Vor zehn Jahren haben Andreas und Gerda Gerner mit einem Einfamilienhaus begonnen: „Für ein erstes Projekt ist das Haus Hinterberger sehr unkonventionell. Wir haben uns permanent gefragt: Trauen wir uns das? Seitdem hat man sich oft aus dem Fenster gelehnt“ Entstanden ist das schwebende Haus Südsee in Jois am Neusiedlersee, kurz darauf das Weingut Hillinger, entstanden sind das Gemeindezentrum Oberalm in Salzburg, ein städtisch zurechtgeschnitzter Wohnbau im dichten Wiener Stadtgefüge oder etwa eine metallene Büroröhre in Oberpullendorf. Zuletzt fertig gestellt wurde eine echt schräge Wohnhausanlage in Wien Donaustadt. Die gelbe Dachgeschoßmütze ist dem Gebäude schon längst aufgesetzt, im Frühjahr 2007 wird der gleiche Akt dem Buch Periscope Architecture widerfahren. Gezeigt werden über 20 Projekte, die - vom Einfamilienhaus bis hin zum Industriebau - eine Nabelschau des Architekturbüros gerner°gerner plus ergeben werden.

Grafik: Gabriele Lenz
Übersetzung: Lisa Rosenblatt
Lektorat: Claudia Mazanek, Christine Wellanschitz
Koordination: Gerda Maria Gerner

ISBN
3854931395
Sprache
Deutsch, Englisch
Publikationsdatum
2007
Umfang
200 S.,
Format
Klappen-Broschure, 28.6 x 20 cm

Presseschau
01. März 2008Michael Freund
Der Standard

Architektur, die sich nach vorn lehnt

Gebäude, die aufstehen und „neu- und blickgierig“ in die Landschaft schauen, auf Stelzen, vorwärts gebeugt, zum Sprung bereit. Verständlich, dass sich...

Gebäude, die aufstehen und „neu- und blickgierig“ in die Landschaft schauen, auf Stelzen, vorwärts gebeugt, zum Sprung bereit. Verständlich, dass sich das Architektenduo Andreas und Gerda Maria Gerner „offen dazu (bekennt), dass das Periskop unsere Lieblingsform ist“. Welches der 20 in diesem Buch versammelten Projekte man auch betrachtet, egal aus welchem Blickwinkel, ob als Grundriss, Rendering oder fertiggestellt und fotografiert: Die reine, orthogonale Schachtel ist selten, das Ansteigende, Hinauswachsende fast die Regel. Seit mehr als zehn Jahren entwickeln der Salzburger und die Burgenländerin eine Formensprache weiter, die sehr wohl bei Codes der Moderne anknüpft, aber sich nicht nehmen lässt, auch über sie hinwegzusegeln.

Berge und Ebene - die Herkunftsländer - sieht Wolfgang Vasko in seinem Vorwort als geniales Zusammenspiel, dazu komme ein verantwortungsvolles Auge auf die Bewohnbarkeit der Häuser, Eigenheime, An- und Ausbauten der Gerners. Nicht zu vergessen ihr Entwurf für das Weingut Hillinger, mit dem wieder einmal gezeigt wurde (und die Innen- und Außenaufnahmen aus unterschiedlichen Perspektiven bestätigen es): „architecture sells“.

Wie aber verkauft man Architektur in Buchform? Zum Beispiel mithilfe der einfachen und wirkungsvollen Idee, durch einen Schrägschnitt des Bodens das Buch im Regal sich nach vorn lehnen zu lassen - Form ist Inhalt. Und das ist erst der Anfang. Der Umschlag kann auf einen Meter Panorama aufgeklappt werden und zeigt silbergrau das Hillinger-Projekt in seiner ganzen Breite. Dass der Inhalt hält, was die extravagante Buchgestaltung von Gabriele Lenz (Büro für visuelle Gestaltung) andeutet, dafür zeichnete der Architekturkritiker (im Standard und anderswo) Wojciech Czaja verantwortlich. Er führt die periscope architecture des Duos von den neuesten, beim Druck noch nicht realisierten Entwürfen chronologisch zurück bis zu ihrem frühen Haus im 22. Wiener Bezirk (1996). Die „ästhetisch bereichernde Begegnung“ (Clarissa Stadler) mit den Bauten gelingt auch zweidimensional. Der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels sah das auch so. Er zeichnete periscope architecture als eines der schönsten Bücher 2007 aus.

Der Standard, Sa., 2008.03.01

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