Editorial

Ziegel, Backstein oder Klinker – die im täglichen Gebrauch oft synonym verwendeten Namen bezeichnen allesamt ein einziges Baumaterial: in Öfen gebrannte, aus tonhaltigem Lehm hergestellte künstliche Steine. Während Bezeichnungen, Zusammensetzung, Farben, Formate und Verbände variieren, haben sich Her­stellung und Anwendung der «gebrannten Erde» in all den Jahrtausenden – die ersten bekannten Ziegel entstanden 6300 v. Chr. in Mesopotamien – im Grundsatz kaum verändert.

Nach «Backstein – neuer Favorit der Minimalisten» (TEC21 36/2017) und dem Um- und Weiterbau «Hamel-Gebäude, Arbon» (TEC21 21/2018) widmen wir die dritte Ausgabe unserer Heftreihe «Backstein» diesmal den sinnlichen Aspekten des Materials. Die Beispiele aus St. Gallen, München und ­Bremen, ein Krematorium, ein Wohn- und Geschäftshaus und eine Bank, reichen von geo­metrisch-schlicht bis hin zu verspielt-opu­lent. Sie zeigen einmal mehr die Wandelbarkeit von Backstein – und auch, dass sich der bisweilen hohe Aufwand bei der Planung und auf der ­Baustelle lohnt. Die zeitlose Erscheinung der vorgestellten Bauten transportiert die archaische Kraft der gebrannten Erde mühelos ins Heute.

Tina Cieslik

Inhalt

RUBRIKEN
03 Editorial

07 WETTBEWERB
Ausschreibungen | Pas de deux fürs Tiefbauamt

10 NEUBAU
Sensibler Spagat

13 BUCH
Backsteine zum Lesen

14 VITRINE
Aktuelles aus der Baubranche

15 ESPAZIUM – Aus unserem Verlag

16 SIA
Das Erbe der Zukunft | Mitglieder gesucht

19 AGENDA

THEMA
20 KLEIDER AUS KLINKER

20 TRESOR AUS STEIN
Hubertus Adam
Caruso St John Architects realisierten den Hauptsitz der Bremer Landesbank. Die Backsteinfassade überzeugt durch technische und handwerkliche Raffinesse.

26 FASSADEN-TETRIS
Katharina Sommer
Dreidimen­sio­nalität in Ziegel statt Investorenarchitektur: In München gelingt Hild und K Architekten bei einem Wohn-/Geschäftshaus eine Gratwanderung.

31 STELLENMARKT

37 IMPRESSUM

38 UNVORHERGESEHENES

Tresor aus Stein

Die norddeutschen Hansestädte sind bekannt für ihre markanten Bauten aus Klinker. Mit dem Neubau für das Stammhaus der Bremer Landesbank gelang Caruso St John Architects eine gestalterisch und technisch herausragende Neuinterpretation.

Wie soll man heute eine Bank bauen, wenn sich bei der Erwähnung eines Geldinstituts nicht die Assoziation Sicherheit, sondern Krise einstellt? In Bremen haben Caruso St John Architects den Versuch unternommen und nach dem Wettbewerbsgewinn 2011 eines der architektonisch und städtebaulich anregendsten Bankgebäude der letzten Jahre errichtet. Aber, Ironie des Schicksals: Nur wenige Wochen nach der Eröffnung im August 2016 wurde die Bremer Landesbank, aufgrund fauler Schiffskredite in Schieflage geraten, an die Norddeutsche Landesbank in Hannover verkauft. Immerhin, der neue Sitz der Bank hinter dem Dom wird weiter genutzt, und aus Gründen der Kundenbindung bleibt auch der Name Bremer Landesbank weiter bestehen, vorerst zumindest.

Der Neubau beansprucht einen halben Block und ersetzt den 1972 eingeweihten Vorgängerbau von Gerhard Müller-Menckens, einem in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg in Bremen und Umgebung viel beschäftigen Architekten. Einbezogen in den Neubau wurde die historistische Nordwest- und Westfassade samt dem unter Denkmalschutz stehenden Treppenhaus des alten Bankgebäudes von 1896 (Umbauten 1908 und 1921), während es im Südosten an den Neurenaissancebau der Deutschen Bank anzuschliessen galt.

