen, aber nicht überdimensionierten Fenstern ausgestattet, werden durch einen weiteren internen Hof, den Klassenhof, voneinander getrennt. Hier ließe sich auch Unterricht im Freien abhalten. Die Flure vor den Klassenräumen sind nicht nur nach beiden Seiten geöffnet, sondern auch breit genug, um genügend Platz zum Verweilen, zum gegenseitigen Austausch und zum Kommunizieren zu bieten. Nach Norden ist der Flügel mit Ganztagsbetreuung im Erdgeschoss und den Räumen für Schulleitung und Lehrpersonal im Obergeschoss orientiert. Die im Gebäude geschickt integrierte Hausmeisterwohnung bietet sowohl die gewünschte Kontrollmöglichkeit des Eingangs als auch die erforderliche Wohnqualität. Die Ausstattung der Klassenzimmer ist nicht zuletzt auch aus Kostengründen ohne Schnörkel. Der Blick aus dem Fenster bietet jedoch Ablenkungsmöglichkeiten genug. Die polygonale Führung der Wände der Innenhöfe und der Pausenhalle sorgt nicht nur am Tag für fein nuancierte Lichtbrechungen und Reflexionen.

Auch in den Abendstunden gibt es bei künstlicher Beleuchtung ein ähnlich eindrucksvolles und abwechslungsreiches Farbenspiel. Die Beleuchtungskörper in den Höfen nehmen geschickt die banale Straßenbeleuchtung auf und erzeugen, falls notwendig, auch nachts ein ähnlich hohes Maß an Durchlässigkeit des Gebäudes wie am Tage. Die Konstruktion entwickelte sich aus dem Wunsch des Bauherrn nach konventioneller und äußerst wirtschaftlicher Bauweise. Die Architekten wählten daher, abgesehen von den Fassaden der Pausenhalle, eine Massivbauweise mit Ziegelmauerwerk für alle Innen- und Außenwände. Die einschalige Außenwand aus porosierten Hochlochziegeln erreicht mit einer Stärke von 49 cm sehr gute Wärmedämmeigenschaften.

Nachbarschaften Der Freibereich vor der Schule bietet sich von selbst als Pausenhof an und ist mit einer Doppelreihe von Bäumen sensibel vom Außenbereich der benachbarten Montessorischule abgetrennt. Der Auftakt für eine weiterführende grüne Verbindungsachse nach Norden ist gelegt. Mit dem Bau der privat initiierten und von einem Verein getragenen Montessorischule wurde nach Fertigstellung der Grundschule vor zwei Jahren in direkter Nachbarschaft begonnen. Sie hat mittlerweile auch ihren Betrieb aufgenommen. Die schon projektierte Dreifach-Turnhalle wird ebenso wie die bereits vorhandenen Sportflächen beiden Schulen zur Verfügung stehen. Zur heute noch skurril erscheinenden Lage auf freiem Feld und zur verkehrstechnisch kaum zufriedenstellenden Erschließung des neuen Schulkomplexes kann man nur Folgendes anmerken: Hoffentlich lässt die städtebauliche Entwicklung und Einbindung nicht allzu lange auf sich warten. Die aktuelle Erschließung ist kaum akzeptabel. Neben einer kurzen Stichstraße von der Hauptstraße zum Parkplatz mit Wendeschleife gibt es nur einen schmalen Fußweg zu den anschließenden freistehenden Siedlungshäusern entlang der alten Augustenfelder Straße. Ein aus dem Internet herunterladbarer Wegeplan für die Schulkinder ist ein anschaulicher Beleg für die desolate Lage. Die schnelle Umsetzung der Verkehrsinfrastruktur müsste uneingeschränkte Priorität haben. Dass hierbei die konsequente Trennung von Fuß- und Fahrwegen und der Erhalt der Sichtachse zum Schlossberg ebenso Berücksichtigung finden sollten wie die Überwindung oder die ansatzweise Korrektur der durch Schallschutzmaßnahmen entstandene ICE-Barriere, versteht sich von selbst.

