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14. März 2018Karin Krichmayr
Der Standard

Mit Goldstaub und Jugendstilgrün zu neuem Glanz

Blattgold, Schießzeug und Nieten: Bei der Sanierung der Kuppel der Wiener Secession wird auf Handarbeit gesetzt. Im Labor versuchen Restauratoren, möglichst nah an das Original heranzukommen. Ein Besuch auf der Baustelle und in der Vergolderwerkstatt.

Blattgold, Schießzeug und Nieten: Bei der Sanierung der Kuppel der Wiener Secession wird auf Handarbeit gesetzt. Im Labor versuchen Restauratoren, möglichst nah an das Original heranzukommen. Ein Besuch auf der Baustelle und in der Vergolderwerkstatt.

Die warme Luft im hintersten Raum der Werkstatthalle steht, es riecht nach Lack und Kleber. Fast jeder Fleck in der Halle wird ausgefüllt von übereinandergestapelten Platten, auf denen Lorbeeräste der Secessionskuppel verteilt sind – vereinzelte genauso wie große, stark verzweigte Exemplare. Aus der Ferne wirken sie wie eine botanische Sammlung exotischer Riesenpflanzen. Fein säuberlich numeriert sind sie gebettet auf stützende Klötze, die für jeden einzelnen Ast extra angepasst wurden, die geschwungenen Blätter stellenweise geschützt durch Schaumstoff und Luftpolsterfolie.

Am Ende der Halle stehen die Vergolderinnen, die mit Pinseln das Blattgold auf die Lorbeerblätter auftragen: Sie scheinen förmlich zu strahlen, wohl auch, weil Haut und Haar mit feinsten Goldstaubpartikeln überzogen sind. „Jedes Teil ist ursprünglich in Handarbeit entstanden und wird in Handarbeit restauriert“, sagt Chefvergolder Karl Kratochwill, „ein jedes ist ein Unikat.“

Die 217 Äste mit 2500 Blättern und 311 kugelförmigen Lorbeerbeeren, die früher oder später alle in dieser Werkstatt auf einem Gewerbeareal in Wien-Floridsdorf landen, bilden zusammen die goldfarbene Kuppel der von Joseph Maria Olbrich geplanten und 1898 erbauten Wiener Secession. Das fast kugelförmige Blätterdach, auch Krauthappel genannt, ist das Symbol eines der wichtigsten Bauwerke des Jugendstils und wird, so wie das gesamte Gebäude, seit Ende letzten Jahres saniert. Gold und Farbe waren längst abgeblättert, Wind und Wetter haben das darunterliegende Eisen teils komplett durchrosten lassen. Ast für Ast wurde von der Kuppel abmontiert und wird nun Stück für Stück restauriert.

Rost, Schmutz, Farbe

Jene Teile, die nun in der hellen Werkstatthalle liegen, haben das Ärgste schon hinter sich: In dem Kärntner Schmiedebetrieb, der die Kuppelrestaurierung leitet, wurden sie bereits instandgesetzt, fehlende Teile wurden ergänzt, bestehende entrostet, sandgestrahlt, grundiert und lackiert – und zwar in jenem hellen Grün, das für den Jugendstil so typisch ist. Nur die Blattoberseite ist in einem sonnigen Gelb gestrichen.

Um die grüne Farbe möglichst originalgetreu zu rekonstruieren, wurden 25 Proben genommen, „von Ritzen, wo kein Sandstrahl hingekommen sein kann“, berichtet Ulrike Rossmeissl von der Arge Objektsanierung, die zuständig ist für die Beschichtung und Farbfassung des Blattwerks. Schließlich wurde bei der letzten und einzigen Renovierung der Secession in den 1980ern alles rundumerneuert, ohne viel Rücksicht auf das Original. Gemeinsam mit dem Denkmalamt wurde nun unter dem Rasterelektronenmikroskop Schicht um Schicht analysiert, um schließlich unter jeder Menge Rost, Schmutz, Farbe und Korrosionsschutz ein Pigment zu isolieren, „von dem wir interpretieren, dass es sehr früh verwendet wurde“, sagt Rossmeissl.

Nach der Lackierung der Blätter liegt es in den Händen der Vergolder, die Kuppel im buchstäblich neuen Glanz erstrahlen zu lassen. Zunächst wird auf den erhobenen Stellen der leicht gewellten Lorbeerblätter ein orangefarbener Kleber aufgetragen bzw. angelegt, wie es in der Fachsprache heißt. Einen Tag später „pfeift es“, wie Kratochwill zufrieden feststellt, während er mit einem Finger die Klebstoffkonsistenz überprüft. „Der Rotton des Klebers gibt dem Gold Wärme“, sagt er.

Dann geht es an die eigentliche Feinarbeit: In kleinen Heftchen stecken zwischen jeweils zwei Seidenpapierseiten 25 Goldblättchen. Einzeln blasen sie die Vergolderinnen in eine kleine, nur nach vorn offene Schachtel, genannt Schießzeug – womit das Wort „hauchdünn“ plötzlich eine ganz neue Bedeutung bekommt. So dünn ist das Blattgold – nämlich ein achttausendstel Millimeter –, dass es sich nur hauchend bewegen lässt. Kommen die Blättchen mit der Haut in Berührung, bleiben sie sofort kleben und lösen sich, wenn man sie zerreibt, im Nu in Nichts auf. „Manchmal glaubt man zu ersticken, weil man sich nicht traut zu atmen, geschweige denn zu lachen oder zu husten“, meint Kratochwill. Dafür ist die Atmosphäre in der Werkstatt aber doch recht entspannt.

