Inhalt

WOCHENSCHAU
02 Verkehrszentrum des Deutschen Museums | Jochen Paul
02 Museum für zeitgenössische arabische Kunst | Carsten Steinmann
03 Sense of Architektur in Berlin | Brigitte Schultz
04 Ein Jahr phæno in Wolfsburg | Bettina Maria Brosowsky
04 10. Berliner Gespräch des BDA | Matthias Böttger
05 Verena-Dietrich-Werkschau in Frankfurt | Christiane Borgelt
05 Architektur der Nachkriegsmoderne in Dresden | Ulrich Brinkmann

BETRIFFT
08 Groundscraper? | Barbara Hoidn

WETTBEWERBE
10 ThyssenKrupp-Quartier in Essen | Ulrich Brinkmann
12 Entscheidungen
13 Auslobungen

THEMA
14 Bauwelt Preis 2007 | Felix Zwoch
16 Kategorie 1: Das private Wohnhaus
28 Kategorie 2: Der Garten
32 Kategorie 3: Innenräume
38 Kategorie 4: Bauten für die Gemeinschaft
48 Kategorie 5: Wohnungsbau
56 Kategorie 6: Konstruktionssysteme
62 Teilnehmer

REZENSIONEN
67 Design Like You Give A Damn | Susanne Schindler

RUBRIKEN
06 Leserbriefe
07 wer wo was wann
66 Kalender
68 Anzeigen

Von der Messe- zur Ausstellungshalle

(SUBTITLE) Verkehrszentrum des Deutschen Museums

Ende einer langen Reise: Als das Verkehrszentrum im Mai 2003 zum 100-jährigen Jubiläum des Deutschen Museums die von Wilhelm Bertsch 1908 errichtete Halle 3 auf der Münchner Theresienhöhe eröffnete, lagen über sieben Jahre Planungs- und Bauphase hinter den Beteiligten. Knapp dreieinhalb Jahre später ist auch der zweite Bauabschnitt fertiggestellt: Am 21. Oktober konnte das Verkehrszentrum die historischen Hallen 5 (heute Halle 2) und 7 (heute 1) des ehemaligen Messegeländes in Betrieb nehmen. Zusammen bilden sie den kulturellen Fixpunkt des zwischen Theresienwiese und Schwanthalerhöhe neu entstandenen Stadtquartiers.

Wie bereits bei der denkmalgerechten Sanierung der Halle 3 ging es für das Architekturbüro RMP Reichert Pranschke Maluche, München/Berlin, darum, die Hallen so weit als möglich in ihren ursprünglichen Bauzustand zurückzuführen, ihre Standsicherheit wiederherzustellen und sie, wo notwendig, zu ergänzen. Fünf Jahrzehnte Messebetrieb hatten eine Vielzahl von Ein- und Anbauten hinterlassen, die Hallen waren in ihrer früheren Form nicht mehr erlebbar. Zudem fiel mit der Aufgabe der Theresienhöhe als Messestandort der Bestandsschutz weg, mit der Nutzungsänderung waren sämtliche seit 1908 hinzugekommenen Anforderungen an Brand-, Tauwasser- und Wärmeschutz, die Stand- und Verkehrssicherheit zu erfüllen.

Im Rahmen der Fassadensanierung wurden, um die filigrane Komposition aus vorgestelltem Sichtbetontragwerk mit gläsernen Füllungen wieder sichtbar zu machen, die teilweise zu reinen Oberlichtbändern reduzierten Glasflächen auf ihren ursprünglichen Glasanteil zurückgeführt. Nach den Erfahrungen mit Halle 3 verzichtete man allerdings darauf, die historischen T-Sprossenroste aufzuarbeiten, und ersetzte sie stattdessen durch eine Pfosten-Riegel-Konstruktion mit thermisch getrennten Profilen. Und weil das Tragwerk aufgrund der fortgeschrittenen Karbonatisierung des Betons seine Festigkeit verloren hatte, wurden die schadhaften Stellen freigelegt und in einem aufwendigen Schal- und Verfüllverfahren wiederhergestellt.

Um die konstruktive Leichtigkeit und optische Transparenz der Hallen zu erhalten, bezog die Tragwerksanierung die Dachkonstruktion mit ein: Alle geschlossenen Dachflächen wurden zur Verbesserung der Steifigkeit als Scheiben ausgebildet, und die anfallende Windlast wird nun über die – bei Halle 1 komplett erneuerten – Betonscheiben der Giebelfassaden abgetragen. Dadurch konnten zusätzliche Auskreuzungen in Hallenquerrichtung vermieden werden. Die Stahlkonstruktion wurde vor Ort feldweise demontiert, sandgestrahlt, neu korrosionsbeschichtet, teils verstärkt und anschließend wieder aufgestellt.