db, Do., 2009.01.22



verknüpfte Bauwerke
Grundschule Dachau Augustenfeld



verknüpfte Zeitschriften
db 2009|01 Farbe im Dialog

05. August 2006Karl J. Habermann
db

Zeitungsdruckerei Süddeutscher Verlag

Wenn ein Industriegebäude aus der Mitte der achtziger Jahre 2004 Aufnahme findet in einen »Entwurfsatlas Industriebau«, können die funktionalen wie die ästhetischen Aspekte der Architektur des Druckzentrums des Süddeutschen Verlages in München kaum an Gültigkeit verloren haben, und das trotz massiver Veränderungen in der Drucktechnik. Das Konzept der baulichen Abbildung der Produktion trägt bis heute. Der modulare Aufbau und eine hohe Detailqualität sorgen für Nachhaltigkeit.

Wenn ein Industriegebäude aus der Mitte der achtziger Jahre 2004 Aufnahme findet in einen »Entwurfsatlas Industriebau«, können die funktionalen wie die ästhetischen Aspekte der Architektur des Druckzentrums des Süddeutschen Verlages in München kaum an Gültigkeit verloren haben, und das trotz massiver Veränderungen in der Drucktechnik. Das Konzept der baulichen Abbildung der Produktion trägt bis heute. Der modulare Aufbau und eine hohe Detailqualität sorgen für Nachhaltigkeit.

Ist das kurz nach seiner Fertigstellung im Jahre 1985 mit Architekturpreisen überhäufte Druckereigebäude des Süddeutschen Verlages heute tatsächlich bereits „in die Jahre gekommen“, genügt es nur noch mit Mühe den komplexen Anforderungen einer nach wie vor nicht abgeschlossenen Entwicklung zur computergesteuerten Automatisierung, ist es nicht längst stilgerecht etikettiert in diversen Architekturführern abgelegt oder hat es sich seine unprätentiöse Frische erhalten? Die Recherchen zum vorliegenden Zwischenbericht sollten auch zu einem spannenden Ausflug in die jüngere Entwicklungsgeschichte der Drucktechnik führen.

Bereits mit Beginn der achtziger Jahre war die Umstellung der großen Zeitungsbetriebe von Blei- auf Fotosatz abgeschlossen. Da der Fotosatz keinen direkten Weg zum Hochdruck mehr zuließ, musste eine adäquate Plattenherstellung entwickelt werden. Die Qualitätserwartungen orientierten sich zunehmend am hoch entwickelten Farbfernsehen, einer hervorragenden Farbfotografie und den Ergebnissen des farbigen Tiefdrucks. Die Wende vom Hochdruck zum Offsetdruck zeichnete sich ab. Da die Abmessungen der nun erforderlichen Maschinen die bestehenden Räumlichkeiten in der Innenstadt endgültig zu sprengen drohten, stand eine Trennung der Zeitungsproduktion in Redaktion, Setzerei, Reproduktion und Verwaltung am Standort Innenstadt sowie Plattenherstellung, Druck, Weiterverarbeitung und Versand in einem neuen Druckzentrum in verkehrsgünstiger Lage bevor. Die mittlerweile verfügbare Technik machte die räumliche Trennung möglich und sinnvoll.

In relativ knapper Planungs- und Bauzeit wurde ein Gebäudekomplex realisiert, zu dessen Vorgeschichte Gottfried Knapp in seinem Beitrag in der Süddeutschen Zeitung unter der Überschrift „Ein Haus, das Schule macht“ meinte „... Es gibt keinen bekannten Druckhaus-Prototypen. Gedruckt wurden die Blätter in Fabrikhallen ohne besondere Ausprägung.“ Das zur Verfügung stehende Grundstück in Steinhausen lag zwar, wie er ausführte, verkehrsmäßig günstig, war aber noch in einer Reihe von Einzelschritten zu arrondieren, bis die heute so selbstverständlich erscheinende Planung darauf umgesetzt werden konnte. Der Entwurfsgedanke, den Produktionsfluss räumlich darzustellen, führte zu einer Lösung, die den funktionalen Anforderungen im Inneren ebenso wie den Vorstellungen nach Ablesbarkeit dieser Ordnung von außen Rechnung trug.