Aus dem Schießzeug heben die Vergolderinnen die Blätter mithilfe eines Pinsels auf, wenn nötig, zerteilen sie sie noch mit einer Spachtel und legen sie mit einem Pinsel auf. Sind alle klebrigen Stellen mit Gold belegt, wird „eingekehrt“: Das Blattgold wird mit einem Pinsel geglättet und die Überschüsse in eine Schachtel „gekehrt“ – wobei das „Kehren“ eine schiere Übertreibung ist angesichts des zarten Goldstaubs, der hier weggepinselt und in einer Schachtel gesammelt wird. Erst ganz zum Schluss kommt noch der Staubsauger zum Einsatz.

Blättchenweise Gold

„Gold ist die edelste, schönste und dauerhafteste Beschichtung“, schwärmt Kratochwill, der seit 50 Jahren in seinem Handwerk tätig ist. „Kein anderes Material lässt sich so dünn ausschlagen.“ Rund 18.000 maschinell geplättete 23-Karat-Blättchen, jedes mit einem Wert von 1,20 bis 1,50 Euro (je nach Tagespreis), werden für die Neuvergoldung der Secessionskuppel benötigt, schätzt Kratochwill. Das sei gerade mal ein Dutzend Gramm Gold.

Während das Blattwerk in Floridsdorf vergoldet wird, steht Siegfried Steiner mit seinem Team bereits hoch oben auf dem Dach der Secession, um die frisch restaurierte Kuppelkonstruktion zu montieren, auf der die Äste später wieder befestigt werden. „Die Konstruktion war extrem desolat, das war schon ein statisches Problem“, sagt Steiner. „Auf einer Seite war die Kuppel eingedellt, was auf einen Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zurückgeht.“

In seinem Familienbetrieb hat Steiner eine Kunsthistorikerin engagiert, die die Baugeschichte der Secession bis ins Detail recherchierte, herausfand, wo das Eisen herkam, wo die Lorbeerblätter geschmiedet wurden. Nachdem jede Verstrebung, jede Schelle und jedes Blech gereinigt, geschliffen und möglichst originalgetreu saniert wurde, geht es nun an die Neumontage des Kuppelskeletts: An die 600 Nieten werden nach alter Manier vor Ort erhitzt und im glühenden Zustand verklopft – „ganz ohne Schrauben oder Schweißen“, wie Steiner betont.

Ende März sollen die ersten Lorbeeräste wieder nach und nach an ihre Plätze geklemmt werden, Ende Mai ist die Fertigstellung geplant. Immerhin rund 50 Blätter fehlten und mussten nachgeschmiedet werden – sie waren abgebrochen, wie oder von wem auch immer. Wie berichtet, fehlt es auch noch an 650.000 Euro Restaurierungsbudget. Wer zumindest symbolisch einen Teil der Kuppel besitzen will, kann für 100 Euro die Patronanz für ein Lorbeerblatt übernehmen – und sich somit quasi in der Goldkuppel verewigen.

Der Standard, Mi., 2018.03.14



verknüpfte Bauwerke
Secession - Umbau

02. August 2008Karin Krichmayr
Der Standard

Architektur zum Hören

Klänge und Geräusche sind ein wenig beachtetes Gestaltungselement der Baukunst. Die Konferenz „Tuned City“ begab sich auf die Tonspur.

Klänge und Geräusche sind ein wenig beachtetes Gestaltungselement der Baukunst. Die Konferenz „Tuned City“ begab sich auf die Tonspur.

Das Ächzen und Knarren des Parkettbodens einer Altbauwohnung, das ehrwürdige Echo in den marmornen Eingangshallen repräsentativer Palais, die gedämpfte Wohligkeit eines mit tiefen Teppichen, Stofftapeten und schweren Vorhängen ausgekleideten Raums - oder auch die Klospülung, die in gezeitenartiger Regelmäßigkeit aus den oberen Stockwerken kommend durch die Wände rauscht. Jeder Raum, jedes Gebäude, jedes Stadtviertel hat - abhängig von Größe, Oberflächen, Strukturen und Materialien - seine ganz individuelle akustische Atmosphäre, die in ihrer Subtilität eine oft unterschätzte Bedeutung für das Wohlbefinden hat.

„Wenn Architekten über Akustik sprechen, dann geht es meist um Unvermeidliches: um Schallschutzfenster, um Trittschalldämmung, um Lochplattenresonatoren aus Gipskarton. Wie sich ein Raum anhört, welche Geräusche seine Benutzer auslösen, welche Klangatmosphäre er hat, wird meist dem Zufall überlassen“, schreiben die Architektinnen Doris Kleilein und Anne Kockelkorn in ihrem Beitrag zur Publikation der Konferenz „Tuned City. Zwischen Klang- und Raumspekulation“ und plädieren für eine „akustische Ästhetik“ abseits von Überlegungen für Lärmschutzwände.

Das fünftägige Symposium, das Anfang Juli in Berlin an die 100 Stadt- und Landschaftsplaner, Architekten, Toningenieure, Klangkünstler und Wissenschaftler versammelte, hat sich zum Ziel gesetzt, die erstarrten disziplinären Grenzen zwischen Architektur und Akustik zu öffnen und das positive, das heißt das raumbildende, soziale und kommunikative Gestaltungspotenzial von Sound auszuloten.

