Editorial

Sichtmauerwerk aus Ziegeln oder Naturstein verbindet Tradition mit moderner Baukultur. Seine Farb- und Texturvielfalt ermöglicht einzigartige, kontextbezogene Entwürfe. Trotz hoher Energiekosten und den Narben, die der Abbau in der Landschaft hinterlässt, punkten Ziegel und Naturstein mit Langlebigkeit und geringem Wartungsaufwand. Besonders interessant: die Wiederverwendung aufbereiteter Materialien. In unserer aktuellen db-Ausgabe »Steinern« erfahren Sie, wie Architekt:innen mit neuen Ansätzen die Zukunft dieses jahrtausendealten Baustoffs gestalten.

HCC Heidelberg Congress Center

Am Heidelberger Hauptbahnhof zieht das Kongresszentrum die Blicke auf sich. Das gelingt ihm trotz der relativ niedrigen und großflächig gegliederten Kubatur durch seine Materialität. Sie strahlt Wertigkeit aus und kontrastiert in Farbe und subtiler Bearbeitung stark mit der gerasterten Umgebungsbebauung. Die Fassade aus lokalem Buntsandstein verortet das HCC klar in der Region und macht es als öffentliches Gebäude erkennbar.

Das »Filetgrundstück« auf der Südseite des Heidelberger Hauptbahnhofs, jenes mit direktem Gleisanschluss, ist von einem Bankgebäude belegt. Das Kongresszentrum hingegen steht in zweiter Reihe. Bahnreisende haben zunächst die volle Länge des neuen Europaplatzes – immerhin wettergeschützt durch eine beeindruckende Kolonnade – und anschließend eine breite Straße zu überwinden, bevor sie den neuen Ort des Wissenstransfers erreichen. Die Lage bietet jedoch den Vorteil, dass der Sonderbau als eine Art Scharnier zwischen dem Südausgang des Bahnhofs und der anschließenden Bahnstadt wirken kann. Über die weitläufige Grünfläche des Zollhofgartens hinweg ergibt sich eine Sichtachse zum nächsten Sonderbau, dem Schul- und Bürgerzentrum »B³ Gadamerplatz« mit seinen rötlichen Ziegelwänden (Datscha Architekten, Stuttgart, db 9|2018, S. 62). Der farbliche Zusammenhang schafft den nötigen Wiedererkennungswert, den es unter all den neutralen, doch arg austauschbaren, Büro- und Wohnblöcken der Bahnstadt braucht.

Ebenso naheliegend wie überzeugend: die Wahl eines rötlichen Sandsteins für die Fassaden des neuen Stadtbausteins. Es handelt sich um den Neckartäler Hartsandstein, wie er schon seit 1 000 Jahren im Umland gebrochen wird und zumeist die öffentlichen Bauten von Rathaus über Heiliggeist- und Jesuitenkirche, Zeughaus, Stadthalle bis natürlich Schloss samt dortigem Besucherzentrum (2011, Max Dudler, db 4/2012, S. 28) ziert.

Für den 2017 international ausgelobten Realisierungswettbewerb entwarfen Degelo Architekten einen kompakten Baukörper, dessen monumentale Fassaden nahezu ohne Fenster auszukommen scheinen und keinen Anhaltspunkt zu Geschossanzahl oder Abmessungen geben. Zu den Nebenstraßen hin und an den Ecken folgt die Kubatur penibel den Fluchten der Nachbarbebauung und ordnet sich auch in der Höhenentwicklung dem städtebaulichen Gefüge der Bahnstadt unter. Ohne sich eines Hochpunkts bedienen zu können, gewinnt das Gebäude Präsenz und Sonderstellung allein aus Kubatur und Fassadenmaterial und lässt dem HCC mit der Erscheinung als schwer lastender Monolith die gebührende Bedeutung zukommen.

