Der Schweizer Fotograf René Burri (1933–2014) war dort, wo Geschichte stattfand. Seit 1955 Mitglied von Magnum Photos, fotografierte er in Südostasien und im Mittleren Osten und dokumentierte den Vietnamkrieg in den 1960er-Jahren, den Sechstagekrieg (1967) und den Jom-Kippur-Krieg (1973). Reisen führten ihn nach Japan und China, durch Europa, Nord- und Südamerika. Sein aussergewöhnliches Gespür für Menschen, deren Persönlichkeiten und Lebensumstände ermöglichten es ihm, Berühmtheiten ebenso wie gewöhnliche Leute zu porträtieren.

Das Musée de l’Elysée in Lausanne beherbergt die Fondation René Burri, die 2013 zur Bewahrung und Erschliessung seines Archivs gegründet wurde. Anlässlich einer Ausstellung im Frühjahr 2020 erscheint das Buch, das aus dieser einzigartigen Quelle schöpft. Zum ersten Mal überhaupt führt es Burris bekanntes fotografisches Werk zusammen mit bisher unveröffentlichten Dokumenten, Ausstellungsprojekten, Reisetagebüchern, Zeichnungen und Aquarellen, Buchentwürfen sowie anekdotischen Erinnerungen seiner Wegbegleiter.

In Zusammenarbeit mit dem Musée de l’Elysée, Lausanne.

Mélanie Bétrisey ist Asssistenzkuratorin am Musée de l’Elysée in Lausanne und betreut dort das Archiv René Burri.
Marc Donnadieu ist Chefkurator des Musée de l’Elysée in Lausanne.

ISBN
978-3-85881-661-0
Sprache
Deutsch
Publikationsdatum
2020
Umfang
240 Seiten, 106 farbige und 148 sw Abbildungen
Format
gebunden, 21 x 27 cm

Presseschau
16. Juni 2020Martina Pfeifer Steiner
newroom

Aufregend. René Burris Kunst des Sehens

„Fotografie ist nichts, es kommt darauf an, was man fühlt und ausdrückt. Es geht darum, Aufmerksamkeit zu erregen und „Schau!„ zu sagen! Es ist das Gegenteil...

„Fotografie ist nichts, es kommt darauf an, was man fühlt und ausdrückt. Es geht darum, Aufmerksamkeit zu erregen und „Schau!„ zu sagen! Es ist das Gegenteil von Ausbeutung: ein Über-sich-Hinauswachsen, ein Teilen.“ Dieses Zitat steht im Vorwort des aufregenden Bandes über den berühmten Magnum-Fotografen René Burri. Ein Jahr vor seinem Tod (1933–2014) gründete er eine eigene Stiftung, die sich seinem Werk widmet. Heute ist diese im Musée de L´Elysee in Lausanne untergebracht, die Sammlung umfasst 50.000 Schwarz-Weiß- und Farbbilder, 170.000 Farbdias sowie die Filme, Fotobände, Notizbücher, Collagen, Zeichnungen und Aquarelle, die im Museum inventarisiert, analysiert, restauriert und sorgfältig aufbewahrt werden. Das Buch „René Burri. Explosion des Sehens“ ist nun die begleitende Publikation mit 250 der insgesamt 500 repräsentativen Aufnahmen die in der großen Ausstellung in Lausanne gezeigt werden.

Es ist ein intimes Portrait dieses hartnäckig suchenden Fotografen entstanden. René Burri offenbart sich als modern und erfinderisch, leidenschaftlich, witzig, neugierig und großzügig. In jungen Jahren, mit 22, nach Abschluss an der Kunstgewerbeschule Zürich und dem Vorkurs bei Johannes Itten, fährt er per Autostopp nach Paris um Pablo Picasso zu treffen, weil er vom Bild „Guernica“, das er in einer Ausstellung in Mailand gesehen hatte, so begeistert war. Vergeblich. Doch zwei Jahre später klappt es doch, und es gibt bemerkenswerte Fotos von Picasso. Fasziniert ist er auch von Le Corbusiers Notre-Dame-du-Haut in Ronchamps, und es blieben nicht die einzigen Bauwerke des großen Architekten, die er fotografieren sollte. 1969 begann er für das „Daily Telegraph Magazine“ eine Serie zum Thema moderne Architektur, an der er mehrere Jahre arbeitete. Er dokumentierte wichtige Bauten in Spanien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Italien, Japan und Mexiko, dabei begegnete er auch Luis Barragán und nahm die Stallungen von San Crisóbal auf. Mehrere spannend geschriebene Essays von verschiedenen Autoren zu den einzelnen Stationen eines ereignisreichen Lebens komplettieren die Fotos, Collagen, Zeichnungen eines der ganz großen Fotografen: René Burri.

newroom, Di., 2020.06.16

4 | 3 | 2 | 1