Die zwei Hauptkirchen der Stadt, der Dom und die Kirche Unser Lieben Frauen, bilden zusammen mit dem Alten Rathaus (1405–1410) und der 1404 auf dem Marktplatz errichtete Rolandstatue – seit 2004 Unesco-Welterbe – die unmittelbare Umgebung. Eingebettet sind diese Bauten in eine differenzierte Platzfolge aus Marktplatz, Grasmarkt, Domshof und Liebfrauenkirchhof. Am Domshof, viel grösser als der Marktplatz und ursprünglich dem Dombezirk zuge­hörig, liessen sich die grossen Banken um 1900 ihre Firmensitze errichten.

Das unmittelbare Gegenüber der Bremer Landesbank bildet das Neue Rathaus, ein kurz vor dem Ersten Weltkrieg fertiggestelltes Spätwerk des Münchner Architekten Gabriel von Seidl. Der Backsteinbau mit Werkstein­gliederung knüpft physisch und ­hinsichtlich seiner Materialisierung an das zwischen Spätgotik und Renaissance oszillierende Rathaus an, will und soll die Herkunft seines Entwerfers aus der süddeutschen Reformarchitektur aber nicht verleugnen. Das Neue Rathaus ist nur ein Beispiel dafür, dass um den Marktplatz herum ständig neu gebaut wurde, und zwar mit variierender Bezugnahme auf die Tradition.

Konstruktive Eleganz

In dieser Umgebung, die bei all ihrer Heterogenität ein stimmiges Ensemble bildet, ist die Bremer Landesbank der ambitionierteste Neubau seit einem halben Jahrhundert. Wenn Caruso St John Architects Klinker als Fassadenmaterial wählten, so hat das zunächst mit dem Gegenüber des Neuen Rathauses und anderen Bauten in der Umgebung zu tun, viel mehr aber noch mit ihrer Faszination für die norddeutsche Klinkerarchitektur im Allgemeinen.

Denn Bremen war niemals so stark vom Klinker geprägt wie etwa Lüneburg, Lübeck oder Hamburg, wo er spätestens seit Fritz Schumacher im frühen 20. Jahrhundert zum bevorzugten Baumaterial avancierte. Die Architekten verweisen denn auch gern auf das Chilehaus von Fritz Höger in Hamburg (1922–1924) als eine wichtige Referenz, ein Meisterwerk des norddeutschen Backsteinexpressionismus, das in den vertikalen Streben ihres Gebäudes nachklingt.

Vor allem aber ist es die handwerkliche Perfektion, die beim Bau der Bremer Landesbank beeindruckt; eine Backsteinfassade wie diese hat man seit Langem nicht mehr gesehen. Denn während Backstein sonst als Riemchen auf Platten geklebt oder in Form von schlichten Verbünden oder Filtermauerwerk zum Einsatz gelangt, schufen die Architekten ein Äusseres voller Plastizität und mit allen gestalterischen Finessen. Üblicherweise wird die Fassadenlast bei heutigen ­Backsteinfassaden geschossweise abgefangen; hier ist das Bankgebäude von einer selbsttragenden Klinkerfassade ohne Dehnungsfugen umgeben. Die Rückverankerung mit dem Rohbau aus Beton erfolgt nur, um dem Winddruck standzuhalten.

Sich nach oben hin verjüngende Pfeiler bilden die vertikale Struktur, dazu treten ondulierende Brüstungsfelder, die vor- und zurückschwingen und damit eine horizontale Wellenbewegung erzeugen. Dabei alternieren die Pfeiler mit kleinen Stützen in hellerem Klinker und scheinen sich im Brüstungsbereich mit den horizontalen Brüstungsfriesen zu verweben. Die hellen Klinkerstützen mit ihrer orthogonalen ­Geometrie und die dunklen Verbünde durchdringen einander, zwei Formenwelten werden sichtbar zusammengeführt.