Die vom Grundstück vorgegebene Ausrichtung des Volumens in Ost-West-Richtung ließ sich mit den zwei geplanten Rotationsmaschinen sinnvoll nutzen. Diese Maschinen, ein Fluchttunnel als Fundament und eine über eine Schrägverglasung natürlich belichtete, nur durch Treppenhäuser unterbrochene Verbindungstrasse bilden das Rückgrat des Gebäudes. Der streng modulare Aufbau der klassischen Stahlfachwerkkonstruktion bietet den erforderlichen Spielraum für die übersichtliche Positionierung der Maschinen und die Möglichkeit der Erweiterung an den äußeren Enden der Anlage. Von dieser Möglichkeit wurde bereits im Jahre 1994 mit Erfolg Gebrauch gemacht.

Helmut C. Schulitz meinte in seiner Beurteilung des Druckereigebäudes des Süddeutschen Verlages im Rahmen des Constructa-Preises 1986, dass hier mit einfachen Mitteln eine Architektur von hoher optischer Vielfalt erzeugt wurde. Man hätte nur unterschiedliche Inhalte mit entsprechenden Konstruktionen, materiellen und räumlichen Gestaltungsmitteln interpretiert, durch differenzierte Raumhöhen und Geschossebenen die dritte Dimension genutzt und nicht nur eine einzige Grundstruktur variiert, sondern mit intelligenten und künstlerischen Mitteln ein vielfältiges Baugefüge erzeugt.

Der Besuch des Gebäudes unter dem Gesichtspunkt „... in die Jahre gekommen“ führte nun zu erstaunlichen Beobachtungen.

Der Leiter des Druckzentrums hielt wohl mit seinen Problemen bei der bereits nach 15 Jahren anstehenden maschinellen Runderneuerung nicht hinter dem Berg. Dem Gebäude sieht man diese Strapazen heute jedoch kaum an. Gab es bei der Erstausstattung mit Europas größten Rotationsanlagen noch ausreichend Luft zwischen Maschine und Decke, so ist dieser Abstand heute aufgebraucht. Die Süddeutsche Zeitung kann erneut den Anspruch erheben, aus einer der größten und modernsten Zeitungsdruckereien Europas zu kommen. Der optische Vergleich der Maschinen fällt ebenfalls zu Gunsten der neuesten Generation aus. Sie sind in ihrer farblichen und formalen Gestaltung noch klarer und strenger geworden. Architektur und Maschine harmonieren besser denn je.

Zu denken gibt die Tatsache, dass heute Beschäftigte in größeren Gruppen nur noch im Bereich der Weiterverarbeitung zu sehen sind. Die Automatisierung hat weite Teile der modernen Zeitungsproduktion erfasst und zahlreiche Arbeitsplätze mit geringerer Qualifikation überflüssig gemacht. Stand mit dem Neubau die Gestaltung einer attraktiven, arbeitsplatzgerechten Umgebung im Vordergrund, so könnte man auf die Idee kommen, hier in Zukunft Ab-striche vorzunehmen. Wirtschaftlichkeitsüberlegungen der besonderen Art könnten wieder billigen Dunkelhallen, bestenfalls dekorierten Schuppen das Wort reden. Gott sei Dank ist bei der Leitung der Druckerei hiervon nichts zu hören. Im Gegenteil: die Imagewerbung des Hauses titelt mit den Schlagworten: „Architektur - Technologie - Umwelt - Logistik“. Ein dickeres Lob vom Nutzer kann sich der Architekt wohl kaum wünschen. Es bleibt zu hoffen, dass die positive Einstellung des Süddeutschen Verlages zu seinem schönen Druckereigebäude erhalten bleibt. Sicherlich lässt sich die Idee der Corporate Identity mit dem nebenan begonnenen Hochhaus noch verstärken. Zukünftig wird der Besucher dann auch einen werbewirksam imponierenden Blick von oben auf das Gebäude erhalten. Ästhetik trägt auch im Industriebau wesentlich zur Nachhaltigkeit bei.