Zunächst signalisieren zwei zu den Freiräumen hin orientierte Glasfronten, jeweils drei Geschosse hoch, wo die beiden Foyers zu erwarten sind. Leicht schräg zueinander gestellte Wände und Stürze bilden dazu eine Rahmung und geben als hausgroße Willkommensgesten dem Gebäude einen gleichermaßen repräsentativen wie offenen und einladenden Charakter. Durch das Einziehen der Eingangsfronten ergeben sich schmale Vorplätze, die es für Ankunft und Sammeln braucht und die sich in anderen Entwürfen als mühsam dem Baukörper abgetrotzte Ausschnitte zeigen.

Subtil ornamentiert

Die selbsttragende Vorsatzschale aus massivem Buntsandstein ist zwischen 11,5 und 16 cm dick und mit feinen Mörtelfugen von 4 mm im Regelformat von ca. 62,5 x 25 cm bis knapp 20 m hoch gemauert, freilich durch Luftschichtanker gesichert und über den Fenster- und Türstürzen auf Konsolen gelagert. Es folgen 4 cm Hinterlüftung und 24 cm vlieskaschierte Mineralwolldämmung auf dem 30 bis 40 cm dicken Stahlbeton.

An den langen Gebäudeseiten zeigt sich eine Art Kolossalordnung, die sich aus der konkaven Eintiefung der Steine ergibt und der Fassade im Spiel von Licht- und Schatten einerseits den Eindruck von noch mehr Materialtiefe verleiht, andererseits aber auch die Strenge der Geometrie aufzulockern versteht. Analogien zu einem Theatervorhang sind zwar nicht explizit beabsichtigt, lassen sich aber besonders leicht an den Stürzen der rechteckig angeschnittenen Öffnungen für Notausgänge oder Anlieferung assoziieren.

Für die Kanneluren bediente man sich der alten Steinmetztechnik der Linienscharrierung, bei der zunächst einzelne Nuten so tief eingefräst wurden (heute freilich digital), wie es der gewünschten Krümmung entspricht, um anschließend die stehengebliebenen Stege manuell auszubrechen. Der Effekt der stark strukturierten Oberfläche liegt u. a. darin, dass die Maserung des Natursteins in den Hintergrund tritt und ein Kontrast zu den handschmeichelnd feingeschliffenen Oberflächen an den Eingangs-Nischen entsteht. Die feinen gelblichen Einschlüsse im Stein treten hier wiederum klar hervor und adeln den Ort des Eintretens.

Um die monolithische Erscheinung nicht durch banale Fenster zu stören, wurde ein Kreisformat gewählt, das überdies durch plastisch hervortretende Faschen betont wird. Auch sie sind fein geschliffen und bilden mit ihrer auf die Grate der Kanneluren auslaufenden Tropfenform ein subtiles, unverwechselbares Ornament, das den Ansichten eine weitere Ebene der Wertigkeit zukommen lässt.

Präzision in Planung und Ausführung

Florian Walter, seit 2015 Partner von Degelo Architekten, zeigt sich nachhaltig begeistert vom Können und Kooperationswillen des ausführenden Natursteinunternehmens (Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser), das auch eine maßgeschneiderte Lösung für die Akustikrückwand des großen Saals entwickelte. Dort hat es kleine Quadratformate aus Mainsandstein kreisrund gelocht und in beneidenswerter Präzision bis unter die Saaldecke gemauert. Dahinter beeinflussen verschiedene Absorber je nach Bedarf die Nachhallzeit des beeindruckenden, großflächig mit Akustikputz versehenen Raums, der bis zu 1 800 Personen fasst.

Aber auch die Betonbauer sind zu loben. Ihnen gelangen fein geschalte Oberflächen aus Weißbeton, die zusammen mit hellen Terrazzoböden und ganz im Kontrast zum massiv gestalteten Äußeren trotz aller Schwere der Konstruktion das Gebäudeinnere überraschend hell und bisweilen wie entmaterialisiert erscheinen lassen. Die großen Spannweiten werden stützenfrei von wandartigen Trägern überbrückt. Die Breite des großen Saals von 31 m überspannen 3,3 m hohe Träger, zwischen denen die Lüftungstechnik genügend Raum findet und mit denen die ähnlich einer Kappendecke ausgebildete Unterdecke verbunden ist – allesamt in Ortbeton ausgeführt. Durch elliptische Aussparungen am seitlichen Rand des Kappengewölbes strömt natürliches Licht herab.