Seismologie der Gemäuer

Quasi beim Wort genommen haben dieses Anliegen der Architekt und Stadtforscher Arno Brandlhuber und der Sound Artist Mark Bain, die im Rahmen von „Tuned City“ das gemeinsame Projekt „BUG. Plug into a building“ ersonnen haben. Bain wird einem von Brandlhuber entworfenen Gebäude, das bis Mai 2009 in Berlin-Mitte entstehen soll, seine innersten Regungen entlocken und es so zu einem veritablen Klangkörper machen. Bereits in den Rohbau des fünfgeschoßigen, luftigen Betonbaus implementiert Bain ein Sensorensystem für seismische Datenmessungen, das sämtliche mechanischen und akustischen Schwingungen auffängt: Den Wind an der Fassade, den Aufzug, Schritte, den Regen am Dach, die U-Bahn im Erdreich, die thermische Ausdehnung des Materials.

Die eingespeisten Sounds werden verstärkt, gemischt und über Kopfhörerbuchsen den Passanten zugänglich gemacht, die - ohnehin meist mit MP3-Playern ausgestattet - sich in das Gebäude einklinken und ihm lauschen können. Außerdem wird es in jedem Stockwerk möglich sein, den Sound des Hauses selbst zu regulieren. „Theoretisch könnte man mit den sich aufschaukelnden Schwingungen das Haus zum Einstürzen bringen“, weist Brandlhuber auf die gewaltige Kraft der Klänge hin.

Trotz wiedergekäuter Bekundungen, dass Architektur mit allen Sinnen erlebbar sein müsse -, es ist die visuelle Wahrnehmung, die letztlich die meisten Entscheidungen bestimmt. So wie die Öffnungen eines Gebäudes stets nach dem Lichteinfall ausgerichtet werden, weniger aber nach Schallquellen, die völlig anderen physikalischen Gesetzen folgen und keine optischen Barrieren wie Wände kennen.

Dabei ist die Schnittmenge zwischen Klang- und Baukunst vielfältig: In der Raumakustik von Konzertsälen sowie bei Klanginstallationen, welche die baulichen Qualitäten eines Raums als integralen Bestandteil verstehen, wird sie längst genutzt. Bereits in der Antike galten Architektur und Musik gemäß der pythagoräischen Prinzipien vom Goldenen Schnitt und idealen Proportionen als Ausdruck ein und derselben kosmischen Harmonielehre, was auch in der Renaissance wieder aufgenommen wurde, wie der Münchner Architekturtheoretiker Ulrich Winko in seinem Vortrag erläuterte.

Gewissermaßen als erstarrte Musik begriff der Ingenieur und Komponist Iannis Xenakis, der zeitweilig im Büro von Le Corbusier arbeitete, seine architektonischen Skizzen. Gemeinsam entwarfen sie den Philips-Pavillon für die Brüsseler Weltausstellung 1958, in welchem der Klang mittels 400 im Raum verteilter Lautsprecher moduliert werden konnte. Die Raumhülle aus hyperbolischen Paraboloidschalen wiederum basiert auf der grafischen Umsetzung von Xenakis' Komposition Metastaseis, ein Glissando, das ohne erkennbare Melodien auskommt.

Jüngere Beispiele führte Rahma Khazam, Herausgeberin des britischen Magazins Earshot, an: So ist Toyo Itos Entwurf der Taichung Metropolitan Opera, die 2009 in Taiwan fertiggestellt werden soll, von den Klangkonzepten des Komponisten Toru Takemitsu inspiriert. Die Verbindung von Musik und Natur in Takemitsus Werken spiegelt sich in der Struktur des Opernhauses wider, das mit einem Netzwerk aus höhlenartigen Räumen ein nahezu nahtloses Kontinuum von Innen und Außen schafft.

Eine noch symbiotischere Beziehung stellt das Son-O-House, ein öffentlicher Pavillon im niederländischen Sono en Breugel dar, welches der Architekt Lars Spuybroek und der Musiker Edwin van der Heide konzipiert haben. Die Bewegungen der Besucher aktivieren und modifizieren die Soundpatterns einer Echtzeitkomposition, die gleichzeitig als akustisches Orientierungsinstrument fungiert.

Jenseits von Tonstudios, Konzerthallen und Kunstprojekten finden raumakustische Überlegungen, etwa zu Nachhall, Echo und anderen Effekten jedoch kaum Platz. „Geräusche kann man planen“, sagt Olaf Schäfer, der sowohl Architektur und Stadtplanung studierte als auch einen Master in Sound Studies absolvierte und an Computertools zum auditiven Planen tüftelt. Klanganthropologie nennt Schäfer seine klangphänomenologischen Studien, in denen er Geräusche und ihre Fähigkeit, Stimmungen zu produzieren, dokumentiert. „Die optimale Klangsphäre für Büros, für ein Café oder eine Bibliothek ist vollkommen unterschiedlich.“

Von Schallschleusen und -schaltern, die - analog zu Fenstern und Jalousien - den Klang filtern und modulieren und so eine hörbare Dramaturgie erzeugen, über die Reproduzierung von Naturgeräuschen im Eigenheim bis zum Sounddesign von ganzen Städten als Teil des Masterplans: Konzepte zur verstärkten Integration des Hörsinns auch in die „Gebrauchsarchitektur“ gäbe es genügend - und harren der Umsetzung.