Schlussendlich findet sich im aktuellen Entwurfsatlas Industriebau von Jürgen Adam, Katharina Hausmann und Frank Jüttner das SV-Druckzentrum aus dem Jahre 1985 in bester Gesellschaft mit neueren und neuesten Bauten aus dem In- und Ausland wieder. Das „... in die Jahre gekommen“ muss in Anführungszeichen gesetzt bleiben.

db, Sa., 2006.08.05



verknüpfte Bauwerke
Zeitungsdruckerei Süddeutscher Verlag



verknüpfte Zeitschriften
db 2006|08 Gewerbe ausbauen

Publikationen

Presseschau 12

22. Januar 2009Karl J. Habermann
db

Das Funkeln im Moos

Welche Vorstellungen tauchen im Kopf bei den Begriffen Schule und Farbe auf? Da sind vor allem Foyers, die von vielerlei Kunsterziehungsprodukten verklebt und verstellt sind – kein besonders positives Gefühl, eher die Assoziation an rigoros in Bahnen gelenkte Kreativität. Da tut es gut, wenn ein Gebäude – professionell farbig gefasst – signalisiert: Hier bin ich, hereinspaziert, ich biete Anregung, wecke Neugier, sorge aber auch für Geborgenheit. Alles Aspekte, die man mit dem Farbspektrum Orangerot verbindet. Keine Villa Kunterbunt, sondern sorgfältig aus dem örtlichen Kontext entwickelte Architektur und ein ebenso sorgfältig konzipiertes Farbkonzept.

Welche Vorstellungen tauchen im Kopf bei den Begriffen Schule und Farbe auf? Da sind vor allem Foyers, die von vielerlei Kunsterziehungsprodukten verklebt und verstellt sind – kein besonders positives Gefühl, eher die Assoziation an rigoros in Bahnen gelenkte Kreativität. Da tut es gut, wenn ein Gebäude – professionell farbig gefasst – signalisiert: Hier bin ich, hereinspaziert, ich biete Anregung, wecke Neugier, sorge aber auch für Geborgenheit. Alles Aspekte, die man mit dem Farbspektrum Orangerot verbindet. Keine Villa Kunterbunt, sondern sorgfältig aus dem örtlichen Kontext entwickelte Architektur und ein ebenso sorgfältig konzipiertes Farbkonzept.

Die neue Grundschule in Dachau Augustenfeld, einem städtebaulichen Entwicklungsgebiet auf der der Stadt abgewandten Seite der ICE-Trasse, setzt in Form und Farbe ein deutliches Zeichen, und das ist gut so. Soll sie doch in naher oder fernerer Zukunft eine identitätsstiftende Mitte im neuen Quartier bilden. Noch besteht das Siedlungsgebiet allerdings nur auf dem Reißbrett und der Blick vom östlichen Vorfeld der Bahnstation bis zum Schulgebäude ist unverbaut. Nur, wenn man über Lage und Form Bescheid weiß, kann man das Gebäude aus der Distanz ausmachen, denn die Wahl der Grundfarbe wurde von den Architekten bewusst am moorigen Untergrund festgemacht: »Schlammgrau« war dann auch die in die Diskussion eingeführte Bezeichnung. Sie steht für eine Tönung der Oberfläche, die sich tatsächlich an der Farbe von der Sonne getrockneten Torfs festmachen lässt. Die Zeit, zu der die Anwohner im Dachauer Moos ihr Brennmaterial gestochen und die Felder nach und nach trockengelegt haben, um Kartoffeln und Rüben anbauen zu können, ist längst vorbei. Offene Aufschlüsse im Gelände sind im Dachauer Moos heute kaum mehr zu finden. Im Stadtrat und in der örtlichen Presse stieß die Farbbezeichnung »schlammgrau« dann auch auf vorhersehbares Befremden. So meinte ein Mitglied des Gremiums, diese Schlamm‧farbe wäre nachgerade ein Ausdruck von Trostlosigkeit. Der Oberbürgermeister ließ sich dadurch nicht verunsichern und meinte nur entschieden: »Ich find´s gut.« Zwei Jahre nach dieser konträren Debatte hat sich die Aufregung gelegt. Schüler, Eltern, Lehrer, Bauherrschaft und Bürger haben sich mit ihrer Schule angefreundet. Heute hat das Erscheinungsbild einen wesentlichen Anteil am hohen Maß der Identifikation mit der eigenen Schule.