Insgesamt sind 2 500 m³ Weißbeton und 23 000 m³ Ortbeton unterschiedlicher Festigkeitsklassen verbaut. Ebenfalls darf man die Bauschreiner nicht vergessen: Ihre Ausbaudetails aus Ulmenholz von Handlauf über Wandbekleidung bis hin zu ausladenden Brandschutztoren erleichtern die Orientierung und lassen den hellen, wohlproportionierten Räumen durch Haptik und Farbe einen weiteren angenehmen, fast wohnlichen Aspekt zukommen.

Gold-Standard

Die Energieversorgung der beiden Säle, der neun teilweise miteinander kombinierbaren Tagungsräume, des Studios für Live-Streaming und Videoproduktion sowie der Showküche im Zwischengeschoss erfolgt über Fernwärme/-kälte und Photovoltaik. Die massiven Bauteile werden als thermische Speichermasse herangezogen, unterstützt von der weitgehend geschlossenen Fassade und vom günstigen A/V-Verhältnis. Mit den gering gehaltenen Erschließungsflächen, Nachtauskühlung, Wärmerückgewinnung, Passivhausstandard, Gründach, gesundheits- und umweltverträglichen Materialien stehen die Aussichten auf das angestrebte DGNB-Gold-Zertifikat nicht schlecht.

Den Ausgangspunkt für die Raumstruktur bildete die Notwendigkeit, maximal flexible Bespielbarkeit zu gewährleisten: für große und kleine Veranstaltungen aller Art, vom wissenschaftlichen Kongress bis zu Theater und Konzert, bei Bedarf in voneinander getrennten Bereichen, deren Wege sich durch die beiden Eingänge mit je eigenem Foyer nicht kreuzen.

Allzu gern streift man durch die weiten Flure, über die luftigen Treppen hinauf zu den Galerien, genießt den spannungsreichen Wechsel von engen und weiten, von niedrigen und sehr hohen Räumen, die empfangen, überleiten, umlenken und mit zahlreichen Blickbeziehungen überraschen. Das sieht auch die Heidelberger Bevölkerung so, die den Neubau sehr wohlwollend aufgenommen hat, auch wenn er Veranstaltungsbesucher:innen vorbehalten und nicht allgemein zugänglich ist. Schön kommt an. Und schön, darin sind sich Architekt und Bauherrschaft einig, muss nicht teurer sein als der Standard.

db, Fr., 2025.02.28

28. Februar 2025 Achim Geissinger

Wohnbau Hertogensite in Leuven

Im flämischen Leuven wandelt sich ein einstiges Krankenhausareal in ein Wohnviertel mit Park. David Chipperfield Architects schufen darin ein Ensemble aus drei Wohntypologien. Backsteine, historisch inspiriert und doch eigenständig, tragen zur einenden Sprache bei.

Ein jahrzehntelang abgedeckter Seitenarm des Flüsschens Dijle liegt zum Teil schon wieder offen, am Ufer sind erste Sitzstufen entstanden. Sie schließen an einen Stadtplatz an, der den Vorbereich zu teils fertigen Bauten in rotem Backstein von Sergison Bates, 360 architecten und De Gregorio & Partners bildet. Unmittelbar neben dem deutlich helleren Wohnensemble von David Chipperfield Architects türmen sich noch Lehmhügel auf, die bis Ende 2025 zum Park werden sollen: Das sind die Eckpunkte der Verwandlung, den die Hertogensite, vormaliges Krankenhausareal unmittelbar am Rande der Leuvener Innenstadt, derzeit unternimmt. Deren Geschichte reicht bis zur Gründung eines kirchlichen »Godshuis« zur Versorgung Kranker im 11. Jahrhundert zurück. Zuletzt platzte hier das nun an den Stadtrand verlagerte Unikrankenhaus aus allen Nähten. Den Wettbewerb zur Neuplanung gewann der Projektentwickler Resiterra schon vor 20 Jahren. Seit Beginn sind Wirtz International Landscape Architects beteiligt, 2014 zeichneten De Gregorio und 360 einen Masterplan. Sukzessive Anpassungen im Austausch mit der Stadt betrafen etwa den Erhalt verschiedener Altbauten und ein künftiges Zentrum für Podiumkünste. Der Kerngedanke aber ist bewahrt geblieben: Der Fokus liegt auf Wohnen und auf Entsiegelung – von Parkplätzen und Innenhöfen hin zu mehr Grün, zu autofreier Durchwegung, zu öffentlichem Raum.