Explizit zeichenhaft

Die Klinker wurden von einem Hersteller aus dem Südwesten Niedersachsens im Wasserstrichverfahren produziert, und zwar in einem speziellen dunkelbraunen Farbton des Scherbens ohne Engobierung (vgl. Glossar), der von den Architekten auf die Farbigkeit der beiden Rathausbauten abgestimmt wurde. Zum Einsatz kamen 65 verschiedene Formsteinformate, die sich aber durch Konfektionierung aus zwölf Sonderformen ge­nerieren liessen.

Der helle Farbton wurde durch Reduktion erzielt, also durch Entzug von Sauerstoff beim Abkühlen der schon gebrannten Klinker nach einer nochmaligen Erhitzung. Die Betonfertig­elemente – etwa die Sohlbänke – sind ebenfalls in einem hellen Farbton gehalten. Das gilt auch für die zwei­geschossige Attikazone mit ihrer Verkleidung aus grossformatigen Keramikplatten. Eine andere, feinere Materialisierung hätte dem Gesamtbild vielleicht besser gedient.

Reise durch Raum und Zeit

Markant und explizit überhöht ist das Hauptportal zum Domshof mit seinem dreizehnfach zurückgestuften Gewände. Die Eingangslösung spätgotischer Backsteinkirchen aus Norddeutschland scheint sich hier mit dem Pathos der Bankbauten von Louis Sullivan (1856–1924) verbunden zu haben. Und doch erweist sich die Massivität als Illusion: Betritt man die Empfangshalle, erkennt man, wie sich das Portal, innen mit weiss glasierten Fliesen verkleidet, teleskopartig in den Raum schiebt. Eine skandinavische Noblesse prägt den Raum mit seinen weissen Wänden und seinem farbigen Steinboden.

Ebenfalls in den höheren Norden verweist die Gestaltung des öffentlich zugänglichen, aber vor allem von den Mitarbeitenden frequentierten Innenhofs. Diesen erreicht man über ein zweites Rundbogenportal und einen anschliessenden Durchgang.

Das Oval des Innenhofs mit seinen 17 × 34 m, aber auch die schlichte siebengeschossige Lochfassade zitieren nahezu eins zu eins die Lösung, die der schwedische Architekt Sigurd Lewerentz (1885–1975) in seinem Gebäude für die Riksförsäkringsanstalten (1930–32) in Stockholm gefunden hatte. So, wie sie das Pathos der Eingangssituation in der Schalterhalle in eine andere Formenwelt überführen und damit zurücknehmen, so kontrastieren die Architekten die repräsentative ­Ziegel- mit der reduzierten Hoffassade. Dass Höfe anders behandelt werden als Aussenfassaden, ist bau­historisch keine Novität.

Das direkte Lewerentz-Zitat, ohne Zweifel Adam Carusos Faszination für den schwedischen Meister geschuldet, hat aber eine sympathische spielerische Komponente. Diese wird besonders evident, wenn man durch das Gebäude geht und bemerkt, wie souverän die Architekten mit den Materialien umgehen, ästhetisch jedoch Haken schlagen und sich der Homogenität verweigern: Da passiert man Treppen­häuser in bester Schweizer Sichtbetonqualität und ­erreicht schliesslich zuoberst ein Betriebsrestaurant mit geschwungenen Einbauten, wie als Hommage an die 1970er-Jahre. So also kann man heute eine Bank auch bauen.

TEC21, Fr., 2019.01.11

11. Januar 2019 Hubertus Adam

Fassaden-Tetris

Im Schwabinger Tor haben Hild und K Architekten von 2013 bis 2017 ein Wohn- und Geschäftshaus mit eigenwilliger Klinkerfassade realisiert. Den neuen Stadtteil im Münchner Norden ergänzen sie damit um einen Baustein, der zur Identitätsbildung des entstehenden Quartiers beiträgt.

München wächst. Seit Jahren gehört die süddeutsche Grossstadt in internatio­nalen Rankings zu den Standorten mit der höchsten Lebensqualität. Die Attraktivität schlägt sich in einer moderaten Bautätigkeit und einem weniger moderaten Ansteigen der Immobilienpreise nieder. Gebaut wird auch im ehemaligen Trendquartier Schwabing, westlich des Englischen Gartens: Wer sich einst auf der ­Leopoldstrasse von der Münchner Freiheit aus nach Norden begab, passierte rechter Hand eine Gross­markthalle und den Hotelkomplex Holiday Inn aus den 1970er-­Jahren.