„Tuned City. Zwischen Klang- und Raumspekulation“. Hrsg. von Doris Kleilein, Anne Kockelkorn, Gesine Pagels und Carsten Stabenow. kookbooks 2008, € 25,70. www.tunedcity.de

Wenn Architekten über Akustik sprechen, geht es meist um Unvermeidliches. Wie sich ein Raum anhört, welche Klangatmosphäre er hat, wird meist dem Zufall überlassen.

Der Standard, Sa., 2008.08.02

07. Juli 2005Ute Woltron
Karin Krichmayr
Der Standard

Event- und Freizeitzone Donaukanal

Ab diesem Sommer soll der Wiener Donaukanal zum Verbindungsglied zwischen Innenstadt und Leopoldstadt ausgebaut werden. Die Infrastruktur kommt von der Stadt, die Investitionen von privaten Betreibern - und die setzen auf Freizeit, Spaß und Urlaubsfeeling.

Ab diesem Sommer soll der Wiener Donaukanal zum Verbindungsglied zwischen Innenstadt und Leopoldstadt ausgebaut werden. Die Infrastruktur kommt von der Stadt, die Investitionen von privaten Betreibern - und die setzen auf Freizeit, Spaß und Urlaubsfeeling.

Bemühungen seitens der Stadt, den Donaukanal zu neuem Leben zu erwecken, gibt es seit Langem. Die Stadtplanung versucht aus Gründen der Budgetschonung seit zwei Jahren vor allem privaten Investoren den Weg zum kleinen Wiener Wasser zu ebnen und die nötigen Infrastrukturen bereitzustellen. Die Projekte sind freilich kleinformatig und temporär, die großen Architekturwürfe bleiben - noch - in der Minderzahl.

In diesem und kommenden Sommer wird der Donaukanal erstmals in fast gesamter Länge mit diversen Freizeit-, Gastronomie- und Fun-Einrichtungen bespielt. Was als Ossi Schellmanns „Summerstage“ begann, hat quasi Junge bekommen.

Bereits eröffnet ist die „Strandbar Hermann“ im Bereich des Hermannparks neben der frisch sanierten Urania. Kommenden Samstag wird auf der gegenüberliegenden Kanalseite im Bereich der ehemaligen Umweltmeile der Stadtstrand „Adria Wien“ zum Sonnenbaden, Relaxen und Sporteln einladen.

Gerold Ecker, der schon mit seiner „Expedit-Bar“ kulinarische Akzente gesetzt hat, will mediterranen Flair in die Bundeshauptstadt zaubern, die Wiener Adria wird täglich zur Steckerlfisch-, Tanz- und Kurzurlaubszone.

Eckers Folgeprojekt soll laut Donaukanal-Koordinator Bernhard Engleder kommenden Sommer finalisiert werden: Ein Badeschiff mit Titel „Riviera“ will die Idee der Strombäder der Jahrhundertwende wieder aufleben lassen. Das Schiff wird samt Schwimmbecken, Sonnendeck und diversen Gastro- und Freizeiteinrichtungen zwischen Aspern- und Schwedenbrücke vor Anker gehen.

Ebenfalls in Planung befindet sich ein Kulturschiff namens „MS Supamira“, das grenzüberschreitenden Kulturaustausch anpeilt. Ein ehemaliges Frachtschiff wird beim Hermannpark seine Hauptanlegestelle haben, jedoch auch Stationen entlang der Donau befahren können. Mit an Bord gehen Theateraufführungen, Konzerte und Ausstellungen.

Die Planungen für ein drittes Schiff stammen von Architekt Boris Podrecca, auf dem Wellnessschiff wird es ein umfassendes Angebot für Entspannung, Fitness und leibliche Genüsse geben. Ankerpunkt ist die dem Schützenhaus Otto Wagners gegenübergelegene Kanalseite. Das Schützenhaus selbst, so Engleder, könnte zu einem Alt-Wiener-Kaffeehaus adaptiert werden, Gespräche mit der Burghauptmannschaft als Hausherrin laufen.

Fest steht, dass das Szenelokal Flex mit einem vorgelagerten gläsernen Pavillon samt Kaffeehausbetrieb bis 2006 erweitert wird, die Planungen von Architektin Carola Stabauer befinden sich in der Einreichphase.

Wiener „Rialto“

Der Donaukanal ist eines der Kerngebiete des Step05, vor allem die Verbindung zwischen Innenstadt und zweitem Bezirk soll laut Stadtplanung forciert werden. Als wichtiges Element nannte Planungsstadtrat Rudolf Schicker dem STANDARD gegenüber eine von Michael Satke gemeinsam mit den Architekten Eichinger oder Knechtl projektierte multifunktionale Brücke im Bereich Schwedenplatz. Ein Wiener „Rialto“ würde die Bezirke fußläufig verknüpfen und gleichzeitig als Shopping-und Gastromeile neues Leben mitten auf den Kanal bringen.

Die Aufwertung des bis dato städtebaulich vernachlässigten Schwedenplatzes erfolgt schrittweise: Ab 2006 werden Schnellboote von hier aus regelmäßig zwischen Wien und Bratislava verkehren und die beiden Kernstädte der Großregion auf dem Wasserweg verbinden. Markante Architektur entsteht auf der Gegenüberseite mit Jean Nouvels Hotelturm für die Uniqa. Stromaufwärts befindet sich Zaha Hadids SEG-Wohnhaus im Finale und wird Ende 2005 in Betrieb gehen.