Einheit und Vielfalt

Für den Chipperfield-Bau waren dies prägende Parameter. Anders als die übrigen Bauten steht er im künftigen Stadtraum weitgehend frei, womit auch ein klarer Solitär denkbar gewesen wäre. Teil des Projekts ist ein 14-geschossiger Wohnturm, der zu gewissem Grade diese Funktion übernimmt und in einem Turm von Sergison Bates gegenüber ein Pendant findet. Dass die beiden weder gleich hoch noch exakt symmetrisch platziert sind, unterstreicht indes, dass nicht mit großen Gesten hantiert wurde. Tatsächlich ist der im Masterplan vorgegebene Turm nur eine von drei verschiedenen Wohntypologien, die im Chipperfield-Entwurf zu einer Einheit zusammenkommen. Während der Turm 24 Kaufappartements plus ein Penthouse aufnimmt, schließen daran neun viergeschossige Reihenhäuser an, gefolgt von einem Endstück mit je drei Studios und Einzimmerwohnungen zur Miete. Dieser Abschnitt bildet zugleich das Kuppelstück zu einem Altbau der Universität, dessen künftige Nutzung noch ungewiss ist.

Die Balance zwischen Einheit und Vielfalt wird damit zu einer Art Leitmotiv. »Die unterschiedlichen Logiken legten ein Trennen der Teile nahe«, so Julien Gouiric, Projektarchitekt im Londoner Büro, »aber Bauvolumen und Masterplanvorgaben führten immer wieder zur Kompaktheit zurück.« Umso mehr liegt hier die Qualität des Projekts: Auf der Suche nach einer gemeinsamen Sprache formulierten die Architekten Baukörper, die ineinander übergehen und doch ihre Identität bewahren, sorgfältig skulptural geschnitten sind und zugleich die Untereinheiten lesbar halten. So greifen beim Turm je zwei L-förmige Wohnungen von 125 bzw. 140 m² um den Kern. Pro Etage ist die Position der Loggien gespiegelt, wodurch sie jeweils im Wechsel an den Ecken zu liegen kommen und den Rhythmus der vier Fassaden prägen. Das Penthouse folgt dem nahezu vollständig, das Parterre greift mit einer Vorhalle aus und nimmt einen Fitness- und einen Fahrradraum auf. Ähnlich lassen sich die Reihenhäuser als Kette einzelner Bauten oder als Quader mit Sägezahnfassade lesen. Durch die Verzerrung der Grundrisse zum Parallelogramm erhält jede Einheit ihren Eingang; rückwärtig ergeben sich geschützte Terrassen im 1. OG, von denen Treppen in die Privatgärten hinabführen. Am wenigstens eigenständig wirkt der Teil mit Mietwohnungen, der den benachbarten Rhythmus fortführt.