Schlammgrau und kräftiges Rot Die detaillierte Ausarbeitung der Farbgestaltung war das Ergebnis eines Wettbewerbs Kunst am Bau, den die Stadt Dachau auf Betreiben von deffner voitländer bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt des Entwurfs auslobte. Während die Idee der schlammgrauen Fassung der Außenfassaden schon existierte, wurde für die Innenhöfe lediglich eine »frische, aktive Farbgebung« als Vorgabe formuliert. Eine Jury unter der Leitung des renommierten Malers und Professors der Münchner Kunstakademie Günter Förg entschied sich für die Ideen des ortsansässigen Künstlers Paul Havermann. Der Maler hatte an der Grundvorstellung der Architekten, dass sich der Bau mit seiner strengen, farbig gefassten Kubatur aus dem moorigen Untergrund nach oben schiebt, angeknüpft und ein mutiges und in sich schlüssiges Farbkonzept erarbeitet. Dieses wurde in der Folgezeit in enger Zusammenarbeit konkretisiert und verfeinert. Für drei ausgewählte rot-orange Töne wurde die Umsetzung auf unterschiedlichem Untergrund getestet und schließlich festgemacht. Neben der Wirkung der Farbe in durchgefärbtem Beton oder auf verputzter Wandoberfläche ging es um die Art der Beschichtung der Fensterprofile und der Einfärbung der auszuwählenden Markisenstoffe. Die festzulegenden Farben hatten im Kontext zum warmen Grau der Grundfarbe, dem Asphalt im Eingangsbereich sowie der Vegetation und den Rasenflächen im Umfeld zu bestehen. In ihrer Argumentation für ein »kräftiges Funkeln im Moos« konnten die Beteiligten schließlich mit Fug und Recht auf die Geschichte der berühmten Dachauer Malerkolonie und das Ergebnis der Freiluftmalerei bekannter Künstlerpersönlichkeiten aus den Epochen des frühen und späten 19. Jahrhunderts verweisen.

Zeigte sich die nur vordergründig eintönige Moorlandschaft in ihren unterschiedlichen Stimmungen übers Jahr doch äußerst vielfältig und alles andere als eindrucksarm und regte damit zu entsprechenden künstlerischen Umsetzungen an. Namen von Spitzweg, über Dillis bis Marc und Nolde legen hierzu ein bedeutendes Zeugnis ab. Bewegt man sich, selbst bei trübem Wetter, auf die Schule zu, so beginnt der graue Quader dennoch an den Gebäudeeinschnitten zu leuchten. Es bedarf keiner weiteren Hinweisschilder zum Eingang. Dieser ist bereits durch die Farbe deutlich formuliert. In Foyer und Pausenhalle sorgt das kräftige Farbspiel für gute Laune. Die aus dem klaren Kubus polygonal ausgeschnittenen Aufenthalts- und Verkehrsflächen setzen sich graduell farblich gegeneinander ab und unterstützen auf selbstverständliche Art und Weise hier auch die Orientierung im Gebäude. Erst in den Klassentrakten mit den breiten, hellen Fluren und den angeschlossenen Unterrichtsräumen kehrt farbliche Ruhe ein. Hier ist ein neutraler Untergrund aus Weiß- und Grautönen wichtig für die Entfaltungsmöglichkeit der Kinder. Die Grundrissorganisation ist übersichtlich angelegt. In der Eingangs- und Pausenhalle laufen die Fäden zusammen. Dem Eingangshof entspricht der sogenannte Theaterhof auf der gegenüberliegenden Seite. Die zwei Klassentrakte, ost-west-orientiert mit großzügigen, aber nicht überdimensionierten Fenstern ausgestattet, werden durch einen weiteren internen Hof, den Klassenhof, voneinander getrennt. Hier ließe sich auch Unterricht im Freien abhalten. Die Flure vor den Klassenräumen sind nicht nur nach beiden Seiten geöffnet, sondern auch breit genug, um genügend Platz zum Verweilen, zum gegenseitigen Austausch und zum Kommunizieren zu bieten. Nach Norden ist der Flügel mit Ganztagsbetreuung im Erdgeschoss und den Räumen für Schulleitung und Lehrpersonal im Obergeschoss orientiert. Die im Gebäude geschickt integrierte Hausmeisterwohnung bietet sowohl die gewünschte Kontrollmöglichkeit des Eingangs als auch die erforderliche Wohnqualität. Die Ausstattung der Klassenzimmer ist nicht zuletzt auch aus Kostengründen ohne Schnörkel. Der Blick aus dem Fenster bietet jedoch Ablenkungsmöglichkeiten genug. Die polygonale Führung der Wände der Innenhöfe und der Pausenhalle sorgt nicht nur am Tag für fein nuancierte Lichtbrechungen und Reflexionen.

