Das Bildhafte der Architektur ist ein höchst interessantes, bisher nicht näher untersuchtes zeitgenössisches Phänomen: Architektur wird heute nicht nur vordringlich als Bild wahrgenommen - viele Projekte und Gebäude sehen selbst aus wie Bilder. Dieser aufregende Band dokumentiert und diskutiert an Hunderten von Fotos den Wechsel vom Gebäude als Konstruktion zum Gebäude als Bild und demonstriert am Werk bedeutender Architekten wie z. B. Zaha Hadid, Rem Koolhaas oder Herzog & de Meuron die auffällige Wiederverwendung solch architektonischer Prinzipien wie Farbe und Ornament.

ISBN
3-7913-3133-7
Sprache
englisch
Publikationsdatum
2004
Umfang
160 S., 376 farbige, 68 schwarz-weiße Abbildungen
Format
Hardcover, 29.5 x 34.5 cm

Presseschau
04. Dezember 2004Jürgen Tietz
Neue Zürcher Zeitung

Häuser machen Bilder

Gelegentlich verselbstständigt sich die Macht der durch die Architektur erzeugten Bilder - im Positiven wie im Negativen. So wurde Frank Gehrys Guggenheim...

Gelegentlich verselbstständigt sich die Macht der durch die Architektur erzeugten Bilder - im Positiven wie im Negativen. So wurde Frank Gehrys Guggenheim Museum zum werbewirksamen Icon, während mit den Twin Towers in New York nicht allein zwei gewaltige Hochhäuser durch die Terroristen zerstört wurden, sondern ein gebautes Symbol der westlichen Kultur. Den unterschiedlichen Aussagen der gebauten Bilder spürt nun ein vielfältiges «Architekturbilderbuch» nach. In seinem einleitenden Essay widmet sich Philip Ursprung diesen «Built Images», während sich Ilka und Andreas Ruby der Rückkehr des Bildes in der zeitgenössischen Architektur zuwenden. Auch wenn die Erkenntnis, dass Architektur als Bedeutungsträger fungiert, keine ganz neue Überlegung ist, so ist es dennoch bemerkenswert, welche Rolle der Bildhaftigkeit von Architektur nach dem «Iconic Turn» beigemessen wird. Denn dem Leben in einer Bildergesellschaft vermag sich gerade auch die Architektur nicht zu entziehen. Sie schafft Ikonen, und sie konstruiert Bildwelten. In 19 Kapiteln werden sie aufgefächert und nach Realitäten und hybriden Formen befragt. Die Autoren haben kein reines Bilderbuch geschaffen, denn sie misstrauen der Macht der Architekturbilder. Daher kommentieren sie diese auch zusätzlich. Einer umfassenden kritischen Analyse des Themas enthalten sie sich allerdings ebenfalls - so klug und reizvoll sich einige ihrer Kommentare auch lesen. Das Buch erweist sich deshalb als eine Art Zwitterwesen. Grossformatig und bilderreich, gleicht es in der Struktur einer Windows- Oberfläche, auf der zu viele Fenster gleichzeitig geöffnet wurden. Als Website, die stets neue Bild- Bedeutungs-Kombinationen erlauben würde, hätte es seine Wirkung wohl noch besser entfaltet.

[Philip Ursprung, Ilka Ruby und Andreas Ruby: Images. A Picturebook of Architecture. Architecture in Focus. Prestel-Verlag, München 2004. 160 S. Fr. 99.-.]

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2004.12.04

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