Der Standard, Do., 2005.07.07

Presseschau 12

14. März 2018Karin Krichmayr
Der Standard

Mit Goldstaub und Jugendstilgrün zu neuem Glanz

Blattgold, Schießzeug und Nieten: Bei der Sanierung der Kuppel der Wiener Secession wird auf Handarbeit gesetzt. Im Labor versuchen Restauratoren, möglichst nah an das Original heranzukommen. Ein Besuch auf der Baustelle und in der Vergolderwerkstatt.

Blattgold, Schießzeug und Nieten: Bei der Sanierung der Kuppel der Wiener Secession wird auf Handarbeit gesetzt. Im Labor versuchen Restauratoren, möglichst nah an das Original heranzukommen. Ein Besuch auf der Baustelle und in der Vergolderwerkstatt.

Die warme Luft im hintersten Raum der Werkstatthalle steht, es riecht nach Lack und Kleber. Fast jeder Fleck in der Halle wird ausgefüllt von übereinandergestapelten Platten, auf denen Lorbeeräste der Secessionskuppel verteilt sind – vereinzelte genauso wie große, stark verzweigte Exemplare. Aus der Ferne wirken sie wie eine botanische Sammlung exotischer Riesenpflanzen. Fein säuberlich numeriert sind sie gebettet auf stützende Klötze, die für jeden einzelnen Ast extra angepasst wurden, die geschwungenen Blätter stellenweise geschützt durch Schaumstoff und Luftpolsterfolie.

Am Ende der Halle stehen die Vergolderinnen, die mit Pinseln das Blattgold auf die Lorbeerblätter auftragen: Sie scheinen förmlich zu strahlen, wohl auch, weil Haut und Haar mit feinsten Goldstaubpartikeln überzogen sind. „Jedes Teil ist ursprünglich in Handarbeit entstanden und wird in Handarbeit restauriert“, sagt Chefvergolder Karl Kratochwill, „ein jedes ist ein Unikat.“

Die 217 Äste mit 2500 Blättern und 311 kugelförmigen Lorbeerbeeren, die früher oder später alle in dieser Werkstatt auf einem Gewerbeareal in Wien-Floridsdorf landen, bilden zusammen die goldfarbene Kuppel der von Joseph Maria Olbrich geplanten und 1898 erbauten Wiener Secession. Das fast kugelförmige Blätterdach, auch Krauthappel genannt, ist das Symbol eines der wichtigsten Bauwerke des Jugendstils und wird, so wie das gesamte Gebäude, seit Ende letzten Jahres saniert. Gold und Farbe waren längst abgeblättert, Wind und Wetter haben das darunterliegende Eisen teils komplett durchrosten lassen. Ast für Ast wurde von der Kuppel abmontiert und wird nun Stück für Stück restauriert.

Rost, Schmutz, Farbe

Jene Teile, die nun in der hellen Werkstatthalle liegen, haben das Ärgste schon hinter sich: In dem Kärntner Schmiedebetrieb, der die Kuppelrestaurierung leitet, wurden sie bereits instandgesetzt, fehlende Teile wurden ergänzt, bestehende entrostet, sandgestrahlt, grundiert und lackiert – und zwar in jenem hellen Grün, das für den Jugendstil so typisch ist. Nur die Blattoberseite ist in einem sonnigen Gelb gestrichen.

Um die grüne Farbe möglichst originalgetreu zu rekonstruieren, wurden 25 Proben genommen, „von Ritzen, wo kein Sandstrahl hingekommen sein kann“, berichtet Ulrike Rossmeissl von der Arge Objektsanierung, die zuständig ist für die Beschichtung und Farbfassung des Blattwerks. Schließlich wurde bei der letzten und einzigen Renovierung der Secession in den 1980ern alles rundumerneuert, ohne viel Rücksicht auf das Original. Gemeinsam mit dem Denkmalamt wurde nun unter dem Rasterelektronenmikroskop Schicht um Schicht analysiert, um schließlich unter jeder Menge Rost, Schmutz, Farbe und Korrosionsschutz ein Pigment zu isolieren, „von dem wir interpretieren, dass es sehr früh verwendet wurde“, sagt Rossmeissl.

Nach der Lackierung der Blätter liegt es in den Händen der Vergolder, die Kuppel im buchstäblich neuen Glanz erstrahlen zu lassen. Zunächst wird auf den erhobenen Stellen der leicht gewellten Lorbeerblätter ein orangefarbener Kleber aufgetragen bzw. angelegt, wie es in der Fachsprache heißt. Einen Tag später „pfeift es“, wie Kratochwill zufrieden feststellt, während er mit einem Finger die Klebstoffkonsistenz überprüft. „Der Rotton des Klebers gibt dem Gold Wärme“, sagt er.

Dann geht es an die eigentliche Feinarbeit: In kleinen Heftchen stecken zwischen jeweils zwei Seidenpapierseiten 25 Goldblättchen. Einzeln blasen sie die Vergolderinnen in eine kleine, nur nach vorn offene Schachtel, genannt Schießzeug – womit das Wort „hauchdünn“ plötzlich eine ganz neue Bedeutung bekommt. So dünn ist das Blattgold – nämlich ein achttausendstel Millimeter –, dass es sich nur hauchend bewegen lässt. Kommen die Blättchen mit der Haut in Berührung, bleiben sie sofort kleben und lösen sich, wenn man sie zerreibt, im Nu in Nichts auf. „Manchmal glaubt man zu ersticken, weil man sich nicht traut zu atmen, geschweige denn zu lachen oder zu husten“, meint Kratochwill. Dafür ist die Atmosphäre in der Werkstatt aber doch recht entspannt.

