Dieses Handbuch präsentiert die 50 besten Theaterbauten und Konzert­häuser, die in der jüngsten Vergangenheit in Europa entstanden sind. Spektakuläre Gebäude der Pritzker-Preisträger Zaha Hadid, Jean Nouvel, Herzog & de Meuron, Christian de Portzamparc und Rem Koolhaas sind ebenso vertreten wie Bauten der internationalen Stars UNStudio /Ben van Berkel, Dominique Perrault und Santiago Calatrava. Das neue Standardwerk zur zeitgenössischen Bühnen­architektur mit umfassenden Zeichnungen und theoretischen Beiträgen zum Entwurf wird komplettiert durch kenntnisreiche Essays namhafter Koautoren wie Christian Bartenbach (Lichtgestaltung), Jürg Jecklin (Akustik) und Karl Habermann (Architekturkritik).

ISBN
9783938666623
Sprache
Englisch
Publikationsdatum
2011
Umfang
424 S., über 450 Abb.
Format
Hardcover, 225 × 280 mm

Presseschau
20. April 2011Jürgen Tietz
Neue Zürcher Zeitung

Vorhang auf

(SUBTITLE) Eine reich illustrierte Publikation über neue europäische Bühnenbauten

Die grossen Theater- und Konzertsäle gehören zu den letzten Architekturbiotopen, in denen die Entwerfer nahezu ungehindert ihre Visionen von repräsentativer...

Die grossen Theater- und Konzertsäle gehören zu den letzten Architekturbiotopen, in denen die Entwerfer nahezu ungehindert ihre Visionen von repräsentativer Formenvielfalt ausleben können. Immer wieder klingen dabei in den neuen Bühnenbauten, die Birgit Schmolke in ihrer Übersicht vorstellt, auch Erinnerungen an die Klassiker der Moderne nach – an die Oper in Sydney etwa oder an die Berliner Philharmonie. Dort haben sich Klang- und Architekturerlebnis zu gültigen Markenzeichen verbunden. Auch Schmolkes Auswahl zeigt festliche Orte für kulturelle Gemeinschaftserlebnisse, deren öffentliche Qualität zumeist mit ihrer gebauten Qualität einhergeht. Was wären schliesslich die abendlichen Besuche in Theater, Oper oder Konzert ohne das Lustwandeln in den Foyers, für das die Architektur einen angemessenen Auftritt vorhalten muss? Beispielhaft entfacht Christian de Portzamparcs Pfeilerwald am Eingang der Luxemburger Philharmonie solch ein Wechselspiel aus Neugier und Entdeckerfreude, indem er den Blick verstellt, um ihm einen Schritt weiter wieder Raum zu geben. Im Gegensatz zu solch baulicher Hochgestimmtheit mutet der Untertitel von Schmolkes Publikation «Handbuch und Planungshilfe» jedoch arg spröde an. Und er wird ihrer reich bebilderten und mit den notwendigen Schnitten und Grundrissen der Gebäude versehenen Beispielsammlung auch nicht gerecht.

Den Auftakt bildet die Elbphilharmonie von Herzog und de Meuron, die derzeit über dem Hamburger Hafen emporwächst und deren Grossartigkeit wohl nur noch durch die Höhe ihrer Baukosten übertroffen werden dürfte. Schmolkes Auswahl eröffnet einen interessanten Überblick über die unterschiedlichen architektonischen Handschriften, mit denen sich Architekten der Bauaufgaben Theater und Konzerthaus angenommen haben. An expressiver Gestaltungskraft ist dabei das Konzerthaus von Santiago Calatrava auf Teneriffa kaum zu überbieten: eine gebaute Plastik am schwarzen Strand der Kanareninsel. Demgegenüber gebärdet sich das Konzert- und Kongresshaus in Uppsala von Henning Larsen Architekten aus Kopenhagen geschäftsmässig sachlich. Doch es sind nicht nur die grossen Namen und Bauten, denen sich die Autorin widmet. Sie präsentiert auch kleinere Beispiele, wie die ziegelsichtige Stuttgarter Domsingschule von «no w here Architekten» sowie Umbauten und Sanierungen. Darunter die Tonhalle in Düsseldorf: 1926 von Wilhelm Kreis errichtet, wurde sie 2005 bis 2008 von Hentrich Petschnigg und Partner (HPP) saniert. Weit eindrucksvoller ist jedoch der Umbau des Hessischen Staatstheaters in Darmstadt. Der Stuttgarter Architekt Arno Lederer hat dem Siebziger-Jahre-Bau ein neues Architekturkleid übergestreift, samt geschwungenem Portikus.

Vertieft wird Schmolkes Buch durch Essays verschiedener Autoren. Sie widmen sich der Geschichte des Theaterbaus und beziehen auch die Vorstellungen von Intendanz und Bühnenbilder ein – bis hin zur Musterverordnung für Versammlungsstätten. Dennoch driftet dieser theoretische Teil keineswegs ins Technisch-Entwurfliche ab und bleibt auch für Nichtarchitekten aufschlussreich. Natürlich hätte man die getroffene Auswahl der Beispiele ergänzen können, etwa um das komplexe Festspielhaus in Bregenz von Dietrich Untertrifaller, das neben der Seebühne auch über eine Innenbühne verfügt und so eine gewisse Einzigartigkeit besitzen dürfte. Auch Ben van Berkels Haus für Musik und Musiktheater in Graz wäre erwähnenswert gewesen, hält es doch im Inneren eine für verschiedenste Aufführungsformen flexibel nutzbare «Blackbox» bereit und bietet so gleichsam eine Vorstufe der in Luzern geplanten Salle modulable. Experimenten bei Architektur und Theater, wie dem Jellyfish Theatre in London von Folke Köbberling und Martin Kaltwasser, das 2010 ganz aus Recyclingmaterialien entstanden ist, bietet Schmolkes Auswahl leider gar keinen Raum. Ihr Fokus liegt ganz auf der grossen Form und der festlichen, aber traditionellen Guckkastenbühne.

[ Birgit Schmolke: Bühnenbauten. Handbuch und Planungshilfe. Dom Publishers, Berlin 2011. 424 S., Fr. 122.–. ]

Neue Zürcher Zeitung, Mi., 2011.04.20

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