Dieses Buch porträtiert das historische Landgut La Gara in Jussy bei Genf und dessen Gartenanlage aus dem 18. Jahrhundert. Die Gebäude hat die Schweizer Architektin Verena Best-Mast restauriert und mit stimmigen innenarchitektonischen Interventionen ergänzt. Die Gärten wurden vom renommierten belgischen Landschaftsarchitekten Erik Dhont in zeitgenössischer Weise subtil neu interpretiert und mit einem palindromartigen Heckenlabyrinth ergänzt, das der Schweizer Künstler Markus Raetz gestaltet hat.

Anette Freytag verfolgte die Verwandlung La Garas in den vergangenen Jahren aus nächster Nähe. Ihre eigenen und die Beiträge ihrer Mitautoren – Verena Best-Mast, Erik A. de Jong, Erki Dhont, Éric Dumont, Leïla el-Wakil, Iris Lauterbach, Gaël Maridat, Rainer Michael Mason, Markus Raetz, Luc-Éric Revilliod und Natalie Rilliet – beleuchten die Geschichte des Anwesens, die Restaurierung der Bauten und Gärten samt historischem Bewässerungssystem und Karpfenteichen sowie die zeitgenössischen landschaftlichen Interventionen. Ins Blickfeld gerückt werden auch die Genfer Gartenkultur und die Charakteristik der Landschaft von Jussy mit ihrer grossen Biodiversität. Das Buch widmet sich ausserdem dem Phänomen der «Ferme ornée», einer antiken Vorbildern nachempfundenen Villa mit landwirtschaftlichen und ornamentalen Funktionen. Ein gewichtiger Bestandteil dieses Buchs sind die neuen Fotografien des Zürcher Fotografen Georg Aerni aus allen vier Jahreszeiten.

English edition
Edition française

ISBN
978-3-85881-570-5
Sprache
Deutsch
Publikationsdatum
2018
Umfang
380 Seiten, 240 farbige und 48 sw Abbildungen
Format
gebunden, 19 x 27 cm

Presseschau
18. März 2019Martina Pfeifer Steiner
newroom

Ein Bilderbuch-Spaziergang durch die Gärten von La Gara

Altrosa Leinen, ein geprägtes Farbbild auf dem Cover. Die Aufmachung hat etwas Altmodisches, zugleich Wertiges, jedenfalls Atmosphärisches. Und das trifft...

Altrosa Leinen, ein geprägtes Farbbild auf dem Cover. Die Aufmachung hat etwas Altmodisches, zugleich Wertiges, jedenfalls Atmosphärisches. Und das trifft es doch genau: Das Landgut La Gara aus dem 16. Jhd. liegt etwa 15 km vom Genfer Stadtzentrum entfernt, ist etwa 45 Hektar groß und die prächtige Auffahrtsallee, Grenzmauern, Kanäle, der Ehrenhof und das Herrenhaus, flankiert von Wirtschaftsgebäuden, gehen auf das 18. Jhd. zurück. Unmittelbar und dreißig Seiten lang nähert man sich dem Anwesen. Die Bilderstrecken hat Georg Aerni über vier Jahre hinweg zu allen Jahreszeiten fotografiert.

„Schon bei meinem ersten Besuch auf La Gara, der durch die Vermittlung des Landschaftsarchitekten Erik Dhont zustande gekommen war, wurde klar, dass das Anwesen Stoff für ein Buch bietet, dessen Relevanz weit über La Gara hinausgehen wird“, schreibt die Autorin Anette Freytag. Die bewegte Geschichte in dieser Schweizer Grenzregion und der Kulturtransfer der aus Frankreich geflüchteten Hugenotten hätten hier ebenso ihre Spur hinterlassen wie die „ferme ornée“, eine Strömung aus dem 18. Jhd., die landwirtschaftliche Bereiche eines Anwesens ästhetisch mit den nur dekorativ genutzten Gartenbereichen zu einer Einheit zu verbinden suchte. Im Zentrum des Buches sollten nicht nur die historischen Schichten des Landguts stehen, sondern auch die Erneuerung ab 2001: die Arbeiten des belgischen Landschaftsarchitekten Erik Dhont und die Erkenntnisse, die durch die Restaurierung der Gärten wie der Gebäude durch die Schweizer Architektin Verena Best-Mast und durch die Revitalisierung der umgebenden Landschaft gewonnen wurden. So wechseln sich die mehrseitigen Fotoblöcke mit ausführlichen wissenschaftlichen Texten, zahlreichen Karten und Skizzen ab.

Die aktuellste Intervention ist das Labyrinth von Markus Raetz. Überraschung, Versteck, Rätsel und seine Lösung sind die wiederkehrenden Motive. Ein lateinisches Palindrom ist der Anlage des Labyrinths eingeschrieben und wird zugleich zu dessen Schlüssel, gepflanzt und in Form geschnitten. Erik Dhont hat dafür außer den aus historischen Labyrinthen bekannten immergrünen Pflanzen Buchsbaum, Stechpalme und Liguster auch Feldahorn, Birnbaum, Holzapfel, Kornelkirsche und Winter-Jasmin gewählt. Das gibt dem 650 m² großen Irrgarten eine spezielle Textur im Wandel der Jahreszeiten. Die Skulpturen von Markus Raetz entfalten ihre Bedeutungsebenen nur in der Bewegung des Betrachters. Der Erlebniswert wird also zu einer Frage des eigenen Standorts.

Auch wenn dieses Buch den LeserInnen mit wissenschaftlichem Interesse an Landschaftsarchitektur und Gartenkunst vollends gerecht wird, macht es auch jene glücklich, die sich emotional nur auf die atmosphärischen Bilder einlassen wollen. Der Spaziergang durch das Bilderbuch führt über die Auffahrtsallee zum durch den Ehrenhof verbundenen Gebäude-Ensemble – die innenarchitektonischen Interventionen werden etwas später erkundet – , zu den durch zwei gemauerte Kanäle begrenzten Ziergärten sowie zur Obstbaumwiese, zum sich extra muros zwischen Kanal und Wäldchen ausbreitenden Karpfenbecken um schlussendlich bei den Formationen der Gartenanlage intra muros sowie den zeitgenössischen landschaftlichen Interventionen zu verweilen.

newroom, Mo., 2019.03.18

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