Auch in den Abendstunden gibt es bei künstlicher Beleuchtung ein ähnlich eindrucksvolles und abwechslungsreiches Farbenspiel. Die Beleuchtungskörper in den Höfen nehmen geschickt die banale Straßenbeleuchtung auf und erzeugen, falls notwendig, auch nachts ein ähnlich hohes Maß an Durchlässigkeit des Gebäudes wie am Tage. Die Konstruktion entwickelte sich aus dem Wunsch des Bauherrn nach konventioneller und äußerst wirtschaftlicher Bauweise. Die Architekten wählten daher, abgesehen von den Fassaden der Pausenhalle, eine Massivbauweise mit Ziegelmauerwerk für alle Innen- und Außenwände. Die einschalige Außenwand aus porosierten Hochlochziegeln erreicht mit einer Stärke von 49 cm sehr gute Wärmedämmeigenschaften.

Nachbarschaften Der Freibereich vor der Schule bietet sich von selbst als Pausenhof an und ist mit einer Doppelreihe von Bäumen sensibel vom Außenbereich der benachbarten Montessorischule abgetrennt. Der Auftakt für eine weiterführende grüne Verbindungsachse nach Norden ist gelegt. Mit dem Bau der privat initiierten und von einem Verein getragenen Montessorischule wurde nach Fertigstellung der Grundschule vor zwei Jahren in direkter Nachbarschaft begonnen. Sie hat mittlerweile auch ihren Betrieb aufgenommen. Die schon projektierte Dreifach-Turnhalle wird ebenso wie die bereits vorhandenen Sportflächen beiden Schulen zur Verfügung stehen. Zur heute noch skurril erscheinenden Lage auf freiem Feld und zur verkehrstechnisch kaum zufriedenstellenden Erschließung des neuen Schulkomplexes kann man nur Folgendes anmerken: Hoffentlich lässt die städtebauliche Entwicklung und Einbindung nicht allzu lange auf sich warten. Die aktuelle Erschließung ist kaum akzeptabel. Neben einer kurzen Stichstraße von der Hauptstraße zum Parkplatz mit Wendeschleife gibt es nur einen schmalen Fußweg zu den anschließenden freistehenden Siedlungshäusern entlang der alten Augustenfelder Straße. Ein aus dem Internet herunterladbarer Wegeplan für die Schulkinder ist ein anschaulicher Beleg für die desolate Lage. Die schnelle Umsetzung der Verkehrsinfrastruktur müsste uneingeschränkte Priorität haben. Dass hierbei die konsequente Trennung von Fuß- und Fahrwegen und der Erhalt der Sichtachse zum Schlossberg ebenso Berücksichtigung finden sollten wie die Überwindung oder die ansatzweise Korrektur der durch Schallschutzmaßnahmen entstandene ICE-Barriere, versteht sich von selbst.

db, Do., 2009.01.22



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Grundschule Dachau Augustenfeld



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db 2009|01 Farbe im Dialog

05. August 2006Karl J. Habermann
db

Zeitungsdruckerei Süddeutscher Verlag

Wenn ein Industriegebäude aus der Mitte der achtziger Jahre 2004 Aufnahme findet in einen »Entwurfsatlas Industriebau«, können die funktionalen wie die ästhetischen Aspekte der Architektur des Druckzentrums des Süddeutschen Verlages in München kaum an Gültigkeit verloren haben, und das trotz massiver Veränderungen in der Drucktechnik. Das Konzept der baulichen Abbildung der Produktion trägt bis heute. Der modulare Aufbau und eine hohe Detailqualität sorgen für Nachhaltigkeit.