Aus dem Schießzeug heben die Vergolderinnen die Blätter mithilfe eines Pinsels auf, wenn nötig, zerteilen sie sie noch mit einer Spachtel und legen sie mit einem Pinsel auf. Sind alle klebrigen Stellen mit Gold belegt, wird „eingekehrt“: Das Blattgold wird mit einem Pinsel geglättet und die Überschüsse in eine Schachtel „gekehrt“ – wobei das „Kehren“ eine schiere Übertreibung ist angesichts des zarten Goldstaubs, der hier weggepinselt und in einer Schachtel gesammelt wird. Erst ganz zum Schluss kommt noch der Staubsauger zum Einsatz.

Blättchenweise Gold

„Gold ist die edelste, schönste und dauerhafteste Beschichtung“, schwärmt Kratochwill, der seit 50 Jahren in seinem Handwerk tätig ist. „Kein anderes Material lässt sich so dünn ausschlagen.“ Rund 18.000 maschinell geplättete 23-Karat-Blättchen, jedes mit einem Wert von 1,20 bis 1,50 Euro (je nach Tagespreis), werden für die Neuvergoldung der Secessionskuppel benötigt, schätzt Kratochwill. Das sei gerade mal ein Dutzend Gramm Gold.

Während das Blattwerk in Floridsdorf vergoldet wird, steht Siegfried Steiner mit seinem Team bereits hoch oben auf dem Dach der Secession, um die frisch restaurierte Kuppelkonstruktion zu montieren, auf der die Äste später wieder befestigt werden. „Die Konstruktion war extrem desolat, das war schon ein statisches Problem“, sagt Steiner. „Auf einer Seite war die Kuppel eingedellt, was auf einen Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zurückgeht.“

In seinem Familienbetrieb hat Steiner eine Kunsthistorikerin engagiert, die die Baugeschichte der Secession bis ins Detail recherchierte, herausfand, wo das Eisen herkam, wo die Lorbeerblätter geschmiedet wurden. Nachdem jede Verstrebung, jede Schelle und jedes Blech gereinigt, geschliffen und möglichst originalgetreu saniert wurde, geht es nun an die Neumontage des Kuppelskeletts: An die 600 Nieten werden nach alter Manier vor Ort erhitzt und im glühenden Zustand verklopft – „ganz ohne Schrauben oder Schweißen“, wie Steiner betont.

Ende März sollen die ersten Lorbeeräste wieder nach und nach an ihre Plätze geklemmt werden, Ende Mai ist die Fertigstellung geplant. Immerhin rund 50 Blätter fehlten und mussten nachgeschmiedet werden – sie waren abgebrochen, wie oder von wem auch immer. Wie berichtet, fehlt es auch noch an 650.000 Euro Restaurierungsbudget. Wer zumindest symbolisch einen Teil der Kuppel besitzen will, kann für 100 Euro die Patronanz für ein Lorbeerblatt übernehmen – und sich somit quasi in der Goldkuppel verewigen.

Der Standard, Mi., 2018.03.14



verknüpfte Bauwerke
Secession - Umbau

02. August 2008Karin Krichmayr
Der Standard

Architektur zum Hören

Klänge und Geräusche sind ein wenig beachtetes Gestaltungselement der Baukunst. Die Konferenz „Tuned City“ begab sich auf die Tonspur.

Klänge und Geräusche sind ein wenig beachtetes Gestaltungselement der Baukunst. Die Konferenz „Tuned City“ begab sich auf die Tonspur.

Das Ächzen und Knarren des Parkettbodens einer Altbauwohnung, das ehrwürdige Echo in den marmornen Eingangshallen repräsentativer Palais, die gedämpfte Wohligkeit eines mit tiefen Teppichen, Stofftapeten und schweren Vorhängen ausgekleideten Raums - oder auch die Klospülung, die in gezeitenartiger Regelmäßigkeit aus den oberen Stockwerken kommend durch die Wände rauscht. Jeder Raum, jedes Gebäude, jedes Stadtviertel hat - abhängig von Größe, Oberflächen, Strukturen und Materialien - seine ganz individuelle akustische Atmosphäre, die in ihrer Subtilität eine oft unterschätzte Bedeutung für das Wohlbefinden hat.

„Wenn Architekten über Akustik sprechen, dann geht es meist um Unvermeidliches: um Schallschutzfenster, um Trittschalldämmung, um Lochplattenresonatoren aus Gipskarton. Wie sich ein Raum anhört, welche Geräusche seine Benutzer auslösen, welche Klangatmosphäre er hat, wird meist dem Zufall überlassen“, schreiben die Architektinnen Doris Kleilein und Anne Kockelkorn in ihrem Beitrag zur Publikation der Konferenz „Tuned City. Zwischen Klang- und Raumspekulation“ und plädieren für eine „akustische Ästhetik“ abseits von Überlegungen für Lärmschutzwände.

Das fünftägige Symposium, das Anfang Juli in Berlin an die 100 Stadt- und Landschaftsplaner, Architekten, Toningenieure, Klangkünstler und Wissenschaftler versammelte, hat sich zum Ziel gesetzt, die erstarrten disziplinären Grenzen zwischen Architektur und Akustik zu öffnen und das positive, das heißt das raumbildende, soziale und kommunikative Gestaltungspotenzial von Sound auszuloten.