Heute befindet sich auf dem schmalen, jedoch 500 Meter langen Grundstück das neue Wohn-, Arbeits- und Geschäftsviertel Schwabinger Tor. Den Masterplan hierfür entwickelte das Münchner Büro 03 Architekten, das 2007 als Sieger aus einem städtebaulichen Wettbewerb hervorging. Das Konzept sah eine dichte Bebauung mit neun Solitären vor, die in zwei Reihen versetzt zueinander angeordnet sind. Die dadurch entstehenden Gassen und Plätze stellen eine Verbindung zum östlich davon gelegenen Wohnquartier an der Berliner Strasse her, das vormals von der Leopoldstrasse abgeschnitten war.

Durch diese geschickte Setzung und dank gewerblichen Nutzungen in den Erdgeschossen besteht grosses Potenzial für einen neuen, belebten Stadtteil nördlich der ­Münchner Freiheit. Für die Realisierung der einzelnen Bauten, die in zwei Abschnitten zwischen 2013 und 2017 stattfand, zeichneten neben Hild und K die Büros Max Dudler, Hilmer Sattler und 03 Architekten ver­ant­wortlich.

Drei Hochhäuser mit 14 Geschossen setzen am Nord- und Südende des neuen Quartiers sowie am mittig gelegenen Platz einen Akzent. Die anderen Häuser übernehmen mit sechs Geschossen die üblichen Höhen der Schwabinger Blockränder. Vorgegeben war zudem ein dreiteiliger Aufbau: öffentliche Nutzungen im Sockelgeschoss, darüber drei Büroetagen und zuoberst zwei Wohngeschosse. Im Rahmen dieser Vorgaben sticht der Bau von Hild und K durch seine detailreiche Fassade hervor, einer zeitgenössischen Variation eines Klinkerbaus.

Klinker trifft Beton

In den Projekten von Hild und K Architekten finden sich oftmals Neuinterpretationen bzw. Weiterentwicklungen von vorgefundenen Themen, Bautechniken oder Materialien. Beim Neubau für das Schwabinger Tor konnten die Architekten auf keine unmittelbaren ­Bezüge zurückgreifen. Sie zogen daher historische Klinkerbauten, wie sie vereinzelt an der Ludwig- und Leopoldstrasse zu finden sind – zum Beispiel die Staatsbibliothek (1843) und die ehemalige Salinenadmini­stration (1838–1843) von Friedrich von Gärtner – als Inspirationsquelle her­an. Aus den traditionellen Klinkern entwickelten sie, und darin lag der besondere Reiz, eine neue Gestaltungsform.

Wie schon beim Umbau des Gebäudes 0505 der TU München, dem Hild und K eine vor- und zurückschwingende Hülle aus titangrauen Klinkern verpassten (vgl. TEC21 26/2012), suchten sie auch für das Schwabinger Tor nach einer neuen Verwendungsart des Fassadenmaterials. Das Ergebnis ist eine vor­gehängte, hinterlüftete Fassade aus klinkerverklei­deten Stahl­betonfertigteilen, die sich über alle Stockwerke legt. An den Kreuzungspunkten treten die 240 × 115 × 40 mm grossen Klinker (Römerformat RömF) reliefartig hervor und verleihen der Fassade dadurch eine ausgeprägte Plastizität. Die sternförmige Anordnung der Riemchen lässt auf subtile Weise erahnen, dass die Fassade nicht tragend ausgeführt wurde.

Die Fugen überhöhten Hild und K zum Gestaltungsobjekt, das klassische Architekturelemente referenziert. So sitzen zwischen den sich teils herauswölbenden Klinkerflächen Passstücke aus hellem, gesäuertem Beton. In der Horizontalen lassen sich diese als kleine Kapitelle lesen, in der Vertikalen hingegen bilden sie Lisenen, die zueinander versetzt zwischen den Fenstern fortgeführt sind. Auch der schmale Sockel und die Fensterbrüstungen sowie -bretter wurden in hellem, gesäuertem Beton ausgeführt.