Damit die teuer sanierte Substanz – das Gesamtbudget erhöhte sich von anfangs 19,5 Mio. DM auf 50 Mio. Euro – auch zur Geltung kommt, hält sich die vom Atelier Markgraph, Frankfurt am Main, als Mobiliar gestaltete Ausstellungsarchitektur betont zurück: Sämtliche Einbauten, Galerien, Rampen, Stege, Treppen und Regale, sind freistehend ausgeführt und reversibel. Kleiner Wermutstropfen: Der in den 60er Jahren um ein Verwaltungsgeschoss erweiterte Ostanbau sollte, damit die ursprüngliche Dachgeometrie wieder erlebbar wird, zurückgebaut und um einen gläsernen Windfang ergänzt werden. Nachdem die zunächst angenommene Standsicherheit nicht gegeben war, muss das Verkehrszentrum bis auf weiteres ohne eigentlichen Haupteingang auskommen: Die erforderlichen 2,5 Mio. Euro sind im Budget nicht berücksichtigt.

Den Umzug von der Isarinsel auf die Theresienhöhe nutzte das Verkehrszentrum zu einer grundlegenden Neukonzeption: Die Ausstellung stellt die Exponate unter den Themen „Stadtverkehr“, „Reisen“ und „Mobilität & Technik“ weltweit erstmals in einen systematischen und kulturgeschichtlichen Zusammenhang.

Bauwelt, Fr., 2007.01.05

05. Januar 2007 Jochen Paul

Museum für zeitgenössische Kunst

(SUBTITLE) Planung in Umm Al Fahem

Die Erwartungen, die in Umm Al Fahem in das geplante neue Museum gesetzt werden, sind übergroß: Das Museum für zeitgenössische Kunst soll nicht nur für die rund 40.000 Einwohner der arabischen Stadt im Norden Israels eine Plattform für arabische Gegenwartskunst sein, sondern am besten gleich für die gesamte arabische Welt. Vier Jahre lang hat der Galerist und Initiator des Museums, Sahid Abu Shakra, mit der Stadt um ein Konzept gerungen, bis die Entscheidung schließlich zugunsten des einheimischen Architekten Senan Abdelqader ausfiel; die Verhandlungen mit Zaha Hadid, die einige in der Stadtregierung gern als Architektin gewonnen hätten, scheiterten. Abdelqader hat in den 80er Jahren in Karlsruhe Architektur studiert und in den Neunzigern in Jerusalem bei Moshe Safdie gearbeitet.

Die Situation Umm Al Fahems ist ebenso paradox wie typisch für arabische Städte in Israel: Größe und Dichte entsprechen einer größeren Kleinstadt, das soziale Gefüge und das kulturelle Leben wie auch der Zustand der gesamten Infrastruktur einem Dorf. In Umm Al Fahem sucht man den Ausweg aus dieser Situation in der Entwicklung eines neuen Stadtzentrums. Innerhalb weniger Jahre entstanden im neuen Stadtteil Qtan Eldabe ein Sportstadion, ein Schwimmbad und ein Jugendzentrum mit Bildungseinrichtungen. Ein Einkaufszentrum ist in Bau. Alles Funktionen, die im alten Stadtzentrum von Umm Al Fahem keinen Platz fanden. Ohne ein städtebauliches Konzept bleiben diese neuen Einrichtungen aber nur additive Solitäre mit suburbanem Charakter. Mit dem Museum, das von der Stadt, von Sahid Abu Shakra und aus Spenden finanziert werden soll, will man nun die vorhandenen Solitäre um eine öffentliche Institution von nationalem Rang ergänzen und zu einem städtebaulichen Ensemble verbinden.

Abdelqader hat das Gebäude, das vier große Ausstellungshallen, Bilder- und Skulpturenlager, Auditorium, Studios und Werkstätten, Bibliothek, Archiv, Cafeteria und Läden sowie ein Bildungszentrum samt Gästeapartments beherbergen wird, als Brücke über einen Ausläufer des Wadi Ara entworfen. So bindet das Museum den neuen Stadtteil Qtan Eldabe an das alte Stadtzentrum Umm Al Fahems an, und das Wadi bleibt gleichzeitig als Landschaftspark für die Stadt erhalten. Das Dach des Museums, ein öffentlicher Skulpturengarten, soll als „städtischer Balkon“ fungieren, ähnlich den Brühlschen Terrassen in Dresden oder dem Jungfernstieg in Hamburg – mit einem atemberaubende Blick über das Wadi Ara und das östliche Karmelgebirge. Großzügige Treppen, Aufzüge und Rampen laden die Passanten in das Innere des Baukörpers ein, in dem sie über Zwischenebenen und Galerien die Ausstellungsräume erreichen.