Wenn ein Industriegebäude aus der Mitte der achtziger Jahre 2004 Aufnahme findet in einen »Entwurfsatlas Industriebau«, können die funktionalen wie die ästhetischen Aspekte der Architektur des Druckzentrums des Süddeutschen Verlages in München kaum an Gültigkeit verloren haben, und das trotz massiver Veränderungen in der Drucktechnik. Das Konzept der baulichen Abbildung der Produktion trägt bis heute. Der modulare Aufbau und eine hohe Detailqualität sorgen für Nachhaltigkeit.

Ist das kurz nach seiner Fertigstellung im Jahre 1985 mit Architekturpreisen überhäufte Druckereigebäude des Süddeutschen Verlages heute tatsächlich bereits „in die Jahre gekommen“, genügt es nur noch mit Mühe den komplexen Anforderungen einer nach wie vor nicht abgeschlossenen Entwicklung zur computergesteuerten Automatisierung, ist es nicht längst stilgerecht etikettiert in diversen Architekturführern abgelegt oder hat es sich seine unprätentiöse Frische erhalten? Die Recherchen zum vorliegenden Zwischenbericht sollten auch zu einem spannenden Ausflug in die jüngere Entwicklungsgeschichte der Drucktechnik führen.

Bereits mit Beginn der achtziger Jahre war die Umstellung der großen Zeitungsbetriebe von Blei- auf Fotosatz abgeschlossen. Da der Fotosatz keinen direkten Weg zum Hochdruck mehr zuließ, musste eine adäquate Plattenherstellung entwickelt werden. Die Qualitätserwartungen orientierten sich zunehmend am hoch entwickelten Farbfernsehen, einer hervorragenden Farbfotografie und den Ergebnissen des farbigen Tiefdrucks. Die Wende vom Hochdruck zum Offsetdruck zeichnete sich ab. Da die Abmessungen der nun erforderlichen Maschinen die bestehenden Räumlichkeiten in der Innenstadt endgültig zu sprengen drohten, stand eine Trennung der Zeitungsproduktion in Redaktion, Setzerei, Reproduktion und Verwaltung am Standort Innenstadt sowie Plattenherstellung, Druck, Weiterverarbeitung und Versand in einem neuen Druckzentrum in verkehrsgünstiger Lage bevor. Die mittlerweile verfügbare Technik machte die räumliche Trennung möglich und sinnvoll.

In relativ knapper Planungs- und Bauzeit wurde ein Gebäudekomplex realisiert, zu dessen Vorgeschichte Gottfried Knapp in seinem Beitrag in der Süddeutschen Zeitung unter der Überschrift „Ein Haus, das Schule macht“ meinte „... Es gibt keinen bekannten Druckhaus-Prototypen. Gedruckt wurden die Blätter in Fabrikhallen ohne besondere Ausprägung.“ Das zur Verfügung stehende Grundstück in Steinhausen lag zwar, wie er ausführte, verkehrsmäßig günstig, war aber noch in einer Reihe von Einzelschritten zu arrondieren, bis die heute so selbstverständlich erscheinende Planung darauf umgesetzt werden konnte. Der Entwurfsgedanke, den Produktionsfluss räumlich darzustellen, führte zu einer Lösung, die den funktionalen Anforderungen im Inneren ebenso wie den Vorstellungen nach Ablesbarkeit dieser Ordnung von außen Rechnung trug.