Material und Kontext

Die Wahl der Außenhaut spielte innerhalb dieser Haltung eine deutliche Rolle. Die grundsätzliche Entscheidung für ein mineralisches Material, das als Schale die tragende Funktion dem Stahlbeton überlässt, ging dem Entwurf voraus, als Präferenz des Bauherrn und der Stadt, insbesondere aber kontextuell begründet. Backstein ist in Leuven historisch vorherrschend, in roter Tönung aufgrund des Bodens, abgesetzt mit Leisten häufig in cremefarbenem Brabanter Sandstein, aus dem auch Sonderbauten wie das gotische Rathaus errichtet wurden. Eben jener Stein taucht auch im Sockel eines Stadtmauerfragments aus dem 12. Jahrhundert auf, das unmittelbar neben dem Projekt erhalten blieb. Der Entwurf verbindet das »Profanbaumaterial« Backstein mit diesem hellen Ton prominenter Zeichen. Bestätigt in der Farbgebung fühlten sich die Architekten durch die weite Sichtbarkeit des Turms, während beim Material durchaus abgewogen wurde. Terrazzoartiger Prefab-Beton, wie beim vom Bauherrn geschätzten Bryant Park Tower in New York, wurde in Betracht gezogen, hätte sich aber eher bei strenger Rasterfassade angeboten; günstigerer Putz schien zu wenig langlebig. Der halb handwerklich produzierte Backstein aus Dänemark – belgische Steine tendieren zu einem kälteren Grau oder hätten einen kostenaufwändigeren Vorlauf gebraucht – kombiniert nun physikalische Qualitäten mit einer, so Gouiric, nicht zu industriell wirkenden Varianz. Die Detailsorgfalt, mit der diese Entscheidungen fortgeführt wurden, ist dann typisch Chipperfield Architects. So zieht sich der Backstein auch über die untersichtigen Flächen; für die Terrassen wurde ein farblich exakter keramischer Belag gefunden; erst bei genauem Hinsehen fällt die historisch inspirierte Plinthe aus Fertigbeton auf. Die Steine wurden so wenig wie möglich zugeschnitten, selbst die Lüftungsschlitze möglichst gleichmäßig gesetzt. Von Ferne scheint das Ensemble, im Zusammenspiel mit den körperhaften Einschnitten der Loggien, monolithisch; in Nahsicht überwiegt eine freundliche, changierende Homogenität.

Urbane Langlebigkeit

Die Dauerhaftigkeit, die die Fassade ausstrahlt, darf auch als ein Aspekt von Nachhaltigkeit verstanden werden, den die Architektur von David Chipperfield Architects generell anstrebt. Im technischen Sinne trägt zur Nachhaltigkeit hier ein geothermiebasiertes Kollektivwärmenetz bei, das das Gesamtareal versorgt und im Zusammenspiel mit Booster-Wärmepumpen und Wärmerückgewinnung Heizung, Kühlung und Lüftung sicherstellt. Hinzu kommen Solarpaneele sowie Regenwassernutzung. Grundsätzlicher versteht der Entwurf Nachhaltigkeit als urbane Langlebigkeit, zu der die vom Bauherrn explizit geforderte Flexibilität der Nutzung beiträgt. So ließen sich im Turm die zwei Einheiten pro Geschoss ebenso zu einer – dann sehr generösen – Wohnung zusammenlegen. Wichtiger ist die individuelle Formbarkeit der Grundrisse dort und in den 250 m² großen Townhouses. Zwischen Kern und Fassade bzw. den Haustrennwänden konnten die Käufer:innen die Einteilung selbst wählen. Für die Reihenhäuser bedeutet dies, dass oberhalb von ein oder zwei Geschossen zum offenen »Durchwohnen« drei oder vier Schlafzimmer möglich waren; ebenso sind Einliegerwohnungen oder ein Bürobereich für freie Berufe zulässig.

Vor allem geben insbesondere die Reihenhäuser eine gewisse Belebung an den Stadtraum zurück. Das funktioniert auch deshalb, weil sowohl vorn, entlang der Stadtmauer, als auch hinten ausschließlich Fußwege verlaufen. Der Weg hinter den Privatgärten ist derzeit noch Sackgasse und entsprechend ruhig. Ob sich das künftig ändert, wird sich zeigen; bei Umnutzung des Uni-Gebäudes wäre eine, weiterhin nur fußläufige, Öffnung des Wegs vorgeschrieben. Die Vorteile dürften so oder so überwiegen: Das Projekt erkundet gewissermaßen in einer einheitlichen Figur, wie Differenzierung nicht nur zwischen Wohntypologien (innerhalb eines gewissen Marktsegments; Sozialwohnungen finden sich anderorts auf dem Areal), sondern zwischen öffentlichem und privatem Miteinander aussehen kann. Das gelingt, weil das Ensemble auf die spezifischen Bedingungen des Leuvener Areals reagiert. Die Balance ist so gesehen nicht nur jene zwischen Einheit und Vielfalt, sondern mehr noch jene zwischen urban und suburban.

db, Fr., 2025.02.28

28. Februar 2025 Olaf Winkler

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