Das Fassadenthema ziehen Hild und K über alle Geschosse, ohne zwischen den Nutzungen zu differenzieren. Ablesbar werden diese über die unterschiedlich dimensionierten Fensteröffnungen. Während sich im Erdgeschoss – mit Foyer, Gastronomie und Gewerbe – grosse Fensterflächen zwischen den Betonstützen aufspannen, besitzen die Öffnungen der Bürogeschosse einen engeren Raster. Hier laufen die Lisenen über zwei Geschosse durch, um sich dann im vierten und fünften Obergeschoss aufzulösen. Loggien und grossflächige Fenster öffnen hier die Fassade der beiden Wohn­geschosse.

Eigenwilliges Kleid

Die Herstellung der Fassadenelemente erfolgte komplett im Werk. Dazu wurden kreuzförmige Schalungsmatrizen mit Latexeinlagen zur Platzierung der Riemchen erstellt. Vorgeformte Fugen verhinderten das Verrutschen der einzeln eingelegten Klinker beim abschlies­senden Auffüllen mit Beton. Die Beschränkung auf zwei Materialien – heller Beton und Klinker – verleiht der Fassade trotz ihrer Plastizität die notwendige Ruhe.

Dazu trägt auch der beige-graue Farbton des Klinkers bei, der sich harmonisch in die umgebenden Natursteinfassaden einfügt und von den Architekten in einem sechsmonatigen Prozess zusammen mit der Firma Hagemeister entwickelt wurde. Die auf dem Klinker «Kanada» basierende Sonderanfertigung in der Sortierung «Leopoldstrasse» weist durch die Zugabe von Mineralien (die genaue Rezeptur ist geheim) einen leicht erhöhten Grünanteil auf. Mit dem Wechsel des Lichts tritt dieser unterschiedlich stark hervor und korrespondiert mit dem Baumbestand an der Berliner Strasse.

Das individuelle «Kleid des Hauses» spielt in den Entwürfen von Hild und K immer wieder eine wichtige Rolle. Oft beziehen sie sich dabei auf textile Strukturen und Materialien. So erinnert z. B. die gelb geschlämmte Ziegelfassade des Wohnhauses in Aggstall (2000) an ein Häkelmuster oder die Hülle des Agfa-Hochhauses in München (2009–2010) an einen Webstoff.

Für das Büro- und Wohnhaus Schwabinger Tor zogen die Architekten das Bild eines «Brokatüberwurfs» heran, der sich über das gesamte Volumen legt. Die aus der Fassadenebene hervortretenden einzelnen Steine vergleichen sie mit einer Reliefstickerei. Je nach Blickwinkel tritt dieses Fassadenrelief unterschiedlich stark hervor und erzeugt damit ein Irritationsmoment: Bei trübem Wetter ist das Relief in der Frontalansicht kaum wahrzunehmen, erst der Blick von der Seite zeigt die Bewegung in der Fassade. Bei Sonnenlicht dagegen verstärken die Schatten der vorstehenden Ziegel die Plastizität der Fassade.

Wertvoller Bruch

Zu Beginn des Projekts Schwabinger Tor waren noch weitere Gebäude mit einer Klinkerfassade vorgesehen. Zwar gab es keine bindenden Gestaltungsvorgaben, jedoch versuchten die verschiedenen Architektenteams, ihre Entwürfe in der frühen Planung aufeinander abzustimmen. Im weiteren Prozess verblieb letztlich nur das Haus von Hild und K mit einem Klinkerkleid. Zwischen den übrigen vorwiegenden Natursteinfassaden in Hell- bis Dunkelgrau bildet das eigenwillige Ziegelrelief nun einen besonderen Blickfang, der auch aus der zweiten Reihe – von der Leopoldstrasse aus gesehen – einen identifikationsstiftenden Beitrag zum neuen Quartier Schwabinger Tor leistet.

TEC21, Fr., 2019.01.11

11. Januar 2019 Katharina Sommer

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