Die vom Grundstück vorgegebene Ausrichtung des Volumens in Ost-West-Richtung ließ sich mit den zwei geplanten Rotationsmaschinen sinnvoll nutzen. Diese Maschinen, ein Fluchttunnel als Fundament und eine über eine Schrägverglasung natürlich belichtete, nur durch Treppenhäuser unterbrochene Verbindungstrasse bilden das Rückgrat des Gebäudes. Der streng modulare Aufbau der klassischen Stahlfachwerkkonstruktion bietet den erforderlichen Spielraum für die übersichtliche Positionierung der Maschinen und die Möglichkeit der Erweiterung an den äußeren Enden der Anlage. Von dieser Möglichkeit wurde bereits im Jahre 1994 mit Erfolg Gebrauch gemacht.

Helmut C. Schulitz meinte in seiner Beurteilung des Druckereigebäudes des Süddeutschen Verlages im Rahmen des Constructa-Preises 1986, dass hier mit einfachen Mitteln eine Architektur von hoher optischer Vielfalt erzeugt wurde. Man hätte nur unterschiedliche Inhalte mit entsprechenden Konstruktionen, materiellen und räumlichen Gestaltungsmitteln interpretiert, durch differenzierte Raumhöhen und Geschossebenen die dritte Dimension genutzt und nicht nur eine einzige Grundstruktur variiert, sondern mit intelligenten und künstlerischen Mitteln ein vielfältiges Baugefüge erzeugt.

Der Besuch des Gebäudes unter dem Gesichtspunkt „... in die Jahre gekommen“ führte nun zu erstaunlichen Beobachtungen.

Der Leiter des Druckzentrums hielt wohl mit seinen Problemen bei der bereits nach 15 Jahren anstehenden maschinellen Runderneuerung nicht hinter dem Berg. Dem Gebäude sieht man diese Strapazen heute jedoch kaum an. Gab es bei der Erstausstattung mit Europas größten Rotationsanlagen noch ausreichend Luft zwischen Maschine und Decke, so ist dieser Abstand heute aufgebraucht. Die Süddeutsche Zeitung kann erneut den Anspruch erheben, aus einer der größten und modernsten Zeitungsdruckereien Europas zu kommen. Der optische Vergleich der Maschinen fällt ebenfalls zu Gunsten der neuesten Generation aus. Sie sind in ihrer farblichen und formalen Gestaltung noch klarer und strenger geworden. Architektur und Maschine harmonieren besser denn je.

Zu denken gibt die Tatsache, dass heute Beschäftigte in größeren Gruppen nur noch im Bereich der Weiterverarbeitung zu sehen sind. Die Automatisierung hat weite Teile der modernen Zeitungsproduktion erfasst und zahlreiche Arbeitsplätze mit geringerer Qualifikation überflüssig gemacht. Stand mit dem Neubau die Gestaltung einer attraktiven, arbeitsplatzgerechten Umgebung im Vordergrund, so könnte man auf die Idee kommen, hier in Zukunft Ab-striche vorzunehmen. Wirtschaftlichkeitsüberlegungen der besonderen Art könnten wieder billigen Dunkelhallen, bestenfalls dekorierten Schuppen das Wort reden. Gott sei Dank ist bei der Leitung der Druckerei hiervon nichts zu hören. Im Gegenteil: die Imagewerbung des Hauses titelt mit den Schlagworten: „Architektur - Technologie - Umwelt - Logistik“. Ein dickeres Lob vom Nutzer kann sich der Architekt wohl kaum wünschen. Es bleibt zu hoffen, dass die positive Einstellung des Süddeutschen Verlages zu seinem schönen Druckereigebäude erhalten bleibt. Sicherlich lässt sich die Idee der Corporate Identity mit dem nebenan begonnenen Hochhaus noch verstärken. Zukünftig wird der Besucher dann auch einen werbewirksam imponierenden Blick von oben auf das Gebäude erhalten. Ästhetik trägt auch im Industriebau wesentlich zur Nachhaltigkeit bei.

Schlussendlich findet sich im aktuellen Entwurfsatlas Industriebau von Jürgen Adam, Katharina Hausmann und Frank Jüttner das SV-Druckzentrum aus dem Jahre 1985 in bester Gesellschaft mit neueren und neuesten Bauten aus dem In- und Ausland wieder. Das „... in die Jahre gekommen“ muss in Anführungszeichen gesetzt bleiben.

db, Sa., 2006.08.05



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