Bauwelt, Fr., 2007.01.05

05. Januar 2007 Carsten Steinmann

Sense of Architecture

(SUBTITLE) Architektur Laboratorium Steiermark meets Emigholz

Diese Ausstellung sollte man sich anschauen, ohne sich vorher über ihren intellektuellen Hintergrund zu informieren. Die Überinterpretation jeder Einzelheit seitens der Kuratoren könnte einen davon abhalten, sich im Berliner DAZ noch ein eigenes Bild machen zu wollen, und das wäre schade. Den Besucher erwarten großflächige filmische „Bildessays“, doppelseitig auf hängende Glasplatten projiziert, die Bilder bemüht locker aus der Mitte der Gläser gerückt, daneben gestylte Ton-Duschen aus Plexiglas. Das Ganze wird gerahmt von ebenfalls abgehängten weißen Plä­nen, die sich an der Wand entlangschlängeln.

Die Schau ist das zentrale Projekt des Architektur Laboratoriums Steiermark und zeigt rund 60 Projekte in und aus dem österreichischen Bundesland, sortiert in sechs Themenblöcke und zwei „Akte“. Der erste Akt beschäftigt sich mit Kulturen des Wohnens, öffentlichen Strukturen und Architekturen für die Wissenschaft. Der Fokus der Ausstellung liegt allerdings weniger auf den Projekten als auf der Art ihrer Betrachtung und Präsentation. In den Projektionen ist sofort die Handschrift von Heinz Emigholz zu erkennen, der einst Bruce Goff filmisch in die Wüste schickte (Heft 37/04). Nun hat Emigholz im Auftrag des Architektur Laboratoriums achtzehn Monate mit der filmischen Abarbeitung der steiermärkischen Bauten verbracht, nach eigenen Angaben ohne Methode oder Idee. Der Filmemacher bittet kokettierend bei den Architekten um Nachsicht, die seine Interpretation ihrer Werke ertragen müssen. Er mag damit nicht so falsch liegen, wie er denkt. Ist doch sein Prinzip, dem architektonischen Raum durch Eliminierung der Bewegung fast jegliche Dreidimensionalität zu nehmen, durchaus nicht jedermanns Sache. Es ist womöglich auch stimmungsabhängig, ob man die meditative Qualität der Arbeit rühmt oder es als Beleidigung des eigenen Raumempfindens begreift, sich eine gefühlte Ewigkeit mit wehenden Gräsern und gekräuseltem Wasser begnügen zu müssen, bis einmal eine Katze durchs Bild schleicht und so die Wertigkeit von Vorn und Hinten wieder herstellt.

Spannung gewinnt die Ausstellung durch die Art der Hängung der Projektionsflächen, durch die jeweils drei Filme zeitgleich zu betrachten und in Beziehung zu setzen sind. Wer mehr zu einzelnen Projekten wissen möchte, kann die Bilder nach Art eines virtuellen Memoryspiels mit den Informationen und Zeichnungen auf den angenehm minimalistisch gehaltenen Plänen abgleichen. Zwei Filmprojektionen, die eine im Innenhof des DAZ, die andere auf einer Brandwand zur Straße, tragen die Ausstellung in den Außenraum. Hier, in Bezug zur realen Stadt, entfalten die teils profanen Detailansichten eine Faszination, der man sich schwer entziehen kann.

Bauwelt, Fr., 2007.01.05

05. Januar 2007 Brigitte Schultz

Bauwelt Preis 2007

„Das erste Haus“ zum fünften Mal. Der Bauwelt Preis hat inzwischen einen festen Platz im Europa der „Next Generation“. Doch diesmal war manches etwas anders als in den vergangenen Jahren. Zum Beispiel die Achse Berlin–Peking.