Seismologie der Gemäuer

Quasi beim Wort genommen haben dieses Anliegen der Architekt und Stadtforscher Arno Brandlhuber und der Sound Artist Mark Bain, die im Rahmen von „Tuned City“ das gemeinsame Projekt „BUG. Plug into a building“ ersonnen haben. Bain wird einem von Brandlhuber entworfenen Gebäude, das bis Mai 2009 in Berlin-Mitte entstehen soll, seine innersten Regungen entlocken und es so zu einem veritablen Klangkörper machen. Bereits in den Rohbau des fünfgeschoßigen, luftigen Betonbaus implementiert Bain ein Sensorensystem für seismische Datenmessungen, das sämtliche mechanischen und akustischen Schwingungen auffängt: Den Wind an der Fassade, den Aufzug, Schritte, den Regen am Dach, die U-Bahn im Erdreich, die thermische Ausdehnung des Materials.

Die eingespeisten Sounds werden verstärkt, gemischt und über Kopfhörerbuchsen den Passanten zugänglich gemacht, die - ohnehin meist mit MP3-Playern ausgestattet - sich in das Gebäude einklinken und ihm lauschen können. Außerdem wird es in jedem Stockwerk möglich sein, den Sound des Hauses selbst zu regulieren. „Theoretisch könnte man mit den sich aufschaukelnden Schwingungen das Haus zum Einstürzen bringen“, weist Brandlhuber auf die gewaltige Kraft der Klänge hin.

Trotz wiedergekäuter Bekundungen, dass Architektur mit allen Sinnen erlebbar sein müsse -, es ist die visuelle Wahrnehmung, die letztlich die meisten Entscheidungen bestimmt. So wie die Öffnungen eines Gebäudes stets nach dem Lichteinfall ausgerichtet werden, weniger aber nach Schallquellen, die völlig anderen physikalischen Gesetzen folgen und keine optischen Barrieren wie Wände kennen.

Dabei ist die Schnittmenge zwischen Klang- und Baukunst vielfältig: In der Raumakustik von Konzertsälen sowie bei Klanginstallationen, welche die baulichen Qualitäten eines Raums als integralen Bestandteil verstehen, wird sie längst genutzt. Bereits in der Antike galten Architektur und Musik gemäß der pythagoräischen Prinzipien vom Goldenen Schnitt und idealen Proportionen als Ausdruck ein und derselben kosmischen Harmonielehre, was auch in der Renaissance wieder aufgenommen wurde, wie der Münchner Architekturtheoretiker Ulrich Winko in seinem Vortrag erläuterte.

Gewissermaßen als erstarrte Musik begriff der Ingenieur und Komponist Iannis Xenakis, der zeitweilig im Büro von Le Corbusier arbeitete, seine architektonischen Skizzen. Gemeinsam entwarfen sie den Philips-Pavillon für die Brüsseler Weltausstellung 1958, in welchem der Klang mittels 400 im Raum verteilter Lautsprecher moduliert werden konnte. Die Raumhülle aus hyperbolischen Paraboloidschalen wiederum basiert auf der grafischen Umsetzung von Xenakis' Komposition Metastaseis, ein Glissando, das ohne erkennbare Melodien auskommt.

Jüngere Beispiele führte Rahma Khazam, Herausgeberin des britischen Magazins Earshot, an: So ist Toyo Itos Entwurf der Taichung Metropolitan Opera, die 2009 in Taiwan fertiggestellt werden soll, von den Klangkonzepten des Komponisten Toru Takemitsu inspiriert. Die Verbindung von Musik und Natur in Takemitsus Werken spiegelt sich in der Struktur des Opernhauses wider, das mit einem Netzwerk aus höhlenartigen Räumen ein nahezu nahtloses Kontinuum von Innen und Außen schafft.

Eine noch symbiotischere Beziehung stellt das Son-O-House, ein öffentlicher Pavillon im niederländischen Sono en Breugel dar, welches der Architekt Lars Spuybroek und der Musiker Edwin van der Heide konzipiert haben. Die Bewegungen der Besucher aktivieren und modifizieren die Soundpatterns einer Echtzeitkomposition, die gleichzeitig als akustisches Orientierungsinstrument fungiert.

Jenseits von Tonstudios, Konzerthallen und Kunstprojekten finden raumakustische Überlegungen, etwa zu Nachhall, Echo und anderen Effekten jedoch kaum Platz. „Geräusche kann man planen“, sagt Olaf Schäfer, der sowohl Architektur und Stadtplanung studierte als auch einen Master in Sound Studies absolvierte und an Computertools zum auditiven Planen tüftelt. Klanganthropologie nennt Schäfer seine klangphänomenologischen Studien, in denen er Geräusche und ihre Fähigkeit, Stimmungen zu produzieren, dokumentiert. „Die optimale Klangsphäre für Büros, für ein Café oder eine Bibliothek ist vollkommen unterschiedlich.“

Von Schallschleusen und -schaltern, die - analog zu Fenstern und Jalousien - den Klang filtern und modulieren und so eine hörbare Dramaturgie erzeugen, über die Reproduzierung von Naturgeräuschen im Eigenheim bis zum Sounddesign von ganzen Städten als Teil des Masterplans: Konzepte zur verstärkten Integration des Hörsinns auch in die „Gebrauchsarchitektur“ gäbe es genügend - und harren der Umsetzung.

