Auf Basis urbanistischer und sozialer Aspekte entstanden in Wien nicht nur neue Wohnbauprojekte mit herausragenden Qualitäten, sondern auch Quartiersrevitalisierungen und neue Stadtteile. Diese Konzepte gehen historisch auf das „Rote Wien“ zurück und stehen für aktuelle dynamische Möglichkeiten, durch das Schaffen modellhafter Lebensumfelder die Lebensqualität in einer zeitgemäßen Metropole zu erhöhen.

Das Wiener Modell. Wohnbau für die Stadt des 21. Jahrhunderts rückt 60 typische Projekte der vergangenen 100 Jahre in den Mittelpunkt und legt zudem einen Fokus auf Kunst im öffentlichen Raum, die seit der Ersten Republik den städtischen Wohnbau komplettiert. Etwa 300 Abbildungen und begleitende Texte vermitteln einen Überblick über das „Wiener Modell“.

ISBN
978-3-86859-434-8
Sprache
Deutsch/Englisch
Publikationsdatum
2016
Umfang
248 Seiten, ca. 250 farb. und s/w Abb.
Format
Broschur, 22,6 x 27,4 cm

Presseschau
25. Juni 2016Jürgen Tietz
Neue Zürcher Zeitung

Wie Wiener wohnen

(SUBTITLE) Österreichs Hauptstadt baut

Seit den 1930er Jahren besitzt Wien eine ununterbrochene Tradition des sozialen Wohnungsbaus. Eine Ausstellung in der Galerie Aedes in Berlin stellt neue und künftige Wiener Wohnbauten vor.

Architektur, Ökonomie, Ökologie und soziale Nachhaltigkeit sind die Säulen von Wiens Tradition des sozialen Wohnungsbaus. Wie das im Detail ausschaut, erläutert eine Ausstellung in der Berliner Architekturgalerie Aedes, die von einem umfangreichen Katalogbuch begleitet wird. Die Herausforderung, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, steht derzeit in allen (europäischen) Metropolen von Amsterdam über Barcelona und Berlin bis Zürich auf der Agenda.

Ungebrochene Tradition

Da hilft es, von den Strategien anderer Städte zu lernen, obwohl sich die traditionellen Anteile am Wohnungsmix bei Eigentum, Miete oder genossenschaftlichen Wohnmodellen erheblich unterscheiden. Der österreichischen Hauptstadt kommt zugute, dass sie seit den Zeiten des «roten Wien» und des legendären Karl-Marx-Hofs (1930) von Karl Ehn auf eine ununterbrochene Tradition des sozialen Wohnungsbaus zurückschauen kann, aus der man sich anderenorts leichtfertig verabschiedet hatte.

Das Ergebnis dieser besonderen Wiener Tradition ist eine bemerkenswerte Vielzahl und Vielfalt im Bereich des sozialen Wohnungsbaus, die in der Ausstellung sehr anschaulich präsentiert wird. Darunter finden sich einige nicht mehr ganz taufrische Prestigeprojekte wie die Umwidmung ausgedienter Gasometer zu Wohnungen unter Beteiligung renommierter Architekturbüros wie Coop Himmelb(l)au oder Jean Nouvel (2001) oder der Wohnpark Neue Donau (2001). Anhand unterschiedlicher Szenarien und Instrumente wie der sozialen Durchmischung, der Erschliessung neuer Stadtgebiete oder der Bürgerbeteiligung zeigt die Ausstellung Beispiele auf, mit denen der öffentlich geförderte Wohnungsbau die Wohnbedürfnisse der Gesellschaft aufnimmt.

Europas grösstes Neubaugebiet

Der Massstab der Lösungen reicht dabei von der um einen künstlichen See angelegten «smarten» Seestadt Aspern (NZZ 12. 1. 16), die als derzeit grösstes Neubaugebiet Europas gilt, über neue Quartiere am Stadtrand bis zur Nachverdichtung und kleinteiligen Aufstockungen von Bestandsbauten im historischen Zentrum. Angesichts der gelegentlich allzu heftig aufblühenden Formenvielfalt der gesellschaftlich enorm engagierten Wiener Neubauprojekte kann den aussenstehenden Betrachter allerdings auch schon einmal die Sehnsucht nach den Wohnvisionen der späten Moderne anfliegen, wie sie Harry Glück mit dem wunderbaren Wohnpark Alt-Erlaa (1978–85) verwirklicht hat, der in dem lesenswerten Katalogbuch ebenfalls vorgestellt wird.

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2016.06.25

[ Bis 11. August in der Galerie Aedes. Begleitbuch: Das Wiener Modell (dt./engl.). Hrsg. Wolfgang Förster und William Menking. Jovis-Verlag, Berlin 2016. 248 S., Fr. 37.40. ]

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