Zuallererst aber haben die Protagonisten des Wettbewerbs, die Bauwelt und die BAU, den rund 200 Teilnehmern aus vierundzwanzig Ländern zu danken. Die Jury, die acht Jahre lang in fast gleicher Besetzung tagte, sollte nach dem Wunsch der Auslober altersmäßig näher an den Preis der Teilnehmer heranrü­cken. Am 27. November 2006 trafen die Juroren sich zur Preisgerichtssitzung im Abspannwerk Humboldt in Berlin. Antón García Abril aus Madrid hatte sein erstes Haus, die Musikschule in Santiago de Compostela (Bauwelt 8/2005), vor zwei Jahren zum Bauwelt Preis eingereicht. Er war damals natürlich enttäuscht, dass er keinen Preis bekam, ist aber dem Ruf in das Preisgericht ohne Wenn und Aber gefolgt. Jurij Sadar aus Ljubljana hingegen hatte gemeinsam mit seinem Büropartner Bostjan Vuga 2001 den Bauwelt Preis gewonnen, und zwar für den Sitz der Industrie- und Handelskammer Sloweniens. „Es war die erste Auszeichnung für unsere Arbeit außerhalb der Heimat. Das war großartig.“ Donatella Fioretti hat es versäumt, ihr erstes Haus zum Bauwelt Preis einzureichen, und Petra Kahlfeldt hatte ihr erstes Werk bereits gebaut, bevor unser Preis erdacht wurde.
Wang Lu, Chefredakteur von WA China, und Felix Zwoch, Chefredakteur der Bauwelt, komplettierten die Jury aus nahe-liegenden Gründen.

Das Preisgericht konnte auf das Wirken, die Erfahrungen und das Urteil der früheren Preisrichter aufbauen, und das waren: Hannelore Deubzer, Cornelia Müller, Adam Caruso, Felix Claus, David Chipperfield und Yves Lion. Die Jury, die vor zwei Jahren tagte, wünschte sich bereits damals mehr Trennschärfe bei der Abgrenzung der Preiskategorien, gleichzeitig mehr Großzügigkeit bei der Auslegung des Architekturbegriffs, ohne die Grenze zum „Nicht-Architektonischen“ zu verwischen. Das Preisgericht hat versucht, diesem schwer einlösbaren Anspruch gerecht zu werden. Für den Bauwelt Preis 2009 werden wir die Auslobung in diesem Sinn modifizieren.

Die Ausstellung zum Bauwelt Preis 2007 wird, wie könnte es anders sein, auf der BAU in München eröffnet, am 2. Messetag: 16. Januar, um 12 Uhr mittags in der Halle B 0, direkt am Eingang West. Den Festvortrag hält Andreas Hild, die Preisträger werden wie immer anwesend sein. Alle, die erst noch Preisträger werden wollen und alle Freunde der Architektur sind dazu herzlich eingeladen.

Anschließend geht die Ausstellung auf Wanderschaft, sie wird bis zum Herbst 2007 an zehn deutschen Hochschulen Station machen. Doch dieses Jahr ist manches, wie gesagt, ein wenig anders. Ein Duplikat der Ausstellung reist durch China, im Februar zuerst nach Peking an die ehrwürdige Tsinghua Universität, vom 4. bis 7. April wird sie in Schanghai auf der Messe „Green Space“ zu sehen sein, dann an den wichtigsten der einhundertfünfunddreißig Architekturhochschulen in der Volksrepublik. Obwohl wir dieses Jahr nicht ganz so viele Wettbewerbsbeiträge zugesandt bekamen und deshalb nicht ganz so viele Teilnehmer aufgefordert haben, uns ihr Material für die Veröffentlichung zu schicken, ist die reine Datenmenge, die der Bauwelt zugeführt wurde, bedrohlich angewachsen. Waren es 2005 geradezu lächerliche 8 Milliarden Bytes in 1208 Dateien, mussten wir uns dieses Jahr durch 1312 Dateien mit knapp 21 Milliarden Bytes kämpfen. Das Recht auf Kürzung und Auswahl sei uns deshalb zugestanden.

Wir zeigen in diesem Heft der Bauwelt, das auch als Katalog für die Wanderausstellungen in Deutschland und China zu lesen ist, fünf erste Preise, einen zweiten Preis, einen Sonderpreis und weitere 22 Arbeiten. In der Kategorie 2 „Garten, Parks und Plätze“ wurde kein Preis vergeben. Die sechs Kategorien der Ausschreibung werden mit jeweils einer Doppelseite eingeleitet. Dort antworten die bisherigen Preisträger auf die Frage, wie es ihnen seit der Preisverleihung ergangen ist.

Bauwelt, Fr., 2007.01.05

05. Januar 2007 Felix Zwoch

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