„Tuned City. Zwischen Klang- und Raumspekulation“. Hrsg. von Doris Kleilein, Anne Kockelkorn, Gesine Pagels und Carsten Stabenow. kookbooks 2008, € 25,70. www.tunedcity.de

Wenn Architekten über Akustik sprechen, geht es meist um Unvermeidliches. Wie sich ein Raum anhört, welche Klangatmosphäre er hat, wird meist dem Zufall überlassen.

Der Standard, Sa., 2008.08.02

07. Juli 2005Ute Woltron
Karin Krichmayr
Der Standard

Event- und Freizeitzone Donaukanal

Ab diesem Sommer soll der Wiener Donaukanal zum Verbindungsglied zwischen Innenstadt und Leopoldstadt ausgebaut werden. Die Infrastruktur kommt von der Stadt, die Investitionen von privaten Betreibern - und die setzen auf Freizeit, Spaß und Urlaubsfeeling.

Ab diesem Sommer soll der Wiener Donaukanal zum Verbindungsglied zwischen Innenstadt und Leopoldstadt ausgebaut werden. Die Infrastruktur kommt von der Stadt, die Investitionen von privaten Betreibern - und die setzen auf Freizeit, Spaß und Urlaubsfeeling.

Bemühungen seitens der Stadt, den Donaukanal zu neuem Leben zu erwecken, gibt es seit Langem. Die Stadtplanung versucht aus Gründen der Budgetschonung seit zwei Jahren vor allem privaten Investoren den Weg zum kleinen Wiener Wasser zu ebnen und die nötigen Infrastrukturen bereitzustellen. Die Projekte sind freilich kleinformatig und temporär, die großen Architekturwürfe bleiben - noch - in der Minderzahl.

In diesem und kommenden Sommer wird der Donaukanal erstmals in fast gesamter Länge mit diversen Freizeit-, Gastronomie- und Fun-Einrichtungen bespielt. Was als Ossi Schellmanns „Summerstage“ begann, hat quasi Junge bekommen.

Bereits eröffnet ist die „Strandbar Hermann“ im Bereich des Hermannparks neben der frisch sanierten Urania. Kommenden Samstag wird auf der gegenüberliegenden Kanalseite im Bereich der ehemaligen Umweltmeile der Stadtstrand „Adria Wien“ zum Sonnenbaden, Relaxen und Sporteln einladen.

Gerold Ecker, der schon mit seiner „Expedit-Bar“ kulinarische Akzente gesetzt hat, will mediterranen Flair in die Bundeshauptstadt zaubern, die Wiener Adria wird täglich zur Steckerlfisch-, Tanz- und Kurzurlaubszone.

Eckers Folgeprojekt soll laut Donaukanal-Koordinator Bernhard Engleder kommenden Sommer finalisiert werden: Ein Badeschiff mit Titel „Riviera“ will die Idee der Strombäder der Jahrhundertwende wieder aufleben lassen. Das Schiff wird samt Schwimmbecken, Sonnendeck und diversen Gastro- und Freizeiteinrichtungen zwischen Aspern- und Schwedenbrücke vor Anker gehen.

Ebenfalls in Planung befindet sich ein Kulturschiff namens „MS Supamira“, das grenzüberschreitenden Kulturaustausch anpeilt. Ein ehemaliges Frachtschiff wird beim Hermannpark seine Hauptanlegestelle haben, jedoch auch Stationen entlang der Donau befahren können. Mit an Bord gehen Theateraufführungen, Konzerte und Ausstellungen.

Die Planungen für ein drittes Schiff stammen von Architekt Boris Podrecca, auf dem Wellnessschiff wird es ein umfassendes Angebot für Entspannung, Fitness und leibliche Genüsse geben. Ankerpunkt ist die dem Schützenhaus Otto Wagners gegenübergelegene Kanalseite. Das Schützenhaus selbst, so Engleder, könnte zu einem Alt-Wiener-Kaffeehaus adaptiert werden, Gespräche mit der Burghauptmannschaft als Hausherrin laufen.

Fest steht, dass das Szenelokal Flex mit einem vorgelagerten gläsernen Pavillon samt Kaffeehausbetrieb bis 2006 erweitert wird, die Planungen von Architektin Carola Stabauer befinden sich in der Einreichphase.

Wiener „Rialto“

Der Donaukanal ist eines der Kerngebiete des Step05, vor allem die Verbindung zwischen Innenstadt und zweitem Bezirk soll laut Stadtplanung forciert werden. Als wichtiges Element nannte Planungsstadtrat Rudolf Schicker dem STANDARD gegenüber eine von Michael Satke gemeinsam mit den Architekten Eichinger oder Knechtl projektierte multifunktionale Brücke im Bereich Schwedenplatz. Ein Wiener „Rialto“ würde die Bezirke fußläufig verknüpfen und gleichzeitig als Shopping-und Gastromeile neues Leben mitten auf den Kanal bringen.

Die Aufwertung des bis dato städtebaulich vernachlässigten Schwedenplatzes erfolgt schrittweise: Ab 2006 werden Schnellboote von hier aus regelmäßig zwischen Wien und Bratislava verkehren und die beiden Kernstädte der Großregion auf dem Wasserweg verbinden. Markante Architektur entsteht auf der Gegenüberseite mit Jean Nouvels Hotelturm für die Uniqa. Stromaufwärts befindet sich Zaha Hadids SEG-Wohnhaus im Finale und wird Ende 2005 in Betrieb gehen.

Der Standard, Do., 2005.07.07

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